Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

Jetzt verstehe ich auch, warum Martin (nicht , Alexander ;-)) Baum neulich so komisch humpelte, da hatte meine Begleitung schon per Ferndiagnose "Bandscheibenvofall" diagnostiziert, was mich unglaublich gucken lies. :shock:
Ich fande ja gerade die Nichteindeutigkeit, bzw. Interpretationsmöglichkeiten spannend. Das ging sogar so weit, dass Szenen, die ich todtraurig fand, meine Begleitung eher froh und hoffnungsvoll stimmte. Und nachher zu anregenden Gesprächen führte.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von Arkadin »

karlAbundzu hat geschrieben: Martin (nicht , Alexander ;-)) Baum
Hups. Schon wieder mit dem Swoboda verwechselt... :oops:

karlAbundzu hat geschrieben:Ich fande ja gerade die Nichteindeutigkeit, bzw. Interpretationsmöglichkeiten spannend. Das ging sogar so weit, dass Szenen, die ich todtraurig fand, meine Begleitung eher froh und hoffnungsvoll stimmte. Und nachher zu anregenden Gesprächen führte.
Normalerweise habe ich ja auch nichts dagegen, wenn nicht alles erklärt, Dinge in der Schwebe gehalten werden. Aber hier hat es mich eher genervt, weil ich dadurch auch null Zugang zu den Figuren gefunden habe. Außer zu Newton, den ich aber schon aus dem Film kannte. Und immer, wenn ich hoffte durch die Dialoge ein wenig Klarheit zu bekommen, zack, kam schon der nächste Song und ich war wieder komplett raus. So konnte ich mich auch gar nicht richtig auf das Stück konzentrieren, sondern habe immer krampfhaft versucht aus den wenigen Häppchen, die einem hingeworfen wurden, irgendwie zu eruieren, wer die Personen da überhaupt sind, was sie wollen und was mit ihnen passiert. Das nervt mich auch immer bei Filmen. Ich habe kein Problem damit, wenn ich nicht weiß, in welcher Situation sich eine Figur befindet, ob das jetzt real oder irreal ist, ob die Person existiert oder nicht. sprich: Wenn man nicht weiß, was die Handlung ist. Aber wenn ich nicht weiß, wer die Figur da überhaupt ist, der ich da folgen soll und in welchem Verhältnis sie zu denen andren Figuren steht (dies aber so hingestellt wird, dass das wichtig ist und man das doch so wissen müsste), dann bin ich so damit beschäftigt, das für mich herauszufinden, dass ich mich gar nicht mehr richtig auf den Film einlassen kann, und beginne von dem Film genervt zu sein. Beispiel: "Memento". Da weiß man ja auch nicht, was vor sich geht und wer die Hauptfigur eigentlich ist. Aber man weiß, wie sie tickt, was ihr Problem ist, was sie versucht herauszufinden und was mit ihr nicht stimmt. Da muss ich mir keine langen Gedanken machen, um herauszufinden, wen ich da vor mir habe und kann mich "fallen lassen".
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karlAbundzu
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

im Bremer Theater am Goetheplatz
DIE ABENTEUER DES HUCKLEBERRY FINN
und zwar am Sonntag um 10 Uhr morgens. sowas. Im Landestheater gibt es immer ein Kinderstück, was auf der großen Bühne aufgeführt wird. Das sorgte bei meinen 8jährigen Begleiter schon als wir saßen für große Augen, und als dann die Bühne noch tiefer und tiefer wurde und die Handlung immer spannender, war er kaum noch zu halten.
Aber von vorne: Nachdem sie im letzten Jahr sich Tom Sawyer vorgenommen haben, diesmal die Huckstory, auf der Flucht mit seinem Freund Jim, den geflohenen Sklaven.
Ich war gespannt, wie das inszeniert wurde, war aber guten Mutes: der Autor der Fassung ist John von Düffel, ein guter und erfahrener Theaterautor. Huck wurde von Alexander Angeletta gegeben, der mich als Valentinekiller in Lazarus begeisterte und auch bei Dickie Dick Dickens eine sehr gute Figur machte, sein Freund Jim wurde von Simon Zageh dargestellt, den ich in Bang Bang, DDD und noch irgendwo sah und mochte. In Nebenrollen gab es Susanne Schrader und Guido Gallmann, auch übliche Verdächtige im guten Ensemble des Theaters. In einer größeren Rolle und mir bisher unbekannt, Mirjam Rast, die toll und frisch war, und da bin ich gespannt, in LULU spielt sie Jack the Ripper, der steht auch noch auf meiner Liste.
Musik von Andy Einhorn, der auch mit Kapelle auf der Bühne stand ist immer prima und passend, hier gab es Swamp Rock und Blues und eine feine Freedom Coverversion.
Zurück zu Huck: Mehrere mutige dramaturgische Entscheidungen für ein Kindertheater: Am Anfang kommt Simon Zageh als er selbst auf der Bühne und erzählt von der Geschichte der Sklaverei im Besonderen der USA.
Später gibt es eine Theater im Theater Geschichte bei dem Huck und Jim von ihre Abenteuern erzählen, wobei Jim dann aber von Mirjam Rast gespieelt wird.
Aber, wie ich bei den Kindern und meinem Sitznachbarn sah, funktionierte das sehr gut, und neben der tollen spannenden Geschichte (Dreimal wurde ich gefragt: "Die schaffen das, oder?") mit Kindertheatertypischen Anteilen (übertriebenes Spiel, Songs, Mitmachsachen) war ein Gesprächspunkt zwischen uns nach dem Stück die Unsinnigkeit der Sklaverei und der Unterscheidung der Menschen aufgrund von Äußerlichkeiten. Pädagogik erfüllt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

