Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Escape from Tomorrow

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Von „Escape from Tomorrow“ ist ja vor allem bekannt, dass der Streifen ohne Drehgenehmigung in Disneyworld gedreht wurde und in bester „Guerilla“-Drehmanier wurde einfach ohne Wissen der Betreiber und restlichen Besucher im Park gefilmt. Später wurde das Ganze dann mit weiteren Aufnahmen und ein paar Tricks zu einem schwarzweißen Alptraum zusammengefügt, das einen Mann präsentiert, der mit seiner Familie den Park besucht und langsam dem Verstand zu verlieren scheint. Dabei ist der Streifen eigentlich sehr interessant gelungen und lässt die eigentlich harmonische und zuckerlbunte Disney-Welt langsam und genüßlich ins komplette Gegenteil kippen. Leider ist die meines Erachtens nicht gänzlich gelungene Geschichte aber etwas wirr erzählt und vor allem gegen Ende ist es dann doch etwas viel mit seltsamen Entwicklungen und der subtile Horror des Beginns weicht einem etwas unnötigen Finale, dass dem Streifen wieder viel von seinen eigentlichen Möglichkeiten nimmt. Offensichtlich wollte man die kindgerechte und zwangsharmonische Scheinwelt des Vergnügungsparks nicht zu sehr anpatzen und lenkte die Geschehnisse im letzten Drittel in Richtung paranoiden Body-Horror und Sci-Fi, sodass sich auch der Disney-Konzern und Siemens nicht mehr zu sehr angesprochen fühlen muss. Weniger wäre hier sicher mehr gewesen – so bleibt ein leider etwas zwiespältiges, wenn auch nicht uninteressantes Ergebnis.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Verbotene Zärtlichkeiten

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Nicht sonderlich auf- oder erregendes Erotik-Drama von Regisseur Jean-Claude Roy, der hier die Geschichte eines Mädcheninternats erzählt, das sich nur vordergründig als streng geführte Erziehungsanstalt präsentiert. Wie sich der Zuschauer es sich aber schon vorstellen kann, lauert hinter den dicken Mauern natürlich das Laster an jeder Ecke und während sich die attraktiven Darstellerinnen untereinander vergnügen hat auch die biedere Direktorin ein dunkles Geheimnis. Ob junge Schülerinnen oder Nonnen – diese Art von Film präsentiert sich im Großen und Ganzen ja immer ähnlich und auch hier gibt es die übliche und funktionale Mischung aus episodenhaften Entwicklungen, Kostümfilm, nackter Frauenhaut und etwas Kritik an zweifelhaften Erziehungsmethoden und körperlicher Züchtigung. Am Ende kommt noch etwas Sado-Maso ins Spiel und eingangs eingeführte Machtverhältnisse werden in dem ansonsten eher ernsten Film humorvoll auf den Kopf gestellt. Wer Popoklatsch und Schulmädchen-Thematik mag kann ja durchaus einen Blick riskieren, aber mir persönlich ist der sehr durchschnittliche „Verbotene Zärtlichkeiten“ inhaltlich dann doch etwas zu bieder und brav und bis auf Brigitte Lahaie in einer kleinen Nebenrolle auch ohne nennenswerte Höhepunkte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das Dorf der Verdammten

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An einem sonnigen Tag fallen die Bewohner der kleinen Stadt Midwich für sechs Stunden in eine unerklärliche Ohnmacht und auch die Epidemie-Expertin Dr. Susan hat keine Erklärung für das seltsame Phänomen. Danach sind einige Frauen schwanger und bringen Monate später ihre Babys exakt am gleichen Tag auf die Welt, die rein äußerlich auch ganz normal entwickelt sind. Als die Kinder jedoch heranwachsen wird rasch klar, dass sie anders als herrkömmliche Kinder sind und neben unglaublicher Intelligenz und Disziplin über keinerlei Mitgefühl oder Empathie verfügen. Vor allem Mara, die Tochter des örtlichen Arztes beginnt mit Eiseskälte ihre Umgebung zu beeinflussen und als sich im Umfeld der Kinder unerklärliche Unfälle und seltsame Todesfälle häufen, kommt ihr Vater hinter das Geheimnis der Heranwachsenden und stellt sich entschlossen der Bedrohung gegenüber.

