Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Höllenjagd auf heiße Ware

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Der amerikanische Agent und Frauenheld Bryan Cooper alias Superdrago kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Regierung nicht mehr weiter weiß und einen galanten Mann fürs Grobe benötigt. Als sich eines Tages in einer beschaulichen Studentenstadt in Michigan die Fälle von verhaltensauffälligen Jugendlichen häufen, vermutet man den Einsatz eines noch unbekannten Rauschgifts und tatsächlich scheint jemand den jungen Studenten unbemerkt eine psychotropische Substanz zu verabreichen. Als Cooper vor Ort ermittelt, wird er nicht nur Zeuge, wie einige Studenten aufeinander losgehen und anschließen im Krankenhaus landen, sondern er findet auch eine heiße Spur, die den smarten Agenten und seinen Sidekick „Baby Face“ direkt nach Amsterdam führen. Dort angekommen trifft Superdrago nicht nur auf die hübsche Agenten-Kollegin Charity, sondern auch auf zahlreiche andere zwielichtigen Gesellen, die schon bald hinter ihm her sind, während er auch einer Organisation auf die Spur kommt, die einen ganz teuflischen Plan verfolgt…

In den Sechzigern erfreuten sich Agentenfilme ja äußerster Beliebtheit und im Falle von „Höllenjagd auf heiße Ware“ bekommt man es mit Superdrago auch mit einem smarten Kollegen und Seelenverwandten von James Bond zu tun, der über den Globus jagt um in Amsterdam eine dubiose Verbrecherband mit teuflischen Plan das Handwerk zu legen. Die Geschichte über eine Superdroge ist wie bei den Italienern üblich natürlich arg spekulativer Natur und auch bei den nicht minder haarsträubenden Entwicklungen und stets sehr hilfreichen Erfindungen des Agenten hat man es vielleicht eine Spur übertrieben, während der Streifen von Giorgio Ferroni auch stets so aufgebaut ist, als würde es sich um den Teil einer ganzen Agentenfilm-Reihe handeln. Der Einsatz von Superdrago blieb aber wohl einmaliger Natur und dem Unterhaltungswert dieses feinen Eurospy-Filmchens tut das ja ebenfalls keinerlei Abbruch. Langweilig wird es dem Zuschauer ja nie, auch wenn Superdrago selbst für Agenten-Verhältnisse vielleicht eine Spur zu selbstverliebt daherkommt und ihm trotz eingeschränkter Durchsetzungskraft natürlich gleich reihenweise sämtliche Frauen zu Füßen liegen, die ihm im Laufe des Streifens begegnen. „Höllenjagd auf heiße Ware“ ein sehr spaßiges und kurzweiliges Werk mit lustigen Ideen, sympathischen Cast und Amsterdamer Handlungsort, das den Zeitgeist seiner Entstehung atmet und das man daher auch mit einem entsprechenden Augenzwinkern betrachten sollte. Dann macht der eher trashige „New York chiama superdrago“ auch ziemlichen Spaß, selbst wenn die Qualität der deutschen DVD mit der eher miesen, deutschen Tonspur sicher nicht das Gelbe vom Ei ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Alles Fleisch ist Gras

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Anton Galba ist der erfolgreiche Techniker, Tüftler und Leiter einer Kläranlage in Dornbirn, der mit seiner jugendlichen Assistentin eine Affäre hat. Als ein weiterer Kollege den verheirateten Mann erpressen möchte, stürzt dieser so unglücklich über eine Stiege dass er an Ort und Stelle verstirbt. Um seine Karriere nicht zu gefährden lässt Galba die Leiche im Häcksler der Anlage verschwinden und meldet den Mann als vermisst, was dessen ehemaligen Schulkollegen und Polizisten Weiss auf den Plan ruft. Nathan kommt jedoch rasch dem Geheimnis auf die Schliche, doch anstatt Galba zu verhaften, verfolgt dieser seinen ganz eigenen Plan und macht Galba unfreiwillig zum Komplizen für einen weiteren Mord und einer Sache, die bald noch weitere Kreise zieht…

