Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Franklyn

01.jpg
01.jpg (120.01 KiB) 374 mal betrachtet
Eine Zeit lang waren sie ja ganz populär, dieses überlagen Episodenfilm-Dramen aus der Arthouse-Ecke wie „Babel“, „Magnolia“ und wie die seinerzeit alle geheißen haben. Unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Ecken, die das Schicksal dann in mehr oder minder konstruierten Momenten zusammenschickt. Auch „Franklyn“ geht in diese Ecke, vermengt jedoch zu den üblichen Erzählsträngen über gebrochene Menschen auch eine aus der Fantasy-Ecke dazu, was zwar gut aussieht, aber irgendwie nicht so richtig zum Rest der im Hier und Jetzt angesiedelten Geschichte über eine todessehnsüchtige Künstlerin, einen verlassenen Mann und einem Vater auf der Suche nach seinem Sohn passen mag. Die Bilder aus „Meanwhile City“ wirken auch immer etwas überkandidelt und artifiziell, die Figuren fand ich zu sperrig und auch die Art und Weise wie man als Zuschauer kleine Hinweise hingeworfen wird, doch auf Dauer etwas mühsam. Das Konzept ist spannend, geht aber nicht so wirklich auf und so bleibt auch am Ende die Überraschung aus und wirkt mit seinem angedeuteten Happy Ende auch noch völlig unnötig verkitscht. Okay, aber leider meines Erachtens auch nicht mehr.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Carne Vale

01.jpg
01.jpg (59.28 KiB) 363 mal betrachtet
Am Rosenmontagmorgen erwacht Siggi völlig verkatert in seiner Wohnung, in der sich wenig später seine Clique treffen soll, um dann gemeinsam dem Karneval in Mainz unsicher zu machen. Auf der Suche nach etwas Essbaren findet er im Kühlschrank eine Schüssel mit Nudelsalat, der jedoch verdorben ist und Siggi in einen Zombie verwandelt. Davon merken seine Freude zuerst aber nichts, die auch viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen und Befindlichkeiten beschäftigt sind. Doch dann bricht in der kleinen Wohnung das Grauen aus und schon wenig bricht mitten im ausgelassenen Trubel des Mainzer Karnevals die Zombie Apokalypse aus…

So viele Genre-Beiträge mit Lei-Lei-Thematik gibt es ja nicht und mit knapp 20 Minuten Laufzeit ist der deutsche Beitrag „Carne Vale“ ja auch eher ein kleiner Snack, der sich quasi als Vorfilm gucken lässt. In der Blütezeit der Zombie-Komödien entstanden ist der Streifen auch ein tiefdeutsches Ereignis, dass zwar nicht immer geschmackssicher daherkommt, aber irgendwie doch recht spaßig ist. So Amateur-haft fand ich den gar nicht, sondern eher lowest-Budget mit einer großen Portion Guerilla-Dreh mitten im Karneval, was den ahnungslosen Leutchen vor Ort aber wohl trotzdem wenig verwundert hat. Aber auch der Rest in der Wohnung ist gut gemacht und bietet wenig Anlass zur Kritik. Am Ende gibt es dann wohl noch einen regionalen Gag, den ich als Österreicher nur erahnen kann – anscheinend gibt es wohl vor Ort eine karnevaleske Rivalität. Natürlich sollte man sich hier keine tollen Spezialeffekte, eine ausgeklügelte Geschichte oder sonstige Höhepunkte erwarten, aber wer so wie ich dem ganzen so bemüht ausgelassenen Treiben etwas skeptisch gegenübersteht, bekommt hier schon einen unterhaltsamen und augenzwinkernden Kurzfilm serviert, der meines Erachtens durchaus mit ein paar Dingen auf der Habenseite punkten kann.

Wolves at the Door

02.jpg
02.jpg (12.37 KiB) 363 mal betrachtet
Im Jahre 1969 fahren die hochschwangere Sharon, ihre Freundin Abigail sowie ihren beiden Freunde Wojciech und Jay nach einer kleinen Abschiedsfeier für ihre Freundin beim Mexikaner in ihr abgelegenes Haus in den Hollywood Hills, wo noch ein bisschen getrunken und gequatscht werden soll. Wenig später mischen sich jedoch ungeladene Gäste ins Geschehen und machen willkürlich und ohne jegliches Motiv Jagd auf die Hausbesitzer, die der Invasion durch die gewaltbereiten Unbekannten auch völlig hilflos gegenüber stehen.

