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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 16. Sep 2016, 19:31
von jogiwan
Mary Reilly

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Nach einer entbehrungsreichen Kindheit voller Gewalt bekommt die junge Mary Reilly einen Posten als Hausmädchen im Haus des renommierten Wissenschaftlers Dr. Jekyll, in dem zwar strenge Regeln herrschen, aber sich Mary erstmalig mit Respekt behandelt fühlt. Als der Arbeitgeber eines Tages ihr und dem restlichen Personal ankündigt, dass sich in Zukunft auch sein neuer Assistent namens Hyde in dem Haus ein- und ausgehen wird, ist dieses der Auftakt einer Reihe mysteriöser Momente, die die bedingungslose Loyalität von Mary auf die Probe stellen. Mary besteht die Prüfung und wird zur Verbündeten von Dr. Jekyll, aber auch zum Objekt der Begierde für Mr. Hyde und kommt so auch dem grausamen Geheimnis der beiden Identitäten auf die Spur…

„Mary Reilly“ erzählt die allseits bekannte Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde aus der Sicht des Zimmermädchens Mary Reilly, welches hier von Stephen „Gefährliche Liebschaften“ Frears als Art hochgestochenes Kostümfilm-Drama inszeniert wird. Wer sich aber Gothic-Grusel im viktorianischen England erwartet, wird aber etwas enttäuscht werden und der Regisseur scheute sich wohl davor einen handelsüblichen Horrorfilm nach bekannten Motiven zu drehen und die Beweggründe von Dr. Jekyll und die Taten von Mr. Hyde werden größtenteils ausgeklammert. Herausgekommen ist ein hübsch und stilvoll inszeniertes Drama über Themen wie Liebe, Begierde, dunkle Seiten der Seele und Loyalität, die der Geschichte meines Erachtens zwar durchaus neue Facetten abgewinnen können, aber irgendwie dabei nur mäßig interessant und nicht sonderlich fesselnd wirkt. Jede Geschichte hat bekanntlich mehrere Seiten, aber aus dem scheinbar falschen Blickwinkel erzählt, wirken auch die spannendsten Ereignisse manchmal nur lahm. Und etwas lahm ist „Mary Reilly“ dann trotz einiger guter Momente auch geworden und obwohl der seinerzeit gefloppte Streifen inklusive Kontroversen über die Besetzung der Hauptrolle weit davon entfernt ist, ein schlechter Film zu sein, so geht das Gesamtergebnis teils doch eher in Richtung gepflegter Langeweile und ist aus meiner ganz eigenen Sicht dann doch auch etwas unbefriedigend.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 17. Sep 2016, 20:12
von jogiwan
Mirror Mirror

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Der erste Tag in der neuen Schule wird für die Außenseiterin Megan zum Fiasko und lediglich die sympathische Nikki, die sich gerade um die Wahl der Schülersprecherin bewirbt, beachtet die introvertierte und tollpatschige Schülerin, die nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter ein verrufenes Haus bezogen hat. Die mysteriösen Geschichten um das Haus scheinen auch nicht von ungefähr zu kommen und schon wenig später geschehen um die junge Megan seltsame Dinge. Ein uralter Spiegel in ihrem Zimmer scheint immer mehr Einfluss über die junge Frau zu gelangen und beginnt das Wesen des Mädchens zu verändern, während er gleichzeitig auch ihre Wünsche auf sehr zwiespältige Weise erfüllt und dabei über Leichen geht…

„Mirror Mirror“ ist ein netter, wenn auch etwas durchschnittlicher B-Horror aus dem Jahr 1990, der mit seiner Geschichte über eine jugendliche Außenseiterin und einem dämonischen Spiegel eigentlich ganz vielversprechend beginnt. Die Figuren wirken zwar wie aus der Klischeekiste entsprungen, aber zumindest halbwegs sympathisch und auch die Wandlung von der grauen Maus zum Vamp durch die ominöse Macht eines dämonischen Spiegels ist ebenfalls ganz unterhaltsam. Leider gehen dem Streifen aber relativ rasch die Ideen aus und „Mirror Mirror“ verkommt zu einem etwas unausgegorenen Werk, das sich nicht zwischen augenzwinkernden Teen-Telekinese-Horror und grimmigen Genre-Film entscheiden kann und am Ende wird das durchaus solide Szenario einem erhöhten Bodycount und kostengünstigen Tricks geopfert, was ich als etwas schade empfand. Hier wäre sicherlich mehr möglich gewesen und gerade im etwas zu ausgedehnten Finale zeichnen sich inhaltliche Mängel und Ermüdungserscheinungen ab. Auf der anderen Seite ist „Mirror Mirror“ ein Streifen, den man sicher immer wieder gucken kann, schon allein deswegen, weil man einen Großteil der unspektakulären Handlung am nächsten Tag schon wieder vergessen hat.

