Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

da Snowpiercer bereits um 14:45 ausverkauft war, und ich schon am morgen von einem Bremer Kinostart erfuhr, wurde um disponiert, Pause verschoben und um 17 Uhr ging es in
THE RETURNED
Kanada/Spanien 2013, R: Manuel Carballo, D: Emily Hampshire, Kris Holden-Ried, Claudia Bassolsm, Shawn Doyle
Als im Inhalt "Nach einer Zombie-Invasion" las, hatte ich nichts erwartet, und sah mir den ja auch nur an, weil mir eine vierstündige PAuse dann doch zu lang war. Doch darum ging es dann wirklich:
Nach dem weltweiten Auftreten von Zombies wurde das eingedämmt und sogar für Infizierte eine Art Heilmittel gefunden, bzw. ein Serum, was den Ausbruch des Zombiseins unterdrückt. Nachteil: man muß es täglich nehmen und es wird aus Zombies gewonnen, also der Nachschub versiegt, je mehr geheilt sind.
Die behandelten werde Returned genannt, und stehen unter gesellschaftlichem Beschuß, das geht von moderaten Forderungen des Bewachens in eigenen Wohneinheite bis zu Überfällen auf Krankenhäusern, die eben diese Patienten behandeln und gewaltvollen Demos und Anti-Demos.
Unser Augenmerk wird auf ein Liebespaar in dieser Welt gelenkt. Eine Ärztin, die eben Returned behandelt und ihrem Mann, ein Musiker, bei dem wir relativ bald erfahren, dass er ein zombifizierter ist.
Die immer stärker werdende Bedrohung durch die Gesellschaft stellt ihre Liebe und ihre Freundschaft zu ihren besten Freunden auf die Probe, zwingt sie zeitweilig in die Illegalität, da die Ärztin ihre Position ausnutzt, um an das benötigte Serum zu gelangen. Irgendwann müssen die beiden sogar auf die Flucht, da alle Returned in Lager gesteckt werden sollen.
Das ist kein Horrorfilm, man sieht nur ab und zu einen Zombie, in Rückblicken der Familiengeschichte der Ärztin oder in den Erlebnissen des Ehemanns und seiner Infektion. Es ist ein Liebesdrama, mit wirklich gemeiner "Worst getting Worst"-Dramaturgie.
Besonders hervorheben möchte ich die beiden Hauptdarsteller, die das Paar spielen, in einen guten Cast stechen die noch heraus, durch die Eindringlichkeit und Glaubwürdigkeit und Hingabe, mit der sie das spielen.
Das ist nicht nur ein Liebesfilm, sondern auch ein klarer Kommentar. Zuerst fällt einem natürlich eine Ähnlichkeit zu der Behandlung mit Aids-Kranken in den 80er und 90er (und eigentlich immer noch) auf, aber auch Angriffe auf Abtreibungskliniken in den USA gehen ein durch den Kopf.
Als Allegorie auf den Umgang mit allen gesellschaftlichen Ausgegrenzten funktioniert der Film hervorragend. Wie die gesellschaftlichen Strukturen in den verschiedenen Ebenen (Poltik, Medien, Polizei, auch der scheinbar liberalen) eben diese Ausgrenzung unterstützt, wird gut dargestellt.
Technisch auch hervorragend und sehr schöne intelligente Kamera.
Anwesend war der Regisseur, der sehr sympatisch rüberkam und von den schwierigen Bedingungen der Filmarbeiten in Kanada erzählte. Schön die Story, wie er Teilen der Crew irgendwie nicht erklären konnte, dass er einen Zombifilm ohne Zombis dreht, und ihnen von Ausserirdischen erzählte....
Dann Pause und essen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

purgatorio hat geschrieben:hui, das klingt ja ersteinmal ganz gut. Da freue ich mich auf die Sichtung 8-)
Machst du noch einen Thread für den Film auf? Oder haben wir schon einen :?
ich mach hier erst mal fertig und dann mal sehen, sonst später ggg
ansonsten würde ich ja erst mal pflichtmäßig die alten empfehlen und dann den Roth. der ist echt kein muß, aber ein kann.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Nachtrag zu Green Inferno: Am Einlass standen zwei Securities in Anzügen, die einem Einbläuten, man soll ja sein Handy ausmachen. Nicht stummschalten, ausmachen!!! Und mußten sich mit einem älteren Herren dann auf einem Disput einlassen, der sowas ähnliches wie dieses sagte: "Was glaubt ihr denn, wie ich drauf bin, ich nehm doch kein Handy mit ins Kino, wo gibt es den sowas." Das gab mir die Gelegenheit mich durchzuschleichen und vor mich hinzugrinsen.....
nagut, 21:45, selber Ort,
WITCHING & BITCHING
Spanien/Frankreich 2013, R: Álex de la Iglesia, D: Mario Casas, Hugo Silva, Carmen Maura, Terele Pavez, Carolina Bang, Santiago Segura, Secun de la Rosa, Pepon Nieto, Jaime Ordonez
Eine Horrorkomödie von de la Iglesia.
