bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Im Anschluss gab's:

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Cannibal Holocaust

Ich zitiere einen älteren Kurzkommentar:

"Brutal und verstörend, medien- und zivilisationskritisch, die anfänglichen Identifikationsfiguren schwinden einem Schlag ins Gesicht gleich, und über allem hängt diese einzigartige, schwüle Dschungelatmosphäre, begleitet vom genialen Soundtrack Ortolanis. "Cannibal Holocaust" hat mich bei meiner Erstsichtung schlicht umgehauen wie kaum ein anderer Film, ich war angewidert und fasziniert zugleich. Meisterwerk."

Die mittlerweile zweite Sichtung im Kino war natürlich wieder ein besonderer Höhepunkt. Noch tagelang hatte ich die Musik und Namen wie "Alan Yates" oder "Shanda Tomaso" im Ohr.

Nächster Kinotag:

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Die Rückkehr der Zombies

Ich zitiere einen älteren Kurzkommentar:

"Trashiger Italo-Sexploitation-Schund: Null Story, Spannung oder Atmosphäre, aber geile Masken, Titten und Gedärme."

Mein besonderer Liebling erstmals auf der Leinwand, Peter Bark ausnahmsweise mal überlebensgroß - unbezahlbar! :D

Als krönenden Abschluss:

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Über dem Jenseits

Ich zitiere meine Uralt-Kritik, weiterführende Informationen gibt es bei Salvatore:

"Dieses unverkennbare Fulci-Werk wirkt auf mich wie die filmische Umsetzung eines üblen, kranken, perversen Alptraums, in dem ja auch ganz gerne mal direkte Zusammenhänge fehlen. Und allein das ist doch eigentlich auch schon das größte Kompliment, das man diesem Film machen kann, spricht es doch eindeutig für die Atmosphäre, die ich in ihrer Düsterheit und konsequenten Humorlosigkeit als einzigartig erachte. Einen großen Anteil daran hat der meines Erachtens hervorragende Score, der sich meilenweit von uninspiriertem Synthie-Gedudel absetzt.

NATÜRLICH ist dieser Film keinesfalls perfekt:

Ja, die Handlung hat ihre Lücken, was ich aber nicht unbedingt als negativ erachte. Es bleibt viel Spielraum für eigene Interpretationen und gerade dadurch, dass eben kaum Regeln und Gesetzmäßigkeiten, nach denen die Handlung zu funktionieren hat, durch den Film vorgegeben werden, kann man ihm nicht so einfach Unlogik oder dergleichen vorwerfen. Denn wer kann schon von sich behaupten, jemals an einem der sieben Tore zur Hölle gewesen zu sein und über dessen Naturgesetze Bescheid zu wissen...?

Ja, die Splattereffekte sind alles andere als perfekt und man erkennt in der Tat häufig, dass es sich um gänzlich andere Materialien als menschliches Fleisch handelt. Allerdings haben wir es hier mit einer 25 Jahre alte Low-Budget-Produktion zu tun und wer wirklich daran so enorm Anstoß nimmt, könnte das eigentlich bei einem Großteil ähnlicher Szenen in älteren Filmen tun, in denen man sich überhaupt traute, solche Szenen in Großaufnahme einzubauen - egal, ob in Südeuropa oder woanders. Man muss sich einfach auch auf einen solchen Film einlassen können.

Ja, es schockiert, dass ausgerechnet dem Kind der Kopf in einer derben Splatterszene weggeblasen wird. Aber, hey: Ist DAS nicht gerade auch Sinn der Sache? Will man jetzt in einem harten Splatterfilm dieser Machart nach etlichen ausgestochenen Augen, menschenverachtenden Quälereien und zynischen Gewaltattacken moralistisch nach dem Motto "Das arme Kind!" argumentieren?

Was ich wirklich kritisiere und den Film um meine Höchstwertung bringt, sind krasse Logiklöcher im ersten Drittel des Films: So scheint es niemanden zu wundern, dass ein Handwerker im Keller plötzlich eine blutige Leiche ist - zumindest nicht die Person, die sie findet. Kein Geschreie, keine Polizei, die sich dort mal umsieht - nichts. Und ich meine mich an noch weitere Szenen zu erinnern, in denen die Reaktionen der (noch) menschlichen Protagonisten absolut nicht nachvollziehbar waren. Schade. Und warum Vogel- und andere große Spinnen beim Krabbeln quietschen und knarren wie eine alte Gartenpforte, bleibt wohl auch Fulcis Geheimnis.

Dennoch ist dieses Werk die für mich nahezu perfekte Symbiose aus alptraumhafter Atmosphäre, klassischem Grusel und beinhartem Splatter und eigentlich schon Grund genug, warum NIEMAND, der sich eingehender mit dem Horrorgenre auseinandersetzt, an Lucio Fulci vorbeikommt!"

Erstmals diesen Fulci im Kino, ich war verzückt; ach was, ich bin es immer noch!
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Leben & Tod einer Pornobande
Der junge und dynamische Filmregisseur Marko hat sich vorgenommen, die serbische Filmwelt, mit seiner Arbeit zu revolutionieren. Nur scheitert dieses Vorhaben kläglich, so dass er sich irgendwann daran macht, zumindest in der Pornoindustrie Fuß zu fassen. Doch auch dabei soll er kein Glück haben, so dass er sich, zusammen mit einer Bande junger Schauspieler, die zu allem bereit zu sein scheinen, auf eine Roadtour begibt, bei der er mit einem Porno-Carbaret die Leute in den kleinen serbischen Dörfern zu erreichen versucht. Aber auch das funktioniert nicht so wie geplant, bis ein alter Mann ihm ein genauso verlockendes, wie schockierendes Angebot macht...
Sein eigener Dokumentarfilm „Made in Serbia“ brachte den jungen serbischen Filmemacher Mladen Djordjevic auf eine Idee: Fasziniert vom Plan einer durchs Land tingelnden Porno-Guerilla, die er im Zuge der Dreharbeiten zu seinem die serbische Porno“industrie“ unter die Lupe nehmenden Film kennenlernte, entwickelte er das Drehbuch zu seinem pseudo-halbdokumentarischen Spielfilmdebüt „Leben & Tod einer Pornobande“, das eben jenes Konzept aufgreift. Das Ergebnis ist ein 2009 veröffentlichtes, schwer verdauliches Road-Movie-Drama, das unter Zuhilfenahme expliziter Sex- und Gewaltszenen den Zustand des Landes nach der Zersplitterung des jugoslawischen Vielvölkerstaats und schweren kriegerischen Auseinandersetzungen porträtiert. Die Regie übernahm er persönlich, die Kamera führte Nemanja Jovanov („A Serbian Film“).

Nachwuchsregisseur Marko ist ambitioniert und brennt darauf, seine künstlerischen Visionen umsetzen zu können. Für seine Projekte findet er jedoch keine Geldgeber und muss sich schließlich als Filmer für einen zwielichtigen Pornoproduzenten durchschlagen. Als er schließlich dessen Geld dafür aufwendet, ein eigenes Filmprojekt zu verwirklichen, muss er die Flucht ergreifen. Er schart eine Gruppe gescheiterter Existenzen um sich, um mit ihnen als Porno-Kabarett von Dorf zu Dorf zu tingeln und die Landbevölkerung „sexuell zu erziehen“. Das funktioniert jedoch eher schlecht als recht und wird vom deutschen Kriegsberichterstatter Franz beobachtet, der Marko eines Tages zu überreden versucht, Snuff-Filme zu drehen…

Der pseudodokumentarisch als Videotagebuch Markos angelegte Low-Budget-Film wurde vornehmlich mit Handkameras gedreht und verfügt weitestgehend auch über exakt diese Optik zugunsten des Realismus. Der verhinderte Filmemacher trägt deutliche Züge eines Alter Egos Djordjevics, der zu Beginn seiner Karriere ebenso wenig seine eigenen Visionen mangels interessierter Förderer verwirklichen konnte. Von Beginn an gibt sich „Leben & Tod einer Pornobande“ recht offenherzig (z.B. in Bezug auf die Pornodrehs), erscheint jedoch zunächst beschwingt und leichtfüßig wie eine Milieukomödie. Nach und nach ändert sich der Tonfall indes. Bereits die Beweggründe für die Mitglieder der Pornobande, in Hippie-Manier in einem bunt bemalten Kleinbus durch die Lande zu fahren, zeugen von einem verkorksten bisherigen Leben und schwanken zwischen Hoffnung auf eine neue Chance und der Gewissheit, ohnehin nichts mehr zu verlieren zu haben. So treffen Markos Bettgespielin, die eine ausgebildete Schauspielerin ist, auf eine fürs normale Geschäft etwas zu füllige Dame, ein HIV-positives sowie ein drogenabhängiges Pärchen und unterwegs sammelt man noch einen zoophilen Transsexuellen ein.

