Von der Schauburg zum Schauburgle

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

86. Note 7 - Die Jungen der Gewalt (Fernando Di Leo, 1969)
Der Abendunterricht einer Klasse von delinquenten Jugendlichen gerät völlig aus den Fugen.
Nach Konsum einer Flasche Absinth fallen die Schüler über ihre Lehrerin her, vergewaltigen und
ermorden diese. Kommissar Duca Lamberti (Pier Paolo Capponi) soll die Hintergründe ermitteln.
Er verbeißt sich in endlosen Verhören, versucht, den Haupttäter zu ermitteln. Ihm zur Seite
steht die Sozialarbeiterin Livia (Nieves Navarro).
Lamberti stößt auf eine Mauer des Schweigens, bis er bei einem Jugendlichen offenbar Erfolg
hat. Und plötzlich stellt sich die Tat in einem völlig neuen Licht dar....

Fernando Di Leo inszenierte mit "Note 7" einen klassischen Krimi mit Anleihen beim
Poliziotto und (mit Abstrichen) beim Giallo. Zu Beginn wird viel Zeit für die Darstellung
der Polizeiarbeit, vornehmlich Verhöre und Befragungen, aufgewendet. Hierbei
verzettelt sich die Story schon manchmal etwas. Kommissar Lamberti muß nicht
weniger als drei Mal bei seinen Vorgesetzten vorstellig werden, damit die Ermittlungen
nicht abgebrochen werden. In der zweiten Hälfte wird der sozialen (vielleicht auch
vorgetäuschten) Ader Lambertis viel Raum gegeben. Hier darf es dann ruhig auch mal
etwas kitschig zugehen. Am Ende bekommt man dann noch eine rasante Mörderjagd
geboten. Dieses uneinheitliche an "Note 7" erinnerte mich zeitweilig an Sergio Martinos
"Morte Sospetta", der für mich beim direkten Vergleich klar die Nase vorn hat.
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

87. The Wicker Man (Robin Hardy, 1973)
Die Geschichte um Sergeant Howie (Edward Woodward) auf der Suche nach der vermißten zwölfjährigen
Rowan dürfte hinlänglich bekannt sein. Die Spur führt zur Hebrideninsel Summerisle, die von seiner
Lordschaft (Christopher Lee) beherrscht wird. Die Bewohner sind einem Sonnenkult huldig, und
irgendwann dämmert es dem guten Howie, daß er nicht zufällig auf dieser Insel gelandet ist....

Interessanterweise war "The Wicker Man" so etwas, wie das Lebenswerk Robin Hardies, der im Jahre
2011 noch eine Fortsetzung nachschob. Das Genre des "Folk-Horrors", dem der Streifen zuzuordnen ist,
ist ein eher überschaubares. Zusätzlich geben die vielen Musicalelemente "Wicker Man" eine
ganz eigene Note. Die eigentlich recht lockere Stimmung nimmt erst kurz vor Schluß eine
dramatische Wendung. Bis dahin ist man als Zuseher durchaus geneigt, den Argumenten
des Kultes etwas abzugewinnen. Auch die sexuelle Freizügigkeit und die derben Liedtexte
rufen eher ein Schmunzeln hervor. Britt Ekland als die verführerische Tochter des Wirts,
wurde in den Nacktszenen teilweise gedoubelt.
Gedreht zumeist an Originalschauplätzen gelang Robin Hardy hier sein "One-Hit-Wonder",
mit dem er in die Filmannalen einging.
8/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

88. Knives Out (Rian Johnson, 2019)
Familienpatriarch Harlan Thrombey (Christopher Plummer) feiert seinen 85. Geburtstag.
Die ganze Familienbande ist zu Gast auf dem riesigen Landsitz. Seinen Reichtum hat Thrombey
mit Druckerzeugnissen gescheffelt. Nur leider scheint keiner seiner Nachkommen dazu geeignet,
die Firma weiterzuführen. Am ehesten vertraut der Senior seiner Pflegekraft, der jungen
Marta Cabrera (Ana de Armas). Am Tag nach dem rauschenden Fest wird Harlan mit
durchgeschnittener Kehle in seinem Dachzimmer aufgefunden. Alles deutet auf einen,
wenn auch ungewöhnlichen, Selbstmord hin. Die Polizei stellt routinemäßig Ermittlungen an.
Doch als plötzlich der von einem Unbekannten beauftragte Privatermittler Benoit Blanc (Daniel Craig)
auf der Bildfläche erscheint, findet er überraschendes heraus.
Schnell stellt sich heraus, daß die gesamte Nachkommenschaft auf das riesige Erbe Thrombeys
scharf ist und von dessen Selbstmord profitieren will. Doch am Tag der Testamentseröffnung
gibt es eine große Überraschung. Dies führt zu einem Familienränkespiel der besonderen Art.

