horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Hooligan Factory - Helden ohne Hirn und Tadel
(The Hooligan Factory)
mit Jason Maza, Nick Nevern, Tom Burke, Ray Fearon, Steven O'Donnell, Morgan Watkins, Josef Altin, Ronnie Fox, Keith-Lee Castle, Lorraine Stanley, Craig Fairbrass, Neil Large, Juliet Oldfield, Billy Matthews, Alex Austin
Regie: Nick Nevern
Drehbuch: Nick Nevern / Michael Lindley
Kamera: Ali Asad
Musik: keine Information
FSK 16
Großbritannien / 2014

Die gute alte Hooligan Factory rollt wieder! Und das heißt, ein wüster Haufen fanatischer Typen prügelt sich durchs Land, um den hässlichsten aller Freizeitanzüge an die Spitze der gesamten englischen Hooligans zu kloppen. Denn wer könnte auf dem Kontinent die Überlegenheit des britischen Empire besser repräsentieren als Dex. Der Mann im roten Trainingsanzug ist schließlich eine Legende. Für seine Fans ist er jeden gebrochenen Knochen, jeden ausgeschlagenen Zahn und auch das ein oder andere auf dem Schlachtfeld verlorene Auge wert. Nur einer könnte ihn stoppen: The Baron - Seidenkimonoträger, Champagnerschlürfer und Todfeind. Zwei Götter des Hooligan-Olymp treten an zum finalen Gefecht ...


Im Prinzip ist die Hooligan-Thematik sicherlich nicht dafür geeignet sich über sie lustig zu machen, doch andererseits war es doch längst an der Zeit, das einmal jemand eine filmische Parodie kreiert. So hat sich dann Nick Nevern dieser Sache angenommen und mit "The Hooligan Factory" eine wunderbare Komödie auf den Weg gebracht, die trotz allen enthaltenen Humors zu keiner Zeit das Thema an sich der Lächerlichkeit preis gibt. Es sind vielmehr die überaus skurrilen Charaktere die in vorliegender Geschichte die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich ziehen, als das man jede Menge üble Schlägereien mit anschauen müsste. Schon die Vorstellung der einzelnen Figuren fällt absolut göttlich aus und selbstverständlich sind alle handelnden Personen mit Beinamen und Berufen ausgestattet, die das Dasein als Hooligan ad Absurdum führen. In einer der Hauptrollen ist auch Regisseur-und Drehbuchautor Nevern höchstpersönlich zu sehen und seine Interpretation des alternden-und gerade aus dem Gefängnis frei gekommenen Anführers Dex ist der absolute Hammer. Das optische Auftreten und die offensichtliche Hirnlosigkeit des Mannes wird immer wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt, was man jedoch auch auf sämtliche anderen Figuren beziehen kann.

So kann man sich denken, das "The Hooligan Factory" mit jeder Menge witzigen Dialogen aufwarten kann und zudem auch etliche Passagen beinhaltet, in denen die skurrilste Situationskomik zum tragen kommt. Das äußerst sich allein schon in der Eröffnungs-Sequenz des Filmes bei der man unwillkürlich an den britischen Film "The Essex Boys" erinnert wird und in dem Danny Dyer einen leider viel zu kurzen Gastauftritt hat. In diesem kurzen Ausschnitt wird klar welche Richtung die Geschichte einschlagen wird und das der Zuschauer sicherlich kein Szenario vorgesetzt bekommt, in dem einem der Humor auf brachiale Art und Weise serviert wird. Es handelt sich vielmehr um eine extrem gelungene Mischung aus ein wenig Slapstick, ein bisschen Überzeichnung und jede Menge Momente, die einen zum Schmunzeln bringen. Dadurch erscheint die gesamte Chose äußerst charmant und zieht die immer brisante Thematik keinesfalls ins übertrieben Lächerliche. Von Fußball ist hier sowieso nichts zu sehen, die Ereignisse drehen sich eher darum, wie die gute "Hooligan Factory" wieder in altem Glanz erstrahlen kann. Zwar werden beim späteren Streifzug der Gang durch das gesamte Land einige Prügeleien gezeigt, doch diese sind dabei ganz eindeutig auf die witzige Art konstruiert worden, als das man diese mit den üblichen Auseinandersetzungen ernsterer Genre-Vertreter vergleichen könnte. Ganz generell sollte man an dieser Stelle keine wirklichen Härten erwarten, was aber auch überhaupt nicht in das generell überdurchschnittlich gute Gesamtbild hinein gepasst hätte.

Und so sollte man dieses Werk auch auf keinen Fall als sogenannte "Verarschung" einer ernsten Thematik ansehen, sondern vielmehr als köstliche Parodie, in der man mit echten Highlights wirklich nicht gegeizt hat. Streckenweise sollte man bei dem enthaltenen Humor aber auch genau hinsehen, denn oft geben sich die großen Lacher erst auf den zweiten Blick zu erkennen. An manchen Stellen gibt sich auch der schwarze britische Humor zu erkennen, der den Ereignissen sogar eine gewisse Tiefe verleiht. Nick Nevern hat also mit seinem zweiten Spielfilm eine wirklich beachtenswerte Komödie vorgelegt an der man durchgehend seine helle Freude haben wird. Dabei ist durchaus der wagemutige Spagat als gelungen zu bezeichnen, die Abläufe mit jeder Menge Humor zu versehen, aber die normalerweise sehr ernste und bedrohliche Thematik zu keiner Zeit der Lächerlichkeit preis zu geben. Unter diesen Gesichtspunkten funktioniert "The Hooligan Factory" ganz ausgezeichnet und dürfte bei nicht gerade wenigen Leuten für einen herzhaft witzigen Film-Genuss sorgen, dem man definitiv eine Chance geben sollte.

Letztendlich ist es die skurrile-und äußerst charmante Mischung die hier für beste-und kurzweilige Unterhaltung sorgt. Absoluter Höhepunkt sind dabei bestimmt die Darsteller, die durch die Bank alle mit erstklassigen Leistungen aufwarten und dem Geschehen so ganz unweigerlich ihren Stempel aufdrücken. Bissiger Wortwitz, grotesk anmutende Situationen und allerlei Klamauk runden die ganze Sache nahezu perfekt ab, so das man an dieser Stelle eine dicke Empfehlung aussprechen kann. Wer immer schon einmal herzhaft über ein ernstes Thema schmunzeln wollte ist bei diesem Werk bestens aufgehoben und wird seine Freude an dieser hervorragenden Hooligan-Parodie haben.


Fazit:


nach etlichen ernsten Genre-Filmen werden die Gruppierungen der Hooligans nun auch einmal mit einem lachenden Auge betrachtet. Grelle Outfits und wenig Hirn sind dabei Trumpf, wodurch der Unterhaltungswert der Geschichte von der ersten bis zur letzten Minute vorprogrammiert ist.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Paris Countdown - Deine Zeit läuft ab
(Le Jour attendra)
mit Jacques Gamblin, Olivier Marchal, Carlo Brandt, Reda Kateb, Igor Skreblin, Francis Renaud, Anne Charrier, James Kazama, Laure Marsac, Sophie Meister, Florian Vigilante, Leni Yurstever, Sylvia Dierckx
Regie: Edgar Marie
Drehbuch: Edgar Marie
Kamera: Danny Elsen
Musik: keine Information
FSK 16
Frankreich / 2013

Die zwei Pariser Nachtclub-Besitzer Milan und Victor sind beste Freunde seit Kindheitstagen, haben sich mit der Zeit aber aus den Augen verloren. Auf einmal taucht jedoch Serki, ein alter Bekannter der zwei, wieder auf - und mit ihm viele schreckliche Erinnerungen an die Vergangenheit. Serki schwört blutige Rache dafür, dass er damals an die Polizei verraten wurde, und Milan und Victor bleibt nur eine Nacht, um den gemeingefährlichen Psychopathen zu stoppen...