Nach zwei fast schon überragenden Landkrimis von Glawogger und Murnberger beschreitet die Vorarlberger Geschichte von Regisseur und Ex-Austropopper Reinhold Bilgeri andere Wege und statt Polizisten stehen hier ein Techniker, dessen Gattin, ein skrupelloser Polizist und ehrgeiziger Journalist im Fokus einer Geschichte über gesellschaftliche Selbstjustiz, die jedoch gänzlich humorfrei, nüchtern und auch von den Figuren her etwas sperrig inszeniert wurde. Das mag zum Teil auch der Vorarlberger Mentalität geschuldet sein, die im restlichen Österreich ja ohnehin nicht den besten Ruf besitzt und so richtig kommt der eher dramatisch gehaltene „Alles Fleisch ist Gras“ daher auch nie so richtig in die Gänge. Auch die Story, die etwas an Patricia Highsmiths „Zwei Fremde im Zug“ erinnert, hat mich jetzt nicht wirklich vom Hocker gerissen und die Motivation der Figuren her fand ich sich nicht sehr glaubwürdig oder schlüssig präsentiert und dabei immer auch noch etwas unglücklich erzählt. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern kann Bilgeris mittelprächtiges Werk auch in Punkto Tempo und Unterhaltungswert nicht mithalten und auch wenn der Vorarlberger Beitrag kaum mit dem beiden anderen vergleichbar ist, so liegt mir eindeutig die weiter östlich stationierten Ermittler mit zynischem Witz doch wesentlich näher, als diese humorlosen und dramatischen Figuren im Ländle.

The Pact

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Ich empfand „The Pact“ als netten kleinen Grusler mit soliden Schreckmomenten, der zwar das Rad zwar sicherlich nicht neu erfindet, aber für seine eher kurze Laufzeit auch überraschend funktional und überraschend ausgefallen ist. Die Mischung aus übernatürlichen Vorgängen in einem biederen Vorstadthaus und dem mittlerweile etwas ausgelutschten Twist am Ende fand ich den Streifen jedenfalls durchaus stimmig inszeniert und das Spiel mit Urängsten im trauten Heim auch dank der Hauptfigur sehr interessant gemacht. Die Kritik vom Bux bezüglich der offenen Fragen zu den übernatürlichen Vorgängen kann ich zwar gewissermaßen nachvollziehen und inhaltlich holpert „The Pact“ für analytische Menschen wohl manchmal etwas zu sehr dahin, doch meine persönliche Wertung würde das nicht so sehr negativ beeinflussen. Ich empfand es jedenfalls nicht sonderlich störend, dass der amerikanische Low-Budget-Horrorstreifen diese übernatürlichen Dinge offen lässt und im letzten Drittel einen anderen Pfad beschreitet. „The Pact“ hat mich doch positiv überrascht und Nicolas McCarthys Streifen reiht sich meines Erachtens auch gut in die Reihe von „neueren“ Indie-Genre-Produktionen aus den Staaten ein, die statt Gore-Keule und Remakes lieber wieder auf eigene Inhalte und Geschichten setzen, die zwar von Werken aus vergangenen Jahrzehnten und modernen Horrorströmungen inspiriert sind, aber weit davon entfernt sind, diese lediglich plump zu kopieren.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Psycho Raman

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Der vollkommen psychopathische Ramanna zieht durch die Slums von Mumbai und ermordet wahllos Menschen in der Tradition des bekannten Serienmörders Raman Raghav, der in den Sechzigern deswegen traurige Berühmtheit erlangte. Doch Ramanna macht aus seinem mörderischen Treiben gar kein großes Geheimnis und stellt sich sogar dem jungen und nicht minder skrupellosen Ermittler Raghavan und seinen Kollegen, die ihn jedoch aufgrund seiner Aussagen nicht ernstnehmen. Als er nur verprügelt und danach wieder laufen gelassen wird, ermordet er die Familie seiner Schwester auf grausame Weise und auch Raghavan muss bitter erkennen, dass er einen großen Fehler begangen hat...

