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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 22. Aug 2021, 19:32
von jogiwan
Brand New Cherry Flavor - Staffel 1

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Lisa Nova ist eine aufstrebende Jung-Regisseurin mit aufsehenerregendem Kurzfilm in der Tasche, die Anfang der Neunziger auf Geheiß des Produzenten Lou Burke nach Los Angeles fährt. Dort ist man sich rasch einig, dass Lisa eine Langfilmfassung ihres Filmes drehen soll und von Lou die Mittel dafür bekommt. Wenig später muss Lisa jedoch erkennen, dass sie von Lou abgezockt wurde und es ihm nur um die Rechte ging, die von einem anderen Regisseur verfilmt werden soll. Lisa ist wütend und wendet sich an eine mysteriöse und sehr extravagante Frau namens Boro, die sie zuvor auf einer Party kennengelernt hat. Diese verspricht sich mittels Hexen-Fluch und Zauberei an Lou rechen zu können, was Lisa in ihrem Zorn auch gerne annimmt. Doch schon wenig später laufen die Dinge völlig aus dem Ruder und auch Lisa und ihr Umfeld kommt nicht ungeschoren davon…
Auch „Brand New Cherry Flavor“ ist eine Netflix-Serie, die sich sehr stark an den aktuell populären Neunziger-Hype hängt, auch wenn hier noch dutzend andere Dinge dazu kommen. Auffällig ist hier die Nähe zu Lynch und Cronenberg und das Bestreben ein völlig absurdes Szenario zu schaffen und dabei keinen schrägen Moment auszulassen. Da werden kleine Kätzchen ausgekotzt, Kaulquappen zu Smoothies verarbeitet und Menschen zu Zombies, während alles um die Protagonistin immer mehr alptraumhafte Ausmaße annimmt. Die Geschichte über eine junge und sehr ambitionierte Regisseurin die mittels Magie Rache an einem Produzenten nehmen möchte beginnt auch sehr vielversprechend und die ersten vier Episoden sind auch sehr unterhaltsam und spannend ausgefallen und dabei auch immer neben der Spur. Was als Kritik am Studiosystem beginnt, zieht auch immer weitere Kreise und ist herrlich abgeschmackt. Doch dann flacht der Spannungsbogen leider zunehmend ab und die Handlung tritt in den letzten vier Episoden doch ziemlich am Stand und schafft es nicht mehr, das vorangegangene zu toppen. Trotz netter Filmfan-Insider-Gags wie der zu „Possession“ oder auch zu „Blut an den Lippen“ und einem schönen Look ist das Endergebnis eher eine durchwachsene Geschichte und nicht mehr als ein netter Zeitvertreib mit sehr schrägen Ideen, die am Ende wieder einmal mehr schlecht als recht aufgelöst werden. Abgeschlossen geht für mich anders und die Option auf eine weitere Staffel bleibt natürlich gewahrt, die wir wohl auch kommen wird. So sehr mich die erste Hälfte begeistert hat, so sehr hat mich der Rest irgendwie unbefriedigt und doch etwas enttäuscht zurückgelassen.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 23. Aug 2021, 19:50
von jogiwan
Cameron

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Solides Filmchen aus der B-Ecke über einen telekinetisch begabten Jungen, ein ambitioniertes Polizisten-Psychologen-Gespann und einem bösen Urzeit-Monster, dass unabsichtlich aus einer Zwischenwelt befreit wird. Der Rest ist ein handelsübliches und kurzweiliges Vergnügen und überrascht immer wieder mit herben Effekten, wenn es wieder einmal zu sehr in Richtung Teenager-Abenteuer geht. Fast so, als hätten Steven Spielberg und Lucio Fulci gemeinsame Sache gemacht um einen Film zu realisieren, der das Zielpublikum beider Regisseure anspricht. Naja, zu ausufernd ist ja weder die Gewalt und allzu gefühlsduselig wird es zum Glück auch nicht. Ja, ich mag diesen kleinen Film einfach, auch wenn man ihn nach herkömmlichen Gesichtspunkten genauso gut sehr durchschnittlich finden kann. Mich hat er wieder am richtigen Fuß erwischt und die Mischung aus Fantasy, Horror und Teenager-Drama ist dank sympathischer Hauptdarsteller und der ein oder anderen Überraschung, sowie der eher kurzen Laufzeit von knapp 80 Minuten auch gut gemundet.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 24. Aug 2021, 19:34
von jogiwan
Shocking Heavy Metal