Französische Action-Thriller haben eine große Tradition und man merkt ziemlich schnell, das auch Regiedebütant Edgar Marie an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen möchte. Teilweise gelingt ihm das auch relativ gut, denn "Paris Countdown" erzählt eine größtenteils spannende Geschichte, in der die beiden Freunde Milan und Victor von ihrer Vergangenheit eingeholt werden und sich dabei diverser Killer erwehren müssen, die eine alte Rechnung begleichen wollen. Der Film ist dabei ohne große-und bekannte Stars besetzt was sich in vorliegendem Fall aber sehr wohl als Stärke des Szenarios herausstellt, denn die doch eher unbekannten Darsteller hinterlassen in ihren jeweiligen Rollen einen äußerst authentischen Eindruck. Zudem ist es Edgar Marie hervorragend gelungen, dem Geschehen einen wunderbar stylischen Look zu verpassen, der phasenweise schon an eine echte Hochglanzproduktion erinnert. Dennoch gibt es leider auch diverse Schwächen innerhalb der Story, denn stellenweise mangelt es dem Ganzen ein wenig am nötigen Tempo, um den Zuschauer auch durchgehend zu begeistern. Dieser Aspekt macht sich dann insbesondere in der ersten Filmhälfte stark bemerkbar, denn in dieser Phase des Filmes ist bis auf eine sehr gelungene Eröffnung nicht viel von Action zu verspüren, vielmehr dient diese Zeitspanne dafür, den Betrachter ein wenig mit den Haupt-Charakteren bekannt zu machen.

Allerdings fällt die Beleuchtung der einzelnen Figuren trotzdem nur recht oberflächlich aus, so das es einem streckenweise ziemlich schwer fällt, einen wirklichen Bezug zu den einzelnen Personen aufzubauen. Dennoch sind die eigenen Sympathien klar verteilt und man schlägt sich selbst emotional ganz eindeutig auf die Seite der beiden Freunde. Im zweiten Teil nehmen die Ereignisse dann ein wenig an Fahrt auf und "Paris Countdown" wird zumindest teilweise dem Ruf eines Action-Thrillers gerecht. Dennoch bewegt man sich jederzeit in einem überschaubaren Rahmen, was man dem Werk insgesamt gesehen aber nicht zwangsläufig negativ ankreiden sollte. Sind nämlich andere Filme dieser Art des Öfteren mit Action-Passagen vollkommen überladen und hinterlassen so einen eher unglaubwürdigen Gesamteindruck, so kommt vorliegende Geschichte zwar etwas ruhiger daher, wirkt aber an den entsprechenden Stellen weitaus authentischer. Das mag nicht jedem gut gefallen, denn wer hier einen echten Highspeed Thriller erwartet wird letztendlich eher enttäuscht sein, dafür kommen Freunde eher ruhiger, aber dennoch intensiver Töne umso mehr auf ihre Kosten.

Den auf der Rückseite indirekt gezogenen Vergleich mit einem Film wie "22 Bullets" sollte man jedoch keinesfalls anstellen, unterscheiden sich die beiden Werke doch zu erheblich, so das man mit einer vollkommen überzogenen Erwartungshaltung an vorliegende Geschichte herangehen würde. Zum Ende hin zieht dann sogar noch ein wenig Tragik in die Geschichte ein, wobei auch schon vorher durchaus dramatische Züge innerhalb des Szenarios erkennen lassen und sich so insgesamt gesehen ein sehenswerter Genre-Mix ergibt. Ein wenig Action, ein bisschen Thrill, stellenweise Drama und am Ende eine echte Tragödie, in dieser Zusammensetzung dürfte "Paris Countdown" trotz kleinerer Schwächen ein jederzeit lohnenswerter Film sein, der auch ohne große Stars insbesondere in darstellerischer Hinsicht überzeugen kann.

Letztendlich werden die Meinungen zu dieser Produktion wie fast immer auseinander gehen, die Action-Junkies werden eher enttäuscht sein, wohingegen die Freunde der etwas bedächtigeren Erzählweise voll auf ihre Kosten kommen. Gut unterhalten wird der Betrachter aber auf jeden Fall, denn Edgar Marie hat definitiv ein ordentliches Gesamtpaket geschnürt, das für ein Regiedebüt erstaunlich gut gelungen ist.


Fazit:


Phasenweise hätte die Geschichte ein wenig mehr an Tempo vertragen können, aber dennoch bekommt man einen überdurchschnittlich guten Film präsentiert, der auch ohne explizite Gewaltausbrüche äußerst intensiv daher kommt. Authentisch agierende Schauspieler sind sicherlich die größte Stärke eines Werkes, dem man ohne Bedenken eine Chance geben sollte.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Survival
(Survival)
mit Martin Geuer, Wesly Howard, Oliver Juhrs, Erik Markus Schuetz, Vlasto Peyitch, Frank Raffel, Claudiu Raymond, Ralph Steiger, Anthony Straeger, Selcuk Tutumlu, Yûho Yamashita
Regie: Michael Effenberger / Frank Raffel
Drehbuch: Frank Raffel
Kamera: George Steffens
Musik: Klaus Pfreundner
keine Jugendfreigabe
Deutschland / 2013

Die erwachsene Tochter des schwer reichen Industriellen Roberts ist entführt worden, der Vater engagiert den traumatisierten Ex-Elitesoldaten Frank Mitchell, um nach ihr zu forschen. Die Spur führt nach Polen, wo Roberts und seine Organisation ein unterirdisches Genforschungslabor betreiben. Dort werden fragwürdige Versuche veranstaltet, gerade ist etwas mächtig schief gegangen, und die Entführung hängt damit zusammen. Prompt gerät Mitchell in einen Aufstand der lebenden Toten.


Der deutsche Zombie-Film ist nun nicht gerade für seine hohe Qualität berühmt und die unzähligen Produktionen aus dem Amateur-Bereich können nur in den seltensten Fällen einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. So lässt man sich dann im ersten Moment auch durch die Namen Michael Effenberger und Frank Raffel als Regisseur eher abschrecken und geht mit ziemlich niedrigen Erwartungen an die vorliegende Independent Produktion heran. Sicherlich ist diese Maßnahme auch durchaus gerechtfertigt, konnten die beiden doch bisher in dem Fach nicht wirklich überzeugen, zudem fiel Effenberger auch eher als Nebendarsteller in diversen Filmen von Olaf Ittenbach auf. Umso überraschter ist man über das Szenario das sich einem hier offenbart, denn auch wenn man fast identische Geschichten schon öfter zu Gesicht bekommen hat, entpuppt sich hier zumindest ein Film der wie ein ordentlicher B-Movie anmutet.

Raffel ist neben der Regie und dem Drehbuch auch gleich einmal für die Hauptrolle verantwortlich und obwohl im Prinzip sämtliche Figuren des Geschehens auch jederzeit austauschbar erscheinen, kann man sich über das dargebotene Schauspiel nicht wirklich beschweren. Schauspielerische Glanzleistungen bekommt man sicherlich nicht zu sehen, doch hat man in den letzten Jahren unzählige andere Zombie-Mopeds präsentiert bekommen, in denen die Darsteller nicht annähernd so gut agiert haben wie in vorliegendem Fall. Was dem Werk eventuell ein wenig fehlt ist ein wirklicher Spannungsbogen, denn dazu gestaltet sich das Ganze doch viel zu vorhersehbar. Dieses Manko kann man aber auch jederzeit auf etliche andere Genre-Kollegen ummünzen, so das man diesen Aspekt nicht unbedingt negativ bewerten sollte. Hier zählt einzig und allein der reine Unterhaltungswert und ganz bestimmt auch die vorhandene Zombie-Action. In dieser Beziehung kann sich der geneigte Fan dann auch wirklich nicht beschweren, denn schon nach einer relativ kurz gehaltenen Einführung geht die Story sogleich in die Vollen und präsentiert dem Zuschauer die ersten blutigen Passagen, die sich zudem auch noch wirklich sehen lassen können. Die Effekte sind ordentlich gelungen und auch das Make Up der Untoten hat man schon oft genug weitaus schlechter gesehen.