John Carpenters gelungenes Remake des englischen Klassikern aus den Fünfzigern, der statt plakativer Schock-Effekte eher auf subtiles Grauen setzt und auch sehr geschickt mit elterlichen und menschlichen Urängsten spielt. Die Geschichte des Streifens dürfte ja hinlänglich bekannt sein und „Das Dorf der Verdammten“ ist ja eher ruhig in Szene gesetzt und präsentiert diabolische „Bratzen from outer Space“, die kühl und analytisch den übrigen Menschen überlegen scheinen und feindlich gesinnte Erwachsene kurzerhand ihren Willen aufzwingen und so auch aus dem Weg räumen. Die Kinder mit ihrem viel zu braven Look und weißblonden Haaren finde ich ja schon gruselig und der durchaus spannende Streifen gibt dem Begriff der „leuchtenden Kinderaugen“ auch eine völlig neue Bedeutung. Auch die Besetzung des Streifens ist durchaus gelungen und präsentiert Christopher Reeve als besorgten Arzt und Vater und Kristie Alley in einer eher ungewöhnlichen Rolle als kettenrauchende Epidemie-Expertin, die aber natürlich allesamt von den unterkühlten Kindern an die Wand gespielt werden. Die Tatsache, dass es der Streifen eher ruhig angeht und auch vieles der Fantasie und dem Kopfkino des Zuschauers überlässt, macht „Das Dorf der Verdammten“ trotz etwaiger Harmlosigkeit auch zu einer imho sehr gelungenen Sache, bei der es sich auch gut gruseln lässt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Turbo Kid

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Zugegeben – ich war schon etwas skeptisch und „Turbo Kid“ hat zwar einen sehr schönen retrofuturistischen Look mit hübschen Verweisen auf die Achtziger, biegt aber vor allem zu Beginn doch etwas zu bemüht auf Cool getrimmt um die Ecke und braucht auch etwas, um in die Gänge zu kommen. Nach 30 Minuten waren dann aber alle Bedenken verschwunden und der Film startet auch so richtig mit „Turbo Boost“ durch und wird zu einem grundsympathischen post-apokalyptischen Coming-of-Age-Streifen, der sich auch hübsch durch alle Körperteile splattert und das Herz am richtigen Fleck hat. Ein spaßiger Partyfilm über ungleiche Freundschaften in einer unwirtlichen Welt, dessen Optimismus und Lebensfreude dank der ungewöhnlichen Darsteller absolut ansteckend ist. Zwar hat „Turbo Kid“ sicherlich auch ein paar Mängel und braucht anfänglich wirklich etwas zu lange, aber ansonsten kann man dem temporeichen und spaßigen Party-Film ja nicht viel vorwerfen und wie auch immer der trotz seiner Comic-haften Splattereinlagen zu einer FSK16-Freigabe gekommen ist, sollte man nicht weiter hinterfragen. Trotz dem etwas ruckligem Start wohl ein idealer Film für große Kinder, die die Achtziger mit BMX und C64 noch mitbekommen haben und mit stimmigen Soundtrack, der sich neben „Kung Fury“ seinen Platz an der Sperrspitze retrofuturistischer Genre-Hommagen redlich verdient hat. Nur eine Kleinigkeit enttäuscht:
► Text zeigen
;)
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Moebius - Die Lust, das Messer