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„Shocking Heavy Metal“ ist ja eigentlich weder “shocking” noch gibt es sonderlich viel Heavy Metal auf die Ohren. Zwar spielt sich die Handlung des verschneiten Backwood-Slashers um eine Band namens „Easy Action“ ab, rückt aber eher deren Groupies und Umfeld in den Fokus, während die Bandmitglieder vor dem Abnippeln nur etwas fummeln und ein paar Sätze hölzern aufsagen dürfen. Auch der Song zu der in einer abgelegenen Gegend ein Video gedreht werden soll, ist eher mehr der Poser-Fraktion zuzuordnen und verursacht mit seinem Refrain, der seltsam nach "Batman" klingt neben Ohrenkrebs auch eher ein müdes Lächeln. Dann kommen irgendwann degenerierte Gestalten ins Spiel, die sich in der abgelegenen Gegend hinter den Leutchen hermachen und diese dezimieren. Leider alles eher mäßig gelungen und natürlich wird auch die Bedrohung so lange ignoriert, bis es fast zu spät ist. Dazu gibt es ein paar gorige Momente, die im Zusammenhang mit dem eher schlechten Drehbuch eher bemüht wirken und den Streifen meines Erachtens auch nicht gerade sympathischer macht. Unterm Strich eine eher entbehrliche Mogelpackung und ein Film, auf den wohl weder die Metal- noch die Horror-Fraktion gewartet hat.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mi 25. Aug 2021, 19:50
von jogiwan
Skinner - lebend gehäutet... / Popcorn

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jogiwan hat geschrieben: ↑Sa 15. Jan 2011, 14:11
"Skinner" ist ein spassiges Filmchen, das im Jahre 1991 bereits den Versuch startete, das angestaubte Teenie-Slasher-Genre mit ordentlich Ironie und Humor wieder salonfähig zu machen. Ganz ist das Regisseur Mark Herrier zwar nicht gelungen und die Lorbeeren hat ja auch Wes Craven mit seinem fünf Jahre danach entstandenen „Scream“ eingeheimst, aber nichtsdestotrotz ist „Skinner… lebend gehäutet“ ein humorvoll-kurzweiliges Filmchen von Slasher-Fans für Slasher-Fans, dass vielleicht für den Mainstream dann doch eine Spur zu over-the-Top daherkommt, aber geeichte Zuschauer kaum enttäuschen wird. Die teils schlechten Bewertungen kann ich jedenfalls nicht so nachvollziehen und die Scheibe wird auch sicherlich trotz Frühneunziger-Optik in meinem bescheidenen Haushalt noch so manchen Slasher-Themen-Abend bereichern.
Sympathischer Streifen mit viel Liebe zum Detail, irgendwo zwischen Slasher, Nerd-Film und Hommage an Fünfzigerjahre-Horror. Die Geschichte ist hübsch haarsträubend, flott erzählt und die eigens gedrehten Szenen aus fiktiven Filmen vergangener Jahrzehnte sind auch sehr spaßig. Für mich immer noch ein Wunder, dass „Popcorn“ nicht irgendwie bekannter erscheint und im Bewusstsein der Horrorfans so „unter ferner“ läuft. Ich mag den immer noch sehr gerne.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Do 26. Aug 2021, 19:53
von jogiwan
Where the Dead go to Die

