Die schwarzen Zombies von Sugar Hill - P. Maslansky (1974)

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Re: Die schwarzen Zombies von Sugar Hill - P. Maslansky (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

„Zünftiges Zombie-Voodoo-Vehikel“ (Oliver Kalkofe)

Paul Maslanskys einzige Regiearbeit blieb die 1974er-US-Zombie-Blaxploitation „Die schwarzen Zombies von Sugar Hill“, die in Samuel-Z.-Arkoff-Produktion entstand.

„So groß meine Liebe auch war – mein Hass ist viel stärker!“

Gangsterboss Morgan (Robert Quarry, „Die Rückkehr des Dr. Phibes“) will sich den erfolgreichen Nachtclub „Haiti“ unter den Nagel reißen, doch Besitzer Langston (Larry Don Johnson) zeigt sich unbeeindruckt. Das kostet ihn sein Leben, als ihn Morgans Schläger totprügeln. Seine Freundin Diana Hill (Marki Bey, „Der Hausbesitzer“) will Morgan und seine Bande nicht ungesühnt davonkommen lassen und schwört Rache: Sie konsultiert Voodoo-Priesterin Mama Maitresse (Zara Cully, „Die Glut der Gewalt“), die sie an Baron Samedi aus dem Jenseits weiterempfiehlt, der im Tausch gegen Dianas Seele seine Zombiesklaven aus dem Totenreich auf die Gangster abrichtet…

„Wenn ich genau wüsste, wer es war, würde ich einen nach dem anderen in den Tod schicken – ganz genüsslich!“

Die rituellen Tänze und die Soul-Nummer „Supernatural Voodoo Woman“ des Auftakts entpuppen sich als Darbietung im „Club Haiti“ und wer sich fragt, ob dieser möglicherweise auf dem ominösen „Sugar Hill“ liegt, sieht sich getäuscht: „Sugar“ ist der Spitzname Diana Hills, des zuckersüßen afroamerikanischen Racheengels. Mit überdrehter Negerstimme macht der Anführer von Morgans Erpresser- und Schlägertrupp Langston klar, dass der Club den Besitzer wechseln sollte, woraufhin die Situation mit den genannten Folgen eskaliert. Ein Bulle mit Afro-Frisur (Charles Krohn, „Futureworld - Das Land von Übermorgen“) schaltet sich ein, doch wenngleich dieser Dianas Ex ist und wieder Interesse an ihr bekundet, hat sie wenig Vertrauen in herkömmliche Strafverfolgung, sucht mit Mama Maitresse eine alle Klischees einer Voodoo-Priesterin erfüllende alte Dame im Wald auf und beantwortet ihr einige Quizfragen, während der Film Tieraufnahmen und Kunstnebel zeigt. Die alte Vettel ruft den Dämon Baron Samedi ganz ohne Telefon an, woraufhin Maslansky uns den geschminkten, ein wenig an Sid Haig erinnernden Don Pedro Colley („Rückkehr zum Planet der Affen“) mit Stock und Zylinder im Wald erscheinen lässt. Dieser hat auch seine Bräute dabei, redet, lacht irre (was er beständig tut) und entpuppt sich als wahrer Frauenheld… Samedi lässt schließlich seine Zombies aus dem Erdboden steigen, die dort offenbar verscharrt waren.

„So groß meine Liebe auch war – mein Hass ist viel stärker!“

Szenenwechsel, der Hafen: Ein Anflug von Sozialkritik findet in den Film, wenn der Chef (und Mitglied von Morgans Bande) mit dem vertrauenserweckenden Namen „Tank“ die Anheuerer malträtiert und ausbeutet. Sugar taucht im weißen Einteiler auf, ihre Zombies töten Tank, der Zuschauer bekommt lediglich eine Blutlache zu sehen. Nein, gruselig ist hier ganz und gar nichts, eher eine alberne Kostümschau, doch sein vermeintliches Zombiehorror-Sujet scheint der Film ohnehin nicht wirklich ernstzunehmen. Stattdessen lässt er sich Diana einen Catfight mit der weißen, mit rassistischen Beleidigungen um sich werfenden Bettgespielin Morgans liefern. Allen anderen geht es jedoch per Voodoo-Zombie-Power an den Kragen. Delinquenten werden Schweinen zum Fraß vorgeworfen, gezwungen, sich selbst zu erstechen oder von Hühnerfüßen angegriffen. In einer besonders kruden Szene wird Morgan das Herz eines seiner Handlanger zugestellt, was trotz seiner eher schlotzigen Erscheinungsform sofort als solches von seinem Betthupferl identifiziert wird. Schließlich knöpft man sich noch den Ganoven mit der schrillen Stimme im Massagesalon vor, während Bulle Merrill selbst nach Aufsuchen eines Voodoo-Experten nichts mehr ausrichten kann.