Wie geht man da in den Inhalt, ein Versuch: eine Bande verkleidet als Strassenkünstle rund Maskottchen überfallen ein Leihhaus, klauen Eheringe, zwei schaffen die Flucht inklusive des Sohnes des einen, entführen dabei ein Taxi inklusive Fahrer und Fahrgast. Verfolgt von der Mutter und zweier Polizisten kommen sie in ein Dorf voller Hexen. Und dann fängt der Film wirklich an....
Ihr seht schon, hier wird auf die Kacke gehauen. Schon im Vorspann werden neben Darstellungen von Hexen in der Kunst vom Mittelalter bis heute auch Fotos von bekannten Frauen gezeigt, Leni Riefenstahl, Eva Braun, Angela Merkel, Maggie Thatcher... Und es gibt so viele schöne Einfälle, sowohl handlungsbezogen als auch visuell, ich will hier aber nix verraten, unglaublich....
Im Grunde ist es ein Film über die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau, bzw. wie die Menschen diese Unterschiede wahrnehmen und damit umgehen, sich danach richten und eben schwere Probleme damit haben, obwohl eben diese Unterschiede alle leidlich durchschaubar konstruiert sind.
Eine herrliche Komödie mit einem ausgesucht exzellentem Cast, ich möchte hier nicht mal eine Maura oder einen SIlva herausheben, hier wird wirklich bis in die Statisten hervorragend gespielt. Das Tempo ist sehr sehr hoch. Das ist bei einer Sichtung im Kino OmenlU bei den Dialoglastigen teilen (die doch immer wieder stark drin sind) ein wenig schade für Spanisch-Nichtmächtige. Und was da alles in diesem Tempo passiert, man starrt mit offenen Mund auf die Leinwand, wenn man nicht grade lachen muß. So gar Gott tritt auf, ein riesiges She-God-Monster. Schön, wie hier die gesellschaftlichen Definitonen der Geschlechter aufs Korn genommen werden. Auch in so Kleinigkeiten, wie dadurch, dass in dem Hexenzirkel, in dem natürlich nur Frauen sein dürfen (abgesehn von einem irren Helfer-Unikum) auch ganz klar zwei Transexuelle oder Crossdresser sind. Wer sich als Frau definiert, ist eine.
Erreicht insgesamt nicht die Tiefe eines MAD CIRCUS, ist aber durchgedrehte Komödie und Groteske par excellence.
Alex de la Iglesia in Spanien gedreht? Immer ein MUSS!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben:Erreicht insgesamt nicht die Tiefe eines MAD CIRCUS, ist aber durchgedrehte Komödie und Groteske par excellence.
Alex de la Iglesia in Spanien gedreht? Immer ein MUSS!
Klingt ganz hervorragend, ich freu mich drauf!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
purgatorio
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von purgatorio »

karlAbundzu hat geschrieben:
purgatorio hat geschrieben:hui, das klingt ja ersteinmal ganz gut. Da freue ich mich auf die Sichtung 8-)
Machst du noch einen Thread für den Film auf? Oder haben wir schon einen :?
ich mach hier erst mal fertig und dann mal sehen, sonst später ggg
ansonsten würde ich ja erst mal pflichtmäßig die alten empfehlen und dann den Roth. der ist echt kein muß, aber ein kann.
ich hab das mal übernommen :nick:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

die nett kuratierte Reihe DIE ZWEITE CHANCE ist gut für mich, auch wenn ich es oft schaffe, die Filme noch einmal zu verpassen, vorgestern (am Samstag, den 7.4.2014 um 20:30) aber nicht. Mit 10 anderen Gästen sah ich
DER SCHAUM DER TAGE (2014)
Regie: Michel Gondry. Mit: Audrey Tautou, Romain Duris, Omar Sy, Gad Elmaleh.
