Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

purgatorio
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von purgatorio »

buxtebrawler hat geschrieben: Mi 25. Jan 2023, 09:27
:idea:

Danke für die Aufklärung, das erklärt einiges :D
Wie ja bekannt ist: Das Forum mit dem Bildungsauftrag! :prost:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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FarfallaInsanguinata
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

@purgatorio
Von mir ebenfalls Dank für die erhellenden Worte! :smile:

@buxtebrawler
AirBNB wird von den Autoren erwähnt, aber ich habe den entscheidenden Unterschied so verstanden, dass die Unterkünfte dort bezahlt werden müssen. Bei den Tauschplattformen besteht das Konzept hingegen aus dem unentgeltlichen Wechsel der eigenen mit einer fremden Wohnung, wobei durchaus auch ein Tausch über mehrere Ecken möglich wäre.
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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 06:22 AirBNB wird von den Autoren erwähnt, aber ich habe den entscheidenden Unterschied so verstanden, dass die Unterkünfte dort bezahlt werden müssen. Bei den Tauschplattformen besteht das Konzept hingegen aus dem unentgeltlichen Wechsel der eigenen mit einer fremden Wohnung, wobei durchaus auch ein Tausch über mehrere Ecken möglich wäre.
Ja, so hatte ich dich auch verstanden. Mir ging's in meinem Kommentar grundsätzlich um das Wildfremde-Menschen-in-die-eigene-Wohnung-lassen-Phänomen, das sich eben auch bei AirBNB findet - und ich nur schwerlich könnte...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von karlAbundzu »

Die meisten AirBnB sind ja inzwischen eher Ferienwohnungen, bzw. -Zimmer. Und seitdem ich in Berlin Häuser kenne mit 80% Anteil von ABnB zu herkömmlichen Mietern, für die das einerseits eine Belastung ist andererseits gibt es da einen ziemlich angespannten Wohnungsmarkt, nehme ich eher Abstand von dem Portal. Und die einzige ABnB mit Familienanschluss, die ich hatte, war mir auch tatsächlich unangenehm.
Als Heranwachsender hingegen war es natürlich spannend bei irgendwem privat zu nächtigen, entweder spontane Bekanntschaften oder durch Netzwerke, die es ja auch schon im Prä-digitalen Zeitalter gab.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 10:43 Die meisten AirBnB sind ja inzwischen eher Ferienwohnungen, bzw. -Zimmer. Und seitdem ich in Berlin Häuser kenne mit 80% Anteil von ABnB zu herkömmlichen Mietern, für die das einerseits eine Belastung ist andererseits gibt es da einen ziemlich angespannten Wohnungsmarkt, nehme ich eher Abstand von dem Portal.
Ja, eine in der Tat äußerst unangenehme Begleiterscheinung.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

buxtebrawler hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 12:57
karlAbundzu hat geschrieben: Fr 27. Jan 2023, 10:43 Die meisten AirBnB sind ja inzwischen eher Ferienwohnungen, bzw. -Zimmer. Und seitdem ich in Berlin Häuser kenne mit 80% Anteil von ABnB zu herkömmlichen Mietern, für die das einerseits eine Belastung ist andererseits gibt es da einen ziemlich angespannten Wohnungsmarkt, nehme ich eher Abstand von dem Portal.
Ja, eine in der Tat äußerst unangenehme Begleiterscheinung.
Tatsächlich wird auch dieser Umstand vom Autorenpaar thematisiert inklusive dem bösen Blut, das da auf dem regulären Wohnungsmarkt entsteht. Allerdings verständlicherweise nebenbei. Ein Jammer, dass die beiden mir auf der persönlichen Ebene wenig sympathisch sind.

