Ok, habe ich mir mal vorgemerkt.FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Den deutschen! Kannte ich vorher nicht mal namentlich, aber da Helga Anders die Hauptrolle hat, war er für mich Pflichtprogramm. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio (1975)
Moderator: jogiwan
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- FarfallaInsanguinata
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Ja, mach mal!buxtebrawler hat geschrieben:Ok, habe ich mir mal vorgemerkt.FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Den deutschen! Kannte ich vorher nicht mal namentlich, aber da Helga Anders die Hauptrolle hat, war er für mich Pflichtprogramm. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Christof Wackernagel kennst du bestimmt auch. Da war er halt noch sehr jung, tauchte dann aber nach seiner Zeit im RAF-Untergrund und Haftverbüßung ja auch schauspieltechnisch ab den 90ern wieder auf.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Das Blutgericht der reitenden Leichen
Monster machen mobil Hamburg/ Metropolis Kino.
35mm.
Die Entdeckung der Langsamkeit.
Keiner kann sich der hypnotischen Wirkung der Zombie-Templer entziehen
Der Rest ist wie ein bildgewordenes John Sinclair Hörspiel.
In seiner fast schon schönen und beharrlichen Aufdringlichkeit ist dieser Film einfach nur wunderbar und famos.
Monster machen mobil Hamburg/ Metropolis Kino.
35mm.
Die Entdeckung der Langsamkeit.
Keiner kann sich der hypnotischen Wirkung der Zombie-Templer entziehen
Der Rest ist wie ein bildgewordenes John Sinclair Hörspiel.
In seiner fast schon schönen und beharrlichen Aufdringlichkeit ist dieser Film einfach nur wunderbar und famos.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Ja, irgendwie schon.fritzcarraldo hat geschrieben: ↑So 9. Nov 2025, 11:14 Der Rest ist wie ein bildgewordenes John Sinclair Hörspiel.
Wenn du Hörspielen zugeneigt bist, dann gönn dir dieses schöne Exemplar (falls nicht längst einverleibt):
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
- fritzcarraldo
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Super!Blap hat geschrieben: ↑So 9. Nov 2025, 11:51Ja, irgendwie schon.fritzcarraldo hat geschrieben: ↑So 9. Nov 2025, 11:14 Der Rest ist wie ein bildgewordenes John Sinclair Hörspiel.
Wenn du Hörspielen zugeneigt bist, dann gönn dir dieses schöne Exemplar (falls nicht längst einverleibt):
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Die LEICHENPRIESTER wollen DICH!
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- fritzcarraldo
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
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- Salvatore Baccaro
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Re: Das Blutgericht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio (1975)
Auch ich kam in den Genuss, vorgestern LA NOCHE DE LAS GAVIOTAS als Analogkopie auf der großen Leinwand zu sehen - und hätte nicht gedacht, dass ich den Film bei der vierten oder fünften Sichtung noch bezaubernder finden könnte als bisher bereits.
Vermutlich ist das sogar mein liebster Ritt der blinden Templer, da de Ossorio die üblichen Ingredienzien auf ihre minimalistische, reinste Form herunterkocht, und zugleich eine Art Best-Of von Motiven aus den vorherigen drei Streichen liefert: Das maritime Flair aus dem Vorgänger EL BUQUE MALDITO; verfluchtes Dorf, Belagerungsszenario und kognitiv beeinträchtigter Sündenbock aus EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS; das Burg-Ambiente nebst Jungfrauenopferung aus LA NOCHE DEL TERROR CIEGO.
All diese Elemente werden indes auf maximal unspektakuläre Weise zusammengerührt: Der Schwanen- (oder besser: Möwen-)Sang der Tetralogie erinnert mich mehr und mehr an Exponenten dessen, was gemeinhin als "Slow Cinema" oder "Contemplative Cinema" bezeichnet wird: Die Handlung ist in den Hintergrund gerückt; es dominieren lange, dialogfreie, distanziert-beobachtende, fast semi-dokumentarische Einstellungen; Landschaft und Atmosphäre sind wichtiger als menschliche Protagonisten; der Erzählfluss ist unaufgeregt, sedativ, nahezu statisch; der Allgemeineffekt einer, der, sofern man sich auf den jeweiligen Film einzulassen vermag, in Trance versetzen kann.