Was dennoch anfänglich nach Vergnügen, Ausbruch aus dem Alltag und Abenteuer sexuell aufgeschlossener Menschen aussieht, die ein von gegenseitiger Akzeptanz geprägtes Miteinander pflegen, gerät schnell zur Abrechnung mit dem provinziellen Teil und Geist Serbiens, denn so interessiert manch Dorfbewohnerschaft das Pornotheater verfolgt, so grausam reagiert es auch auf die Provokationen, was sich auf Dauer nicht sonderlich ermutigend auf die Gruppe auswirkt. Den Kontrast zwischen politisch uninteressierten urbanen Außenseitern und der nach dem Kollaps des Landes erstarkten konservativen bis reaktionären, ja, geradezu primitiven Landbevölkerung ist ein besonderes Anliegen des Films, der damit Mosaiksteinchen ins sich immer weiter verdichtende Bild einer desillusionierten, perspektivlosen post-sozialistischen Gesellschaft eines zerbombten und in vielerlei Hinsicht eher am Abgrund stehenden Staats zeigt, die zunehmend abgestumpft und vom individuellen Überlebenskampf bestimmt ist und sich von niederen Instinkten ebenso leiten lässt, wie es sie bedient. Gleichzeitig hält Djordjevic dem westlichen Zuschauer einen Spiegel vor, wenn er u.a. Bezug nimmt auf moderne US-amerikanische Torture- und Terrorfilme und exakt die Vorstellungen eines Balkanlandes untermauert, die bei weiten Teilen der Weltbevölkerung vorherrschen und durch jene Genrefilme transportiert werden.

Dies ist insbesondere ab dem Punkt der Fall, an dem die Handlung ein weiteres Mal kippt und Franz ins Spiel kommt, der Marko überredet, Snuff-Filme für ein gut zahlendes elitäres Publikum zu drehen. Franz steht stellvertretend für die skrupellosen Ausbeuter des geschwächten und gebeutelten Landes, die vom Leid anderer profitieren. Djordjevic reichert diese Rolle zusätzlich mit Medien- und Konsumkritik an, während der Zuschauer nur ahnen kann, wie es einem Volk ergeht, das tagtäglich in den Nachrichten mit Bildern wahrhaftiger Kriegsgräuel konfrontiert wurde, welcher Prozess dadurch in Gang gesetzt wird, was sich in den Köpfen damit über einen längeren Zeitraum Konfrontierter abspielt, die sich zudem den Folgen der radioaktiven Verseuchung durch die Bombardements durch das Nato-Mörderbündnis ausgesetzt sehen. Das pseudomoralische Gerüst zur Rechtfertigung ist jedenfalls schnell gestrickt; „Leben & Tod einer Pornobande“ schockiert mit der Niedrigschwelligkeit des Schritts für zumindest ansatzweise als Sympathieträger eingeführte Protagonisten. Was folgt, ist der letztlich wenig überraschende, in seinem Wie und Warum dennoch erschreckende konsequente Zerfall der Pornobande, der einher geht mit dem moralischen Zerfall des Geistes der einzelnen Mitglieder. Die Abwärtsspirale dreht sich unaufhaltsam, bis am Ende im Fünf-Minuten-Takt gestorben wird und letztlich nichts mehr bleibt.

Es ist weit weniger der Umstand, dass manch Geschlechtsorgan in Aktion zu sehen ist und dass die eine oder andere Gewaltszene mittels Spezialeffekten unappetitlich gestaltet wurde, der „Leben & Tod einer Pornobande“ zu einem solchen Magenschwinger macht. Vielmehr ist es die inhaltliche Radikalität und Erbarmungslosigkeit, mit der Djordjevic seinem Publikum vor den Kopf schlägt. Er verzichtet weitestgehend auf selbstzweckhafte Schockmomente und entspinnt eine vulgär-künstlerische Parabel auf den Zustand der serbischen Gesellschaft, die die Verrohung des Individuums greifbar macht. Positiv hervor stechen die mutigen Schauspieler, die sich bereiterklärten, ohne falsche Scham und für wenig Geld in diesem Film mitzuwirken. Sie wurden Teil eines Stücks modernen, wütenden, entromantisierenden und sexuellen, doch komplett unerotischen, Grenzen auslotenden osteuropäischen Kinos, das von Komik über Tragik bis hin zu im wahrsten Sinne des Wortes nackter Gewalt die komplette Bandbreite abdeckt, dass es wehtut und nachhallt und damit bewusst für Kontroversen sorgt.

Ich kann diesen Film nicht bewerten, nur beschreiben, daher verzichte ich auf die Anstrengung der Punkteskala.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Die Jungfrau und die Peitsche
Eugenie wird von Madame de Saint-Ange eingeladen um ein Wochenende auf ihrem Anwesen zu verbringen. Ebenfalls anwesend ist Madame de Saint-Anges Siefbruder Mirvel. Eugenie ahnt nicht auf was sie sich eingelassen hat, denn die beiden Gastgeber sind vom Marquis de Sade beeinflusst und halten gern schwarze Messen ab.
„Die Worte Marquis de Sades gehören zu jedem modernen Menschen!“

Der umtriebige spanische Filmemacher Jess Franco war fasziniert vom Œuvre des Marquis de Sade und verfilmte mehrere seiner Werke. 1970 wagte er sich erstmals an „Die Philosophie des Boudoirs“, das er in spanisch-deutscher Koproduktion als „ Die Jungfrau und die Peitsche“ auf die Leinwand portierte.

Madame de Saint-Anges (Maria Rohm, „Justine“) und ihr Stiefbruder Mirvel (Jack Taylor, „Necronomicon - Geträumte Sünden“) sowie ihr Bekannter, der Libertin Dolmancé (Christopher Lee, „Der Hexentöter von Blackmoor“), sind besessen von den Schriften de Sades. Als die Nachbarstochter, die minderjährige Eugenie (Marie Liljedahl, „Inga - Ich habe Lust“), zu körperlicher Geschlechtsreife herangewachsen ist, beschließt das Trio, sie nach de Sade’schem Vorbild zum Teil ihrer Sex-Orgien zu machen und zum Sadismus zu erziehen. Als Madame de Saint-Ange sie zu einem Wochenende auf ihr luxuriöses Anwesen auf einer idyllischen Insel einlädt, ahnt sie noch nicht, was ihr bevorsteht…

„Die Grausamkeit der Frau übertrifft die des Mannes!“

Mit einer exaltierten, sakralen Einstiegssequenz, während der die freizügige Madame de Saint-Ange de Sade liest, eröffnet Franco einen Reigen schwelgerischer Bilder, artifizieller Ausleuchtungen in satten, erotisierenden Rottönen und langsamer, zeitlupenartig ausgewalzter Szenen. Er charakterisiert des Stiefgeschwisterpaar als dekadente Vermögende, die ihren schwarzafrikanischen Angestellten herablassend behandeln und anscheinend zu keinerlei Mitgefühl fähig oder willens sind. Menschen werden von ihnen zu Spielzeugen degradiert, so auch die blutjunge Eugenie, die von der Einführung in die Welt der Körperlichkeit und Sexualität zwar überrascht ist, aber zunächst durchaus Gefallen daran findet. Später jedoch wird sie geschlagen und ausgepeitscht, hat, da sie unter Drogen gesetzt wird, aber Schwierigkeiten, zwischen realen Ereignissen und ihrer Traumwelt zu unterscheiden. Damit spielt Franco bewusst, denn dieser Eindruck überträgt sich spätestens dann auch auf den Zuschauer, als Eugenie feststellt, von der Tortur keinerlei Striemen davongetragen zu haben.

Wie so häufig bei Franco kommt es auch in „Die Jungfrau und die Peitsche“ zum Bruch mit der literarischen Vorlage, was in eine interessante Variation mündet: Einerseits schwächt Franco seine Interpretation ab, indem er die Erziehung Eugenies zur ebenso skrupellosen Sadistin nicht wie geplant gelingen lässt. Andererseits zieht er die Rolle Dolmancés heran, um sie weiter zu radikalisieren. Spielte er zunächst nur eine scheinbar ungeordnete Rolle, entpuppt er sich als Strippenzieher im Hintergrund und macht in seinem Sadismus auch vor den Stiefgeschwistern nicht Halt und sorgt so für überraschende Wendungen im Finale.

