Kleine Hartbox von X-Cess
Die Bestie aus dem Weltraum (Italien 1980, Originaltitel: La bestia nello spazio)
Im Birkenhain kopulieren Pferdelein
Captain Larry Madison (Vassili Karis) wird auf eine Mission von höchster Wichtigkeit geschickt. In den Eingeweiden des weit entfernten Planeten Lorigon, wird ein grösseres Vorkommen des begehrten Metalles Autalium vermutet, ein unschätzbar wertvoller und wichtiger Stoff. Mit einer kleinen Crew macht sich Madison auf den Weg, an Bord befindet sich auch
die attraktive Offizierin Sondra Richardson (Sirpa Lane). Pikant, denn kurz zuvor verbrachte man eine eindringliche Nacht miteinander, doch
die Protagonisten sollen bald ganz andere Sorgen haben. Kurz vor Lorigon kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der durchtriebene Händler Juan Cardoso (Venantino Venantini) will sich
die Beute unter den Nagel reissen, verpasst
dem Schiff Madisons eine feiste Breitseite. Knapp entgehen
die Damen und Herren vom Militär einer Katastrophe, landen wenig später tatsächlich auf
dem angepeilten Planeten. Lorigon kommt Lieutenant Richardson bekannt vor, schon vor der gefährlichen Reise wurde sie von bizarren Albträumen geplagt, in denen sie sich vermutlich auf Lorigon befand. Plötzlich wird
die Mannschaft von einem rätselhaften Ungetüm attackiert, kann sich
dem Zugriff der erschreckenden Gestalt jedoch entziehen. Captain Madison und ein Teil der Besatzung begeben sich auf
die Suche nach
dem Autalium, sie geraten in einen grotesken Strudel
aus Wahn und Lust, treffen auf einen alten Bekannten und sonstige Gesichtsruinen...
Regisseur Alfonso Brescia inszenierte in den sechziger Jahren ein paar Sandalenfilmchen, gefolgt von diversen Italowestern,
die bekanntlich ab Mitte der Sechziger
die Helden in Sandalen verdrängten. Ab 1977 sorgte Brescia für einige Science-Fiction-Trasher, nachdem er sich zuvor/währenddessen mit
dem Polizei-/Gangsterfilm beschäftigte. Der Begriff
"Trash" wird seit einigen Jahren überstrapaziert, doch auf
"Die Bestie aus dem Weltraum" trifft dieses Wörtchen zweifellos zu, hier hagelt grober Unfug ohne Pause oder Gnade auf den Zuschauer hernieder. Kulissen der billigsten Sorte, herrliche
knuffig-bescheidene Raumschiffe,
"typische" SF-Schaupläze wie ein völlig harmlos anmutender Birkenwald. Achja,
die Raumschiffmodelle sind bereits keine Meisterleistungen, aber
die "Innenausstattung" der Gefährte spottet jeder Beschreibung, unglaublich. Freilich darf es bei all diesem Stumpfsinn nicht an bekloppten Uniformen fehlen,
die mich spontan an
"Bavas Planet der Vampire auf Crack" erinnern.
Die "Handlung" wird immer wieder durch unerotisches Gerödel gestreckt, bei
dem sich
die Herrschaften wahlweise im Wald oder zwischen bunten Kissen besteigen.
Die vorliegende DVD bietet zwei unterschiedliche Fassungen an, auf
die ich gegen Ende des Kurzkommentares eingehen werde.
Für
die Rolle des Helden wählte man Vassili Karis, der in mehr als vierzig Filmen
aus der zweiten und dritten Liga mitwirkte. Karis mutet
"irgendwie" wie einer dieser unsympathischen Banker oder Versicherungsfritzen an,
die ihren Opfern mit fragwürdigen Verträgen das letzte Geld
aus der Tasche zu ziehen gedenken, aber wozu braucht eine Granate wie
"La bestia nello spazio" einen Superman(n)? Meist glotzt Herr Karis debil
aus den Glupschern, unter Druck offenbart er dennoch echte Führungsqualitäten,
die Damen liegen ihm sowieso zu Füßen. Venantino Venantini dürfte fast jedem Freund gepflegter Eurokultunterhaltung schon häufiger begegnet sein, als schlitzohriger Händler sorgt er für manchen Schmunzler. Neben Vassili Karis und Venantino Venantini, ist Claudio Undari
die bemerkenswerteste Erscheinung in den Reihen der Herrenriege, er gibt den geheimnisvollen Onaf, einen Bewohner des Planeten Lorigon. Zwar taucht Undari erst recht spät auf, hinterlässt aber besonders bei der weiblichen Hauptdarstellerin einen tiefschürfenden Eindruck. Wenn Onaf
die untere Hälfte seines traumhaften und wohlgeformten Körpers schlagartig enthüllt, werden neue Standards in den Disziplinen brechreizanregende Behaarung und bedrohliche Hammergröße gesetzt. Es ist unbeschreiblich, ich bin vor Lachen fast vom Sofa gefallen! Sirpa Lane ist eindeutig das Schmuckstück unter den Damen,
die aus Finnland stammende Blondine zeigt ihren schmackhaften Körper vor, begibt sich mit Vassili Karis in den Nahkampf, entdeckt unter der Anleitung von Claudio Undari neue Gebiete auf
dem Feld der Höhlenforschung. Damit sind
die relevanten Akteure genannt,
die übrigen Herren bleiben austauschbar,
die ergänzenden Damen sind nett anzuschauen, gewähren selbstverständlich mehrfach freien Blick auf ihre fruchtig-frischen Auslagen.
