Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

GRUFT DER VAMPIRE (1970)
Sonntag, 18. Mai, 11:30 Uhr im Metropolis auf dem wunderbaren Monster machen mobil 5 Festival.
Im halbvollen Kino nach launiger Ansage und wunderbarem Trailer gab es Hammerhorror.
Regie: Roy Ward Baker, Musik: Harry Robinson, Darsteller: Ingrid Pitt, Peter Cushing, Pippa Steele, Madeline Smith, Kate O'Mara, Joe Finch, George Cole, Ferdy Mayne
Der sogenannte erste Teil der "Karnstein"-Trilogie, also der drei Filme von Hammer, die lose auf die wunderbare Carmilla-Kurzgeschichte von Sheridan LeFanu basieren. Und diese Verfilmung hier ist die einzige, die wirklich viel mit ebendieser Geschichte zu tun hat.
Frühes 19. Jhdt., Mircalla/Carmilla/Marcilla zieht von Adelshaus zu Adelshaus, schleicht sich als Freundin der Töchter ein, zieht diese (und andere....) in ihren Bann und saugt sie aus. Rächende Vampirjäger und aufmerksame Butler bereiten dem Spuk ein Ende.
Ein eher herkömmlicher Grusler aus dem Hause Hammer, mit vielen regulares: Ingrid Pitt, Peter Cushing, Roy Ward Baker, Harry Robinson. Aber ein herkömmlicher heißt hier halt auch: sehr atmosphärisch, sehr gut gespielt, gut gefilmt und eben gute Musik. Es gibt aufregenderes, aber ich fühle mich bei diesen auch sehr wohl.
Und es heißt in diesem Film auch viel angedeutete spekulative, meist lesbische Sexualität.
Ein schöner Sonntag-Morgen-Film.
Übrigens der einzige, der in Co-Produktion mit AIP (siehe Corman) entstand, vielleicht daher konventioneller und zurückhaltender, aber auch nicht so erfolgreich, so dass die Co-Produktionen gleich wieder eingestellt wurden.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Im Anschluss an obigen gab es
DIE DREI SUPERMÄNNER RÄUMEN AUF (1967)
Regie: Frank Kramer (Gianfranco Paolini), Darsteller: Tony Kendall, Brad Harris, Aldo Canti, Jochen Brockmann, Sabine Sun, Bettina Busch, Giuseppe Mattei, Carlo Tamberlani, Evi Rigano, Friedrich Joloff.
Story: Der FBI ist einem Falschgeldring auf der Spur, da dieser sich aber in einer Botschaft verschanzt, erschleicht sich ein Agent das Vertrauen zweier Supereinbrecher, um da reinzukommen. Eigentlich geht es aber um eine Dupliziermaschine, mit der ein Wissenschaftler die Welt undsoweiter.
UNGLAUBLICHER BUDDY MOVIE.
Die einzelnen Szenen der beiden Supermänner sind unglaublich, wie sie einbrechen, rumhüpfen, den Kugeln ausweichen. Auch warum sie überhaupt die lustigen Superhelden-typischen Klamotten tragen und wie sie auch Brad (Harris), den eingeschleusten FBI-Mann, dazu bringen, ebensolches anzuziehen, bleibt ungeklärt bzw. wird selbstironisch eingebaut. Dieser Film ist sich seines Trash-appeals durchaus bewusst. Also, die drei Hauptdarsteller sind unglaublich gut zusammen eingespielt. Auch wenn Nick nur Schööön und Klasthe sagen kann. Und Brad gerne seinen Oberkörper zeigt.
Als Thriller funktioniert er durchaus auch, trotz der an sich straighten, oft gesehenen Story. Also der Werbespruch "Keine Angst vor blauen Bohnen! Ein explosiver Thriller mit tollen Gags und scharfem Sex" stimmt durchaus. So sei dann auch noch mal auf die weiblichen Schauspielerinnen hingewiesen.
Frank Kramer machte einen guten Job, auch wenn er uns nachher mit seiner CO-Regie im TV ein wenig die Stimmung stahl.
Die Rainer Brandt Synchro passt auf den Punkt; und für mich eine tolle Entdeckung, da ich mir bei lustigen Filmen italienischer Herkunft aus dieser Zeit oft nicht sicher bin.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

