Sonne, Sand und heiße Schenkel - Silvio Amadio (1975)

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Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Sonne, Sand und heiße Schenkel - Silvio Amadio (1975)

Beitrag von Blap »

fritzcarraldo hat geschrieben: Di 7. Okt 2025, 09:21 @Paco:
Danke fürs Posten Deines Einführungstextes! :thup:
Yep! Sehr angenehm. Bitte noch mehr Dagmar, deren Karriere und Fähigkeiten IMHO weitaus interessanter sind! :knutsch:
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karlAbundzu
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Re: Sonne, Sand und heiße Schenkel - Silvio Amadio (1975)

Beitrag von karlAbundzu »

Danke für den Text, Paco!
Und für die J&B-Shots. Der Film ist im italienischen Original zur Gänze auf yt, falls das Screenshots erleichtert.

Hier meine Eindrücke
Angela genießt das Leben auf Sardinien, ihr allein erziehender Vater ist oft unterwegs, so das sie alle Freiheiten hat. Doch eines Tages bringt er eine neue Liebe mit, eventuell ihre Schwiegermutter. Diese will Angela unbedingt loswerden. So entdeckt sie ein dunkles Geheimnis und die Intrigen werden gesponnen....

Ich habe mich ja diesmal kaum über die Filme informiert, da ich drei ja schon kannte, und diesen hier für ein Sex Comedy Vehikel mit Gloria hielt. Doch schon das nachmittägliche Gespräch mit Arnulf (der dann später auch eine tolle Einführung machte) ließ etwas anderes erwarten. Zu Recht, haben wir hier doch einen Thriller vor uns. Angela ist halt intrigant, setzt alles ein, um ihre Ziele und ihr libertäres Leben zu verteidigen, auch die Personen um sie herum wollen egoistisch ihre eigenen Vorteile ziehen. Bis auf Irene, Schwiegermutter in spe, die nicht nur in der Vergangenheit ein Opfer war, sondern auch jetzt wieder dazu gemacht werden soll. Und sich nach Kräften wehrt, doch schwankt zwischen eigenen Gelüsten, Traumabewältigung und Sicherheit. Sehr toll gespielt von Dagmar Lassander, beeindruckend. Gloria Guida kann die gemeine Jugendliche nicht so ganz tragen, bzw. das Buch gibt ihr nicht so viel Spielraum. Sowieso das Buch: Der Plot ist schnell dargelegt, bei so einer Erzählung hätte ruhig mehr an der Spannungsschraube gedreht werden können, doch das gelingt dem Film nicht so recht. Immer wieder gibt es unerklärliche Längen, minutenlang werden J&B-Flaschen ins rechte Licht gerückt, oder eher so nichts gemacht, und das leider meist von einer enervierenden Musik (immer wieder die selbe kleine Fünf-Ton-Melodie...) unterlegt. Das ist schön, wenn wir uns über unseren Lieblingswhisky erfreuen, oder es zu hübsch absurden Szenen führt, oder, noch besser, beides kombiniert wird, wie die Szene am Tresen.
Doch das sind nur kleine Mäkeleien: Insgesamt eine sehr positive Überraschung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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McBrewer
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Re: Sonne, Sand und heiße Schenkel - Silvio Amadio (1975)

Beitrag von McBrewer »

Der einzige mir vorher unbekannte Film vom Forentreffen 2025, hielt ich SONNE, SAND & HEIßE SCHENKEL auch fälschlicherweise für eine commedia sexy all'italiana. Zwar hat der Film durchaus heitere Momente, verkommt aber nicht in Albernheiten.
Dafür ist die hübsche Gloria Guida aber auch ein kleines fieses Biest, das mit der emotional vorbelasteten Dagmar Lassander ihr böses Spiel treibt.
Und so wiederholt sich das Schicksal dann auch von einst, bis sich dann die liebe Gloria schlussendlich in der Rolle der Dagmar wiederfindet.