Devil Dance - Im Spiegelbild des Teufels (Mirror Mirror 2)

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Die junge Marlee träumt davon eine große Tänzerin zu werden und lebt mit ihrem autistischen Bruder in einem von Nonnen geführten Waisenhaus, wo sie nach dem tragischen Unfalltod ihres Vaters auf Volljährigkeit und ihr Erbe wartet. Was Marlee jedoch nicht ahnt ist die Tatsache, dass auch ihre Stiefschwester Roslyn hinter dem Erbe her ist und gemeinsam mit einem zwielichtigen Arzt einen teuflischen Plan ausgeheckt hat, der die junge Frau mittels Drogen und inszenierten Schreckmomenten in die Unzurechnungsfähigkeit treiben soll. Als der Plan aufzugehen scheint, bekommt die Stiefschwester jedoch Gewissensbisse und Marlee ebenfalls unerwartete Hilfe in Form eines dämonischen Spiegels, der ebenfalls nicht zimperlich ist, die Widersacher der jungen Frau aus dem Weg zu räumen…

Außer dem hässlichen Spiegel, der inhaltlichen Unausgewogenheit und Darsteller William Sanderson hat „Mirror Mirror 2: Raven Dance“ ja herzlich wenig mit dem Vorgänger gemeinsam und schon der Auftakt mit der Metal-Band im Nonnenkloster gibt die ziemlich unglaubwürdige Richtung des ganzen Streifens vor. Der ist in allen Belangen auch eher unterdurchschnittlich ausgefallen und vermischt auf relativ unbedarfte Weise Okkult- und Teen-Horror mit Thriller-Elementen zu einer spannungsfreien Mischung zusammen. Stattdessen stehen wiederum Langeweile und billige Effekte (teils aus dem Rechner) am Programm und lediglich bei den Darstellern kann der Streifen ansatzweise punkten. Neben bekannten Gesichtern wie Roddy MacDowall und Veronica Cartwright gibt es ja auch noch einen sehr jungen Mark Ruffalo in einer seiner ersten Rollen zu sehn und auch der Rest gibt sich durchaus Mühe. Doch das alles hilft herzlich wenig, wenn das Drehbuch Mist ist und auch die titelgebenden Tanzeinlangen sorgen eher dafür, dass sich der Zuschauer eher auf unfreiwillige Weise amüsiert, als in irgendeiner Weise gruselt. Zwar ist es immer wieder schön, wenn auch eher unbekannte Werke auf DVD erscheinen, aber „Devil Dance“ ist leider nur ein lahmes Sequel, das keiner braucht und trotz passablen Cast ein Horrorstreifen ohne nennenswerte Höhepunkte, der am Grabbeltisch auch am besten aufgehoben ist.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 18. Sep 2016, 19:27
von jogiwan
Amok Train

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Die Fahrt mit dem „Amok Train“ macht wirklich Spaß und bietet die bereits erwähnte, temporeiche und ziemlich krude Mischung aus Okkult-Horror, Roadmovie, Splatter- und Katastrophenfilm und gleich ein paar weitere Momente, bei der man sich als Besitzer einer Bahnkarte nur verwundert die Augen reiben kann. Dieser Zug lässt sich wie bereits oben erwähnt nämlich nicht durch kleinere Betriebsstörungen aufhalten, sondern poltert über Stock und Stein, ohne Schienen und sogar zu Wasser lässt sich das Gefährt nicht von seinem Plan abbringen, eine holde Jungfrau zum dämonischen Ritual im finstersten Jugoslawien zu chauffieren. In bester Italo-Achtziger-Manier werden hier ohne Rücksicht auf Verluste alle möglichen Versatzstücke des Genres in einem Topf geworfen, durch den Fleischwolf gedreht und dem verblüfften Zuschauer vor die Füße geworfen. Zwar ist die Geschichte über die amerikanischen Studenten, eine auserwählte Jungfrau und feindselige Hinterwäldler mindestens so holprig wie das jugoslawische Streckennetz, aber das verzeiht man dieser blutigen Produktion gerne, die wie der titelgebende Zug auch ziemlich Stoff gibt. Daneben gibt es herrlich übertriebene Splatter-Effekte und die komplette Balkan-Freakshow inklusive zahnlosen Zigeuner Roma und Sintihexe, den Leibhaftigen persönlich bis hin zu einem zwielichtigen Bo Svenson. Interessant auch, dass der Streifen wohl kurz vor dem Zerfall Jugoslawien gedreht worden ist und wohl inmitten nationaler Konflikte entstanden ist. Alles in allem ein ziemlich ruppiger Euro-Horrorstreifen für Fans der etwas härteren Gangart und ein Streifen irgendwo zwischen Interrail-Abenteuer, Geisterbahnfahrt, Backwood-Kuriosum und Schlachthausbesuch.