Franco beweist auch mit diesem Werk, dass er durchaus ein Händchen für die erotische Inszenierung menschlicher Körper hatte und arbeitet u.a. mit originellen Kameraperspektiven, die sich noch nicht so voyeuristisch geben, wie es später die Regel werden sollte. Exotik und Poesie, Erotik und Niedertracht, Sex und Tod vermengen sich zu einem stilvollen Erotikthriller, handwerklich sorgfältig inszeniert, künstlerisch ambitioniert in Bezug auf Bilder, die tolle Musik, Ausstattung und Kostüme und von namhaften Schauspielern freizügig und charismatisch mit Leben gefüllt. Die junge Schwedin Marie Liljedahl konnte zuvor bereits in schwedischen Erotikfilmen Erfahrung sammeln und spielt ihre Eugenie mit Bravour. Gerade für spätere Franco-Verhältnisse wirkt „Die Jungfrau und die Peitsche“ zwar vergleichsweise harmlos und vielleicht auch ein bisschen zu glattpoliert, dürfte aber nichtsdestotrotz zu Francos herausragenden Filmen für Genießer des europäischen Erotikfilms zählen.
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Oswalt Kolle: Dein Mann, das unbekannte Wesen

Nach diversen Aufklärungsfilmen unterschiedlicher Thematik und Qualität, darunter „Deine Frau, das unbekannte Wesen“, mit denen Ende der 1960er der Journalist Oswalt Kolle antrat, die verklemmte BRD sexuell aufzuklären, machte er sich im Jahre 1970 daran, das kommerziell erfolgreiche Konzept fortzuführen und seinen bereits fünften Film, „Dein Mann, das unbekannte Wesen“, ins Kino zu bringen. Die Zusammenarbeit mit Regisseur Alexis Neve beendete er indes, stattdessen nahm Werner M. Lenz, der neben zwei weiteren „Kolles“ zwei Sex-Report-Filme drehte, auf dem Regiestuhl platz.

„Du gefällst mir besser, wenn du ganz nackt bist!“

Nun soll also der Mann im Mittelpunkt der Aufklärung stehen. Wieder greift Kolle dafür auf das Konzept des Episodenfilms zurück und versucht, anhand verschiedener beispielhafter Spielfilmsequenzen sich exemplarisch mit der Sexualität des (heterosexuellen) Mannes auseinanderzusetzen. Obgleich die sexuelle Revolution mittlerweile auch im Kino vorangeschritten war, zählte der Anblick eines nackten Mannes mitsamt seiner Geschlechtsorgane noch längst nicht zum alltäglichen Anblick – ein solcher steht nämlich im Vorspann einfach so da. In der ersten Episode läuft ein junges Paar, das erst seit vier Wochen liiert ist, in einen Wald, wo er sie zur Rede stellt, weshalb sie noch keinen Sex miteinander gehabt hätten. Als sie sich, wieder im heimischen Bett, ihm endlich hingeben möchte, kann er jedoch nicht! Zunächst gibt er ihr die Schuld, entschuldigt sich aber stante pede. Später möchte er arbeiten, sie ihn verführen. Es gelingt und nun klappt auch endlich der Beischlaf, aber anschließend möchte er weiterarbeiten. Sie stört ihn dabei andauernd und zieht schließlich zu einer Freundin ab. Kolle kommt ins Bild und erklärt das Gesehene:

„Die zunehmende sexuelle Befreiung der Frau hat den meisten Männern neue Probleme gebracht!“

Bevor man zur nächsten Spielfilmepisode übergeht, greift Kolle wieder das Bild eines nackten Mannes auf, den er als Demonstrationsobjekt verwendet und wie im Sexualkundeunterricht die einzelnen Geschlechtsorgane erklärt. Als weiteres Novum im Nicht-Porno-Kino wird dabei auch das erigierte Glied des Mannes gezeigt.

„Du hast eine krankhafte Beziehung zu Uhren!“

Mit einem Streit am Frühstückstisch beginnt die nächste Episode. Im Straßenverkehrt starrt er eine andere Frau an, was erneut Anlass zu Streit gibt. Zuhause springt er nackt zu ihr aufs Bett und stürzt sich auf sie, kommt jedoch sehr schnell zum Höhepunkt, was ihr entschieden zu schnell geht. Das Ergebnis: Streit. Nach diesem Einblick in sein Beziehungsleben findet er sich bei Kolle im Studio wieder, der sich mit ihm darüber unterhält, was sich seit den Dreharbeiten verändert habe. Laut Kolle hätten 42% der Männer dasselbe Probleme, doch seit sein Darsteller mit ihm darüber redete und die Medikamente einnahm, die sein Arzt ihm verschrieb (!), hält er im Bett länger durch und schafft es, seine Frau zu befriedigen. Im Anschluss an das Gespräch plädiert Kolle für Üben durch Onanie.

„Du wolltest doch jetzt nur mit mir schlafen, weil du dich langweilst!“

Die nächste Episode und damit das nächste Thema wird eingeleitet von Kolle: Unterschiedliches sexuelles Begehren der Geschlechter. Ihn törnt ihre Hausmütterchenrolle ab, er geht saufen. In einer Rückblende erinnert er sich an die wesentlich sexualitätsbetonteren Anfänge der Beziehung. Sie trieben’s u.a. im Straßenverkehr und gingen tanzen (was Anlass für unfreiwillig komische Tanzszenen bietet). Wehmütig hadert er mit seinem Leben und findet sich schließlich in einer gestellten Talkrunde mit Kolle und dessen Schauspielern wieder.

„Weiber wachsen nach wie Unkraut – und Unkraut vergeht nicht!“

Die letzte Episode: Sie zickt herum, doch er möchte Sex und hat sich mittels eines Erotikmagazins in Stimmung gebracht. Sie kleidet sich daraufhin überraschend exakt wie das Mädchen im Magazin lediglich mit hohen Stiefeln. Beide haben ausgiebigen Sex miteinander. Sie gehen essen, er wird angeflirtet von der dunkelhäutigen Bedienung und zwei weiteren Mädels, die alte Bekanntschaften von ihm sind. Anschließend unterhalten sie sich über sexuelle Phantasien. Kolle schaltet sich kurz ein und versichert, dass männliche sexuelle Phantasien ganz normal wären. Als hätte sein Schützling in der Spielfilmepisode ihn gehört, eröffnet er seiner Freundin, dass er Lust auf eine Negerin hätte. Kolles Regie lässt die Phantasie justamente visualisieren und damit nicht genug, der Lümmel schwadroniert seiner Frau gegenüber sogar von einem Dreier mit den Mädels aus der Bar – und wundert sich, dass ihr die Lust auf Sex vorerst vergeht. Entschlossen stapft er von dannen, trifft die Objekte seiner Begierde tatsächlich in der Bar wieder und geht mit ihnen aufs Zimmer. Sie versuchen, ihn zu verführen, doch er möchte eigentlich gar nicht und kehrt zu seiner Frau zurück. Er beichtet ihr alles, doch sie glaubt ihm kein Wort und lacht ihn aus. Abrupt endet der gesamte Film.

Während andere europäische Filmemacher längst beachtliche, durchaus über flachen, belächelnswerten Soft-Sex hinausgehende, mutige und sinnliche Erotikfilme drehten und die Freiheiten der cineastischen sexuellen Revolution genossen, hält Kolle an seinem Aufklärungskonzept fest, obwohl spätestens dieser Film – das schwächste der bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlichten „Kolles“ – nur noch marginal etwas mit tatsächlicher Sexualaufklärung zu tun hat und dadurch wie der verklemmte, peinliche Versuch wirkt, sich unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit erotisch auszutoben – was in diesem Falle zum Scheitern verurteilt ist. Ja, der skandalträchtige Oswalt Kolle wirkt plötzlich selbst verklemmt, wenn er Laiendarsteller, die so hölzern sind wie nie zuvor, ins Rennen schickt, um sich innerhalb von oberflächlichen, nicht exemplarisch, sondern voller Rollenklischees steckenden Episödchen mindestens einmal dem simulierten Liebesspiel hinzugeben, das die Kamera dann ausgiebig voyeuristisch begleitet und von mehr oder weniger stimmungsvoller Musik begleitet wird. Die vermeintlichen Alltagssituationen sind näher an Billigporno-Alibihandlungen als einer realistischen Darstellung von Ehe- bzw. Beziehungsproblemen und wirken in ihrer Gestelltheit mehr belustigend als alles andere. Der Tiefpunkt in dieser Hinsicht sind die Gespräche Kolles mit seinen Darstellern, die uns als authentisch verkauft werden soll. Was seine Aussagen betrifft, war der einst so um Fortschrittlichkeit bemühte Kolle nie konservativer: Das transportierte Frauen-, aber auch Männerbild wirkt ebenso überholt wie Kolles Problemlösungsansätze, die eigentlich gar keine sind – außer, dass er die Frauen um Verständnis für quasi alles bittet. Einerseits ist das alles gerade auch wegen seines geballten Zeitkolorits auf unfreiwillig komische Weise unterhaltsam, andererseits graut es mir jetzt schon davor, wie Kolle in seinen letzten Filmen die Themen Pornographie und Gruppensex behandelt...
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Akte X – Der Film
Vor 37.000 Jahren wurde ein tödliches Geheimnis in einer Höhle von Texas begraben. Jetzt wurde das Geheimnis entfesselt. Diese Entdeckung könnte das Ende der gesamten Menschheit bedeuten. Bei den Ermittlungen im Fall eines mysteriösen Bombenattentats auf ein Bürogebäude in Dallas werden die FBI Special Agents Fox Mulder und Dana Scully (David Duchovny und Gillian Anderson) in die gefährlichste Verschwörung ihrer Karriere verwickelt. Mit der zweifelhaften Hilfe eines paranoiden Wissenschaftlers (Martin Landau) riskieren sie ihr Leben, um einen tödlichen Virus außerirdischen Ursprungs zu vernichten, der das gesamte Leben auf der Erde auslöschen könnte. Die Suche nach der Wahrheit konfrontiert Mulder und Scully mit einem skrupellosen Syndikat mächtiger Drahtzieher, die alles daran setzen, ihr Geheimnis zu bewahren. Auf der unerbittlichen Jagd nach dem grauenvollen Virus gelangen die Agenten von der Höhle in Texas über ein Gebäude des FBI schließlich zu einem geheimen Ort in der Antarktis, der das unglaublichste Geheimnis von allen birgt.
„Von wegen, kleine grüne Männchen…“