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Die Filme von Kim Ki-duk sind ja oftmals etwas fordernd und seit der künstlerischen Verarbeitung seiner seelischen und künstlerischen Krise in dem Streifen „Arirang“ weiß man ja auch, dass die Probleme seiner tragischen und gewalttägiten Figuren wohl teils auch autobiografischer Natur sind. Mit „Moebius, die Lust, das Messer“ hat er aber im Jahr 2013 ein Drama geschaffen, das komplett auf Krawall gebürstet ist und den Zuschauer gleich mehrfach und auf drastische Weise unangenehm berühren soll. So verzichtet „Moebius“ zur Gänze auf Dialoge, was zur Folge hat, dass sich die Figuren nur über ihre Handlungen, Blicke, Grunzen, Gesten und Körperflüssigkeiten erklären. Auf der anderen Seite ist da auch noch eine seltsame Geschichte, die männliche Kastrations- und Versagensängste und ein seltsames Sexualbild wiederspiegeln und die mir so überhaupt nicht zugesagt hat. 80 Minuten Schwanzabschneiden, Hass, Verachtung, Vergewaltigungen und Selbstverletzung kann man schon so bringen, aber am Ende stellt sich die Frage, ob das alles nötig ist und ob man sich in Zeiten wie diesen einem derart destruktiven Film aussetzen mag. Manche gehen mit ihren Problemen zum Psychiater, andere drehen halt einen Film darüber. Glaubwürdigkeit und Charakterisierung standen ja wohl nicht auf der Agenda des Regisseurs, aber dafür den Willen mal wieder ein provozierendes Skandalwerk voller Symbolkraft abzuliefern, was jedoch im Fall von „Moebius, die Lust, das Messer“ wie die scharfe Klinge gleich in mehrfacher Hinsicht in die Hose geht.

Gore from outer Space

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Die junge Satomi eilt eines Tages voller Panik in eine Polizeistation und erzählt von der Entführung ihrer Tochter Satomi. Als die ermittelnden Beamten in der Wohnung eine Fangschaltung einrichten erzählt der heimkommende Gatte den überraschen Polizisten, dass Satomi gar keine Tochter, dafür aber einen an der Waffel hat. Satomi lässt sich jedoch von ihrer ungläubigen Umgebung nicht beirren und mit Hilfe eines Mediums, Geistererscheinungen und etwas krimineller Energie macht sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen Nachwuchs, und landet bald mitten in einer turbulenten Geschichte aus politischer Verschwörung, Alien-Invasion und dunklen Familien-Geheimnissen…

Hirohisa Sasakis „Crazy Lips“ war ja eine dieser vollkommen durchgeknallten Genre-Überraschungen der letzten Zeit und daher waren die Erwartungen an das Sequel „Gore from outer Space“ unterbewusst auch entsprechend hoch. Zwar schließen die abermals sehr turbulenten Ereignisse mit einigen Figuren auch an den Vorgänger an, aber der Film selbst geht in eine andere Richtung und „Gore“ sucht man hier ebenfalls eher vergebens. Der Streifen ist aber neuerlich eine sehr krude Mischung aus Psychodrama, Geister- und Sci-Fi-Film mit einer großen Portion Gaga, der wie im Vorgänger abermals mit einer Gesangs- und Martial-Arts-Einlage aufwarten kann und mit dem Zuschauer ständig Katz und Maus spielt. Außerdem gibt es auch noch meinen asiatischen Lieblings-Regisseur Kiyoshi Kurosawa in einer kleinen Rolle als Zeitungsausträger zu bewundern, sodass man dem Film auch verzeiht, dass er insgesamt etwas „ruhiger“ und weniger blutig ausgefallen ist. Im Fall von Herrn Sasaki bedeutet das ja immer noch eine grundsympathische und spaßige Angelegenheit für den aufgeschlossenen Filmfan mit genug WTF-Momente um den Zuschauer über die gesamte Laufzeit entsprechend bei Laune zu halten, auch wenn man den Eindruck nicht los wird, dass hier jemand die US-Erfolgsserie „Akte X“ mit seinem Lieblingsthema „Alien-Verschwörung“ ganz ordentlich durch den Kakao ziehen wollte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Kung Fu Panda