In bester Agatha-Christie-Manier wird hier in opulenter Ausstattung ein Verbrechen verübt (oder
vielleicht auch nicht) und ein Detektiv mit französisch klingendem Namen fühlt der gesamten
Familie auf den Zahn. Dabei tummeln sich unter Thrombeys Verwandtschaft solche Hochkaräter
wie Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Chris Evans und Michael Shannon. Frank Oz und M. Emmet Walsh
tauchen in kleinen Rollen auf. Doch die Hauptdarstellerin ist Ana de Armas, die das offenbar unschuldige
Hausmädchen Marta gibt. Mit ihr steht und fällt der ganze Film.
► Text zeigen
Daniel Craig macht seine Sache auch sehr gut und pendelt zwischen überragender Deduktion und leicht
tolpatschigem Verhalten gekonnt hin und her.
"Knives Out" ist ein ruhig erzählter Film, Kamera und Schnitte passen sich daran an. Sogar eine
Verfolgungsjagd per Auto gerät so dermaßen entschleunigt, daß ein Polizist am Ende kommentiert:
"Das war die dämlichste Verfolgungsjagd, die ich jemals gesehen habe!"
Sehr angenehme Unterhaltung für eine kalten Winterabend inklusive italienischem Rotwein
und Wintergebäck.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

89. Hetzjagd (Philippe Condroyer, 1967)
Eine im Verborgenen agierende Truppe jagt untergetauchte Naziverbrecher. Zu den Jägern gehören
der eher impulsive Frauenheld Raphael (Jean-Louis-Trintignant) und der bedächtige Julius,
der auch das Kommando hat. Unter Beschattung steht der in Barcelona lebende deutsche Architekt Fromm,
hinter dessen Identität der ehemalige Folterscherge Schmidt vermutet wird. Mittels Überwachung und Abhöraktionen sollen
letzte Zweifel an der wahren Identität Fromms ausgeräumt werden. Während Julius zögert, Fromm als
Schmidt zu identifizieren, was zugleich dessen Todesurteil bedeuten würde, möchte Raphael
losschlagen. Offenbar gelangweilt und unterfordert, beginnt letzterer eine Affäre mit einer Frau aus
Fromms Wohnblock, was die Sache nicht gerade vereinfacht......

Philippe Condroyer greift mit seinem unterkühlten "Hetzjagd" ein zur Entstehungszeit des Films
durchaus aktuelles Thema auf. Dabei zeigt die Eröffnungssequenz zugleich, daß die Nazijäger
nun nicht unbedingt mit Samthandschuhen agieren. Über die wahre Identität Fromms wird der Zuschauer
wie auch die Jäger lange Zeit im unklaren gelassen. Dabei wirkt das Überwachungshandwerk
sehr spröde, weil offenbar recht realitätsgetreu dargestellt. Einerseits ist es Julius hoch anzurechnen,
daß er absolute Gewißheit haben möchte, bevor er losschlägt. Und das, obwohl sein Bruder durch
Nazis ermordet wurde. Andererseits hat sein Zögern auch fatale Folgen. Wie man später
sieht, wird auf der Gegenseite nicht lange gefackelt.
Kühler, "typisch französischer" Thriller, mit einem wie immer faszinierenden Jean-Louis Trintignant.
6,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

90. Terror Train - Monster im Nachtexpress (Roger Spottiswoode, 1980)
Nerd Kenny wird von seinen Studien"kameraden" auf's übelste vergackeiert. Nach der Aktion ward Kenny nie mehr
gesehen. Bis drei Jahre später auf einer Studentenparty in einem eigens angemieteten Dampfzug die Ereignisse
von damals auf die beteiligten Studenten zurückzufallen scheinen. Doch dieses Mal geht es um Leben und Tod.

Der Debutfilm von Roger Spottiswoode ist ein kanadischer Slasher aus der Frühphase des Genres, der
schon mal groß mit seinem Setting punkten kann. Der Dampfzug, der durch die tief verschneite kanadische Wildnis
tuckert, ist einer der Hauptdarsteller des Streifens. Die Eröffnungssequenz ähnelt frappierend jener von
"Slaughter High" (1986). Neben dem Zugpferd Jamie Lee Curtis spielen kaum bekannte Gesichter mit.
Ausnahmen sind Ben Johnson und Hart Bochner. Erwähnenswert auch die Sängerin Vanity als eyecatcher Merry.

