bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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buxtebrawler
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bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Dann werd ich auch mal ein wenig.

Soweit nicht anders angegeben, stammen die als solche hervorgehobenen Inhaltsangaben aus der OFDb; das Bild verlinkt jeweils zum entsprechenden Filmeintrag.

Es hat sich seit Weihnachten einiges angesammelt, also auf geht's:

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The Texas Chainsaw Massacre
Es beginnt als idyllischer Sommerausflug. Die vier gutgelaunten jungen Menschen in ihrem Auto ahnen noch nicht, daß dieser freundliche schöne Tag zum entsetzlichsten, schrecklichsten und letzten ihres Lebens wird. Als ihnen in einer einsamen Gegend das Benzin ausgeht - ganz in der Nähe eines alten Schlachthofs - nimmt ihr grauenvolles Schicksal seinen Lauf...
Lose basierend auf dem Fall des perversen, zurückgebliebenen Frauenmörders Ed Gein schufen Tobe Hooper und sein Team 1974 mit begrenzten finanziellen und technischen Mitteln, aber hartgesottenen und engagierten Schauspielern einen verstörenden Horrorfilm mit satirischen (allerdings wenig komödiantischen) Elementen, der das Idealbild der US-amerikanischen Familie und die Hinterwäldler in den Südstaaten gleichermaßen aufs Korn nimmt. Ohne sonderlich viel Blut zu verspritzen und unter gänzlichem Verzicht auf Splattereffekte schafft „The Texas Chainsaw Massacre“ eine morbide, unbehagliche Atmosphäre und wartet mit sorgsam platzierten Schocks auf. Die detailverliebt ausstaffierten Sets, die realistische Optik des Films und nicht zuletzt die wirkungsvollen Masken, allen voran natürlich die Leatherface’, fesseln den Zuschauer, der, hat er sich erst einmal darauf eingelassen, zum ohnmächtigen Zeugen der Umtriebe der debilen, kranken texanischen Familie wird, als säße er selbst hilflos am Esstisch. Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ gilt bis heute unter Genrefans zurecht als sein bester Film und wurde wegweisend für den Horrorbereich. Ein Original eben.

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Black Christmas
Es ist Weihnachten und ein verrückter Psychopath macht sich daran, eine Mädchenverbindung auf grausame Weise zu triezen. Angefangen mit höchst obszönen Anrufen wird aus dem Treiben bald blutiger Ernst und ein Mädel nach dem Anderen verschwindet spurlos. Lieutenant Kenneth Fuller steht vor einem Rätsel, das er anscheinend nur zusammen mit Jessica Bradford, einem weiteren Mitglied der Mädchenverbindung, lösen kann. Doch bis es soweit ist, sollen dem mysteriösen Killer noch einige Opfer in die Hände fallen...
Wow. Atmosphärisch unheimlich dichter Psycho-/Horror-Thriller aus dem Jahre 1974, der als Vorreiter der später mit "Halloween" einsetzenden Slasher-Welle betrachtet werden kann. Richtig schön böser Weihnachtsfilm, intelligent gemacht und spannend inszeniert. Klassiker!

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Burning Moon
Der psychisch kranke Peter verbringt - im Heroinrausch - den Abend damit, seiner Schwester Gruselgeschichten vorzulesen. In zwei kurzen Episoden erzählt er seine schrecklichsten Vorstellungen vom Massenmörder bis hin zum Satanspriester...
Olaf Ittenbachs zweiter Amateur-Splatterfilm, erschienen 1992. Und „Amateuer“ heißt hier natürlich auch richtig „Amateur“, wir bekommen also (bayrische) Laiendarsteller inkl. Olaf höchstpersönlich zu sehen, eine unpassende, unfreiwillig komische Synchro und – natürlich Gesplattere, Gekröse und Gematsche vom Derbsten und so selbstzweckhaft wie nur irgend möglich (zumindest solange von Filmen ausgegangen wird, die wenigstens ansatzweise noch über so etwas wie eine Handlung verfügen). Eingebettet in eine Rahmenhandlung werden zwei Episoden präsentiert, von denen die erste sehr platt ist, für die zweite aber schon mehr an der Geschichte gefeilt wurde und bisweilen sogar Atmosphäre, aber auch die eine oder andere Länge aufkommen. Doch spätestens, wenn Ittenbach wieder in die Trickkiste greift und puren Sadismus eindrucksvoll handgemacht umsetzt, z.B. in einer auf mehrere Minuten ausgedehnten dialogfreien Vision der Hölle, feixt der Gorehound, staunt der Laie, wundert sich der Fachmann und fällt die Omma in Ohnmacht. Macht Laune und ist viel besser als der ganze andere Amateur-Quatsch von gewissen deutschen „Filmemachern“ ...

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Planet des Schreckens
Eine Raumschiffbesatzung erleidet auf einem fernen Planeten Schiffbruch und sieht sich den fürchterlichsten Monstren ausgesetzt. Die einzige Rettung scheint im Inneren einer gigantischen Pyramide zu finden zu sein, doch hier erwartet die Überlebenden auch eine Erklärung für das mörderische Treiben.
„Da war nichts, was uns Anlass zur Besorgnis gegeben hätte. Nichts, gar nicht. Außer diesen verdammten Wurmlöchern. Ich hasse Würmer!“

Von Roger Corman produzierter Sci-Fi-Horror aus dem Jahre 1980, der sich natürlich deutlich am überaus erfolgreichen „Alien“ orientiert, aber auch eigene Ideen vorweisen kann – die gehen allerdings im Hinblick auf die Handlung in dieser Mischung aus hochwertigem Effekt-Spektakel und trashigem Flair etwas unter. Wer Lust auf düstere Science-Fiction-Atmosphäre, tolles Creature Design und kreative Effekte, also eine durchaus, von seltsam rotleuchtenden Köpfen mal abgesehen, beeindruckende Optik hat, für die kein Geringerer als James Cameron mitverantwortlich zeichnet, und idealerweise auch noch Spaß hat, wenn mit ernster Miene bisweilen eigenartige Dialoge geführt werden, macht mit „Planet des Schreckens“ nichts falsch. Erwähnenswert vielleicht noch, dass Robert Englund alias Freddy Krueger mit von der Partie ist. Kurzweiliges und höchst unterhaltsames Filmvergnügen!

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P2 - Schreie im Parkhaus
Es ist Heiligabend und Angela (Rachel Nichols) sitzt auch heute wie so oft lange in ihrem Büro, um alle anfallenden Arbeiten zu erledigen, obwohl sie bei ihrer Familie zum Essen eingeladen ist. Nachdem sie spätabends endlich fertig und mit dem Nachtwächter Karl (Philip Akin) nach unten in die Lobby gefahren ist, wird sie auch schon von ihrer Schwester angerufen, die befürchtet, dass sie es auch dieses Jahr wieder nicht schaffen wird. Doch Angela bestätigt, dass sie schon unterwegs und in einer halben Stunde da sei. Als sie jedoch auf dem Parkdeck P2 bei ihrem Auto ankommt und losfahren will, muss sie feststellen, dass der Wagen nicht anspringt. Alle Versuche, diese Tatsache zu ändern, scheitern - auch der Parkwächter Thomas (Wes Bentley) kann nicht helfen, weshalb sie sich ein Taxi vor den Haupteingang bestellt. Alles scheint sich nur um einige Minuten zu verzögern, doch auch das Taxi kann sie nicht erreichen, da der Eingang abgeschlossen wurde. Also macht sie sich auf den Weg zurück zu Thomas, der ihr die Tür aufschließen soll. Aber soweit kommt es nicht mehr. Hinterrücks schleicht er sich an sie, betäubt sie und kettet sie in seinem kleinen Wachraum an einen Tisch. Er will mit ihr Weihnachten feiern, da er hier unten in der Nacht nicht allein bleiben möchte...
Ich mag ja „Weihnachts-Horrorfilme“, da man mit ihnen perfekt dem alljährlichen Kitschterror entkommen, aber trotzdem die winterliche Atmosphäre genießen kann. Dazu durchaus geeignet ist „P2“ von Franck Khalfoun, erschienen 2007, der mit einer Mischung aus Psychothriller und Slasher zwar nicht sonderlich innovativ, aber grundsolide gelang und auf klaustrophobische Urängste setzt. Wer möchte schon einem irren Parkhauswächter ausgeliefert sein, der seine ganz eigenen Vorstellungen von einer besinnlichen Weihnachtsfeier hegt und sein Opfer bzw. seinen Gast nicht lange bittet? Das Parkhaus eignet sich als Set hervorragend, die Darsteller machen ihre Sache gut und ein paar blutige Effekte, die eine Jugendfreigabe in hiesigen Gefilden unmöglich machen, sind ebenfalls mit von der Partie. Natürlich hätte man das alles noch kranker, dreckiger und verstörender umsetzen können, aber als gehobene Unterhaltung für den Genrefan funktioniert „P2“ dennoch befriedigend, denn Dramaturgie und Spannung stimmen.

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Die Außerirdischen (Gesandter des Grauens)
In der Nachbarschaft zieht der seltsame Mr. Johnson (Paul Birch) ein, ein stets im Anzug gekleideter Mann, der zu jeder Zeit eine Sonnenbrille trägt. Was keiner weiß ist, daß Mr. Johnson ein Außerirdischer ist, der für seine sterbende Rasse dringend Blut sammeln muß und sich auf der Erde bedienen will. Natürlich fallen die blutleeren Opfer schon bald auf - eine neue Art von Vampir ist in der Stadt...
Klassischer Sci-Fi-Horror aus dem Jahre 1957 von Ökonomie-Filmer Roger Corman, bei dem, nicht zuletzt aufgrund der kurzen Laufzeit von nur 64 Minuten, keinerlei Längen aufkommen und der trotz oder gerade wegen der naiven, „unschuldigen“ Machart hervorragend jenen zu unterhalten weiß, der Spaß an der alten Paranoia-Thematik des Science-Fiction-Films hat, die hier mit gewissen Parallelen zum Vampirfilm verknüpft wurde. Paul Birch spielt seine Rolle überzeugend und scheint tatsächlich von einer gewissen unheimlichen Aura umgeben. Die simplen Maskeneffekte, die von seinen Augen ausgehen, verfehlen ihre Wirkung nicht und größtenteils wurde auf allzu trashige SFX verzichtet. Für den Trash-Faktor sorgen dann eher der eine oder andere Dialog und die eingangs erwähnte Naivität, denn kein Zuschauer dürfte den Amis abnehmen, dass die ein als außerirdisch überführtes Lebewesen so einfach in der Erde verbuddeln und generell überraschend unaufgeregt mit dessen Anwesenheit umgehen … Meines Erachtens ist „Gesandter des Grauens“ alias „Die Außerirdischen“ kein großer Klassiker des Genres, aber eine sich lohnende Erweiterung der Sammlung für Genre-Freunde, aufgrund des Unterhaltungswerts nicht nur aus filmhistorischer Sicht.

