Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Paganini Horror - Der Blutgeiger von Venedig

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Musikerin Kate und ihre Band stecken in der kreativen Krise und als ihre Produzentin und Managerin einen neuen Hit verlangt, besorgt der Drummer Daniel vom zwielichtigen Picket kurzerhand eine bislang unveröffentlichte und unbekannte Original-Partitur von Paganini, die alles wieder auf Erfolgskurs bringen sollen. Zum neuen Song, der auf diesen Noten basiert wird auch ein gruseliges Video im Haus von Sylvia gedreht und die Regie von einem ambitionierten Horror-Regisseur übernommen. Während der Dreharbeiten kommt es jedoch zu mysteriösen Vorfällen und die Beteiligten des Drehs, sowie die Band werden von der unheimlichen Macht des Hauses heimgesucht, in dem Paganini selbst eine Zeit lang gelebt haben soll.

Über „Paganini Horror – Der Blutgeiger von Venedig“ liest man ja auch selten etwas Gutes und dennoch hat Luigi Cozzis Streifen einfach einen großen Stein bei mir im Brett. Woher meine Liebe zu diesem Teil stammt, kann ich mir eigentlich selber gar nicht mehr schlüssig erklären, aber über die Jahre habe ich den nun so oft gesehen, dass sich mir diese Frage auch gar nicht mehr stellt. Nach herkömmlichen Gesichtspunkten ist „Paganini Horror“ ein Horrorfilm mit konfuser Story, losen Musik-Bezug und hysterischen Darstellern, der eher bemüht den Bogen zu Niccolo Paganini und dessen geheimnisvolle Karriere spannt und in einer Schaffensperiode entstanden ist, in dem es um den italienischen Genre-Film nicht mehr ganz so gutstand. Doch auch wenn der Inhalt des Streifens und viele Ideen bizarr und seltsam erscheinen, so merkt man doch auch immer das immense Herzblut aller Beteiligten und das Bestreben mit kleinem Geld etwas Großes zu schaffen. Die Auflösung ist ja auch beim x-ten Mal noch immer völlig haarsträubend, doch die Darsteller sind bemüht, die Musik ist eingängig und auch der Schmodder kann sich durchaus sehen lassen. Mir hat dieser kurzweilige Film mit all seinen haarsträubenden Einfällen schon immer viel Freude bereitet und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Fieber im Blut / La Venexiana

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jogiwan hat geschrieben: So 20. Jan 2019, 09:51 „Fieber im Blut“ von Regisseur Mauro Bolognini ist ein zweifelsfrei sehr sympathischer Kostümfilm über erotische Verwicklungen im 16. Jahrhundert, der auf mich wie eine überlange, aber keinesfalls zu lange Episode der französischen „Serie Rosé“ wirkt. Auch hier gibt es eine bewährte Mischung aus Kostümfilm, spielfreudigen Ensemble, lustigen Dialogen und züchtiger Erotik aus vergangenen Jahrhunderten, die aber niemals verklemmt wirkt. Als Vorlage für das nächtliche Treiben in Venedig diente wohl ein erotisches Theaterstück eines anonymen Schriftstellers und auch wenn die Geschichte und die Figuren eigentlich keine Ecken und Kanten besitzen, so bleibt „Fieber im Blut“ dank kreativem Umgang mit der deutschen Sprache und erotischen Umschreibungen doch immer kurzweilig und unterhaltsam anzusehen. Die eher harmlose Geschichte über den Jüngling in den lustvollen Fängen etwas älterer Frauen ist jedenfalls hübsch umgesetzt und bei den Kostümen und Schauplätzen hat man sich ebenfalls große Mühe gegeben. Mit Laura Antonelli und Monica Guerritore sind auch zwei ansprechend erscheinende Frauen am Start, die dem Streifen prickelnde Erotik und Sinnlichkeit verleihen und auch Jason Connery ist mit vollem Körpereinsatz dabei. Unterm Strich gibt es jedenfalls von meiner Seite her nicht viel zu meckern, außer dass die deutsche DVD-Fassung in der Reihe „Sexy Classic Edition“ wohl etwas gekürzt zu sein scheint und qualitätstechnisch auch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit erscheint.
Auch hier bestätigen sich die durchaus positiven Eindrücke, auch wenn es sich bei "La Venxiana" um einen eher zahmen Vertreter des Erotik-Kostüm-Films handelt. Nackte Tatsachen gibt es eher verhalten und mehr Wert wurde in die Ausstattung und Locations des Films gelegt, der sehr stimmig daherkommt. Auch die Geschichte über die erotischen Verwicklungen einer Nacht nach Ende der Pest-Epidemie geht durchaus in Ordnung. Schön wäre es den Streifen ungekürzt zu sehen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass man Annie Belle engagiert und diese dann nur angezogen und ganz kurz in einer kleinen Szene zeigt. Und was ist eigentlich aus Jason Connery geworden? Vielleicht erbarmt sich ja mal ein Label und bringt "Fieber im Blut" dann in seiner ganzen Pracht - ich hätte nichts dagegen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Windhund von Venedig