Nightwish - Out of Control

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Professor Mandel hat sich nicht nur der Traumforschung verschrieben, sondern ist mit seinen Studenten auch anderen Phänomenen auf der Spur, die sich nachhaltig auf die menschliche Wahrnehmung und Psyche auswirken. Als er in einem verlassenen Tal gemeinsam mit seinen Studenten ein verlassenes und verrufenes Geisterhaus über einer Mine bezieht um dort seltsame Phänomene aufzuzeichnen, wird das für die hoffnungsfrohen Studenten zur Falle. Der Professor scheint wie gewandelt und zeigt auf einmal gewaltbereites und manisches Verhalten und auch die Studenten zweifeln bald selbst an ihren Wahrnehmungen, die ihnen die schrecklichsten Bilder präsentiert und ihre Ängste zu manifestieren scheint…

„Nightwish“ ist ein amerikanischer Horrorstreifen von Bruce R. Cook, der den Zuschauer wie der Erfolg der gleichnamigen finnischen Schwülst-Metallern über weite Strecken ziemlich ratlos zurücklässt, aber am Ende doch noch ziemlich elegant die Kurve bekommt. Nach dem interessanten Auftakt im Traum-Labor geht es für die Protagonisten ja ab in die Wüste und ab diesem Zeitpunkt werden dem Zuschauer im Minutentakt die seltsamsten Dinge vor die Linse geknallt. Die Figuren verhalten sich seltsam und geraten in ein Szenario bei dem vom Mad-Scientist über Haunted-House bis hin zur Alien-Invasion auch kaum etwas ausgelassen wird. Zusammengebracht mit fragwürdigen Handlungen und WTF-Momenten ergibt das aber alles aber keinen rechten Sinn und auch bei den teils sehr ekligen Effekten hat man sich großzügig bei anderen Filmen bedient. Offensichtlich war der Regisseur ja vom Look von Stuart Gordons „From Beyond“ sehr angetan, sodass er von den Leutchen der KNB EFX-Gruppe ein paar ähnliche Momente kreieren ließ. Herausgekommen ist ein Streifen, der mit seinen Eindrücken kräftig die Gehirn-Synapsen des Zuschauers mit dem Pürierstab massiert und solange mit Merkwürdigkeiten überfordert, bis dieser sich freiwillig diesem cineastischen Murks ergibt. Seltsamerweise hat mich der Streifen und sein Inhalt auch nachhaltiger beschäftigt, als ich eigentlich wollte und die Frage nach „gut“ oder „schlecht“ stellt sich dann auch irgendwie nicht mehr. Wer sich für seltsame und polarisierende Horrorfilme aus den Achtzigern interessiert, kann ja mal ein Auge riskieren und sich ja selbst ähm… überraschen lassen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 19. Sep 2016, 19:18
von jogiwan
Ame & Yuki - Die Wolfskinder

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Die lebensfrohe Waise Hana studiert in einem Vorort von Tokio und hält sich mit Stipendium und Jobs über Wasser. Als sie eines Tages auf einen Mit-Studenten aufmerksam wird, ist das der Beginn einer großen Liebe. Obwohl der mysteriöse Mann gesteht, der letzte noch lebende Wolfmann zu sein, bekommen die Beiden zwei Kinder, die sie Ame und Yuki taufen. Als der Mann als Wolf auf die Jagd geht und dabei überraschend verstirbt ist Hana von einem Tag auf den anderen auf sich alleine gestellt und beschließt mit den beiden Kindern in ein abgelegenes Haus in den Bergen zu ziehen, um diesen mit dem wenigen Geld, dass der dezimieten Familie bleibt eine unbeschwerte Kindheit als Wolf und als Mensch zu ermöglichen. Doch das Leben zwischen den beiden Welten erweist sich für die lebhaften Kinder als schwierige Probe und während sich die bei ihren Mitschülern beliebte Yuki bald entscheidet nur noch als Mensch zu leben, scheint sich der introvertierte und naturverbundene Ame in die andere Richtung zu bewegen…

