Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Moderator: jogiwan

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fritzcarraldo
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Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Beitrag von fritzcarraldo »

Die Unschuld
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Japan 2023
OT: Kaibutsu
Internationaler Titel: Monster
127 Minuten
Ab dem 21.03.24 im Kino
Regie: Hirokazu Kore-eda
Musik: Ryuichi Sakamoto
Besetzung: Sakura Andô, Eita Nagayama, Soya Kurokawa.
Inhalt:
"Saori Mugino ist eine alleinerziehende Mutter, die ihren Sohn Minato in der fünften Klasse großzieht. Bald zeigt er seltsames Verhalten wie das Schneiden seiner eigenen Haare und das Nachhausekommen mit nur einem Schuh. Eines Nachts kommt Minato überhaupt nicht nach Hause, und nachdem Saori herumtelefoniert hat, findet sie ihn in einem verlassenen Eisenbahntunnel. Saori beginnt zu vermuten, dass der Lehrer ihres Sohnes, Herr Hori, ihn misshandelt, und konfrontiert die Schule damit. Sie wird von der Fakultät kalt behandelt, was in einer unaufrichtigen Entschuldigung von Herrn Hori gipfelt. Als sie Hori direkt konfrontiert, deutet er an, dass Minato selbst einen anderen Schüler namens Yori schikaniert. Saori besucht Yoris Haus, und obwohl er sein eigenes seltsames Verhalten zeigt, scheint er Minato sehr zu mögen und sich um ihn zu sorgen. [....]"
Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Die_Unschuld_(2023)

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fritzcarraldo
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Re: Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Beitrag von fritzcarraldo »

Die Unschuld
Schauburg Großer Saal.
Sneak Preview.
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Quelle: Schauburg Bremen Instagram Story https://www.instagram.com/schauburg_bre ... Q2MmZseA==
Ausverkauft.
Ab und zu nach vielen schlechten und peinlichen Dramödien aus Frankreich in der hiesigen Sneak Preview wird uns dann doch wieder ein filmisches Geschenk kredenzt.
In diesem Fall ist es der neue Film von Regisseur Hirokazu Kore-eda, der schon den meisterlichen SHOPLIFTERS ablieferte und dessen BROKER auch schon hier in der besagten Sneak Preview lief und den ich übrigens unbedingt noch schauen muss.
In beiden geht es um das Thema Familie. Und er scheint dies gerne immer wieder zu variieren. In DIE UNSCHULD geht es nun um eine alleinerziehende Mutter und ihren Sohn.
Dieser verhält sich seit einiger Zeit immer sonderbarer. Er wirkt immer abwesender und kommt auch mal nur mit einem Schuh nach Hause. Irgendwann findet sie ihn nachts in einem stillgelegten Eisenbahntunnel. Er wirkt erneut abwesend und fragt: "Bin ich das Monster?"
Danach springt er während der Heimfahrt aus dem Auto. Die Mutter verdächtigt danach den Lehrer ihres Sohnes, ihn geschlagen zu haben und dass er mittlerweile traumatisiert ist. Bei mehreren Gesprächen verhalten sich die Schuldirektorin und das Kollegium sehr eigenartig.
Mehr sollte man über den Inhalt nicht wissen wie ich finde.
Dies alles ist nur der Anfang. Was nun folgt ist ein wahres Wunderwerk von Film.
Denn der Film ist im Prinzip in drei Segmente aufgeteilt. Hier öffnet der Film die Handlung immer mehr bis man alles ausgebreitet vor sich liegen hat. Dies heißt natürlich auch, dass vorher vieles nicht nur unklar ist, man muß auch damit umgehen können, dass scheinbar gefühlt eine Stunde lang wenig bis gar nichts mehr passiert. Der Film scheint stehen geblieben zu sein. Ich persönlich fand dies in diesem Moment schon brillant, denn wir sehen den Vorort einer großen japanischen Stadt, die nicht weiter benannt wird, wir sehen das Familienleben von Mutter und Sohn und wir sehen die Schule, in die der Sohn geht. Wichtig ist hierbei, dass doch schon Hinweise für später gestreut werden.
Als dann das zweite Segment des Films in Gang gesetzt wird, ist vieles klarer, aber worauf das alles hinausläuft weiß man jetzt auch noch nicht komplett. Erst in der letzen halben Stunden offenbaren sich Herz zerreißend die Geheimnisse aller Protagonist*innen, aber besonders das des Sohnes und seines Klassenkameraden.
Ähnlich wie SHOPLIFTERS geht es um die Familie und ihre Geheimnisse, aber dann doch anders als gedacht.
Man sollte DIE UNSCHULD am besten genauso sehen wie wir gestern. Fast unvorbereitet und mit einer gewissen Offenheit für Filme, die andere Wege beschreiten, denn dann wird man mit einem Filmjuwel wie diesem belohnt.
Zu erwähnen wäre noch, dass der Score vom großen Ryuichi Sakamoto stammt.
Es war denn auch seine letzte Arbeit. Er verstarb vor einem Jahr.
Ein Wort noch zum Publikum.
Die Sneak Preview scheint immer beliebter zu werden.
Dies heißt aber anscheinend auch, dass immer mehr während des Films herumgelaufen wird, was an sich schon nervig ist. Was gestern aber auch war, dass während der Vorstellung müffelnde Döner gegessen wurden und die Rentnergilde neben uns wahrscheinlich aus Langeweile die Handys testeten. Vor sich hin leuchtend und mit Ton! Dann wurde schnaufend diskutiert, ob man ob des japanischen Films mit Untertiteln nicht lieber gehen sollte. Gesagt, getan. Mehr Platz für uns.
Zuletzt geändert von fritzcarraldo am Di 12. Mär 2024, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Beitrag von buxtebrawler »