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Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe
Robert (Tom Schilling) arbeitet in Hamburg als Entwickler für Computerspiele und steht gemeinsam mit seinem Team, zu dem auch sein bester Freund und Mitbewohner Ole (Christian Sengewald) und seine Freundin Lorna (Julia Dietze) gehören, kurz vor der Fertigstellung eines innovativen Ego-Shooters. Bevor die chinesischen Geschäftsleute kommen, geht Robert noch mit Ole zur nahegelegenen Würstchenbude und versaut sich dabei den grauen Anzug mit Ketchup. Spontan begibt er sich zu einer nahegelegenen Reinigung und bittet die dort arbeitenden Damen um schnelle Hilfe. Normalerweise müsste er einen Tag warten, aber Monika (Maruschka Detmers) verspricht ihm, den Anzug innerhalb von zwei Stunden zu reinigen. Roberts Reaktion wirkt daraufhin etwas seltsam, aber noch kann Niemand ahnen, dass er sich gerade Hals über Kopf in die attraktive Mittvierzigerin verliebt hat...
Leander Haußmann schuf nach einer Buchvorlage von Gernot Gricksch eine herrlich unrealistische Komödie, die, im hippen Hamburg angesiedelt, sich um das Brechen gesellschaftlicher Tabus in einer Gesellschaft, die vorgibt, selbst alle Tabus gebrochen zu haben und das Brechen von Tabus sogar vereinzelt zum Lebensstil erklärt hat, dreht. Roberts Gefühle für die zwanzig Jahre ältere Monika sind im Gegensatz zur modernen Welt, der er entstammt, kein aufgezwungener „Trend“, kein Statussymbol oder Accessoire und kein Produkt eines „Retro-Lifestyles“, sondern echt. Sie symbolisieren sozusagen die Flucht aus seinem schizophrenen, unwirklichen Umfeld. Die unterschiedlichen Charaktere des Films verkörpern bisweilen stark überzeichnet den ganz normalen Wahnsinn und werden adäquat von den Schauspielern dargestellt. „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ besticht durch viel gelungene Komik, eine besonders in den Videospiel-Szenen überraschend raffinierte Optik und einen großartigen Soundtrack der Gruppe „Element Of Crime“ und lässt insbesondere durch seine satirischen Seitenhiebe nicht nur auf die Gesellschaft gängige US-„Romantic Comedy“ alt aussehen. „Unrealistisch“ schrieb ich eingangs deshalb, weil es eine Konstellation wie zwischen Robert und Monika im wirklichen Leben einfach nicht gibt – vermutlich, weil es zuwenig Roberts und Monikas gibt.

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Die Rache des Ungeheurs
Die Kreatur aus der schwarzen Lagune (siehe "Der Schrecken vom Amazonas") ist offenbar doch nicht tot. Wissenschaftler finden das Tier und verfrachten es in einen marinen Wissenschaftspark, wo sie es studieren. Das Wesen verliebt sich jedoch in eine Doktorin und ist nicht in seinem Bestreben zu stoppen, sie für sich zu gewinnen. Dazu bricht es schließlich aus...
“Hier steht etwas Umwerfendes! Der sensationellste Fund seit dem Peking-Menschen!“ –
„Hat vielleicht jemand ein Mädchen mit echten blonden Haaren entdeckt?“


Eingebettet in die Fortsetzung seines Kreaturengrusel-Klassikers „Der Schrecken vom Amazonas“ drehte Regisseur Jack Arnold 1955, also nur ein Jahr dem ersten Auftritt des Mensch/Fisch-Hybriden, eine intelligente, harsche Kritik an der wenig artgerechten Haltung und kommerziellen Ausschlachtung der Tierwelt durch den Menschen in Erlebnis-Zoos und –Aquarien, für die die wilden Wesen gequält und gedrillt werden, um sie zu domestizieren und als Unterhaltung für die Besucher verwertbar zu machen. Der Kiemenmensch hat die Angriffe aus Teil 1 anscheinend überlebt (wie genau findet hier keine Erwähnung) und wird rasch gefangen und in ein solches öffentliches Aquarium deportiert, bis es irgendwann ausbricht und Angst und Schrecken verbreitet, was es eigentlich gar nicht unbedingt beabsichtigt. Ähnlich wie bei „King Kong“ entwickelt die Kreatur zudem zarte Gefühle für die weibliche Hauptdarstellerin, gespielt von Lori Nelson. So erfreulich die Aussage dieses mit einer tragischen Note versehenen Films auch ist, der wie schon sein Vorgänger wieder mit sehenswerten Unterwasseraufnahmen punktet, so überflüssig erscheint mir die Streckung der Handlung durch die schmalzige Romanze zwischen der männlichen und der weiblichen Hauptrolle. Die dafür verwendete Spielzeit hätte man gehaltvoller nutzen können. Trotzdem gefällt auch die Fortsetzung aufgrund der bereits angesprochenen Qualitäten und der stimmungsvollen musikalischen Untermalung, die mit für die passende Atmosphäre sorgt.

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XX... Unbekannt
Irgendwo in den Weiten der schottischen Einöde bricht nahe einer Militärbasis die Erde auf und den tiefen Rissen entsteigt eine protoplasmische Kreatur, die die Fähigkeit besitzen, radioaktivem Material ihre Strahlung zu entziehen und durch sie zu wachsen. Als das Militär das Wesen endlich identifiziert hat, ist es schon fast zu spät und die Vorräte der Basis sind in großer Gefahr. Notgedrungen greift man auf einen experimentellen Plan zur Neutralisierung von Strahlung zurück.
Bei „XX… Unbekannt“ bekommen wir es mit einem britischen Sci-Fi-Grusler aus dem Jahre 1956 zu tun, der ausnahmsweise mal nicht von außerirdischen Invasoren handelt, sondern als amorphe Kreatur ein „Energiewesen“ aus der Mitte des Erdballs präsentiert, das ganz wild auf Radioaktivität ist. Naja, ganz so wild ist es dann doch wieder nicht, denn „XX… Unbekannt“ verläuft, besonders natürlich aus heutiger Sicht, recht zahm und unspektakulär – wäre da nicht das seltsame Wesen, das wohlige Erinnerungen an den „Blob“ hervorruft, der allerdings erst später das Licht der Leinwand entdecken sollte. Während sich unser irdischer Prä-Blob also über die Nuklearenergie einer Militärbasis hermacht und dabei der eine oder andere Mensch zu Schaden kommt, bekommt der Trash-Freund abstruse wissenschaftliche Dialoge, naive Vorstellungen von Kernenergie und einige logische Patzer serviert, während er recht lange darauf warten muss, das Massemonstrum einmal so richtig in Action zu erleben. Vieles bleibt nämlich angedeutet, was sich mitunter aber positiv auf den Spannungsbogen auswirkt. Dieser Film kommt ohne reaktionäre Überhöhung des Militärs aus, tritt aber bisweilen etwas zu sehr auf den Bremsklotz und wirkt dadurch wie eine etwas unspektakulär geratene Inspiration für spätere, bessere Genrefilme. Als alter „Blob“-Fan wurde ich dennoch gut unterhalten – und seien wir ehrlich: Bei derart alten Schinken werden handwerkliche und dramaturgische Schwächen doch regelmäßig durch den gewissen Trash-B-Charme wettgemacht, so auch hier.

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Bestien lauern vor Caracas
Eine Gruppe von Passagieren, die alle eine düstere Vergangenheit oder anderes auf dem Kerbholz haben, geht an Bord eines Frachtdampfers, um ihren Problemen zu entkommen. Doch das Schiff führt eine explosive Fracht, die es zum Sinken bringt, so daß sich Besatzung und Passagiere bald in der Sargasso-See gestrandet vorfinden. Dort sehen sie sich unglaublichen Gefahren, wie menschenfressendem Seetang und Riesenkrabben ausgesetzt. Und in dieser riesigen Tangsee leben auch noch die Nachfahren von spanischen Eroberern, mit denen nicht zu spaßen ist...
Aus dem britischen „Hammer“-Hause stammt diese obskure Mischung aus Abenteuer- und Fantasy-/Monster-Film, der 1968 auf das Publikum losgelassen wurde und u.a. mit Hildegard Knef als Darstellerin aufwartet. Im Prinzip ist „Bestien…“ zweigeteilt – der erste Teil geht als durchaus stimmiger, atmosphärischer Abenteuerfilm durch: Die Passagiere eines maroden Schiffes haben, wie sich nach und nach herauskristallisiert, allesamt irgendwie Dreck am Stecken und ihre Gründe, sich auf diese Weise aus dem Staub zu machen. Leider ist der Kapitän da auch nicht besser und so nehmen die Konflikte ihren Lauf. Das ist alles wirklich nett anzusehen. Doch als man in einer geheimnisvollen See strandet und „aggressivem Seetang“ begegnet, geht es steil in Richtung Fantasy-Trash mit lächerlich aussehenden Monstern, sich mit Luftballons fortbewegenden (!) Urenkeln spanischer Inquisatoren (!!) und ähnlichem Quatsch, der sehr erheiternd, aber zu keinem Zeitpunkt so recht bedrohlich oder gruselig zu wirken imstande ist. Der reißerische deutsche Titel (Originaltitel: „The Lost Continent“) wird dem Film zu keinem Zeitpunkt gerecht und weckt falsche Erwartungen. Insgesamt eine seltsame, wenig homogene Mixtur.

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Yeti, der Schneemensch
Auf der Suche nach dem Yeti begibt sich ein Expeditionsteam ins Hymalaya-Gebirge. Unter den Teilnehmern sind auch der Botaniker John Rollason und der Waffenexperte Tom Friend. Als sie ein toten Yeti finden, wollen sie diesen als Lockmittel für andere Yetis benutzen, aber das Wesen ist den Menschen um einiges voraus...
Ein Schwarz/Weiß-Klassiker aus dem britischen Hause „Hammer“ mit Peter Cushing und Forrest Tucker in den Hauptrollen. Das Expeditionsteam, das auf der Suche nach dem „abscheulichen Schneemenschen“ ist, besteht aus Männern mit ganz unterschiedlichen Intentionen. Während es dem einen um die kommerzielle Ausschlachtung des Yetis geht, hegt der andere rein wissenschaftliches Interesse. Daraus entwickeln sich natürlich die entsprechenden Konflikte. „Yeti, der Schneemensch“ ist weniger als Monster-Action-Film sondern viel mehr als nachdenkliches, recht ruhiges Abenteuer-Drama zu betrachten, das ethisch-moralische Fragen hinsichtlich menschlichen Verhaltens anderen Kreaturen gegenüber und der sich selbst zugewiesenen Rolle als „Krone der Schöpfung“ aufwirft. Die Sets sind überaus prachtvoll und atmosphärisch gelungen und die schauspielerischen Leistungen makellos. Ein schöner Wohlfühl-Film.

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Return Of The Living Zombies
Fünf Schulfreunde, darunter die junge Melissa erwecken zu Halloween versehentlich ihre Urahnin Lucinda, die an den Lebenden Rache nehmen will und die Toten aufweckt, die nicht nur die Halloweenparty der Schüler, sondern auch bald die gesamte Stadt aufmischen.
Diese weitestgehend unbekannte US-Horrorkomödie aus dem Jahre 1985 nimmt sich selbst zu keinem Zeitpunkt ernst und kann eher als Genre-Parodie á la „Return Of The Living Dead“ aufgefasst werden, ohne allerdings dessen Klasse zu erreichen. Im quietschbunten 80er-Schick wird eine Gruppe klischeebehafteter Abziehbilder von US-Teenies von Zombies, Vampiren und sogar Werwölfen malträtiert, die zum Teil harmlos sind und einfach Halloween saufend und tanzend mitfeiern, während andere böses im Schilde führen und die Kleinstadtbevölkerung zunehmend dezimieren. Der Film offenbart eine volle Breitseite albernen 80er-Kitsches und hat neben den gelungenen Masken dann und wann eine recht ungewöhnliche, aber angenehme musikalische Untermalung zu bieten, krankt aber ziemlich am unausgegorenen Drehbuch, das wirkt, als hätte man eimerweise Genreklischees zusammengekippt und kräftig durchgerührt und eine halbseidene Geschichte drumherumkonstruiert. Splatter oder Gore wird einem hier auch nicht kredenzt, weshalb mich der Subplot bestehend aus der Romanze zwischen dem Außenseiter der Teenieclique und einem bezaubernden untoten Mädchen aus den 50ern noch am meisten beeindruckt hat. Jene Szenen versprühen nämlich eine wunderbar nostalgische Retro-Atmosphäre, und das in einem Film, der aus heutiger Sicht ebenfalls durch und durch „retro“ wirkt. Fazit: Netter, kurioser Partyfilm für 80er-Jünger oder Zombie-Allesgucker.