Mit „Ame & Yuki“ hat der japanische Regisseur Mamoru Hosoda wohl den besten Studio Ghibli-Streifen geschaffen, der eben nicht von dem berühmten Anime-Studio von Hayao Miyazaki stammt. Die Geschichte der beiden Wolfskinder steht aber in der Tradition von dessen Werken und entwirft ein märchenhaftes, phantastisches und lebendiges Szenario einer Mutter, die auf sich allein gestellt zwei Kinder großziehen muss, die sowohl menschliche als auch animalische Wesenszüge zeigen. Was sich in der Inhaltsangabe aber vielleicht noch etwas seltsam anhört ist ein wunderbarer, herzlicher und berührender „Coming-of-Age“-Streifen, der mit einer Mischung aus „Mein Nachbar Totoro“ und „Der fantastische Mister Fox“ wohl am besten beschrieben ist. Die Geschichte ist nicht nur sehr originell, sondern auch sehr stimmig und die humorvollen, wie traurigen Momente halten sich hübsch die Waage. Auch die Botschaft, die der Streifen den Zuschauern von jung bis alt vermittelt ist sehr berührend und so ist es fast schade, dass der Streifen nach zwei Stunden und 12 Jahren Handlungszeitraum irgendwann einmal zu Ende ist. Technisch gibt es ebenfalls nichts zu meckern und nach „Das Mädchen, dass durch die Zeit sprang“ und „Summer Wars“ ist „Ame & Yuki“ der dritte, ganz großartige Streifen von Herrn Hosoda, der in seiner Heimat zu recht auch ein großer Erfolg war. Ein wunderbarer, stimmiger und eher leiser Film über das Erwachsenwerden, dass trotz seiner ungewöhnlichen Figuren zum Nachdenken anregt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 21. Sep 2016, 19:43
von jogiwan
Children of the Night

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In der beschaulichen US-Kleinstadt Allburg scheint alles eine Spur gemächlicher abzulaufen, als anderswo und doch trügt wie üblich der erste Schein und hinter der kleinbürgerlichen Fassade lauern Abgründe. Vor Jahrzehnten lebte hier ein Priester, der sich vom Blut der Kinder ernährte und irgendwann von der aufgebrachten Bevölkerung in der Krypta einer verlassenen Kirche weggesperrt wurde. Durch die Mutprobe zweier Freundinnen wird dieser jedoch unabsichtlich aus seinem Schlaf geweckt und ist nun wieder munterer denn je. Zuerst ist es die junge Cindy und ihre Mutter Karen, die ebenfalls zu Vampiren werden und einen jungen Priester auf den Plan rufen - wenig später ist bereits die halbe Stadt als Blutsauger unterwegs. Als der junge Priester Frank seinen Freund Mark zu Hilfe ruft, fährt dieser mit Übermut und jeder Menge Holzpflöcken nach Allburg um dem nächtlichen Spuk ein Ende zu setzen…

„Children of the Night“ ist ja auch so eine DVD mit lieblosen Cover, die seinerzeit für ein paar Cent erworben wurde und trotzdem seit vielen Jahren herumliegt und dieser Umstand lässt sich wohl auch mühelos auf die Drehbuchideen umlegen, die dem Zuschauer in dem unausgegoren Vampir-Flick von Tony Randel zugemutet werden. Gleich zu Beginn ist mehrmals der Blick auf das Display des Players gewandert um sicher zu gehen, dass kein Kapitel übersprungen wurden, so holprig ist der Auftakt und auch danach wird es kaum besser und die Mischung aus drögen Humor und lahmen Horror hat meinen Geschmack auch eher nicht getroffen. Abgesehen von den schrägen Effekten der KNB EFX-Group, die aber nicht wirklich im Bezug zur eigentlichen Handlung stehen, gibt es kaum Höhepunkte und neben den durchaus sympathischen Hauptdarstellern scheint man auch die Laienspielgruppe des örtlichen Theatervereins engagiert zu haben, die sich gegenseitig im Vampir-Overacting überbieten. Die Story ist Mist, die Anschlussfehler geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und die Darsteller kommen und gehen scheinbar nach dem Zufallsprinzip, während die zahlreichen Variationen zum allseits bekannten Vampir-Mythos allesamt ein Fall für die Tonne sind. Zwar nimmt das Werk gegen Ende etwas Fahrt auf, aber bis dahin ist man einfach mit ein paar fragwürdigen Momenten zu viel konfrontiert. Ein entbehrlicher Film, der seltsamerweise auf der IMDB von der Mehrheit wesentlich wohlwollender aufgenommen wird, als von mir und ich war auch froh, als nach 90 Minuten endlich Schluss mit dem Stuss war.