Wenn man einmal bedenkt, mit welchem Schund man teilweise gerade aus deutschen Landen in dieser Film-Gattung konfrontiert wird, dann stellt "Survival" eine wirklich wohlwollend zur Kenntnis genommene Ausnahme dar. Umso erstaunlicher erscheint dieser Gesichtspunkt, da der Chose offensichtlich nicht gerade das üppigste Budget zur Verfügung gestanden hat. Das sieht man größtenteils an der streckenweise fast schon spartanischen Ausstattung des Werkes und an den Schauplätzen, an denen sich das Ganze abspielt. Hier wurde jedoch mit wohl eher bescheidenen Mitteln ein Film auf die Beine gestellt, der sich keinesfalls hinter den vielen Zombie B-Movies verstecken braucht, die in den letzten Jahren wie eine wahre Flut über uns herein gebrochen sind. Auch wenn der vorliegende Plot sicher keine Offenbarung darstellt und ähnliche Szenarien schon unzählige Male verfilmt wurden ist es ein echter Hochgenuss, in einer deutschen Zombie-Produktion zumindest einmal eine solide Rahmenhandlung serviert zu bekommen.

Vor allem dieser Gesichtspunkt ist ansonsten eher als große Schwachstelle der vielen deutschen Amateur-Produktionen auszumachen, doch Effenberger und Raffel haben auch in dieser Beziehung zumindest ordentliche Arbeit abgeliefert. Und so kann man bei "Survival" auch ohne jegliche Bedenken zugreifen, denn auch wenn es sich um eine Indie Produktion handelt, hinterlässt das Werk vielmehr den Anstrich eines grundsoliden B-Filmes, der mit jeder Menge Tempo und gelungenen Action-Passagen versehen wurde. Zudem ist auch die Alterseinstufung absolut berechtigt, beinhaltet der Plot doch etliche Szenen, in denen es wirklich hart und blutig zur Sache geht. Der Gesamteindruck des Ganzen ist also als durchaus gut zu bezeichnen, so das Genre-Fans ohne Bedenken zur deutschen DVD greifen können.


Fazit:


So oft man auch berechtigt auf die unzähligen deutschen Amateur-Filme schimpft, so sehr sollte man doch auch das vorliegende Produkt loben. Natürlich ist "Survival" alles andere als ein filmisches Meisterwerk und bietet auch ganz bestimmt keinerlei innovative Ansätze, doch im Vergleich mit etlichen anderen Indie Filmen hat dieses Werk die Nase ziemlich weit voraus.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Kombat Sechzehn
(Kombat Sechzehn)
mit Florian Bartholomäi, Falk Rockstroh, Ludwig Trepte, Christine Diensberg, Ali Hassan, Errol Shaker, Isabelle Mbarga, Adrian Topol, Tim Morten Uhlenbrock, Christoph Gerber, Petra Hartung, Max Mauff
Regie: Mirko Borscht
Drehbuch: Mirko Borscht / Jana Erdmann
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Musik: Alexander Istschenko
FSK 16
Deutschland / 2005

Weil sein Vater sich beruflich verändert, muss Georg mit ihm von Frankfurt/Main nach Frankfurt/Oder umziehen. Dabei verliert der 16-Jährige nicht nur seinen Freundeskreis, er kann auch seine Hoffnungen auf den Gewinn des hessischen Landesmeistertitels im Taekwondo begraben. Am neuen Wohnort gerät er an Thomas, den Anführer einer rechtsradikalen Clique, der ihn mit dem Angebot eines Taekwondo-Trainingsraum ködert. Nach und nach lässt sich Georg immer mehr von den Neonazis vereinnahmen.


"Kombat Sechzehn" ist der erste und bisher leider einzige Spielfilm des Regisseurs Mirko Borscht und widmet sich der immer brisanten Thematik der rechten Szene, wobei diese in vorliegendem Fall eher etwas hintergründig beleuchtet wird. Im Mittelpunkt steht nämlich der junge Georg, der durch den Umzug in den Osten des Landes immer mehr die Kontrolle über sein noch junges Leben verliert und sich so ziemlich schnell in den falschen Kreisen bewegt. Manch einer mag eventuell andere Erwartungen an diesen Film gehabt haben, wird hier doch nicht die Nazi-Szene an sich unter die Lupe genommen, sondern vielmehr an einem Einzel-Schicksal eindrucksvoll dargestellt, wie schnell man doch den Parolen einer Gruppierung erliegen kann, die lediglich rassistische Äußerungen und falsche Versprechungen benutzt, um die Gutgläubigkeit zielloser Jugendlicher auszunutzen. Georg ist dabei zunächst überhaupt nicht für die rechte Gesinnung zu begeistern und setzt sich sogar sehr robust gegen Mitschüler Thomas und seine Freunde durch, die in der Schule das Sagen haben und sämtliche Mitschüler unterdrücken. Gleichzeitig gehören sie auch einer rechten Gruppierung an, die in der Folge zwar immer wieder einmal gezeigt wird, aber zu keiner Zeit das Hauptaugenmerk des Zuschauers auf sich lenkt.

Man bekommt stattdessen eine tiefer gehende Beleuchtung des Charakters von Georg geboten und kann dabei ziemlich hilflos mit ansehen, wie dem eigentlich starken Jungen immer mehr sein Leben aus den Händen gleitet, da der Umzug von Frankfurt/Main nach Frankfurt/Oder ihm förmlich den Boden unter den Füßen weg zieht. Florian Bartholomäi liefert in der Hauptrolle eine erstklassige darstellerische Leistung ab und mimt den jungen Mann mit einer Ausdrucksstärke, die man ohne Übertreibung als sehr beeindruckend bezeichnen kann. Diesem Aspekt ist es dann auch zu verdanken, das die Abläufe durchgehend einen extrem glaubwürdigen Eindruck hinterlassen und man sich als Betrachter unglaublich gut in die Person des Georg hinein versetzen kann. Immer wenn der Junge sich anscheinend mit dem neuen Leben zu arrangieren scheint erfolgt ein neuerlicher Schlag ins Kontor, denn nicht nur der Verlust seiner Freunde und seines geliebten Kampfsports beschäftigen die junge Seele, im Laufe der Ereignisse muss er auch noch feststellen, das auch seine Freundin sich schon längst über ihn hinweg getröstet hat. Das danach immer stärker eintretende Abdriften in die rechte Szene kann man nun zwar nicht unbedingt als logische Folge ansehen, doch steht die sogenannte Kameradschaft doch als Symbol für Halt und Festigkeit im Leben eines Heranwachsenden, der die wahre Orientierung längst aus den Augen verloren hat.

Wer nun auf explizite Gewaltdarstellungen oder andersartige Aktionen der Faschos hofft sieht sich enttäuscht, denn bis auf kleinere Ausnahmen unter den Schülern gibt es in dieser Beziehung nichts zu sehen. Die Geschichte konzentriert sich weiterhin auf den seelischen und körperlichen Verfall und rückt auch immer stärker die zweite Hauptfigur Thomas (Ludwig Trepte) in den Fokus. Trotz unzähliger Unterschiede zwischen den beiden jungen Männern entwickelt sich immer mehr eine Art Freundschaft und zum Ende hin muss insbesondere Thomas sich entscheiden, welchen Weg er nun letztendlich einschlagen will. "Kombat Sechzehn" ist also nicht einer der ansonsten üblichen Genre-Vertreter in denen das Thema Rechtsradikalismus thematisiert wird, hier stehen vielmehr Einzelschicksale im Mittelpunkt und die Nazi-Seite dient lediglich als eine Auffangstation für orientierungslose Jugendliche, die zudem auch noch durch seelischen Schmerz leicht zu manipulieren sind. Dennoch wird die Gefahr von der rechten Seite jederzeit bedrohlich in Szene gesetzt, denn allein schon die Zustände an der Schule lassen nichts Gutes erwarten, haben dort doch ganz augenscheinlich diverse Schüler das Zepter übernommen.