David Copperfield spielt sich sozusagen selbst, als für die Party engagierter Magier.
Der hatte auch schon in jungen Jahren diesen leicht überheblichen
Gesichtsausdruck; wurde wahrscheinlich schon damit geboren.
Die Effekte sind eher zurückhaltend und sparsam eingesetzt, was dem durch Atmosphäre punktenden Streifen nicht schadet.
"Terror Train" hatte schon zu VHS-Zeiten bei mir einen Stein im Brett,
den hat er immer noch.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

91. Daddy's little Girl (Chris Sun, 2013)
Wir sehen Derek und seine Frau bei der Geburt ihrer Tochter Georgia. Danach wird in Rückblenden und Bildern
das Heranwachsen Georgias bis zum sechsten Lebensjahr gezeigt. Die Eltern sind inzwischen getrennt. Für Derek
sind die Wochenenden mit Georgia das, wofür er lebt. Eines Tages geschieht das Undenkbare; Georgia fällt
einem Verbrechen zum Opfer. Derek verliert jeglichen Halt und driftet in eine Scheinwelt ab.
Erst als er durch Zufall dem Täter auf die Spur kommt, bekommt sein Leben anscheinend wieder Sinn.
Statt seine Erkenntnisse der Polizei mitzuteilen, plant Derek einen gnadenlosen Rachefeldzug.....

Der erste Teil des Films ist für Zuseher mit Kindern schwer zu ertragen, zu sehr rattert das Kopfkino.
Von daher befand ich mich in einem emotionalen Ausnahmezustand. Definitv kein angenehmer Film;
in der ersten Hälfte.
Dann beginnt Derek seine Rache auszuüben, dies ist der zweite Teil des Streifens. Und hier macht
Regisseur Chris Sun meines Erachtens mehrere Fehler. War ich anfangs gepackt und fast im Sessel erstarrt,
verliert sich dieses Gefühl komplett in der zweiten Hälfte. Und dafür gibt es zwei Gründe.
Zum einen erfüllt der Täter wirklich jedes nur erdenkliche Klischee
► Text zeigen
und zum anderen ist der Folterpart des Films so dermaßen
übertrieben, daß jede emotionale Bindung verloren ging, geschweige denn etwaiges Verständnis für den Folterer.
Der ausgewalzte Folterteil des Streifens stuft diesen dann wieder zurück in den Bereich "normalen" Horrors.
5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

92. Das Netz der tausend Augen (Robert Enrico, 1974)
David (Jean-Louis Trintignant) flieht aus einem Foltergefängnis nahe Paris und setzt sich in eine ländliche Gegend ab.
Dort begegnet er Thomas (Philippe Noiret) und Julia (Marlène Jobert), die auf einer verfallenden Burg wohnen
und David ohne zu zögern bei sich aufnehmen. David erzählt seine Fluchtgeschichte und daß er nicht mehr weiß,
wie und warum er in das Gefängnis gelangt ist. Derweil tauchen in den Nachrichten Meldungen über einen
entflohenen gefährlichen Insassen einer Anstalt auf. Thomas hält bedingungslos zu David, während die zweifelnde
Julia per Brief Kontakt zu ihrem Bruder aufnimmt, der Verbindungen in höchste Regierungskreise hat.
Als die drei zur spanischen Grenze fahren wollen, spitzt sich das Geschehen zu.
Wer kann wem noch trauen?

Der von Robert Enrico inszenierte Paranoia-Thriller punktet alleine schon mit seinen Stars Trintignant, Noiret und
Jobert. Hinzu kommt eine ruhig erzählte Geschichte, die den Zuschauer immer schön im Unklaren beläßt,
wer denn nun falsch spielt. Dies wird dann freilich zum Ende mit einem Paukenschlag aufgelöst.
Hier können Fans des französischen Kinos und Paranoiker bedenkenlos zugreifen.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

93. Macabre (William Castle, 1958)
Doktor Barrett hat es als Arzt in seinem kleinen Heimatkaff nicht einfach. Seine Frau starb bei
der Geburt der Tochter. Jetzt ist auch noch seine Schwägerin Nancy verstorben. Barretts Schwiegervater
hat die Beerdigung seiner Tochter Nancy auf Mitternacht angesetzt. Zu allem Überfluß ist plötzlich
auch noch Barretts inzwischen fünfjährige Tochter Alice verschwunden. Eine ominöse Stimme
am Telefon behauptet, Alice wäre lebendig begraben und hätte noch Luft bis Mitternacht.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.....