Ich möchte hier nochmal unterstreichen, wie viele schöne Begegnungen ich durch meine Aufenthalte in Italien hatte, sowohl mit Einheimischen, als auch anderen Besuchern. In Neapel war ich z.B. bei einer Geburtstagsfeier in einer Villa des geographisch höhergelegenen noblen Viertels zu Gast, das mir aus dem großzügigen Garten einen nächtlichen Ausblick über die gesamte Stadt eröffnete. Sowas werden schnöde Touristen niemals erleben können. Fakt!
Genauso wie die interessanten Menschen. Die beiden jungen Frauen von damals Anfang zwanzig, die aus Rostock respektive Jena nach Neapel gekommen waren, um Kunstgeschichte zu studieren etwa. Oder Japaner und Koreanerinnen, die nach Mailand kamen, um Modedesign zu studieren.
Oder man macht es ganz anders, wie zwei VW-Bulli-Ladungen von Punks aus Deutschland, die Ostern 1984 einfach nach Mailand zum heute legendären Squad "Virus" aufbrachen. Dieser Aufenthalt hat meine Liebe zu dem Land verankert!

Also, reist, soviel wie ihr könnt, nicht als bespaßte Pauschaltouristen, sondern bewusst und empfehlt euren Kindern, es ebenso zu machen. Was ihr auf Reisen erlebt, erweitert nicht nur euren Horizont, sondern das sind auch Erinnerungen, die euch niemand mehr wegnehmen kann. Egal, wie scheiße euer Leben später vielleicht noch wird.

P.S. Falls jemand an dem Buch Interesse hat, bitte per PN melden. Ich habe es gerne gelesen, muss es aber nicht behalten. Ansonsten wandert es in den nächsten Tauschschrank.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

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Frank Schäfer – Der kleine Provinzberater oder Vom schönen Leben auf dem Lande

„Klein“ trifft’s hier sehr gut, denn mit 15,5 x 9,5 cm ist das hier wirklich ein Büchlein, allerdings gebunden, im Hardcover und mit Schutzumschlag sowie eingewebtem Lesezeichen – eine geradezu verschwenderische Aufmachung, die der Berliner Schwarzkopf-&-Schwarzkopf-Verlag diesem im Jahre 2012 veröffentlichten „Ratgeber“ spendierte. Auf rund 200 Seiten setzt sich der Braunschweiger Autor Frank Schäfer, vornehmlich bekannt für seine Essays und Bücher über Musik und Literatur, 50 in acht Themengebiete unterteilte Kapitel lang mit der Provinz auseinander, aus der er schließlich auch selbst stammt: Schäfer wurde im niedersächsischen Gifhorn sozialisiert. Jana Moskito ergänzte einige hübsche Schwarzweiß-Illustrationen.

In anekdotischer Form schildert Schäfer provinzielle Befindlichkeiten, sonderbare Kuriositäten, mal mehr, mal weniger skurrile Beobachtungen, persönliche Erlebnisse, häufig pointiert humorig, manchmal nachdenklich, mal liebevoll, mal angriffslustig, dann wieder selbstironisch. Manch Provinzler(in) schaute er aufs Maul und lässt das Transkribierte dann auch gern ohne weitere Zuspitzung im Raum stehen. Immer mal wieder schimmert eine Art Hassliebe zur Provinz durch, ohne die ein solches Buch vermutlich nicht möglich wäre.

Wenn er auf S. 104 Al Bundy eine verhinderte Baseball-Karriere andichtet, hätte ich ihm ein aufmerksameres Lektorat gewünscht (Football wär’s gewesen); interessante, kritische Worte zur popkulturellen Kunstfigur Tarzan entschädigen aber rasch für diesen Fauxpas. Mit Filmemacher Wenzel Storch war Schäfer im Gespräch, später geht’s plötzlich um Henry David Thoreau – über den er respektive der Suhrkamp-Verlag 2017 eine Biographie veröffentlichen sollte. Nicht erst, wenn es ohne erkennbare Bezugnahme auf S. 184 „wie ich weiter oben schon erzählt habe…“ heißt, ahnt man: Die Provinz dient hier eher als lose Klammer, manches könnte genauso gut in einer der der popkulturellen oder sich mit Literaturschaffenden auseinandersetzenden Essay-Sammlungen Schäfers stehen (und tut es vielleicht auch) oder war anderweitig bereits erstveröffentlicht worden. Nicht, dass mich das stören würde.