Story: Eigentlich eine recht simple, normale, traurige Liebesgeschichte. Love Story ist gar nicht so weit entfernt (also storymäßig). Aber die Vorlage ist ja von Boris Vian (Notiz an alle: unbedingt mal lesen). Deswegen ist es voll mit Absurditäten, Surrealem und Unglaublichen und auch Satirischem.
Also: Der vermögende Colin sieht seine besten Freunde in schönen Beziehungen und will auch eine, lernt auf einer Party eine hübsche, angenehme Frau (Audry Toutou) kennen, datet sie und sie verlieben sich, sie heiraten, irgendwann wird sie krank und er gibt sein ganzes Geld für ihre Heilung (und für einen Sarte, äh, Partre - nerdigen Freund) aus und muß dann arbeiten. Ende erzähl ich mal nicht....
Das spielt alles in einem absolut surrealen Setting, das Essen bewegt sich, Colins Freund ist auch sein Anwalt, sein Mentor und sein Koch (der je nach "Funktion" anders spricht), seine Wohnung verändert sich je nach Gemüts- oder Lebenslage. Die Türklingel hat was Schabenhaftes und läuft herum, wenn es klingelt (um nur weniges zu nennen). Sowas ist übrigens sehr sehr hübsch (Stop Motion) animiert. Die menschlichen Bewegungen sind oft unmöglich (es gibt eine tolle Tanzszene, gehört wohl zu den Top5 aller Tanszenen). Selbst die Dialoge gleiten öfter mal ins Absurde. Das ist zur straighten Story ein schöner Gegensatz. Trotzdem oder gerade deswegen sind die Sympathiewerte mit allen Charakteren sehr hoch und man fühlt die Liebe, die Freude und auch die Angst und die Traurigkeit mit.
Die technische Crew ist auch weit vorn: das Produktionsdesign, die Bauten, das Licht, die Kamera passen hervorragend zusammen, ebenso die Musik.
Die Schauspieler sind sehr passend besetzt, zu Audrey Toutou muß ich wohl nix schreiben, mit Romain Duris gibt sie wohl eins der schönsten Pare seit langem ab.
Die Nebenstory um seinen besten Freund und dessen Freundin wird ein wenig stiefmütterlich behandelt, bzw. ist ab und an (und im Laufe des Filmes immer weniger) sehr wichtig und wird schön und genauso surreal ausgespielt, und taucht dann eine zeitlang gar nicht mehr auf, so dass es am Ende so wirkt, als wäre es nur noch schnell wegerzählt, als wäre es ihnen kurz vorm Ende aufgefallen, dass sie da noch was berichten müssen. Daher sehr sprunghaft und zum Ende unmotiviert.
Mir hat er jedenfalls gefallen und ich freu mich, ihn OmU gesehen zu haben, obwohl ich des Französischen absolut unmächtig bin, aber einzelne Sätze waren in englisch, die Sprechweisen des Anwalts/Mentors/Koch Colins veränderten sich soagr in einem für mich auffäligen Tonfall und wenn Audrey Toutou "tout, tout, tout" sagt, ists einfach schön. Oder verzweifelt.
Gondry hat mich ja schon oft begeistert (Be Kind Rewind, Vergiss mein nicht, Science of Sleep) und nur bei Grren Hornet hab ich seine Handschrift vermißt (ok war der trotzdem). Die anderen muß ich mir also auch noch ansehen.
Die Videos von ihm (u.a. Björk) sind auch sehenswert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

am 9.4.14, Do um 21:15 in der großen Schauburg, 30 Leute da
SNOWPIERCER (2013)
R: Bong Joon-Ho, D: Jamie Bell, Chris Evans, Song Kang-Ho, Ko Ah-Seong, Ed Harris, Tilda Swinton, John Hurt, Octavia Spencer, Ewen Bremner, M: Marcuo Beltrami
Lage: Die Menschen haben eine Idee, die globale Erwärmung zu stoppen, die geht aber gründlich schief und es wird eisekalt auf dem Planeten und alles liegt in Schnee und Eis. Die letzten Überlebenden der Menschheit sitzen in einem langen dahinrasenden Zug rund um die Welt, der niemals stoppt.
Story: Im Zug herrscht ein Klassensystem, diktatorisch regiert vom Zugerfinder und - führer. Einige der hinten lebenden Menschen reicht es und sie wollen revoltieren und sich nach vorne kämpfen, im Film folgen wir diesen Bemühungen des sich nach vorne Bewegens.