Nach dem vermeintlichen Ende der höchst erfolgreichen kanadisch-US-amerikanischen Science-Fiction/Mystery/Horror-Serie „Akte X“ nach fünf Staffeln, an deren Ende die X-Akten vernichtet und die Abteilung um die FBI-Agenten Mulder (David Duchovny, „Ein Hund namens Beethoven“) und Scully (Gillian Anderson, „The Turning“) offiziell geschlossen wurde, versprach man den Fans einen Kinofilm, der direkt an die Serie anknüpfen und diverse Fragen beantworten sollte. 1998 kam der mit über 60 Millionen Dollar üppig budgetierte Science-Fiction-Horrorfilm in die Kinos und wurde ebenfalls ein voller Erfolg. Die Regie führte Rob Bowman, der u.a. auch 33 Folgen der Serie gedreht hatte.

Dana Scully und Fox Mulder arbeiten noch immer für das FBI und werden mit einem Bombenattentat auf ein Regierungsgebäude in Dallas konfrontiert. Die Entschärfung der von Mulder entdeckten Bombe misslingt und nach der verheerenden Explosion werden Leichen im evakuiert geglaubten Gebäude gefunden. Während man versucht, Mulder und Scully mitverantwortlich zu machen, sucht ein alter Bekannter von Mulders Vater, der geheimnisvolle Verschwörungstheoretiker Dr. Alvin Kurtzweil (Martin Landau, „Ed Wood“), Mulder auf und unterrichtet ihn von einem Regierungskomplott: Es sei nie geplant gewesen, die Bombe zu entschärfen und das fingierte Attentat hätte der Vernichtung von Beweismitteln für die Existenz eines außerirdischen Virus gegolten. Nach anfänglicher Skepsis ermittelt Mulder auf eigene Faust und stößt auf geheime Regierungskreise, die an Möglichkeiten arbeiten, das außerirdische Virus zu verbreiten. Schließlich wird Scully von einer infizierten Biene gestochen und entführt…

„Akte X“ in Spielfilmlänge und Kinoformat – kann das funktionieren? Natürlich, wie manch spannende und komplexe Doppelfolge zuvor bereits bewies. Ein Großteil des Budgets wurde offensichtlich dafür aufgewendet, den Film auf Blockbuster-Bombast zu trimmen, was sich u.a. in einigen prätentiösen Spezialeffekten, aufwändigen Kulissen/Bauten und diversen Schauplatzwechseln sowie in einem epischen Pomp-Soundtrack widerspiegelt. Ansonsten bleibt man dem Konzept der Serie aber über weite Strecken treu, arbeitet mit denselben Charakteren (neben dem Ermittlerduo z.B. Skinner (Mitch Pileggi, „Return of the Living Dead II“ und „der Raucher“ (William B. Davis, „Es“)) und gesteht ihnen die bekannten Eigenschaften zu. Direkt im Prolog, der zunächst zu den Anfängen der Menschheit führt, räumt man dann auch mit Mulders Annahme auf, dass es vielleicht doch gar keine außerirdischen Besucher gegeben hätte. An diesen Punkt hatten ihn diverse jüngere Folgen gebracht, doch im Prinzip bestanden für den Zuschauer ohnehin nie wirklich derartige Zweifel und auch Mulder ist bald wieder überzeugt. Der Film tut gut daran, hierfür nicht viel Zeit aufzuwenden.

Mit seiner Überlänge bietet „Akte X – Der Film“ indes ausreichend Zeit, um die außerirdische Bedrohung in unterschiedlicher Form zu zeigen, sei als das altbekannte „schwarze Öl“ oder als humanoide Kreaturen. Die abwechslungsreiche Handlung greift viele Fäden der Serien-Rahmenhandlung auf, die neuen Charaktere sind prägnant, interessant und werden von versierten Schauspielern (Martin Landau, Armin Müller-Stahl, „Fünf Patronenhülsen“) gemimt, tragen entschieden zur erzählten Geschichte bei. Wie in manch Serienfolge gilt jedoch auch hier: Beim Wissen um weitere Serienstaffeln inklusive des Hauptrollen-Duos verpufft manch Spannungsszene dramaturgisch, in der wahlweise Scully oder Mulder (oder beide) in Gefahr geraten. Was die zwischenmenschliche Beziehung zwischen beiden angeht, kommen sie sich zwar wieder ein Stück näher, dabei bleibt es aber auch. Einerseits hielt man also – allen klassischen Mann-rettet-Frau-Versatzstücken zum Trotz – der Versuchung stand, die Blockbuster-übliche Kitschromanze einzuflechten, andererseits bleibt auch dieser Film eigenartig entsexualisiert. Am stärksten irritiert jedoch, dass bei all der mehr oder weniger erschöpfenden Beantwortung diverser durch die Serie aufgeworfenen Fragen die eine nach den Motiven der menschlichen Verschwörer und ihrer Klon-Experimente, die bislang durch ihre Skrupellosigkeit auffielen und soviel Leid verursacht haben, mit durchaus hehren Zielen beantwortet wird. Ich weiß nicht, ob sich dies in den vier weiteren Staffeln schlussendlich als weiterer Trugschluss herausstellen wird, in dieser Weise jedoch wirkt es gemessen an Ausrichtung und Tonfall der Serie unpassend und unbefriedigend bzw. mindestens eine Vielzahl neuer Fragen aufwerfend.

Inwieweit der Film auch für Nichtkenner der Serie genießbar ist, vermag ich nicht zu beurteilen, kann mir jedoch gut vorstellen, dass er ebenfalls funktioniert und auf eine Weise Fragen beim uneingeweihten Zuschauer aufwirft, dass dieser nachträglich beginnt, sich für die Serie zu interessieren. Ich gebe zunächst einmal 6,5 von 10 versiegelten X-Akten und hoffe, auch den mir noch unbekannten vier weiteren Staffeln das eine oder andere abgewinnen zu können.
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Macabro - Die Küsse der Jane Baxter
An einem Tag verliert Jane Baxter ihren Liebhaber und ihren kleinen Sohn. Der Schock führt dazu, dass sie in ein Sanatorium eingeliefert wird. Als sie entlassen wird, zieht sie in eine Wohnung, die ihr früher als Liebesnest gedient hat. Dort wohnt sie zusammen mit dem jungen, blinden Robert, der sie heimlich liebt. Doch schon bald hat er das Gefühl, dass sie dort gar nicht alleine wohnt und ihr Liebhaber von den Toten zurückgekehrt ist ...
Nach der Mitarbeit am Horrorfilm „Schock“ seines berühmten Vaters Mario Bava, einem der Aushängeschilder des italienischen Genre-Kinos, sowie der Co-Regie für das TV-Drama „La venere d'Ille“, ebenfalls zusammen mit Bava senior, setzte Lamberto Bava („A Blade in the Dark“) mit dem Horrorfilm „Macabro – Die Küsse der Jane Baxter“ im Jahre 1980 sein erstes eigenständiges Regieprojekt um.

New Orleans, USA: Jane Baxter (Bernice Stegers, „Fellinis Stadt der Frauen“), Mutter von zwei Kindern, betrügt ihren Ehemann regelmäßig mit ihrem Liebhaber Fred (Roberto Posse, „Insel der neuen Monster“) in einem Zimmer einer vom blinden Jungen Robert (Stanko Molnar, „A Blade in the Dark“) und seiner alten Mutter (Elisa Kadigia Bove) bewohnten Wohnung. Janes kleine Tochter (Veronica Zinny) durchschaut das Spiel jedoch und ertränkt ihren kleinen Bruder während eines Liebesspiels ihrer Mutter in der Badewanne. Als diese davon erfährt, lässt sie sich in Panik von Fred nach Hause fahren, doch dieser verliert erst die Kontrolle über sein Fahrzeug und beim anschließenden Unfall seinen Kopf. Das ist zu viel für Jane und sie wird ins Sanatorium eingeliefert. Als sie nach einem Jahr entlassen wird, hat sie sich von ihrem Mann getrennt und bezieht das ehemalige Liebesnest. Robert ist mittlerweile erwachsen, seine Mutter tot und so ersehnt er sich die Zuneigung Janes. Doch diese beginnt schnell, sich erneut nächtlichen Vergnügungen im Bett hinzugeben...