Erneut danke für die Vorabvorstellung eines offenbar interessanten neuen Films, Fritze! :thup:

Hat der deutliche Überlänge?
fritzcarraldo hat geschrieben: Di 12. Mär 2024, 11:57 Dies heißt aber anscheinend auch, dass immer mehr während des Films herumgelaufen wird, was an sich schon nervig ist. Was gestern aber auch war, dass während der Vorstellung müffelnde Döner gegessen wurden und die Rentnergilde neben uns wahrscheinlich aus Langeweile die Handys testeten. Vor sich hin leuchtend und mit Ton! Dann wurde schnaufend diskutiert, ob man ob des japanischen Films mit Untertiteln nicht lieber gehen sollte.
:palm:
Wenn man so etwas wenigstens noch auf "die Jugend" schieben könnte - aber selbst das klappt ja nicht mehr :hirn:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Beitrag von fritzcarraldo »

buxtebrawler hat geschrieben: Di 12. Mär 2024, 12:36 Erneut danke für die Vorabvorstellung eines offenbar interessanten neuen Films, Fritze! :thup:

Hat der deutliche Überlänge?
fritzcarraldo hat geschrieben: Di 12. Mär 2024, 11:57 Dies heißt aber anscheinend auch, dass immer mehr während des Films herumgelaufen wird, was an sich schon nervig ist. Was gestern aber auch war, dass während der Vorstellung müffelnde Döner gegessen wurden und die Rentnergilde neben uns wahrscheinlich aus Langeweile die Handys testeten. Vor sich hin leuchtend und mit Ton! Dann wurde schnaufend diskutiert, ob man ob des japanischen Films mit Untertiteln nicht lieber gehen sollte.
:palm:
Wenn man so etwas wenigstens noch auf "die Jugend" schieben könnte - aber selbst das klappt ja nicht mehr :hirn:
Haha. Tja. Ist hier gefühlt öfters der Fall.
In der einen Hand ein Gläschen Wein, in der anderen das Senioren-Smartphone. Und dann immer über alles meckern. War schon beim Vorfilm so.
Hoffentlich werde ich irgendwann nicht auch
so. Ahh. Trinke ja keinen Wein. :mrgreen: :prost:

Ach so. Der Film geht 127 Min. Also keine deutliche Überlänge.
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Re: Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Beitrag von Arkadin »

Klingt einerseits super - andererseits befürchte ich, dass der mich ziemlich triggern könnte. Alles was mit Kindern und schlimmen Dingen, die ihnen zustoßen (besonders zerstörte Kindheit), zu tun hat, kann ich seit 11 Jahren gar nicht mehr gut.

Das ist bei mir noch schlimmer als dauerquatschendes, Handy-wedelndes, geruchsbelästigendes Publikum. Und das soll schon was heißen! :opa:
Früher war mehr Lametta
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Re: Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Beitrag von fritzcarraldo »

Ab heute regulär im Kino.

Die Unschuld
Coming-of-Age-Film | Japan 2023 | 127 Minuten
Regie: Hirokazu Kore-eda
In drei Kapiteln erzählt der Film aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven die Geschichte zweier zehnjähriger Klassenkameraden, deren Freundschaft von anderen beargwöhnt wird. Ein Hochhausbrand, das seltsame Verhalten eines der beiden Jungs und die nicht weniger irritierenden Abwehrreaktionen der Lehrer fügen sich zu immer neuen Zusammenhängen oder Mutmaßungen, die sich immer wieder als falsche Fährten erweisen. Erst im dritten Teil rückt der episodische Film die Dinge aus Sicht der beiden Jungen zurecht. Die episodische Struktur begünstigt eine ungemein reiche Erzählung, die mit enormer Hingabe und erzählerischer Meisterschaft um jene Verbundenheit kreist, die aus Liebe und Zuneigung entsteht. - Sehenswert ab 14.
Quelle: https://www.filmdienst.de/film/details/ ... e-unschuld
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Re: Die Unschuld - Hirokazu Kore-eda (2023)

Beitrag von karlAbundzu »

Im Kino
Die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Jungs in Japan. Aus drei Perspektiven erzählt. Aus der Sicht einer der beiden Jungs, aus der Sicht des Klassenlehrers, aus der Sicht des einen Jungen. Und so wird viel von dem anderen erzählt.
Das ist sehr klug und nahm mich sehr mit.
Die Geschichte ist natürlich nicht konfliktfrei, im Gegenteil, sondern die Gesellschaft und die Konventionen machen vieles schwer bis unmöglich. Aber auch immer wieder helles: wie die beiden ihre eigene Welt erschaffen.
Toll gespielt und gefilmt. Dazu wunderbare Stücke von Ryūichi Sakamoto, der leider schon zu krank war, neues für den Film zu schaffen, aber dann von seinen letzten Aufnahmen einiges beisteuerte. Was hervorragend passt.
Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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