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Das Vermächtnis des Professor Bondi
Der arme Walter Paisley (Dick Miller) wäre für sein Leben gern ein angesehener Künstler, doch leider fehlt ihm dazu jegliches Talent, was seinen Bildhauerambitionen nicht entgegen kommt. Folglich muß er seine Brötchen auch als Gehilfe und Tellerwäscher in dem Künstlercafe "Yellow Door" verdienen, wo er von Literaten, Malern und anderen Künstlern stets umgeben ist. Als er eines Nachts versehentlich die Katze seiner Vermieterin umbringt, weiß er sich nicht anders zu helfen, als sie mittels Ton und Gips in ein Kunstwerk zu verwandeln - das im Café am nächsten Tag wie eine Bombe einschlägt. Doch der Erfolg hat seine Schattenseiten, denn ein Undercover-Cop-Duo auf der Jagd nach Heroin führt schließlich zu einer ersten menschlichen Leiche, die ein noch gefeierteres Schaustück abgibt. Und plötzlich sieht sich Walter in der Lage, irgendwie noch mehr Leichen zu produzieren, damit er seinen Künstlerplatz an der Sonne behalten kann.
“Ganz schön verrückt. Ein irres Ding!“ – „Wollen Sie sie kaufen?“ – „Seh ich so blöd aus? Ich versauf lieber alles.“

Der berüchtigte US-Billigfilmer Roger Corman präsentierte 1959 seinen Film „A Bucket Of Blood“, der, um ihn künstlich zu verlängern und in Verbindung zum Wachsfigurenkabinett-Gruselklassiker „Das Kabinett des Professor Bondi“ zu setzen, vom deutschen Verleih um einen eigenartigen Prolog erweitert wurde, der aus „Walter Paisley“ kurzerhand „Walter Bondi“ macht. Allein schon deshalb ist dieser Film eigentlich sehenswert. Roger Corman verstand es aber auch, mit einfachsten Mitteln eine köstliche Satire auf nichtsnutzige, aber hochgradig eingebildete Möchtegern-Künstler umzusetzen. Jene treiben den armen, bemitleidenswerten Tropf Walter Bondi, der in einer Künstlerkneipe kellnert, in den Wahnsinn und sogar dazu, Morde zu begehen, um seine Opfer mit Ton zu überziehen und als Skulpturen zu verkaufen – wodurch ihm die Anerkennung der abgehobenen „Existentialisten“ sicher ist. Dick Miller, der die Hauptrolle des naiven Bondi spielt, beherrscht eine Mitleid erregende Mimik und die verschrobene Künstler-Bohème sorgt mit ihren Auftritten und ihrem bedeutungsschwangerem Gefasel für reichlich Komik und macht „Das Vermächtnis des Professor Bondi“ zu einem interessanten, besonders in der deutschen Fassung kuriosen Low-Budget-Kleinod mit reichlich Zeitkolorit.

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Auf U-17 ist die Hölle los
Im Jahr 1968 (damals noch die Zukunft) verschwinden in der arktischen Region nahe des Nordpols eine Reihe von Passier- und Frachtschiffen, sowie diverse U-Boote. Daraufhin entsendet die amerikanische Regierung das neueste Atom-U-Boot "Tigershark", um den mysteriösen Vorgängen auf den Grund zu gehen. Doch in den Tiefen der Arktis wartet ein krakenähnliches Monstrum auf das Boot, ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf...
“Es ist immerhin möglich, dass das oder die Wesen, die die fliegende Untertasse bedienen, keine Landwesen sind, sondern Fische, besser ausgedrückt: amphibische Wesen.“ – „Freundlicher Gedanke, dass man es nicht mit Marsmenschen, sondern Marsfischen zu tun hat.“ – „Fliegende-Untertassen-Fische – ich werd’ verrückt!“

Ein weiterer Vertreter des US-amerikanischen Science-Fiction-Horrors der 50er Jahre, der 1959 erstmals aufgeführt wurde und mit Atomkraft (in Form eines Atom-U-Boots), einem (außerirdischen) Tentakelmonstrum und dem US-Militär über die typischen Zutaten verfügt. Das fiese extraterristische Wesen ist in seiner Optik durchaus als gelungen zu bezeichnen, der Rest allerdings weniger: Die Handlung, angereichert u.a. mit einer Liebesgeschichte, wird so leidenschaftslos und unspektakulär heruntergerattert, dass tatsächlich auch bei einem Fan dieser alten Trash-Flicks wie mir bisweilen Langeweile aufkommt. (Noch) deutlicher als in anderen Filmen des Genres und der Zeit wird hier m.E. auch der politische/militärische Subtext recht reaktionärer Ausrichtung, der einem friedensbewegten Crew-Mitglied von der Notwendigkeit des Militärs überzeugen soll. Schade, aber da gibt’s wesentlich unterhaltsameren 50er-Trash.

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Die Nacht der unheimlichen Bestien
Es sollte nur eine simple Versorgungslieferung werden, die Thorne Sherman und sein Freund Griswold zu der abgelegenen Insel des Wissenschaftlers Craigis bringen sollten, doch weil ein gewalter Sturm heraufzieht, sitzen sie bald mit dem Genetiker, seiner Tochter Ann, dessen leicht versoffenen Verlobten Jerry und Craigis Kollegen Baines auf der Insel fest. Craigis und Baines versuchen dort mittels Eingriffe in das Genom von Spitzmäusen, dessen Stoffwechsel zu verändern, so daß sie nicht mehr täglich das Dreifache ihres Körpergewichts essen müssen und hofft so eine Methode zu finden, um auch den Menschen an veränderte Bedingungen anzupassen: weniger Körpergröße, weniger Nahrungsbedarf. Doch eine Testreihe ist gründlich schief gegangen und die Spitzmäuse sind zu monströser Größe angewachsen, haben den gleichen Hunger wie vorher und fressen sich dank eines Versehens von Jerry jetzt über die Insel und werden vermutlich bald auch vor den Menschen nicht mehr Halt machen. Das von den Sturmschäden gebeutelte Labor gibt den Menschen zunehmend weniger Schutz und dank einer Mutation wirkt der Biß der Viecher nun auch noch tödlich...
“Wenn wir Menschen z.B. nur halb so groß wären, würden die natürlichen Vorräte der Erde doppelt so lange reichen.“

"Die Nacht der unheimlichen Bestien", US-Science-Fiction-Horror aus dem Jahre 1959, ist ein höchst unterhaltsamer, unfreiwilliger Trashknaller vor dem Herrn. Die Menschen verkleinern, um Versorgungsprobleme zu lösen? Und zu diesem Zwecke erst einmal Spitzmäuse (!) vergrößern? Tonnen zusammenschweißen und in diesen ins Meer fliehen? Ich lach ich tot! Für die Darstellung der mutierten Spitzmäuse wurde zudem anscheinend auf Handpuppen und verkleidete Hunde zurückgegriffen … Die Darsteller sitzen die meiste Zeit in einer schmierigen Bude fest und machen sich über den Alkoholvorrat her, was zuvor vermutlich auch der Drehbuchautor tat. Zum jetzigen Zeitpunkt einer der witzigsten Genre-Vertreter der 50er, die ich zu Gesicht bekommen habe.

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Ungeheuer ohne Gesicht
Dank der Einflüsse eines nahegelegenen Kernkraftwerks gelingt es einem Wissenschaftler, der Telekinese erforscht, eine neue Lebensform zu züchten. Diese erweist sich als außerordentlich lernfähig und findig - und entkommt schließlich, was dazu führt, dass es im Umkreis von Labor und Werk zu diversen Opfern kommt, welchen praktisch das Gehirn aus dem Kopf gefressen wird. Major Jeff Cummings untersucht den Fall, der jedoch dadurch erschwert wird, dass die mutierten Angreifer unsichtbar sind ...
Bei „Ungeheuer ohne Gesicht“ handelt es sich um einen großartigen britischen Beitrag zum Science-Fiction-Horror aus dem Jahre 1958. Eine vollkommen hanebüchene Geschichte um Gedankenmaterialisierung und „Kopfvampire“, versehen mit einer Nebenhandlung um Kernkraft, Militär, eine Dorfbevölkerung und die damit einhergehenden Interessenkonflikte und veredelt mit aberwitzigen Kreaturen, die zudem auch noch liebevoll und aufwändig animiert wurden, sowie frühem Splatter. Fantastisch! Sozusagen ein Film mit Biss, Hirn und Rückgrat. Hochgradig unterhaltsames Fest für Freunde des gepflegten 50er-Sci-Fi-Trashs!

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Das Rasthaus der grausamen Puppen
Fünf Mädchen brechen aus dem Zuchthaus aus und hinterlassen auf ihrem Weg ins schottische Hochland, wo Bob, der Freund der Anführerin Betty, ein kleines Rasthaus betreibt, eine blutige Spur. Dort angekommen geht das Spiel um Erpressung und Mord munter weiter ...
Recht interessanter, sleaziger B-Krimi von Rolf Olsen, Mitte der 60er komplett in Schwarz-Weiß gedreht. „Das Rasthaus der grausamen Puppen“ spielt in Schottland und dreht sich um eine Gruppe Gefängnisausbrecherinnen, natürlich alle recht jung und gutaussehend. Diese schaffen es aber nicht besonders lange, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und je mehr weitere Straftaten begangen werden und man sich durch Intrigen und Eifersüchteleien zerstreitet, desto enger zieht sich die Schlinge um die harten Mädels. Der Fokus des Films liegt auf Betty und Bob und zumindest für Betty lässt Olsen den Zuschauer Sympathie entwickeln. Die Polizei hingegen kommt nicht gut weg, denn die kapiert erst sehr spät, was Sache ist und fällt in erster Linie durch ihre Dummheit auf, wurde also sehr realistisch dargestellt. Im Verlauf der Handlung fiel es leider mitunter nicht leicht, die einzelnen Charaktere auseinanderzuhalten, was nicht unbedingt für deren gelungene Zeichnung spricht. Zudem sollte man hier nicht allzu viel nackte Tatsachen oder grafische Brutalität erwarten; insgesamt bleibt „Das Rasthaus …“ eher zahm, was aber vielleicht seiner Entstehungszeit geschuldet ist.

Auf mich wirkt Olsens Film etwas überladen. Hätte man sich auf die Figuren Betty und Bob beschränkt, hätte das dem Film sicherlich gut getan. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um einen ungewöhnlich sleazigen deutschen Kriminalfilm, der über die Olsen-typischen kritischen Untertöne verfügt. Und der Soundtrack weiß auch zu gefallen.

