Im ganzen Monat Juli habe ich es auf gerade einmal drei Filme gebracht. Deshalb entfällt auch die Top3 Wertung. Da habe ich jetzt im August schon einen mehr.
Crystal Voyager - Sehr eigenwillige Mischung aus Doku, Bio und Experimentalfilm. Es geht ums Surfen. Es geht um George Greenough, der mit Freunden und allein die Wellen reitet, der sein Boot baut, damit zum Surfen rausfährt. Der mal über dies, mal über das spricht. Und immer wieder die Szene vom Surfen. Mit einer atemberaubenden Kameratechnik, die mal über mal unter Wassre ist, mitten drin in den wellen, mal im Tunnel, wenn sie zusammenbrechen. Und dann reine halbe Stunde vor dem Ende, verwandelt sich das alles in eine langes, langes Musikvideo zu "Echoes" von Pink Flyod und wird regelrecht meditativ. Toll. Pink Floyd haben die Szenen wohl auch als Leinwandhintergrund für ihre Live-Performance des Songs genutzt (und die Filmemacher vorher finanziell unterstützt). Aber auch ohne dieses Erlebnis funktioniert das gut. Kleiner Nachteil: Ich habe den Film an einem Sonntagvormittag nach gutem Frühstück im dunklen Kino gesehen - und da führt die meditative Wirkung dann doch zu schweren Augenlidern. Werde ich mich demnächst aber definitiv nochmal anschauen.
Die Mörder sind unter uns - Der erste deutsche Nachkriegsfilm oder "was hätte werden können". Von der DEFA produziert wird die Geschichte über Kriegsheimkehrer, Traumata und das zerstörte Berlin erzähl. Hildegard Knef ist eine Wolke und der mir vorher unbekannte Wilhelm Borcherts gibt einen perfekten, kaputten Noir-Helden. Überhaupt ist der Film ein echter vom Vorkriegs-Expressionismus geprägter Film Noir, gemischt mit italienischem Neorealismus. Lediglich das aufregende Final entpuppt sich dann doch aufgrund sowjetsicher Intervention als Anti-Klimax. Ein wichtiges Stück deutscher Filmgeschichte und traurig, dass diese Art von Kino in den drauffolgenden Jahren keine oder zumindest kaum eine Chance mehr hatte.
Jurassic World: Rebirth - Während sich die frau auf Heimaturlaub mit Freundinnen traf, wurde der Ehemann ins Ballbad gesetzt. In diesem Fall einem Multiplex in der polnischen Hauptstadt. Hier fiel die Wahl auf den mittlerweile siebten Dino-Film der Jurassic-Reihe, deren sechsten Streich ich ausgesetzt hatte. Viel Erwartung hatte ich nicht, hoffte aber auf anspruchslose Unterhaltung mit ordentlich Dino-Action. Und die niedrigen Erwartungn wurden locker übertroffen. Tatsächlich hat mir der Film sehr gut gefallen. Der Anfang erinnert teilweise an die 70er (Der weiße Hai 2, Der Polyp.. so etwas) - auch von der Bildgestaltung her. Am ende habe ich mich wie in 80er-Ware wie "Aliens" oder "Godzilla '84" gefühlt. Er beim Abspann habe ich realisiert, dass Garth Edwards da ja auch Regie führte. Das erklärt einiges. Mir gefielen auch die meisten Charaktere, besonders ein Charakter, der am Anfang als dösiges Dinofutter eingeführt wird und dessen Qualitäten sich erst im Laufe der Handlung offenbaren - obwohl er die ganze Zeit das dösige Dinofutter bleibt - aber ein langsam in meiner Gunst wachsendes. Scarlett ist Scarlett und mit dem Rest ihrer Söldnertruppe vom Reißbrett, was aber auch absolut fein ist. Die Familie ist jetzt auch keine Überraschung, aber ich mochte die und das kleine Mädchen nervte nicht. Alles im grünen Bereich, die Dinos und Mutationen, ebenso wie die Musik toll. Ich war zufrieden.
Gina Wildkatze - Was soll man da noch schreiben? Ein Film, der den Begriff "Knuffeligkeit" ganz neu definiert. Alle sind höflich und respektvoll im Puff. Gina ist nicht nur eine ausgefallene Moden spazieren führende Puffmutter, sondern wird auch von Romantik und Mutterinstinkten überwältigt. Familie, Herd, Freiburg - das sind die Ideale. Die Dialoge sind teilweise unfassbar und stammen direkt aus dem hintersten Groschen-Liebesroman. Kitsch as kitsch can. Ein Highlight (das Kind im Boot und Ginas Rettungsaktion; die Drohung "ich spring jetzt mit dem Fallschirm" usw. usf.) jagt das nächste. Und dann die unfassbare "Action" am Ende, wenn sich das eine Mädchen im Swimming pool hinter dem Wasserball versteckt, die beiden (!) Polizisten die Bar umstellen, hach... Eigentlich ein objektiv nicht wirklich gelungener Film, der seine Schwächen aber mit unglaublichen Charme und Naivität ausgleicht. "Knuffelig" indeed.