Revoltenführer ist Curtis, dargestellt von Chris Evans, mir bisher nur bekannt als Cpt. Amerika und der menschlichen Flamme, beides schlechte Superhelden-Flix, bei denen er auch nicht besonders positiv auffiel. Hier hingegen meistert er seine Sache hervorragend. Wie er sich von einem Zweifelnden, dann Überzeugten, dann Wütenden und dann Enttäuschten und gleichzeitig Entschlossenen verändert mit allen Zwischentönen, ist sehr überzeugend. Und da wir als Zuschauer meist auf seiner Höhe im Zug sind, trägt das schon Mal den Film. Begleitet wird er vom drogensüchtigen Türenöffner, gespielt von Song Kang-Ho, der mich schon in THE GOOD THE BAD THE WEIRD als eben the Weird begeisterte. Der spielt körperlich, überzeugend in seiner Reduktion, sein Minenspiel sehr minimal und doch spürt man, dass hinter jedem seinen Blick mehr steckt. Der nimmt natürlich seine Tochter mit, Ko Ah-Seong spielt diese, auch aufregend und überzeugend zwischen Drogen, Klar- und Hellsicht.
Die andern supporting actors haben ihre Rolle und spielen sie gewohnt gut. Besonders hervorzuheben Tilda Swinton, die ihre groteske Ministerin so herrlich am Rande des Surrealen spielt, ist herrlich und sorgt für weitere unglaubliche Momente im Film.
Wo wir gerade beim Lobhudeln sind: Marco Beltrami interessiert mich immer mehr, tolle Musik mal wieder.
Kamera, Bauten , Farben, die Dystopische Eisfeld um den Zug, der unglaublich ausgestattete Zug zwischen Steampunk, Märchenfilm und Enterprise ist allein schon eine lange Betrachtung wert. Jedes einzelne Abteil fast ein eigener Kurzfilm. Und alles so detailreich und genau.
Denn im Prinzip befinden wir uns hier in einem leicht zu entschlüsselnden polit-kritischen Film (oder gar nicht verschlüsselten). Doch trotzdem vernachlässigt er nicht die Ansprüche an allem möglichen anderen: Die Sci Fi Freunde werden sich über die Genauigkeit der steampunkischen Technik erfreuen, es gibt heftige und blutige Kämpfe und Actionszenen, es gibt fast Gilliam-mäßige Märchenszenen, die aber auch jederzeit in Gewalt umschlagen können, es gibt philosophische Dialoge, gespielt in dunklen, fast schwarzen Umgebungen, es gibt eine weiße kalte Welt draussen, die sich aber immer wieder in Bezug zum Zug setzt. Hier wird erstaunlicherweise nichts falsch gemacht.
Auch die Erzählweise im Lauf der Revolte ist schön, man erfährt nach und nach von den Innereien und Funktionsweisen des Zuges und der Geschichte der Gesellschaft in dieser. (Vielleicht könnten manche modernen Zuschauer monieren, dass nicht alles en detail erklärt wird, aber ich bin da ja kein Freund von).
Und man wird leichthin zu der Moral geführt, der ich mich ja tatsächlich auch anfreunden kann. Gerade nach manchen antidemokratischen bzw (fast) faschistoiden aus Hollywood einfach ein Gutes Gefühl. Es nutzt halt nichts, nur Personen zu ersetzen, wenn das System faulig, menschenungerecht ist, nutzt auch ein netter Führer nichts, und dann muß man das System ändern oder halt selbst aussteigen, und wenn man nicht weiß wie, einfach mal System zum Erliegen bringen und sehen, was kommt. Ein menschenverachtendes System hat keine Existenzberechtigung.
OK, ich bringe mal noch eine kleine negative Kritik. Das Schlußbild könnte man fast zu kitschig nennen (aber ehrlich gesagt: Ich finde das nicht.).
Bisher Film des Jahres und nach dem tollen sozialkritischen Monsterfilm THE HOST wieder ein großartiges Werk Bong Joon-Hos, dass zum Glück nicht vom Weinstein verschnippelt wurde. Produziert wurde aber ja auch vom Park Chan-Wook, der ja selbt tolle Filme inszenierte.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

24. April 2014, weird xperience zeigt DIE REISE INS GLÜCK um 20.30 Uhr im City 46.
naja, um 23:00 Uhr, da das (wunderbare) Vorprogramm, Lesung oder Anekdotenerzählungen von Wenzel Storch und das Making of mit dem Titel "Cumshot im Beichtstuhl" und kleinere technische Probleme so ihre Wirkungen zeigten.