Der bis auf die Außenaufnahmen mitnichten in New Orleans, sondern am Gardasee gedrehte sleazige Psycho-Horrorfilm bedient nur ein Jahr nach Joe D’Amatos fulminantem „Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf“ erneut das Thema der Nekrophilie, verfolgt jedoch einen ganz anderen Ansatz als der Splatter-Schocker des Kollegen. Bava jr. beginnt seinen Film mit einer in Sicherheit wiegenden Fahrt durch New Orleans zu entspannten Saxophon-Klängen. Jane behauptet ihrer Tochter gegenüber, zu einer Besprechung zu müssen und stiehlt sich von ihrer Familie davon. Die kleine Lucy jedoch ist plietsch und überführt ihre Mutter. Indiz der Kaltschnäuzigkeit Janes und ihrer Besessenheit von ihrem Liebhaber ist, dass sie sich davon nicht abhalten lässt, es erneut mit ihm zu treiben, was Bava einen ersten Anlass für Oben-ohne-Szenen bietet. Derweil kommt es zur Tragödie und Lucy tötet ihren kleinen Bruder; Jane lässt sich panisch von Fred nach Hause fahren, dessen Leben an einem Lichtmast endet.

Nachdem sich bis hierhin die Ereignisse recht rasant überschlagen haben, drosselt Bava für die von nun an ein Jahr später spielende Handlung deutlich das Tempo. Nach Janes Einzug in die ehemalige Liebeshöhle verfällt sie schnell in alte Verhaltensmuster, vermisst ihren Fred über alle Maßen und stöhnt nach ihm. Die dünnen Wände lassen den nebenan schlafenden Robert immer noch alles mithören; seine Sehnsüchte und sexuellen Obsessionen werden nicht nur geweckt, sondern geradezu heraufbeschworen. In dieser Atmosphäre des Leidvollen und Unausgesprochenen in einem irgendwie muffigen und lieblosen, eigentlich wenig erotisierenden Ambiente des Hauses lässt Bava wohldosiert fast tödliche Stille zu, um sie hin und wieder durch Mundharmonikaklänge aufzulockern. So entsteht eine morbide Stimmung, die konterkariert wird von den urbanen Bildern New Orleans mit seinen Leuchtreklamen, Straßenmusikern und tanzenden Kindern.

(Achtung: Ab jetzt wird gespoilert!) Nacktszenen Janes in der Badewanne bedeuten gleichzeitig den Beginn eines Spiels der (mehr oder weniger) attraktiveren Frau in den besten Jahren mit dem einsamen blinden Jüngling; ins Bett geht sie jedoch nach wie vor allein, obwohl sie sich dort mit jemandem zu vergnügen scheint. Und weshalb ist eigentlich das Tiefkühlfach abgeschlossen? Bava entschleunigt „Macabro“ arg, bisweilen scheint der Film fast in Zeitlupe abzulaufen. Doch trotz seines behutsamen Spannungsaufbaus, begleitet von dramatischen Klavier- und Streicher-Ensembles, kann er allenfalls auf den Suspense-Effekt bauen, da der Zuschauer natürlich längst weiß, was sich da im Eisschrank befindet und mit wem bzw. vielmehr womit sich Mrs. Baxter da so leidenschaftlich amüsiert. Als Robert schließlich den Schlüssel zum Eisfach findet, wird das „Geheimnis“ sodann auch gelüftet und Freds abgetrennter Kopf erscheint in vollem Glanze, inklusive auf ihm krabbelnder Maden. Doch mittlerweile wurde Lucy wieder in die Handlung eingeführt, die auf perfide Weise ihre Mutter psychologisch terrorisiert, indem sie ihr ein Foto des toten Sohns ins Zimmer stellt und Freds Ohrläppchen aus der Kommode mopst, um es in ihren Eintopf zu werfen und mitzuservieren. Als sie aber schließlich den Mord gesteht, wird sie wiederum von Jane ertränkt. Bava hat das Tempo wieder angezogen, liefert seine Geschichte aber zunehmend verrückter Absurdität aus: Geht das extrem unwahrscheinliche Verhalten des Töchterchens mit etwas Wohlwollen noch als gelungener Beitrag zum Thema „kleine Satansbraten“ durch, führt die konstruierte Beziehung zwischen Jane und Robert zu einem rumpligen Finale, in dem sich beide bekriegen und Jane schließlich in Hänsel-und-Gretel-Manier im Ofen gebrutzelt wird – welch ein Zufall, dass der gerade dastand… Endgültig der Lächerlichkeit preis gibt Bava seinen „Macabro“ mit einer überhaupt nicht zum Vorausgegangenen passenden, hochgradig albernen Pointe, die wirkt, wie ein mieser, nachträglich eingefügter Produzenteneinfall.

So überzeugend es Lamberto Bava über weite Strecken gelingt, mit der morbiden Thematik zu spielen und sie unter weitestgehendem Verzicht auf blutige Spezialeffekte stilvoll und beklemmend zugleich in Szene zu setzen, so inkonsequent wird er, als er, statt auf psychologischen Tiefgang zu setzen, sich zugunsten Gruselkabinett-C-Horrors entscheidet und die ansonsten so besonnene und ihre Rolle interessant ausfüllende Bernice Stegers zu unwürdigem Chargieren zwingt, was dem Film jeglichen Anspruch nimmt. Was über bereits Genanntes indes positiv in Erinnerung bleibt, ist Veronica Zinny, die die Rolle des bösartigen Kinds mit sichtbarer Hingabe mimt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Zeuge des Wahnsinn
Vor sechs Jahren hat sich Popstar Nick Cooper (Jack Jones) aus dem Musikgeschäft zurückgezogen, um seine Ehe genießen zu können, doch inzwischen ist die in Scherben gegangen, so daß er sich wieder an Aufnahmen für eine neue Platte macht. Dazu mietet er sich in einem geräumigen, wenn auch leicht düsteren Landhaus bei einem älteren Ehepaar ein, statt in sein Penthouse zu gehen. Das ist auch besser so, denn seine Frau Gail (Holly Palance) wird dort von einer seltsamen und unheimlich maskierten Gestalt erschlagen und ihre Leichen dort liegen gelassen. Doch auch Nick hat zunehmend unruhige Nächte, er hört Schreie und sieht geisterhafte Erscheinungen, schließlich findet er sogar einen abgetrennten Kopf in einer Hutschachtel. Als er sich von dem Schock erholt, will er der Sache auf den Grund gehen und findet heraus, daß er immer das Ziel war...
„Ich hab noch nie im Leben solche Angst gehabt!“

Der Brite Pete Walker, zunächst vornehmlich Erotik-, dann Horrorfilmer, erregte in den 1970ern mit Filmen wie „Frightmare – Alptraum“ und „Das Haus der Peitschen“ Aufsehen. Zwischen seinen Filmen „Amok“ und „Verurteilt wegen Liebe“ drehte er im Jahre 1978 den Horrorfilm „Zeuge des Wahnsinns“.

Pop-Star Nick Cooper (Jack Jones, „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff“) hat sich zugunsten seiner Ehe aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Nachdem diese jedoch in die Brüche gegangen ist, kommt ihm die Erbschaft eines alten Landeshauses inklusive eines älteren Hausangestellten-Ehepaars (Walker-Stammschauspielerin Sheila Keith, „Frightmare – Alptraum“ und Bill Owen, „Satanas - Das Schloß der blutigen Bestie“) gerade recht. So beschließt er, aus seinem Penthouse aus- und dort einzuziehen, um von dort zusammen mit seinem Produzenten Webster Jones (David Doyle, „Drei Engel für Charlie“) sein Comeback zu planen – nichtsahnend, dass seine Ex-Frau Gail (Holly Palance, „Rocket Man“) ihn noch einmal aufsuchen möchte, jedoch im Penthouse von einer mysteriösen Gestalt, die sich wie eine alte Dame zurechtgemacht hat, brutal ermordet wird. Cooper bändelt unterdessen mit Doyles Angestellter Linda (Pamela Stephenson, „Les Patterson rettet die Welt“) an. Nachts im weitläufigen Landhaus vernimmt er jedoch unheimliche Geräusche, Stimmen und Geschrei. Scheinbar ist er der einzige, der sie hört. Droht er, den Verstand zu verlieren?

Walker bleibt sich treu und reaktiviert ein weiteres Mal eine Handlung um ein vermeintliches Haunted House und verschrobene alte Menschen, überholte, erzkonservative Moralvorstellungen und brutale Selbstjustiz (vgl. „The Flesh & Blood Show“, „Frightmare – Alptraum“, „Das Haus der Peitschen“). Das mag nicht sonderlich originell, aber augenscheinlich sein Lieblingsthema als Abrechnung mit einer doppelmoralischen Gesellschaft sein und wenn die Umsetzung stimmt, bin ich der letzte Genre-Fan, der sich davon nicht gern unterhalten lassen möchte. Melancholische bis unheimliche Flötenklänge zu Beginn beschwören eine mysteriöse Stimmung herauf, bevor Nicks Ex-Frau grafisch explizit von jemandem in Alter-Damen-Maskerade zerhackstückt wird. Während sich die eigentliche Handlung langsam entspinnt, der Zuschauer von Nicks Comeback-Plänen erfährt und die einzelnen Charaktere eingeführt werden, zeigt Walker immer wieder die unbeachtet auf der Treppe liegende Leiche Nicks Ex-Frau inklusive ihres Verwesungsprozesses. Erst im Laufe der Zeit erfährt der Zuschauer, um wen es sich überhaupt handelt, was direkt mit einem mittlerweile auch von Klaviermusik begleiteten Whodunit? einhergeht.