Das sehr persönlich geprägte Kapitel „Der älteste Sohn“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Schäfer auch von tragisch-schöner Prosa versteht. Ebenso melancholisch fährt er im Abschnitt „Kind & Kegel“ mit einer weiteren Kindheitserinnerungen fort. Dennoch zieht sich mal subtiler, mal offensichtlicher Humor durch einen großen Teil des Buchs, das Abgesang und Liebeserklärung zugleich ist.
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Dick Cockboner
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von Dick Cockboner »

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Mit Rattelschneck ist das ja immer so eine Sache - die Zeichnungen sind gar schrecklich, haben aber dennoch diesen gewissen Rattelschneck-Stil, der mir gefällt. Der Humor ist manchmal platt, manchmal auch nicht, also genau das, was ein Genie ausmacht: Alles, bloß kein Mittelmaß! Das Buch liest sich schnell weg, der Nonsens regiert und die absurden Albernheiten geben sich ein High-Five. Mag ich!
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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

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Mad-Taschenbuch Nr. 38: Mad präsentiert Don Martins Höhenflug

Nachdem Kult-Zeichner Don Martin mit dem deutschen Mad-Taschenbuch Nr. 31 „in die Tiefe“ gegangen war, setzte er in seinem siebten Taschenbuch also zum „Höhenflug“ an – dem gewohnt selbstironischen Cover nach zu urteilen ein zum Scheitern verdammtes Unterfangen. Der US-amerikanische Copyright-Vermerk datiert diesmal eigenartigerweise bis ins Jahr 1975 zurück; in Deutschland jedenfalls kam man 1983 in den Genuss dieser 160 (leider erneut unnummerierten) Schwarzweiß-Seiten, die jeweils ein bis Panels umfassen. Textliche Unterstützung erhielt Martin wieder von Dick de Bartolo.

Dieser „Höhenflug“ umfasst 13 Geschichten unterschiedlichen Umfangs, wobei eine köstliche Persiflage auf den Horror-Klassiker „Die Fliege“ zusammen mit dem Käpt’n-Hirni-Abenteuer „Der Schlag des Gerechten“ das Herzstück des Büchleins bildet. Der Käpt’n ist Protagonist einer herrlichen Verballhornung von Kung-Fu-Klischees, während der Anthropologie-Satire „Ein Besuch bei den Gumbo-Indianern“, in der ein fiktionaler Indianerstamm als stumpfsinnige Primitivlinge dargestellt wird, aus heutiger Perspektive der etwas unangenehme Beigeschmack unbewussten Rassismus anhaftet. Nichtsdestotrotz ist auch dieser Band erneut ein Kleinod voller Martin-typischem Humor, der sich aus seinem unverkennbaren Zeichenstil, Slapstick, unvorhersehbar Absurdem und natürlich den legendären Soundwords („Zawabadorp!, „Ka-lomp“, „Spidoing“ …) zusammensetzt, während die Geschichten inhaltlich am stärksten sind, wenn sie ins Parodistische tendieren.
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Salvatore Baccaro
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von Salvatore Baccaro »

20230216_114454.jpg
20230216_114454.jpg (4.54 MiB) 208 mal betrachtet

Dies hübsche Kompendium zum Problem des "Kitschs" mit deutschsprachigen (meist mehr oder minder stark gekürzten) Texten aus der Goethe-Zeit bis zur Postmoderne, zuweilen affirmativ, oft genug in kritischer Empörung, von Kunstschaffenden, von Philosophen, von entrüsteten Kunstkritikern, von Literaturwissenschaftlern, von Moraltheologen, hat mir mit seinem bunten Reigen die letzten Tage ohne funktionierendes Internet in einer Hof-Kommune auf dem flachen Land versüßt - und permanent musste ich beim Lesen in meinem Kopf solche Schlagwörter wie "Kunstkitsch", "Schmutzliteratur", "Geistlose Unterhaltung" etc. durch Termini wie "Horrorvideo", "Killerspiel" oder "Shock-Rock-Platte" ersetzen...
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