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Lose verbundener und animierter Episodenhorror, der eher etwas herberen Sorte. Der junge Schüler Tommy wird von seinen Eltern sehr lieblos behandelt, sodass er mit seinen Problemen auf sich allein gestellt ist. Sein einziger Weggefährte ist ein sprechender und dämonischer Hund namens Labby, der es jedoch nicht gut mit dem Jungen meint. Die zweite Episode handelt von einem Mann, der in einer Kirche lebt, sich die Erinnerungen anderer Menschen zu eigen macht und dafür auch über Leichen geht. In der dritten Episode versucht ein entstellter Junge seiner Mitschülerin zu helfen, die von ihrem Vater für schreckliche Dinge missbraucht wird und Labby ist ebenfalls zu stellen um den Jugendlichen den Weg von einer Hölle in die nächste zu zeigen…
Stark polarisierenden Animationshorror von Regisseur Jimmy ScreamerClauz, der in den Staaten von Unearthed Film veröffentlich wurde. Somit sollte klar sein, dass hier keine breite Masse angesprochen wird und man sich auch auf einen dementsprechenden Trip einstellen kann. Doch der Streifen toppt etwaige Erwartungen im Vorfeld wohl mühelos, in dem er ein völlig nihilistisches Szenario präsentiert, dass durch die gewöhnungsbedürftig animierten, sexuell aufgeladenen und sehr brutalen Bilderwelten noch zusätzlich verstärkt wird. Der Look erinnert an experimentelle Videokunst und ist auch selten schön anzuschauen und ist samt Inhalt der drei Geschichten auch auf maximale Verstörung gebürstet. „Where the Dead go to die“ ist aber nicht uninteressant, auch wenn man sich vom Inhalt wohl eher weniger angesprochen fühlt und die Bilder direkt aus dem kranken Kopf eines sehr morbiden Menschen mit vielen inneren Dämonen zu kommen scheinen. Man will ja so banale Worte nicht in den Mund nehmen, aber das hier ist wirklich „kranker Scheiß“ der keine Gefangenen macht. Die Wertungen auf der IMDB sind auch hauptsächlich sehr negativ und von einem angenehmen Seherlebnis könnte der Streifen nicht weiter entfernt sein. Aber das weiß man ja schon im Vorfeld und sollte sich hinterher dann auch nicht aufregen. Für zartbesaitete Menschen und Otto Normalzuschauer ist dieser Trip in die Hölle ja gleich aus mehreren Gründen sowieso nicht geeignet.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Fr 27. Aug 2021, 19:21
von jogiwan
Necrophagia: Through Eyes of the Dead

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Fünf Musikvideos der Band Necrophagia mit blumigen Titeln wie „Blood Freak“, „Burning Moon Sickness“ und „And you will live in Terror” bei denen Live-Aufnahmen mit schockierenden Gore-Szenen kombiniert werden. Teils von Jim van Bebber inszeniert, teils von Filmen wie „Geisterstadt der Zombies“ entlehnt und mit Interviews der Band-Mitglieder versehen entstand ein knapp halbstündiges Band-Dokument, dass eindringlich zeigt, worum es beim Death Metal im Grunde geht: Schmodder, Schmodder und noch mehr Schmodder.
Das Schöne am Musikfilm-Donnerstag ist ja, dass man auch mal über den Tellerrand blicken darf und „Necrophagia: Through Eyes of the Dead“ ist ja eigentlich so gar nicht meine Baustelle und wäre unter normalen Umständen wohl auch nie im Player gelandet. Über die Musik und den musikalischen Stellenwert der Band will ich mich auch nicht äußern, da die so gar nicht meine Baustelle ist und ich diese musikalische Richtung nie verstehen werde. Die Videos sind natürlich gory und voller blutiger Momente, die wohl den destruktiven Charakter der Musik und Lyrics von Killjoy unterstreichen sollen, der ja auch mal in den Filmen eines Fred Vogel aufgetreten ist. Die Clips selbst sind eher kostengünstig auf Video inszeniert und sind natürlich voller blutiger Details und Innereien, auch wenn man die kostengünstige Machart und den Spaß der Macher immer ansieht. Das ist irgendwie „cringe“ vor allem wenn Penis-Prothese und Schamhaar-Toupet ins Spiel kommen, aber auch durchaus sympathisch, spaßig und schießt natürlich stets völlig übers Ziel hinaus. Das Bestreben die harten Männer mit Hass auf Gott, die Gesellschaft und die Welt bzw. gewaltbereite Psychopathen und Outlaws zu mimen, werden diese Clips von Jim van Bebber ja durchaus gerecht. Dann gibt es auch noch einen Zusammenschnitt von Lucio Fulcis „Geisterstadt der Zombies“ der den Film aber nur auf seine Gore-Momente reduziert und die unheimlich-entrückte Atmosphäre außen vor lässt. Insgesamt betrachtet ist „Through Eyes of the Dead“ auch eher für Fans der Band geeignet, die allem mit entsprechendem Wohlwollen gegenüberstehen. Ansonsten ist der halbstündige Trip den Raum der Fleischereiabfälle ja eher nicht so prickelnd und wenn man mit Geschrei, asynchronen Drums und der ganzen Blutspritzerei weniger anfangen kann, dann nutzt sich das Konzept der fünf Clips auch relativ rasch ab.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Sa 28. Aug 2021, 19:52
von jogiwan
Tosca