Parallel dazu soll Nick offenbar in den Wahnsinn getrieben werden, woran für den Zuschauer nie ein Zweifel, besteht, für sein Umfeld jedoch durchaus. So schaurig nicht nur das nächtliche Lauschen unheimlicher Stimmen, sondern darüber hinaus die Konfrontation mit einer Leiche vor der Zimmertür auch sind, die daraus resultierenden Dialoge sind einer von mehreren Anlässen für kleinere dramaturgische Längen. Wunderbare Suspense-Szenen gelingen Walker indes, wenn er z.B. Nicks Freund Harry die Leiche finden und selbst ins Visier des Mörders geraten lässt. Ob es hingegen zielführend ist, Webster zwischendurch als Fummeltrine zu zeigen (vermutlich um ihn zusätzlich verdächtig zu machen, was aus heutiger Sicht etwas irritiert), sei hingegen einmal dahingestellt. Bevor Nick erneut nachts eine schluchzende Stimme vernimmt, ihr nachgeht und eine verwesende Leiche im Keller findet, woraufhin er in ärztliche Behandlung kommt, wird der Zuschauer erstmals mit der in Bezug auf Partnerschaft sehr altmodischen Einstellung der Hausangestellten konfrontiert, die es unerträglich finden, dass Nick eine neue Freundin mit in das Haus bringt.

Am Ende wird dann die auch für Nichtkenner typischer Walker-Handlungen nicht sonderlich schwer zu erratende Fragen nach dem Mörder gelüftet, wobei die nach dem Motiv schon interessanter erscheint und den Film ein Stück weit aufwertet. Dass Walker es nach einigen wenigen splatterigen Gewaltspitzen hier noch einmal krachen lässt und neben Action schön-schaurige Ideen wie lebendig eingemauerte Menschen und wie auf einem Altar aufgebahrte Leichen (was sich zu einem typischen Slasher-Subgenre-Charakteristikum entwickeln sollte) einbringt, lässt Freunde der kruden Horrorshow frohlocken und versieht den Film mit einer Note von Traurig- und Bitterkeit. Auch die Schlusspointe, die sich an Websters typisch britischen Zweckoptimismus anschließt, möchte ich als gruselig und gelungen bezeichnen. Alles in allem weiß „Zeuge des Wahnsinns“ gut zu gefallen, sofern man eine gewisse Vorliebe für den Horror der 1970er im Allgemeinen und den Walkers im Speziellen hat. Allerdings muss sich Walker gefallen lassen, die Tätersuche arg einfach und sogar etwas einfallslos gestaltet zu haben; zudem hätte ich mir aufgrund der Handlung mehr Einblicke ins Pop-Milieu gewünscht – wenn man mit Jack Jones schon einen echten Schnulzensänger als Hauptrolle verpflichtet hat.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Das Nest – Brutstätte des Grauens
Ein atomares Experiment schlägt fehl und verursacht bei den Käfern rings um das Labor unstillbare Gier auf Fleisch. Jedes Lebewesen, das ihnen vor die Zangen gerät, wird bei lebendigem Leib bis auf die Knochen aufgefressen. Das Entsetzliche daran: jedes der bedauernswerten Opfer mutiert selbst zu einem gefräßigen Monster. Die Bevölkerung ist in Angst und Schrecken versetzt. Es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod, den die meisten verlieren. Nur die Vernichtung des Nestes kann noch die erhoffte Rettung bringen. Noch ist nicht entschieden, wer Sieger bleibt. Die Menschen oder die teuflische Brut...
„Beinahe wie Soldaten, die einen Befehl befolgen!“

Im Jahre 1988 debütierte US-Regisseur Terence H. Winkless („Die Berlin-Verschwörung“) mit dem von Low-Budget-Filmer Roger Cormans Ehefrau Julie Corman produzierten Tier-/Öko-Horror-Streifen „Das Nest – Brutstätte des Grauens“ um genmanipulierte Kakerlaken. Der Film basiert auf einem Roman Eli Cantors.

„Ich bewundere diese weiblichen Küchenschaben! Sie sind fähig, sich zu vermehren, ohne dass sie dazu ihre männlichen Artgenossen brauchen!“

Die Insel-Idylle North Port: Um die örtliche Jugend zu halten und den Tourismus zu fördern, hat Bürgermeister Elias Johnson (Robert Lansing, „Der 4D-Mann“) ein Geschäft mit der Firma Intec abgeschlossen: Intec investiert auf der Insel und baut Ferienhäuser, führt im Gegenzug jedoch geheime Gen-Experimente durch. Zunächst sieht alles gut aus, doch scheinen sich die Kakerlaken plötzlich sprunghaft zu vermehren. Zeitgleich findet Sheriff Richard Tarbell (Franc Luz, „Harry & Sally“) mit seiner Jugendfreundin Beth (Lisa Langlois, „Ab in die Ewigkeit“) einen zerfressenen Hundekadaver. Bürgermeister und Intec berufen die Wissenschaftlerin Dr. Morgan Hubbard (Terri Treas, „House IV“) auf die Insel, um die Ereignisse zu untersuchen. Dr. Hubbard wird Zeugin, wie die gentechnisch manipulierten Kakerlaken statt sich selbst gegenseitig auszumerzen die übrige Fauna angreifen. Hubbard ist fasziniert und opfert der Plage eine Katze, muss aber kurz darauf mitansehen, wie die Schaben auch auf Menschen losgehen und bis auf die Knochen abnagen. Intec zieht in Betracht, die Insel mit dem hochgiftigen Rhetinom zu verseuchen, um dem Ungeziefer Herr zu werden…

„Es hat sich mit der toten Katze gekreuzt!“

Zunächst setzt Winkless auf den Ekel vor Kakerlaken und anderen Schaben, den viele Menschen bereits dann empfinden, wenn die Insekten nur vereinzelt auftreten. Zugegeben, im Kaffeebecher, wie in diesem Film zu Beginn geschehen, möchte man sie auch wirklich nicht haben. Für welch bizarre Auswirkungen die Tierchen im Rahmen dieses Films verantwortlich sind, wird deutlich, als die örtliche Bibliothek verlautbaren muss, dass über Nacht der Leim aus allen Büchern gefressen wurde und somit nun alle Seiten lose sind. Der Zuschauer weiß natürlich längst, dass dies noch die harmlosesten Auswüchse der Plage sind und so dauert es auch nicht lange, bis die ersten Lebewesen und schließlich Menschen dran glauben müssen. Die Schabenattacken finden dabei lange Zeit episodenhaft und losgelöst vom Rest der Handlung statt, die die üblichen Tier-/Öko-Horror-Genre-Charakteristika bedient: Das verschlafene Touristennest ist ebenso exemplarisch wie der klassische Konflikt zwischen monetären Interessen auf der einen und ethischen Grundsätzen auf der anderen Seite. Die personifizierte Skrupellosigkeit mimt hier Terri Treas als Dr. Hubbard, die im Stile eines weiblichen Mad Scientist gezeichnet wird. Die Rolle desjenigen, der eigentlich nichts Böses im Schilde führt, sich aber Sachzwängen ausgesetzt sieht und sich übers Ohr hauen lässt, wird Robert Lansing als Bürgermeister Johnson zuteil. Die ständig relativ laut in die Tonspur gemischten Schabengeräusche sollen ein Gefühl der Bedrohung vermitteln, auch wenn gerade keine Krabbelviecher durch die Kulissen huschen.

Soweit, so gewohnt – und so durchschnittlich, insbesondere, wenn man gar keine Phobie gegen derlei Krabbelzeug ausgebildet hat. Womit man als unbedarfter Zuschauer allerdings nicht unbedingt rechnet: „Das Nest – Brutstätte des Grauens“ mutiert im wahrsten Sinne des Wortes vom Tierhorror zum splatterigen Kreaturenspektakel mithilfe herrlicher handgemachter, glitschiger Spezialeffekte des Teams um James M. Navarra, wenn die Kakerlaken beginnen, sich mit ihren weitaus größeren Opfern zu kreuzen und monsterhafte Hybridwesen zu erschaffen. Da wird jegliche wissenschaftliche Ernsthaftigkeit der weitestgehend ironiefreien Handlung über Bord geworfen und sich ausgetobt, dass das Herz des ‘80er-Körper-/Mutations-Horrorfreunds lacht und der Film ungeahnte Unterhaltungsqualitäten entwickelt, die ihn über den Durchschnitt retten. Den gut ausgewählten Schauspielern gelingt es sogar, ihre recht eindimensionalen Rollen vernünftig auszufüllen und unfreiwilligen Trash-Gehalt zu vermeiden. Fazit: Schabig, nicht schäbig!
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Unter den Dächern von St. Pauli

„Das Leben hat so viele Formen, die nicht unbekannt bleiben dürfen!“

Der von Alfred Weidenmann („Die Buddenbrooks“) inszenierte und von Reginald Puhl produzierte Film „Unter den Dächern von St. Pauli“ aus dem Jahre 1969 ist ein naives Milieu-Kriminaldrama, das in Hamburgs berüchtigtem Vergnügungsviertel St. Pauli über einen Zeitraum von ungefähr 24 Stunden angesiedelt wurde und daher über einen nicht unwesentlichen Erotik- bzw. Sleazeanteil verfügt.