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The Devil’s Rain
Die Mitglieder einer Teufelssekte jagen eine Familie von Ex-Abtrünnigen wegen eines Buchs, daß Satan geweiht wurde. Als eines der Familienmitglieder auf der Suche nach dem Hohepriester der Sekte verschwindet, machen sich seine Brüder auf die Suche nach ihm und dem Buch, während über allem die Drohung eines alles zerschmelzenden Teufelsregens schwebt...
Bei Okkult-Horror aus den 70ern denkt man unweigerlich an Filme wie „Der Exorzist“ und „Das Omen“. Damit hat „The Devil’s Rain“ mit seinem B-Charme allerdings nicht viel zu tun. Das Besondere an diesem netten Filmchen sind neben der Mitwirkung von Schauspielstars wie John Travolta und William Shatner, letzterer hat sogar eine der Hauptrollen inne, die in Genre-Filmen nicht allzu verbreiteten und mich deshalb immer wieder verzückenden Schmelzeffekte. Der düstere Prolog mit seinem in sich zusammenschmelzenden Familienvater ist wahrlich nicht von schlechten Eltern und das Massenschmelzen im Finale vermag sicherlich dem einen oder anderen den Appetit zu verderben. Dazwischen gibt’s herrlich ausgestattete Kulissen und kostümierte Darsteller zu sehen, nicht immer ganz ohne Längen und nicht immer 100%ig gelungen – der Gehörnte sieht nun wirklich extrem ungruselig aus –, aber immer wieder mit netten Ideen überraschend. Abteilung: Lohnenswertes aus der B-Kiste des 70er-Genrekinos.

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Totentanz der Vampire
Inspektor Holloway von Scotland Yard untersucht das mysteriöse Verschwinden eines Horrorfilm-Darstellers. Er reist in ein kleines Kaff und trifft sich mit dem örtlichen Polizisten und dem Vermieter des Hauses, in dem der Schauspieler gewohnt hatte. Die beiden erzählen ihm 4 grauenvolle Kurzgeschichten über die vorherigen Mieter.
Sehr schöner Episoden-Grusler der britischen Produktionsfirma Amicus aus dem Jahre 1970 mit Stars des Genres wie Peter Cushing und Christopher Lee. Eingebettet in eine Rahmenhandlung spielen alle vier Episoden im selben, unheimlichen Haus, wobei allerdings nur die letzte tatsächlich von Vampiren handelt.

In der ersten Episode bezieht ein Schriftsteller das Haus und begegnet dem bösen Charakter seines aktuellen Romans, dem er hilflos bei Morden zusehen muss. Existiert diese Gestalt wirklich oder hat der Schriftsteller eine gespaltene Persönlichkeit entwickelt? Das überrasche Ende verschafft Aufklärung … In Episode 2 bezieht Peter Cushing das Haus, weil er die Einsamkeit sucht. In einem Laden in der Nähe stößt er auf einen Wachsfigurenkopf, der ihn an eine verflossene Liebe erinnert und die auch noch nach ihrem Tode eine wahre „Femme fatale“ ist … Episode 3 dreht sich um Christopher Lee als alleinerziehendem Vater, der eine seltsame, fast angsterfüllte Beziehung zu seiner Tochter pflegt und ihr das Spielen mit Puppen verbietet. Doch ist er wirklich der Rabenvater, der er zu sein scheint? In Episode 4 ersteht ein Schauspieler einen Vampirumhang, den er als Requisite für einen Filmdreh benötigt. Seine Rolle spielt er dadurch realistischer als ursprünglich geplant …

Als am stärksten empfinde ich die erste Episode mit Tom Adams als unheimliche, scheinbar dem Roman des Schriftstellers entsprungene Gestalt. Aber auch alle anderen Episoden gefallen durch ihre comichafte Inszenierung, die schauspielerischen Leistungen und die wohlige Gruselatmosphäre. Episode 4 nimmt eine besondere Rolle ein, da sie selbstironisch das Horrorfilmgenre persifliert und sogar einen Seitenhieb auf Christopher Lees Dracula-Darstellung austeilt. Klasse!

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Graf Dracula
Der Immobilienmakler Jonathan Harker ist in Transylvanien bei Graf Dracula zu Gast, da dieser beabsichtigt einige Anwesen in London zu erwerben. Der Graf zeigt ein überaus großes Interesse an Lucy, der besten Freundin von Jonathans Frau Mina. Während Dracula nach England reist, wird Jonathan auf Schloss Dracula gefangen gehalten und erkennt, dass der Graf ein Vampir ist. Verzweifelt versucht Jonathan seine Freunde in der Heimat vor der drohenden Gefahr zu warnen...
Ziemlich bieder geratene US-TV-Adaption aus den 70ern der klassischen Erzählung Bram Stokers. Regie führte hier Dan Curtis und in die Kutte steckte man Jack Palance, der seine Sache eigentlich recht gut macht, mit seiner Mimik aber meines Erachtens nicht an einen Bela Lugosi oder Christopher Lee herankommt. Generell tut sich diese Variante, die übrigens immer mal wieder von der Vorlage abweicht, atmosphärisch etwas schwer – was für einen Film, der zudem weitestgehend auf Gewaltdarstellung und Erotik verzichten muss und auch keine sonderlich aufregenden Masken bietet, schnell das Todesurteil bedeutet. Ausgedehnte Szenen mit durchaus gelungener Kameraarbeit z.B. wurden mit keinerlei Score untermalt und es erschließt sich mir nicht, ob man diesen Umstand – wozu auch immer – als bewusstes Stilmittel einsetzte. Überrascht wurde ich dafür aber, mit welcher Vehemenz so mancher Dolch in diverse Vampire getrieben wird. Obwohl man im Prinzip kaum etwas sieht, wurde durch Mimik und Ton der gewünschte Effekt erzielt. Unterm Strich möchte ich Dan Curtis’ „Dracula“ als auch für Vampirfans verzichtbar und in erster Linie für Zuschauer, die sich für abweichende Eigeninterpretationen der Vorlage interessieren, evtl. von Interesse bezeichnen.

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Großangriff der Zombies
Aus einem staatlichen Atomforschungszentrum ist eine radioaktive Gaswolke entwichen, die alle ihr ausgesetzten Menschen in blutrünstige Zombies verwandelt. Mit großen Transportmaschinen landen sie auf dem Flughafen einer Großstadt und verbreiten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Mit allen Mitteln versucht das Militär, ihrer Herr zu werden - doch die Aufgabe scheint unlösbar: Die Zombies, deren Zahl sich rasend schnell vergrößert, erweisen sich nicht als geistlose, dumpf dahintrottende Wesen, sondern als ebenso intelligent wie ihre menschlichen Verfolger ...
Oh je, Umberto Lenzis Beitrag zur italienischen Zombiewelle aus dem Jahre 1980, der eigentlich gar keiner ist – schließlich handelt es sich hier um radioaktiv verseuchte Menschen mit matschverkursteten Gesichtern, die nun superaggressiv durch die Gegend flitzen, mit Waffen hantieren, sogar Auto fahren, aber auch gerne mal an „normalen“ Menschen rumknabbern. Viel mehr Story bekommt man in diesem Splatter-Action-Reißer auch nicht geboten, dafür aber ein ziemliches Trash-Programm mit vollkommen selbstzweckhaftem Gesplatter, grenzwertigem Verhalten der Protagonisten, Dünnpfiff-Gesabbel, unglaubwürdiger Pseudo-Öko-Message und Hugo Stiglitz’ stoische Miene. Ok, die Kameraarbeit ist wirklich gut, aber wenn im nächsten Moment durch einen Kopfschuss der komplette Skalp wegfliegt, als wäre es eine Perücke, hat man die wieder schnell vergessen und lacht sich eher ins Fäustchen. Dass Lenzi gekonnt hätte, wenn er gewollt hätte, beweisen eine handvoll unheimlicher Szenen, in denen auch die entsprechende Atmosphäre eingefangen wurde. Auch diese helfen Lenzis Großangriff auf den guten Geschmack aber nicht über den Trash-Status hinweg.

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[REC]
Eine Reporterin samt Kameramann macht eine Reportage über die Besatzung einer kleinen Feuerwehrstation. Als die Männer zu einem Rettungseinsatz gerufen werden, begleiten die beiden das Team. Doch am Ort des Geschehens soll es anders kommen, als vorauszuahnen war und die Nacht wird zu einem Alptraum...
Den Hype um diese spanische Zombiehorrorproduktion aus dem Jahr 2007 habe ich geflissentlich ignoriert und sie mir erst jetzt angeschaut. Den überwiegend positiven Meinungen kann ich nur beipflichten, denn so wenig neu spätestens seit „Blair Witch Project“ die Idee auch ist, einen Horrorfilm durch die subjektive Perspektive einer von den Protagonisten mitgeführten Kamera zu zeigen, so handelt es sich hier glücklicherweise um eine vernünftige TV-Kamera und kein Amateur-Equipment, so dass der Zuschauer trotzdem eine Menge zu sehen bekommt. Und das Gezeigte hat es wirklich in sich und ist verdammt unheimlich. Zudem fällt die Identifikation mit den Eingeschlossenen leicht, ja, man fiebert sogar richtiggehend mit und fühlt sich bald ähnlich gehetzt und hilflos wie die Opfer. Das Spiel mit den Kameraperspektiven ist also gelungen, die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere inkl. der Hausbewohner größtenteils auch, der Actionanteil ist hoch und Stimmung und Atmosphäre passen – wie sieht’s mit der Handlung aus? Nicht ganz so gut. Manch ein späteres Zombieopfer verhält sich angesichts seiner Situation verdammt unangemessen, so dass man es am liebsten anschreien möchte; eher unwahrscheinliche und dadurch unglaubwürdige Zufälle treiben die rasante Dramaturgie künstlich voran. Und nach einer der packendsten, spannendsten Sequenzen des Films komplett auf ein richtiges Finale, einen Showdown oder von mir aus auch ein „Happy End“ zu verzichten und nach nur 70 Minuten Nettospielzeit einfach endgültig das Licht auszuknipsen, war keine gute Idee, lässt „[REC]“ unrund erscheinen und bringt ihn um meine persönliche „Sehr gut“-Wertung. Schade. Trotzdem ein sehr erfrischender, fesselnder europäischer Zombie-Beitrag.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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An American Crime
Indiana, Illinois, Sommer 1965: die 16-jährige Sylvia (Ellen Page) und ihre Schwester Jenny (Hayley McFarland) müssen mit ihren Eltern Lester (Nick Searcy) und Betty Likens (Romy Rosemont) oft umziehen, da sie einen Jahrmarktstand betreiben, weshalb sie die ganze Zeit durch die USA ziehen. Als eine längere Reise ansteht, geben sie die beiden Mädchen in die Obhut von Gertrude Baniszewski (Catherine Keener), einer allein erziehenden, gesundheitlich angeschlagenen, siebenfachen Mutter, die sich mit allen möglichen kleineren Aufträgen von Nachbarn finanziell über Wasser hält. Gegen eine 20$-Wochenbezahlung nimmt sie Sylvia und Jenny bei sich auf. Als in der ersten Woche der Scheck Lesters verspätet ankommt, bestraft sie dafür Jenny und Sylvia, die alles ohne Widerworte über sich ergehen lässt und sogar die Schläge für Jenny einsteckt. Nachdem Gertrude dann auch noch erfährt, dass Sylvia angeblich ihre Tochter Paula (Ari Graynor) als Hure bezeichnet und sagt, sie sei schwanger, misshandelt sie sie immer wieder unter dem Vorwand der Lügerei. Die Foltereien werden immer schlimmer, doch da selbst die eigenen Kinder und die Nachbarskinder mit der Zeit dabei zusehen und mitmachen, scheint es für Sylvia keine Hoffnung zu geben...
Tommy O'Havers Drama aus dem Jahre 2007 liegt eine wahre Geschichte aus den 60er-Jahren zugrunde, die er behutsam, ohne moralischen Zeigefinger, aber auch ohne Täter zu Opfern zu machen, verfilmte. Durch die überzeugenden schauspielerischen Leistungen und die absolut bedrückende Atmosphäre wird der Zuschauer mit auf einen Horrortrip durch menschliche Abgründe genommen, der davon, was man gemeinhin unter „Unterhaltungskino“ versteht, meilenweit entfernt ist. Der Zuschauer leidet unter seiner Ohnmacht, nicht eingreifen und nicht ungeschehen machen zu können, was er zu sehen bekommt und wird angehalten, sich seine eigenen Gedanken über die Ursachen derartiger Geschehnisse, derartig unmenschlichen Verhaltens Wehrlosen gegenüber, zu machen – auch auf die Gefahr hin, dass er zu dem Schluss, dass das so „unmenschlich“ alles gar nicht ist. Schließlich sind es Menschen, die sich jener Gruppendynamik hingeben, die wegsehen, die mitmachen, die es nicht wahrhaben wollen, was geschieht und Schuld auf sich laden. „An American Crime“ ist weder Sozialstudie noch exploitative Ausschlachtung des Leids sowohl des wehrlosen Opfers als auch der überforderten, körperlich wie psychisch kranken Täterin, sondern ein mich tief berührendes, schockierendes, wütend machendes und den Glauben an die Menschheit und Gesellschaft erschütterndes Drama, das in erster Linie dokumentiert. Erst gegen Ende gesellt sich ein Ausflug in die Traumwelt des sterbenden Opfers hinzu, das einem die Tränen in die Augen zu treiben vermag. Ein im positiven Sinne fürchterlicher, rührender Film, der jede Menge Fragen offen lässt - die zu stellen möglicherweise ähnliche Ereignisse zu verhindern vermag.

