Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Moderator: jogiwan
Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Reflet dans un diamant mort
Buch und Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Fabio Testi: John Diman (alt)
Yannick Renier: John Diman (jung)
Koen De Bouw: Markus Strand
Maria de Medeiros
Thi Mai Nguyen: Serpentik
Céline Camara
Kézia Quental: Cantatrice
Ein alternder Geheimagent lebt in einem Hotel an der Côte d'Azur. Als seine Nachbarin verschwindet, fürchtet er, dass seine alten Feinde wieder aktiv und hinter ihm her sind. Besonders fürchtet er eine maskierte Frau, die unter dem Decknamen Serpentik bekannt ist. Er durchlebt seine Erinnerungen, während er sich auf die Konfrontation mit seiner Vergangenheit vorbereitet.
Buch und Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Fabio Testi: John Diman (alt)
Yannick Renier: John Diman (jung)
Koen De Bouw: Markus Strand
Maria de Medeiros
Thi Mai Nguyen: Serpentik
Céline Camara
Kézia Quental: Cantatrice
Ein alternder Geheimagent lebt in einem Hotel an der Côte d'Azur. Als seine Nachbarin verschwindet, fürchtet er, dass seine alten Feinde wieder aktiv und hinter ihm her sind. Besonders fürchtet er eine maskierte Frau, die unter dem Decknamen Serpentik bekannt ist. Er durchlebt seine Erinnerungen, während er sich auf die Konfrontation mit seiner Vergangenheit vorbereitet.
Re: Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Das Regiepaar Cattet und Forzani, das uns wunderbare Hommagen an das Italokino der 70er wie Amer und "The Strange Colour of Your Body's Tears" gebracht hat, ist wieder da. Auch in ihrem neuen Film folgen sie dieser Leidenschaft. Diesmal mit sichtlich größerem Budget, aber immer noch vollkommen unkonventionell in der Kombination von teils blutiger und erotisch akzentuierter Action, psychoanalytisch anmutenden Traumbildern und so etwas wie Medienreflexion, wobei das viel zu trocken für diesen Film klingt.
Die Handlung dieses mysteriösen Agententhrillers ist gar nicht leicht zu beschreiben, weil der Strudel von Bildern eine derartige Eigendynamik entwickelt, dass Erinnerung und Illusion in der Rückschau von Agent John D., gespielt von niemand anderem als dem großen Fabio Testi, nicht nur untrennbar werden, sondern dass die Trennung dazwischen auch nahezu bedeutungslos zu werden scheint.
Ziemlich unpassend wird der Film beworben mit "Als ob Tarantino einen James-Bond-Film gedreht hätte", nein - hier ist (wenn man schon mit US-Regisseuren kommen muss) viel mehr David Lynch enthalten und natürlich die italienischen Fumetti genannten Comics mit Figuren wie Diabolik, denen auch mit verschiedenen fiktiven Comics im Film und natürlich dem Namen Serpentik der Antagonistin, die oft maskiert und in häufig wechselnden Frauengestalten auftritt, gehuldigt wird.
Für Italo-Genrefilmfans ist dieser Film meiner Ansicht nach Pflichtprogramm. Auch Musik von Cipriani, Orlandi, Nicolai, Morricone, Goblin bekommen wir wohldosiert zu hören. Cattet und Forzani verlassen sich aber nicht auf die nostalgische Wirkung der vertrauten Elemente, sondern rearrangieren sie dermaßen selbstbewusst und virtuos, dass doch etwas richtig Neues und Faszinierendes entsteht.
Die Handlung dieses mysteriösen Agententhrillers ist gar nicht leicht zu beschreiben, weil der Strudel von Bildern eine derartige Eigendynamik entwickelt, dass Erinnerung und Illusion in der Rückschau von Agent John D., gespielt von niemand anderem als dem großen Fabio Testi, nicht nur untrennbar werden, sondern dass die Trennung dazwischen auch nahezu bedeutungslos zu werden scheint.
Ziemlich unpassend wird der Film beworben mit "Als ob Tarantino einen James-Bond-Film gedreht hätte", nein - hier ist (wenn man schon mit US-Regisseuren kommen muss) viel mehr David Lynch enthalten und natürlich die italienischen Fumetti genannten Comics mit Figuren wie Diabolik, denen auch mit verschiedenen fiktiven Comics im Film und natürlich dem Namen Serpentik der Antagonistin, die oft maskiert und in häufig wechselnden Frauengestalten auftritt, gehuldigt wird.