Die teils negativen Kritiken zu diesem schon 2005 erschienenen Werk kann ich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen, wahrscheinlich wird aber so manch einer mit einer falschen Erwartungshaltung an den Film heran gegangen sein. Mirko Borscht hat aber meiner Meinung nach alles richtig gemacht und zeigt eine Geschichte, die einerseits Platz für emotionale Momente lässt, auf der anderen Seite aber auch ganz klar aufzeigt, wie schnell man doich der rechten Versuchung erliegen kann, wenn einem durch gewisse Umstände der Boden unter den Füßen weg gezogen wird.


Fazit:


"Kombat Sechzehn" ist ein starkes Stück deutscher Film, der sich einmal nicht so intensiv mit der rechten Szene an sich auseinandersetzt, sondern vielmehr an einem Einzelschicksal eindrucksvoll aufzeigt, wie schnell man doch in diese abrutschen kann. Stark bebildert entfacht das Werk ein Höchstmaß an Intensität, die sich ganz unweigerlich auch auf den Zuschauer überträgt.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Red Dawn
(Red Dawn)
mit Chris Hemsworth, Josh Peck, Josh Hutcherson, Adrianne Palicki, Isabel Lucas, Connor Cruise, Edwin Hodge, Brett Cullen, Alyssa Diaz, Julian Alcaraz, Will Yun Lee, Jeffrey Dean Morgan, Fernando Chien, Kenneth Choi
Regie: Dan Bradley
Drehbuch: Carl Ellsworth / Jeremy Passmore / Kevin Reynolds / John Milius
Kamera: Mitchell Amundsen
Musik: Ramin Djawadi
FSK 16
USA / 2012

Als fremde Flugzeuge und Fallschirmjäger wie aus dem Nichts Bomben und Soldaten über einer amerikanischen Kleinstadt nieder regnen lassen, gelingt einer Handvoll Jugendlicher die Flucht in die Wälder. Angeführt von Jed, einem Marine auf Heimaturlaub, formieren sie die Widerstandsgruppe Wolverines, die dem nordkoreanischen Feind mit Bombenanschlägen und Spontanattacken herbe Verluste erleben lässt. Auch an den Kids zieht der Tod nicht vorbei, doch ihr Mut und Kampfgeist werden zur Inspiration für die Bevölkerung.


1984 erschien mit "Die rote Flut" ein sicherlich nicht unbedingt sehr glaubwürdiger Film, in dem eine Gruppe Jugendlicher erfolgreich der Invasion kubanischer Invasoren auf ihre Heimat trotzten und eigentlich war es auch nur eine Frage der Zeit, wann Hollywood in seinem Remake-Wahn auch diesen kleinen Klassiker neu auflegen würde. 2012 war es dann soweit und Regieneuling Dan Bradley durfte immerhin mit geschätzten 65.000.000 $ jonglieren, um dem Zuschauer eine zeitgemäße Neuauflage zu präsentieren in der es ordentlich kracht. Zeichnete sich schon das Original nicht gerade durch eine hohe Glaubwürdigkeit aus, so wurde im Remake wirklich alles dafür getan, um dem Zuschauer zwar einen durchaus unterhaltsamen, aber dafür total unglaubwürdigen Plot zu servieren, bei dem man sich eigentlich nur die Haare raufen kann. Da sich die Zeiten geändert haben sind es dieses Mal die Nord-Koreaner, die vollkommen überraschend die USA besetzen und dem Land kommunistische Grundzüge zu verleihen. Wie es überhaupt dazu kommen konnte, wird während der Geschichte eher nebensächlich zum Ausdruck gebracht und klingt zudem auch nicht sonderlich logisch, was aber nahezu perfekt in das gewonnene Gesamtbild hineinpasst. Damit wir uns nicht falsch verstehen, "Red Dawn" ist sicherlich ein sehr gut unterhaltender Film der auch keinerlei Längen beinhaltet, doch erschien das Original zumindest an diversen Stellen noch ein wenig glaubhaft, so kommt dieser Aspekt in der Neuverfilmung noch nicht einmal ansatzweise zum tragen.

Dafür bildet die Geschichte das ideale Fundament, damit die Amis einmal wieder ihren heißgeliebten Patriotismus zum Ausdruck bringen können, wobei ich in den letzten Jahren keinen Film gesehen habe, in dem dieser Punkt so dermaßen explizit in den Vordergrund gerückt wird wie es hier der Fall ist. Die Rollen im handelsüblichen Kampf Gut gegen Böse sind von der ersten Minute an klar verteilt, nur gelingt es Regisseur Dan Bradley nicht wirklich , das man als Betrachter mit den sogenannten "Wolverines" sympathisiert, so wie es noch im 84er Werk der Fall war. In erster Linie liegt das sicherlich an den eher blassen-und vollkommen austauschbaren Charakteren, denn während im Original noch damalige Jung-Stars wie Patrick Swayze, Charlie Sheen, oder auch C. Thomas Howell dem Film durch ihr gelungenes Schauspiel ihren Stempel aufdrückten, kann die neue Besetzung nicht sonderlich punkten. Zu glatt und schön erscheinen die jeweiligen Akteure, was zwar einerseits total dem gewohnten Hollywood-Klischee entspricht, andererseits jedoch beim Betrachter nicht unbedingt auf viel Gegenliebe stößt. Zudem ist die gesamte Chose ganz einfach zu stark übertrieben und Bradley hat in den meisten Passagen einfach viel zu dick aufgetragen, so das die gesamte Inszenierung einen eher zum lachen animiert, als das man sie auch nur entfernt wirklich ernst nehmen könnte. An dieser Stelle kommen verstärkt die jeweiligen Figuren zum tragen, denn während in der Original-Vorlage zumindest noch Angst, Unsicherheit und Schmerz bei den Protagonisten zu erkennen war, so entfällt dieser Aspekt fast vollständig.

Sicherlich wird die ein-oder andere Träne verdrückt und in wenigen Momenten erscheinen auch mal ganz kurz Selbstzweifel an der Oberfläche, aber ganz generell verwandeln sich hier mehrere junge Teenies innerhalb kürzester Zeit in eine Art Superheld. Dabei schafft es die Truppe der "Partisanen" mit einer fast schon lächerlichen Selbstverständlichkeit, eine straff organisierte-und gut ausgebildete Armee immer wieder zu düpieren und der Lächerlichkeit preis zu geben. Ich will hier gar nicht mit Logik oder nachvollziehbaren Handlungen kommen, doch was Bradley einem hier auftischt, ist schon fast in das Land der Fantasie einzuordnen. Zugegebenermaßen kann der Film im Bezug auf die Action-Passagen voll überzeugen, denn diese sind nicht nur im Überfluss vorhanden, sondern sie vertreiben einem auch kurzweilig die Zeit. Dennoch rettet das "Red Dawn" keinesfalls in filmischer Hinsicht, denn in dieser Beziehung entbehrt das Werk allen nötigen Zutaten, um als ernst zu nehmender Beitrag in das Genre einzuziehen.

Letztendlich kann man sich diese Neuauflage sicherlich ruhig einmal anschauen, allerdings sollte man schon im Vorfeld keinerlei Erwartungen an Glaubwürdigkeit oder Logik hegen. Stattdessen bekommt man ein Szenarios geboten in dem es wirklich ordentlich kracht und einige Teenies zu wahren Kampfmaschinen mutieren, die sich spielerisch einem Gegner entgegen stellen, der mehr als nur einmal wie der letzte Trottel dargestellt wird. Das die ganze Chose dabei vollgepackt ist mit vollkommen überzogenem Patriotismus muss man nicht extra erwähnen, doch das Ausmaß von Heroismus und Glorifizierung der eigenen politischen Propaganda ist schon weit oberhalb der Schmerzgrenze angesiedelt. Als kurzweiliger Appetit-Happen für zwischendurch ist "Red Dawn" also jederzeit geeignet, doch wirkliche Substanz beinhaltet die Geschichte nicht wirklich. Dann doch lieber immer wieder gern das Original anschauen das zwar auch nicht frei ist von den hier angesprochenen Dingen, aber zumindest phasenweise ein wenig authentischer wirkt.


