Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella (1968)

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Moderator: jogiwan

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Die Kroete
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Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella (1968)

Beitrag von Die Kroete »

Bild

Originaltitel: Execution

Herstellungsland: Italien

Erscheinungsjahr: 1968

Regie: Domenico Paolella

Darsteller: John Richardson, Dick Palmer, Franco Giornelli, Piero Vida, Rita Klein, Nestor Garay, Romano Magnino u.a.

Inhalt:
"Kopfgeldjäger Clips ist seit längerem hinter John Cooler her, der 20.000 Dollar wert ist. Auch der Mexikaner Juarez und seine Bande suchen Cooler, der vor einiger Zeit einen Goldtransport der Armee geraubt hat; diese Beute möchten die Mexikaner für sich. Bill, der jüngere Bruder Johns, wird von den Mexikanern gefangengenommen und verrät unter der Folter den Aufenthaltsort seines Bruders. Daraufhin macht sich die Bande in eine Geisterstadt auf, die ihm als Rückzugsplatz dient, und kann John überwältigen. Doch Bill hat sich mittlerweile mit Clips zusammengetan; sie können die Bande besiegen und John überreden, das gestohlene Gut zurückzugeben. Clips verzichtet auf die Kopfprämie." Quelle: Wikipedia

Fazit:
In der deutschen Synchro wurde aus Bill Cooler, Django. Dieser ist auch nicht der Bruder von John, sondern sieht diesem nur zufällig ähnlich, was dann zwangsläufig zu Verwechsungen führt. Abgesehen von diesem Inhaltskokolores zeigt die Handlung noch andere Schwächen auf. Irgendwie scheint es sich Paolella schwer damit zu machen, seine Geschichte durchgehend spannend und flüssig erzählen zu können.
Wenn man den blechernden Ton und die teilweise seltsame Kamerapositionen dazu nimmt, bekommt man ohnehin den Eindruck, Paolella sei so von seinem Cannabis-Konsum überzeugt, daß er den Zuschauer an seinem Rausch teilhaben lassen wollte. :kicher:
Unabhängig davon bietet der Film alles, was man von einem Italo-Western als solchen, erwartet: Schmutz, Action, Härte, Sadismus und im vordergrund sterbende Opfer. Es geht um Geld, Gold und Rache. Musikalisch bestens umrahmt von Lallo Gori, dessen Mucke jedoch schon einmal, in einem anderen Genre-Beitrag, seine Verwendung fand.


6/10
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supervillain
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von supervillain »

Obwohl allgemein als Gurke verschrien, mag ich den in Israel (!) gedrehten Film (aufgrund seiner eigenwilligen Stimmung) sehr gerne.
Die DVD aus der ersten Koch Italo-Western Box (incl. 10.000 BLUTIGE DOLLAR und DJANGO –DER BASTARD + Soundtrack CD) ist sehr zu empfehlen. Super Bildqualität.
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supervillain
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von supervillain »

Hier noch ein (leider bescheidenes) Bild der Box. Die zwei Filme mit Gianni Garko sind sowieso über jeden Zweifel erhaben, doch auch EXECUTION hat seine Qualitäten.

Bild
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Salvatore Baccaro
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von Salvatore Baccaro »

In Michele Giordanos Peplum-Studie "Giganti buoni" aus den späten 90ern kann man ein Interview mit Regisseur Domenico Paolella finden, in dem der Maestro nahelegt, dass all seine Kolossalfilme mit Herkules oder Maciste reine Vorarbeiten für den Western EXECUTION gewesen seien, den er im Jahre 1968 auf die Beine stellt. Grund genug ist das für jemanden wie mich, der seit geraumer Zeit nicht nur permanent in Sandalen herumläuft, sondern den Sandalenduft förmlich atmet, sich den in Deutschland unter dem völlig irren Titel DJANGO - DIE BIBEL IST KEIN KARTENSPIEL veröffentlichten Streifen einmal zu Gemüte zu führen. Etwaige Peplum-Referenzen konnte ich allerdings in EXECUTION reichlich wenig ausmachen. Es wäre schön, wenn Paolella noch unter den Lebenden weilen würde, und ich ihn fragen könnte, weshalb für ihn denn ausgerechnet dieser Film jenes Becken darstellt, in den seine insgesamt acht Muskelfilme zuvor organisch münden. Hier herrschen für mich überdimensionale Fragezeichen vor...

Etwas verwundert bin ich allerdings auch darüber, dass EXECUTION sowohl zeitgenössisch wie in späteren Jahrzehnten primär verhaltene oder negative Kritiken geernet zu haben scheint. Obwohl Paolellas zweiter (und letzter) Italo-Western nun wohl sicherlich kein Meisterwerk darstellt, das es verdient, in den Annalen der Filmgeschichten verankert zu werden, handelt es sich meines Erachtens dabei doch um einen ungewöhnlich originellen Beitrag, der sich inszenatorisch tatsächlich sogar mehr Freiheiten herausnimmt als die Pepla, die Paolella in den Jahren zuvor gemäß Schema F inszeniert hat. Großartig zum Beispiel ist eine selbstreflektive Sequenz zu Beginn, in der wir einem Duell beiwohnen, das sich dann plötzlich als Jahrmarktsspektal entpuppt, sodass die über den Haufen geschossenen Kombattanten lachend von den Toten auferstehen können; ebenso mochte ich, wie inflationär Paolella auf Close-Ups setzt, fast so, als wolle er das Genre wenigstens hauchzart dadurch wenigstens ein bisschen dekonstruieren, dass er eins seiner hauptsächlichen Stilmittel völlig über Gebühr einsetzt, und, was Großaufnahmen betrifft, fast schon Fulci in seinen besten Tagen Konkurrenz macht; reichlich überraschend kam für mich auch, dass eine der Hauptfiguren - im Grunde sogar jene Person, mit der wir uns bis dahin am meisten identifiziert haben - einfach mal nach zwei Drittel ihren Tod findet, wiederum fast so, als habe Paolella einen der integralen Kniffs von PSYCHO gut genug verstanden, um ihn in völlig anderem Kontext zu rekapitulieren.