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Die Todesparty
Marty (Simon Scuddamore), wird von seinen Mitschülern gehänselt und verspottet. Einer der Streiche, den ihm seine "Kameraden" bereiten, gerät außer Kontrolle und endet in einem tragischen Unfall. Martys Gesicht ist bis zur Unkenntlichkeit verätzt. Fünf Jahre später, wird ein Klassentreffen in der längst geschlossenen Schule veranstaltet. Sie werden allerdings von Marty erwartet, welcher sich bitter für die damaligen Ereignisse rächen will...
Mit „Die Todesparty“ haben wir einen verdammt netten US-Slasher aus dem Jahre 1986, der weder auf ein „Whodunit?“ noch auf ein erst nach und nach deutlich werdendes Motiv eines geheimnisvollen Killers setzt, im Gegenteil: Mörder und Motiv stehen von vornherein fest. Dafür bekommt der Slasher-Freund aber reichlich kreative, extreme, grafisch effektvoll inszenierte Morde zu sehen, die der Todesparty den ganzen idiotischen Protagonisten und ihrem Treiben die nötige Härte entgegensetzen. Solide Kost, die zwischenzeitlich reichlich albern wird, sich allerdings auch selbst nicht sonderlich ernst zu nehmen scheint. Macht auf jeden Fall Laune!

Edit: Ich seh grad, dass ich bereits 2008 schrieb:

"Und noch ein Slasher aus den 80ern. Hier ist der Täter von vornherein bekannt und Teenies gibt's nur zu Beginn, anschließend bekommt man es mit Twens zu tun - die natürlich nach und nach teilweise herrlich kreativ und optisch ansprechend um die Ecke gebracht werden. Der Film beginnt recht albern und gewinnt im Laufe der Spieldauer immer mehr an Ernsthaftigkeit und Atmosphäre, verabschiedet sich aber nie ganz von seinem schwarzen Humor. Das Ende erinnert mich dann sogar etwas an "Maniac"."

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Rabid
Karl und seine schwer verletzte Freundin Rose werden nach einem Motorradunfall in eine nahegelegene Klinik gebracht. Karl kann das Krankenhaus schon bald wieder verlassen, doch seiner Freundin geht es nicht so gut, sie liegt immer noch im Koma. Doch die Operation, deren Methode noch völlig unerforscht war, hat Rose in grauenhafter Weise verändert. Sie ist zu einem Monster geworden, dessen einziger Lebenstrieb sein immenser Blutdurst ist...
Bereits 2008 schrieb ich:
„Frühes Werk (1977) von David Cronenberg, das mich stark an Romeros "Crazies" erinnert hat und als eine Art Vorläufer von Zombie-Terror-Filmen wie "Dawn Of The Dead" gesehen werden kann. Wie auch "Crazies" hat der Film, besonders aus heutiger Sicht, einige Längen, macht diese aber durch herbe Gewaltszenen und Cronenberg-typische Einfälle wie einen penisartigen Stachel, der aus einer vagina-artigen Öffnung unter der Achselhöhle schießt und eine gewisse mitschwingende Erotik wett. Wer etwas mit pessimistisch-apokalyptischen Filmen der 70er, die vor blutigen Effekten nicht halt machen, anfangen kann, dem sei "Rabid" wärmstens empfohlen - Cronenberg-Fans sowieso.“

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Comtesse des Grauens
England im 16. Jahrhundert. Die alte, mit gnadenloser Härte, regierende Komtesse Elisabeth (Ingrid Pitt) stellt durch einen folgenschweren Unfall fest, das sie durch ein Bad im Blut von Jungfrauen, selber wieder einen jungen und schönen Körper erhält. Nach dieser Entdeckung beginnt sie mit ihrem Liebhaber, Captain Dobi (Nigel Green), junge Frauen zu entführt und zu töten, um in deren Blut zu baden. Ihr Verlangen nach jungem Blut ist damit aber noch lange nicht gestillt...
Lose basierend auf den Gräueltaten der ungarischen Gräfin Báthory weiß diese frühsiebziger Hammer-Produktion mit Ingrid Pitt in der Hauptrolle anscheinend selbst nicht so genau, wohin die Reise gehen soll: Für einen Horrorfilm wird die Vorlage zu sehr vernachlässigt und einfach zu wenig geboten, für ein Liebesdrama ist das alles zu unglaubwürdig und für eine Art Fantasy-Märchen mit seinen erotischen Momenten zu sleazig. Seltsame Mischung also, die trotzdem auf ihre spezielle Art zu unterhalten weiß.

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Das Unheimliche
Der Autor Wilbur Gray sucht den Verleger Frank Richards auf, um von diesem sein neues Buch veröffentlichen zu lassen. Das Buch enthält Kurzgeschichten, die beweisen sollen, dass Katzen übernatürliche Wesen darstellen und die Menschen kontrollieren. Richards sagt, dass er das Buch nur dann veröffentlicht, wenn Gray ihm beweisen kann, dass das wahr sei. Daraufhin erzählt ihm Gray drei schauerliche Kurzgeschichten: 1. Katzen beschützen das Testament einer ermordeten alten Dame vor ihrer Mörderin und rächen deren Tod. 2. Die junge Waise Lucy wird von ihrer Adoptivfamilie gemobbt und rächt sich mit Hilfe ihres Hexenkaters Wellington auf teuflische Art. 3. Ein Horrorfilm-Schauspieler, der seine Frau ermordet hat, sowie dessen heimliche Freundin, werden durch die Katze der Ermordeteten auf grausame Art gerächt.
Bei „Das Unheimliche“ handelt es sich um einen Amicus-Episoden-Grusler aus dem Jahre 1977, der, wie im Horrorgenre ja durchaus immer mal wieder beliebt, versucht, Katzen als geheimnisvolle, gruselige Tierchen darzustellen. Peter Cushing hält die Hauptrolle der Rahmenhandlung inne und macht noch die beste Figur, denn die drei präsentierten Episoden unterhalten zwar angenehm, sind von wahrem Horror aber zu weit entfernt, um wirklichen Grusel zu verbreiten. Die billige, neue deutsche Synchronisation macht es der Atmosphäre zusätzlich schwer, sich zu entfalten. Für Katzenfreunde und –phobiker sicherlich interessante Kost, Amicus-Produktionen wie „Asylum“ oder „Totentanz der Vampire“ machen aber mehr her. Interessant ist vielleicht noch die Rolle Donald Pleasence’ in Episode 3, die gleichzeitig, nicht zuletzt dank seines Spiels und des schwarzen Humors, die Gelungenste ist.

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Mädchen zwischen Schulbank und Bahnhof Zoo

Zu diesem deutschen Machwerk aus dem Jahre 1979 fällt mir nun wirklich nicht mehr viel ein. Hoch exploitative und sleazige Mischung aus Dramen wie „Kinder vom Bahnhof Zoo“, die vor Heroinabhängigkeit warnen wollen, für die Zeit typischem deutschen Sexklamauk (Regisseur Walter Boos zeichnet auch für hochseriöse „Schulmädchen-Report“-Reihe verantwortlich) und hartem Schmuddel, die eigentlich so gar nicht passen will und zudem mit einer, wenn auch bereits erstaunlich gut gebauten, gerade einmal 12-jährigen Katja Bienert aufwartet. Sowas würde es in dieser Form heutzutage mit Sicherheit nicht mehr geben und allein das macht dieses dreckige Filmchen schon zu etwas Besonderem. Über das Bild, das hier von jugendlicher Sexualität gezeichnet wird, denkt aber besser nicht länger nach, denn das erscheint mir doch alles schon sehr fragwürdig. Eines muss man diesem Film aber lassen: Dadurch, dass ich einfach nie und nimmer mit der, ich nenne es mal „Dreistigkeit“, die die Filmemacher hier an den Tag legten, gerechnet habe, kam ich bisweilen aus dem ungläubigen Staunen nicht mehr heraus.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben: Mädchen zwischen Schulbank und Bahnhof Zoo

Zu diesem deutschen Machwerk aus dem Jahre 1979 fällt mir nun wirklich nicht mehr viel ein. Hoch exploitative und sleazige Mischung aus Dramen wie „Kinder vom Bahnhof Zoo“, die vor Heroinabhängigkeit warnen wollen, für die Zeit typischem deutschen Sexklamauk (Regisseur Walter Boos zeichnet auch für hochseriöse „Schulmädchen-Report“-Reihe verantwortlich) und hartem Schmuddel, die eigentlich so gar nicht passen will und zudem mit einer, wenn auch bereits erstaunlich gut gebauten, gerade einmal 12-jährigen Katja Bienert aufwartet. Sowas würde es in dieser Form heutzutage mit Sicherheit nicht mehr geben und allein das macht dieses dreckige Filmchen schon zu etwas Besonderem. Über das Bild, das hier von jugendlicher Sexualität gezeichnet wird, denkt aber besser nicht länger nach, denn das erscheint mir doch alles schon sehr fragwürdig. Eines muss man diesem Film aber lassen: Dadurch, dass ich einfach nie und nimmer mit der, ich nenne es mal „Dreistigkeit“, die die Filmemacher hier an den Tag legten, gerechnet habe, kam ich bisweilen aus dem ungläubigen Staunen nicht mehr heraus.
Wohl wahr, es ist schon zum Teil sehr erstaunlich, was da seinerzeit so gedreht wurde. Aber wenn man sich mit der Thematik näher beschäftigt, stößt man wohl auf ein Faß ohne Boden.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben:Wohl wahr, es ist schon zum Teil sehr erstaunlich, was da seinerzeit so gedreht wurde. Aber wenn man sich mit der Thematik näher beschäftigt, stößt man wohl auf ein Faß ohne Boden.
Ja, man hat mir auch erzählt, dass es wohl noch mehr seltsamen Stoff aus jener Zeit aus deutschen Landen geben soll. Hätte ich nicht erwartet, dachte ich doch, mit "Schulmädchen-Report" wäre schon alles abgefrühstückt worden.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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Das schwarze Museum
London wird von einer Reihe makabrer Morde heimgesucht. Sehr zur Freude des Schriftstellers Edmund Bancroft, der den Stoff für seine Geschichten daraus bezieht. Während Scotland Yard vor einem Rätsel steht, weiß Bancroft mehr als er sagt. Warum auch sonst fehlen einige der seltsamen Waffen, die er über lange Zeit angesammelt hat? Und auch sein ergebener Diener ist besser informiert, als es ein Unbeteiligter sein könnte...
Schöner Thriller der alten britischen Schule aus dem Jahre 1959 von Arthur Crabtree. „Das schwarze Museum“ lädt zum Miträtseln hinsichtlich der Identität des Mörders ein, wenn das Drehbuch ihn auch leider relativ schnell verrät. Die Höhepunkte dieses Films sind aber zweifelsohne die kreativen Morde, die spätere Giallo- und Horrorwerke inspiriert haben dürften. Zwar bekommt man statt gruseliger Atmosphäre viele Dialoge zwischen Bancroft und der ermittelnden Polizei zu sehen bzw. zu hören, die aber nach und nach den Wahnsinn des Täters deutlich machen. Längen habe ich jedenfalls weniger ausmachen können als zunächst befürchtet und Michael Gough spielt seine Hauptrolle überzeugend. Sicherlich kein großer Klassiker, aber eine ideenreiche Variante des Gruselkrimis/-thrillers aus längst vergangenen Tagen, die mir gut gefiel.