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Bepi ist mit vollen Körpereinsatz Gondoliere in Venedig und zum Missfallen seiner Verlobten Nina der Schwarm aller weiblichen Urlauberinnen, die ihm reihenweise zu Füßen liegen und mit Geschenken überschütten. Als die Hochzeit der Beiden kurz bevorsteht, übertreibt es der Gondel-Gigolo mit seiner Flirterei und verscherzt es sich mit seiner Braut, die daraufhin den bodenständigen, aber auch langweiligeren Toni heiraten möchte. Also hat Bepi eine Woche Zeit um der eifersüchtigen Nina seine Liebe zu beweisen, was sich angesichts amerikanischer Touristinnen, die sich in Venedig verlieben möchten und anderer Widrigkeiten als gar nicht so einfach entpuppt...

Besucht man Venedig, sieht man ja Gondolieri an den zahlreichen Ecken und Ausläufern des Canale Grande und in diesem Berufsstand ist man(n) wohl auch sehr um ein bestimmtes Image bemüht, dass wenig Kritik oder auch keine augenzwinkernde Betrachtung erlaubt. Ganz im Gegenteil zu „Der Windhund von Venedig“ in dem das Image des singenden und flirtenden Gondoliere humorvoll aufs Korn genommen wird. Hier geht es um den schönsten Gondoliere der Stadt, der das Flirten im Blut hat, auch nicht die Finger von hübschen Touristinnen lassen kann und eine On/Off-Beziehung mit seiner eifersüchtigen Freundin führt. Die italienische Komödie aus dem Jahr 1958 ist aber erwartungsgemäß eher harmlos, romantisch gehalten und zelebriert ein antiquiertes Bild von Menschen und der Stadt, dass hier auch durchaus seine Berechtigung hat. Dazu kommen wunderbar sommerliche Bilder der Lagunenstadt, Giuliano Gemma in seiner ersten Rolle und die Erkenntnis, dass Männer nun einmal so sind, wie sie sind und die Frau das auch zu akzeptieren hat. Der Film ist ja eigentlich so gar nicht meine Baustelle, als Komödie wohl auch kein besonderes Highlight, aber mit seinen absolut wunderbar eingefangenen Bildern der Lagunenstadt aus den Fünfzigern jenseits von Over-Tourism ist der Streifen aber schon okay und gibt es aktuell auch OmU und ungekürzt auf Netflix zu bestaunen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Paganini