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Martial Arts- und Kung Fu-Filme sind ja eher nicht so meine Baustelle und auch hier wohl etwas unterrepräsentiert, aber wer kann zu einem pummeligen Panda schon nein sagen. Die Geschichte des tapsigen Nudelkochs Po, der durch eine Prophezeiung überraschend zum Drachenkrieger auserkoren, ist ja schon sehr spaßig und temporeich inszeniert und auch die Kung Fu-Action kommt hier keineswegs zu kurz. Wie üblich geht es ja wieder einmal um einen sympathischen Außenseiter, der von allen unterschätzt wird und über sich hinauswachsen und sich seiner Stärken bewusst werden muss um gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner bestehen zu können. Dazu gibt es auch noch eine nette Botschaft für große und kleine Kinder, eine legendäre Geheimzutat für Nudelsuppe und jede Menge Anspielungen auf popkulturelle Dinge. Alles in allem ein lustiger und unterhaltsamer, liebenswerter und flotter Animationsstreifen mit ansprechendem Look und netten Figuren, der von seinem Nachfolger aber noch getoppt wird.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Mortdecai - Der Teilzeitgauner

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Ein etwas seltsamer Film, der in seinen guten Momenten an Gangsterkomödien der Sechzigerjahre erinnert und wieder einmal Johnny Depp als schrulliger Teilzeitgauner präsentiert, der auf der Suche nach einem mysteriösen Goya-Bild in einem rasanten Film um den halben Globus reist. Der hübsch fotografierte „Mortdecai“ ist dabei ziemlich dialoglastig und seine eloquenten Charaktere quasseln um die Wette, während natürlich auch die Action nicht zu kurz kommt. Dennoch nimmt sich der Streifen nie sonderlich ernst und ist mit seiner haarsträubenden Geschichte ein unterhaltsames Big-Budget-Trash-Spektakel, das sich irgendwie aber auch zwischen alle Stühle setzt. Ein bisschen „Danger: Diabolik“, eine Prise James Bond und das Ganze mit einem Augenzwinkern, jeder Menge Alkohol und sexueller Anspielungen und einem gut gelaunten Cast, der sichtlich Freude an dem kunterbunten Treiben hat. Auf der anderen Seite wirkt der inhaltlich etwas weniger originelle „Mortdecai“ mit seinen permanenten Handlungsortwechseln aber auf Dauer auch etwas zu überdreht und für ernsthafte Menschen ist der ziemlich gefloppte Streifen wohl ebenfalls eher weniger geeignet. Dennoch haben der bankrotte Teilzeitgauner mit „Moustache“ und seine Gattin zweifelsfrei Charme und Potential und die gute Laune, die der spaßige Streifen über die gesamte Laufzeit verbreitet ist ebenfalls durchaus ansteckend.

Die Macht der Fünf

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Martial Arts- und Kung Fu-Filme sind ja eher nicht so meine Baustelle und auch hier wohl etwas unterrepräsentiert, aber wer kann zu einem trashigen Action-Spektakel inklusive Genre-Spezialisten wie Richard Norton, Joe Lewis und Benny Urquidez schon nein sagen. Robert Clouse scheint ja auch den ein- oder anderen bekannten Klopper aus der Ecke verbrochen zu haben und serviert dem Zuschauer hier eine wilde Mischung aus Sektendrama und Martial-Arts-Kracher mit launigen Sprüchen und recht knackigen Fights. „Die Macht der Fünf“ ist aber auch etwas seltsam erzählt und im Grunde sind es ja auch sechs ausgebildete Kämpfer und -Innen plus trinkfreudigen Senator, die sich auf eine entlegene Insel aufmachen, um einen ähm… charismatischen Sektenguru ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Die Geschichte kommt ja auch nicht so richtig in die Gänge und nimmt sich zuerst viel Zeit um seine unterschiedlichen Charaktere einzuführen, die am Ende aber nur eine eher untergeordnete Rolle spielen. Dazwischen gibt es jede Menge Folterungen und brutale Morde und für einen launigen Action-Film war mir persönlich das Thema und Umsetzung auch eine Spur zu düster. Für den Trashfan ist „Die Macht der Fünf“ dank mehrerer merkwürdiger Momente und temporeicher Inszenierung schon einen Blick wert, aber „ernsthafte“ Martial-Arts-Fans wird diese krude Mischung aus A-Team vs. Jonestown mit einer Prise Humor womöglich wohl etwas zu viel des Guten sein.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Düstere Legenden 3: Bloody Mary

