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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 20. Apr 2022, 19:55
von jogiwan
The Monster of Camp Sunshine

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Ein Fashion-Model und eine Krankenschwester teilen sich nicht nur eine Wohnung in New York, sondern auch eine geheime Leidenschaft für Freikörperkultur, der im Camp Sunshine einer gemeinsamen Freundin nachgegangen wird. Eine bösartige Chemikalie, die zuvor schon Ratten aggressiv gemacht hat und von einem Arzt unsachgemäß entsorgt wurde, landet jedoch durch eine Verkettung unglücklicher Umstände im Camp und verwandelt den herzensguten Gärtner in ein furchtbares Monster. Dieser kann fliehen und macht sich hinter den erholungssuchenden Nakedeis her, dass schlussendlich sogar die Army zu Hilfe geholt werden muss…

Schrullig-sympathische Mischung aus „Nudie-Cutie“ und Monster-Film, wobei man sich bei beiden Dingen angesichts des Entstehungsjahres nicht zuviel erwarten sollte. Mehr als ein paar Brüste und nackte Kehrseiten gibt es nicht zu sehen und auch die Monster-Action eher bescheiden. Dennoch atmet „The Monster of Camp Sunshine or How I Learned to Stop Worrying and Love Nature” trotz seiner etwas altbackenen Darreichungsform den Geist der Hippie-Kultur und der freien Liebe und ist auch mit einer fast schon erfrischenden Naivität gesegnet. Ich habe mir angesichts der eher schlechten Bewertungen nicht so viel erwartet, aber schon die extravaganten Title-Credits und Texst-Einblendungen zeugen durchaus von Kreativität und dem Versuch einen künstlerisch ambitionierten Film zu machen. Auch die Drehlocations in Downtown Manhattan sind hübsch gewählt und die Stimmung sommerlich. Um es kurz zu fassen: „The Monster of Camp Sunshine“ ist einfach eine rundum nette Sache, der man auch gerne verzeiht, dass am Ende auch auf fremdes Material zurückgegriffen wurde um dem Ganzen noch etwas Schmackes zu verpassen. So billig wie man vielleicht annehmen möchte, ist der Streifen gar nicht ausgefallen und irgendwie ist hier auch alles stets so kurios, dass man am liebsten selbst sofort den nächsten Urlaub im Nudistencamp buchen möchte.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 21. Apr 2022, 19:44
von jogiwan
Ostermontag

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Psychopath Heiko liebt Fabienne, doch die hat einen Zwilling namens Nicole, die sich gerne mal als ihre Schwester ausgibt. Um das zu beenden, plant Heiko Nicole bei einem Kerzenlicht-Dinner zu ermorden um kurz darauf zu bemerken, dass er die Richtige, nein… die Falsche erwischt hat. Die geliebte Freundin ist tot, Heiko wandert ins Gefängnis und bricht fünf Jahre später wieder aus. Die Polizei klopft bei den Nachmietern an der Tür um vor der drohenden Gefahr zu warnen und auch Nicole eilt zum ehemaligen Tatort um die Bewohner der Wohnung eindringlich vor Heiko zu warnen und vom Verschwinden ihrer Schwester zu erzählen. Dummerweise sind die Nachmieter jedoch Kumpels von Heiko, die ihm in Punkto Gewaltbereitschaft um nichts nachstehen und natürlich steht wenig später auch der Psycho auf der Matte um gemeinsam mit seinen sadistischen Freunden grausam Rache an Nicole zu nehmen.