„Psycho Raman“ ist schon ein sehr seltsamer Film, der auch so gar nichts mit dem üblichen Bollywood-Klischees zu tun hat und trotz der strengen Zensurrichtlinien des Entstehungslandes überraschend düster, brutal und ernüchternd ausgefallen ist. Die Geschichte über einen mörderischen Psychopathen, der in einem skrupellosen und drogensüchtigen Polizisten seinen Seelenverwandten zu erkennen scheint direkt aus den Untiefen der Slums vom Mumbai zu kommen und ist ein dreckiger, emotionsloser und eigentlich schwer verdaulicher Brocken von einem Film, der auch gleichzeitig eine sehr bittere Bestandsaufnahme der Probleme seines Landes ist. Dabei hat „Psycho Raman“ auch keinerlei Sympathieträger und zwischen Gut und Böse scheint es ohnehin keine Grenzen zu geben. Dass „Psycho Raman“ dabei versucht, dem Zuschauer eine große Portion Tarantino-Coolness vorzusetzen fand ich persönlich zwar nicht ganz so gelungen, aber dass sich der Streifen dennoch verdammt gut gucken lässt, liegt neben den Figuren und exotischen Schauplätzen auch an der spannend erzählten Geschichte, die auch sehr geschickt mit den Emotionen des Zuschauers spielt und diesen in ein moralisches Dilemma führt. „Psycho Raman“ ist jedenfalls viel mehr als ein reiner Unterhaltungsfilm und wer sich für derartige Filme interessiert, sei diese gelungene Mischung aus Drama und Thriller jedenfalls wärmstens empfohlen, auch wenn „Psycho Raman“ am Rande Themen aufgreift und dem Zuschauer eine Welt präsentiert, vor der man ansonsten gerne die Augen verschließt.

The Glamorous Life of Sachiko Hanai

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Die junge und etwas naive Sachiko ist ein Callgirl, das sich für die Fantasien ihrer Kundschaft ordentlich ins Zeug legt und eines Tages in einem Cafe zwischen die Fronten westlicher und nordkoreanischer Waffenschieber gelangt. Dabei landet nicht nur versehentlich eine Replik des Mittelfingers von George W. Bush in der Handtasche des Mädchens, sondern sie bekommt auch eine Kugel in den Kopf verpasst. Wider Erwarten sorgt Letzteres jedoch nicht für den Tod des Callgirls, sondern lässt diese zur Intelligenzbestie mutieren und durch das neu erlangte Interesse an Philosophie und Quantenphysik landet sie bei einem Professor und dessen Familie, der die junge Frau als Nachhilfelehrerin für seinen introvertierten Sohn engagiert. Sachiko stellt jedoch nicht nur die sexuelle Welt der Familie komplett auf den Kopf, sondern sorgt wenig später auch noch für viel mehr Chaos, dass immer weitere Kreise zieht…

„The Glamorous Life of Sachiko Hanai“ wird ja als “Anti-Bush-Sexfilm” angepriesen und würde sich wohl auch liebend gerne als politische Satire und augenzwinkerndes Statement zum Weltgeschehen sehen. Herausgekommen ist aber eher ein eher unausgegorenes und leider auch ziemlich unerotisches Softsexfilmchen, der das Thema des Auf- und Wettrüstens als sehr, sehr losen Aufhänger für möglichst viele Gaga-Momente her nimmt und mittlerweile auch schon wieder veraltet wirkt. Mit etwas Wohlwollen kann man den Streifen dann sicherlich auch als durchgeknalltes Trashfilmchen sehen, doch so richtig wollte der Streifen bei mir gestern nicht zünden und ich fand das ganze Treiben auf dem Bildschirm auch auf Dauer wenig subversiv und etwas zu bemüht. Auf jede lustige Idee kommen mindestens zwei eher nicht so prickelnde und die arg kostengünstige Machart kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Streifen etwas zu sehr auf das Potential seiner – zugegeben – sehr schrägen Geschichte verlässt und dabei schauspielerisch und inszenatorisch vollkommen unterdurchschnittlich ausgefallen ist. Jedes Mal wenn das Drehbuch nicht mehr weiter weiß, gibt es eines Sex- oder Masturbationsszene und George W. Bush schaut auch noch kurz vorbei. Als Kuriosum der Filmgeschichte vielleicht noch okay, aber große Begeisterung wollte sich nicht einstellen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Kreuz des Südens