DALLAS BUYERS CLUB (2013)
im Original im CIty 46 mit vier Leuten.
Regie: Jean-Marc Valée, Darstller Matthew McConaughey, Jared Leto, Jennifer Garner, Denis O'Hare, Steve Zahn
Die Lebensgeschichte eines lebenslustigen Elektrikers Ron Woodroof aus Texas, natürlich schwerst homophob, der an AIDS erkrankt, und mit einem homosexuellen Crossdresser einen illegalen Medikamentenhandel aufzieht, um die korrupte Politik-/ Pharmaindustrie zu umgehen.
Eigentlich konventionell und routiniert heruntergedrehter BioPic mit einer zugegebenermaßen sauinteressanten Story.
Hervorragend sind, wie schon überall gelobt, die beiden Hauptdarsteller McConaughey und Leto, Jennifer Garner hingegen bleibt in ihrer Gutfrauenrolle ein wenig blass und nicht ganz nachvollziehbar. Die Musikauswahl (hey, wir sind Mitte der 80er! Kenny Rogers' Ruby, Animotion, Amanda Lear, T.Rex) natürlich super.
Insgesamt hat der Film Längen, weil der Film alle Themen, die diese Biographie so hat, auserzählen will. Und das ist dann en detail ein wenig zu viel. Aber allein das Spiel zwischen Jared Leto und Matthew Mc, und wie dieser sich dann wandelt und wie eben auch nicht, ist ungeheuer faszinierend anzusehen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

X-MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT
im ziemlich vollen Cinemaxx in D...
Regie: Bryan Singer, Darsteller: James McAvoy, Michael Fassbender, Hugh Jackman, Patrick Stewart, Jennifer Lawrence, Ian McKellen, Nicholas Hoult, Evan Peters, Ellen Page, Peter Dinklage, Halle Berry, Shawn Ashmore, Lucas Till, Booboo Stewart, Daniel Cudmore, Omar Sy, Fan Bingbing, Musik: John Ottman
"Treffen der Generationen" im Marvel-Kosmos.
2023 ist die Welt düster, die Roboter Sentinels haben nicht nur fast alle Mutanten, sondern auch alle anderen, so scheint es, untergejocht. Irgendwie sind wir ja sowieso alles Mutanten, wenn ich meinen Darwin richtig gelesen hab. Egal.
Ein kleiner Haufen Mutanten, inklusive unsrer Lieblinge Captain Picard und Gandalf, trifft sich und schickt Wolverine zurück in seinen alten Körper, um den jungen Xavier und Magneto dazu zu bringen, Mystique davon abzuhalten, den Erfinder der Sentinels umzubringen.
So weit, so kompliziert (und, wie es bei Zeitreisen halt so üblich ist, mit Logiklöchern & -fehlern, mit Prisen vom Anachronismus).
Aber: tolle Action (vor allem Jennifer Lawrence), und ein ganz groß aufspielender Cast, vor allem die vier: Jackman, Fassbender, McAvoy, Nicholas Hoult. Von den alten sehen wir weniger, was einem ja im Falle von Halle Berry freut.
Singer macht alles richtig, er bringt was für die Marvel-Nerds (der faszinierende Quicksilver-Auftritt) und neben der schon erwähnten rasant gespielten und geschnittenen Action und eben dem Hauptcast, ein prima geschnittenes, mit guter Musik unterlegtes, glänzend bis in die Nebenrollen gespieltes Stück Popcorn - Kino, der sich dann wohl in die anderen Marvelfilmwelt einordnen kann.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

THE LEGEND OF KASPAR HAUSER (2013)
Regie: Davide Manuli, Darsteller: Vincent Gallo, Silvia Calderoni, Claudia Gerini, Elisa Sednaoi, Musik: Vitalic

In der rühmlichen Reihe weird xperience :-) am Donnerstag, den 26.6., nach einem Länderspiel mit deutscher Beteiligung und trotzdem okay gefüllt.

Ein androgyn und modern aussehender Mensch mit den Worten Kaspar Hauser auf die Brust geschrieben wird an einem Mittelmeerstrand gespült. Der Sheriff (drogenahängig) sammelt ihn auf, nachdem er schon auf ihn gewartet hat, nimmt ihn bei sich in einem Käfig auf, und zeigt ihm das DJ-Handwerk.