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01.jpg (55.09 KiB) 260 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Di 19. Sep 2017, 07:26 Kaum eine Person wird in der Welt der Genre-Fans so verklärt wahrgenommen wie Klaus Kinski und während er auf der einen Seite sicherlich ein begnadeter Schauspieler war, so war er auf der andererseits auch eine sehr tragische und ambivalente Figur, deren Lack in den letzten Jahren weitere Schrammen abbekommen hat. Nichts repräsentiert dieses eigentlich besser als seine Regiearbeit aus dem Jahr 1989, die in einer Mischung aus Größenwahn und Realitätsverzerrung entstanden ist und mit der er als Regisseur leider auch gnadenlos gescheitert ist. Kinski inszeniert Paganini bzw. sich selbst als liebenden Vater, großen Popstar und hemmungslosen Egozentriker dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen und in der er sich auch allen anderen Figuren als überlegen positioniert, ohne zu merken, dass auch hier innere und äußere Wahrnehmung schon lange nicht mehr zusammenpassten. Es hat auch einen Grund, warum sich Kinski in späteren Jahren nur noch mit ganz jungen Geliebten umgab, die wohl noch als einzige seine Launen auf Dauer akzeptierten. Leider entpuppt sich auch die "Versione Originale" von „Paganini“ als nahezu unschaubares und wirr wirkendes Sammelsurium aus unterschiedlichsten Momentaufnahmen, die scheinbar willkürlich und ohne weitere Erklärungen durchgehend mit anstrengenden Violinen-Solis aneinandergereiht werden und unendlich eitel, jenseitig und selbstverliebt wirken. Auffällig sind dabei das immer wiederkehrende Bild von Pferdekutschen und galoppierenden Pferden, die scheinbar die eigene Getriebenheit symbolisieren und der Versuch sein Publikum aus Angst vor Gleichgültigkeit auf unterschiedlichste Weise zu provozieren. Gebracht hat es letzten Endes wenig und der selbstherrliche und als familiäres Biopic gestaltete "Paganini" wirkt auf mich auch eher wie ein Abgesang als Huldigung und abseits von bereits resigniert erscheinender Selbstbeweihräucherung eher wie ein wenig gehaltvolles Vermächtnis eines Künstlers, der bis zum bitteren Ende seinen Kopf und Willen durchsetzen wollte.
Auch nach der zweiten Sichtung der "Versione Originale" bleib ich leider dabei, dass "Paganini" kein sonderlich prickelnder Film geworden ist. Wenn man nicht gerade auf Kutschenfahrten, Zeitlupen-Sequenzen und Kostüm-Fickificki und enervierende Violinen-Musik steht, dann wird "Kinski" mit seinem nicht vorhandenen Handlungsbogen doch rasch zur Geduldsprobe. Seinen Sohn Nikolai hat Kinski wohl vergöttert, seine anderen Kinder haben es da schlechter erwischt. Alles wird vermischt zu einem 90minütigen Musikvideo, bei dem Kinski auch keine Widerworte duldete. Den Rest kann man ja bereits im obigen Text lesen. Bissl Venedig gibt es ja auch, was bei der mangelhaften Ausleuchtung der ganzen Sause aber kaum zur Geltung kommt. Vielleicht schaff ich ja eines Tages noch die 15 Minuten kürzere Kinofassung. Aber das kann warten...
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Shark in Venice

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01.jpg (26.63 KiB) 249 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Mi 26. Dez 2012, 09:42 Unpackbare Mischung aus "Indiana Jones" und "Der weiße Hai", der uns hier mit dem untalentiertesten Baldwin-Bruder Stephen in der Hauptrolle präsentiert wird. Dieser tappst benommen und aufgeschwemmt wie eine venezianische Wasserleiche durch die haarsträubend-unlogische Handlung, als müsste er zwanghaft Steven Seagals schauspielerische Leistung unterbieten. Und das schafft er auch mühelos und passt so hervorragend in ein sehr trashiges Stück Film, dass jedoch irgendwie doch auch immer die Lacher auf seiner Seite hat. Die Story ist ziemlich doof und nicht das, was man sich anhand des Covers und dem Titel erwarten würde. Die Schauspieler größtenteils mies und auch die Tricks aus dem Rechner bzw. die wenigen Hai-Angriffe sind so schlecht gemacht, dass man nach jeden Effekt förmlich gezwungen wird, die Rückspultaste zu betätigen. Alles in allem wohl einer der schlechtesten Filme aller Zeiten, der mit entsprechend viel Alkohol im Blut jedoch unfreiwillig zur Partygranate mutiert. Seltsam, aber so steht es geschrieben!
"Sharks in Venice" wie der Film mittlerweile vermarktet wird, ist doch irgendwie bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass "Der weiße Hai in Venedig" ja noch vor den ganzen "Sharknado"-Filmen und den ganzen Hai-Hype entstanden ist. Das erklärt wohl auch, warum die Hai-Angriffe eher verhalten sind und der Film eher wie eine Indiana-Jones-Variante für Arme ist und mit ganz viel Klischee präsentiert wird. Die Geschichte inklusive Ausflüge in historische Gefilde ist ja nicht sonderlich gehaltvoll und lässt auch kein Fettnäpfen aus. Neben ein paar Tagesausflügen nach Venedig, wurde der Streifen wohl im bulgarischen Studio gedreht und auch die visuellen Effekte mit denen man das zu überdecken versucht sind eigentlich immer ganz schrecklich. Aber ich muss ehrlich gestehen, dass hier alles so derart absurd und billig daherkommt, sodass es schon wieder fast auf eine gewisse Weise liebenswert erscheint. Ich hab ja eine Herz für schlechte Filme, krude Geschichten, kostengünstige Machart und überforderte Darsteller und hier kommt ja irgendwie doch alles recht hübsch zusammen. Nicht wirklich gut, aber doch auch unterhaltsam.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nosferatu in Venedig