Schrei, denn ich werde dich töten

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Nina ist mit ihren Freunden während einer Abi-Party in ihrer Schule gerade bei den Vorbereitungen zu einigen Streichen, als die Nachricht die Runde macht, dass ein psychopathischer Scherenmörder aus einer Anstalt entflohen ist. Während sich die Feiernden dadurch aber nicht die Laune verderben lassen und sich Ninas Freunde sogar noch auf süffisante Weise über die schrecklichen Taten des Mörders lustig machen, scheint dieser tatsächlich den Weg in die Schule gefunden zu haben. Im Harlekin-Kostüm, einer roten Maske und mit einer Schere macht er Jagd auf die unbedarften Schüler und sorgt neben Panik und Entsetzen auch dafür, dass nicht alle von Ninas Freunden die schreckliche Nacht überleben werden…

Schrei, denn ich werde dich töten“ ist ein fürs deutsche Privat-Fernsehen produzierter Teenie-Slasher, der sich erwartungsgemäß sehr stark an „Scream“ orientiert. Zwar sieht man dem 1999 entstandenen Streifen schon an, dass hier natürlich kein allzu großes Budget zur Verfügung stand, aber Regisseur Robert Sigl sind zweifelsfrei ein paar wirklich hübsche Momente gelungen, wie zum Beispiel die Fahrt über das Opfer im Wald, oder eine Reflektion im Auge einer präparierten Tieres. Das Drehbuch und der Verlauf der Handlung mutet zwar teilweise etwas arg abenteuerlich und konstruiert an, aber trotz überschaubarer Personenanzahl gibt es keine gröberen Durchhänger zu vernehmen. Die Darsteller aus der Soap-Ecke agieren ebenfalls sehr passabel und wer es so wie ich auch ein bissl trashig mag, darf sich an hübschen Wendungen und einem turbulenten Finale erfreuen. Dieses ist ja auch so blutig ausgefallen, dass RTL für die Ausstrahlung im Hauptabendprogramm sogar die Schere ansetzen musste. Auf DVD reichte es neben dem Alternativtitel "School's out 1" aber zur blauen 16er-Plakette, was in diesem Fall auch durchaus in Ordnung geht. Alles in allem ein sehr passabler und grundsympathischer Slasher-Streifen aus deutscher TV-Produktion, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber auch nicht viel falsch macht und sich meines Erachtens auch nicht großartig hinter vergleichbaren und für die große Leinwand konzipierte Streifen verstecken muss. Spaßig!

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 22. Sep 2016, 19:53
von jogiwan
School's Out 2 - Die Insel der Angst

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Nach den schrecklichen Ereignissen rund um die Morde des Scherenmörders Hagen Dorn an ihrer Schule leidet Nina unter einer posttraumatischen Störung und Angstattacken und wird von ihrer Eltern in das Sanatorium von Professor Meyrink geschickt, dass sich auf einer entlegenen Insel befindet. Dort soll sich Nina und eine Handvoll anderer Mädchen dank Gruppen- und Konfrontationstherapie ihren traumatisierenden Erlebnissen stellen, diese neuerlich durchleben und so verarbeiten. Doch auch das abgelegene Sanatorium, das früher einmal ein Kloster war, ist nicht unvorbelastet und hat eine traurige Geschichte über Bewohner, die von einem Tag auf den anderen verschwanden. Mit dem unerwarteten Auftauchen von Ninas Freund Niklas geschehen seltsame Dinge und als Ninas Freundin Julia behauptet, einen Geist gesehen zu haben, ist das erst der Auftakt zu einer Reihe von mysteriösen Ereignissen, die Nina schon bald an ihrem Geisteszustand zweifeln lassen und sie in der Meinung bestärken, dass Hagen Dorn zurückgekehrt ist…