"Macabre" war eigentlich der erste "echte" William-Castle-Film. Von ihm produziert fand auch
zum ersten Mal ein Castle-Gimmick Verwendung. In diesem Fall ging es um eine 1000-Dollar-
Versicherung, die die Angehörigen von während des Films im Kino Verstorbenen erhalten sollten.
Interessanterweise war diese Versicherung kein Gimmick, sondern echt. Castle handelte in London
bei Lloyd's eine Police aus, mit der tatsächlich bis zu drei Todesfälle abgedeckt gewesen wären.
Tatsächlich fand die Police glücklicherweise keine Verwendung. Dieser Vermarktungsgag trug sicherlich
zum Erfolg des Streifens bei. Allerdings hat auch der Film selbst einiges zu bieten.
Die Story weiß zu fesseln und nimmt die ein oder andere Wendung, die teilweise in Rückblenden
aufgedröselt wird.
Einerseits gelingen Castel tolle atmosphärische Bilder auf dem nächtlichen Friedhof,
zum anderen sorgt die Nebenhandlung um die blinde Nymphomanin für amüsante Momente.
Und bei knackigen 70 Minuten kommen keinerlei Längen auf.
7/10
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

94. It - Der Schrecken lauert im All (Edward L. Cahn, 1958)
Eine Rettungsmission zum Mars soll Carruthers, den einzigen Überlebenden der Vorgängermission, zur Erde zurückbringen.
Dort soll er wegen Mordes an seinen Kollegen angeklagt werden. Doch dazu kommt es nicht. Auf dem Rückflug
vom Mars stellen die Astronauten schnell fest, daß etwas vom Mars mit an Bord gekommen ist. Und dieses "Etwas"
macht Jagd auf die Crew. Schnell wird Carruthers mit seinem Wissen zum Leitwolf im Kampf gegen die
namenlose Bedrohung.

Die Story um ein mörderisches außerirdisches Mitbringsel im Raumschiff wurde 20 Jahre später bei "Alien"
nahezu perfekt umgesetzt. Bei "It" handelt es sich um eine Billigproduktion, die Schnitzeljagd an Bord
gerät oftmals zur etwas zähen Angelegenheit. Erstaunlicherweise hat "It" ebenso wie "Alien" eine
Verfolgungsjagd im Lüftungsschacht zu bieten. Diese Suche nach Ähnlichkeiten und ein
naiv-sympathischer Bonus bringen "It" gerade noch so auf 5/10.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

95. Der unheimliche Mr. Sardonicus (William Castle, 1961)
Der renommierte Londoner Arzt Cargrave (Ronald Lewis) erhält eine Botschaft seiner Jugendliebe Maude.
Überbracht wird die Nachricht von Krull (Oskar Homolka), dem Diener des Barons Sardonicus (Guy Rolfe),
der Maude geehelicht hat und mit ihr auf seinem Schloß in Transsilvanien lebt. Cargrave solle doch
die Reise zu ihr antreten, er würde es nicht bereuen. Per Schiff, Zug und Kutsche macht sich Cargrave auf
zu Sardonicus' Schloß. Baß erstaunt muß Cargrave feststellen, daß Sardonicus die ganze Zeit eine
Gesichtsmaske trägt. Diese soll die Gesichtslähmung des Barons verdecken, welcher sich durch
die neuen Behandlungsmethoden aus London Besserung verspricht. Jedoch ist Sardonicus kein
angenehmer Zeitgenosse, und ihm ist jedes Mittel recht, eine Besserung seines Zustandes herbeizuführen.
So veranstaltet Krull krude Experimente mit Blutegeln an der weiblichen Dienerschaft. Es werden
Damen auf's Schloß eingeladen, um deren Reaktion bei Ansicht des Barons' Gesicht zu testen,
was immer in einer wahren Schreiorgie endet.
Um Cargrave zu Ergebnissen zu drängen, benutzt Sardonicus Maude als Druckmittel.
So bleibt dem wackeren Arzt letzten Endes nur ein möglicher Ausweg....

Die Einleitung und das Schlußwort spricht Meister Castle persönlich zum Publikum.
Als Gimmick wurde dieses Mal ein Votum des Kinopublikums eingeführt. Kurz vor
Schluß soll dieses per Daumen hoch eine Begnadigung Sardonicus' herbeiführen
oder per gesenktem Daumen eine Bestrafung.
Ob es dieser Unterbrechung bedurft hätte, sei dahingestellt. Denn auch so ist Castle
hier wieder ein sehr atmosphärischer Streifen mit ausgewählter und effektiver Schwarzweißfotografie
gelungen, der durchaus seine Schockmomente hat. Der arme Guy Rolfe als Sardonicus erlebte
beschwerliche Tage in der Maske, brauchte es doch viele unangenehme Stunden,
sein sardonisches Grinsen zu modellieren.
Sehr gelungener Streifen, der in der Koch-Castle-Kollektion erschienen ist,
komplett mit Stimmkarte Daume hoch/Daumen runter.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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