DRACULA
Mensch, Puppe. Eigene Adaption nach Bram Stoker.
Ein Schau- und Puppenspiele- Und ein Musiker auf der Bühne. Der Puppenspieler agiert auch als Erzähler.
Die Version hält sich elativ eng am Roman, ein paar Figuren werden zusammengelegt, ein paar bekommen mehr bzw. weniger Raum. So gibt es viel Renfield und wenig Mina, Seward und Van Helsing sind eine Person, ebenso Arthur und Quincey.
Die Puppen sind schön gemacht, ein paar gibt es zweimal zu wie Dracula, der tendentiell an Nosferatu orientiert ist, und Lucy vor und nach der Verwandlung. Auch sonst gibt es schöne visuelle EInfälle, es gibt ein kleines Schloss Dracula, wo mit Licht und kleinen Puppen gearbeitet wird. Die Musik ist nur elektirische Gitarre, sehr passend, machnmal wie Neil Young bei Dead Man. Also: Handwerklich ganz vorne.
Anfangs hatte ich meine Probleme mit den komödiantischen Grundton mit dem ich einfach nicht gerechnet habe, das legte sich nach und nach vor allem nach der Pause, aber gerade bei der Peson Arthur war es meist drüber, der war wie eine Mischung aus einer Figur Didi Hallervordens Nonstop Nonsens und frühem Hape Kerkeling, was gerade nach dem Tod Lucys sehr unpassend war. Und bei einer Spielzeit von beinahe 2 Stunden hatte es durchaus Längen, obwohl die Änderungen zum Roman durchaus nachollziehbar und gelungen waren. Und es gab Szenen, wo es sehr richtig klang: Die Renfield-Szenen, die späteren Draculaszenen zB.
Geht, kann man sehen!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

11.1.20 20 Uhr
LULU - ein Rock-Vaudeville
Bremer Goethetheater, Schauspielhaus
Die Tiger Lillies, ein spezielle englische Independent Band beschäftigt sich diesmal mit dem Theaterstück von Frank Wedekind, Premiere in Deutschland war in Stuttgart, und da Regisseur Armin Petras jetzt in Bremen arbeitet, gibt es das auch hier.
Die Lillies bauten um die Figur der Lulu 18 musikalische Bilder, die mit kleinen verschiedenen Szenen verbunden werden. So ist das kein klassisches Erzähltheater, sondern eine Rock-Revue. Im Vaudeville Styl, also eher schmieriger, unperfekt, schnell und dreckig.
Und das passiert gut, obwohl ich froh war, in der Einführung gewesen zu sein, da mir die Figur der Lulu nicht mehr so präsent war. Hier wird neben der staren Frau auch das Augenmerk auf die Geschichte eines mißbrauchten Mädchens gelegt. Das klingt erst mal nach tiefer Trauer, aber interessanter Weise schafft das Stück, auch lustig, itreißend und lebensbejahend zu sein. Aber eben auch traurig, zynisch und lebensverneinend.
Der Cast in wahrer Spielfreude, einige kannte ich schon und bin mal wieder begeistert vom hohen Niveau des Ensembles, einzig die Darstellung Lulus (1), hier eine Gastdarstellerin, kam ich nicht ganz so klar. Vielleicht lag es an ihrer Doppelrolle, sie war gleichzeitig eine Gastgeberin im Vaudeville, kommunizierte so auch oft mit dem Publikum, und in dieser gefiel sie mir nicht so. Nun gut, war vielleicht auch so angelegt. Anfänglich hatte ich leider auch schwierigkeiten den englischen Songtexten zu folgen, aber war ja kein Erzähltheater. Und die Musik war toll. Zirkusmusik trifft the Eels trifft British Pop, mal Punkska, mal Senger Songwriter.
Also so ähnlich stellte ich mir immer 70er Konzept-Rock-Shows vor, so im leichten Happening Feeling, nur halt mit guter Musik, und nicht langen Gniedel Bluesrock mit Pseudo-tollen deutschen Texten und richtigen Darstellern.
War gut!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?

Beitrag von karlAbundzu »

Huch, den gab es ja auch noch. Vier Jahre mit allerlei Theater und Opern und ähnlichem werde ich nicht schaffen nachzuholen, obwohl da einiges gutes war: Doctor Atomic, King Arthur, Emil und die Detektive....
Ich hole den mal hoch, damit ich ihn präsenter habe.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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