Zu Heiko Fippers Fake-Snuff-Streifen aus dem Jahr 1991 gibt es ja im Grunde nicht viel zu beschönigen und ich will hier auch erst gar nicht irgendwie so etwas wie Verständnis für die Macher und ihren Film aufbringen. Im Grunde habe ich mir nichts erwartet und bin dann doch noch überrascht worden und zwar von dem Grad der Frauenfeindlichkeit, die einem hier serviert wird. Gerne würde man glauben, dass die Jungs um Herrn Fipper sich einen großen Spaß gemacht haben, den Zuschauer mit ihren Gewaltfantasien zu schocken, aber hier hat man leider eher das Gefühl, dass die Macher sich und ihr Machwerk aus den völlig falschen Gründen total geil finden. Technisch, darstellerisch und dramaturgisch auf unterirdischem Niveau folgt die wackelige Kamera Männern die Frauen quälen, vor wenig Halt machen und sich dann auch gegenseitig massakrieren. Und dann, wenn man glaubt, dass man die ganze Sache bereits überstanden hat, steht einem das Schlimmste noch bevor. Der Grad der Frauenverachtung und des Unvermögens auf allen Ebenen sind doch überraschend und dennoch wird das im Falle der Fippers mit einer beiläufigen Selbstverständlichkeit serviert, die den Zuschauer doch irgendwie fassungslos zurücklässt. „Ostermontag“ triggert ein herkömmliches Wertemodell auf penetrierende ähm… penetrante Weise und wer so etwas nach fünf Minuten nicht ausmacht, ist selber schuld und darf sich hinterher nicht aufregen. Jetzt fühle ich mich auch endlich bereit für die „August Underground“-Filme von Fred Vogel und das sagt eigentlich auch alles aus, wie diese filmische Erfahrung für mich zu verorten ist.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 23. Apr 2022, 19:30
von jogiwan
Freaky

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Schülerin Millie ist ein Mauerblümchen und wird in ihrer Highschool schikaniert und im trauten Heim von der Liebe ihrer verwitweten Mutter erdrückt. Abwechslung bringt die Zeit mit ihren Freunden Josh und Nyla, die ihr zur Seite stehen. Als in dem beschaulichen Ort ein psychopathischer Serienkiller sein Unwesen treibt, wird Millie eines abends attackiert. Da der Angriff jedoch mit einem speziellen, zuvor von dem Killer zufällig gefundenen Dolch ausgeführt wird, tauschen die Seelen der beiden kurzerhand ihre Körper. Millie erwacht als 2 Meter Riese, während der psychopathische Killer sich plötzlich in einem schwachen Schulmädchenkörper wiederfindet. Während Millie in ihrem neuen Körper herausfindet, dass ihr nur 24 Stunden bleiben um den Tausch wieder rückgängig zu machen, findet der Killer Gefallen an seinem unschuldigen Äußeren und beginnt weiter zu morden.

Unterhaltsame Mischung aus Körpertausch-Komödie und Teenie-Slasher, der überraschend blutig um die Ecke biegt, aber nie ausufernd wirkt. Der Spaß ist hier ja vor allem Vince Vaughn, der als Hüne auf einmal auf Teenager macht. Das kann man lustig oder doof finden, aber sympathisch ist es allemal. Die Geschichte ist okay, könnte aber meines Erachtens auch besser, witziger und vor allem selbstironischer sein. So wirkt die Story manchmal zu sehr nach Reißbrett und manche Wendung ist dann auch etwas naja und Highschool-Klischees werden natürlich auch zuhauf geboten. So originell wie man annehmen könnte, kommt der Körpertausch dann leider doch nicht rüber und so manch Potential bleibt einfach ungenutzt zurück. Aber ich will den Film nicht „Schlächter“ machen als er ist und die 100 turbulenten Minuten vergehen auch wie im Flug. Kahtryn Newton und Vince Vaughn haben sichtlich Spaß am Rollentausch und auch der Zuschauer wird gut unterhalten, auch wenn hier sicher mehr möglich gewesen wäre. Der Slasher-Anteil ist hoch, die Gags okay und als Feelgood-Movie mit blutigem Gekröse geht „Freaky“ definitiv in Ordnung.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 24. Apr 2022, 19:26
von jogiwan
Red Spirit Lake

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Nach dem Tod ihrer Tante erbt Annabelle ein Anwesen und einen See, der Red Spirit Lake genannt wird und bei den Einheimischen aufgrund seiner unrühmlichen Geschichte nicht den besten Ruf besitzt. Als sie beschließt dort ein paar erholsame Tage zu verbringen, bekommt sie bald Besuch von zwielichtigen Gestalten, die Interesse an dem Grundstück haben und für die anscheinend jedes Mittel recht ist, in dessen Besitz zu kommen. Doch Molly zögert und während sie von unheimlichen Visionen und Schreckensbildern aus der Vergangenheit heimgesucht wird, bekommt sie unerwartet Besuch von ihren Freunden aus der Stadt, die ebenfalls in einen Strudel aus Gewalt und übernatürlichen Ereignissen gezogen werden…