Die tragische Geschichte von Sharon Tate ist ja jedem Filmfan hinlänglich bekannt und dient hier als Aufhänger für einen Home Invasion-Streifen, der im Grunde aber leider tatsächlich völlig unbefriedigend erscheint. Die Tat ist ja so etwas wie ein amerikanisches Trauma und bedeutete auch das abrupte Ende des „Summers of Love“ im Jahr 1969 – doch John R. Leonetti macht daraus einen „The Strangers“-Abklatsch ohne Spannung, ohne Erklärungen, ohne irgendetwas, an das man als Zuschauer irgendwie anknüpfen könnte. Vier Personen fahren in ein Haus und werden von unbekannten, stets nur schemenhaft gezeigten Eindringlingen bedroht und ermordet. Viel mehr bekommt man in den knapp 70 Minuten auch nicht präsentiert. Lediglich am Ende gibt es dann die Original-Berichte und Bilder des damaligen Verbrechens und die Täter erhalten ein Gesicht. Der Rest bzw. der seltsame und völlig passiv erscheinende Überlebenskampf der charakterlich völlig oberflächlich gezeichneten Opfer ist weder spannend, noch intensiv und erwartet wohl auch, dass man die Abscheulichkeit der damaligen Taten kennt. Dazu gibt es jede Menge durch die Gegend huschende Schatten, ausgelutschte Suspense-Momente und keinerlei Überraschungen. Über „Wolves at the Door“ liest man auch generell nichts Gutes und das scheint hier auch völlig berechtigt, da der Streifen einem doch eher ratlos zurücklässt und irgendwie völlig unfertig wirkt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Tempo

01.jpg
01.jpg (52.38 KiB) 353 mal betrachtet
Jojo ist 17, noch Jungfrau, gerade nach Wien gekommen und verdient sich sein Geld als Fahrradbote mit seinem Kumpel Bastian und taucht nachts in der pulsierenden Techno-Szene der Stadt unter. Tagsüber vertreibt er sich die Zeit mit illustren Tagträumereien um seiner eher eintönigen Arbeit einen besonderen Kick zu verleihen. Als er eines Tages für den smarten und erfolgreichen Bernd einen Brief an Clarissa zustellen soll, verliebt er sich Hals über Kopf in die junge Frau und freundet sich auch mit Bernd an, der sich rasch als draufgängerischer Lebemann mit einem durchaus ungesunden Lebensstil entpuppt. Mit seiner naiven Unbekümmertheit und voller Elan wirft sich das ehemalige Landei Jojo mitten ins Leben und findet sich wenig später tatsächlich in einem richtigen Abenteuer wieder.

„Tempo“ - das Regie-Debüt des späteren Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky ist ja eigentlich weniger Spielfilm mit durchgehender Handlung als viel mehr eine episodenhafte Collage von jugendlichen Emotionen und Eindrücken, die auf das Landei Jojo im Wien der neunziger Jahre hereinprassen. Dabei zeigt der Film meines Erachtens auch das unbeschwerte Lebensgefühl der Neunziger sehr gut, dass ich ebenfalls damals so mitbekommen habe. Wien war Fixpunkt auf der Techno-Landkarte der Welt und Acts wie Patrick Pulsinger, Erdem Tunakan, Christopher Just und Gerhard Votava schickten sich an die Welt zu erobern, während man die Probleme der Welt mit Party bis zum nächsten Morgen und länger ganz einfach ausgeblendet hat. Ganz überzeugt „Tempo“ mit seiner Mischung aus realen Ereignissen, Tagträumen und vielen Nebenhandlungssträngen, die oftmals sehr rasch abgehandelt werden aber heutzutage dann irgendwie auch nicht mehr. Mit einer jugendlichen Unbekümmertheit und einer dementsprechenden Aufmerksamkeitsspanne kommen hier humorvolle, banale, aufregende und auch traurige Dinge zusammen und ergeben eine bunte Genre-Mischung und man merkt die Lust der Macher einfach mal vieles auszuprobieren und weniger das Bestreben, auch alles harmonisch erscheinen zu lassen. Irgendwie ist man ja auch froh, dass man das alles bereits hinter sich gelassen hat. Trotzdem macht der Film auch wieder irgendwie Laune und ist ein hübsches Zeitdokument. Wenn aus der Ferne „Trainspotting“ winkt und der eher aggressive Sound der Mitneunziger-Technobewegung im Stroboskop- und Trockeneisnebel ertönt ist dann auch wieder alles gut.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Roller Boogie