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Hollywood Boulevard

Anscheinend durch eine Wette entstandene, frühe satirische Komödie von Allan Arkush und Joe Dante, produziert vom berüchtigten Roger Corman. Heraus kam eine herrlich selbstironische Billigst-Parodie auf Cormans eigenes Schaffen im Speziellen und das Drehen sleaziger B-Movies fürs Autokino im Allgemeinen, für die ebenso hübsche wie naive Mädels, die von einer großen Karriere in Hollywood träumen, als Schauspielerinnen benötigt werden. Hoffnungslos übertrieben und grotesk wird die gesamte Branche mitsamt aller Beteiligter auf die Schippe genommen und dabei natürlich stilecht ebenfalls nicht mit Gewalt und nackten Tatsachen gegeizt. Humor mit dem Vorschlaghammer für Fans des schlechten Geschmacks, die über ausreichend Selbstironie verfügen. Tipp!

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Halloween - Die Nacht des Grauens
Der kleine Michael Myers bringt in einer finsteren Halloweennacht seine Schwester um. Viele Jahre später gelingt ihm die Flucht aus einem Sanatorium. Es ist wieder Halloween und in seiner Heimatstadt Haddonfield verfolgt Michael nur ein Ziel: Seine Schwester Laurie zu töten. Für seinen Therapeuthen Dr. Loomis, der die Gefahr erkennt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...
Absoluter Klassiker. Quasi die Erfindung des Slasher-Subgenres. Großartig. Aber kennt eh jeder. Gesehen auf großer Leinwand von originaler 35-mm-Rolle im City-Kino Buxtehude. 8-)

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Paranormal Activity
Das glückliche Pärchen Micah (Micah Sloat) und Katie (Katie Featherston) hat gerade sein erstes gemeinsames Haus bezogen. Doch sie scheinen nicht allein zu sein, denn nachts kommt es immer wieder zu merkwürdigen Geräuschen und seltsamen Störungen. Katie, die bereits seit ihrer Kindheit von diesen unerklärlichen Vorgängen heimgesucht wurde, sucht Hilfe bei einem Parapsychologen (Mark Fredrichs). Dieser erklärt, dass Katie von einem Dämon verfolgt wird und warnt die beiden davor, mit dem Dämon in Kontakt zu treten oder ihn zu verärgern. Der rationale Micah zweifelt jedoch an diesen Erklärungen und will den paranormalen Aktivitäten, bewaffnet mit seiner Videokamera, lieber selbst auf den Grund gehen...
Überraschung! „Paranormal Activity“ ist im Prinzip ein Amateur-Film ähnlich „Blair Witch Project“, bestehend lediglich aus „privaten“ Kameraaufnahmen des von seltsamen Phänomenen verfolgten Pärchens, der bereits in den USA zu einem absoluten Kassenschlager wurde. Und ich bin überrascht, wie gut auch nach „Blair Witch“ dieses Konzept noch funktioniert: Es handelt sich hier nämlich nicht um einen uninspirierten Abklatsch, sondern um so ziemlich den besten Suspense-Horror, den ich in letzter Zeit gesehen habe. Wie hier mit einfachsten Mitteln sich nach und nach entfaltender maximaler Grusel erzeugt wird, zollt mir Respekt ab. Die Darsteller, insbesondere Katie, wurden gut gecastet, denn statt des üblichen Tausendschönchens bekommt man eine erfrischend natürliche und dadurch glaubwürdige junge Frau zu sehen, die versucht, trotz unheimlicher Erscheinungen ihren Alltag so normal wie möglich zu gestalten. Das Finale ist dann ein echter Schocker, der im Kino ganz hervorragend aufs Publikum wirkte. Für mich der gruseligste Film seit „The Ring“ und der Beweis, dass subtiler Horror kein hohes Budget und großartige Tricktechnik benötigt. Trotz des Hypes: Ansehen!

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Jennifer’s Body
In der US-Kleinstadt "Devil's Kettle" bilden Jennifer (Megan Fox) und Needy (Amanda Seyfried) ein ungewöhnliches Pärchen: seit den Sandkastentagen sind sie beste Freundinnen, obwohl Needy trotz ihres Freundes Chip (Johny Simmons) eher unauffällig ist und Jennifer eine Modelbrünette aus der Chearleadermannschaft. Doch nach einem lokalen Gig der unbekannten Indieband "Low Shoulder" und dem anschließenden Flammeninferno in dem Lokal ist nichts mehr beim Alten. Jennifer steigt unter Schock zur Band ins Auto und taucht mitten in der Nacht blutüberströmt und schwarze Schmiere kotzend wieder bei Needy, gibt sich am nächsten Tag jedoch vollkommen normal. Doch schon bald merkt die Freundin, daß einiges im Argen ist, denn Jennifer ist nicht nur bösartiger geworden, es kommt auch zu Todesfällen, bei denen männliche Schüler geradezu zerfleischt wurden - und der Zusammenhang liegt schon bald auf der Hand...
Dieser moderne Teenie-Horrorfilm beginnt eigentlich recht vielversprechend und liefert gleich im ersten Drittel einige sehr gelungene, gruselige Bilder und eine Geschichte, die Lust darauf macht, ihre Hintergründe zu erfahren. Leider verflacht „Jennifer’s Body“ dann aber in eine unglaubwürdige, alberne Horror-Komödie, mitsamt des ärgerlichen Soundtracks zugeschnitten auf junges pubertätsgebeuteltes MTV-Publikum und voller Anzüglichkeiten, die sich nicht einmal zu schade ist, ein angebliches Mauerblümchen durch eine neben Megan Fox weitere (Möchtegern-)Sexbombe darzustellen, der man einfach eine unvorteilhafte Brille aufsetzte. Trotz einiger ziemlich heftiger Blut- und Ekeleffekte bleibt so nur ein weiteres Flickwerk von der Stange voller Klischees, aber ohne Tiefgang. Dann lieber den xten Teenie-Slasher der Marke „Freitag, der 13.“.

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Vor Morgengrauen
Ein Dämon wütet in einem abgelegenen, durch dichten Wald umgebenen Gebiet. So berichtet zumindest ein verstörtet alter Mann, der sich auf der Flucht vor den Teufeln befindet einer Gruppe junger Leute. Sorglos errichten die Jungendlichen dennoch ihr Lager und witzeln über die Phantasie der abergläubischen Bergbewohner. Doch die wunderbareNnatur wird bedrohlich nach Sonnenuntergang. Die Ferien der jungen Camper sollen zum Horrortrip werden...
Frühachtziger US-Backwood-Slasher von Jeff Lieberman, der weder eine wie auch immer geartete Innovation, noch eine lückenlose Dramaturgie und schon gar keine fiesen Blut- und Gore-Effekte zu bieten hat und sich selbst in Sachen weiblicher Nackedeis verglichen mit anderen Genre-Vertretern zurückhält, mit seinen beeindruckenden Bildern und der herrlich wohligen Atmosphäre aber dennoch diejenigen Zuschauer, die derartige Slasher auch eben wegen jener Zutaten geradezu genießen können, gut unterhalten dürfte. Ich jedenfalls betrachte „Vor Morgengrauen“ als eine weitere Bereicherung meiner Slasher-Sammlung, die sich zwar nicht mit den großen Namen des Genres messen kann – aber auch gar nicht muss.