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Die beiden ersten „Düsteren Legenden“-Streifen sind ja eine sehr spaßige Angelegenheit, in der eine Slasher-Story mit urbanen Mythen verknüpft werden, die teils auch hierzulande bekannt sind. Im Jahre 2005 drehte Mary „Friedhof der Kuscheltiere“ Lambert mit „Urban Legends: Bloody Mary“ einen dritten Teil, der zwar abermals versucht derartige Geschichte mit seiner Handlung zu verknüpfen, aber auch mit der Slasher-Tradition der ersten beiden Teile bricht. So gibt es hier neben der bewährten Whodunnit-Handlung auch noch einen Hui-Bui-CGI-Rache-Geist in bester „The Ring“ und „Ju-On“-Manier, der jedoch wenig gruselig wirkt und dessen Einführung auch etwas zu sehr an „Candyman‘s Fluch“ erinnert, der im Film auch erwähnt wird. Insgesamt ist die Handlung des Streifens für eingefleischte Genre-Fans sicher nur wenig überraschend und bietet neben einer ultrafiesen Spinnenszene, kostengünstigen Effekten und einer süßen Kate Mara lediglich durchschnittliches Horrorvergnügen für Zwischendurch. Zwar würde ich bei meiner Bewertung nicht so niedrig ansetzen, wie manch OFDB-User und von einem Totalausfall ist „Düstere Legenden 3“ auch entfernt, aber auf der anderen Seite wird man das Gefühl nicht los, dass hier viel mehr möglich gewesen wäre, als der etwas lustlos wirkende Teenie-Horror-Slasher von der Stange, der er letztlich geworden ist.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Keoma rises :kicher:

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Der junge Christian (Götz Otto) der von allen seit seiner Kindheit nur Keoma genannt wird, kehrt nach seinem Einsatz im Bürgerkrieg in sein Dorf zurück, wo er erfahren muss, dass seine Mutter Lisa und seine Schwester Morgana von den Schergen des Großgrundbesitzers Caldwell Jr. (Steve Collins) verschleppt worden ist. Als ein wortkarger Halbindianer (Franco Nero) auf Durchreise im örtlichen Saloon von Caldwells betrunkenen Männern attackiert und gedemütigt wird, eilt Christian dem Mann zur Hilfe, wobei der Sheriff durch eine Verkettung unglücklicher Umstände zu Tode kommt. Gemeinsam fliehen die beiden Männer vor dem wütenden Mob in die offene Prärie, wo sie auf den alternden Goldwäscher Sam (Fabio Testi) treffen, der ebenfalls noch eine Rechnung mit Caldwell offen hat. Die drei Männer geraten jedoch wenig später in einen Hinterhalt und während Christian verletzt in einer Zelle auf Caldwells Farm mit seinen beiden Mitstreitern dem Tod durch den Strang entgegenblickt, erfährt er von seiner Mutter die Wahrheit über den mysteriösen Fremden.

