No One Lives - Ryûhei Kitamura (2012)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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No One Lives - Ryûhei Kitamura (2012)

Beitrag von horror1966 »

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No One Lives
(No One Lives)
mit Luke Evans, Adelaide Clemens, Lee Tergesen, Derek Magyar, America Olivo, Beau Knapp, Lindsey Shaw, George Murdoch, Laura Ramsey, Gary Grubbs, Andrea Frankle, Rob Steinberg, Jake Austin Walker, Dalton E. Gray
Regie: Ryûhei Kitamura
Drehbuch: David Cohen
Kamera: Daniel Pearl
Musik: Jerome Dillon
keine Jugendfreigabe
USA / 2012

Ein attraktives Paar wird bei der Reise durchs Land während eines Besuchs in einem Diner von dem ansässigen Psycho Flynn und seinen Schergen drangsaliert und beim Verlassen des Restaurants überwältigt. In eine einsame Hütte verschleppt, greift das Mädchen zu dem drastischen Schritt, sich das Leben zu nehmen. Das ist nicht die einzige Überraschung für die Hillbillys: Denn der entführte Mann, der sich einfach nur Driver nennt, gibt sich seinerseits als mit allen Wassern gewaschener Serienmöder zu erkennen und dreht den Spieß um.


Nachdem Regisseur Ryûhei Kitamura 2008 mit seinem "The Midnight Meat Train" einen knallharten Horrorfilm präsentierte, konnte man nun sehr gespannt auf sein neuestes Werk "No One Lives" schauen, das beim Zuschauer ganz sicher schon im Vorfeld eine gewisse Erwartungshaltung aufsteigen ließ. Und ehrlich gesagt ist hier wieder ein äußerst intensives und hartes Filmchen entstanden, das von der ersten Minute an vor allem durch seine extrem dichte Grundstimmung auf sich aufmerksam macht. Die Geschichte an sich bietet dabei bestimmt nichts sonderlich Innovatives, denn ähnlich gelagerte Szenarien hat man doch schon oft genug gesehen, doch die sehr intensive Umsetzung des Ganzen trägt jederzeit Sorge dafür, das der Betrachter nur zu gern die Geschehnisse verfolgt, die von einem ansehnlichen Härtegrad durchzogen sind. Dabei sollte man jedoch anmerken, das die deutsche DVD-Veröffentlichung leider der Schere zum Opfer fiel und um gut 95 Sekunden erleichtert wurde. Dennoch bietet selbst diese Version noch einige blutige Passagen und offeriert einen erstklassigen Horror-Thriller, an dem man durchgehend seine Freude haben kann. Um in den Genuss der ungeschnittenen Version zu gelangen, muss man jedoch einmal mehr tiefer in die Tasche greifen und das über Österreich erscheinende Mediabook erwerben, was dem geneigten Fan wieder einmal ein Dorn im Auge ist.

Die in der Inhaltsangabe erwähnte Gang legt sich in dieser Story mit genau dem Falschen an, entpuppt sich doch der junge Driver (Luke Evans) als ausgewachsener Psycho und Serienmörder, was den einheimischen Gangstern überhaupt nicht bekommt. Driver macht nämlich keine Gefangenen, vielmehr legt der gute man eine Eiseskälte an den Tag und befördert einen nach dem anderen ins Jenseits. In einem Nebenerzählstrang wird gleichzeitig auch die Beziehung zwischen ihm und einem Entführungsopfer thematisiert, wobei Kitamura hier die psychologische Tiefe der Beziehung leider nur sehr oberflächlich ankratzt und durch einige kleinere Flashbacks unterlegt. An dieser Stelle kann man eigentlich die einzige Schwäche dieses Filmes ausmachen, denn dieser Part der Ereignisse hätte doch einen weitaus größeren Raum einnehmen sollen und hätte das Szenario noch einmal zusätzlich aufgewertet.