Ich selbst würde mit dem Film nicht zu hart ins Gericht gehen wie einige Kinogänger an dem Abend. Dafür gab es doch einige tolle Sonnenstrandbilder & auch das Frauenduo hat mir sehr gemundet. Das i-Tüpfelchen waren in der Tat dann auch der immense Konsum unseres wohlbekannten Lieblingswhiskys :prost:
Aber dank einfallsloser Musik hatte der Film auch einige Längen. Sprich: er war etwas dröge :pfeif:

ich bin dennoch froh, das Teil als 35mm Kopie gesehen zu haben, ein Platz in der Sammlung verwehre ich aber.

PROST!
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fritzcarraldo
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Re: Sonne, Sand und heiße Schenkel - Silvio Amadio (1975)

Beitrag von fritzcarraldo »

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buxtebrawler
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Re: Sonne, Sand und heiße Schenkel - Silvio Amadio (1975)

Beitrag von buxtebrawler »

buxtebrawler hat geschrieben: Di 7. Feb 2012, 20:34 Um es gleich vorwegzunehmen: Der Film „Sonne, Sand und heiße Schenkel“ des italienischen Regisseurs Silvio Amadio („Amuck“) aus dem Jahre 1975 ist ebensowenig eine seichte Sleazeklamotte wie Fernando Di Leos „Oben ohne, unten Jeans“, dem bei der deutschen Titelgebung ein ähnliches Schicksal widerfuhr. Der englische Titel „So Young, So Lovely, So Vicious…“ trifft es da wesentlich besser, handelt es sich schließlich um ein Erotikdrama, das es durchaus in sich hat.

Backfisch Angela (Gloria Guida, „Oben ohne, unten Jeans“) sieht ihr sorgloses Lotterloben bedroht, denn ihr Vater hat Irene (Dagmar Lassander, „Das Haus an der Friedhofmauer“) kennengelernt. Angela hat aber so gar keinen Bock auf eine Stiefmutter und beginnt, Intrigen gegen sie auszuhecken…

Mit Gloria Guido konnte man auf eines der schönsten Kinder des italienischen Kinos zurückgreifen, die sehr zeigefreudig das verwöhnte Gör Angela – nach außen hin ein blondes Engelchen – mimt, welches verschlagen und hinterlistig ihrer Egozentrik freien Lauf lässt und stets gute Miene zum bösen Spiel macht. Die weniger kindliche, aber ebenso attraktive Dagmar Lassander verkörpert die souveräne Irene, die so viel über sich ergehen lassen muss, bis ihre Fassade durchbricht und ein sensibler, verletzlicher Mensch zum Vorschein kommt. Das Psycho-Duell, das sich diese beiden Hauptrollen liefern, ist insofern einseitiger Natur, als der Zuschauer im Laufe der Handlung erfahren muss, dass Angela vollkommen zu Unrecht Irene von selbiger unbemerkt attackiert, da sich diese als charakterlich überaus integer heraus- und sich gar nichtsahnend schützend vor Angela stellt.

Der von Angela ausgehende rasende Terror, von ihr aber erschreckend professionell und vollkommen gefühlskalt in ein bösartiges Intrigenspiel verpackt, für das sie ihr entwaffnendes Lächeln, ihre Schutzbedürftigkeit, ihren Charme und ihre Eloquenz, am Ende gar ihre Sexualität, gezielt und berechnend einsetzt, steht im Kontrast zu den Sorglosigkeit und Glück suggerierenden, sonnendurchfluteten Bildern, die trügerische Urlaubsstimmung atmen. Angela kämpft mit den Waffen einer Frau und ist falscher als die Rolex auf dem Marktplatz von Sardinien, an dessen Strand der Film spielt. Die Übergänge von harmlosen infantilen Eifersüchteleien und jugendlichen Spielchen beim Austesten von Grenzen zur kaltschnäuzigen Inkaufnahme der Zerstörung des Gegenübers sind dabei fließend, wobei die Konsequenzen nicht im vollen Ausmaß bewusst zu sein scheinen, da Lebenserfahrung und Verantwortungsgefühl fehlen.