Nach dem Erfolg der TV-Produktion „Schrei, denn ich werde dich töten“ der es ja anscheinend bis zu deiner DVD-VÖ in die Staaten geschafft hat, wollte Regisseur Robert Sigl für den Nachfolger die von „Scream“ inspirierte Erfolgsformel wohl nicht nochmals wiederholen und angeblich musste man auch für den Auftraggeber RTL das Gewaltlevel etwas zurückschrauben. Daher geht „Die Insel der Angst“ auch in eine andere Richtung und statt blutigem Teenie-Slasher steht hier neben dem üblichen „Whodunnit“ auch eher mehr Mystery und Psychodrama am Programm. Die Protagonistin Nina wird kurzerhand auf eine abgelegene Insel zur Gewaltopfer-Therapie geschickt und neben den Problemen mit Anschluss in der Therapiegruppe schleichen sich auch weitere Personen auf die Insel, die dort nicht unbedingt etwas zu suchen haben. Neben dem durchaus hübschen Handlungsorten ist die von Sigl gewohnt routiniert in Szene gesetzte Geschichte aber eher mau und vor allem die Figurenzeichnungen bleiben doch ziemlich blass. Außer Nina und ihrer Liebesgeschichte mit dem Draufgänger Niklas wird der Rest der Figuren kaum vertieft und so wirkt das ganze Szenario doch etwas lahm und unausgegoren. Im Vergleich zum unterhaltsamen und turbulenten Vorgänger, bleibt der in allen Belangen maximal durchschnittliche Nachfolger für meinen Geschmack auch stets etwas zu dröge und zahm. Schade, dass man die sympathischen Darsteller und die hübschen Handlungsorte in der französischen Betragne nicht besser nutzen konnte und so verkommt „School’s Out 2 – Die Insel der Angst“ zu einem Streifen, der mit seiner ständigen Verfolgungsjagden durch Gänge, Wälder und Keller zunehmend langweilt und dem es bei aller Liebe zu deutschen Genre-Werken einfach an einer stimmigen Geschichte und anderen Höhepunkten mangelt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 23. Sep 2016, 19:22
von jogiwan
Der Fluch

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Am Vorabend zu einem Familienausflug erlebt die junge Melanie ein seltsames Erlebnis. Auf dem Heimweg in die elterliche Wohnung sieht sie auf dem Radweg einen Geist und kollidiert Sekunden später mit einer verwirrten Frau, die das Mädchen ebenfalls zu kennen scheint. Am nächsten Tag scheint das Mädchen seltsam verändert und auf dem Weg zum Gipfel sorgt Melanie dafür, dass sie mit ihren fürsorglichen Eltern nicht den geplanten Wanderweg nimmt, sondern wenig später an einer anderen Stelle an einer verlassenen Kapelle landen. Im Innern der verlassenen Bergkirche hört das junge Mädchen Kinder singen und fühlt sich gleichzeitig vom nahen Gipfel magisch angezogen, was auch den Eltern nicht verborgen bleibt. Auch in weiterer Folge verläuft der Familienwandertag anders als geplant und die Familie muss nach dem Verlust der Wanderkarte in einer Hütte an einem Gletscher übernachten, wo sich die seltsamen Ereignisse fortsetzen.

Mit „Der Fluch“ hat Ralf Hüttner nicht nur einen für die Entstehungszeit unkonventionellen Mystery-Thriller geschaffen, sondern auch eine Perle des deutschen Genrne-Kinos abgeliefert, die leider weitgehend in Vergessenheit geraten ist und von der breiten Masse bislang nicht wahrgenommen wurde. Nach dem Kino-Einsatz und Free-TV-Ausstrahlungen im deutschen und österreichischen Fernsehen in den Neunzigern ist der interessante Streifen leider größtenteils von der Bildfläche verschwunden und harrt trotz größerer Fangemeinde seitdem einer anständigen Veröffentlichung. Warum dieser originelle Streifen so stiefmütterlich behandelt wird kann ich mir persönlich ja nicht erklären und die Mischung aus unheilvoller Stimmung, abgründigen Heimatfilm und einem Hauch Tourismuskritik hat schon seinerzeit mächtig Eindruck hinterlassen. Auch die neuerliche Sichtung zeigt, dass Hüttner mit seinem Werk der Zeit voraus war und „Der Fluch“ erinnert mit seiner nicht ganz greifbaren Geschichte, dem nüchternen Look und der unheilvollen Grundstimmung, die gänzlich ohne plakative Effekte auskommt auch stark an J-Horror-Filme die erst Jahrzehnte später Furore machen sollten und verbindet dieses mit Elementen des deutschen Heimatfilms, die jedoch wenig mit der üblichen Alpen-Idylle zu tun haben. Im Grunde setzt sich Ralf Hüttners Erstling aber zwischen die Stühle und Spannung und der Grusel entstehen hier eher beiläufig aus einem Grundszenario eines harmlosen Familienwandertags, sodass sich der Streifen auch eher an Personen richtet, die auch einen guten und zurückhaltend inszenierten Siebziger-Grusler zu schätzen wissen. Trotzdem ziehen einem die unheimlichen Ereignisse immer mehr in ihren Bann, ehe einem das Ende vollkommen unerwartet und umso überraschender an der Gurgel packt. Ein wunderbarer Film, der über die Jahre nichts von seiner Wirkung verloren hat und hoffentlich auch irgendwann die Beachtung bekommt, die dieser ungewöhnliche und empfehlenswerte Film eigentlich verdient hätte.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 24. Sep 2016, 19:26
von jogiwan
Was macht der Tote auf der Wäscheleine?