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Frankenstein
Der geniale Arzt Dr. Frankenstein ist den Geheimnissen der Schöpfung und des Lebens auf der Spur. Seine Kollegen sind ihm und seiner Arbeit gegenüber sehr skeptisch, doch der fanatische Wissenschaftler treibt seine Forschungen mit allen Mitteln voran. Er schein sein Ziel erreicht zu haben, als es ihm gelingt, einen künstlichen Menschen, den er aus Leichenteilen zusammengesetzt hat, zum Leben zu erweckten. Seine erschaffene Kreatur beginnt sich zu entwickeln und lernt sehr schnell. Dr. Frankenstein scheint die Natur besiegt und das letzte Geheimnis der Menschheit ergründet zu haben, da gerät ihm seine Schöpfung außer Kontrolle ...
Eine 1973 ausgestrahlte, von Dan Curtis produzierte und Glenn Jordan gedrehte TV-Verfilmung des klassischen Frankenstein-Stoffs, der man ihre billige Machart spätestens bei den lachhaften Spezialeffekten anmerkt. Auch fällt es Jordan sichtlich schwer, die Spannung über die gesamten 125 (!) Minuten Laufzeit aufrechtzuerhalten und so schleichen sich doch einige deutliche Längen ein. Dem „Grusel“-Genre würde ich auch lediglich die erste Hälfte des Films zuordnen, der Rest ist mehr ein Drama als alles andere. Aber: Da spielt ein gewisser Bo Svenson die von Frankenstein erschaffene Kreatur. Und das tut dieser überraschend gut, einfühlsam, vielleicht nicht sonderlich facettenreich, aber glaubwürdig und rettet damit den Film. Seiner Interpretation zuzusehen macht Spaß und ist bisweilen wirklich rührend, zumindest wesentlich rührender als der Rest der Bagage, die – allen voran Frankenstein-Darsteller Robert Foxworth – wirkt, als wäre sie einer langweiligen Upper-Class-TV-Telenovela entsprungen, in der die Fönfrisur zum guten Ton gehört. Dank Svensons Spiel für Frankenstein-Freunde interessant, der Rest ist wenig aufregender Low-Budget-TV-Durchschnitt.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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Shock
Dora, die Frau des Piloten Bruno, mit dem sie in zweiter Ehe verheiratet ist, zieht sich mit ihm und Marco, dem aus Doras erster Ehe stammenden Sohn, in das alte Haus ihrer Familie zurück. Dort hat vor Jahren ihr erster Gatte, ein Junkie, Selbstmord begangen. Plötzlich beginnt Marco, sich sehr merkwürdig zu benehmen. Er entwickelt regelrechte sexuelle Gelüste in Bezug auf seine Mutter. Dora glaubt bald, dass der Geist ihres ersten Mannes sich in dem Jungen reinkarniert hat. Doch wer soll ihr Glauben schenken? Und warum sollte der Geist sich jetzt aus dem Jenseits melden?
Mit dem 1977 erschienenen „Shock“ erschuf Mario Bava anscheinend in enger Zusammenarbeit mit Sohn Lamberto einen feinen Italo-Horror-Thriller, der weniger mit der eigentlichen, zugegebenermaßen nicht sonderlich innovativen Geschichte oder mit harten Effekten als vielmehr durch sein „handwerkliches“ Geschick überzeugt: Sowohl die sehr gelungene Kamerarbeit, die durch perspektivische Variationen und Spielereien den Zuschauer an den Fernseher fesselt als auch die sorgsam eingesetzte Geräuschkulisse tragen stark zur tollen Atmosphäre des Films bei. In erster Linie lebt „Shock“ aber von den hervorragenden schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller: Was David Colin Jr. als kleiner Junge leistet, ist ebenso beeindruckend wie das absolut glaubwürdige Spiel Daria Nicolodis („Tenebrae“), der man zu jeder Sekunde ihre Angst und Panik abnimmt. Große Klasse! Der progressive Synthie-Rock-Score mag aus heutiger Sicht zunächst etwas befremdlich wirken, war seinerzeit aber nicht unüblich und gehört wie so vieles einfach zum Zeitkolorit. Wirklich guter Italo-Horror mit einigen verdammt unheimlichen Momenten und einer durchdachten Dramaturgie, die keine Langeweile aufkommen lässt und unaufhaltsam auf ein böses Finale zusteuert.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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Der Zerstreute
Der zerstreute und tolpatschige Werbefachmann Pierre Malaquet (Pierre Richard) ist seinem Chef Guiton (Bernard Blier) schon lange ein Dorn im Auge, da er in seinem Job eine absolute Niete ist. Allerdings ist Guiton in Pierres Mutter Glycia (Maria Pacôme) verliebt und ist deshalb gezwungen diesen weiter zu beschäftigen. Nachdem Pierre erneut für Chaos gesorgt hat, wird er ins entlegenste Büro der Werbeagentur versetzt. Durch eine Verwechslung hält ein Auftraggeber Pierre für den Chef der Agentur und betraut in mit einer Werbekampagne für Zahnpasta, die ein Volltreffer wird und ihn zum gefeierten Star der Werbebranche macht, der sogar eine eigene Fernsehsendung angeboten bekommt. Als er dort allerdings zu weit geht und die Agentur in Verruf bringt, platzt Guiton der Kragen und er überlegt krampfhaft wie er den trotteligen Pierre loswerden kann...
Chaotische, französische Komödie aus dem Jahr 1970 mit Pierre Richard in der Hauptrolle. Wenig subtiler Humor, der die Werbebranche aufs Korn nimmt und immer dann am stärksten ist, wenn der zerstreute Pierre auf seinen ebenso zerstreuten Kunden trifft – herrlich! Für leisere Zwischentöne ist hier weitaus weniger Platz als in anderen Richard-Filmen, stattdessen wird ein rasantes Tempo an den Tag gelegt und wenig auf Realismus, dafür mehr auf überspitzte, satirische Elemente gegeben. Das funktioniert aber und weiß gut zu unterhalten. Für Pierre-Richard-Fans eine klare Empfehlung, andere sollten zum Einstieg aber vielleicht einen anderen Film wählen.

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Mondo Cannibale 4 – Nackt unter Wilden
Die Beute eines Diamantraubes wurde nicht wissend in der Gegend eines wilden Eingeborenenstammes versteckt. Bob Foster wird dies zum Verhängnis, denn er ist von einer Horde mordgieriger Wilder umzingelt, die seinen Kopf wollen. Plötzlich taucht ein fast nacktes "weißes" Mädchen auf, das ihn vor dem Schlimmsten bewahrt. Wieder zuhause berichtet er von dem Vorfall. Ist dieses Mädchen vielleicht sogar die als Kind verschollene Nichte Diana der reichen Lady de Winter, welche dort nach einem Flugzeugabsturz verschwunden war ? Eine Expedition wird zusammengestellt, doch nicht alle Beteiligten haben das gleiche Ziel. Einige von ihnen wollen nach den versteckten Diamanten suchen. Als die Gruppe auch noch auf Kannibalen stößt, scheint alles vorbei zu sein...
Hoffnungslos unglaubwürdiges und vor allem langweiliges Dschungelabenteuer von Jess Franco, das sich 1983 ohne die nackte Katja Bienert sicherlich niemand freiwillig angeschaut hätte, hatte er doch bereits mit „Mondo Cannibale 3“ bewiesen, dass er keinen vernünftigen „Dschungelfilm“ zustande bringt. Ich muss zugeben, dass es nicht einer gewissen Erotik entbehrt, Fräulein Bienert nur mit einem Lendenschutz bekleidet sich im Dschungel räkeln zu sehen – sobald sie aber nach einer Liane greift und „behände“ (ähem...) durchs Bild schwingt, ist’s damit auch vorbei. Der Rest besteht aus einer Geschichte, die niemanden interessiert und über weite Strecken sogar in Vergessenheit gerät, unglaubwürdigen Schauspielern (selbst die anscheinend echten Eingeborenen wirken unauthentisch), einer dürren, widerspenstigen Nackedei-„Kannibalin“, die im Off ganz gerne mal Köpfe abschlägt und auch ansonsten schwer rumnervt, fortwährender zäher Spannungslosigkeit und einigen unpassenden Albernheiten - oder, um es zusammenzufassen: Einem großen filmischen Nichts. Einen Punkt für jedes Bienertsche Argument, mehr ist nicht drin.

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Evil Aliens
Außerirdische landen auf einer Insel vor der Küste von Wales. Ein sensationslüsternes Kamerateam bekommt davon Wind und will die Geschichte sogleich gewinnbringend vermarkten. Leider haben die Verantwortlichen die Rechnung ohne eine Handvoll Einheimischer gemacht, die einige der Aliens kurzerhand massakrieren. Das lassen sich die "Besucher" natürlich nicht bieten und starten einen blutigen Gegenangriff...
Das erklärte Ziel dieser britischen Sci-Fi-Horror-Splatter-Komödie aus dem Jahre 2005 unter Regie von Jake West war es anscheinend, sämtliche Alienfilm-Klischees satirisch durch den Fleischwolf zu drehen und in einem blutigen Klumpen auf die Leinwand zu rotzen. Das darf durchaus als gelungen bezeichnet werden, denn sehr vieles in dieser hochgradig albernen Metzelorgie kommt dem Science-Fiction-Freund bekannt vor. Anfangs werden für meinen Geschmack in zu kurzer Zeit zu viele Charaktere eingeführt, so dass es zunächst etwas schwerfällt, den Überblick zu bewahren. Schnell wird aber klar, dass das einfach das Tempo des Films ist und man reichlich Alienfutter braucht, denn es vergeht kaum eine Sequenz, in der niemand literweise Blut ins Gesicht gespritzt oder Gliedmaßen ausgerissen bekommt. Das alles zwar unter Zuhilfenahme moderner CGI-Effekte, die hier aber ok gehen. Die Masken sind gut, der Ekelfaktor ist hoch und die Gags werden in so hoher Frequenz abgefeuert, dass auch immer mal wieder ein gelungener zwischen als den Niveaulosigkeiten und Anzüglichkeiten dabei ist. Die Geschichte selbst ist natürlich zu vernachlässigen. Nicht ganz so recht zu diesem ansonsten so geschmackssicher geschmacklosen Werk will aber der Umstand passen, dass man in den Sexszenen zu prüde war, nackte Tatsachen zu zeigen und seine Darsteller lieber die BHs anbehalten ließ – die dreitittige Alienbraut einmal ausgenommen.

Letztendlich ist „Evil Aliens“ zwar kein zweiter „Braindead“ – auch, wenn er es vielleicht gern wäre –, versteht es aber, den albernem Trash ggü. aufgeschlossenen Fan von wahren Splatterfesten konstant bei der Stange zu halten und zu unterhalten. Und genau zum richtigen Zeitpunkt, nämlich kurz, bevor sich das Gemetzel zu sehr abgenutzt und nur noch gelangweilt hätte, ist dann auch Schluss. Insofern: Definitiv mehr richtig als falsch gemacht!

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Die Prophezeiung
Durch eine Papierfabrik, die in einem riesigen Waldgebiet produziert, das Indianern als Reservat zugewiesen ist, fühlen die Indianer ihren Lebensraum bedroht. Nicht nur, daß der Wald abgeholzt werden soll, auch unheimliche, unerklärliche Dinge passieren. Menschen verschwinden, Miß- und Fehlgeburten häufen sich, und Haustiere findet man zerfleischt. Der junge Arzt Rob erhält den Auftrag, der Sache auf den Grund zu gehen und vielleicht sogar zu vermitteln. Er fährt mit seiner Frau Maggie hin. Maggie ist schwanger, hat es ihrem Mann bisher jedoch aus Angst vor seiner Ablehnung, Kinder in die Welt zu setzen, verschwiegen. Zunächst kann Rob nicht viel Absonderliches entdecken, er wundert sich nur über überdimensionale Fische und riesige Pilze. Wodurch können solche Mutationen entstehen? Schließlich entdeckt er den Grund: Die Fabrik leitet große Mengen Quecksilber in den Fluß, und diese Vergiftung führt zu Mißbildungen. Doch die Vergiftung ist schon weit fortgeschritten. Maggie findet ein furchterregendes Babymonster. Wie wird ihr Baby wohl aussehen? Sie hat doch auch verseuchte Fische gegessen. Und dann taucht ein todbringendes Riesenmonster auf, und eine schreckliche Flucht aller beginnt. Wird der Opfertod des Fabrikbesitzers die anderen retten können...?
John Frankenheimers „Die Prophezeiung“ aus dem Jahre 1979 ist ein engagierter, intelligenter Öko-Horrorfilm, der von durch industrielle Umweltverschmutzung mutierten Kreaturen handelt. Der Film hat mich durch einige sehr intensive Szenen, eine teilweise interessante Kameraführung und nicht zuletzt die wirklich guten schauspielerischen Leistungen positiv überrascht. Der Auftakt ist überaus gelungen und bis zum Finale hin bleibt „Die Prophezeiung“ hoch spannend und fesselnd, verzichtet dabei aber auf Splatter und Gore. Die Dialoge werden ab einem gewissen Punkt dann aber doch sehr pseudowissenschaftlich und dadurch unfreiwillig komisch, wie auch das Creature Design stellenweise unfreiwillig trashig anmutet und zum Ende hin die Logik hier und da etwas auf der Strecke bleibt. Das Ende selbst erscheint mir dann auch ziemlich abrupt, als wären Budget und/oder Puste irgendwann einfach ausgegangen. Daher rasselt „Die Prophezeiung“ bei mir mit einer starken 7 nur knapp an 8 Punkten vorbei und kann jedem Monster- und Tier-Horror-Fan vorbehaltlos ans Herz gelegt werden.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Cut and Run
Kolumbien-Drogendealer verteidigen ihre Dschungel-Camps. Indios sind ihre Killer. Miami-Fernsehreporter Fran Hundson und Mark Ludman suchen nach Augenzeugenberichten. Es geht um Cocaine. Sie entdecken ein grausames Blutbad. Die Verbindung wird klarer: Das Foto des totgeglaubten Colonel Horne wird am Tatort gefunden. Die Reporter folgen der Spur und interviewen Horne live im kolumbianichen Dschungel. Die Wahrheit ist ein Alptraum - ein Massaker. Quecho und seine Anhänger kennen keine Skrupel. Fran und Mark geben nicht auf. Ihre Kameras laufen, auch als Giftpfeile, Fallen und MGs ihren Tod wollen. Man hält den Atem an.
Mit „Cut and Run“ präsentierte Ruggero Deodato („Cannibal Holocaust“) 1985 eine interessante Mischung aus Action-, Abenteuer- und irgendwie auch Kannibalenfilm, angesiedelt im Dschungel Kolumbiens. Inszenatorisch ohne Längen oder Albernheiten wird die Drogenmafia als skrupelloser, menschenverachtender Menschenschlag gezeigt, der den Dschungel ausbeutet und ohne mit der Wimper zu zucken über zahlreiche Leichen geht. Neben Schießereien und Giftpfeilattacken wird auch vor Gesplattere, z.B. in Form einer deftigen Zweiteilung eines Opfers, und Gekröse nicht halt gemacht. Hierbei tut sich besonders Charakterfresse Michael Berryman („The Hills Have Eyes“) als fieser Guerilla-Kämpfer hervor, der einige starke Szenen auf den haarlosen Leib geschneidert bekam. Neben den Action- und Splattereinlagen glänzt „Cut and Run“ mit einer punktgenauen Dramaturgie und bemerkenswerten, ebenso atmosphärischen wie schockierenden Szenen, und handwerklich gibt’s auch wenig zu mäkeln: Die Kamera fängt das Ambiente, das auch hier wieder als Kontrast zu den in ihm stattfindenden Grausamkeiten fungiert, gekonnt ein, die Hauptdarsteller machen Ihre Sache ok bis gut, bleiben allerdings für meinen Geschmack zu Ungunsten des Realismus die meiste Zeit erstaunlich gefasst, und die musikalische Untermalung unterstreicht den Film stimmig und passend – mal abgesehen vom Abspann vielleicht. Sehr gelungener, harter Exploiter, der vorzüglich unterhält und viel fürs Auge bietet.