Mit seiner in luxuriösen, gutsituierten Kreisen angesiedelten Handlung hat „So Young, So Lovely, So Vicious…“ eindeutig etwas gialloeskes an sich, bleibt in seiner Ausrichtung aber dramatisch und der tragischen Entwicklung der Beziehung Irenes zu Angela verpflichtet. Dabei spielt Angelas Vater interessanterweise keine Rolle, tritt kaum in Erscheinung und auch ihr Freund Sandro (der Norweger Fred Robsahm, „Barbarella“, „Django und die Bande der Bluthunde“) scheint in erster Linie nützliches Mittel zum Zweck zu sein, das von Angela eindeutig dominiert wird und von ihrem Wohlwollen abhängig ist. Um finanziell über die Runden zu kommen, ist er das wiederum von einer reiferen Hausbesitzerin, die ihn sich als eine Art Prostituierten hält. Die Feststellung, Amadio zeige hier eine von Frauen dominierte Welt der Oberflächlichkeit, des Egoismus und des Status, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen.

Inwieweit dies beabsichtigte Kritik an der Dekadenz Vermögender oder an (vermeintlich?) weiblichen Verhaltensmustern oder schlicht dem Umstand geschuldet ist, sich auf die beiden Schönheiten zu konzentrieren, möchte ich nicht beurteilen. Bei der Integration und Fotographie der erotischen Szenen wurde allerdings darauf geachtet, nicht in allzu billige Sleaze-Gefilde abzugleiten und die schauspielerischen Leistungen sind sicherlich nicht preisverdächtig, aber ordentlich und ohne gröbere Aussetzer – einmal abgesehen von den unvermeidlichen Discopop-Tanzszenen, die wie so oft auch hier unbeholfen, hölzern und unfreiwillig komisch wirken. So viel diabolischen Argwohn das Drehbuch Jugendlichen wie Angela auch zugetraut hat, so wenig Ahnung hatte man anscheinend von Teenager-Partys.

Um beim Thema Musik zu bleiben, möchte ich den durchwachsenen Soundtrack nicht unerwähnt lassen, der in einigen Szenen mit unpassenden Komödienklängen entweder versucht, sein Publikum ebenso auf eine falsche Fährte zu locken wie der deutsche Verleih oder eine Unschuld Angelas zu suggerieren, an die der Zuschauer bereits von Beginn an nicht glaubt. Überwiegend weiß die musikalische Untermalung dann aber doch zu gefallen, gesungene Stücke tragen die sanfte Melancholie eines schicksalhaften Sommerurlaubs in sich und transportieren die passende Stimmung aufs heimische Sofa. Und so sollte „So Young, So Lovely, So Vicious…“ auch genossen werden: Wie ein Stück ernstzunehmender Anti-Kitsch in kitschiger Idylle, die begleitet von Guidas blankem Traumkörper demontiert wird. Der Teufel ist ein Eichhörnchen...
So schrieb ich seinerzeit. In meiner trüben Erinnerung liefen Guida und Lassander die meiste Zeit über nackt herum oder räkelten sich ebenso, was die Kinosichtung korrigierte - ganz so ist es dann nämlich doch nicht. Die Inszenierung erschien mir hier und da dann auch etwas plumper als damals (nicht nur in Bezug auf die oberdreisten J&B-Platzierungen), was den Film aber nicht abwertete. Das tat die Musik, denn wenngleich ich mich damals noch überwiegend positiv zu ihr äußerte, entwickelte die immer gleiche Melodie im Kino einen nicht ungefähren Nervfaktor. Ansonsten aber nach wie vor ein meines Erachtens gelungener, sehenswerter Film!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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