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Wie auch viele andere ihrer Generation ist die Mutter des Kripo-Beamten Thomas Wehrschitz vor vielen Jahren aus dem kleinen Heimatdorf im südlichen Burgenland in die weite Welt gestartet um anderswo das große Glück zu suchen. Nach einem Zwischenfall, der in aus gesundheitlichen Gründen seinen Job kostet, kehrt Thomas jedoch in das kleine Dorf zurück um den Nachlass des ungeliebten und unbekannten Vaters zu regeln und wird dabei Zeuge, wie ein Messerwerfer bei einer Zirkusvorstellung mit seinem Werkzeug vor den Augen der entsetzten Dorfbewohner ausgerechnet den örtlichen Industriellen tödlich verletzt. Tommy glaubt jedoch nicht an einen Zufall und entdeckt, dass der Messerwerfer ebenfalls seine Wurzeln im Dorf hat. Während die aufgebrachte Dorfjugend mit dem Artisten am liebsten kurzen Prozess machen würde, ist Thomas damit beschäftigt die Tat zu rekonstruieren und kommt dabei schon wenig später in dem beschaulichen Ort weiteren und sehr mysteriösen Dingen auf die Spur.

Auch der Auftakt der zweiten Staffel der vom österreichischen Rundfunk fürs Fernsehen produzierten Landkrimi ist sehr stark und nach einem eher ruhigen und verhaltenen Start, der den Kripo-Beamten am Tiefpunkt seines Lebens zeigt, versucht dieser nach einer Gehirnblutung wieder langsam Fuß in seinem Leben zu fassen. Doch der zur Erholung gedachte und vermeintlich ruhige Ausflug in das verhasste Heimatdorf führt den Beamten mittleren Alters nicht nur zurück in die eigene Vergangenheit, sondern weckt nach einem vermeintlichen Unglück auch wieder alte Jagdinstinkte. Die Geschichte über die Abgründe eines Dorfs ist sehr gut erzählt und Regisseurin Barbara Eder beweist als Dokumentarfilmerin auch ein Auge für Details und stimmige Bilder. Die Geschichte zieht ja langsam und stetig an, streift Mystery, Drama und Thriller und hat auch eine sehr hübsche Auflösung, die mir ausnehmend gut gefallen hat und an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird. Auch an den Darstellern gibt es wie üblich nicht zu meckern und vor allem Andreas Lust verkörpert den gesundheitlich angeschlagenen Gerechtigkeitsfanatiker, der sich Leben und Job zurück erkämpfen möchte, auch sehr glaubwürdig. „Das Kreuz des Südens“ hält sich zwar an die Grundvorgabe des Formats, ist im Vergleich zum steirischen und niederösterreichischen Beitrag aber wesentlich ernster ausgefallen und ist so auf seine eigene Weise für einen Fernsehfilm auch wieder ganz großartig.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das Dschungelbuch

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Jetzt hat es tatsächlich über vierzig Jahre gedauert, bis ich den Streifen auch einmal in voller Länge zu Gesicht bekommen habe und obwohl Disney-Filme normalerweise nicht so meine Baustelle sind, hat mir Wolfgang Reithermans musikalischer, humorvoller und auch sehr turbulenter Einblick in die Flora und Fauna des Dschungels auch eine sehr schöne Zeit beschert. Der Zeichentrick-Klassiker aus dem Jahr 1967 ist ja auch eine durch und durch nette Sache mit viel Musik und guter Laune und jeder Menge vermenschlichter Figuren, die man einfach in sein Herz schließen muss. Von Balu dem beschwingten Bär, über die hypnotische Schlange Kaa bis hin zur großartigen Elefanten-Parade mit Colonel Hathi und Winifred und den tanzenden Orang-Utans, Geiern etc. gibt es ein tierisches Highlight nach dem anderen, die auch leicht vergessen lassen, dass die sehr lose gesponnene Geschichte auch nur dazu dient, die zahlreichen und sehr beschwingten Musiknummern wie z.B. das legendäre „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ miteinander zu verbinden. Die deutsche Synchro und das Eindeutschen der Songs sind ja außerordentlich gut gelungen und den „oldskooligen“ Zeichenstil fand ich ja ebenfalls sehr hübsch und irgendwie hat der ganze Streifen so auch wesentlich mehr Herz und Charme als diese Hochglanz- und „Auf-Nummer-Sicher“-CGI-Produktionen der heutigen Zeit.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Wahre Liebe