Für Italo-Genrefilmfans ist dieser Film meiner Ansicht nach Pflichtprogramm. Auch Musik von Cipriani, Orlandi, Nicolai, Morricone, Goblin bekommen wir wohldosiert zu hören. Cattet und Forzani verlassen sich aber nicht auf die nostalgische Wirkung der vertrauten Elemente, sondern rearrangieren sie dermaßen selbstbewusst und virtuos, dass doch etwas richtig Neues und Faszinierendes entsteht.
- buxtebrawler
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Re: Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Erscheint voraussichtlich am 29.01.2026 bei Plaion Pictures als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook inkl. Booklet (ohne Abb.).
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Gut zu wissen! Ich würde so weit gehen, von meinem persönlichen Film des Jahres zu sprechen.
Re: Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Zeigen wir bei Weird Xperience in Bremen am 9.11. auf der Leinwand des "ältesten Programmkinos Deutschlands" (steht so auf Wikipedia), dem Cinema Ostertor. OmU und mit einer Einführung durch Karlschi und mir. Wer in der Nähe ist, mag gerne vorbeischauen.
Früher war mehr Lametta
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Re: Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Diese Aussage lässt kein "Ja, aber..." zu,
“It’s hard to see things when you’re too close. Take a step back and look.”
Bob Ross
Bob Ross
- karlAbundzu
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Re: Reflection in a Dead Diamond - Hélène Cattet, Bruno Forzani (2025)
Kino
OmU
Cattet und Forzani nehmen sich ja immer wieder 70er Euro-Genres vor, diesmal den Eurospy, im Grunde allerdings vor allem Bond als auch Diabolik.
Dabei gehen sie nie rein narrativ vor, steckt hier allerdings mehr Story drin als z.B. in Amer. Ein alternder Agent lebt in einem Hotel und Begegnungen lassen ihn immer wieder an die großen Geschichten seiner Vergangenheit denken und vermuten, dass seine größte Gegnerin noch immer in der Nähe ist.
Hie vermischt sich Vergangenheit und Gegenwart, paranoide Vorstellungen, Träume, und auch die Metawirklichkeit, die Filmrealität wird in Roman und Comic gespiegelt und vermischt sich mit der Realität im Film. Das ist sehr bildgewaltig, voller Referenzen, wunderbaren Einstellungen, surrealer Szenen und Begebenheiten, unterlegt mit einem starken Soundkonzept, immer wieder aufgebrochen mit Musik von Genreklassikern. Ausstattung, Drehorte und Kamera im perfekten Zusammenspiel.
Ebenso die Darsteller*innen, die ja alle nur Fetzen eines Charakters spielen und die sich dessen (eventuell) bewusst werden. Interessant fand ich hier die Besetzung: Fabio Testi in der Hauptrolle, freut den Italo-Fan, hatte ja auch schon 1973 mit Diamanten zu tun, zwar kein Eurospy-Star, aber mit seiner körperlichen Spielweise und seinem kantigen Aussehen hätte er einer sein können. War ja erst Stuntman, wollte aber unbedingt Schauspieler werden, nachdem er Dreharbeiten am Comer See sah. Dagegen Maria de Medeiros, die meisten kennen sie als Fabienne, der Lebensgefährtin von Butch in Pulp Fiction. Sie sucht sich ihre Rollen gewissenhaft aus, ist jetzt nach Pulp Fiction nicht jedem Ruf aus Hollywood gefolgt, dreht lieber ambitioniertes in ihrer Heimat Portugal, hat ein großbürgerlichen Bildungsbackground (Vater sehr erfolgreicher Komponist, Musiker, Autor, Mutter Journalistin), Testi ja eher kleinbürgerlich, und engagiert sich stark, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen. Testi unterstützte Berlusconi und Forza Italia. Schauspielerisch hat de Medeiros eher einen ästhetischen, intellektuellen Zugang, ist auch Regisseurin, Autorin, Sängerin (immerhin hat Testi in ein paar Filmen in Duetten auch gesungen).
Da war sozusagen von der Besetzung schon eine Spannung drin, leider haben beide wenig Szenen zusammen, bzw. de Medeiros zu wenig Screentime, um das wirklich erfahrbar erscheinen zu lassen.
Genreversatzstücke werden aufgenommen: die technischen Gimmicks, die harte Gewalt, die auch vom Helden ausgeht, der tief verankerte Sexismus (u. a. auch in der Gewalt). Beides wird hier gezeigt, aber in der Darstellungsweise auch kritisch beleuchtet. Dazu die Metaebene: Filmarbeiten, Verwertungsebenen wie Romane, Comics, dessen sich die Figuren zwar bewusst werden, aber dem nicht ausbrechen können. Auch die Bondneubesetzungen und der Vorspann sind ein Thema. (der oft etwas peinliche Humor (meist ja auch auf sexistischer und/oder rassistischer Ebene) vieler Eurospys wird allerdings ausgelassen)
Das klingt gerade sehr intellektuell verkopft, ist aber alles eher sinnlich gelöst. Das sind Assoziationsketten, Bilderräusche, extreme Nahaufnahmen, eindringliche Sounds. Es wird nichts erklärt, sondern erfahrbar gemacht, was ja oberflächlich trügerischer ist, aber auch tiefer gehender. Und ich vermute, auch das war als Thema drin bzw. kann heraus gelesen werden. Oder eben nicht: einfach als 90 Minuten Filmerfahrung genießen. Am besten auf größtmöglicher Leinwand.