„Ich will nicht deine Seele, ich will dein Fleisch!“

Blaxploitation in Form eines Voodoo-Gangster-Rache-Zombie-Films, das bedeutet in diesem Falle einmal mehr weiße Produzenten, die sich an einem auf die „schwarze Community“ zugeschnittenen Filmchen versuchen und dafür eine ordentliche Breitseite Afro-Ami-Klischees abfeuern. Was auf manch Zuschauer vielleicht unheimlich funky und groovy wirkt, ist letztlich nichts anderes als überkandidelte ‘70er-US-Maskerade inkl. einiger schlimmer Modesünden, die von einem echten Horrorfilm ebenso weit entfernt ist wie „Blacula“ von Christopher Lee. Die Zombies mit ihren Spinnweben auf dem Kopf und den Flipperkugeln auf den Augen sind dabei gar nicht das Problem. Es ist der Unwillen, überhaupt eine gruselige Stimmung zu erzeugen in einer auf ihre selbstbewusst auftretende und attraktiv anzuschauende Hauptrolle ausgerichteten Groteske, die in ihren Horror-Momenten wie eine Geisterbahn-Parodie wirkt. Vielmehr versucht „Die schwarzen Zombies von Sugar Hill“ ein Lebensgefühl zu vermitteln, das es vermutlich nie gab und die 1970er im schwarzen Milieu abzubilden, wie sie nie waren – das allerdings trotz allem Verzicht auf narrative Finesse, jeglichen Anspruch und irgendeinen erkennbaren Belang auf mitunter beschwingt-charmante, immer mal wieder komische Weise, die dieser naiven Trash-Unterhaltung gut tut und zum Hirnausschalten und Berieselnlassen einlädt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die schwarzen Zombies von Sugar Hill - P. Maslansky (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 19.06.2015 bei Retrofilm in verschiedenen Cover-Motiven in kleinen und großen Hartboxen noch einmal auf DVD, hier stellvertretend Cover B als große Hartbox:

Bild
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die schwarzen Zombies von Sugar Hill - P. Maslansky (1974)

Beitrag von Arkadin »

Netter Blaxploitationquatsch mit Zombies. Die sehen wirklich toll aus, mit silbernen Kugeln statt Augen und immer hübsch mit Spinnenweben frappiert. Hauptdarstellerin Marki Bey fand ich sehr charismatisch und sexy. Robert "Yorga""Quarry ist eh eine Bank. Don Pedro Colley, geht als Baron Zami völlig durch, dass es Spaß macht. Der Film ist sehr unblutig und man sieht ihm seine Mini-Budget an. AIP und Samuel Z. Arkoff als Produzenten stehen aber für Mindest-Qualität. Kein Juwel, aber ein hübsch bunter Kieselstein. Kann man sich mal geben.
Früher war mehr Lametta
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Re: Die schwarzen Zombies von Sugar Hill - P. Maslansky (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 30.06.2023 bei Wicked-Vision als Blu-ray/DVD-Kombination:

Bild

Extras:
- 32-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach
- Diese Edition enthält zwei Versionen des Films: Widescreen (1.85:1) unter dem Titel „Sugar Hill“ und Open Matte (1.33:1) unter dem Titel „Voodoo Girl“ [nur BD]
- Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Matthias Künnecke
- Audiokommentar mit Regisseur Paul Maslansky und Bill Olsen (Code Red)
- Interview mit Regisseur Paul Maslansky
- Interview mit Darsteller Richard Lawson
- Interview mit Darsteller Charles Robinson
- Interview mit Darsteller Don Pedro Colley
- Deutscher Titelvorspann
- TV-Spot
- Radio-Spots
- Originaltrailer
- Bildergalerie
- „Black History Month“ mit Justin Murray über „Sugar Hill“

Bemerkungen:
Verpackung: Scanavo-Box
Set-Inhalt: Blu-ray, DVD
limitiert auf 1.500 Stück

Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/9264,1 ... ugar-Hill/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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