Klingt strange und ist es auch, wir sind hier in einem experimentell anmutenden Film über die berühmte Legende. Gedreht in schwarz/weiß (und im original auf 35mm) mit dem herrlichen Mittelmeerlicht wird das ganze anekdotisch erzählt, so erfahren wir auch interessantes aus dem Leben des Sheriffs und seinem Dealer, beide genial gespielt von Vincent Gallo.

Es wirkt auch oft wie ein aktuelles Theaterstück, mit den original-Motiven und Themen der Kaspar Hauser Geschichte wird assoziativ umgeggangen, dass aber sehr genau.
Es bleibt Platz für Rätselhaftes und Surreales, beinah Improvisiertes.
Gute Schauspielleistungen; wenn ihr mal in Rom im Theater seid, achtet auf Sylvia Calderoni, die hier den Hauser spielt. Auch Elisa Sednaoui (ein bekanntes Modell) als Hure und die tolle Claudia Gerini als Gräfin machen ihre Sache gut.

Die Musik ist natürlich bei der Story ganz wichtig. Vitalic (eigentlich: Pascal Arbez-Nicolas) ist auf DJ Hells Label beheimatet, aber da einer der herausragender Künstler. Was er hier abliefert, ist wirklich ganz weit vorn.
Unter anderem wegen der elektronischen Musik wurde ich an die Filme Quentin Dupieux erinnert, auch am Grad des Surrealismusses, obschon eine ganz andere Art von Humor immanent ist.
Teils erinnerte mich Szenen an Bergman, ich weiß nicht genau, warum; vielleicht das Zusammenfallen von schwarz/weiß, symbolhafter Figurenkonstellationen und ihrem Befinden im Raum. Hm.

Alles in allem interessantes aus dem Hause Kunst, ansehen!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

28.7.14, City46, THE FANTASTIC MR. FOX (2009), 20:30 Uhr, 15 Leute.
Regie: Wes Anderson, Stimmen: George Clooney, Meryl Streep, Jason Schwartzman, Bill Murray, Jarvis Cocker, Owen Wilson, Willem Dafoe, Adrian Brody, Michael Gambon, Musik: Alexandre Desplat
Stop Motion Animationsfilm nach einem Buch von Roald Dahl.
Ein Fuchs ist gelangweilt von seinem spiessigen Leben als Zeitungskolumnist und würde gern wie früher auf Hühnerjagd gehen. Er plant das eine große Ding.
Aus Dahls kurzer Geschichte macht Anderson einen großen Film. Mit seinen üblichen Mitstreitern, in den Hauptrollen aber zwei unübliche (Clooney, Streep) Sprecher, ist das sehr abwechslungseich und vom Style her wechselnd, animiert.
Die Story wird schön, fast märchenhaft und leicht realitätsverschoben (wie es im Anderson-Kosmos halt so ist).
Die Sprecher (OmU geguckt) sind wirklich hervorragend, Clooney spricht schnell und überdreht und angeberisch und charmant; Streep bestimmend oder zuckersüß oder beides zugleich. Schwartzman als Teenager und BIll Murray al Dachs eine Macht.
Die Musik von Desplat wieder toll (obwohl die Songauswahl dann doch manchmal ein wenig platt war), der Auftitt von Jarvis Cocker besser als vieles von Pulp.
Und wie sich die Story dreht und rasant dahinrast, atemberaubend! Soo viele Ideen, so schöne skurile Szenen, so hübsche Anspielungen. Und gleichzeitig ein Film über Freundschaft, Nachbarschaft, Verantwortung, Selbsterkenntnis, Erwachsenwerden, rassistische Vorurteile ("Du bist ein Dachs was kannst du am besten? Bomben bauen.") und natürlich Liebe!
Danke, Wes!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

PLANET DER AFFEN: REVOLUTION (2014) 3D im Cinemaxx um 14 Uhr am kalten Sommersonntag mit circa 30 Leuten
Regie: Matt Reeves, Menschendarsteller: Jason Clarke, Gary Oldma, Keri Russell, Kodi Smit-McPhee, Affenvorlagen: Andy Serkis, Toby Kebbell, Nick Thurston, Terry Notary, Karin Konoval; Musik: Michael Giacchino