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Auf dem Weg zu einem Videodreh begegnet die impulsive Managerin Roxanne auf einer engen Landstraße dem Wohnmobil des besonnenen Computerspezialisten Karl. Trotz eines kurzen Disputs und einem kleinen Crash findet man sich jedoch sympathisch und obwohl weder Nummern noch Namen ausgetauscht werden, hat diese schicksalhafte Begegnung auf das Leben der Beiden großen Einfluss. Roxanne beginnt neben ihrem stressigen Job die energieraubende On-Off-Beziehung mit ihrem Erwin zu überdenken, während auch Karls Ehe mit seiner umtriebigen Barbara trotz einer gemeinsamen Tochter alles andere als glücklich erscheint. Während Roxanne und Karl beginnen einander zu suchen, geht jedoch auch der Alltag weiter und was bleibt, ist ein Traum bzw. die allzu menschliche Sehnsucht nach der wahren Liebe, die sich jedoch nicht zwangsläufig für jeden erfüllen muss…

Über den von der Wega-Film bzw. Haneke Stamm-Porduzent Veit Heiduschka produzierten Streifen „Wahre Liebe“ ist ja so gut wie gar nichts im Netz zu finden und die DVD des von der österreichischen Regisseurin Kitty Kino im Jahr 1990 gedrehten und in Wien inszenierten Films ist mir auch eher zufällig in die Hände gefallen. Dabei handelt es sich um eine Art Liebesdramödie und durchaus guckbares Werk mit viel Musik, Wiener Lokalkolorit und Zeitgeist, der sich jedoch dem Thema der „wahren Liebe“ auf sehr erwachsene Weise nähert. Beide Figuren stehen mitten im Leben bzw. befinden sich in langjährigen Beziehungen, die aber längst ins Stocken geraten sind bzw. in denen der Alltag eingekehrt ist und nach einer schicksalhaften und kurzen Begegnung beginnen beide unabhängig voneinander ihr Leben, ihre Träume und dann auch ihre Beziehungen zu überdenken. Dabei sind sich die Beiden – wie in dem Genre üblich – natürlich näher als sie glauben und dennoch scheint das Schicksal für Roxanne und Karl einen anderen Plan als eine gemeinsame und glückliche Zukunft zu haben. Der Verlauf der Geschichte erscheint dabei zwar ehrlich bzw. glaubwürdig und ist dennoch für den Zuschauer von etwas unbefriedigender Natur und dürfte so wohl auch etwas dafür verantwortlich sein, warum Kitty Kinos durchaus passabler Blick auf eine Generation 35+ zwischen Austropop und Yuppietum im Wien der frühen Neunziger auch hierzulande komplett, wenn auch unverdient durch den Rost gefallen zu sein scheint.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Tripper

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„The Tripper“ ist der leider ziemlich misslungene Versuch von Regisseur und Schauspieler David Arquette das Genre des Backwood-Slashers mit einer politischen Komponente zu verbinden und daraus eine blutige und schwarzhumorige Komödie zu zimmern. In diesem Fall ist es ein Psychopath, der in Ronald-Reagan-Outfit und republikanisch-konservativer Gesinnung Jagd auf unbedarfte Hippies macht, die wegen eines Konzerts haufenweise in einem Nationalpark einfallen. Leider sind die Figuren wieder einmal auf beiden Seiten komplett überzeichnet und vor allem bei den jugendlichen Hippies hat man wieder einmal kein Klischee ausgelassen. Die Geschichte ist lahm und Herr Arquette beweist meines Erachtens auch kein großes Gespür für das Genre des Slashers und auch seine Versuche, dem Ganzen nebenher einen schwarzhumorigen und politischen Touch zu verleihen, gehen stets in die Hose. Die Kriegsbilder im Prolog sind ebenfalls fehl am Platz und wenn im Film erwähnt wird, dass George W. Bush der schlimmste Präsident ist, den die USA jemals hatten, dann kostet das dem Zuschauer spätestens seit dem gestrigen Tag ebenfalls nur noch ein müdes Lächeln.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Tanz der Totenköpfe

