Trauma - Das Böse verlangt Loyalität
Vier junge Frauen aus Santiago de Chile fahren für zwei Tage aufs Land um dort im Haus ein paar nette Tage zu verbringen. Doch schon der erste Abend wird zum Alptraum, als auf einmal zwei Männer aus der Umgebung ins Haus eindringen, zwei Frauen auf brutalste Weise vergewaltigen und eine von ihnen ermorden. Am nächsten Tag gelingt es zwar die örtliche Polizei zu informieren, doch die identifiziert die Männer als gewaltbereite Vater und Sohn, die wenig später auch vor nichts zurückschrecken und in einer nahen Bar ein weiteres Massaker veranstalten. Als diese auch noch ein junges Mädchen entführen und keine rasche Hilfe zu erwarten ist, beschließen die verbliebenen Frauen das Mädchen aus der Gewalt der Männer zu befreien und Rache an den Peinigern zu nehmen.
„Trauma“ ist ja der "neueste" Skandalfilm, der vor nichts zurückschreckt und sich scheinbar mühelos in die Reihe von kontroversen Schockern wie „A Serbian Film“ und „Martyrs“ einfügt und dementsprechend polarisiert. Technisch ist der chilenische Film auch ganz passabel gemacht, aber inhaltlich ist die ganze Sache auf Dauer doch etwas ermüdend und die heftigen Szenen wirken angesichts der fragwürdigen Entwicklungen und seltsamen Figurenzeichnung doch etwas zu offensichtlich auf Krawall gebürstet. Hier ist es ja die Zeit der Militärdiktatur unter Pinochet, die in Rückblenden als Aufhänger für einen Rape’n Revenge-Streifen der härteren Gangart herhalten muss. Doch wo „A Serbian Film“ eine künstlerische und zugegeben sehr herbe Auseinandersetzung mit der politischen Vergangenheit eines Landes ist, da ist der auf wahren Begebenheiten basierende und chilenische „Trauma“ doch nur ein recht durchschaubarer Schocker, der alles versammelt, was an kontroversen Themen noch als zeig- und zumutbar gelten um dann die Grenzen dessen neu auszuloten. Die Liste an Geschmacklosigkeiten ist hier auch sehr lange und vor allem die sexuelle Gewalt und Folter an Frauen machen von Beginn an klar, dass dieser Film hier definitiv nichts für schwache Gemüter ist. Doch mit fortschreitenter Laufzeit und jeden weiteren Tabubruch wird „Trauma“ zunehmend unglaubwürdiger und verliert sich gegen Ende in einem völlig fragwürdigen Handlungsverlauf, der nur dazu dient, dem Zuschauer eins vor dem Latz zu knallen und dementsprechende Reaktionen zu provozieren. Wer mag kann hier inhaltlich gerne mehr herauslesen, als es mir vergönnt war, aber vermutlich bin ich einfach schon zu "alt" für derartige Provokationen, die wohl nur dazu gemacht werden, seinem Macher und kostengünstigen Produkt einen Moment der Aufmerksamkeit zu bescheren.
The Amazing Transplant
Der friedfertige und introvertierte Arthur begeht einen Mord an einer jungen Frau und befindet sich auf der Flucht vor der Polizei. Seine besorgte Mutter kann sich die Tat aber nicht erklären und bittet den Bruder ihres verstorbenen Mannes, den Polizisten Bill, sich um den Fall zu kümmern. Anhand eines Adressbuches macht sich der auch auf die Suche nach Arthurs Bekannten und findet weitere Frauen, die von einem seltsamen Verhalten des jungen Mannes berichten, der einerseits freundlich wirkt, im nächsten Moment jedoch wie ausgewechselt über die jungen Frauen hergefallen und diese vergewaltigt hat. Als Bill weitere Nachforschungen betreibt, kommt er auch einem Mediziner auf die Spur, dessen dunkelstes Geheimnis mit Arthurs seltsamen Verhalten zusammenhängt…
„The Amazing Transplant“ ist ja ein weiterer, schier unglaublicher Film von Doris Wishman, in dem der Zuschauer mit den beliebten Zutaten wie Sex und Gewalt konfrontiert wird. Im Gegensatz zum Titel macht der Streifen aber lange ein Geheimnis um das seltsame Verhalten des jungen Arthur, der sich – man darf es an dieser Stelle wohl verraten – das Genital seines besten Freundes transplantieren lässt um so auch dessen Selbstvertrauen im Umgang mit Frauen zu erlangen. Dummerweise wird Arthur daraufhin aber beim Anblick von goldenem Ohrschmuck (!) zum Berserker, der über diese Frauen herfällt um sie wahlweise zu vergewaltigen oder zu ermorden. Das klingt aber in der Inhaltsangabe wesentlich schräger, als der Streifen tatsächlich ausgefallen ist und ist das bizarre Geheimnis erst einmal enthüllt, ist der Streifen auch schon wieder zu Ende. Bis dahin gibt es nackte Leiber und Vergewaltigungen, die aber in dem Softsex-Schmuddler mit Entstehungsjahr 1970 zum Glück auch nur angedeutet werden. Auch die Transplantation wird am Ende nur kurz angerissen und guter Film ist „The Amazing Transplant“ ja auch nicht geworden. Eine Bestätigung, dass dieser Streifen unter dem Titel „Sinnliche Lippen“ jemals in deutschen Kinos gelaufen sein soll, habe ich in meinen Büchern ebenfalls nicht gefunden. Als cineastisches Kuriosum einer sympathischen Regisseurin ist der Streifen aber allemal eine unterhaltsame Sache und im Rennen um den Film mit dem seltsamsten Inhalt ist „The Amazing Transplant“ ja definitiv noch immer vorne dabei, auch wenn das tatsächliche Ergebnis da nicht ganz mithalten kann.