Your Name. - Gestern, heute und für immer
Die junge Schülerin Mitsuha aus der Provinzstadt Itomori ist gelangweilt und genervt von ihrem von alten Traditionen geprägten Leben als Tochter des Bürgermeisters und wünscht sich ein anonymes Leben in der Großstadt, in dem man sich mit Freunden nicht beim Getränkeautomaten treffen muss, da es ansonsten nichts für junge Leute gibt. Eines Tages geschieht auch das Unglaubliche und Mitsuha erwacht im Körper von Taki, einem gleichaltrigen Schüler aus Tokio, der dort ebenfalls mit den Fallstricken des Erwachsenwerdens zu kämpfen hat. Doch das unerklärliche Ereignis in den ersten Minuten des Films ist erst der Beginn einer Reihe von unvorhersehbaren Ereignissen, die im Zusammenhang mit der ersten Liebe, Freundschaft, das Aufeinandertreffen von Moderne und Tradition und auch durchaus ernsten Themen stehen…
Die obige Inhaltsangabe habe ich ja bewusst sehr kurz und vage gehalten und am besten ist es wohl, wenn man sich den Anime gänzlich ohne Vorkenntnisse anschaut. Dann kann einem ja nicht nur wegen der wunderschönen Bilder das Hören und Sehen vergehen und schon in den ersten Minuten überschlagen sich in der Körpertausch-Dramödie ja förmlich die Ereignisse und der Zuschauer erlebt nach dem eher konventionell anmutenden Start förmlich eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Doch der in seinem Heimatland und auch international schwer erfolgreiche Anime bleibt trotz komplizierter Erzählstruktur und seiner reichlich abstrakten Geschichte stets auf der richtigen Spur und wenn der Abspann erklingt, kann man auch sehr gut verstehen, warum „Your Name.“ so ungemein erfolgreich gelaufen ist. Hier wird von Makato Shinkai von Bilder, Inhalt und dem Gebrauch von Musik auch alles richtig gemacht und selbst wenn die Geschichte in Spannungsfeld von Tradition und Moderne schon auch an Hayao Miyazaki erinnert, so ist „Your Name.“ doch stets eigenständig und vor allem spannend, überraschend, herzlich und ergreifend. Das einzige was man dem Film ankreiden könnte ist, dass der eigentliche Höhepunkt für mich bereits zu Beginn des letzten Drittels erfolgt, aber auch das ist lediglich mein subjektives Empfinden. Ganz, ganz toller Streifen, der mich mit seiner wunderbaren Mischung aus Witz und Ernst, Mystery, Herzlichkeit und Drama auch ziemlich geplättet hat.
PS: J. J. Abrams hat sich ja bereits die Rechte für die Realfilm-Adaption erworben – keine Überraschung
Dark Tourist - Folge 1
Neue Netflix-Serie über einen neuseeländischen Journalisten, der alle Kontinente bereist um seltsamen Touri-Attraktionen auf die Spur zu kommen. Die Idee ist ja ganz lustig, aber irgendwie ist „Dark Tourist“ nicht wirklich gut gemacht und der Journalist wirkt zwar sympathisch, aber auch sehr naiv und dem Zuschauer werden Attraktionen als sensationell verkauft, die aber nicht so wirklich besonders erscheinen. Das Ganze wird mit viel Wackelkamera im flotten Dokutainment-Stil, Untertitel und Voiceover näher gebracht und im ersten Teil in Lateinamerika geht es um den Drogenboss Escobar (wohl rein zufällig der Inhalt einer weiteren, erfolgreichen Netflix-Produktion) und sein touristisches Vermächtnis, dem mexikanischen Totenkult inklusive Exorzismus und Grenzübertritts-Rollenspiele, in der sich der Pauschaltourist für sechs Stunden wie ein Flüchtling fühlen darf. Nicht wirklich bahnbrechende Dinge, sondern eher bizarre bis erheiternde Auswüchse von Alltagstourismus, die den Zuschauer jenseits der Zwanzig aber nicht sonderlich überraschend sollten. Mal schauen, ob wir da weiter gucken – momentan bin ich nicht überzeugt.