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Trick 'r Treat - Die Nacht der Schrecken
Vier an Halloween spielende Geschichten, die alle irgendwie miteinander in Verbindung stehen. Ein Schuldirektor z.B entpuppt sich als Killer und eine Clique schießt bei einem Streich weit über das Ziel hinaus...
Mit „Trick ’r Treat“ legt Regisseur Michael Dougherty 2008 einen im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich gelungenen Episoden-Horrorfilm vor, der sich durch seine schwarzhumorige, comicartige Inszenierung inkl. gezeichneter Intro-Sequenzen würdevoll sowohl vor Horrorcomics als auch Episoden-Horror-Klassikern wie „Creepshow“ verbeugt. Die vier allesamt miteinander verwobenen, in der Halloween-Nacht spielenden Geschichten wurden in eine fast schon märchenhafte Atmosphäre eingebettet und warten mit visuellen Leckerbissen wie opulenten Bildern und liebevoll gestalteten Kulissen auf. Die einzelnen Episoden wurden allesamt mit überraschenden Plottwists versehen, was natürlich enorm zum Unterhaltungswert beiträgt. Dougherty setzt weniger auf blutige Effekte als vielmehr auf Mystik und wohligen Grusel mit allerlei schrägen Charakteren und sparsam dosierten, aber guten Masken/Effekten und möchte mit seinem Film niemanden verstören, sondern seinem Publikum mit Hingabe und überaus niveauvoll inszenierten Genre-Stoff bieten - was ihm hervorragend gelingt. „Trick ’r Treat“ wird man in schöner Regelmäßigkeit zur entsprechenden Saison immer wieder aus dem Regal ziehen können, denn selbst, wenn man die Pointen der Episoden bereits verinnerlicht hat, wird man sich doch gern erneut an der kunstvollen Darbietung ergötzen. Oder, in aller Kürze: Licht aus, Kerze an, Popcorn ans Sofa und „Trick ’r Treat“ in den Player, während die Blagen draußen Jagd auf klebrige, zahnschädigende Genussmittel machen.
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The Driller Killer
Dem Maler Reno Miller wachsen die Probleme über den Kopf: Geldnöte, Ärger mit seinem Händler, Pech in der Liebe und nicht zuletzt die Rock-Band, die direkt neben seinem Apartment bis spät in die Nacht laut herumschraddelt machen ihm zu schaffen. Die nervliche Belastung wird für Reno so stark, dass er den Verstand verliert. Um seinem Ärger Luft zu machen, schleicht er nachts durch die Straßen New Yorks und tötet wahllos Obdachlose mit einem Akku-Bohrer...
Abel Ferraras „The Driller Killer“ aus dem Jahre 1979 entführt uns in die schäbigen Gegenden New Yorks der 70er und möchte anscheinend den Werdegang eines wahnsinnigen Serienkillers zeigen, der mit einer Bohrmaschine bewaffnet Jagd auf Obdachlose macht. Die bohrendste Frage aber ist: Warum? Darauf liefert Ferrara keine Antworten. Renos Entwicklung vom malenden Künstler zum durchgeknallten Bohrmaschinen-Freak und Pennerhasser bleibt ebenso wenig nachvollziehbar wie das Verhalten aller anderen, allesamt völlig schrägen Charaktere, die hoffnungslos überzeichnet wurden. In spannungsarmen und zusammenhanglos wirkenden Einzelsequenzen sucht man vergeblich nach einem roten Faden und ärgert sich schon bald über die immer wieder gezeigte, nervige Band und das totale Fehlen von Identifikationsfiguren. Das ist selbst mir zu konfus und abgefahren. So ist das beste an „Driller Killer“ noch die schmutzige Optik, aber auch der eine oder andere blutige Mord ist nicht zu verachten, während hier allerdings auch unfreiwillige Komik Einzug hielt, wenn Reno wie vom Hafer gestochen mit seiner verkabelten Bohrmaschine und einer Art Akku-Gürtel (?) bewaffnet durch die Straßen hetzt und sich auf die einzigen normalen Menschen dieses Films, die Obdachlosen, stürzt. Sehr seltsames Werk, über das ich mich gefreut habe, es einmal auf 35 mm im Kino sehen zu können, es mir aber nicht unbedingt noch einmal zu Gemüte werde führen müssen…
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Ex Drummer
Eines Tages stehen drei skurrile Gestalten vor der Tür des Underground-Literaten Dries (Dries Van Hegen) und bieten ihm den offenen Schlagzeugerposten in ihrer Punkband an. Die drei gehören zum Bodensatz der belgischen Unterschicht und haben obendrein alle noch eine körperliche Beeinträchtigung. Der drogenabhängige Gitarrist Ivan (Sam Louwyck), der mit Kleinkind und Junkiefrau in einer völlig verdreckten Wohnung haust, ist fast taub, der schwule Bassist Jan (Gunter Lamoot) hat einen steifen Arm und der paranoide Sänger Koen, der regelmäßig Frauen zusammenschlägt und mit Jans kahlköpfiger Mutter (Bernadette Damman) schläft, hat einen Sprachfehler und lispelt. Dries willigt nach kurzem Zögern ein, um aus seiner gewohnten Welt ausbrechen zu können und sich für sein neuestes Buch inspirieren zu lassen. Er ist den drei Männern und ihrem asozialen Umfeld intellektuell um ein Vielfaches überlegen und sieht das ganze als eine Art soziales Experiment. Während sich das Quartett, das er "The Feminists" tauft, auf den einzigen Auftritt auf einem Talentwettbewerb vorbereitet, taucht Dries in eine abgründige Welt aus Gewalt, Sex und Schmutz ein und beginnt die anderen willkürlich zu manipulieren…
Ich kenne die Romanvorlage nicht, habe aber gelesen, dass sie bis zum Erscheinen dieses Films als „unverfilmbar“ gegolten haben soll. Das glaube ich gern, denn was Koen Mortier hier abgeliefert hat, ist bei weitem keine leichte Kost und setzt in filmischer Hinsicht sicherlich neue Maßstäbe: „Ex Drummer“ ist eine Komödie, ein Gewaltexzess, ein gesellschaftskritisches Drama und ein Kunstfilm zugleich. Ein Experiment sozusagen, an dem viele gescheitert wären. Nicht so Mortier und seine Crew, die es verstanden, diese abenteuerliche Mixtur ebenso unterhaltsam wie kunstvoll wie verstörend zu inszenieren. Schwarzhumorig, schräge, überzeichnete Charaktere, dargestellt von hervorragenden Schauspielern, Satire, verstörende, gewalttätige Szenen, surrealistische Momente, etwas Erotik, eine unvergleichbare Optik und ein großartiger, von zahlreichen Underground-Künstlern eingespielter Soundtrack – hier greift ein Rad in das andere und was zunächst widersprüchlich und konfus wirkt, fügt sich zu einem schwer verdaulichen Ganzen zusammen, das sich im Gedächtnis des Zuschauers festkrallt. Und mit eben jenem geht „Ex Drummer“ nicht gerade glimpflich um und bewirkt durch die kontrastreiche Erzählform, dass ihm das Lachen ein ums andere Mal im Halse stecken bleibt. So wechseln sich komödiantische Sequenzen, in denen die soziopathischen Protagonisten aus der Unterschicht wie lächerliche Schießbudenfiguren wirken, mit fiesen Magenschwingern ab, bis man fast schon erleichtert aufatmet, wenn die Kamera endlich wieder das sterile Luxusappartement der Hauptrolle in Form von Schriftsteller Dries einfängt und somit den Gegenentwurf zum permanenten Schmutz und Dreck, zu menschlichen Tragödien und Abgründen, präsentiert – allerdings ohne sich dabei auf eine Seite zu schlagen. Nach und nach lernt man die Charaktere zumindest oberflächlich kennen, während der Film auf sein vermeintliches Finale, den Auftritt der Band auf einem Festival, zusteuert. Dieses wird dann auch eines Finales würdig als chaotische, energiegeladene Gewaltexplosion gezeichnet, während der eigentliche, überraschende Showdown aber erst noch folgt. Konnte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch einige Parallelen zu Filmen wie „Trainspotting“ ziehen, fühlte ich mich nun unweigerlich an „Taxi Driver“ erinnert. Spätestens hier ist dann auch wirklich Schluss mit lustig und das vermeintlich reinigende Inferno besudelt den Richter, Rächer oder wofür auch immer er sich hält, selbst kübelweise mit Schmutz. In den finalen Einstellungen sprechen die Toten zum Zuschauer und verlassen erstmals ihre oberflächliche Darstellung, indem sie von Ihrer schwierigen Sozialisation erzählen. Mal abgesehen von ein, zwei trashigen Momenten (die überdimensionale Vagina-Kulisse, in der sich Dries und „großer Schwanz“ wiederfinden und einen Dialog führen z.B.) empfand ich „Ex Drummer“ bis zu diesem Punkt als nahezu perfekt. Das Ende hingegen erscheint mir wie eine aufgesetzte Moralkeule (oder die Parodie einer solchen?) und die Aussage des Films gibt mir Rätsel auf. Vielleicht gibt es aber auch gar keine, außer der vielleicht, dass die ganze Gesellschaft einfach total und hoffnungslos verkommen ist, haha.

„Ex Drummer“ ist ein hochgradig faszinierendes, polarisierendes, in seiner Inszenierung einzigartiges Filmerlebnis.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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