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Eigentlich mag ich „Tanz der Totenköpfe“ ja seit der ersten Sichtung in sehr jungen Jahren recht gerne und der Streifen hat nicht nur einen herrlich spröden und britischen Charme, sondern versucht auch klassischen „Haunted-House“-Grusel mit einer analytischen und modernen Komponente zu verbinden. Das funzt über lange Zeit auch ganz gut und der Streifen hat neben tollen Darstellern, dezenten Schreckmomenten und sexuellen Unterton auch einen sehr hübschen Look, obwohl augenscheinlich alles im englischen Studio inszeniert wurde. Leider stockt die Geschichte über das Haus mit seiner bösen Macht, dass auf feinselig eingestellte Menschen losgeht ab der Hälfte und die Auflösung wirkt selbst bei viel Wohlwollen und Liebe zum Genre leider etwas lieblos und unspektakulär und wirkt, als wäre den Machern im überhastet erscheinenden Finale die Lust, das Geld und die Ideen ausgegangen. Irgendwie stellt sich der Streifen im letzten Drittel auch selbst ein Bein und an überragende Klassiker wie „Bis das Blut gefriert“ reicht der „Tanz der Totenköpfe“ leider nicht heran, auch wenn der Streifen von John Hough eigentlich recht erfolgreich versucht, dieses auf sympathische und bestmögliche Weise zu verschleiern.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist

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Der Polizist Hannes Muck ist der Postenkommandant in der ehemaligen Bergbaugemeinde Hüttenberg und sein beschauliches Leben ist von Brauchtum und kleinen Delikten geprägt, bei denen der überall bekannte und beliebte, aber nicht sonderlich als Autorität anerkannte Mann gerne mal ein Auge zu drückt. Die Situation ändert sich, als die 16jährige Tochter eines Landtagsabgeordneten tot in einem Bergwerksschacht aufgefunden wird und sich der vermeintliche Unfall als Mord entpuppt, der auch nur von einem Einheimischen verübt werden konnte. Als ihm ein unsympathischer Ermittler vor die Nase gesetzt wird und dieser den Ortsbewohnern unangenehme Fragen stellt, kann er nur hilflos mit ansehen, wie das harmonische Dorfgefüge sukzessive zerstört wird und düstere Wahrheiten ans Licht kommen...

Die Kärntner Ausgabe des Landkrimis gilt ja gemeinhin als Highlight der bisherigen Landkrimi-Serie und „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“ von Andreas Prochaska ist auch ein absolutes Highlight, dass meines Erachtens alle positiven Eigenschaften aktuellen, österreichischen Filmschaffens, hohe Schauspielkunst und ländliche Befindlichkeiten perfekt zusammenfasst. Dabei geht es in dem schön und ruhig gemachten und dennoch sehr düsteren und dramatischen Streifen weniger um die eigentliche Kriminalhandlung, sondern vielmehr um eine bittere Lektion für den harmoniebedürftigen Polizisten Muck, der erkennen muss, dass sich unter der Fassade seines Heimatortes düstere Geheimnisse und Abgründe lauern und sich das Dorfkollektiv auch gegen vermeintliche Nestbeschmutzer zur Wehr setzt. Das beschauliche Leben des Provinzpolizisten wird von einen Tag auf den anderen auch komplett auf den Kopf gestellt und ihm auch immer der Boden unter den Füssen weggerissen, während er erkennen muss, dass er sich auch selbst immer etwas vorgemacht hat. Die Geschichte lebt dabei neben den wunderbar eingefangenen Drehorten und der ungewöhnlichen Musikuntermalung vor allem von der authentischen und sympathischen Hauptfigur, die von Gerhard „Blutgletscher“ Liebmann auch großartig gespielt wird. Auch der Rest hat mich absolut begeistert und eigentlich ist „WDWWSEHI“ mit seinen tragischen Figuren, schwermütigen Touch und der packenden Geschichte nur fürs TV auch viel zu schade. Großartig!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nachtschicht