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Schon wieder Tosca, dieses Mal mit Jonas Kaufmann und einer Aufführung von der Kasemattenbühne am Schloßberg in Graz aus der ORF-Mediathek, die zwei Tage zuvor von der schlechteren Hälfte besucht wurde. Nur Gesang und Orchester, was irgendwie spannend war, weil man den Musikern, die sonst im Orchestergraben versteckt sind, auf die Finger schauen konnte. Der Jonas, der olle Womanizer weiß schon, wie er die Damenwelt um die Finger wickelt und er zu seinen Standing Ovations kommt. Die 140 Minuten sind auch wie im Flug vergangen und zum dramatischen Finale stand das Bier auch schon bereit. Ich geh ja glatt noch als Opernfan durch

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 29. Aug 2021, 19:17
von jogiwan
The Frenchman's Garden

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Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts betreibt Juan Andrés Aldije, der von allen nur „Der Franzose“ genannt wird ein Lokal, in dem die zahlende Kundschaft mit illegaler Prostitution und Glückspiel bei Laune gehalten wird. Doch nicht alle Besucher erleben den nächsten Morgen, da Juan mit seinem Partner Jose nachts wohlhabende Gäste mit der Aussicht auf eine illegale Spielpartie in sein Gasthaus lockt um diese dann kaltblütig zu ermorden, auszurauben und die Leichen in seinem Garten zu vergraben. Während Jose das Treiben beenden möchte, wird Juan immer gieriger, bis ihm seine zahlreichen Frauengeschichten eines Tages zum Verhängnis werden.
Mit „The Frenchman’s Garden“ verfilmte Paul Naschy eine spektakulären Mordreihe, die sich im spanischen Provinz Sevilla bis ins Jahre 1904 ereigneten. Der Betreiber eines illegalen Spielsalons ermordete mit seinem Partner sechs Menschen aus Habgier um deren Geld zu rauben und verscharrte deren Leichen im Garten des Anwesens. Doch „The Frenchman’s Garden“ ist keine dokumentarische Abhandlung, sondern Naschy nimmt die Begebenheit und zeigt einen kaltblütigen Menschen, der auch in anderen Belangen rücksichtslos agiert und sein Ding auch bis zum bitteren Ende durchzieht. In der Rolle des Juan agiert er auch wenig zimperlich und die Morde sind teils recht herb inszeniert. Die Inszenierung ist eigentlich recht gelungen, auch wenn Naschy die gesellschaftspolitischen Umstände außen vor lässt die Ereignisse in dem Gasthaus mit seinen Bewohnern auf eher reißerische Weise erzählt und dabei auch von den reellen Begebenheiten abweicht. Der Streifen, der wohl eine Herzensangelegenheit Naschys war, ist auch überraschend bedrückend und eher düster ausgefallen und ist so auch eine Ausnahme in dem bisweilen etwas trashig anmutenden Output des Spaniers. Die neue Blu-Ray von Mondo Macabro ist „Code A“ und präsentiert dieses eher unbekannte Werk mit englischen Untertiteln und Archiv-Material im Bonus, in dem Naschy auch über seinen Werdegang erzählt und sich auch sehr stolz über seinen Streifen äußert.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 30. Aug 2021, 18:30
von jogiwan
Vampire's Kiss