"Slow Cinema" freilich ist ein Label, das üblicherweise einzig sogenannte Arthouse Pictures für sich beanspruchen dürfen: Antonioni, Tarkowsky, Kiarostami. De Ossorio allerdings presst eine Story wie aus einem Groschenroman in ein solch kontemplatives Korsett - was durch den Zusammenprall des laut hergebrachter Meinung nicht kompatiblen letztlich die Funken einer ganz eigenen Poesie zu versprühen weiß: Möwen, angeblich die Seelen geopferter Jungfrauen, die die Tonspur leitmotivisch mit ihrem Kreischen füllen; endlos lange Szenen, in denen wir sehen, wie die Templer sich aus ihren Gräbern erheben, wie sie den Strand entlangreiten, wie sie in Zeitlupe ihren Opfern hinterherstellen; immer wieder Krabben in Großaufnahmen, die im Schneckentempo um Leichenteile zerhackstückter Frauen herumkrauchen.
Im Finale - sofern man diesen Begriff auf die Anti-Klimax anwenden möchte, in der LA NOCHE DE LAS GAVIOTAS kulminiert - bemerkt in einer überraschenden Meta-Volte eine der Hauptfiguren, nachdem man die untoten Pferde der untoten Ordensbrüder gekapert hat, dass die Gäule immer langsamer werden würden - eine Diagnose, die man auch auf den Film selbst anwenden kann: Die Backstory der Templer wird in zwei, drei Sätzen lediglich skizziert; die menschlichen Protagonisten bleiben ebenso bloße Rohentwürfe; alles, was zählt, sind dieses aus der kargen Felsenlandschaft wie ein Geschwür hervorwucherndes Dorf, sind die schrillen Möwenschreie in der Dunkelheit, sind die elegischen Prozessionen, in denen die alten Frauen des Ortes die den Templern geweihten Jungfern ihrem Schicksal entgegenführen. Dieser Film erzählt nichts, oder zumindest kaum etwas; er badet stattdessen in der audiovisuellen Magie des Kinos so wie Tempelritter in Jungfrauenblut.
Moderne vs. Vormoderne ist natürlich auch in diesem Ossorio Kernthema - wobei der Clash einmal mehr reichlich ambivalente Züge trägt, sprich, beide nicht besonders gut wegkommen: Auf der einen Seite eine in Tradition erstarrte Dorfbevölkerung, von der man sich fragt, weshalb sie diesen verdammten Landstrich nicht längst verlassen hat, und sich stattdessen auf das Spiel einlassen, den klapprigen Kreuzrittern jedes Jahr sieben Mädchen zu opfern, um selbst nicht dem Erdboden gleichgemacht zu werden; auf der anderen Seite der neue Landarzt frisch von der Uni, der seine eigene Impotent zu kaschieren versucht, indem er sich seiner Ehefrau, seiner Hausangestellten, dem Dorfvolk von seiner paternalistischsten Seite zeigt; dazwischen: die Templer, die sich immerhin treu bleiben, und seit Jahrhunderten, selbst nach ihrem Ableben, das tun, was sie eben schon immer tun, nämlich die Herzen junger Frauen ihrem Götzen Baphomet ins Maul zu stopfen, der in dieser Version ausschaut wie ein Meeresungeheuer à la Lovecraft.
Die Nachtszenen übrigens wurden allesamt bei Tag gedreht: Eine schönere nuit américaine hat man vielleicht nie im Kino gesehen. Und dann noch der zarte Rotstich der Kopie, der das Ganze mit einer Kirsche krönt. Puh, dieser Film ist, als würde man frühmorgens nach Stunden ohne Schlaf, jedoch mit reichlich Alkohol am Meer entlangwanken, im müden, überhitzten, schlingernden Kopf Erinnerungsfetzen an die Gruselgeschichten, die einem als Kind von den Großeltern über diese Gegend erzählt worden sind: Es war einmal ein Ritterorden, dessen Mitglieder aus dem Orient teuflische Rituale mit in unser frommes Land brachten...
Vermutlich ist das sogar mein liebster Ritt der blinden Templer, da de Ossorio die üblichen Ingredienzien auf ihre minimalistische, reinste Form herunterkocht, und zugleich eine Art Best-Of von Motiven aus den vorherigen drei Streichen liefert: Das maritime Flair aus dem Vorgänger EL BUQUE MALDITO; verfluchtes Dorf, Belagerungsszenario und kognitiv beeinträchtigter Sündenbock aus EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS; das Burg-Ambiente nebst Jungfrauenopferung aus LA NOCHE DEL TERROR CIEGO.