Das Making of ist sehr Empfehlenswert, gibt Einblicke in die nicht immer heile Wenzel Storch Welt, und geht vor allem über die Bauten und ein paar special effects. Für mich als ROCKO SCHAMONI Fan sowieso Pflicht, weil er den Voice-over macht.
zum Hauptfilm:
Regie: Wenzel Storch, Darsteller: Jürgen Höhne, Jasmin Harnau, Holger Müller, Jörg Buttgereit, Harry Rowohlt (Sprecher), Friedrich Schoenfelder (Sprecher), Musik: Diet Schütte

Story: Gustav rettet als Kind den unsympatischen Knuffi und muß dafür mit ihm zusammenleben. Eines Tages kommt Eva in ihr Leben und haut mit Gustav ab. Die beiden ziehen mit ihrem Schneckenschiff um die Welt. Nach Jahren wollen sie sich mit ihren Kindern zur Ruhe setzen. Vorher entdecken sie noch eine Insel, die untersucht werden will... und das ist erst der Anfang.

Wow, hier stimmt doch mal der Begriff abgefahren, um nicht zu sagen: polymorph pervers.
Die Mannschaft des Schneckenschiffes besteht aus Tieren und "ausgestorbene Eingeborene". Die Tiere werden voice-over gesprochen (der erste Offizier, ein echter Bär, von Harry Rowohlt), und die Farbigen haben einen wunderbaren Song von Max Raabe!
Bei der königlichen Inselgesellschaft in schönen Phantasie Rokoko Kostümen hüpft auch Jörg Buttgereit mit, der wohl auch bei den sfx half.
Allein die Ausstattung des Schneckenschiffs und des Schlosses. Da kann man sich stundenlang sattsehen, goldangesprühte Spaghetti-Gabeln an der Wand, hier was und dort was. In seiner Surrealität erinnert es an die 80ern Der Plan / Rainer Kirberg Filme, in seinem Humor an die besten Sachen der Titanic in den 90ern.
Alleinstehend und fast unvergleichlich ist er hier in seinen Stop Motion Animationen die wirklich toll sind. Wie zum Beispiel die dem Making of titelgebende Szene. Oder dieser Roboter. Oder die Schneemann-Orakel-Anfangsszene.
Auch interessant: Haufenweise Urinierszenen, sieht man ja sonst eher selten. Durch Wenzels Vorerzählen weiß man da auch die Inspirationsquelle. Ebenso über die Machart.
Was aber auch eine der Schwächen der Filme aufzeigt: Die Macher ließen sich von ihren spontan leiten und zimmerten dann die Story dazu, eine sich durchziehende Dramaturgie gibt es nicht so recht. Das mag auch mit der 10 Jahre langen Produktionszeit zusammenhängen. Zweite Schwäche, die meisten Tiere haben dann doch eine allzuhafte klischeeige Stimme.
Aber marginal: das macht alles so viel Spaß. Und dann noch die Erzählerstimme, die mich in selige Kinderhörspielzeiten zurückschickte.
Sowieso alles märchenhaft, aber weit weg von den ard versuchen in letzter Zeit, den alten Grimmschen Atem einzuhauchen.
Alles in allem ganz tolles Undergroundkino!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Dienstag (29.4.14), 14:20, die Sonne brennt schon den ganzen Tag, man entflieht ins Kino, zu
THE AMAZING SPIDERMAN 2: RISE OF ELECTRO 2D und ohne Pause! (2014)
Regie: Marc Webb(<hihihi), Darsteller: Andrew Garfield, Jamie Foxx, Emma Stone, Dane DeHaan, Campbell Scott, Sally Field, Paul Giamatti, Musik: Hans Zimer and the magnificent six (Michael Enzinger, Junkie XL, Andrew Kawczynski, Johnny Marr, Steve Mazzaro, Pharrell Williams)

also mit Kaffe und Eiskonfekt reingesetzt, Story:
Peter Parker, Spidey halt, rettet den Tag, macht Fotos für den Daily Bugle, und liebt Gwen Stacey. Ihrem Vater hat er aber versprochen, sie aus allen Gefahren rauszuhalten und das heißt im Prinzip, sich von ihr zu trennen. Gleichzeitig versucht er alles mögliche über seinen Vater (irgendwie nicht über seine Mutter, hm) herauszufinden und die Wege führen zu Oscorp.