00.PNG
00.PNG (183.18 KiB) 339 mal betrachtet
Die junge Terry stammt aus einem schwerreichen Elternhaus, wohnt in Beverly Hills und ist ein musikalisches Wunderkind, dass mit Stipendium an der Musik-Uni studieren soll. Die junge Dame würde aber viel lieber ihre Jugend unbeschwert genießen, rebelliert leise gegen ihr Elternhaus und fährt mit ihrer Freundin nach Venice Beach um dort Rollschuh zu laufen. Dort trifft sie auf Bobby, der so ziemlich der beste Rollschuhfahrer der Stadt ist und beschließt spontan bei ihm Unterricht zu nehmen um einen bevorstehenden Wettbewerb in Jammers Rollschuhdisco zu gewinnen. Trotz der sozialen Unterschiede und anderer Widrigkeiten verlieben sich Terry und Bobby ineinander, während rasch dunkle Wolken am Strandhimmel aufziehen, da Terrys Eltern mit ihrem neuen Umgang nicht zufrieden sind und auch die Rollschuhdisco von Spekulanten gekauft und geschlossen werden soll, bei denen auch ausgerechnet Terrys Vater eine gewichtige Rolle hat.

Am Höhepunkt der Rollschuh-Welle, die man sich so heutzutage so ja kaum noch vorstellen kann drehte Mark L. Lester mit Linda Blair und dem damaligen Rollschuh-Champion Jim Bray den sommerlich beschwingten „Roller Boogie“, der wohl das unbeschwerte Lebensgefühl am Venice Beach einfangen sollte. Trotzdem ist hier so ziemlich alles schief gegangen, was nur schiefgehen kann und der Streifen liefert leider Wettbewerbs-bezogen eine mehr als unterdurchschnittliche Vorstellung ab. Das beginnt bei den völlig oberflächlichen Figuren, geht über die an den Haaren herbeigezogenen Liebesgeschichte weiter und endet bei dem dämlichen Nebenhandlungsstrang mit der drohenden Schließung der Rollschuh-Disco, der auch irgendwann in der Mitte des Films scheinbar willkürlich aus dem Ärmel geschüttelt wird. Jim Bray mag zwar ein begnadeter Rollschuh-Läufer sein, aber Schauspieler ist er eher weniger und die Chemie zwischen ihm und Linda Blair ist für den Zuschauer auch zu keiner Sekunde zu spüren. Alles wirkt immer unglaubwürdig und aufgsetzt und wenn dann auch noch Terry Freunde als halbdebile Gruppe eine biedere Gartenparty in Beverly Hills aufmischen, dann fragt man sich als Zuschauer wirklich, welches Klischee hier eigentlich nicht ausgelassen wurde. Dazwischen wird zwar immer viel Rollschuh gelaufen, aber auch diese Momente wirken eher lieblos abgefilmt als irgendwie dynamisch in Szene gesetzt. Alles in allem eine recht müde Rollschuh-Party, die man sich von Herrn Lester so sicher nicht erwartet hätte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das Sexte Semester

01.jpg
01.jpg (14.16 KiB) 323 mal betrachtet
Die Studenten Dave, Adam und Doofer teilen sich ein Zimmer in der Studentenverbindung, die berüchtigt für ihre Partys und frauenfeindliches Verhalten ist. Als den dreien kurz vor einer wichtigen Veranstaltung der Diebstahl von Ersparnissen vorgeworfen wird, fliegen die die drei aus der Verbindung. Daraufhin verkleiden sich die drei kurzerhand als Frauen um in der konkurrierenden Studentinnen-Verbindung unter zu kommen und den Irrtum mit einem geheim aufgenommene Überwachungsvideos aufzuklären. Dort wird den drei Machos jedoch auch erstmalig die weibliche Sichtweise ihrer Taten bewusst und auch die Tatsache wie es ist nur auf Äußerlichkeiten reduziert zu werden. Als sich Dave auch noch in die erklärte Feministin Leah verliebt und der Plan sich das Tape zu beschaffen verzögert, steuert alles einem sehr turbulenten Höhepunkt entgegen.