Fazit:


Dan Bradley hat bei seinem Regieerstling im wahrsten Sinne des Wortes gut 65.000.000 $ verballert, dabei wäre es eventuelle etwas sinnvoller gewesen, auch ein wenig Wert auf eine bessere Inszenierung zu legen. In vorliegender Form handelt es sich allerdings lediglich um eine nahezu perfekte 1:1 Kopie des Originals, nur das man in der Neuauflage weitaus mehr Action geboten bekommt.


5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Infected - Infiziert
(Infected)
mit Bo Linton, Eugenia Kuzmina, Adrian Voo, Adia Dinh, Nina Kate, Dillaran Martin, Timon Morales, Kelsey Lin, Mike Pfaff, Cece King, Heaven Lee Kramer, Lucas Barker, Christine Springett, Anita Marie Curran
Regie: Filip Maciejewicz
Drehbuch: Filip Maciejewicz
Kamera: Jessica Gallant
Musik: Tom Jemmott
keine Jugendfreigabe
USA / 2013

Ein neuer, tödlicher Virus breitet sich überall in Los Angeles aus. Die Infizierten mutieren - zusammen mit dem Virus, der sich entwickelt und die Infizierten transformiert. Sie werden verrottende, leichenähnliche Kreaturen ohne jedweden Verstand, aber mit der unbedingten Gier auf menschliches Fleisch. Tagsüber verbergen sich die Infizierten vor der Sonne, des Nachts gehen sie auf die Jagd. Die infizierte Zone von Los Angeles wurde unter Quarantäne gestellt, damit der Virus nicht über die gesamten USA hinwegfegt. Doch für die Überlebenden ist dies ein Problem: Denn die Flucht aus der Todeszone ist brandgefährlich!


Und wieder einmal mit der Zuschauer mit einem weiteren Zombie-Ableger konfrontiert, der dieses Mal in der nahen Zukunft angesiedelt ist. Schon aufgrund der Inhaltsangabe erkennt man dabei unschwer das in vorliegendem Fall sicherlich keine innovativen Neuerungen zu erwarten sind, sondern vielmehr eine Geschichte konstruiert wurde die einem mittlerweile sehr bekannt vorkommt. Das schreckt den echten Fan aber längst noch nicht ab, denn wenn sich die Chose zumindest unterhaltsam und ein wenig blutig gestaltet, dann würde man immerhin einen recht unterhaltsamen Genre-Flick präsentiert bekommen. Schon nach wenigen Minuten zerschlägt sich jedoch diese Hoffnung und es wird klar, das es sich bei "Infected" um eine Produktion handelt, in der das immerhin 1.200.000 $ umfassende Budget noch nicht einmal ansatzweise zu erkennen ist. Stattdessen entpuppt sich ein billig wirkendes Szenario in dem eigentlich so gut wie gar nichts passiert, so das nach einer verhältnismäßig kurzen Zeitspanne auch noch die totale Langeweile Einzug hält. An dieser Stelle sollte man dann auch die 18er Freigabe ins Spiel bringen, die einmal mehr etliche Leute in eine vollkommen falsche Erwartungshaltung versetzen wird, denn man bekommt über die gesamte Laufzeit hin nichts geboten, was diese Einstufung rechtfertigen würde.

Fast gänzlich ohne Action und härte ausgestattet präsentieren sich lediglich einige Figuren, von denen man ganz beliebig jede einzelne austauschen könnte. Als wenn das nicht schon genug wäre bekommt man es zudem mit einer deutschen Synchronisation zu tun, die in diesem Fall wirklich so ziemlich jeder Beschreibung spottet. Andererseits geben aber die quäkenden Stimmen diverser Personen zumindest einmal Anlass für mehrere herzhafte Lacher, denn unpassendere Stimmen hätte man den Protagonisten nun bei aller Liebe kaum verleihen können. Und so muss man sich dann also mit einer gehörigen Anzahl von Ärgernissen durch diese filmische Grütze kämpfen, die doch so gar keinen Nährwert beinhaltet und lediglich in den teils grotesken Handlungsweisen ihrer Darsteller einige Highlights parat hält, wenn man die Chose denn einmal aus der Sicht des Trash-Liebhabers betrachtet. Doch selbst aus diesem Blickwinkel vermag sich keine echte Begeisterung aufzubauen, viel zu dröge, unlogisch und mit schlechtem Schauspiel durchzogen offenbart sich eine Story, die man am besten schnellstens wieder vergessen sollte.

Keinerlei Spannung, mies agierende Protagonisten und noch nicht einmal die Grundzüge einer bedrohlichen Grundstimmung tragen nicht unbedingt dazu bei, das zumindest stellenweise so etwas wie eine postapokalyptische Note zu erkennen wäre, die für einen Film dieser Art im Prinzip zwingend erforderlich ist. Dümmliche Dialoge und eine vollkommen an den Haaren herbei gezogene Neben-Geschichte unterstreichen sogar noch den brutal schlechten Gesamteindruck eines Werkes das die Welt nun bei aller Liebe nicht gebraucht hätte. Was sich in der Inhaltsangabe wenigstens noch einigermaßen interessant anhört scheitert ganz eindeutig an einem äußerst schwachen Drehbuch und dessen noch schlechterer Umsetzung. Selbst wenn man zu den bekennenden Viel-Sehern des Genres zählt wird man hier kaum auf seine Kosten kommen, denn "Infected" lässt so ziemlich alle Zutaten vermissen, die den Film auch nur annähernd spannend und interessant erscheinen lassen würden.

Im Endeffekt ist mir dann aber doch noch eine Sache extrem positiv aufgefallen, denn schon nach knapp 70 Minuten Netto-Spielzeit setzt der erlösende Abspann ein und beendet eine Sichtung, die man sich ohne Weiteres hätte ersparen können. Kurz zuvor gestaltet sich fast selbstverständlich auch das gewählte Ende als dumm, planlos und äußerst abrupt, was andererseits aber ziemlich klar erkennen lässt, das Regisseur Filip Maciejewicz eigentlich sämtliche Fähigkeiten fehlen, um einen unterhaltsamen Film zu kreieren. "Infected - Infiziert" ist jedenfalls der berühmte Griff ins Klo, denn dieses üble Machwerk wird sicherlich nur bei ganz wenigen Leuten einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.


Fazit:


Hier liegt ein prägnantes Beispiel das einem selbst 70 Minuten wie eine kleine Ewigkeit vorkommen können. Langeweile pur, eine grottige Synchronisation und schlecht agierende Darsteller sind nur einige der Mankos, die man diesem filmischen Schund ganz einfach ankreiden muss. Selbst als Trash nicht zu gebrauchen zählt die vorliegende Geschichte dann auch eher zu den Stoffen, die man schnellstens in die berühmte Tonne kloppen sollte.


2/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Coldwater - Nur das Überleben zählt
(Coldwater)
mit P.J. Boudousqué, James C. Burns, Chris Petrovski, Octavius J. Johnson, Nicholas Bateman, Stephanie Simbari, Mackenzie Sidwell Graff, Clayton LaDue, Tommy Nash, Scott MacArthur, Zach Selwyn, Raquel Gardner
Regie: Vincent Grashaw
Drehbuch: Vincent Grashaw / Mark Penney
Kamera: Jayson Crothers
Musik: Chris Chatham / Mark Miserocchi
FSK 16
USA / 2013

Abgeschottet von der Außenwelt werden jugendliche Straftäter im Bootcamp "Coldwater" von Colonel Reichert (James C. Burns) zu "nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft" gedrillt. Der Alltag ist grausam und Schwäche oder Widerwille werden drastisch bestraft. Für den charismatischen, kampferprobten Neuankömmling Brad (P.J. Boudousqué) wird die Situation bald unerträglich. Er wagt einen Fluchtversuch. Doch dann wird alles noch schlimmer - Angst, Gewalt und Gegengewalt steigern sich zu einem höllischen Finale, das nur mit einem Knall enden kann ...


