Tumbling Doll of Flesh
Die junge Japanerin Kana wird eines Tages von einer kleinen Filmcrew angeheuert, wo sie in Produktion mit Mini-Budget als Darstellerin in einem Fetish-Porno mit Sadomaso-Elementen mitwirken soll. Dazu fährt sie mit dem Regisseur, seinem Assistenten und einem weiteren Darsteller namens Kiku in ein abgelegenes Haus, wo zuerst relativ harmlose Sexszenen im Gonzo-Style gedreht werden. Am nächsten Tag kippt die Situation jedoch relativ rasch als Kana trotz Vereinbarung die von ihr verlangten Dinge nicht mehr drehen möchte. Sie beginnt zu weinen, es kommt zum Streit und als sie das Haus verlassen will, wird sie von dem Regisseur mit einem Baseballschläger niedergeschlagen. Wenig später wacht Kana ans Bett gefesselt wieder auf und die Beteiligten beginnen die wehrlose Frau auf unvorstellbare Weise zu quälen und die junge Frau muss entsetzt und hilflos ausgeliefert feststellen, dass sie mitten in einem Snuff-Film gelandet ist.
Found Footage die Drünfzigste, dieses Mal in Form eines Fake-Snuff-Films, der wohl zum berüchtigtsten seiner Zunft zählt. Die japanische Mischung aus Porno und herben Splatter wirkt gerade aufgrund seiner rohen und ungeschönten Bilder sehr authentisch und hier werden im Verlauf von knapp 70 Minuten auch definitiv keine Gefangenen gemacht, wenn sich die anwesenden Männer als Psychopathen entpuppen und die Darstellerin im wahrsten Sinne des Wortes vor laufender Kamera auseinandergenommen wird. Wer „Tumbling Doll of Flesh“ a.k.a. „Niku daruma“ a.k.a. “Psycho: The Snuff Reels” in die Finger nimmt, weiß aber vermutlich auf was er sich einlässt und da darf man sich hinterher auch nicht beschweren. Ohne Interesse an den ganz herben Werken der Filmgeschichte wird man einem derartigen Film auch nicht auf die Spur kommen und das Ganze ist naturgemäß sehr schwer verdaulich und hochgradig unsympathisch, selbst wenn die Effekte relativ billig gemacht und leicht zu durchschauen sind. Das sogenannte „Fogging“, also das Blurren von Geschlechtsteilen macht es den Machern zusätzlich einfach, während beim Zuschauer das Kopfkino rattert und man sich gedanklich natürlich die schlimmsten Dinge ausmalen wird. „Tumbling Doll of Flesh“ macht auch keinerlei Spaß, ist dabei zugegeben aber überraschend funktional und fällt auch in die Kategorie filmischer Erfahrungen, über die wohl jeder selbst entscheiden muss, ob man sie machen möchte.
Women's Flesh: My Red Guts
Eine junge Frau wird eines Tages von ihrem Mann verlassen und findet sich allein in einem Apartment wieder, dass jedoch voller Erinnerungen an das unglückliche Ende der Beziehung ist. Diese quälenden Eindrücke nehmen im Geist der Verlassenen immer mehr überhand und manifestieren sich schlussendlich in einem selbstverletzenden Verhalten. Zuerst ist es die Zahnbürste des Verflossenen, die missbräuchlich verwendet wird - später greift sie auch zu Gabel und Messer um ihren Selbsthass freien Lauf zu lassen…
Experimentell anmutender Kurzfilm des „Tumbling Doll of Flesh“-Regisseurs Tamakichi Anaru, der hier eine Frau in den Mittelpunkt seines vierzigminütigen Streifens stellt, die sich nach dem Ende ihrer Beziehung selbst verstümmelt und Selbstmord begeht. Wie schon beim Vorgängerfilm gib es keine Hemmungen den Zuschauer zu verstören und Anaru verwendet farbveränderte Bilder mit denen die spärlichen Settings präsentiert werden. Der minimalistisch anmutende Streifen hat nahezu keine Dialoge, konzentriert sich auf eine Darstellerin und abermals verschwimmen die Grenzen zwischen Pornografie und Splatterorgie. Geschmacksgrenzen gibt es keine und wie bei „Tumbling Doll of Flesh“ wirft sich bei mir abermals die Frage auf, für welche Zielgruppe ein derartiger Streifen aber überhaupt realisiert wird. Das möchte man aber vermutlich gar nicht wissen und daher verweise ich in einer möglichen Antwort einfach auf kulturelle Unterschiede und das generell frauenfeindliche Klima der japanischen Gesellschaft. „Women’s Flesh: My Red Guts“ ist auch fern jeglicher Unterhaltungswerte und präsentiert mit dem Thema Selbstverstümmelung auch ein ernstes Thema, dass hier auf sehr plakative Weise abgehandelt wird. Abermals auch nur etwas für Leutchen, die die Finger vom Giftschrank nicht lassen können.
Hungerford
Für ein Schulprojekt filmt der junge Cowen sich selbst und seine WG-Freunde und wird eines Tages unvermittelt Zeuge eines meteorologischen Phänomens. Doch das wird von den jungen Leuten nur beiläufig wahrgenommen, während man lieber kifft und sich mit Vodka die Kante gibt. Wenig später beginnen sich die Leute in seiner Kleinstadt Hungerford seltsam zu verhalten und unerklärliche Gewaltausbrüche nehmen ihren Lauf. Als der Postbote Cowens Freundin Phil attackiert wird dieser mit einer ungewöhnlichen Waffe außer Gefecht gesetzt und die entsetzten Leute werden Zeuge, wie ein Parasit aus seinem Nacken austritt. Wenig später häuft sich das Phänomen und die jungen Leute finden sich mitten in einer Alien-Invasion wieder die bekämpft werden muss, während natürlich weiter gefilmt wird.
Found Footage die Drünfzigste, dieses Mal in Form von Material aus der Handkamera eines Kleinstadt-Spacken und seinen feierwütigen Freunden, die Zeuge einer Alien-Invasion werden. Dabei wäre „Hungerford“ vielleicht gar nicht so schlecht geworden, wenn man die Figuren und das Szenario nicht so derart doof konstruiert hätte. Mag sein, dass man als junger Mensch unmittelbare Gefahren nicht so ernst wahrnimmt, aber wenn Parasiten aus dem Nacken von Mitmenschen krabbeln, ist wohl eher Schicht am Schacht und man braucht nicht mehr lange überlegen ob man lieber Party macht, oder überleben möchte. Außerdem hält uns Hauptdarsteller und Regisseur Drew Casson bei jeder Gelegenheit seine lockige Mähne in die Kamera, als hätte Pantene Pro-V Volumen-Spülung die Hälfte des nicht vorhandenen Budgets übernommen. Herausgekommen ist ein Streifen, auf den die Welt wohl eher nicht gewartet wird und der aktuell nur auf Netflix zu betrachten ist. Dem Found-Footage-Genre kann „Hungerford“ mit seiner Mischung aus englischen Ballermann-Verhalten, Alien-Invasion und „The Crazies“ jedenfalls nichts hinzufügen und selbst wenn der Look und die visuellen Effekte des kostengünstigen Streifens durchaus okay sind, so scheitert das Unterfangen an seinem eher lächerlichen und haarsträubenden Verlauf, bei dem man sich eigentlich nur noch den Kopf schütteln kann. Als Fan des Genres kann man den britischen Beitrag mit zombigen Sci-Fi-Anleihen zwar gucken, aber mehr als unterer Durchschnitt ist hier bei aller Liebe nicht drinnen.