„Das sexte Semester“ war ja kürzlich auf einer Liste von Filmen, die man heutzutage nicht mehr so bringen könnte und „Sorority Boys“ ist im Grunde auch voller frauenfeindlicher Tendenzen und politisch auch wenig korrekt. Ehrlich gesagt erwartet man sich bei einer College-Komödie wohl auch keinen vielschichten Film und wer sich darüber ärgert, ist wohl ebenfalls selber schuld. Die männlichen Figuren kommen ja auch keinen Deut besser weg und präsentieren sich durchwegs als völlige Knallchargen. Der Film präsentiert sich mit seiner Themenvielfalt auch als völlig daneben und wirkt in Zeiten, in denen Komödien divers, politisch korrekt und mit lebensbejahender Botschaft ausgestattet sein müssen auch als das völlige Gegenteil und ist oberflächlich, völlig unglaubwürdig und bringt billige Lacher auf Kosten von Menschen mit geringem Selbstwertgefühl. Ich müsste aber lügen, wenn ich mir bei dem Film etwas anderes erwartet hätte und nicht immer wieder gelacht hätte und mich besten unterhalten fühlte. Eigentlich ist „Das sexte Semester“ mit seinen haarsträubenden Figuren und Entwicklungen herrlich daneben und drückt in Zeiten von Cancel-Culture und kollektiver Entrüstung auch hübsch den Finger in offene Wunden. Wir können uns in unserer Blase noch so modern, liberal und aufgeschlossen präsentieren – die Realität sieht oftmals leider ganz anders aus.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

High Tension

01.jpg
01.jpg (53.73 KiB) 312 mal betrachtet
Als ich „High Tension“ 2004 das erste Mal gesehen habe war der Titel tatsächlich Programm und ich wurde von der Wucht des Films förmlich in den Sitz gepresst. Schnörkellos, ohne Humor und mit einer gehörigen Portion Härte wird hier ein Survival-Horror erzählt, der nicht viele Gefangenen macht. Seitdem hat sich ja viel getan und von der französischen Terrorwelle danach bis hin zum Aufstieg des Regisseurs in die A-Liga der Horror-Regisseure hat der Streifen ja auch viel bewirkt. Cecile de France ist einfach süß und die grimmige Erscheinung von Philippe Nahon lässt einen immer noch erschaudern. Was auf einen vermeintlichen Zweikampf hinausläuft kommt aber ganz anders und damit ist „High Tension“ dann auch nicht nur der simple Horrorfilm mit plumpen Spannungsmomenten, sondern wandelt auf experimentellen Pfaden. Zudem verzichtet er auf hektische Schnitte, Jump-Scares und sonstigen Firlefanz, der mich bei modernen Horrorfilmen oftmals nervt. Ich finde „High Tension“ auch noch immer sehr gut gemacht, den vielgescholtenen und gegen die Zuschauererwartung gestrickte Twist gelungen und der Film liefert im Grunde in seinem Verlauf auch gleich mehrere Hinweise darauf. Zwar hat der Streifen bei der erneuten Sichtung nicht mehr die Wirkung wie beim ersten Mal, aber auch so kann man „High Tension“ durchaus wirklich bereits zu den Klassikern des Genres zählen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Eisprinzen

01.jpg
01.jpg (20.39 KiB) 297 mal betrachtet
Die konkurrierenden Eiskunstläufer Chazz Michael und Jimmy könnten unterschiedlicher nicht sein und während Ersterer als sexsüchtiger Lebemann Erfolge bei den Frauen feiert wird Jimmy von seinen Förderern auf Höchstleistungen getrimmt. Als beide bei den Olympischen Spielen mit derselben Punkteanzahl Gold gewinnen kommt es bei der Siegerehrung zum Eklat und beide werden auf Lebenszeit in ihrer Disziplin gesperrt. Dreieinhalb Jahre später fristen beiden auf der Schattenseite des Lebens ihr Dasein, als ein manischer Fan eine Lücke im System entdeckt. Obwohl beide in den Einzelbewerben gesperrt sind, können sie noch gemeinsam im Paarlauf antreten. So verrückt die Idee auch erscheint, so sehr ist auch die Sehnsucht der beiden nach Gold und die beiden Streithähne reißen sich zusammen um den Bewerb auch so richtig aufzumischen, ohne jedoch mit der ebenfalls umtriebigen Konkurrenz zu rechnen…