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Die junge Toby geht auf die Lamar-Highschool und ist dort das unscheinbare und prüde Mauerblümchen, das ihren Freund auf Distanz hält und auch ansonsten alles auslässt, was umtriebigen Schülern Spaß und Freude bereitet. Als ein mysteriöse Mörder beginnt, ihre sexuell aufgeschlossenen Klassenkameraden mit den unscheinbarsten Mordwerkzeugen nach der Reihe zu ermorden, fällt der Verdacht durch unglückliche Umstände auf die junge Frau, die sich bald auf allen Fronten gegen die Beschuldigungen wehren muss. Als weitere Morde geschehen bleibt Toby daher nichts anders übrig, als auf eigene Faust zu ermittlen und die zahlreichen Verdächtigen geben sich im Umfeld der Schule ja auch die Klinke in die Hand, während auch das Morden munter weiter geht…

„Was macht der Tote auf der Wäscheleine“ ist der etwas zwiespältige Versuch einer Slasher-Parodie, die jedoch bereits im Jahr 1981 und somit zu Beginn der Slasher-Welle entstanden ist. Auffallend ist jedenfalls, dass „Student Bodies“ vom seiner Geschichte und Charakteren bereits vieles vorweg nimmt, was Jahrzehnte später auch bei „Scary Movie“ auf den Zuschauer losgelassen wurde und der Auftakt und mancher Gag ist wirklich zum Schreien komisch (Stichwort: Pferdekopfbuchstützen). Auch das Finale ist ein ziemlicher Kracher, aber mittendrin flaut das Ganze doch etwas ab und auch die relativ hohe Gagdichte ist auf eher sehr niedrigem Niveau. Ungeeichte Zuschauer werden sich eher mit Grausen abwenden, während der Slasher-Fan schon eher auf seine Kosten kommt und mit etwas mehr Ernsthaftigkeit und einer etwas durchdachteren Geschichte hätte die Slasher-Parodie auch „Scary Movie“ durchaus ebenbürtig werden können. So halten sich in dem Werk mit dem unpassenden, deutschen Titel Licht und Schatten die Waage und mittendrin gibt es auch den ein oder anderen Durchhänger. Rückblickend ist das Ganze zwar ziemlich doof, aber auf eine unterhaltsame Weise und wer so wie ich Slasher mag, kommt an dem dennoch nur mittelprächtigen Streifen, der sich sehr selbstironisch gibt und auch bereits gekonnt über Mechanismen des damals noch jungen Genres lustig macht, ja ebenfalls nicht vorbei.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 25. Sep 2016, 19:58
von jogiwan
Ramba Zamba Double:

The Punisher

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Action-Klopper aus den Achtzigern sind ja nicht ganz mein Genre und auch „The Punisher“ hat mich (leider) erwartungsgemäß nicht zur Gänze überzeugen können. In dem Streifen über den abgeklärt, wie abgekämpften Rächer und Anti-Helden serviert uns Mark Goldblatt quasi eine schön durchkomponierte Action-Nummernrevue, die den Zeitgeist der Achtziger atmet und in der es auch ständig rummst, kracht und scheppert und sich der Bodycount in dreistelligen Bereich bewegt, aber so etwas wie eine durchgehende Geschichte oder tiefergehende Charakterisierung auf der Strecke bleibt und nur soweit angerissen wird, wie es für den Verlauf der Story unbedingt notwendig ist. Zwar sieht der Streifen gut aus und ist zweifelsfrei unterhaltsam, aber ich habe es persönlich lieber, wenn sich ein Streifen auch um seine Charaktere kümmert, sich Atmosphäre aufbaut und ein Film bis zum Finale steigert, aber im Falle von „The Punisher“ ist das Dauerfeuer von der ersten bis zur letzten Minute angesagt. Irgendwie ist die Sache mit dem ambivalenten Charakter des Punishers nicht sonderlich gut ausformuliert und auch die Geschichte über die Yakuza als übermächtiger Gegner und entführte Mafia-Bratzen fand ich nicht sonderlich prickelnd. Subjektiv fällt mein Resümee daher etwas durchwachsen aus und wenn man den Streifen erst 27 Jahren nach Entstehung entdeckt, wirkt das wohl alles aus nachvollziehbaren Gründen anders, als wenn man mit dem Lundgren-Bestrafer als Teil des Videotheken- und Action-Booms aufgewachsen und seit Jahrzehnten verbrüdert ist.