All diese Elemente werden indes auf maximal unspektakuläre Weise zusammengerührt: Der Schwanen- (oder besser: Möwen-)Sang der Tetralogie erinnert mich mehr und mehr an Exponenten dessen, was gemeinhin als "Slow Cinema" oder "Contemplative Cinema" bezeichnet wird: Die Handlung ist in den Hintergrund gerückt; es dominieren lange, dialogfreie, distanziert-beobachtende, fast semi-dokumentarische Einstellungen; Landschaft und Atmosphäre sind wichtiger als menschliche Protagonisten; der Erzählfluss ist unaufgeregt, sedativ, nahezu statisch; der Allgemeineffekt einer, der, sofern man sich auf den jeweiligen Film einzulassen vermag, in Trance versetzen kann.
"Slow Cinema" freilich ist ein Label, das üblicherweise einzig sogenannte Arthouse Pictures für sich beanspruchen dürfen: Antonioni, Tarkowsky, Kiarostami. De Ossorio allerdings presst eine Story wie aus einem Groschenroman in ein solch kontemplatives Korsett - was durch den Zusammenprall des laut hergebrachter Meinung nicht kompatiblen letztlich die Funken einer ganz eigenen Poesie zu versprühen weiß: Möwen, angeblich die Seelen geopferter Jungfrauen, die die Tonspur leitmotivisch mit ihrem Kreischen füllen; endlos lange Szenen, in denen wir sehen, wie die Templer sich aus ihren Gräbern erheben, wie sie den Strand entlangreiten, wie sie in Zeitlupe ihren Opfern hinterherstellen; immer wieder Krabben in Großaufnahmen, die im Schneckentempo um Leichenteile zerhackstückter Frauen herumkrauchen.
Im Finale - sofern man diesen Begriff auf die Anti-Klimax anwenden möchte, in der LA NOCHE DE LAS GAVIOTAS kulminiert - bemerkt in einer überraschenden Meta-Volte eine der Hauptfiguren, nachdem man die untoten Pferde der untoten Ordensbrüder gekapert hat, dass die Gäule immer langsamer werden würden - eine Diagnose, die man auch auf den Film selbst anwenden kann: Die Backstory der Templer wird in zwei, drei Sätzen lediglich skizziert; die menschlichen Protagonisten bleiben ebenso bloße Rohentwürfe; alles, was zählt, sind dieses aus der kargen Felsenlandschaft wie ein Geschwür hervorwucherndes Dorf, sind die schrillen Möwenschreie in der Dunkelheit, sind die elegischen Prozessionen, in denen die alten Frauen des Ortes die den Templern geweihten Jungfern ihrem Schicksal entgegenführen. Dieser Film erzählt nichts, oder zumindest kaum etwas; er badet stattdessen in der audiovisuellen Magie des Kinos so wie Tempelritter in Jungfrauenblut.
Moderne vs. Vormoderne ist natürlich auch in diesem Ossorio Kernthema - wobei der Clash einmal mehr reichlich ambivalente Züge trägt, sprich, beide nicht besonders gut wegkommen: Auf der einen Seite eine in Tradition erstarrte Dorfbevölkerung, von der man sich fragt, weshalb sie diesen verdammten Landstrich nicht längst verlassen hat, und sich stattdessen auf das Spiel einlassen, den klapprigen Kreuzrittern jedes Jahr sieben Mädchen zu opfern, um selbst nicht dem Erdboden gleichgemacht zu werden; auf der anderen Seite der neue Landarzt frisch von der Uni, der seine eigene Impotent zu kaschieren versucht, indem er sich seiner Ehefrau, seiner Hausangestellten, dem Dorfvolk von seiner paternalistischsten Seite zeigt; dazwischen: die Templer, die sich immerhin treu bleiben, und seit Jahrhunderten, selbst nach ihrem Ableben, das tun, was sie eben schon immer tun, nämlich die Herzen junger Frauen ihrem Götzen Baphomet ins Maul zu stopfen, der in dieser Version ausschaut wie ein Meeresungeheuer à la Lovecraft.
Die Nachtszenen übrigens wurden allesamt bei Tag gedreht: Eine schönere nuit américaine hat man vielleicht nie im Kino gesehen. Und dann noch der zarte Rotstich der Kopie, der das Ganze mit einer Kirsche krönt. Puh, dieser Film ist, als würde man frühmorgens nach Stunden ohne Schlaf, jedoch mit reichlich Alkohol am Meer entlangwanken, im müden, überhitzten, schlingernden Kopf Erinnerungsfetzen an die Gruselgeschichten, die einem als Kind von den Großeltern über diese Gegend erzählt worden sind: Es war einmal ein Ritterorden, dessen Mitglieder aus dem Orient teuflische Rituale mit in unser frommes Land brachten...