Der dritte Tag
Entspannt von guter Nacht und gutem Schlaf den kommenden Tag durchdacht. Suspiria schauen? Gepäck im Bahnhof einsperren, noch was in Nürnberg schauen. Dann Plan gefasst: Kurz zu einem Bäcker frühstücken, dann auf zu 9 Stunden Kino, angefangen um 10 mit Suspiria.
Teil eins wurde schon leicht veränderte, da der schon ausgeguckte nette Bäcker klein und proppenvoll war und gegen eine 0815-Kette getauscht wurde, nun gut.
Dann um 10 am Kino, diesmal mit der U-Bahn (mit teureren Tickets als in Bremen, dafür gibt es auch diesen Untergrund) und
SUSPIRIA (2018)
geschaut. Und, hihihi, die Projektion war nicht so gut wie die 35er.
Hm, schwierig. Vorab: Gute Darstellungen, interessante Kamera und Bilder , super Musik (nur einmal finde ich Yorkes Stimme zu dominant und unpassend), Berlin Lokalkolorit Ende 70er! Die Story ist insgesamt eindeutiger als bei Argento und insgesamt ist er vom Original inspiriert als neugedreht. Die Verbindungen zur RAF-Geschichte bekam ich noch hin, überlegen muss ich noch bei den Nazikram und der Rolle Klemperers (das das Tilda Swinton ist, ist nebenbei gar nicht unauffällig). Ingrid Caven mal wieder zu sehen, gut. Zwar ein paar gemischte Gefühle, aber insgesamt hat mich der Film über 2,5 Stunden gut bis sehr gut unterhalten. Und ich glaube, auch eine starke feministische Aussage. Auch mal nett an so einem Wochenende, wo auf der Leinwand den Damen immer mal wieder einfach so als wäre es nix an Arsch und Titten gefasst wird (siehe auch Überlegung zu Film1). Danach noch eine kurze Diskussion mit Aya und einem anderen Typen (Namen, wie gesagt), der einzelnes ganz anders verstanden hat. Dafür liebe ich ja auch so Festivals.
Schnell musten wir dann zum
EXZESS
Ein Krimi/Thriller im Werbemillieu Hollywoods, stark medienkritisch. Angeprangert wird hier das „Hochleben, Niedermachen“-Prinzip. Diese Niederträchtigkeit wurde schon 1969 erkannt. Inzwischen gibt es ganze Medienindustrien, die nur danach funktionieren, mit selbstkreierten Promis aus den TrashTv-Formaten…
Hier hat das kaum bemitleidenswerte Opfer wenigstens noch echte Produkte zu verkaufen, doch wer so dahintersteckt ist ein Bündel Menschen mit tiefsten Abgründen. Durch die Story reiten wir mit Robert Hoffmann auf den Spuren von Lambert The Smile. Das ist rasant, spannend, mal auch lustig, mal spekulativ, mal fies. Unterlegt mit Nicolai-Musik, dass es eine Freude ist. Und eine junge kesse Romina Powers.
Ich war froh, den endlich mal zu sehen digital gibt es den auch nicht meines Wissens.
DIE NACHT DER ROLLENDEN KÖPFE
Ein Böser Film, stand sogar im Vorspann.
Wie einst bei Hitchcock (oder Miss Marple) wird durch ein Fenster ein Mord gesehen, aber eben nicht geglaubt. Beweise werden gesammelt, dieser oder jener verdächtigt. Und Robert Hoffmann darf diesmal mit Schnäuzer auf lebensgroße Stoffpuppen einstechen. Gut besetzt, gut ausgestattet. Versucht aber unheimlich zu sein, versucht auch mal lustig zu sein, nimmt seine Kunst-Umgebung so gar nicht ernst, dadurch verlieren auch die Charaktere. Die Auflösung und Motivation interessiert einen dann auch nicht so ganz. Ich hatte den Eindruck, dass er sich nicht entscheiden kann, wohin er will, der Film und määndert so herum. Nunja. Muss nicht.
Aber wir bekamen ja noch Tomas Milian in
DER TODESENGEL
Die bekannte Geschichte um den perfekten Mord, indem man das Opfer tauscht. Hier ein Grafiker mit firmenbesitzender Frau und einer Geliebten, dort der exzentrische Adlige mit nervtötendem Bruder. Was hier Tomas Milian und Pierre Clementi (Canisius machte mich auf die ästhetische Nähe zu Freddy Mercury aufmerksam, was ich dann nicht mehr aus dem Kopf bekam) im Team spielen, ist großes Kino. Wir fiebern und leiden mit, überlegen selbst, welche Auswege es gibt, und wissen, es wird bitter. Schöne Kulissen und Drehorte inklusive irrer Ausstattung sind das I-Tüpfelchen. Klar, leider werden im Verlauf ein paar Sachen fallen gelassen (12-Kette zB), aber das fiel mir erst hinterher auf. Ein großer, würdiger Abschluss, wenn auch wieder kein Giallo

Insgeamt ein tolles Abfeiern des italienischen Filmes vergangener Epochen, das ich ehr genossen habe und auch kaum Ermüdungserscheinungen vorzuweisen hatte, so dass ich die Bahnfahrt mit Canisius noch im angeregten Diskussionen verbrachte.
Danke, KommKino Team für Organisation und tolle Kopien, und allen Anwesenden!