Mit ein paar Zeilen lässt sich
"Die Bestie aus dem Weltraum" nicht angemessen beschreiben oder würdigen. Nahezu jede Einstellung ist purer Unsinn, Schund und entbehrt Sinn und Verstand. Unglaubliche Dinge spielen sich vor den Augen des Betrachters ab. Dümmliche Raumfahrer taumeln durch einen Wald, fühlen sich plötzlich ganz seltsam, unvorbereitet erblicken sie Pferde beim Akt, werden bei dieser Aussicht selbst spitz... Wenig später landen sie in Onafs Anwesen, wo fleissig gebechert und natürlich nach allen Regeln der Kunst gepimpert wird. Achso, erwähnte ich bereits, dass der superdupermächtige Megarobotercomputer Zokor über den Planeten Lorigon herrscht, der mit blecherner Hand und eiserner Härte gegen alle Störenfriede vorgeht? Nein? Macht nichts, denn allerspätestens beim Anblick der Leibgarde Roboimperators erleidet ihr eine Zwerchfellruptur! Übrigens ist der besagte Roborocker völlig durchgeknallt, laut Onav sind bei Zokor vor ewiger Zeit diverse Transistoren verglüht, nun haben wir den Salat.
Alfonso Brescia
(unter dem Tarnnamen Al Bradley am Start) hat einen Klassiker für
die Ewigkeit vom Stapel gelassen
(muhahaharrr)! Vermutlich werden mindestens 98% der Menschheit
dem Druck dieser Granate nicht gewachsen sein, spätestens nach fünf Minuten vor Wut
die DVD
aus dem Fenster werfen. Wer jedoch nicht vor
"echtem" Schund zurückschreckt, sich mit einer extrem beknackten Synchro anfreunden kann
(die deutsche Fassung macht richtig Freude!), dazu noch ein Herz für
"unerotische Erotikszenen" hat... Der sitzt entweder längst in der Klapse und wurde dauerhaft sediert, oder gehört zu einer asozialen Randgruppe verwirrter Filmfanatiker,
die vor kaum einer Entgleisung wahnsinniger Murksbrüder zurückschrecken. Bitte, wer sich irgendwie angesprochen fühlt, sagt
die nächste Sitzung beim Psychoklempner ab, zieht euch lieber diesen Stoff ins Hirn
(aber werft mir nachher nicht vor, dass ich euch nicht vor den Nebenwirkungen gewarnt hätte!). Weil es gerade so gut passt, möchte ich
die versprochenen/angedrohten Worte zu den beiden Fassungen loswerden.
"Standard" kommt ohne HC-Einschübe ins Haus, während
die "XXX-Version" ein paar Momente dieser Gangart einstreut. Ein wenig Gesauge und Gerammel ohne Tarnkappe, doch insgesamt wirkt
die Version ohne HC
"runder". Allzu groß sind
die Unterschiede sowieso nicht,
die HC-Fassung punktet mit mehr Ausblicken auf den Gnadenhammer Onafs, der mit seinem Gummiprengel eine widerspenstige Pforte durchschreiten möchte. Ergo erreicht
die HC-Version letztlich den gleichen Unterhaltungwert.
Bevor ich es vergesse, möchte ich auf den sehr schönen Score von Pluto Kennedy
(Marcello Giombini) hinweisen. Der Sound bewegt sich irgendwo zwischen
"Siebziger-Jahre-SF-Mucke" und
"C64-Geschwurbel", tatsächlich lieferte Giombini später Arbeiten für C64-Spiele ab, der legendäre Computer eroberte ab 1982
die Wohnzimmer in aller Welt
(aber das ist ein anderes Thema. Hach, Nostalgie in Vollendung). Abschliessend ein Blick auf
die DVD
aus dem Hause X-Cess. Während in den USA
(Severin) und Großbritannien
(Shameless) bereits DVDs vorlagen, war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt längst überfällig. Angenehmerweise packte X-Cess gleich beide Fassungen auf
die Scheibe,
die gebotene Qualität sollte
die Zielgruppe zufriedenstellen, ein paar Boni runden den positiven Eindruck ab. Im Zuge des grassierenden
"Hartboxenwahns", bietet das Label den Streifen mit drei unterschiedlichen Covern an, eine kleine und zwei große Hartboxen wurden auf den Markt geworfen, der Inhalt ist identisch.
Wie zum Henker soll ich
"Die Bestie aus dem Weltraum" in Zahlen bewerten? Ein unmögliches Unterfangen!
9/10 Sympathiepunkte? 11/10 Trashpunkte? Reicht das als Hinweis, Warnung, Drohung, Bankrotterklärung? Liebhaber wissen sowieso Bescheid, Neugierige sind gewarnt, der Masse geht es am Popo vorbei.
Lieblingszitate:
"Bring mir eine Uranusmilch." &
"Du standest bisher unter einer geistigen Einengung!"