OmU
Cattet und Forzani nehmen sich ja immer wieder 70er Euro-Genres vor, diesmal den Eurospy, im Grunde allerdings vor allem Bond als auch Diabolik.
Dabei gehen sie nie rein narrativ vor, steckt hier allerdings mehr Story drin als z.B. in Amer. Ein alternder Agent lebt in einem Hotel und Begegnungen lassen ihn immer wieder an die großen Geschichten seiner Vergangenheit denken und vermuten, dass seine größte Gegnerin noch immer in der Nähe ist.
Hie vermischt sich Vergangenheit und Gegenwart, paranoide Vorstellungen, Träume, und auch die Metawirklichkeit, die Filmrealität wird in Roman und Comic gespiegelt und vermischt sich mit der Realität im Film. Das ist sehr bildgewaltig, voller Referenzen, wunderbaren Einstellungen, surrealer Szenen und Begebenheiten, unterlegt mit einem starken Soundkonzept, immer wieder aufgebrochen mit Musik von Genreklassikern. Ausstattung, Drehorte und Kamera im perfekten Zusammenspiel.
Ebenso die Darsteller*innen, die ja alle nur Fetzen eines Charakters spielen und die sich dessen (eventuell) bewusst werden. Interessant fand ich hier die Besetzung: Fabio Testi in der Hauptrolle, freut den Italo-Fan, hatte ja auch schon 1973 mit Diamanten zu tun, zwar kein Eurospy-Star, aber mit seiner körperlichen Spielweise und seinem kantigen Aussehen hätte er einer sein können. War ja erst Stuntman, wollte aber unbedingt Schauspieler werden, nachdem er Dreharbeiten am Comer See sah. Dagegen Maria de Medeiros, die meisten kennen sie als Fabienne, der Lebensgefährtin von Butch in Pulp Fiction. Sie sucht sich ihre Rollen gewissenhaft aus, ist jetzt nach Pulp Fiction nicht jedem Ruf aus Hollywood gefolgt, dreht lieber ambitioniertes in ihrer Heimat Portugal, hat ein großbürgerlichen Bildungsbackground (Vater sehr erfolgreicher Komponist, Musiker, Autor, Mutter Journalistin), Testi ja eher kleinbürgerlich, und engagiert sich stark, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen. Testi unterstützte Berlusconi und Forza Italia. Schauspielerisch hat de Medeiros eher einen ästhetischen, intellektuellen Zugang, ist auch Regisseurin, Autorin, Sängerin (immerhin hat Testi in ein paar Filmen in Duetten auch gesungen).
Da war sozusagen von der Besetzung schon eine Spannung drin, leider haben beide wenig Szenen zusammen, bzw. de Medeiros zu wenig Screentime, um das wirklich erfahrbar erscheinen zu lassen.
Genreversatzstücke werden aufgenommen: die technischen Gimmicks, die harte Gewalt, die auch vom Helden ausgeht, der tief verankerte Sexismus (u. a. auch in der Gewalt). Beides wird hier gezeigt, aber in der Darstellungsweise auch kritisch beleuchtet. Dazu die Metaebene: Filmarbeiten, Verwertungsebenen wie Romane, Comics, dessen sich die Figuren zwar bewusst werden, aber dem nicht ausbrechen können. Auch die Bondneubesetzungen und der Vorspann sind ein Thema. (der oft etwas peinliche Humor (meist ja auch auf sexistischer und/oder rassistischer Ebene) vieler Eurospys wird allerdings ausgelassen)
Das klingt gerade sehr intellektuell verkopft, ist aber alles eher sinnlich gelöst. Das sind Assoziationsketten, Bilderräusche, extreme Nahaufnahmen, eindringliche Sounds. Es wird nichts erklärt, sondern erfahrbar gemacht, was ja oberflächlich trügerischer ist, aber auch tiefer gehender. Und ich vermute, auch das war als Thema drin bzw. kann heraus gelesen werden. Oder eben nicht: einfach als 90 Minuten Filmerfahrung genießen. Am besten auf größtmöglicher Leinwand.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