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Licht und Schatten sind ja bei Stephen King-Verfilmungen ohnehin üblich und auch der 1990 entstandene „Nachtschicht“ hat seine guten und weniger gelungene Momente. Die Western-artig angelegte Geschichte über einen schweigsamen Good-Guy, der einen miesen Job in einem Baumwoll-verarbeitenden Betrieb annimmt und dabei an den White-Trash-Pöbel und noch viel schlimmere Dinge gerät ist ja nicht gerade so der Bringer und erst in der zweiten Hälfte nimmt die ganze Sache an Fahrt aus. Da geht es nämlich mitsamt den Kollegen in den finsteren Rattenkeller neben dem Friedhof, der für einen Putztrupp neben zwischenmenschlichen Problemen auch eine tierische Überraschung bereithält, die dem Zuschauer im Vorfeld auch dezent angekündigt wird. Dann wird „Nachtschicht“ auch recht unterhaltsam und vor allem bei den unterirdischen Settings und den tierischen Komparsen und Monster hat man sich ordentlich Mühe gegeben, sodass der Streifen am Ende doch noch überzeugen kann. Sicherlich kein Highlight unter den King-Verfilmungen, sondern ein eher mittelprächtiger, aber immerhin kurzweiliger und immer noch gut guckbarer Schmodderstreifen aus den Neunzigern, der die vielen Ratten, die eigentlich bekämpft werden sollen, auch als heimliche Gewinner präsentiert.

JeruZalem

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Die Amerikanerin Sarah reist mit ihrer besten Freundin Rachel nach Israel um dort auch mit Party und Strand den tragischen Verlust ihres Bruders zu verarbeiten. Als die Beiden im Flieger auf den smarten Anthropologie-Studenten Kevin treffen, überredet dieser die beiden Mädels statt der eigentlich geplanten Reise nach Tel Aviv zu einem Trip nach Jerusalem, in dem ebenfalls der Bär abgehen soll. Gesagt, getan landen die drei wenig später in einem Hostel in der Altstadt und tatsächlich entpuppt sich das multireligiöse Zentrum interessanter Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen. Wenig später kippt jedoch die Stimmung und während sich Kevin immer mehr verändert, mehren sich auch die dunklen Vorzeichen, dass in der Stadt etwas Furchtbares vor sich geht…

„Found Footage“ die Drünftzigste – dieses Mal in Form von fragwürdigen Reise-Erlebnissen einer amerikanischen Studentin im Nahen Osten, die mittels hochmoderner Google-Glass-Brille eingefangen werden. Dabei spielt die innovative Technologie im Film gleich mehrfach eine gewichtige Rolle und das großgeschriebene „Z“ im Titel weist ja bereits auf Zombies und die drohende Apokalypse hin. Zugegeben, das Rad wird hier nicht neu erfunden und nach Logik sollte man die leicht religiös angehauchte Geschichte über ein Tor zur Hölle ja ebenfalls nicht abklopfen. Allerdings mag ich diese Art von Filmen nun mal einfach sehr gerne und die exotischen Schauplätze in der Altstadt Jerusalems fand ich ebenfalls sehr gelungen, sodass ich persönlich auch gerne wohlwollend über schmales Budget und eine Handvoll Ungereimtheiten hinwegblicken kann. Mit 95 Minuten überschreitet die israelische Produktion „JeruZalem“ ja auch die üblichen Laufzeit derartiger Filme und kündigt manche Wendung auch 100 Meter gegen den Wind an, während man das Ende ja auch schon in ähnlicher Form in „V/H/S 2“ gesehen hat. Die Vorgaben und Regeln dieser Filme sind nun einmal begrenzt und dennoch die den Paz-Brüdern eine nette und lustig-doofe Variation gelungen, die Fans des Genres auch gut und gerne gucken können, ohne groß enttäuscht oder überrascht zu werden.
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