Super Duper Alice Cooper - Doku über den Papa aller Schock-Rocker. Im üblichen Stil, d.h. es werden alte Fotos animiert, Stockfilm-Aufnahmen als aus "Kindheitstagen" ausgeben und so weiter. Das mag ich alles nicht so sehr. Aber spätestens, wenn es in die späten 60er geht, bekommt man viele Konzertausschnitte, Interviews und Backstage-Szenen. Und Alice Geschichte ist halt auch sehr spannend. Ich hätte mir gewünscht, dass es auch etwas mehr um die Musik und speziell die "Blackout"-Trilogie (an die Alice heute keinerlei Erinnerung mehr hat) gegangen wäre. Aber das war nicht der Fokus. In den Deleted Scences wird da aber kurz drauf eingegangen.
The Wicker Man - Als ich den Film vor vielen, vielen Jahren sah, hatte er mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen. Ich hatte aber auch ganz etwas anderes erwartet. Mehr Richtung Hammer, besser noch frühes britisches Splatterkino. Das ist der Film jetzt alles überhaupt nicht. Eher eine rabenschwarze Komödie, die sich vor allem über prüde Erzchristen lustig macht. Mit Musikeinlagen! Damals hatte ich auch das Problem, dass ich es gewohnt war, mit dem Protagonisten mitzufiebern. Und das hier so gar nicht der Fall, da Sergeant Howie doch ziemlich unsympathisch und einer religiös verbohrter Langeweiler ist. Aber man wir älter und da lernt man auch die leisen Töne zu schätzen. Beim Wiedersehen auf der großen Leinwand konnte ich tatsächlich jede Minuten genießen, entdeckt immer neue Details, verstand endlich die Intention hinter dem Film und genoss die schauspielerischen Leistungen, die nun wirklich perfekt sind. Schön auch, dass das Kino rappelvoll war - auch mit vielen jungen Menschen. Ein toller Abend.
Harley Riders - sie kennen kein Erbarmen - Ich habe ja wirklich immer geglaubt, der Film spiele im Motorrennen-Zirkus. Ganz falsch. Erzählt wird (begleitet von einem unfassbar gutem Soundtrack von Franco Campanino) die Geschichte eine kleinen Schmugglers, der durch seine Rücksichtslosigkeit und vom Gefühl der Rache gegenüber einem Neapolitaner Dons recht schnell an die Spitze aufsteigt und seine eigene Band (die auf den im deutschen Titel genannten Harleys rumkurvt) aufbaut. Die Hauptrolle spielt Joe Dallessandro und der ist auch zusammen mit der weiblichen Hauptdarstellerin Stefania Casini (aus Suspiria) die einzigen Gesichter, die ich erkannte. Die üblichen Stunt-Schergen, die überall auftauchen, fehlten hier. Dallessandro macht seine Sache super. Er schlurft durch die Kulissen, lümmelt hier, schlägt da jemanden zusammen. erinnerte mich in seiner Beiläufigkeit irgendwie an Kinski. Das passt auch super zu der Figur, die er hier spielt. Casini spielt ihren Zusammenbruch über die Zeit auch sehr eindringlich. Ab ca, der Hälfte gibt es auch ordentlich Action. Was ich schade fand war nur, dass außer Dallessandro und Casini eigentlich niemand eine richtige Hintergrundgeschichte und Figurenentwicklung bekommt. Manche verschwinden auch einfach so aus dem Film, wie meine Lieblingsfigur Bernard (dessen Schießkünste legendär sein sollen), den Lorenzo Piani spielt. Der spricht den ganzen Film über kein Wort und läuft ständig mit einem Jutesack in der Hand rum. Das Ende wirkt auch etwas übereilt, wobei ich im Nachhinein sagen muss, unterstellt man,
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dass Dallessandro aktiv seinen Tod sucht und die Feier mit seiner Band so etwas wie das letzte Abendmahl darstellt
, dies durchaus so Sinn macht. Ansonsten mochte ich noch den überraschend realistischen, fast dokumentarischen Ansatz, wenn das Leben in all seiner Hässlichkeit in Neapel gezeigt wird.