Die Affen sind los, bzw. die Menschen weg. Nachdem am Ende des vorherigen Teils die Affengrippe die Menschheit drastisch reduzierte, haben sichs die Affen unter Caesar im Wald bei San Franzisko gemütlich gemacht und Jagen und Leben friedlich zusammen. Irgendwann treffen sie doch auf Menschen, die durch den Wald kommen, es kommt zu einem toten Affen und allgemeinen Mistrauen. Die Menschen nämlich leben noch in San Franzisko, aber der Sprit für die Generatoren geht aus und jetzt müssen sie durch den Wald, um einen Stausse als Stromlieferanten neu anzuschmeißen. Lapidar wird gesagt, dass die Atomkraftwerke nicht mehr funktionieren. Was wohl noch so herumstrahlt? Naja, das erklärt vielleicht einige Handlungsweisen...
Die Affen finden das allgemein nicht so prall, doch Affenkönig Caesar gibt den Menschen um Malcolm einen Vertrauensvorschuß für ein paar Tage, damit sie das in der Zeit hinbekommen. Das läuft natürlich nicht so glatt.
In der Stadt hingegen werden fröhlich Waffen gesammelt, um für einen eventuellen Überfall auf ode von den Affen gerüstet zu sein... Und dann eben Revolution.
Das ist so vorhersehbar und lahm, wie es klingt. Die Charaktere sind so und handeln so, wie man es schon langer nicht mehr so schlicht und undifferenziert gesehen hat. Also, das Drehbuch ist schon mal nix. Die Schauspieler haben da dann auch keine Chance mit ihren simplen Geschichten zu glänzen. Es scheint so, als hätte zB Gary Oldman eine größere Rolle mal gehabt, jetzt hat er ein paar Auftritte, die zwar wichtig, aber so unmotiviert sind, dass es nach Schmierenchangieren aussieht. Tja, denkt man sich, vielleicht reißen es ja die Affen raus. Aber die sind halt nur wie etwas dümmliche Menschen dargestellt, mit der selben Mimik, den selben moralischen Problemen und den selben Lösungsansätzen. Apropos Animationen, nebenbei, die sind zwar hübsch, aber jetzt auch nicht so der Überbringer: die Affen sind halt allzu sauber in ihrem Naturleben, der Bär am Anfang wirkt wie schlecht hineinkopiert, und das 3D eh unnötig, da ja meist moralisiert und abgewägt wird.
Apropos moralisiert: Genaugenommen ist das auch noch ein mieser fieser Propagandafilm; das war der Punkt, an dem ich mich auch noch ärgern mußte. Hier wird eine heteronormale Familienwirklichkeit als einzige Lösung in jeder Gesellschaft vorgegeben, die Todestrafe mal so eben unterstützt, gute starke Männerführer werden jegliche anderer fortschritlicher Gesellschaftsformen bevorzugt. Und dies alles in Dialogen, die wirklich schlimm sind, oder halt manchmal unfreiwillig komisch. (Ich wollte gar nicht glauben, dass der Film von Matt Reeves ist).
Was läßt sich Gutes sagen? Die Musik ist wirklich hervorragend, Michael Giacchino macht das sehr atmosphärisch, ich würde gerne mal ein Horrorfilm von ihm vertont sehen und hören. Die Bauten waren auch gut, sowohl die Affenstadt als auch Frisko. Und es gab genau eine Szene, die mich übezeugte, und die ein wenig die Propaganda fast hochnimmt, nämlich als ein Affe sich die alten Zirkus-Affenklischees zu Nutze macht.
Also zitiere ich mal Dietmar Dath: Alles Banane und empfehle dieses Video:
[BBvideo 425,350][/BBvideo]