Low Budget-Streifen von Charles Pinion, der wohl aus dem Umfeld von Underground-Filmer Richard Kern stammt und hier eine etwas konfuse Mischung aus Horror, Sex und Hexen-Drama abliefert. Hier geht es ja um einen ominösen See, eine junge Frau mit Visionen als Zentrum des Geschehens, um mystische Symbolik und Fleischeslust, die hier auf eher ruppige Weise zusammengebracht werden. Einen Handlungsbogen gibt es nicht wirklich, dafür sehr sonderbare Figuren, die auch sehr sonderbar agieren. Der Inhalt des Streifens wirkt teils improvisiert und so, als hätte man mit verfügbaren Darstellern einfach munter drauf losgefilmt. Zuerst passiert in dem ohnehin sehr kurzen Streifen nicht viel und in den letzten 15 Minuten kommen die Freunde aus der Stadt und mit ihnen der Sex und die Gewalt. Obwohl alles eher kostengünstig und durchschaubar inszeniert ist, wird die sexuelle Gewalt wohl nicht allen munden und glaubwürdig geht ebenfalls anders. So richtig funzt weder der Film, noch der bemühte Tabubruch irgendwelche nackte Haut zu integrieren. Ich vermute mal, dass sich hier jeder der künstlerisch ambitionierten Mitwirkenden aus der Punk-Szene auf kreative Weise einbringen wollte und genauso unausgegoren wirkt dann auch das Gesamtergebnis. Für Freunde von Mitternachts- und transgressiven Undergroundkino okay, der Rest wird mit „Red Spirit Lake“ hingegen wohl nicht viel anfangen können.

We Await

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Ein Ex-Veteran auf der Suche nach Erlösung durch Gott trifft eines Tages auf der Straße auf einen Prediger und dessen Begleitung. Die Beiden werden jedoch ermordet und der Ex-Soldat entführt und verschleppt. Wenig später wacht er gefesselt und geknebelt im Haus einer kannibalistischen Familie auf, die eine Art Mini-Kommune gegründet, die sich einem Pilz mit halluzinogenen Eigenschaften verschrieben hat. Während der Veteran versucht sich zu befreien, stürzt er gemeinsam mit der völlig durchgeknallten Familie immer tiefer in einem Alptraum aus Drogen, Wahnsinn und Gewalt bis am Ende sogar Jesus einschreiten muss um dem beispiellosen Treiben ein Ende zu setzen.

Nach dem doch eher etwas bescheidenen „Red Spirit Lake“ stand gestern noch der Nachfolger „We Await“ auf dem Plan, in dem Regisseur Charles Pinion dem großen Klassiker „Texas Chainsaw Massacre“ huldigt und dieses mit Elementen von obskuren Show-Predigern und Drogen-Konsum vermengt. Herausgekommen ist abermals ein eher wirrer Film ohne Handlungsbogen, der es dem Zuschauer auch nicht leicht macht. Ganz klar sollen hier wieder einmal Grenzen überschritten werden und religiöse Menschen könnten natürlich spätestens beim Auftritt des stark übergewichtigen Jesus in ihren Befindlichkeiten verletzt werden. Aber wer sich so etwas wie „We Await“ in den Player schiebt ist sicher niemand, der sich leicht schockieren lässt und im Falle von Charles Pinion wirkt das auch immer etwas bemüht, wenn immer noch eine weitere Abartigkeit aus dem Ärmel geschüttelt wird. So hat der Streifen auch eher den Charakter aneinandergereihter Videoclips aus dem Industrial-Bereich, die lose mit einem improvisierten Handlungsbogen zusammengehalten werden und den Zuschauer mit massenhaft Symbolik überfordern möchte. Warum derartige Filme immer wenig gehaltvoll, aber umso anstrengender sein müssen, bleibt ebenfalls der rotzigen Punk-Attitüde geschuldet. Begeisterung sieht definitiv anders aus und trotz einer Stunde Laufzeit wirkt „We Await“ mit seinen gewollten Tabubrüchen nicht sonderlich schockierend, sondern rasch ermüdend.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 25. Apr 2022, 19:59
von jogiwan
We are what we are

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Frank Parker lebt mit seiner Familie ein zurückgezogenes Leben, das nach dem überraschenden Unfalltod seiner Frau Emma in den Fokus der Gemeinde rückt. Gemeinsam will man dem trauernden Mann mit seinen beiden heranwachsenden Töchtern Iris und Rose, sowie seinem kleinen Sohn Rory unter die Arme greifen. Doch die Familie hütet ein furchtbares Geheimnis, dass seit Generationen weitergegeben wird. Einmal im Jahr muss die Familie laut Überlieferung Menschenfleisch verzerren um nicht krank zu werden und als das Ritual unmittelbar bevorsteht, bekommen die beiden Töchter Gewissenbisse und als durch den Starkregen menschliche Knochen an die Oberfläche gespült werden, überschlagen sich die Ereignisse.