Gesichtet habe ich EXECUTION übrigens in der deutschen Synchronfassung, die nun wirklich jeglicher Beschreibung spottet. Im Zentrum der Handlung stehen ja zwei Zwillingsbrüder, der eine Kain, der andere Abel, die vom selben Schauspieler verkörpert werden. Diesen Aspekt hat man hierzulande komplett unterschlagen und aus den Geschwistern bloße Geschäftspartner gemacht - was eben dadurch himmelschreiend ist, dass sie ja trotzdem vom selben Schauspieler verkörpert werden! Der eine heißt nun Django, der andere hört auf den Namen, der ihm auch im italienischen Original beigegeben wurde. Einmal abgesehen davon, dass damit ein zentraler Konflikt der Handlung komplett unter den Tisch fällt, wirkt es eben einfach bizarr, wenn sich Protagonist und Antagonist zum Verwechseln ähnlich sehen, weil sie, wie gesagt, vom selben Schauspieler verkörpert werden! Darüber hinaus ist der deutsche Titel aber sowieso Quatsch: Django? Zumindest im italienischen Original Fehlanzeige. Eine Bibel konnte ich ebenso im gesamten Film nirgenwo erspähen. Auch Karten spielt hier niemand, stattdessen wird im lokalen Saloon Billard gezockt.

Alles in allem hat mich der Streifen indes bestens unterhalten, und das, obwohl ich den Italo-Western bislang definitiv nicht als eins meiner favorisierten Genres auf dem Schirm hatte. Wer weiß, vielleicht, sobald meine Peplum-Studien spätestens 2030 erschienen sind, folgt dann 2040 eine umfassende Werkschau zu mediterranen Revolverhelden... :D
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Reinifilm
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von Reinifilm »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Do 14. Mär 2024, 21:06 Wer weiß, vielleicht, sobald meine Peplum-Studien spätestens 2030 erschienen sind, folgt dann 2040 eine umfassende Werkschau zu mediterranen Revolverhelden... :D
Ich bitte doch ganz stark darum… mit Jogi als Co-Autor! :opa:
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von buxtebrawler »

Reinifilm hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 09:54 Ich bitte doch ganz stark darum… mit Jogi als Co-Autor! :opa:
:nick:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von buxtebrawler »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Do 14. Mär 2024, 21:06 Gesichtet habe ich EXECUTION übrigens in der deutschen Synchronfassung, die nun wirklich jeglicher Beschreibung spottet. Im Zentrum der Handlung stehen ja zwei Zwillingsbrüder, der eine Kain, der andere Abel, die vom selben Schauspieler verkörpert werden. Diesen Aspekt hat man hierzulande komplett unterschlagen und aus den Geschwistern bloße Geschäftspartner gemacht - was eben dadurch himmelschreiend ist, dass sie ja trotzdem vom selben Schauspieler verkörpert werden! Der eine heißt nun Django, der andere hört auf den Namen, der ihm auch im italienischen Original beigegeben wurde. Einmal abgesehen davon, dass damit ein zentraler Konflikt der Handlung komplett unter den Tisch fällt, wirkt es eben einfach bizarr, wenn sich Protagonist und Antagonist zum Verwechseln ähnlich sehen, weil sie, wie gesagt, vom selben Schauspieler verkörpert werden! Darüber hinaus ist der deutsche Titel aber sowieso Quatsch: Django? Zumindest im italienischen Original Fehlanzeige. Eine Bibel konnte ich ebenso im gesamten Film nirgenwo erspähen. Auch Karten spielt hier niemand, stattdessen wird im lokalen Saloon Billard gezockt.
Vielleicht ist diese seltsame deutsche Bearbeitung (eher: Entstellung) einer der Gründe dafür, dass der Film hierzulande keinen allzu guten Leumund besitzt...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Reinifilm hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 09:54
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Do 14. Mär 2024, 21:06 Wer weiß, vielleicht, sobald meine Peplum-Studien spätestens 2030 erschienen sind, folgt dann 2040 eine umfassende Werkschau zu mediterranen Revolverhelden... :D
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Reinifilm
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Re: Django - Die Bibel ist kein Kartenspiel - Domenico Paolella

Beitrag von Reinifilm »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 14:11
Reinifilm hat geschrieben: Fr 15. Mär 2024, 09:54
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Do 14. Mär 2024, 21:06 Wer weiß, vielleicht, sobald meine Peplum-Studien spätestens 2030 erschienen sind, folgt dann 2040 eine umfassende Werkschau zu mediterranen Revolverhelden... :D
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