The Saddest Music in the World
Der kanadische und winterliche Ort Winnipeg wird im Jahr 1933 inmitten der Weltwirtschaftskrise zum vierten Mal zur „Welthauptstadt des Kummers“ gewählt. Grund genug für die örtliche Brauerrei-Besitzerin Lady Helen Pont-Huntley nicht ganz uneigennützig einen Wettbewerb auszurichten, in dem die traurigste Musik der Welt bestimmt und der vortragende Musiker ein großes Preisgeld gewinnen soll. Bald tummeln sich Künstler aus aller Welt in dem verschneiten Ort um sich musikalisch zu messen und auch die charakterlich sehr ungleichen Brüder Chester und Roderick finden sich ein um für unterschiedliche Länder anzutreten. Doch mit den beiden Brüdern und dessen Vater Fyodor verbindet auch Lady Pont-Huntley ein tieftrauriges Kapitel ihres Lebens, welches auf den Verlauf des obskures Bewerb nicht ohne Folgen bleibt.
Wunderbar schräger Film von Regisseur Guy Maddin, der hier unter dem Deckmantel eines etwas sonderbar ausgerichteten Musikwettbewerbs ein Panoptikum an skurrilen Figuren präsentiert, mit denen es das Leben nicht unbedingt gut gemeint hat. Doch statt einer Geschichte über trieftraurige Musik und trauernde Menschen ist „The Saddest Music in the World“ ein sehr origineller und schwarzhumoriges Drama mit viel Musik, der sich dem Zuschauer trotz seines Inhalts auch sehr ungewöhnlich, bunt und vielfältig präsentiert. Der Inhalt der 2003 gedrehten Musical-Dramödie wird vorwiegend mit grobkörnigen und auf alt getrimmten S/W-Bildern erzählt und nur in wenigen Momenten lässt Maddin auf dem Bildschirm Farben erstrahlen und erinnert dabei an alte Technicolor-Musicals mit glitzernden Requisiten und Stummfilme aus den Zwanzigern. Wer ungewöhnliche Streifen mag, die sich jeglichen Kategorisierung entziehen, kommt an Guy Maddins Streifen ja eigentlich nicht vorbei und auch mich hat „The Saddest Music in the World“ gestern wieder aufs Neue begeistert.
Interstella 5555
Eine talentierte Musikgruppe einer entfernten Galaxie wird während eines Auftrittes im Auftrag eines skrupellosen Musikmanagers entführt. Auf der Erde werden die vier Musiker ihrer Identität beraubt, optisch dem heimischen Markt angepasst und die Truppe zur Gewinnmaximierung gnadenlos bis zur Erschöpfung getrieben. Während sich auch rasch die Erfolge rund um den Erdball einstellen und die Truppe bald körperlich am Ende ist, mach sich ein großer Fan der Truppe auf den Weg zur Erde, um die vierköpfige Truppe zu befreien und dem diabolischen Manager ein für alle Mal das Handwerk zu legen.
„Interstella 5555“ ist wohl nicht nur das erste bzw. einzige animierte House-Musical der Welt, sondern auch eine wunderbare Liebeserklärung an japanische Zeichentrick-Serien aus den Siebzigern. Die Kooperation von Daft Punk mit den Toei Animation Studios bzw. Leiji Matsumoto erinnert mit seinem Sci-Fi-Look auch stark an „Captain Future“ und auch die Geschichte über einen machtgierigen Musikmanager und eine intergalaktische Musiktruppe, die in seine Fänge gelangt, weiß zu begeistern. Statt Dialoge gibt es in dem einstündigen Film die Musik vom „Discovery“-Album, das seinerzeit ja auch millionenfach verkauft wurde und herausgekommen ist ein wunderbar oldskooliger, bunter und stimmiger Anime, der auch Leute begeistern dürfte, die sonst vielleicht nicht unbedingt etwas mit der Musik der französischen House-Act etwas anfangen können. Musikalische Scheuklappen abwerfen, die Lautstärke aufdrehen und mit unseren musikalischen Helden mitfiebern!