„Lübeck muss vernichtet werden!“

24 Stunden auf St. Pauli entscheiden über so manches Schicksal: Rotlicht-Mafioso Hausach (Werner Peters, „Das Mädchen Rosemarie“) kommt vor Gericht ungeschoren davon, nachdem er Harrys Frau Maria ermordet hat. Harry (Ralf Schermuly, „Der Gorilla von Soho“) sinnt auf Rache, doch sein Bruder Willi (Manfred Seipold, „Bitte lasst die Blumen leben“), Polizist der Davidwache, hat ein besorgtes Auge auf ihn. Geschäftsmann Pasucha (Jean-Claude Pascal, „Liebe lässt alle Blumen blühen“) hat die Trennung von seiner Frau nie überwunden und tötet die Stripperin schließlich. Studentin Inge (Inger Zielke, „Frisch, fromm, fröhlich, frei“) wollte bei ihr eine Tätigkeit als Putzfrau annehmen und findet ihre Leiche, woraufhin Pasucha sie als Geisel nimmt. Der ältere Beamte Mills (Alfred Schieske, „Pippi in Taka-Tuka-Land“) aus Flensburg sucht seine noch minderjährige Tochter Agnes (Alena Penz, „Der Ostfriesen-Report: O mei, haben die Ostfriesen Riesen“), die als Stripperin in einem Nachtclub arbeitet. Als er sie findet, versucht man ihn davon zu überzeugen, dass es sich um einen ehrenwerten Job mit guten Verdienstmöglichkeiten handele. Und eine Gruppe Abiturienten aus Lübeck, die mit ihrem Lehrer (Joseph Offenbach, „Mit 17 weint man nicht“) auf Ausfahrt ist, erpresst denselben, nachdem sie ihn mit einer Hure verkuppelt hat…

Zwischen all diesen Handlungssträngen, Schauplätzen und Charakteren bewegt sich der Film, bis sie sich teilweise überschneiden bzw. aufeinandertreffen. Das verleiht „Unter den Dächern von St. Pauli“ eine episodenhafte Leichtfüßigkeit, die sich dem von viel Zeit- und Lokalkolorit geprägten Blick auf Sex und Kriminalität auf Hamburgs „sündiger Meile“ anpasst. Die Handlung wird durch Striptease-Einlagen und weitere Gelegenheiten, nackte Haut zu zeigen sowie durch Schlägereien, aber auch komödiantische Einlagen aufgelockert, was nicht immer allzu gut und schon gar nicht geschmackssicher zueinander passen will. Ein ungesühnter Mord trifft auf Dumme-Jungen-Streiche, Erotik auf zerstörte Existenzen. Andererseits spiegelt dies bis heute ein Stück weit die Realität auf St. Pauli wider, wenn auch in anderer Form als hier gezeigt.

Ein fragwürdiges Bild wird beispielsweise vermittelt, wenn ein Zuhälter seine als Prostituierte arbeitende Lebensgefährtin erst beschimpft und schlägt, sie daraufhin mit ihm knutscht und Peter Thomas‘ fröhliche Musik dazu erklingt. Befremdlich mutet es auch an, wenn die 17-jährige Agnes sich vor ihrem Vater (der aussieht wie ihr Opa) entblättert. Nicht sonderlich viel mit der Realität dürfte auch gemein haben, dass sich die Geisel Inge mir nichts, dir nichts mit Mörder Pasucha anfreundet. Am gelungensten ist der Konflikt zwischen Harry und Hausach ausgefallen, da man Harry die Verbitterung abnimmt und beide in spannenden Szenen aufeinandertreffen, bis es schließlich eskaliert – was zugleich eine Anklage einer in Fällen wie diesen unfähigen Justiz bedeutet. Die Etablierung Pasuchas als tragische Rolle hingegen gelingt nicht 100%ig, weshalb die Dramatik im Finale des Films nicht ihre volle Wirkung entfalten kann. An den Running Gag um einen kauzigen Trunkenbold (Walter Bluhm, „Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse“) gewöhnt man sich vergleichsweise schnell, zumal mit ihr eine gewisse Sympathiebekundung für diejenigen, die zwar auf dem Kiez, aber dennoch ganz unten sind, einhergeht.

Letztlich ist „Unter den Dächern von St. Pauli“ ein gerade für Freunde des St.-Pauli-Films unterhaltsamer, jedoch nicht sonderlich ernstzunehmender Film, der allzu offensichtlich seiner naiven Begeisterung für das Rotlichtmilieu freien Lauf lässt, u.a. indem er die noch relativ neuen Möglichkeiten der spekulativen Erotikszenen auf der Leinwand ausnutzt. Für Kenner des Milieufilms zweifelsohne ein besonderer nostalgischer Spaß.
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So ein Donnerstag, der 13. eignet sich hervorragend für eine "Freitag, der 13."-Kritik:

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Freitag der 13. III – Und wieder ist Freitag der 13.
Die Polizei hält Massenmörder Jason Voorhees (Richard Brooker) für tot, kann seine Leiche allerdings nicht finden. Derweil machen sich die 18jährige Chris Higgins (Dana Kimmell) und ihr Freundeskreis auf zum Crystal Lake, wo sie auf einer Farm Urlaub machen und die Sau rauslassen wollen. Allerdings ist Jason noch am Leben und beginnt die Teenager einen nach dem anderen umzubringen...
„Die Nächte sind immer so still und friedlich…“

Nachdem US-Regisseur Steve Miner und sein Team im Jahre 1981 mit „Freitag der 13. II“ die erste waschechte Slasher-Fortsetzung innerhalb des aufblühenden Subgenres etabliert hatten, fanden diverse weitere Vertreter desselben in die Kinos: „The Burning“ orientierte sich stark am von „Freitag der 13.“ definierten Backwood-Slasher, der Italiener Joe D’Amato ließ sich für „Antropophagus II“ von „Halloween“ beeinflussen, der auch an „Nightmare in a Damaged Brain“ nicht spurlos vorübergegangen war, mit „Halloween II“ ging der Genrebegründer selbst in Reihe und dürfte „X-Ray – Der erste Mord geschah am Valentinstag“ zu seinem Krankenhaus-Horror inspiriert haben und D’Amatos Landsmann Lucio Fulci punktete mit dem sleazigen und gialloesken „New York Ripper“, während man in Kanda mit „Ab in die Ewigkeit“ die Thematik der Feiertags-Slasher um den eigenen Geburtstag erweiterte, dazwischen so stilistisch und qualitativ unterschiedliche Genrebeiträge wie „Hell Night“, „Small Town Massacre“, „The Prowler“ und „Bloodparty“. Angesichts der Nachfrage für diese Stalk’n’Slash-Filme verpflichtete man 1982 abermals Steve Miner mit der zweiten Fortsetzung des Films um den mordlustigen Hinterwäldler Jason Voorhees, die auf der damaligen 3D-Welle mitschwamm und der „3“ im Titel somit eine Doppeldeutigkeit verlieh.

Totgeglaubte leben länger, so auch der entstellte Serienmörder Jason Voorhees (diesmal Richard Brooker, „Der Todesjäger“), den die Polizei für tot hält, wenngleich sie seine Leiche nirgends finden konnte. Und während die 18-jährige Chris Higgins (Dana Kimmell, „Sweet Sixteen - Blutiges Inferno“) und ihre Freunde einen Urlaub am Crystal Lake planen, vergreift sich Jason längst wieder an zwei Hinterwäldlern und kehrt ebenfalls zum Crystal Lake zurück…

„Und wieder ist Freitag der 13.“ eröffnet, wie seinerzeit durchaus üblich, mit einer knapp sechsminütigen Rückblende zum Finale aus Teil II, bevor die schmissige Elektro-Titelmelodie ertönt. Das klischeehafte Mordsgewitter darf nicht fehlen, wenn ein sich gegenseitig nicht sonderlich wohlgesinntes Ehepaar den Bericht über die jüngsten Mordfälle im TV verfolgt und sich streitet. Zum ständig erklingenden „Kikiki... Mamama...“-Sample entwickelt der Konflikt komödiantisches Potential, bis Jason schließlich den Scheidungsrichter spielt, kurzerhand zum Tode verurteilt und damit den Prolog besiegelt. Erst im Anschluss wird die Teenager-Gruppe eingeführt, was ebenfalls etwas beabsichtigt Komisches an sich hat, wenn die menschlichen Abziehbilder augenzwinkernd (?) mit dicken Filzer skizziert werden (im übertragenen Sinne, versteht sich). In ihren Dialogen dreht es sich unmittelbar um Sex und den Konsum leichter Drogen, bis man auf der Fahrt zum Camp auf einen der verrücktesten obligatorischen Warner der Slasher-Geschichte trifft: Der Tippelbruder liegt mitten auf der Straße und fuchtelt mit einem Augapfel herum!