US-Amerikanisches Remake des mexikanischen „Wir sind was wir sind“ den ich ja noch als etwas zwiespältige und sperrige Mischung aus Arthouse-Drama und Kannibalen-Horror in Erinnerung habe. Das Remake gibt sich auch betont düster und trostlos und umschifft die kannibalistische Weise eher, als dass es sich für seine Zwecke ausschlachtet. Leider wirkt das aber alles arg bemüht und ich muss ehrlich gestehen, dass ich schon lange keine derart langweiligen Film gesehen hab, bei dem sich die Motivation der Protagonisten so gar nicht nachvollziehen lässt. Ein spinnerter Vater, drei Kinder die entsprechend erzogen werden und eine Dorfgemeinschaft, die erst dann hinschaut, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt und pausenlos schlechtes Wetter als Sinnbild für die grauen Wolken im Seelenleben der Kinder. Irgendwie bleibt einem das alles fern und die Figuren so gezeichnet, dass man gleich einmal das Interesse verliert bzw. erst gar keins entwickelt. Dazu ein Subplot über einen Landarzt, der seine vermisste Tochter sucht und fertig ist das Horror-Drama, dass gerne anspruchsvoll und auf subtile Weise verstörend sein möchte. Mehr als eine 100minütige Schlaftablette ist der farbarme „We are what we are“ aber nicht geworden.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 26. Apr 2022, 19:27
von jogiwan
Honeymoon of Terror

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Frank und Marion sind ein frisch verheiratetes Paar, das in den Flitterwochen in Las Vegas auf die glorreiche Idee kommt, den Urlaub kurzerhand auf einen Platz zu verlegen, der von weniger Menschen bevölkert ist. Dazu fahren die Beiden nach der etwas turbulenten Hochzeitsnacht in Vegas auf die menschenleere Insel Thunder Island, wo die beiden Turteltäubchen unter sich bleiben möchte. Als Frank jedoch wieder aufs Festland muss, weil ein paar Sachen vergessen wurde und sich Marion am Strand sonnen möchte, muss diese jedoch zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sich auch ein Sexualstraftäter auf die Insel verirrt hat, von dem auch wenig später Frank erfährt und sich eilig zurück zu seiner Geliebten macht.

Herrlich naives Filmchen mit einem Paar auf den Flitterwochen, einer nicht ganz so einsamen Insel und einem bösen Psychopathen, der seine Triebe nicht im Zaum halten kann. Mehr als das, vier Darsteller und eine Location am See brauch es auch gar nicht um einen hübschen Film zu zaubern, der bereits im Jahr 1961 etwas in Richtung Terrorfilmchen geht. Natürlich ist hier aber alles harmlos und braucht auch ziemlich lange, bis es mal in die Gänge kommt, da sich der Großteil des Films auf das frisch verheiratete Pärchen konzentriert, dass körperlich nicht so richtig zueinander findet. Später geht es dann auf eine abgelegene Insel, worauf ein psychopathischer Vergewaltiger wartet und die spießige Marion kreischt sich die Seele aus dem Leib, während sie verfolgt wird. Lustig allerdings das Ende, dass man für damalige Verhältnisse als durchaus progressiv sehen kann und auch sonst bietet der Streifen ein paar unterhaltsame Momente, die die 68 Minuten Laufzeit auch fast wie im Flug vergehen lassen. Ich habe nun einmal ein Herz für solche Kuriositäten und es ist kaum vorstellbar, dass so etwas auch in deutschen Lichtspielhäusern unter dem Titel „Wilde Lust“ gelaufen sein soll und die niedrigen Instinkte des heimischen Publikums zu befriedigen. Ich habe die englische Originalfassung gesehen, die sich neben „All Man are Apes“ als Bonus auf der Blu-Ray zu „Monster of Camp Sunshine“ befindet. Kein Highlight, aber schon eine unterhaltsame Sache.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 27. Apr 2022, 19:52
von jogiwan
Noctem

