Bloody New Year
Nach einem etwas zu ausgelassenen Nachmittag auf dem Rummel an der englischen Küste wollen eine Handvoll Freunde mit dem Boot auf eine Insel fahren. Eine unerwartete Havarie zwingt die Gruppe jedoch eine andere Insel zu nehmen, die scheinbar verlassen ist. Doch wenig später findet die durchnässte und abgekämpfte Truppe ein verlassen scheinendes Hotel, das sich den unfreiwilligen Besucher auf sehr seltsame Weise präsentiert. Obwohl es Sommer Ende der Achtziger ist, präsentiert sich die Einrichtung des verlassenen Hotels mit der Silvesterdekoration aus dem Jahr 1959 und es erscheint, als wäre die Zeit seitdem stehen geblieben. Wenig später geschehen auch seltsame Dinge und den jungen Leuten übernatürliche Attacken, sehen entstellte Menschen, die ihnen ebenfalls nach dem Leben trachten und ein Alptraum nicht seinen Lauf.
Mit „Bloody New Year“ hat Regisseur Norman J. Warren ja einen völlig kruden, aber doch sehr charmanten Horror-Slasher mit übernatürlicher Komponente geschaffen. Warren hat ja gleich eine Handvoll obskurer Genre-Streifen in seinem Schaffen, aber „Bloody New Year“ setzt hier nochmals einen drauf und geht eigentlich völlig durch die Decke. Die teils sehr surrealen Vorgänge in dem Hotel sind völlig bizarr und auch die Ereignisse und die Auflösung sind völlig jenseitig, sodass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Von Slasher, Drama bis hin zu übernatürlichen Horror ist hier alles dabei und die unterschiedlichen Richtungen werden mehr schlecht als recht unter einen Hut gebracht. Trotzdem macht der Streifen Laune und präsentiert sich wie eine alptraumhafte Wundertüte, bei der sich Drehbuchautoren, Set-Designer und FX-Künstler auch so richtig austoben konnten. Da werden Menschen von Celluloid einer Filmrolle genauso angegriffen wie von Fahrstuhlwänden verschluckt und zwischendurch wird auch immer wieder mal hübsch geschmoddert und Panik geschoben. Auf der abgelegenen Insel sind nicht nur Raum und Zeit, sondern auch die Genre-Logik völlig aus den Fugen geraten und dennoch verliert Norman J. Warren nie die Fäden aus der Hand und inszeniert sein Spätachtziger-Abenteuer auch auf sehr solide und völlig ernsthafte Weise. Vielleicht kein Highlight, aber doch eine sehr hübsche Entdeckung für Freunde des obskuren Filmguts, welches auch stets den Schwachsinnsdetektor ganz ordentlich glühen lässt.
A Climax of Blue Power
Eddie ist bei der Polizeiprüfung durchgerasselt, arbeitet bei einem Wachdienst und ist außerdem noch ein ziemlicher Sadist, der am liebsten Frauen erniedrigt. In seiner Freizeit zieht er als falscher Polizist mitsamt falschen Polizeiwagen seine Runden um mit seinem forschen Auftreten Straßenprostituierte einzuschüchtern und zu Gratis-Leistungen zu nötigen, ehe er sie irgendwo außerhalb der Stadt ihrem Schicksal überlässt. Als er eines Tages zufällig am Strand Zeuge eines Eifersuchtsmordes wird, fühlt er sich in seiner bizarren Gedankenwelt dazu berufen, der Mörderin selbst das Handwerk zu legen um danach bei der Polizei so richtig aufzutrumpfen. Als falscher Polizist verschafft er sich Zutritt und nötigt die Frau zu Sex und einem Geständnis und schlägt dabei auch völlig über die Stränge.
HC-Roughie über einen jungen Mann, der als falscher Polizist und mit allerlei Frauenverachtung Angst und Panik in der Rotlichtszene verbreitet, eher sich in der Aufklärung eines Mordes versteigt und auch dort keine Gefangenen macht. Regisseur Lee Frost ist mit Filmen wie „Black Gestapo“ und „Love Camp 7“ ja ohnehin eher ein Mann fürs Grobe und da macht auch sein Ausflug in die Welt des Erwachsenenfilms keine Ausnahme. „A Climax of Blue Power“ ist auch in der kurzen Zeit entstanden, in der HC-Produktionen dank dem Erfolg von „Deep Throat“ das Licht der großen Leinwand erblickten, ehe die amerikanischen Gesetze wieder geändert wurden und die Produktionen wieder billiger wurden und in die Nonstop-Kinos verschwanden. Die Anal-fixierte Mischung aus Sex und düsteren Thriller ist natürlich wenig erotisch ausgefallen und die Art und Weise wie hier mit den Frauen umgegangen wird, ist ebenfalls indiskutabel. Bei „Roughies“ weiß man ja aber schon vorher was einen erwartet und Kindergeburtstag ist auch „A Climax of Blue Power“ sicher nicht geworden. Porno und Spielfilmhandlung halten sich hier aber die Waage und der Streifen verfügt neben seinem gruseligen Hauptdarsteller mit vollem Körpereinsatz auch über einen hübsch abgefuckten Charme, der die Ereignisse irgendwie noch bedrückender wirken lässt. Im Finale gibt es dann sogar eine kleine Verfolgungsjagd und ein passablen Ende, in dem Amtsanmaßung auch entsprechend honoriert wird.