Will Ferrell-Komödien hatte ich ja eigentlich bislang nie am Schirm, aber das er elegant die Mitte zwischen respektvoll und respektlos erwischt, hat er ja bereits mit dem ESC-Film bewiesen und auch „Die Eisprinzen“ ist durchaus gelungen. Die Welt des Eiskunstlaufs ist ja sowieso völlig bizarr und würde sich ja auch gut anbieten um sich mit Gift und Galle über die glitzernden Kostüme und naheliegende Schwulitäten lustig zu machen. Das passiert hier aber nicht und die Figuren werden auch entsprechend ernstgenommen. Wie beim ESC ist das ganze zwar verrückt, aber auch irgendwie liebenswert und in so dunkleren Zeiten wie diesen kann eine Extraportion Glitzer ja auch nicht schaden. Auch der sportliche Anteil überzeugt und die Figuren und Läufe sind dynamisch, schnell und eigentlich auch voller Wow-Momente. Auch die Rahmengeschichte über sportliche Träume, menschliche Unsicherheiten und ehrgeizige Konkurrenz kann überzeugen und auch wenn es sich um eine Mainstream-Komödie handelt, so hat „Die Eisprinzen“ immer noch genügend Biss um nicht als harmlos durchzugehen. Das gelungene Finale mit der berüchtigten "eisernen Lotus-Nummer" zur Musik von "Flash Gordon" ist dann auch wirklich hübsch over-the-Top, und „Die Eisprinzen“ die positive Überraschung, die ich mir so nicht erwartet hätte und andere Will Ferrell-Filme aus der Schaffensperiode stehen auch schon bereit. Mutiere ich im Alter gar noch zum Komödien-Fan? :shock:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Malambo

01.jpg
01.jpg (32.42 KiB) 282 mal betrachtet
Der junge Chris nennt sich Erich Weiss mit Künstlernamen wie sein großes Vorbild Houdini, dem er als Entfesselungskünstler nacheifern möchte. Doch in der Provinz ist das bescheidene Talent des introvertierten Burschen eher wenig gefragt und als er eines Tages den Exil-Jugoslawen Mischa trifft, fährt er nach Wien, wo dieser am Brunnenmarkt in der Wohnung seiner Schwester Nada lebt. Mischa ist jedoch ständig pleite und versucht mit kleineren Gaunereien und zweifelhaften Geschäftsideen zu Geld zu kommen und plant als Manager Jungen groß rauszubringen. Chris fühlt sich in dem Umfeld aus Gastarbeiter, Prostituierten, Philosophen sichtlich wohl und verfolgt weiter seinen Traum, auch wenn ihm die Realität weiterhin viele Rückschläge erteilt.

In Schwarzweiß gedrehte Mischung aus Gastarbeiter-Drama, Zeitdokument und Künstler-Milieustudie am Wiener Brunnenmarkt, der ja auch heute noch als sozialer Brennpunkt bekannt ist. Im Jahr 1984 war der Ort die Zufluchtsstätte für ausländische Hilfskräfte aus dem Balkan, Künstler und sozial schwache Menschen und Milo Dor portraitiert die Träume und Rückschläge von Chris und Mischa in einer Welt, die für Träumer nur wenig Platz hat. Chris wäre gerne der große Entfesselungskünstler und scheitert am Talent und Desinteresse des Publikums, während Mischa gerne einen auf dicke Hose macht und keine Kohle hat. Dennoch findet Chris wohl eine Art Ersatzfamilie und die Unterstützung die er braucht, auch wenn er wohl insgeheim schon weiß, dass sein Traum wohl scheitern wird. Mit nüchternen Bildern und trostlosen Wetter erzählt Regisseur Milan Dor eine melancholische Geschichte und von Menschen, die sich trotz aller Widrigkeiten und des unterkühlten Charmes der Wiener Bevölkerung nicht die Freude am Leben nehmen lassen. In Österreich im Jahr 1984 so einen kleinen, leisen Film mit unbequemen Wahrheiten zu realisieren, zeugt dann wohl ebenfalls von großen Träumen, die sich nur am Kassenerfolg und Zuschauerinteresse vorbei realisieren lassen. Die große Aufmerksamkeit blieb erwartungsgemäß zwar aus, aber schön, dass es "Malambo" trotzdem gibt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Urban Warriors

01.jpg
01.jpg (29.81 KiB) 271 mal betrachtet
Brad, Maury und Stan sind drei Techniker, die in einem modernen Labor unter der Erde ihre Arbeit verrichten, als eines Tages unvermittelt der Strom ausfällt. Nachdem die drei den beschwerlichen Weg an die Oberfläche geschafft haben, müssen sie jedoch erkennen, dass Atombomben die Oberfläche mitsamt einem Großteil der Menschheit zerstört haben. In der postapokalyptischen Welt stoßen die drei auch rasch auf eine feindselige Gruppe von Mutaten, die Stan ermorden. Brad und Maury können fliehen und beschließen nach anderen Überlebenden zu suchen, während sie weiter von den Mutanten gejagt werden.