Schon zu diesem Zeitpunkt wirkt der Film in seiner Klischeehaftigkeit übertrieben und beinahe karikierend, was sich im weiteren Verlauf fortsetzen wird: Neben dem überzeichneten Kiffer entpuppt sich Lockenkopf Shelly (Larry Zerner, „Hadleys letzter Kampf“) als der Verlierer, der einfach kein Mädel abbekommt und das mit makabren Streichen zu kompensieren sucht – beispielsweise als er seine Freunde mit einer falschen Axt im Kopf erschreckt. Als man den örtlichen Gemischtwarenladen aufsucht, sieht man sich mit einer kuriosen Rockerbande, bestehend aus nur drei Mitgliedern – gemischtrassig und -geschlechtlich – konfrontiert und zieht ihren Zorn auf sich. Zurück im Camp versucht sich Miner an Suspense, wenn er den Zuschauer eine Gestalt herumstehen und beobachten sehen lässt, ohne dass erkennbar wäre, um wen es sich handelt – einer der Rocker oder Jason? Die Bedrohung wird nun offensichtlich, denn tatsächlich treffen beide aufeinander: Während ein Pärchen der Jugendlichen erst einmal den Genrekonventionen entsprechend Nacktbaden geht, kümmert sich Jason um die Rocker, die den Camp-Bewohnern Böses wollten – keine Lust auf Konkurrenz hat Mr. Voorhees, den der Zuschauer jedoch noch immer nicht wirklich zu Gesicht bekommt, wodurch Miner auf einfache, aber effektive Weise zur Mystifizierung des Charakters beiträgt.

Einen besonderen Schlenker vollzieht die bis dahin recht geradlinig verlaufene Handlung, als Chris ihrem Freund von einer bedrohlichen Begegnung mit Jason berichtet, nachdem sie nach einem Streit mit ihren Eltern in den Wald gerannt war. Der Film zeigt diese in Form einer Rückblende und endlich gewinnt „Und wieder ist Freitag der 13.“ an ernsterem Ton. Zu einem Schlüsselmoment der Subgenre-Historie gerät die Szene, in der Shelly mit seiner Hockeymaske ein Mädchen erschreckt, denn dadurch, dass der Bengel diese zum Camp mitbrachte, fällt sie schließlich in die Hände Jasons, der damit sein charakteristisches Gimmick bekommt, mit dem er bis zum heutigen Tage in Verbindung gebracht wird. So erschrickt auch zunächst das Mädchen gar nicht allzu sehr, als sie den hünenhaften Mörder erblickt, denn sie kann noch nicht wissen, dass sich hinter der Hockeymaske unmittelbare tödliche Gefahr verbirgt. Zur vielleicht stärksten Szene des Films wird der Moment, als das bedauernswerte Mädel, das gerade seine Brieftasche aus dem See fischt, Jason freundlich siezt, er daraufhin mit einer Harpune auf die deutet und ihr mitten ins Auge schießt – nachdem der Pfeil direkt auf den Zuschauer zuflog. Einer der wenigen Momente, für die sich die 3D-Technik gelohnt haben dürfte und die Sternstunde der Spezialeffekte Martin Beckers in diesem Film, die hier und da für das US-R-Rating ein paar Federn lassen mussten.

(Achtung, ab jetzt teilweise massive Spoiler!) Fortan wird kurzer Prozess gemacht und der Bodycount in die Höhe geschraubt: Andy (Jeffrey Rogers, „Karate Kid II - Entscheidung in Okinawa“), der gerade (als einziger im Film) Sex auf einer Hängematte hatte, wird brutal erschlagen, seine Partnerin wird von unten durch die Hängematte erstochen. Unverständlicherweise wird die Wirkung durch die wieder alberner werdenden Dialoge abgeschwächt und beginnen die Charaktere gar Selbstgespräche zu führen, damit auch der Dümmste kapiert, was sie gerade denken. Shelly schließlich wird indirekt Opfer seiner eigenen Streiche, denn wer einmal lügt, dem glaubt man nicht mehr – so nimmt ihm seine durchgeschnittene Kehle zunächst niemand ab. Der Kiffer wird in einen Sicherungskasten geschleudert, ein weiteres Mädchen mit einem glühenden Schürhaken durchbohrt. Jason zerquetscht Ricks (Paul Kratka) Kopf, dass das Auge wie an einer Springfeder herausspringt. Die ausufernde Brutalität des Films wird indes konterkariert durch comichafte Spezialeffekte und bisweilen läuft „Und wieder ist Freitag der 13.“ Gefahr, wie eine Parodie seiner selbst zu wirken – ein Stil allerdings, der – so ungelenk er hier noch erscheinen mag – von vielen weiteren Slashern in der Zukunft aufgegriffen und als nur oberflächlich erschreckendes, aber nie wirklich verstörendes Popcorn-Genrekino perfektioniert werden sollte.

Die musikalische Untermalung hat mittlerweile längst wieder Besitz ergriffen von den genretypisch aufgeregten Streicherklängen und dass das Final Girl, in diesem Falle die gute Chris, erst einmal alle Leichen auffindet, bevor es zum finalen Duell geht, entspricht ebenfalls der Konvention. Ihre Rolle nahm Miner jedoch durchaus ernst und führt sie genüsslich in den Kampf, wo man sie sich gut gegen Jason zur Wehr setzen lässt. Dieser ist, obwohl noch nicht zombifiziert wie in späteren Teilen der Reihe, natürlich nicht so einfach totzukriegen, demaskiert sich, am Strick hängend, sogar kurz selbst und präsentiert damit erstmals sein entstelltes Antlitz – bevor er eine Axt in die Rübe gejagt bekommt. Soweit eigentlich das Ende des Films, doch offenbar verfügte man über genügend Gespür für die erwartete Besonderheit an einen Beitrag dieser Reihe, so dass man noch einen nicht sonderlich originellen, seine Wirkung jedoch nicht verfehlenden Epilog anfügte. Quasi als Reminiszenz an den ersten „Freitag der 13.“ schiebt Chris mit einem Boot ab und erwacht in ihm am nächsten Morgen auf dem See. Blutverschmiert und ohne Maske starrt Jason aus dem Fenster einer Hütte und rennt schließlich auf sie zu. Der Moment der Beruhigung für den Zuschauer währte also nur kurz, sofort wird er wieder in Panik versetzt. Plötzlich ist Jason verschwunden, doch eine Wasserleiche schnappt sich Chris. Dass diese überlebt und anscheinend nur schlecht geträumt hat, wird deutlich, als die Polizei sie, mittlerweile ein nervliches Wrack, abholt. Abfahrt und ein Kameraschwenk: Jason liegt maskiert und mit der Axt im Kopf regungslos in der Scheune…

Das Ende des Films ist wieder (für damalige Verhältnisse) pures Terrorkino und bar jeder Komik; Miner und sein Team taten gut daran, ihn auf diese Weise ausklingen zu lassen. Für die einen Fluch, für die anderen Segen ist der Umstand, dass „Und wieder ist Freitag der 13.“ zahlreiche Konventionen des Subgenres und insbesondere von Fortsetzungsfilmen innerhalb des Slasher-Sujets manifestierte und aus heutiger Sicht beinahe wie eine einzige Klischeeansammlung anmutet. Damit nimmt auch der dritten „Freitag der 13.“ eine besondere Position in der Entwicklung des Slasherfilms ein. Und eben diese Reihe war es dann auch, die in späteren Fortsetzungen versuchte, diese Regeln wieder zu lockern und unkonventionellere Wege zu beschreiten – mit dem Ergebnis, dass konservative Slasher-Freunde damit nichts anfangen konnten oder wollten, während andere bereits dem zweiten, spätestens diesem dritten Teil Ideenlosigkeit vorwarfen. Mir persönlich gefällt auch dieser Ausflug zum Crystal Lake trotz seiner angesprochenen Schwächen gerade aufgrund seiner Formelhaftigkeit ausgesprochen gut und auch ohne Fan-Brille handelt es sich um einen trotz des einen oder anderen Debütanten im B-Cast gar nicht schlecht geschauspielerten, kurzweiligen Horrorfilm, der einem der populärsten Serienkiller des Genres neue Facetten verleiht – zumindest in Form der Hockeymaske...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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