Sicherlich hat jeder schon einmal etwas von den privaten Erziehungs-Camps gehört, in denen jugendliche Straftäter wieder auf den richtigen Weg gebracht werden sollen. "Bootcamp" ist dabei der einschlägige Begriff der allerdings keinesfalls das ausdrückt, was innerhalb eines eingezäunten Geländes vor sich geht. Regisseur Vincent Grashaw hat sich mit "Coldwater" dieser Thematik angenommen und damit endlich seinen Film realisieren können, zu dem er schon 1999 das Drehbuch geschrieben hat. Entstanden ist dabei ein erstklassiges-und sehr intensives Drama in dessen Mittelpunkt die Hauptfigur Brad Lunders steht, der von einem herausragend agierenden P.J. Boudousqué dargestellt wird. Für Boudousqué ist es die erste Hauptrolle in einem Spielfilm und auf den ersten Blick kann man durchaus zu der Meinung gelangen, hier einen jünger gewordenen Ryan Gosling bei seiner Arbeit zu sehen. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend, wobei diese sich längst nicht nur auf die Optik des Darstellers bezieht, sondern gleichzeitig auch auf die offensichtlich vorhandenen Fähigkeiten. Obwohl die Geschichte an sich schon eine ganze Menge an Qualität beinhaltet, drückt ihr das Schauspiel der Hauptfigur ganz eindeutig ihr wahres Gütesiegel auf. Die eindringliche Performance versetzt dabei den Zuschauer in die glückliche Lage, sich jederzeit mit den Ereignissen wie auch deren Figuren auseinanderzusetzen und man bekommt so ein äußerst intensives Gefühl für die teilweise menschenunwürdigen Verhältnisse, die in der Erziehungseinrichtung herrschen.

Straffällig gewordene Jugendliche wieder auf den richtigen Weg zu führen ist sicherlich ein sehr löblicher Gedanke, ob man allerdings zu den hier dargestellten Mitteln greifen muss um das zu bewerkstelligen, dürfte mehr als fraglich sein. Natürlich vermag man die Zustände eines Bootcamps nicht wirklich zu beurteilen, doch ist es Grashaw absolut grandios gelungen, einen durchaus glaubwürdigen Anstrich einer solchen Einrichtung zu zeichnen. Die Zustände als Schikanen zu bezeichnen wäre dabei maßlos untertrieben, denn hier soll unter Mithilfe von Demütigungen, Erniedrigungen und bewusst zugefügten Verletzungen der Willen der Insassen gebrochen werden, die den täglichen Maßnahmen vollkommen hilflos ausgeliefert sind. Die Methoden des herrschenden Colonels sind mehr als fragwürdig und auch sein gut gedrilltes Hilfs-Team steht dem augenscheinlich knallharten Chefs in nichts nach. Das dabei sämtliche Grenzen des Erlaubten überschritten werden scheint fast wie selbstverständlich, denn außer einigen unregelmäßigen Kontrollen von Behörden gibt es nichts, was die Willkür der Aufseher einschränken könnte. Das Schauspiel sämtlicher Akteure ist absolut glänzend und obwohl ein brillanter P.J. Boudousqué sicherlich das absolute Highlight in dieser Beziehung darstellt, ist das Szenario bis in die kleinsten Nebenrollen nahezu perfekt besetzt. So erscheint ein James C. Burns als genau die richtige Besetzung für den militanten Colonel, der anscheinend regelrechte Freude am Leid der Insassen hat und die ihm verliehene Machtstellung mehr als deutlich genießt.

Ganz sicher bedient ein Film wie "Coldwater" auch mehrere Klischees, doch das Geschehen ist dabei so dermaßen realistisch umgesetzt worden, das man sich das gezeigte Schreckens-Szenario auch ohne Weiteres in der Wirklichkeit vorstellen kann. Obwohl die Geschichte nur relativ wenig visuelle Härte beinhaltet entfachen die Ereignisse eine ungemein starke Intensität, die sich ganz automatisch auch auf den Zuschauer überträgt. Phasenweise leidet man so richtig mit den Jugendlichen mit und wünscht sich auch an diversen Stellen, das die Grausamkeiten doch nun endlich ein Ende finden sollten. Doch wie es im Prinzip nicht anders sein kann muss die gesamte Situation erst vollständig eskalieren, die Gewaltspirale ist ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr unter Kontrolle zu halten und die von den Aufsehern eingesetzte Brutalität richtet sich nun gegen sie. Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden, denn "Coldwater" hält so einige Überraschungen parat, die aber im nachhinein völlig logisch und auch nachvollziehbar erscheinen. Man sollte diese Produktion unbedingt gesehen haben, entpuppt sie sich doch schon nach relativ kurzer Zeit als ein erstklassig gespieltes Drama, in dem auch die Hackordnung in einer solchen Einrichtung thematisiert wird. Das diese nicht unbedingt förderlich für den Umgang der Insassen untereinander ist dürfte auf der Hand liegen und an dieser Stelle möchte ich auch lediglich den Begriff "Vertrauensmann" in die Runde werfen. Kenner des Filmes wissen wovon ich spreche und jeder andere sollte sich den Film selbst zu Gemüte führen um zu erkennen, das der Hass und die aufgestaute Wut der Inhaftierten mit voller Absicht geschürt wird, damit sie sich untereinander zerfleischen.

Auch ohne explizite Gewaltdarstellungen erzielt "Coldwater" die maximale Wirkung beim Zuschauer, der nach dessen Ansicht erst einmal eine geraume Zeit benötigt, um das Gesehene auch richtig sacken zu lassen. Selbst Straftäter sind Menschen und die Möglichkeiten gerade Jugendliche noch zu formen, sollten im Vorfeld auf ihre Tauglichkeit überprüft werden. Ob Erniedrigungen und brutalste Behandlung dabei als förderlich erscheinen kann man durchaus bezweifeln, denn mit solchen Methoden wird dann doch eher das gefördert was hier am Ende zum Ausdruck kommt, nämlich die Mutation menschlicher Wesen in gnadenlose und brutale Tiere, die nur den Gedanken der blutigen Vergeltung kennen. Man dürfte also erkennen, das dieser Film größtenteils so richtig unter die Haut geht und auch den Zuschauer phasenweise an die Grenzen der mentalen Grenzen führt.


Fazit:


"Coldwater" ist hart, kompromisslos und schonungslos realistisch und dürfte so einen äußerst nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen. Erstklassige Schauspieler und ein brillanter Hauptdarsteller lassen die Ereignisse dabei noch grausamer wirken, als sie von Haus aus schon sind. Im Endeffekt kann man an dieser Stelle nur eine dicke-und uneingeschränkte Empfehlung an all jene aussprechen, die ein tief gehendes und bewegendes Drama zu schätzen wissen.


9/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Quiet Ones
(The Quiet Ones)
mit Jared Harris, Sam Claflin, Erin Richards, Rory Fleck-Byrne, Olivia Cooke, Laurie Calvert, Aldo Maland, Max Pirkis, Tracy Ray, Richard Cunningham, Eileen Nicholas, Rebecca Scott, Aretha Ayeh, Max Mackintosh
Regie: John Pogue
Drehbuch: John Pogue / Craig Rosenberg / Oren Moverman
Kamera: Mátyás Erdély
Musik: Lucas Vidal
FSK 16
Großbritannien / 2014

England im Jahre 1974. Professor Coupland ist der Überzeugung, dass jede Art von sogenannter Besessenheit ihre Ursache hat in einer unbewussten telekinetischen Begabung. Um seine Theorie zu beweisen, startet er einen Feldversuch, in dessen Verlauf sich er und einige auserlesene Studenten in die Klausur einer ländlichen Villa begeben und das Verhalten der angeblich von einem Dämon heimgesuchten Psychiatriepatientin Jane zu untersuchen. Brian soll das Experiment auf Film bannen - und verliebt sich prompt in das Mädchen.