Billig, billiger, Urban Warriors… nachdem unser Dickschi Cockboner den Film so frenetisch abgefeiert hat, blieb mir ja keine andere Möglichkeit als diese Graupe selbst in den Player zu schieben. Und hier wurde ja so ziemlich auf alles verzichtet: keine Handlung, keine Kostüme, keine nennenswerten Ereignisse – stattdessen hat man scheinbar ein paar Darsteller in die Lagerhalle und ins Schotterwerk geschickt um dort eine Geschichte über die letzten Tage der Menschheit zu improvisieren. Wo andere Schottergruben-Actioner wenigstens noch einen Hauch von Kreativität an den Tag legen, ist „Urban Warriors“ lediglich eine Ansammlung von sinnbefreiten Dialogen, staubigen Locations und etwas Motorrad-Action, die scheinbar lose aneinandergereiht wurden. Am Ende wechselt man dann ins Studio und es werden auch noch Szenen aus „Rockit – Final Executioner“ zweitverwurstet und mehr schlecht und recht in den Film integriert. Und ja, natürlich ist das alles völlig desaströs und indiskutabel, aber natürlich auch ein Spaß für den geeichten Italo-Fan, der sich in Ruhe zurücklehnen kann um zu sehen, wie sich hier eigentlich alle zum Affen machen. Die deutsche DVD präsentiert sich nicht nur wie ein VHS-Rip, sondern hat ganz am Ende auch noch das VPS-Logo eingeblendet. Die vielen Mühen, die hier in diese DVD-VÖ gesteckt wurden, gleichen offenbar der Energie, die in „Urban Warriors“ gesteckt wurde – nämlich wenig bis gar keine. :kicher:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40485
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Killer Movie - Fürchte die Wahrheit

01.PNG
01.PNG (150.42 KiB) 256 mal betrachtet
Ein Kamerateam dreht in einem kleinen Ort in North Dakota vermeintlich eine Dokumentation über den Aufstieg des Eishockeyteams der örtlichen High School. In Wirklichkeit geht es der Produzentin jedoch um einen aufsehenerregenden Mord aus der Vergangenheit und die Auswirkungen auf die örtliche Bevölkerung, die für ein reißerisches Reality-Format einfangen werden sollen. Die Leute vor Ort schöpfen auch bald Verdacht über die wahre Motivation von Ersatz-Regisseur Jake mit samt des angekarrten Hollywood-Starlets Blanca, die sich mit ihren Allüren nicht nur Freunde macht. Bald mischt sich jedoch auch ein maskierter Killer unter die Leute und ermordet Interview-Partner nimmt auch die Crew-Mitglieder ins Visier, die vor laufender Kamera ebenfalls um ihr Leben fürchten müssen…

Viel gescholtener Slasher, der aber trotz seiner Durchschnittlichkeit aber meines Erachtens ganz unterhaltsam ausgefallen ist. „Killer Movie“ präsentiert sich ja als Mischung aus Slasher, Reality-Format und Kleinstadt-Drama, wobei hier alles etwas oberflächlich gezeichnet wird. Eine ironische Abrechnung mit Reality-Formaten sollte man sich hier ja nicht erwarten, genauso wenig wie eine ausgeklügelte Geschichte oder interessante Figuren, die nicht völlig Klischee-lastig ausgefallen sind. Die Geschichte wirkt eigentlich immer völlig an den Haaren herbeigezogen und trotz zahlreicher Morde scheint das ja niemanden sonderlich zu jucken. Der Slasher-Anteil ist aber durchaus passabel und der maskierte Killer ist über die gesamte Laufzeit auch gut beschäftigt bzw. mischt den kleinen Ort auch ganz ordentlich auf. Irgendwann kommt auch noch Kaley Cuoco als verwöhntes Starlet ins Spiel und zickt in der Gegend herum, was dann wohl augenzwinkernd in Richtung Reality-Format mit B-Promis geht. Alles in allen kein Highlight, aber auch kurzweiliger als man anhand der zahlreichen Verrisse im Netz annehmen könnte. Die Auflösung ist durchaus passabel und „Killer Movie“ guckt sich auch gut durch, selbst wenn man hier neben dem üblichen "Whodunnit" aus den vielen anderen Ansätzen nicht wirklich etwas Nachhaltiges herausholen konnte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Antworten