
Mary ist ein achtjähriges Mädchen, dass in Australien der Siebziger zwischen ihren distanzierten Vater und ihren Alkoholiker-Mutter heranwachst und unter der Tatsache zu leiden hat, dass niemand mit ihr befreundet sein möchte und ihre zahlreichen Fragen beantworten kann oder möchte. Ein paar tausend Kilometer weiter in New York hat der schwer neurotische und Mittvierziger Max ähnliche Probleme, die dazu führen, dass er sich immer mehr von seiner Umwelt abkapselt. Durch einen Zufall schreibt Mary dem ihr unbekannten Max einen Brief voller Fragen, der bei dem Mann erst einmal eine existenzielle Krise auslöst. Doch Max fasst sich ein Herz und schreibt einen Brief zurück und es entsteht eine durchaus ungewöhnliche Brieffreundschaft, die das Leben beider über viele Jahre nachhaltig beschäftigen und verändern wird…
Während der Sichtung von „Mary & Max“ kam mir ja mehrmals „Die fabelhafte Welt der Amelie“ in den Sinn, in dem zu Beginn die Welt aus der Sicht der jungen Amelie und ihrem schrägen Umfeld zu bewundern ist. Wenn man dieses hernimmt, alles Schöne und die Farben weglässt, daraus einen Animationsfilm macht und die Skurrilität um ein Vielfaches steigert kommt wohl ungefähr das raus, was den Zuschauer mit dem australischen Streifen „Mary & Max“ erwartet. Hier gibt es tragische Schicksale, Neurosen, bizarre Todesfälle und Figuren, die ständig zwischen Verzweiflung, Unverständnis für die Welt und Suizid pendeln. Obwohl der Inhalt im Grunde schwere Kost ist, macht Regisseur Adam Elliot daraus aber einen fantasie- und humorvollen Streifen und jedes noch so trauriges Ereignis wird mit Galgenhumor und detailfreudiger Ausstattung kompensiert. Herausgekommen ist ein bizarrer und sehr ungewöhnlicher Streifen über eine seltsame Brieffreundschaft von zwei noch seltsameren Figuren, die sich aber von dem Leben dennoch nicht unterkriegen lassen. Das Leben ist nun einmal schlecht, ungerecht und gemein und dennoch muss man diese Tatsache wohl nicht auch noch so in den Vordergrund stellen. Mir als bekennender Optimist und lebensfroher Mensch waren die Ereignisse dann aber auf Dauer fast doch eine Spur zu bemüht auf düster, negativ und destruktiv gestrickt und der Streifen mit seinen psychisch erkrankten Protagonisten ist meines Erachtens auch einen Ticken zu lange ausgefallen. Fans von animierten Streifen über ungewöhnliche Figuren mit Lust auf eine große Portion Weltschmerz sollten sich diesen ungewöhnlichen Streifen aber dennoch keinesfalls entgehen lassen.
Das Geheimnis von Kells

Der junge Waise Brandon lebt im Irland des 9. Jahrhunderts in einem Kloster, dass von seinem Onkel, dem Abt von Kells und einer gigantischen Mauer geschützt wird. Obwohl im sein Onkel jegliche Abenteuer verbieten, ist Brandon ein kleiner Draufgänger und lauscht auch gebannt den Geschichten der älteren Buchmaler, die von einem mysteriösen Buch erzählen, die von Menschen mit besonderen Fähigkeiten gestaltet werden und „Licht“ in die Welt bringen. Als eines Tages einer dieser sagenumwobenen und von Nordmännern verfolgte Maler mit dem unvollendeten Buch im Kloster auftaucht, wird Brandon von diesem in seine Arbeit eingeweiht und der Junge entpuppt sich als großes Talent, der auch in schwierigen Zeiten mit seiner Mut und Entschlossenheit allen Widrigkeiten entgegenstellt um das Buch weiter zu vollenden.
Das sogenannte Buch der Kelten, bzw. „Book of Kells“ oder auch „Leabhar Cheanannais“ aus dem achten Jahrhundert ist laut Wiki „das überragende Beispiel insularer Buchmalerei“, von dem einige Seiten auch im Dubliner „Trinity College“ ausgestellt werden. Diese Seite mit religiösen Darstellungen vorchristlicher Mythologie und keltischen Motiven und Verzierungen ist in Irland auch sehr bekannt und natürlich waren wir bei unserem Irland-Trip, ein paar Minuten zu spät dran, sodass wir diese nicht mehr besichtigen konnten. Der animierte Streifen „Das Geheimnis von Kells“ handelt von der Entstehung dieses Buches und vermischt keltische Mythologie und geschichtliche Eckpunkte mit einer abenteuerlichen Geschichte eines Waisenjungen, der in die Entstehung des Buches involviert ist. Der Look des gesamten Streifens ist dabei sehr speziell und mit seiner Musik voll und ganz auf die keltische Kultur seines Entstehungslandes zugeschnitten. Die Geschichte selbst ist aber auch etwas gewöhnungsbedürftig erzählt und etwas Wissen um das „Book of Kells“ und keltische Mythologie trägt auch sicher mehr zum Verständnis des Streifens bei. Der europäische Animationsfilm braucht auch etwas, bis er an Fahrt aufnimmt und ist mit seiner Thematik und teils düsteren Bildern insgesamt wohl auch eher auf ein älteres Publikum zugeschnitten, auch wenn das Cover etwas anderes suggeriert. Meines Erachtens Licht und Schatten in einem knapp 80minütigen Werk und ganz hat „Das Geheimnis von Kells“ mit seiner Geschichte und seinen schönen Hintergründen in Kombination mit den extravagant gezeichneten Figuren auch nicht meinen Geschmack getroffen, sodass ich hier von einem eher durchschnittlichen Animationsvergnügen sprechen würde.