Nach dem 2011 erschienenen "Die Frau in schwarz" ist es nun mit "The Quiet Ones" wieder einmal an der Zeit, die neueste Produktion der wieder belebten britischen Hammer Studios zu präsentieren. Als Regisseur für diesen im Oldschool-Look gedrehten paranormalen Gruselfilm zeichnet John Pogue verantwortlich, der zuvor schon die führende Hand beim überraschend gelungenen "Quarantäne 2 - Terminal" war. Natürlich kann man die in regelmäßigen Abständen erscheinenden neuen Produktionen der berühmten britischen Film-Studios nicht an den alten Klassikern messen, dennoch hat es mich ehrlich gesagt ein wenig überrascht, das gerade vorliegender Film in der Gunst der Zuschauer wohl eher schlecht bis maximal mittelmäßig wegkommt und mit teilweise recht schlechten Kritiken bedacht wird. Sicher, die lose auf einem echten Experiment basierende Geschichte bietet keinerlei Neuerungen, die man in diesem Film-Bereich noch nicht gesehen hätte, doch unter den mittlerweile fast unzähligen Werken die sich mit paranormalen Phänomenen beschäftigen nimmt dieser Film ganz sicher nicht den schlechtesten Stellenwert ein.

Zugegebenermaßen bedarf die Story einer gewissen Einleitung, so das sich insbesondere die ersten gut 40 Minuten für manch einen etwas zähflüssig darstellen. In dieser Zeitspanne passiert nun wirklich nicht gerade viel und man wird viel eher mit den angeblichen Motiven des Professors und seinen drei Gehilfen konfrontiert. Der Nachteil der vielleicht etwas zu langen Einführung besteht darin, das sich zunächst etwas mühsam ein echter Spannungsbogen zu erkennen gibt und gleichzeitig wird auch die Figur von Jane am Anfang etwas zu sehr vernachlässigt, was sich jedoch mit zunehmender Laufzeit noch grundlegend ändern soll. Im zweiten Teil des Filmes macht sich dann auch eine ganz erhebliche Temposteigerung bemerkbar und wenn das Geschehen zuvor noch ein wenig an Ereignislosigkeit gelitten hat, so ändert sich das schlagartig. Teilweise überschlagen sich die Geschehnisse fast und die am Beginn noch etwas verkümmerte Spannung zeigt sich nun von einer ganz anderen Seite. Etliche gezielt eingesetzte Schockmomente und eine wunderbare Grusel-Atmosphäre tragen Sorge dafür, das der Zuschauer nun einen absolut gelungenen Film erleben darf. Auch die Figur von Jane rückt immer mehr in den Mittelpunkt und mit der Zeit ergeben sich zunehmend mysteriöse Momente die ganz klar darauf hindeuten, das man längst noch nicht mit allen Einzelheiten konfrontiert wurde.

Die letzten gut 20 Minuten der Geschichte empfand ich persönlich dann als besonders intensiv und hochklassig, denn eine geschickt eingestreute Richtungsänderung im Bezug auf die Motive des Professors versorgen das Ganze mit einer ganz besonderen Note. Das bisher Gesehene erscheint mit einem Mal in einem ganz anderen Licht und für manch einen mag sich an dieser Stelle eventuell sogar ein echter Überraschungs-Effekt ergeben. Sicherlich ist eine faire Bewertung des Filmes gar nicht einmal so leicht, ist die Thematik an sich doch in den letzten Jahren dermaßen oft behandelt worden, das manch einer sich bestimmt nicht mehr an einem weiteren und ähnlich gelagerten Szenario erfreuen kann. Unter den unzähligen Paranormal-Verfilmungen ist "The Quiet Ones" meiner Meinung nach auf jeden Fall zu den besseren zu zählen, vermischen sich die gesamten Abläufe doch ganz wunderbar mit einem herrlichen Oldschool-Grusler. Pogue hat in seinem zweiten Spielfilm eine ganze Menge richtig gemacht und hätte im Prinzip lediglich die Einführung in die Geschichte ein wenig interessanter gestalten können.

Wie dem auch sei, wie immer kommt es hier natürlich auch auf den eigenen Geschmack an und über den lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Wenn ich aber sehe das langweilige Gurken wie beispielsweise der hochgelobte "Paranormal Activity" als echtes Gruselerlebnis hingestellt werden und ein Film wie "The Quiet Ones" eher negative Kritiken bekommt, dann kann ich die Welt nicht mehr verstehen. Zwischen den Werken liegen qualitative Meilensteine, wobei die intensivere-und spannendere Filmkost ganz sicher in vorliegender Geschichte zu suchen ist, die mich jedenfalls sehr gut unterhalten hat. Sicherlich wäre auch durchaus noch mehr möglich gewesen, doch auch in dieser Form bietet diese Produktion tolle Unterhaltung.


Fazit:


"The Quiet Ones" ist bestimmt nicht der ganz große Wurf, bietet aber fast durchgehend sehr gute Gruselkost die sich oberhalb des normalen Durchschnitts ansiedelt. Nach einer etwas zu lang geratenen Einführung entschädigt die zweite Filmhälfte für alles, was man zuvor eventuell ein bisschen vermisst hat. Und so handelt es sich auch um einen sehenswerten Genre-Vertreter, den sich kein echter Fan durch die Finger gleiten lassen sollte.


7/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Glam Gore 2: Blackaria
(Blackaria)
mit Aurélie Godefroy, Clara Vallet, Anna Naigeon, Julie Baron, Guillaume Beylard, Michel Coste, Frédéric Sassine, Elsa Toro
Regie: François Gaillard / Christophe Robin
Drehbuch: François Gaillard
Kamera: Anna Naigeon
Musik: Dragon Double
keine Jugendfreigabe
Frankreich / 2010

Die hübsche Angela ist fasziniert von ihrer scharfen Nachbarin Anna Maria, die offensichtlich lesbische Orgien in ihrem Apartment feiert. Eines Abends findet sie aber stattdessen die grausam entstellte Leiche von Anna Maria und zerbricht dabei versehentlich eine Kristallkugel in deren Wohnung. Durch die Glasscherben kann Angela nun scheinbar die Zukunft voraussehen. Kann sie jedoch dabei auch ihren eigenen unvermeidlichen Tod überlisten ...?


Die Blütezeiten des italienischen Gialli sind lange vorbei und wenn man als Liebhaber dieses Sub-Genres einmal etwas Neues sehen möchte, muss man fast zwangsläufig auf den sogenannten Neo-Gialli zurückgreifen. Zumeist handelt es sich dabei um Filme, die sämtliche Zutaten der alten Klassiker beinhalten und als eine Art Hommage anzusehen sind, in den meisten Fällen jedoch leider mit einem ziemlich niedrigen Budget ausgestattet sind, was man einigen Werken zumindest auch streckenweise anmerkt. In diese Riege reihen sich auch beispielsweise der 2011 erschienene "Glam Gore", sowie auch der hier besprochene "Blackaria" ein, der obwohl ein Jahr früher erschienen komischerweise den Beinamen "Glam Gore 2" trägt. Wie dem aber auch sei, es handelt sich um eine französische Produktion der beiden Regisseure François Gaillard und Christophe Robin, die auch für den wohl bekannteren "Glam Gore" verantwortlich zeichnen. Trotz des offensichtlich geringen Budgets schimmert hier nur selten der Anstrich einer Low Budget Produktion durch, vielmehr präsentiert sich ein insbesondere äußerst styllisches Szenario, in dem ganz eindeutig die gut gemachten SFX im Vordergrund stehen.

Rein inhaltlich bewegt man sich hingegen auf extrem dünnen Eis, denn die Geschichte an sich offenbart sich größtenteils als wahres Sammelsurium aus Tagträumen und visionsartigen Elementen, so das man hier schon leicht ein wenig den Überblick verlieren kann. Es könnten also durchaus diverse Verwirrungen auftreten, fällt es doch nicht immer leicht den roten Leitfaden nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Trotz dieses offensichtlichen Defizites gelingt es jedoch zum Ende hin, die Abläufe durch diverse Erklärungen recht rund und stimmig erscheinen zu lassen, so das die meisten Ungereimtheiten doch noch zufriedenstellend erklärt werden. Dennoch sollte man "Blackaria" nicht zwangsweise nach seiner inhaltlichen Substanz bewerten, denn in diesem Fall würde der Film sicherlich nicht allzu gut abschneiden. Vielmehr sollte man den größtenteils gelungenen Versuch zweier Regisseure honorieren, die mit ihrem Werk einem Sub-Genre huldigen und dabei auch etliche Anlehnungen an diverse Klassiker eingebaut haben.

