Derrick: Folge 111 - Manuels Pflegerin

Moderator: jogiwan

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untot
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Derrick: Folge 111 - Manuels Pflegerin

Beitrag von untot »

Erstausstrahlung: 30.03.1984

Mord an dem Hochfrequenztechniker Dr. Jochen Masilke, der von Jülich angereist ist und drei Wochen Urlaub in München machen wollte.
Eingelanden wurde er von seinem Freund Dr. Rohm.
Noch während er dabei ist, seinen Koffer auszupacken, wird er ermordet, der Täter hatte sich mit einem Trick Zugang zum Hotelzimmer verschafft, vermutet Derrick.
Denn der Portier erinnerte sich an einem Postboten, der ein Einschreiben für den Ermordeten abliefern wollte, die erste heiße Spur für den Oberinspektor...

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Mit:
Herbert Fleischmann (Dr. Wolfgang Rohm)
Sascha Hehn (Manuel Rohm)
Susanne Uhlen (Ingrid Moorhof)
Karl Lange (Herr Färber)
Gefion Helmke (Anna Degenhardt)
Franziska Stömmer (Frau Schosser)
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Blap
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Re: Derrick: Folge 111 - Manuels Pflegerin

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 111 - Manuels Pflegerin (Deutschland 1984)

Als Dr. Wolfgang Rohm (Herbert Fleischmann) den befreundeten Dr. Masilke aus dem Hotel abholen will, muss der erfolgreiche Unternehmer eine fürchterliche Entdeckung machen. Masilke wurde liegt tot in seinem Zimmer, wurde offensichtlich Opfer eines kaltblütigen Mordes. Kurz zuvor hatte Rohm seinen per Zug angereisten Freund ins Hotel gebracht, Masilke wollte sich nach der langen Bahnfahrt ein wenig ausruhen. Zunächst ist zwar kein Motiv erkennbar, doch immerhin gibt es einen ersten Hinweis, der vermutliche Täter suchte sein Opfer in der Uniform eines Briefzustellers auf. Im Haus von Dr. Rohm treffen die Ermittler auf dessen Bruder Manuel (Sascha Hehn). Der junge Mann sitzt im Rollstuhl und wird von der attraktiven Ingrid Moorhof (Susanne Uhlen) betreut. Noch immer ergibt sich kein handfester Ansatz, wer sollte einen friedlichen, harmlosen und unscheinbaren Pensionär auf solch perfide Art töten? Der Blick auf die berufliche Vergangenheit des Ermordeteten fördert einen interessanten Arbeitgeber zu Tage, Dr. Masilke war in der Kernforschungsanlage Jülich tätig...

Der letzte Streich des von mir sehr geschätzten Herbert Fleischmann, mehr solide Vorstellung als imposanter Auftritt, die Fäden ziehen diesmal andere Gestalten. Fleischmann kümmert sich als Dr. Rohm liebevoll um seinen Bruder, zumindest sorgt er für eine angemessene Betreuung. Eine Rolle abseits des Klischees vom knallharten und gefühllosen Bonzen, trotz beruflichen Erfolges nagt das Gewissen ohne Unterlass am Nervenkostüm des Unternehmers. Sascha Hehn rollt munter durch das Anwesen, seine neue Pflegerin bringt den Hormonhaushalt des Querschnittgelähmten in Wallung. Hehn sehen wir in einigen Szenen in das schrecklichste Kleidungsstück aller Zeiten gestopft, das ekelhafte Polohemd von Lacoste, in den achtziger Jahren Erkennungszeichen aller Popper, Seitenscheitelträger und sonstiger Schleimbeutel. Hüstel, bevor ich völlig die Contenance verliere, attestiere ich Hehn eine durchaus brauchbare Leistung. Susanne Uhlen darf in erster Linie traurig aus ihren grossen Augen blicken, ein mörderisches Mahlwerk droht ihr kleines Leben zu zerquetschen. Franziska Stömmer sehen wir als eifrige Hausangestellte der Herren Rohm, Karl Lange (aka Carl Lange) stellt sein kantiges Gesicht für eine Nebenrolle zur Verfügung.

Nur kurzzeitig könnte der Zuschauer "Manuels Pflegerin" Pflegerin für ein übliches Rachedrama halten. Hier sind ganz andere Machenschaften im Gange, Derrick und Klein müssen sich mit Agentenpack aus dem finsteren Reich der Kommunisten plagen. Die Herkunft der Burschen wird nicht benannt, sollte aber für jeden Betrachter eindeutig sein. Vor allem zeigt die Folge auf, wie verkrampft der Umgang mit im Rollstuhl sitzenden Menschen vor knapp dreissig Jahren noch war. So mutet der übermütige und verliebte Sturz des Manuel Rohm ins Abenteuer sicher nicht allzu nachvollziehbar an, untermauert aber auf charmante Weise dessen berechtigten Anspruch auf ein Leben mit Inhalt und Leidenschaft. Ja, der Gesamteindruck mutet unrund an, die feindlichen Agenten sind nicht mehr als alberne Abziehbildchen, abgespulte Klischees. Derrick, Klein und Sklave Berger werden durch das engagierte Eingreifen eines Beteiligten zu Helferlein degradiert, daher bringt der Titel "Manuels Pflegerin" den Inhalt auf Punkt. Trotz diverser Kritikpunkte stimmt der Unterhaltungswert, vielleicht hätte Regisseur Helmuth Ashley ein wenig kerniger, ruppiger inszenieren sollen, doch das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Melancholische Klaviermusik lässt einen sympathischen Beitrag ausklingen, ich beschwere mich nicht über Sascha Hehn, was will man mehr? (Antwort: Zbyněk Brynych auf dem Regiestuhl!)

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
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Die Kroete
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Re: Derrick: Folge 111 - Manuels Pflegerin

Beitrag von Die Kroete »

Ich empfand zwar die Agenten weitaus weniger klicheehaft als Blap, da diese ja doch relativ unscheinbar in Erscheinung treten. Dafür das, was aus der anfangs recht interessanten Story im laufe der Handlung geworden ist. Nämlich, ein rührseliges Liebesdrama zwischen der, sich als Agentin enttarnten Pflegerin und ihrem Schützling dem Rollstuhlfahrer. Als dieser dann noch während den Ermittlungen zum "Privatdetektiv" avancierte, war es um die Glaubwürdigkeit des Gezeigten, vollends geschehen. :hirn:

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