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jogiwan hat geschrieben: Mo 18. Sep 2017, 07:25 Ganz kann ich die schier überschwänglich positiven Stimmen ja nicht nachvollziehen, auch wenn ich es mittlerweile gewohnt bin, dass in Vampir-Filmen andauernd Genre-Standards über den Haufen geworfen werden. Hier ist es ein lebensmüder Vampir, der miesepetrig mittels Seánce aus seiner untoten Lethargie geholt wird und daraufhin eine Jungfrau sucht, die ihm im Akt der Liebe endlich den verdienten Seelenfrieden schenken soll. Ich dachte ja bislang immer, dass Vampire aus anderen Gründen auf Jungfrauen abfahren und irgendwie wird das Ganze am Ende ja ohnehin auch wieder völlig über den Haufen geworfen? Dramaturgisch holpert das auch ganz schön dahin, aber wer braucht schon fertig gesponnene Handlungsstränge, wenn man sich an den schönen und traumartigen Bildern eines nebelverhangenen Venedigs erfreuen kann. „Nosferatu in Venedig“ ist auch zweifelsfrei sehr schön in Szene gesetzt und überzeugt neben den stimmigen Locations auch mit seinem Cast, der sich kaum anmerken lässt, dass es hinter den Kulissen wohl drunter und drüber gegangen sein muss. Klaus Kinski sieht man im abgekämpften Gesichtsausdruck ja ebenfalls an, dass ihm das alles, bzw. die Last der Weiblichkeit* (in seinem Fall Anne Knecht) gegen Ende fast etwas zu viel wird. Am besten zurücklehnen, nicht viele Fragen stellen und genießen ist hier die Devise - dann bekommt man auch einen wunderbar melancholischen Vampir-Film serviert, der vor allem durch seinen Handlungsort und Atmosphäre punkten kann.
"Style over Substance" mit wunderbaren Bildern eines nebelverhagenen Venedigs mitsamt seinen Kanälen, alten Palazzos und vom Verfall bedrohten Ecken. Die Geschichte kann noch immer nicht viel und wirkt etwas verfahren, aber daran will man sich eigentlich gar nicht stören. Alles im grünen Bereich mit vielen bekannten Gesichtern und einem übellaunigen Klaus, dem die Rolle des Nosferatu auch wesentlich besser auf den Leib passt, als die des Paganini. Im Bonusmaterial wird es dann aber wild, wenn in "Creation is violent" quasi alle Co-Stars, Regisseure und sonstige Leutchen hinter der Kamera über das äußerst schwierige Verhältnis zum exzentrischen Schauspielstar berichten. Da hab ich auch gerne nach ein paar Minuten ausgemacht. Augustos Caminitos melancholischer Vampir-Film selber ist bei der Retrospektive über Filme mit Dreh- und Handlungsort Venedig unabdingbar.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Emmanuelle in Venedig

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Seit sie bei ihrem Tibet-Besuch von Mönchen eine uralte Essenz bekommen hat, kann sich Emmanuelle verjüngen und in den Körper jeder beliebigen Frau schlüpfen um das sexuelle Verlangen wieder zu erwecken. So reist sie nach Venedig, wo ihre Freundin Anais nach dem Tod ihres Mannes zu einer bösartigen und frigiden Furie geworden ist, die ihrer spießigen und verklemmten Schwiegermutter Peggy um nichts nachsteht. Doch Anais und Peggy sind schwierige Fälle und trotz des schicken Ambientes in Venedig braucht Emmanuelle all ihre sinnliche Kraft um die beiden wieder zum Knattern zu bringen.