Hier ist er nun, der langerwartete Western und Comeback-Film von Enzo G. Castellari, der wohl ohne dem Fahrwasser von „The Hateful Eight“ wohl nicht so schnell unter die Leute gebracht worden wäre. Statt großem Kinoeinsatz ist der Streifen nun in Italien gleich direkt auf Blu-Ray-Disc und DVD (mit englischen UTs) veröffentlich worden, was ja nicht unbedingt für die Qualitäten des Filmes spricht und nach Sichtung auch etwas verwundert. Zu meiner Überraschung ist der Streifen aber recht gelungen und obwohl ich bekanntlich kein großer Westernfan bin, überzeugt „Keoma rises“ trotz spärlicher Dialoge als tiefgründiges Drama, dass an griechische Tragödien erinnert und seinen Figuren auch keine Hoffnung auf ein Happy-End lässt. Das existenzielle Schuld- und Sühne-Drama ist dabei in den ersten beiden Dritteln mit großartigen Bildern von kargen und zerklüfteten Landschaften angereichert, welches das Seelenleben der abgeklärten Charaktere großartig unterstreicht. Statt dem obligatorischen Schieß-Finale, stellt Catellari die Mechanismen des Genres kurzerhand auf den Kopf und verlegt seinen Handlungsort im Kammerspiel-artigen Ende in eine aufgelassene Goldmine, wo noch so ein- oder andere Geheimnis offenbart wird, welches vorangegangene Momente in neuem Licht erscheinen lässt. Darstellerisch gibt es jedenfalls auch nicht zu meckern und auch der unaufdringliche und atmosphärische Soundtrack des italienischen Elektronikers Phirsto Abryl hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, der dankenswerterweise auch dem italienischen Mediabook beiliegt. Unterm Strich bleibt ein passabler „Keoma“-Nachzügler und sehr funktionaler und spannender Streifen, der auch genrefremde Personen gefallen dürfte und eindrucksvoll beweist, dass man ehemalige Genre-Regisseure und italienische Darsteller vergangener Jahrzehnte noch lange nicht abschreiben darf.

Nero

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Die Bezeichnung „Groteske“ wird ja immer dann gerne verwendet, wenn man irgendwie ratlos ist, in welche Schublade man einen bestimmten Film packen soll. Giancarlo Soldis „Nero“ ist so ein Streifen, der Elemente von Giallo, Horror, Satire und Psychodrama zu einem sehr schrägen Cocktail vermischt. Die Geschichte über den neurotischen Federico, der sich statt in den Armen seiner jugendlichen Freundin nach und nach in einem persönlichen Albtraum aus Mord und Erpressung wiederfindet, ist schon zweifelsfrei sehr originell und schwarzhumorig erzählt - allerdings muss man sich damit abfinden, dass die Figuren in den Streifen allesamt etwas gewöhnungsbedürftig und sperrig daherkommen und das Ende den Zuschauer ebenfalls ziemlich fordert. Zu viel will man ja nicht verraten, aber einfach macht es „Nero“ dem Zuschauer nicht unbedingt. Insgesamt ist Herrn Soldi aber schon ein interessanter und von Claudio Argento produzierter Streifen gelungen, der zwar nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat, aber zweifelsfrei aus der Masse vergleichbarer Werke heraussticht und trotz etwas Stirnrunzeln durchaus zu gefallen weiß.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Strange Days

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Sci-Fi-Filme haben ja immer einen dann einen kleinen Nachteil, wenn der darin behandelte Zeitpunkt bereits verstrichen ist und nur wenig von der präsentierten Zukunftsvision eingetreten ist. Kathryn Bigelows 1995 entstandener „Strange Days“ handelt von der Silvesternacht von 1999 auf 2000 und präsentiert eine sogenannter Squid-Technologie, mit der man Gefühle und Erlebnisse vom fremden Personen nacherleben kann, ohne dabei die Wohnung verlassen zu müssen als Aufhänger. Als der Squid-Dealer eine Disk mit dem Mord an einer Freundin zugespielt bekommt ist das der Auftakt zu einem spannenden Action-Thriller, der aber mit etwas Anlaufschwierigkeiten auch heutzutage noch gut funktioniert und mit gesellschaftlichen Unruhen und Rassenproblematik auch Themen anpackt, die uns leider immer noch begleiten. „Strange Days“ ist mit 139 Minuten aber auch zu lange und es vergeht fast eine Stunde, bis der Streifen in die Puschen kommt. Dann werden der emotionale Part und der Sci-Fi-Teil auch in den Hintergrund gedrängt und macht Platz für eine durchaus knackige Thriller-Handlung mit hübschem Silvesterfinale. Kann man auch nach 21 Jahren dank toller Darsteller noch gut gucken, aber insgesamt hatte ich „Strange Days“ doch irgendwie besser und packender in Erinnerung.
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