Wiegenlied für eine Leiche - Robert Aldrich (1964)

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Wiegenlied für eine Leiche - Robert Aldrich (1964)

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USA 1964

OT: Hush...Hush, Sweet Charlotte

D: Bette Davis, Olivia de Havilland, Joseph Cotton

Der Prolog spielt im Jahr 1927: Die junge Charlotte will mit ihrem Liebhaber John Mayhew (frühe Rolle für Bruce Dern, „The Hateful Eight“, „Lautlos im Weltraum“) durchbrennen, doch ihr alleinerziehender Vater Big Sam Hollis (Victor Buono) nötigt den verheirateten John, der jungen Frau abzuschwören. Während eines Festes auf dem Anwesen der Hollis‘ wird John auf brutale Weise mit einem Fleischerbeil ermordet. Charlotte, mit Blut auf dem Kleid angetroffen, gilt als Hauptverdächtige, doch ihrem Vater gelingt es offenbar, den Fall zu vertuschen.

Die Handlung springt in die 60er-Jahre: Ein Jahr nach der Bluttat war Big Sam gestorben, seitdem lebt Charlotte zurückgezogen in der großen Villa und ist Bestandteil von Gruselgeschichten und Mutproben der örtlichen Jugend. Die Enteignung ihres Grundes zum Zweck des Straßenbaus ignoriert sie, vertreibt die Bauarbeiter (George Kennedy als Vormann) mit dem Gewehr. Auftritt Miriam Deering, die ihre Cousine gemeinsam mit dem Hausarzt Dr. Drew Bayliss (Joseph Cotten) zum Einlenken und Umzug bewegen soll. Miriams mürrische Haushälterin Velma (Agnes Moorehead) ist Miriam gegenüber von Anfang an misstrauisch eingestellt. (Die Nacht der lebenden Texte)

Tja, und schon bald passieren eigenartige Dinge im Haus, die Charlottes geistiger Gesundheit eher nicht zuträglich sind. Doch es zeigt sich, dass die Ereignisse der Vergangenheit auch für die Gegenwart von entscheidender Bedeutung sind? Was also war 1927 tatsächlich passiert?

Nun, zunächst handelte es sich um eine Bluttat, die unerwartet grafisch gezeigt wird. Entscheidender ist freilich die fehlende Kommunikation in der Familie: Während Sam Hollis davon ausging, dass tatsächlich Charlotte die Mörderin war, ging diese wiederum davon aus, dass ihr Vater die Tat beging. Ein Schock, von dem sie sich nie erholte und eine Tat, an der sie sich schuldig fühlte. Soviel sei verraten: Der Ablauf war ganz anders, und Charlottes vulnerabler Zustand kommt manchen Personen ganz gelegen...

Gelungenes Psycho-Thriller-Drama im Südstaatenambiente, wobei ich vor Bette Davis meinen Hut ziehe, deren Charlotte einerseits die Realität längst verlassen hat, und die dennoch noch immer die Autorität von Geld und Macht verströmt, dass der Sheriff gar ihr das Gewehr lässt, mit dem sie dem Bautrupp entgegentrat. Sollte man gesehen haben.


PS: Louisiana 1927? Familie Hollis wird doch nicht etwa auf einem der 7 Tore zur Hölle gebaut haben? :pfeif:
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
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