PS: Ähnlich in der Story, aber besser in der Umsetzung, ist dieser Klassiker:
[BBvideo 425,350][/BBvideo]
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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Nostalgisches Wanderkino:
Charlie Chaplin: Der Vagabund
Tilo Baumgärtel: Der Trinker
Hans Richter: Every Day
Tilo Baumgärtel: Krieg und Frieden
Buster Keaton: Cops
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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cinemaxx, 20:30, 26.8.14, relativ voll:
LUCY (2014)
kritik folgt....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu hat geschrieben:Nostalgisches Wanderkino:
Charlie Chaplin: Der Vagabund
Tilo Baumgärtel: Der Trinker
Hans Richter: Every Day
Tilo Baumgärtel: Krieg und Frieden
Buster Keaton: Cops
Situation:
Auf eine Wiese an der Wiese bei einem Bürgerhaus steht ein rotes, großes Auto, an der Seite mit einer großen Leinwand, irgendwo ein Beamer, der uns Stummfilme zeigen wird. Dazu zwei Musiker, E-Piano und Geige.
Gut gefüllt und zum Gück allseits mit Decken eingehüllt war das eher ältere Publikum gespannt, so wie ich.
Zu erst gab es als Einstieg Der Vagabund (1916) von und mit Charlie Chaplin. Der Anfang als Strassenmusikant mit den kleinen Gaunereien in einer Kneipe inklusive Hauerei und Verfolgungsjagd noch ganz groß, später, als er das Mädchen vom fahrenden Volk kennenlernt ein wenig allzu klischeeig, aber auch hier, wie im ganzen Film, sind sein Timing und seine komischen Slapstick-Ideen natürlich toll. Interessant zu sehen, wie das ältere gutbürgerliche Publikum die fiesen Peitschenszenen zwischen Zigeunerchef und Mädchen (das ja von den Zigeunern im Kindesalter entführt wurde) und die "Hexen"-Szenen mit Fröhlichkeit goutieren.
Dann der erste von zwei Tilo Baumgärtel Filmen, zu denen es eine kurze Einführung gab. Baumgärtel kommt aus dem Umfeld der "Neuen Leipziger Schule" um Künstler wie Neo Rauch und produzierte für eine mutige Bühne in Leipzig (die es so leider nciht mehr gibt) zu Theaterstücke animierte Stummfilme.
"Der Trinker" nach Hans Fallada (empfehlenswertes Buch) wurde hier mit einem schönen Rund-um-Blick eines Betrunkenen bebildert, also die Kamera fährt immer im Kreis, man sieht fieses und wiederkehrendes und surreales. Das ist sehr gut animiert und gut erzählt.
Dann Hans Richters "Every Day".
Hans Richter, ein Künstler aus dem Dada - Umfeld Zürichs, später De Stijl und Konstruktivist. Aus dieser Zeit auch der Film. Er montiert hier sozusagen den Tagesablauf des Menschen mit paralell gezeigten Bildern, Beine, die aufstehen, Weg zur Arbeit, Strassenpolizsten, Arbeitsabläufe in der Produktion und im Büro, Essen, Freizeitvergnügen, Schlafengehen. Dies macht er häufiger hintereinander und immer schneller geschnitten, schneidet auch dokumenarisches hinein, wie zum Beispiel Kriegsbilder. Mit dabei laut Abspann Sergej Eisenstein (der hier einen Polizisten darstellt) und Hans Arp. Das ist alles sehr intelligent konstruiert und geschnitten und macht wirklich Spaß anzusehen. Hier ist auch die Musik der beiden Musikanten hervorragend gewesen, die ich mir so sofort auf Single kaufen würde.
Dann der zweite Baumgärtel des Abends "Krieg und Frieden" nach Tolstoi. Hm, hier ist nichts von dem gelungen, was im anderen Film noch so gut funktionierte. Schade, vielleicht funktionierte das im Theaterzusammenhang.
Dann, und der Rest des Publikums atmete auf, die hatten wohl eher so eine Slapstick-Revue erwartet, einen Buster Keaton Klassiker: COPS (1922), in dem bis zu 100 Polizisten Keaton verfolgen, ansonsten folgt der Film ein wenig einer Hans im Glück plus Bauernschläue Dramaturgie. Das alles ist voller großartiger Einfälle und tollem Timing, vom kleien Witz zum großen Slapstick!
Alles in allem toller Abend, wenn auch saukalt, trotz August. Die Musik war gut, passend bis wie erwähnt sehr toll.
Geht mal hin, die machen auch abgefahrerenes, wie Nosferatu auf dem Friedhof zigen!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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