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Peter Loew ist ein erfolgreicher, aber psychisch etwas angeschlagener Verleger und Yuppie, der im New York Ende der Achtziger keinen Rockzipfel auslässt und das Leben in vollen Zügen genießt. Als er eines Tages die die hübsche Rachel mit nach Hause nimmt, keimt ihn ihm der Verdacht, dass es sich dabei um eine Vampirbraut handelt und er sich nach dem Date ebenfalls in einem Blutsauger verwandelt. Zuerst scheut er das Tageslicht, dann bildet er sich ein kein Spiegelbild mehr zu besitzen und bedrängt seine Angestellte Alva, die sich ohnehin schon vor den Eskapaden ihres Chefs fürchtet. Peters emotionale Achterbahnfahrt geht jedoch munter weiter und gipfelt in Mord und Wahnsinn und schlussendlich in einem blutigen Finale, wie es einem Vampir nur gerecht wird.
„Vampire’s Kiss“ kennt man ja vor allem durch das Overaction von Nicolas Cage, das noch schlimmer als erwartet ausfällt und den Bildern aus dem Film, die als Meme durchs Netz geistern. Cage kasperlt durch die Gegend, dass man sich auch nur noch genieren kann und man möchte auch gar nicht wissen, was der zu den Dreharbeiten so alles genommen hat. Doch auch der Rest des Streifens ist völliger Schwachsinn und beschreibt das Abgleiten eines Mannes vom erfolgreichen Yuppie zum wahnsinnigen Möchtegern-Vampir. Der Streifen soll dann wohl auch eine ironische Abrechnung mit Kapitalismus, einem bestimmten Männerbild aus einer bestimmten Zeit darstellen und will die psychische Erkrankung des Protagonisten als spaßige Sache verkaufen. Für den Zuschauer ist das dennoch nur wie ein quälend langer Witz ohne Pointe und entwickelt sich in seinem Verlauf auch immer mehr zum Ärgernis. Wenn man sich am Overacting erfreuen kann, ist „Vampire’s Kiss“ sicher so etwas wie der heilige Gral der Cage-Fans, aber ich fand den Streifen einfach nur schrecklich und hab mir nach knapp der Hälfte nur noch das Ende herbeigesehnt. Jetzt schon der furchtbarste Film, den ich 2021 sehen und durchstehen musste.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 31. Aug 2021, 18:57
von jogiwan
The Hand that feeds the Dead

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jogiwan hat geschrieben: ↑Sa 7. Okt 2017, 08:53
Mit „Evil Face“ serviert uns Regisseur Sergio Garrone seine eigene Version von Georges Franjus „Augen ohne Gesicht“, dessen sattsam bekannte Geschichte in ein eher kostengünstig erscheinendes Gothic-Horror-Szenario verlegt wird, dass mit dem humpelnden Diener auch noch an „Die Stunde der grausamen Leichen“ erinnert. Die Geschichte, irgendwo zwischen historischen Kostümfilm, Beziehungs-Drama, Mad-Scientist und Spaghetti-Schmodder inszeniert, wird aber stets recht holprig erzählt und allenfalls der Rassimov-Gag zu Beginn zaubert ein Lächeln auf das Gesicht der Italo-Fans. Die erste Stunde dümpelt auch eher beschaulich vor sich hin und die zahlreichen Figuren laufen durch immer dieselben Gänge und Zimmer, während die unterschiedlichen Handlungsfäden nicht so recht zusammenfinden wollen. Mit Ruhm hat sich bei dem Horror-Schnellschuss in italienisch-türkischer Koproduktion jedenfalls niemand bekleckert und augenscheinlich hat man den sehr lustlos erscheinenden Kinski auch noch in den Laborszenen gedoubelt, sodass dieser auch nur von hinten oder mit Mundschutz zu sehen ist. Im letzten Drittel wird dann zwar doch noch geschmoddert, aber auch das und das eher böse Ende kann den Film nicht mehr vor der Beliebigkeit retten und insgesamt betrachtet gibt es einfach viel bessere Filme aus der Ecke, als dieser eher kostengünstig und eher unterdurchschnittlich erscheinende Horrorstreifen aus der Plagiatsecke, der wohl niemanden zu Begeisterungsstürmen hinreißen wird.
Die Zweitsichtung auf amerikanischer Blu-Ray in italienischer Originalfassung mit englischen Untertiteln war eigentlich ganz okay und ganz verstehe ich meine eher negativen Eindrücke aus 2017 ja nicht. Die Geschichte ist hübsch zusammen geklaut, solide erzählt und die ganzen Schwächen und Logik-Lücken würde ich heute auch nicht mehr so tragisch sehen. Ein bisschen "Augen ohne Gesicht" da, ein bisschen "Face Off" hier und mit einer Prise Gothic-Horror und Schmodder ist der Italo-türkische EIntopf auch schon fertig gerührt. Mit etwas Wohlwollen ist Sergio Garrones Streifen schon durchaus passabel und auch sicherlich einen Blick wert. Die US-Blu von Full Moon unter dem Titel "The Hand that feeds the Dead" ist übrigens codefree und kann sich durchaus sehen lassen.