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In der nahen Zukunft ist die Welt von Zombies überrannt und die wenigen Menschen, die noch leben sind auf der Flucht vor den verwesenden Kreaturen und auf Suche nach Nahrung und anderen Überlebenden. In dieser dunklen Zeit trifft Kusey auf die junge Amy, die gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat und gemeinsam flüchtet man aus der Stadt und strandet irgendwo am Lande, wo Kusey eine paramilitärische Vereinigung vermutet. Dieses findet man auch, doch der raue Ton und das gewaltbereite Verhalten innerhalb der Gruppe verleitet das Pärchen zur weiteren Flucht und gemeinsam mit einem weiten Weggefährten begibt man sich auf eine Reise in eine ungewisse Zukunft, in der es nur noch wenig Hoffnung für die Menschheit zu geben scheint.

Auch ein Film, der irgendwie schon ewig lange zuhause herumliegt und „Noctem“ entpuppt sich doch tatsächlich als einer der besseren Vertreter aus der deutschen Amateur-Liga. Dass die Zombie-Thematik mittlerweile durch ist, dafür kann der Streifen ja nichts und im Jahr 2003 war das ja auch noch nicht der Fall. Die Geschichte über ein Pärchen in einer postapokalyptischen Welt geht klar und auch sonst sticht „Noctem“ aus der Masse vergleichbarer Werke heraus. Zwar wirken nicht alle Darsteller und Rollen mitunter sonderlich professionell und manchmal ist der Ton etwas schwer zu verstehen, aber ansonsten ist hier eigentlich im Großen und Ganzen auch alles im grünen Bereich. Anstatt nur drauf los zu filmen hat man passende Locations, auch bei den Masken und Effekten hat man sich durchaus Mühe gegeben und gemeinsam mit dem stimmigen Soundtrack wirkt „Noctem“ erstaunlich professionell. Eigentlich schade, dass Jens Wolf seitdem kein weiteres Werk realisiert hat und das Feld anderen Leuten überlassen hat, die leider eindeutig mit weit weniger Talent gesegnet sind. „Noctem“ geht klar und wer dieser Art von Filmen aufgeschlossen wird, bekommt hier auch einen Streifen präsentiert, für den man sich zur Abwechslung mal nicht genieren muss.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 28. Apr 2022, 19:25
von jogiwan
Burglar from Hell

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Frank the Tank ist ein skrupelloser Einbrecher, der es auf das Vermögen einer alleinstehenden Dame abgesehen hat. Als er bei dieser einbricht, weiß sich die alte Dame jedoch zu wehren, erschießt den Einbrecher und verscharrt ihn kurzerhand in ihrem Garten, ehe sie an einem Herzinfarkt verstirbt. Ein Jahr später wird das leerstehende Haus von Mike und seinen Freunden übers Wochenende gemietet um Party zu machen. Unter den Gästen befindet sich jedoch auch ein Medium und ein spaßig gemeinte Seance holt den erschossenen Einbrecher zurück von den Toten, der sich sogleich übellaunig und mit großer Freude am Töten hinter den Gästen der Party hermacht.

Amateur-Slasher aus den Staaten und dem Jahr 1993, der insofern beachtlich erscheint, weil hier scheinbar die größten Knallchargen der Filmgeschichte vor der Linse versammelt wurden. Die Figuren in „Burglar from Hell“ mit seltsam zu beschreiben, wäre ja untertrieben und von Einbrechern, Rockern, einem übersinnlichen Medium, Nerds, drallen Schönheiten bis hin zu Möchtegern-Ghetto-Gangstern wimmelt es hier nur so von seltsamen Menschen, die dann auch völligen Stumpfsinn von sich geben. Auch die Geschichte ist völliger Mist und nach dem durchaus spaßigen Auftakt passiert erst einmal eine Stunde nichts, bevor der titelgebende Einbrecher von den Toten aufersteht. Der steigt mit blitzsauberer Jean aus seinem feuchten Grab, hat etwas Pampe im Gesicht und mordet sich dann durch die Gästeliste von Mike und Jake, die sich – warum auch immer – ein Haus gemietet haben, bei dem auch ungeladene Gäste auf der Matte stehen. „Burglar from Hell“ ist technisch, darstellerisch und inhaltlich ja eigentlich eine Bankrotterklärung ans Filmemachen, aber gleichzeitig so „cringe“ dass man sich durchaus unterhalten fühlen kann. Da verpassen Darsteller ihre Einsätze, blicken ständig in die Kamera, es wird beim Schmoddern ein Handtuch unter gelegt um den Teppichboden nicht zu versauen und der Regisseur ist auch irgendwie ständig als Schatten präsent. Alles in allem billig zusammengezimmerter SoV-Trash aus der Amateur-Kiste und von Menschen, die vom Filmemachen wenig Ahnung haben und sich davon herzlich wenig beirren lassen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 29. Apr 2022, 20:56
von jogiwan
Video Murders