Punisher: War Zone

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Action-Klopper aus den Nuller-Jahren sind ja nicht ganz mein Genre und auch „Punisher: War Zone“ hat mich erwartungsgemäß nicht zur Gänze überzeugen können. In dem Streifen über den abgeklärt, wie abgekämpften Rächer und Anti-Helden serviert uns Lexi Alexander quasi eine schön durchkomponierte und rasant geschnittene Action-Nummernrevue, in der es auch ständig rummst, kracht und scheppert und sich der Bodycount im drei vierstelligen Bereich bewegt. Auffallend in dem 2008 entstandenen Werk sind auch die artifiziell ausgeleuchteten Sets und die comichafte Brutalität, die Grenzen zum Splatterfilm verschwimmen lässt. Die Geschichte über den eitlen Gangsterboss, der durch einen Unfall entstellt wird und seinem psychopathischen Bruder ist ebenfalls ganz Comic-like und der getötete FBI-Spitzel als Aufhänger und der komödiantisch angehauchte Sidekick taugen als ernstzunehmende Handlungselemente auch nur bedingt. Der Streifen hat aber gehörig Tempo, sieht gut aus und ist zweifelsfrei unterhaltsam und warum Lexi Alexanders Streifen beim Action-Publikum so herb gefloppt sein soll, kann ich an dieser Stelle beim besten Willen nicht nachvollziehen. Zwar machen sich mit zunehmender Laufzeit ein paar Ermüdungserscheinungen bemerkbar und im Finale geht dem Streifen auch etwas die Puste aus, aber für mein Empfinden bietet das spaßige und eigentlich hoffnungslos überzeichnete Actionspektakel mit seinem hohen Gewaltlevel eigentlich alles, was man sich in einem derartigen Werk erwartet.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 26. Sep 2016, 19:58
von jogiwan
Celia - Eine Welt zerbricht

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Kurz vor ihrem neunten Geburtstag verstirbt die Oma von Celia und somit ein wichtiger Bezugspunkt im Leben des kleines Mädchens, dass mit seinen Eltern im Melbourne der Fünfzigerjahre lebt. Fortan hat Celia mit ihrer überbordenden Fantasie wiederkehrende Alpträume über Monster und verarbeitet so auch andere Enttäuschungen in ihrem Leben, wie die Tatsache, dass sie von ihrer Mitschülerin gehänselt wird und mit den neuen Nachbarskindern nicht mehr spielen darf, da es sich bei der netten Familie um „feindliche“ Kommunisten handeln soll. Als sie daraufhin von ihrem Vater endlich das ersehnte Kaninchen erhält, fällt dieses zusammen mit der australischen Kaninchenplage und die Regierung beschließt, dass alle Tiere abgegeben werden müssen. Neuerlich bricht für das junge Mädchen eine Welt zusammen und führt so gemeinsam mit dem Unverständnis für die Welt der Erwachsenen zu einem tragischen Ereignis…

Mit „Celia“ hat die australische Regisseurin Ann Turner einen durchaus interessanten Streifen über ein junges Mädchen geschaffen, das im Australien der Fünfzigerjahre aufwächst und dabei allerlei Dinge erlebt, die es nicht verstehen kann. Die Mischung aus „Coming of Age“ und politischem Zeitdokument aus der Sicht eines Kindes bedient sich dabei auch Archivmaterial und Elementen des fantastischen Films und handelt von realen und irrealen Bedrohungen des Kindeswohls und liefert dabei auch einen Einblick in australische Befindlichkeiten wie die ständige Angst vor dem Kommunismus und Krieg bzw. den drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Kaninchenplage. Auch Celia kann die Ereignisse in ihrem noch jungen Leben nicht verstehen und findet mit ihrer ausgeprägten Fantasie einen Weg um einen Schuldigen für ihren Kummer auszumachen und sich so auch vor zukünftigen Enttäuschungen zu schützen. Die Richtung des Streifens ist trotz kindlicher Perspektive auch dramatisch und erinnert an ähnliche Streifen wie „Glaubt nicht, dass wir heulen“ in denen auch das Unverständnis über die Entscheidungen von Erwachsenen an erster Stelle stehen. Dabei ist der sicherlich auf sein Entstehungsland zugeschnittene Streifen durchaus passabel, hat aber auch ein paar Längen und für den durchschnittlichen Genre-Freund wird „Celia“ aber dann wohl doch etwas zu unspektakulär sein, sodass der Streifen auch eher Leutchen empfohlen sei, die sich für das Thema des Heranwachsens interessieren und auch nichts gegen eine ruhigere Erzählweise haben.