Max Dillon, ein Mitarbeiter der all-evil-company Oscorp, fühlt sich übersehen und mißverstanden, fällt in ein Experiment mit genveränderten, stromproduzierten Muränen (Ich dachte, sowas machen Zitterale) und wird zum stromschluckenden Electro (der dann irgendwann an Doc Manhattan aus Watchman erinnert). Aus einer Verehrung zu Spiderman wird HASS.
Harry Osborn kommt nach Jahren zurück an das Sterbebett seines Vaters Norman, Chef von Oscorp, erfährt das er diesselbe fiese Genkrankheit wie dieser hat und braucht Spideys Blut (so meint er zumindest), um sein Leben zu retten. Da dieser es ihm nicht einfach so geben will, gibt es auc hier Zwist.
Und alles führt zusammen...
Grundsätzlich haben wir hier sehr schöne Superhelden-Spinnen-Action wenn Spidey gleich am Anfang durch NY schwingt und Gangster jagt und einfängt und dabei nciht das gestohlne Plutonium verlieren darf. Wir haben hier lustige Spinnensprüche wie in den 60er 70er 80er Comics, wir haben eine glaubhafte Schulend-Teenage-Lovestory, wir haben eine Beziehung der Stadt und ihrer Bewohner zum Spinnentyp. Und das alles ohne große Metaebene (klar, mit kleineren Gags für die Fans, Stan Lee, die alte Spidermanmelodie (bei der ich mich manchmal frage, wieviel die nur aus dem Simpsonsfilm kennen)) ohne Bindung zu den anderen Marvelverfilmungen mit ihrer größeren Metageschichten (Bis auf eine Szene im Abspann). Das ist alles straight inszeniert, das ist alles gut und glaubhaft gespielt, das passt so alles toll zusammen.
Toll besetzt auch: Jamie Foxx sowohl als kleiner Angestellter wie auch als verwirrter Obergegner brillant, Emma Stone als sehr stylishe sehr kluge sexy Love Interest überzeugt, Dane DeHaan ist wirklich strange als Kumpel und kommender Goblin, Sally Fields berührt in ihrer Tanten-/Mutterrolle.
Die Musik ist moderner und passender als von Hans Zimmer gewohnt, was an den magnificent six liegen könnte, bei der so unterschiedliche Leute wie JOHNNY MARR (THE SMITHS!!!), Junkie XL und Pharell Williams zusammenarbeiten.
Später wird der FIlm sehr sehr traurig, und auch sehr sehr rührend, das hat mich wirklich erreicht (das passiert bei nem Hollywoodfilm selten), und der Schlußkampf zwischen ihm und RHINO (auch toll in seinen kurzen Auftritten gespielt von Paul Giametti) verspricht mehr.
Dieses mehr könnte aber eine Einfügung in die restliche Marvel-Welt-Verfilmung sein. Mitten im Abspann kam iene X-Men-Szene, allerdings vollkommen ohne SPidey bezug, und die es zur Hälft auch im neuen X-Men-Trailer gab, ich bin verwirrt.
Dass er (und eigentlich auch die FF) irgendwann dazustoßen müssen, ist aber auch klar.
Nach dem Film fände ich das aber eigentlich schade, weil es gut so funktionierte. Andererseits gäbe es vielleicht auch nichts neues dan zu erzählen, wir warten ab...
Also: Popcornspaß ohne Reue, aber mit Gefühl!
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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karlAbundzu hat geschrieben:Dienstag (29.4.14), 14:20, die Sonne brennt schon den ganzen Tag, man entflieht ins Kino, zu
THE AMAZING SPIDERMAN 2: RISE OF ELECTRO 2D und ohne Pause! (2014)
Regie: Marc Webb(<hihihi), Darsteller: Andrew Garfield, Jamie Foxx, Emma Stone, Dane DeHaan, Campbell Scott, Sally Field, Paul Giamatti, Musik: Hans Zimer and the magnificent six (Michael Enzinger, Junkie XL, Andrew Kawczynski, Johnny Marr, Steve Mazzaro, Pharrell Williams)
Ist das der, dessen Trailer ich vor "Stromberg - Der Film" gesehen habe und der aussah wie ein Videospiel?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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