Die Emmanuelle-Filme samt Ableger habe ich ja im Großen und Ganzen noch vor mir, dafür steht der Pfauenthron schon bereit um die ganzen Filme stilecht zu gucken. Das TV-Spin-Off „Emmanuelle in Venice“ habe ich nun wegen meiner kleinen Venedig-Retrospektive vorgezogen und der Streifen entpuppt sich auch als harmlose TV-Produktion, wie sie früher zu nächtlicher Stunde im Privatfernsehen gelaufen ist. Hübsche Frauen, weniger hübsche Männer, angedeutete Geschlechtsakte und etwas Jet-Set-Feeling inklusive seltsam erscheinender Rahmenhandlung mit Sylvia Kristel und George Lazenby. Im Grunde holt so etwas wohl niemanden mehr hintern Ofen hervor und abgesehen von den hübschen Frauen, die sich ausziehen oder in Zeitlupe miteinander im Bett räkeln hat der Film keinen nennenswerten Schauwerte und der Schauplatz Venedig wird ebenfalls nur eingeschränkt genutzt. Ab und an wird es unfreiwillig komisch, ehe sich wieder eine der Darstellerinnen nackig macht. Die schlechtere Hälfte meinte noch, dass er sich bei „Emmanuelle in Venedig“ wieder wie Fünfzehn fühlt, wenn man sich so etwas mit großen Augen und Hand in der Hose im Nachtprogramm ansieht und das ist vermutlich auch irgendwie die Zielgruppe von dem Ganzen. Insgesamt sicherlich etwas, mit dem man sich die Zeit vertreiben kann, wenn man sich nicht allzu viel erwartet.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Casanova 70

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jogiwan hat geschrieben: Mo 24. Feb 2014, 08:23 "Casanova 70" ist zweifelsfrei sehr gut gemacht, hat wunderbare Darsteller inklusive meiner Marisa und auch die Zeit vergeht dank turbulenter Handlung wie im Flug, nur frag ich mich am Ende, was uns Mario Monicelli mit seinem satirisch überspitzten Film eigentlich sagen will. Die märchenhafte Geschichte des umtriebigen Offiziers, der in zahlreichen Abenteuern und Eroberungen seine Männlichkeit beweisen muss, ist zwar nett erdacht, aber hinter den eher oberflächlichen Gags wird andererseits auch ein Frauenbild vermittelt, dass man wohl heutzutage nicht mehr gut finden muss und auf Dauer ist die Tatsache, dass alle hübschen Frauen wahlweise als dümmlich, naiv oder berechnend und (über)fordernd dargestellt werden, ist auf Dauer schon keine große Leistung des Autors. Irgendwie spielt Herr Matroianni ja auch immer die gleiche Rolle des charmanten und eloquenten Womanziers. Wenn man das jedoch ausblenden kann ist "Casanova 70" auch eher ein mäßig gelungenes Beispiel italienischer Komödienkunst im Spannungsfeld von Arthouse und Mainstream, aber wie gesagt muss man das heutzutage trotzdem nicht mehr gut finden.
Nochmal geguckt und diese Mal hat mir die ganze Sache noch weniger gemundet. So etwas kommt raus, wenn Männer sich furchtbar gut und Frauen lediglich als hübsches Beiwerk empfinden. Was hier unter dem Deckmantel einer überzeichneten Satire serviert wird, ist aber nichts anderes als ein Vorurteil nach dem anderen, Klischees ohne Ende, latenter Rassismus und und und... Klar galte in den Sechzigern noch andere Maßstäbe aber dennoch kann man froh sein, dass man mit so etwas Eindimensionalen nicht mehr um die Ecke biegen kann. Dass "Casanova 70" dann auch noch für den Oscar nominiert war und sich die hübschesten Frauen der damaligen Zeit für so einen Murks hergeben, verwundert dann doch aber doch.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Tod in Venedig

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Nach einem körperlichen und nervlichen Zusammenbruch reist der deutsche Komponist Gustav von Aschenbach nach Venedig um am Lido di Venezia weitab von seiner Heimat Erholung zu suchen. Aschenbach ist jedoch durch und durch selbstdiszipliniert und so schafft er es nicht wirklich im Urlaub zu entspannen. Das ändert sich, als er eines Tages den Jungen Tadzio erspäht, der mit seiner Familie ebenfalls Urlaub im luxuriösen Strandhotel macht. Aus der Neugier an dem Heranwachsenden und seine unbeschwerte Art das Leben zu genießen wird jedoch bald mehr und Aschenbach erliegt der Faszination den Jungen, dem das Interesse des alternden Mannes ebenfalls nicht verborgen bleibt. Aschenbach beginnt sein bisheriges Dasein mit all seinen selbstauferlegten Zwängen zu hinterfragen und schafft es dennoch nicht, sich dem Jungen zu nähern, während sein angegriffener Gesundheitszustand und Gerüchte über den Ausbruch einer Cholera-Epidemie die wiederentdeckte Lebensfreude ebenfalls bedrohen und schlussendlich ein Ende setzen.