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Der junge David Lee versucht sich als Filmemacher und scheitert mit seinen Versuchen in Videomarkt Fuß zu fassen. Daraufhin entwickelt er einen Hass auf seine Familie und die Welt, die er mit Morden vor der Kamera kompensiert. Er lockt ahnungslose Frauen in sein Hotelzimmer um diese dann vor laufender Videokamera zu strangulieren. Als eine tote Prostituierte im Distrikt des Polizisten Delvechio gefunden wird, macht dieser sich auf die Suche nach dem Serienkiller und findet auch rasch eine Spur, die auf David hinweist. Der ist der Polizei jedoch einen Fuß voraus und schnappt sich mit Melissa die Tochter eines wohlhabenden Industriellen, die sich jedoch nicht als leichtes Opfer entpuppt und auch Delvechio ist dem Täter dichter auf den Fersen, als dieser ahnt.

„Video Murders“ ist eigentlich mehr Drama und Polizeifilm als Slasher und präsentiert einen jungen Filmemacher mit Hass auf die Welt, der jungen Frauen ermordet. Da die Absichten des Mannes aber schon von Beginn an klar sind, hält sich auch die Überraschung in Grenzen und Kommissar Zufall hilft den Ermittlern auch immer wieder etwas zu offensichtlich weiter, sodass auch bei der Spurensuche nicht wirklich Spannung aufkommt. So bleibt der Streifen eher etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück und präsentiert sich insgesamt eher zurückhaltend und lässt reißerische Schauwerte vermissen. Ich will hier nichts schlechter machen als es ist und auch nichts beschönigen, aber aus der Masse vergleichbarer Produktionen ragt „Video Murders“ leider nicht heraus und über gehobenes TV-Niveau kommt der Streifen trotz seines dramatischen Finales leider nicht hinaus. Kann man gucken, muss man aber nicht und der ebenfalls leider etwas kurze Auftritt einer Band namens „The Insatiables“ ist dann auch eines der wenigen Highlights, die von dem ganzen Streifen zurückbleiben.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 30. Apr 2022, 20:02
von jogiwan
Pig

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Bei Nicolas Cage Filmen ist man ja mittlerweile auf alles gefasst und auch „Pig“ entpuppt sich als völlig zwangsorginelles Filmchen, dass den Zuschauer auf Teufel komm raus überraschen möchte. Man nehme die simple Story eines handelsüblichen Rachethrillers inklusive John-Wick-Parallel-Universum aus der näheren Vergangenheit, ersetze die Frau/Geliebte durch ein Trüffelschwein, den Elite-Soldaten durch einen Sterne-Koch, den Oberbösewicht durch einen Gastro-Zampano und das blutiges „Grande Finale“ durch einen emotionalen Showdown ohne Blut und fertig ist Film-gewordenes „Whataboutsim“, der wie selbstverständlich sämtliche Plotholes ignoriert. Der Murks funktioniert wohl nur, weil dem Zuschauer einfach alles bekannt vorkommt und man das ja auch schon in abgewandelter Form dutzendfach gesehen hat. Mit seinem Bezug zur Nobelgastronomie ist “Pig“ auch ein sinnbildlicher Beitrag wie ideal geschaffen für die übersättigte Wohlstandsgesellschaft, die alles hat und alles kennt und wo nur noch die völlige Übertreibung als letzter Ausweg bleibt. Ich fand „Pig“ einfach nur langweilig und langatmig und – um beim Thema zu bleiben - wie die mit edlen und ausgesuchten Zutaten gespickte Speisekarte eines megahippen und angesagten Lokals, auf der man erst nichts findet, was einem schmecken würde.