Zudem reißen die enthaltenen SFX eine ganze Menge raus, denn die Abläufe gestalten sich definitiv äußerst blutig, so das selbst die Fans der etwas härteren Gangart bestens bedient werden. Dabei geht es stellenweise so richtig derbe zur Sache, so das der Einsatz von Kunstblut als überdurchschnittlich hoch bezeichnet werden kann. Mit einer Netto-Laufzeit von gerade einmal gut 67 Minuten ist das Werk dann auch so ausgestattet, das eigentlich zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen kann, fairerweise sollte man an dieser Stelle aber auch anmerken, das die relativ dünne Rahmenhandlung auch kaum Spielraum für eine längere Laufzeit gelassen hat. Wirklich unpassend ist in "Blackaria" im Prinzip nur eine Sache und das ist die musikalische Untermalung. Irgendwie will man nicht richtig mit den Synthesizer-Klängen warm werden und ein anders gearteter Soundtrack hätte das Ganze sicherlich noch ein wenig aufgewertet. Dieser Aspekt ist aber auch reine Empfindungssache, denn bestimmt wird es genügend Leute geben, die gerade diese Musik als äußerst treffend bezeichnen werden.

Letztendlich ist es natürlich Geschmackssache, doch mir persönlich hat "Blackaria" in seiner Gesamtheit ebenso gut gefallen wie der ein Jahr später erschienene "Glam Gore". Beide Filme sollte man allerdings keinesfalls an den Größen des Sub-Genres messen, sondern vielmehr als eine tiefe Verbeugung vor einer Filmart ansehen, die auch Jahrzehnte nach ihrer eigentlichen Blütezeit immer noch unzählige Filmfreunde anspricht. Und so sollte man definitiv einen Blick riskieren und sich in eine Welt entführen lassen, in der die Grenzen zwischen Realität-und Fiktion des Öfteren nicht zu erkennen sind. Harte-und extrem blutige Einstellungen tun ihr Übriges, um insgesamt gesehen auf jeden Fall zu einem überdurchschnittlich guten Gesamteindruck zu gelangen, der sich bei mir jedenfalls eingestellt hat.


Fazit:


"Blackaria" ist eine harte und tiefe Verneigung vor dem italienischen Gialli und beinhaltet dabei sämtliche Zutaten, die dieses Sub-Genre so beliebt machen. Mit einer etwas besseren Geschichte hätte an dieser Stelle sogar ein herausragender Film enstehen können, doch auch in vorliegender Form bin ich als Gialli-Liebhaber voll auf meine Kosten gekommen.


7/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Jigsaw
(Elimination)
mit Danny Vasquez, Nicole Warner, Daniel Fanaberia, Meredith Grau, Olivia Briggs, Pablo Santiago, Mafe Guarin Mcallister, Jay R. Martinez, Sarah Rich, Matt Azpilicueta, Thomas Kappler, April Blossom, Cynthia Dallas
Regie: Juan Carlos Vargas
Drehbuch: Juan Carlos Vargas / John Azpilicueta
Kamera: Mariano Llosa
Musik: Mario Vaz De Mello
keine Jugendfreigabe
USA / 2010

Zehn junge Schauspieler werden für eine TV-Reality-Show gecastet, der Gewinner bekommt 1 Mio. Dollar Preisgeld. Sie müssen gegen 3 Auftragskiller - und gegen ihre Eitelkeiten - bestehen und überleben, um das Preisgeld zu gewinnen. Das ganze wird live im Internet gestreamt. Willkommen im neuen Zeitalter der makaberen Unterhaltung!


Schon die knappe Inhaltsangabe deutet an das man hier nicht unbedingt mit sehr anspruchsvoller Filmkost konfrontiert wird. Vielmehr wird einmal mehr die "Big Brother" Thematik aufgegriffen und mit diversen Horror-Anleihen angereichert, was letztendlich zumindest teilweise kurzweilige Unterhaltung garantiert. Das deutsche DVD-Cover und der dazugehörige Titel "Jigsaw" dienen sicherlich als geschickte Marketing-Strategie, um den 2010 erschienenen Film noch besser an den Mann zu bringen, denn die dadurch entstehenden Ähnlichkeiten zur "Saw-Reihe" sind doch absolut unübersehbar. Dennoch sollte man sich dadurch nicht auf eine falsche Spur locken lassen, denn das Langfilm-Debüt von Regisseur Juan Carlos Vargas erzählt eine ganz eigenständige Geschichte, die im Endeffekt gar nicht einmal so schlecht erscheint, wie manche im Netz veröffentlichten Kritiken es eventuell vermuten lassen.

Gleich zu beginn wird man erst einmal mit den verschiedenen Figuren konfrontiert, die zugegebenermaßen leicht austauschbar erscheinen und zudem auch nicht sonderlich sympatisch rüber kommen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen handelt es sich viel eher um eine Ansammlung dümmlicher Möchtegern-Darsteller die durch extrem egoistische Charakterzüge auffallen. Das im Film dargestellte Schauspiel ist größtenteils recht laienhaft und stellenweise ziemlich von unnötiger Theatralik durchzogen, was dem Ganzen aber andererseits einen gewissen Reiz verleiht. Durch die nicht unbedingt überzeugenden Leistungen wird doch der Aspekt authentisch in den Vordergrund gerückt, das es sich hier wie in der Inhaltsangabe beschrieben um junge Leute handelt, die durch ein Casting die große Chance ergreifen wollen, um in den Olymp der Schauspiel-Legenden aufzusteigen. Gleichzeitig fällt es so auch dem Zuschauer leichter, die wenigen vorhandenen Sympathien zu verteilen, die zumindest für zwei der Figuren vorhanden sind.

Auch wenn Vargas hier nicht unbedingt etwas Innovatives auf die Beine gestellt hat ist es ihm doch zumindest gelungen, seiner Geschichte eine Menge Tempo einzuverleiben. Zudem gestaltet sich das Ganze streckenweise sogar recht spannend, wobei das Szenario aber auch immer wieder kleinere Einbrüche zu verzeichnen hat die mit manchmal etwas dümmlichen Dialogen überbrückt werden. In Sachen Härte und Blutgehalt sollte man keine zu großen Erwartungen hegen, denn obwohl "Jigsaw" so manche Passage beinhaltet in der es etwas härter zugeht, bewegt sich alles in einem überschaubaren Rahmen. Wie die Chose letztendlich ausgeht ist sicherlich keine allzu große Überraschung, denn die Abläufe gestalten sich größtenteils äußerst vorhersehbar, was aber im Endeffekt keinesfalls den Unterhaltungswert der Geschehnisse beeinträchtigt.

Und so ist es wie eigentlich immer reine Geschmackssache wie der film beim jeweiligen Betrachter ankommt. Ein filmisches Meisterwerk offenbart sich hier ganz bestimmt nicht, doch gibt es unzählige Genre-Beiträge, die nicht annähernd so kurzweilig daher kommen. Mit der richtigen Erwartungshaltung kann man durchaus auf seine Kosten kommen, denn ein hohes Tempo und phasenweise zum Vorschein kommende Spannung sorgen dafür, das zumindest keinerlei Langeweile aufkommt. Der immer wieder durchschimmernde trashige Anstrich des Szenarios tut sein Übriges, um beim Zuschauer definitiv ein gesteigertes Interesse aufkommen zu lassen.


Fazit:


Auch wenn hier alles andere als ein Horror-Meisterwerk vorliegt kann "Jigsaw" mit einer unterhaltsamen Geschichte aufwarten, die streckenweise auch ein wenig härter daher kommt. Egoistische Charaktere und diverse amüsant anmutende Passagen runden das Ganze sehr gut ab, so das man durchaus einmal einen Blick riskieren sollte.


6/10
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