Viscontis Verfilmung der Novelle von Thomas Mann gilt ja als großer Klassiker der Literaturverfilmung und überträgt die Geschichte über einen alternden Mann, der im Urlaub dem unerreichbaren Charme eines Jünglings als Sinnbild für verpasste Chance im Leben erliegt auf sehr zurückhaltende Weise. Auf den ersten Blick passiert in dem Streifen ja nicht wirklich viel und der Zuschauer fühlt sich selbst lange Zeit wie ein Beobachter, der seinen Blick über die Gäste in einer opulenten Hotel-Lobby schweifen lässt. Später folgen Rückblenden über ein Leben, dass voller Disziplin und selbstauferlegten Regeln geführt wurde, was schlussendlich auch zum Zusammenbruch des Komponisten geführt hat. Doch die Versuche noch einmal seine Jugend zurück zu erlangen sind zwangsläufig zum Scheitern verurteilt und Aschenbach stirbt schlussendlich alleine am Strand und gibt sich ein letztes Mal seinen Illusionen hin. Alles natürlich eher dramatische und erwachsene Kost, die hier jedoch nicht allzu schwer serviert wird, auch wenn der Genre-Freud mit dem ruhig erzählten und unspektakulären Werk wohl weniger Freude haben wird. Plakative Momente gibt es keine, dafür jedoch Nicoletta Elmi in einer kurzen Szene und auch Eva Axan aus „Suspiria“ schaut kurz vorbei. Der Jüngling Tadzio, dessen Aussehen ja Segen und Fluch zugleich war hat es ja dann 48 Jahre später noch zu einer eindrucksvollen Rolle in Ari Asters „Midsommar“ geschafft und dessen Leben ist ja nebenher auch noch Thema der Oscar-nominierten Doku „Der schönste Junge der Welt“. Aber zurück zu „Der Tod in Venedig“ - wer dieser Art von Filmen aufgeschlossen ist kann dann auch 130 elegischen Minuten lang einer Urlaubsreise ohne Wiederkehr beiwohnen und wird dabei auch so wie ich seine Freude haben.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Venedig Code - Geheimnisse hinter alten Mauern

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01.jpg (15.92 KiB) 193 mal betrachtet
Der Amerikaner Patrick Donovan soll im Auftrag einer amerikanischen Versicherungsgesellschaft im Museo Dell’Accademia in Venedig drei Bilder auf ihre Echtheit untersuchen. Darunter auch das mysteriöse „Tempesta“ von Maler Giorgione, dass kurz vor der Prüfung jedoch von Unbekannten gestohlen wird. Während die Polizei ermittelt, bekommt Patrick von seiner Firma das Angebot sich für eine nicht unerhebliche Summe selbst auf die Suche nach dem Bild zu machen und findet in der Tochter des Museumsleiters eine Verbündete, die in Venedigs Kunstszene auch bestens vernetzt ist. Doch dann geschieht ein erster Mord und Patrick ahnt nicht, dass er mit seinen Untersuchungen in ein Wespennest gestochen hat und weitere Leichen in den Kanälen von Venedig folgen werden…

Unterhaltsame Mischung aus Kunst-Krimi und Mystery-Thriller über einen amerikanischen Sachverständigen, der in Venedig ein paar Bilder auf seine Echtheit überprüfen soll und einem Komplott auf die Spur kommt. Die Geschichte ist eigentlich ziemlich haarsträubend und wohl ungefähr so ausgefallen, als wenn Asylum einen Roman von Dan Brown verfilmen würde. Diese Art von Thriller aus dem Kunst-Milieu mit Verweisen auf echte Meisterwerke war ja wohl eine Zeit lang ziemlich populär und Tim Disney macht daraus auch einen systemerhaltenden Streifen, der mit seinen hübschen Bildern aus der Lagunenstadt durchaus zu gefallen weiß. Die Kritiken sind ja eher verhalten und natürlich gibt es auch Story- und Figuren-technisch einige Dinge, die man bemängeln könnte, aber als Venedig-Fan kommt man hier schon auf seine Kosten. Da hat man schon viel lahmere Filme gesehen und Filme mit Rutger Hauer und Malcolm MacDowell haben ja ohnehin einen Stein bei mir im Brett. Der etwas farblose Hauptdarsteller, in den sich jede Frau in Venedig zu verlieben scheint, macht seine Sache ja eigentlich auch ganz gut und das Ende ist auch durchaus solide. Um den Preis der mich die DVD gekostet hat, bekommt man ja in Venedig nicht mal ein Bier, daher fällt meine Bewertung mit „durchschnittlich in Richtung passabel“ auch durchaus gnädig aus.
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