Doch trotz dieser Schwäche eröffnet sich eine Story, die in erster Linie von ihrer bedrohlichen Atmosphäre und der erstklassigen Performance ihres Hauptdarstellers zehrt. Luke Evans macht in der Figur des Psychopathen nämlich einen erstklassigen Eindruck, seine fast schon stoische Mimik und die gesamte körperliche Präsenz verleiht der Person etwas sehr unheimliches und man möchte diesem Menschen auf keinen Fall im Dunkeln begegnen. Anscheinend vollkommen emotionslos lässt er keinerlei Skrupel erkennen und die Ermordung seiner Gegner erscheint wie das normalste auf der Welt. An Stelle von Blut scheint ihm Eiswasser durch die Adern zu fließen und dieser Eindruck löst auch beim Betrachter eine ganze Menge Unbehagen aus, so das man sich durchgehend nicht unbedingt wohl in der eigenen Haut fühlt. Wenn man sich einmal den vorliegenden Schnittbericht anschaut dann sieht man, das der Film in der ungeschnittenen Version durch diverse explizite Gewaltdarstellungen noch um einiges härter wirkt, als es schon bei der deutschen DVD der Fall ist. Kitamura hat hier meiner Meinung nach genau die richtige Mischung aus Gewalt-und atmosphärischem Horror-Thriller gefunden, was schon fast automatisch für ein äußerst intensives und lohnenswertes Filmerlebnis sorgt, das man sich keinesfalls durch die Lappen gehen lassen sollte.

Als einziges Manko ist also wie schon kurz erwähnt die fehlende psychologische Tiefe zu nennen, denn eine tiefer gehende Beleuchtung der Beziehung zwischen Driver und seinem Entführungsopfer wäre absolut wünschenswert gewesen, hätte die Geschichte dadurch doch auch rein inhaltlich noch einmal einen aufwertenden Schub erhalten. Aber auch so ist "No One Lives" definitiv eine Sichtung wert, nur leider ist der Spaß schon nach knapp 74 Minuten Netto Laufzeit zu Ende. Da hätte es sich doch förmlich angeboten, dem Ganzen noch einige zusätzliche Minuten zu verpassen, in denen der psychologische Aspekt des Szenarios dann den Raum erhalten hätte der ihm eigentlich zusteht.


Fazit:


"No One Lives" ist ein kleiner und sehr fieser horror-Thriller, den man sich selbst in der deutschen Version recht gut anschauen kann. Fans werden aber sicherlich auf das ungeschnittene Mediabook zurückgreifen, das die ganze Szenerie durch zusätzliche Gewaltszenen noch einmal ungemein härter machen. Wie dem aber auch sei, auf jeden Fall lohnt sich eine Sichtung dieses Werkes, in dem Kitamura einmal mehr sein Gespür für den intensiven Horror unter Beweis gestellt hat.


6,5/10 für die geschnittene Version
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jogiwan
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Re: No One Lives - Ryûhei Kitamura

Beitrag von jogiwan »

Sehr blutiger Slasher, dessen Vorteil/Nachteil - je nachdem, wie man es sehen möchte - darin besteht, dass er keinerlei Sympathieträger bietet, sondern Psycho gegen Gangster antreten lässt und dabei auch keine Gefangenen macht. Der Zuschauer kommt bei der temporeichen Geschichte kaum zum Durchatmen und dennoch bietet diese bei näherer Betrachtung auch etwas mehr Tiefe als der übliche Genre-Durchschnitt. Statt der künstlichen, unterkühlten und durchgestylten CGI-Bilder des Vorgängers "Midnight Meat Train" stehen in Kitamuras neuesten und abermals sehr kompromisslosen Werk auch mehr handgemachte Effekte und düstere Atmosphäre im Vordergrund, was dem Film imho sehr zu Gute kommt. Alles in allem in der ungekürzten Variante ein sehr harter und straighter Brocken mit viel Häcksel und Geschnetzel für Slasher- und Gore-Fans, der mit seiner ungewöhnlichen und auch etwas fiesen Story recht kurzweilig aber ohne große Überraschungen ausgefallen ist und auch auf der technischen Ebene überzeugt.
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Onkel Joe
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Re: No One Lives - Ryûhei Kitamura

Beitrag von Onkel Joe »

Klingt sehr gut und nach dem ich "Midnight Meat Train" sehr mochte werde ich hier auch mal nen Blick reinwerfen...
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
untot
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Re: No One Lives - Ryûhei Kitamura

Beitrag von untot »

Für mich eindeutig die größte Überraschung der letzten Zeit!!! :nick:
Ich finde den Streifen aber mal richtig steinstark!!
Bitterböse zwar, aber es ist nicht so das man es den üblen Typen nicht vom Herzen gönnen würde, die düstere Stimmung von Anfang an reißt einen sofort mit und ich konnte sehr wohl so etwas wie Sympathie für die Hauptfigur aufbauen, ein übler Zeitgenosse zwar, aber wenigstens einer mit Prinzipien. :kicher:

8/10
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purgatorio
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Re: No One Lives - Ryûhei Kitamura

Beitrag von purgatorio »

NO ONE LIVES (NO ONE LIVES, USA 2012, Regie: Ryûhei Kitamura)

Hirnlose aber unfassbar deftige Schlachtplatte über einen Mann, der nicht nur über Leichen geht, sondern viel eher durch sie hindurch watet. Insgesamt wenig innovativ, aber als Snack für Gore-Aficionados dennoch ein klarer Tipp. Bisweilen ist es schier unglaublich, was hier abgeht. 7/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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sergio petroni
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Re: No One Lives - Ryûhei Kitamura

Beitrag von sergio petroni »

In Ryuhai Kitamuras "No one lives" geht es um einen Serienkiller, der mit einer Gruppe
skrupelloser Hillbillies eine Privatfehde führt. Dabei fliegen die Fetzen und auf Unschuldige
wird keine Rücksicht genommen. Das kompromißlose Geschehen bietet den ein oder anderen
Schauwert für Freunde der härteren Gangart und auch die ein oder andere (kleine) Überraschung.
Dies gilt natürlich nur eingeschränkt für die gekürzte deutsche Fassung. Mir liegt die
ungekürzte britische Version vor.

Das Geschehen spielt sich hauptsächlich in einer Nacht ab. Handwerklich gibt's eigentlich kaum
Kritikpunkte. Doch so sehr Kitamura beim gezeigten auf die Pauke haut so langt er doch
genauso tief in die Klischeekiste. Daß hier keinerlei Sympathieträger zum Mitfiebern einladen
und sich nur Mörder gegenseitig massakrieren mag ja gewollt sein. Daß dabei jedoch der
Serienkiller einen auf Rambo machen muß, der ein Arsenal an technischen Spielereien
sein eigen nennt, welches wiederum einer Spezialeinheit der GSG9 zur Ehre gereichen würde,
daß die sich seit zwei Jahren in Gefangenschaft befindliche Millionenerbin sich wie eine
Kampfamazone gebärdet und die männlichen Haudegen gleich reihenweise umhaut,
ja all das wirkt dann wiederum eher belustigend, trägt sogar bisweilen Parodiecharakter.
Hinzu kommt die im Wald lebende Verbrecherfamilie, die sich voll und ganz in's Schema F einfügt.
Erstaunlich auch, daß bei der recht kurzen Laufzeit von ca. 75 Minuten ohne Abspann sich die
ein oder andere Länge einschleicht.
Zum einmal gucken sicher geeignet, aber natürlich nur in der ungekürzten Fassung.
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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jogiwan
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Re: No One Lives - Ryûhei Kitamura

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Fr 3. Jan 2014, 07:25 Sehr blutiger Slasher, dessen Vorteil/Nachteil - je nachdem, wie man es sehen möchte - darin besteht, dass er keinerlei Sympathieträger bietet, sondern Psycho gegen Gangster antreten lässt und dabei auch keine Gefangenen macht. Der Zuschauer kommt bei der temporeichen Geschichte kaum zum Durchatmen und dennoch bietet diese bei näherer Betrachtung auch etwas mehr Tiefe als der übliche Genre-Durchschnitt. Statt der künstlichen, unterkühlten und durchgestylten CGI-Bilder des Vorgängers "Midnight Meat Train" stehen in Kitamuras neuesten und abermals sehr kompromisslosen Werk auch mehr handgemachte Effekte und düstere Atmosphäre im Vordergrund, was dem Film imho sehr zu Gute kommt. Alles in allem in der ungekürzten Variante ein sehr harter und straighter Brocken mit viel Häcksel und Geschnetzel für Slasher- und Gore-Fans, der mit seiner ungewöhnlichen und auch etwas fiesen Story recht kurzweilig aber ohne große Überraschungen ausgefallen ist und auch auf der technischen Ebene überzeugt.
Ja, die Zweitsichtung bestätigt zwar die Eindrücke, doch wenn man die Wendungen bereits kennt, dann geht auch viel von der Wirkung verloren und ohne emotionale Bindung zu den Figuren verkommt der Streifen doch auch etwas zu einer Nummern-Revue. Die Effekte sind hart, es geht ruppig dahin und irgendwann wird der Streifen dann auch seinem Titel gerecht. Für Freunde der etwas härteren Kost durchaus ok, aber auch nicht so der Bringer und mit viel Klischeekiste und ein paar Peinlichkeiten, die man hätte vermeiden können.
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