Blood money - Rowland Brown (1933)

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Blood money - Rowland Brown (1933)

Beitrag von Maulwurf »

 
Blood money
Blood money
USA 1933
Regie: Rowland Brown
George Bancroft, Judith Anderson, Frances Dee, Chick Chandler, Blossom Seeley, Etienne Girardot, George Regas, Ernie Adams, Franklyn Ardell, Lucille Ball, Harold Berquist, Herman Bing, John Bleifer, Wade Boteler, Ann Brody, James Burke, Frederick Burton


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OFDB

Bill Bailey ist ein Kautionsvermittler, und ein sehr erfolgreicher und beliebter noch dazu. Die kleinen und großen Gangster hören auf seine Ratschläge - Ob sie ins Gefängnis gehen oder sich verstecken sollen bis Gras über die Sache gewachsen ist, oder ob sie nicht vielleicht besser stiften gehen. Die Nachtclubbesitzerin Ruby ist in Bailey schwer verknallt, der aber hat kürzlich seine heiße Liebe getroffen: Die junge Elaine Talbart, von Beruf Tochter eines stinkreichen Unternehmers und Kleptomanin, und von allem was Unterwelt heißt vollkommen fasziniert. Über Bailey lernt Elaine den Bankräuber Drury kennen, den Bruder von Ruby, der sich auf Anraten von Bailey verstecken soll. Bailey will für Drury die gestohlenen Wertpapiere zurückgeben, doch weil Elaine restlos verliebt ist in Drury, behält sie in ihrer Eigenschaft als Kurier die Wertpapiere – Und Drury wandert für den Rest seines Lebens ein. Ruby, die nicht weiß dass Elaine hinter der Sache steckt, ist bitter enttäuscht und gibt Bailey für die Unterwelt von San Francisco zum Abschuss frei.

Eigentlich kein schlechter Film, bin ich dieses Mal sehr ernsthaft darüber gestolpert, dass ich die Dialoge nur schlecht verstanden habe. Die Drehbuchautoren der frühen 30er-Jahre (und nicht nur die) hatten es wirklich drauf, pointierte und gute Texte zu schreiben, aber wenn die Mischung aus schlechter Tonqualität, mangelnden Englischkenntnissen und gesprochenem Slang zu viel für ein geplagtes Maulwurfsohr wird, dann muss die Bewertung des Films eben ein wenig leiden. Ungerechtfertigterweise …

Denn wie gesagt, eigentlich ist BLOOD MONEY ein guter Film. Die Figuren sind überzeugend, die Handlung zieht erstklassig mit, und die Dialoge sind teilweise sehr hart - Sex haben zu wollen wird zum Beispiel ganz klar ausgesprochen, immerhin befinden wir uns in der (seligen) Pre-Code-Ära. Die junge Elaine ist eine durch und durch verdorbene und hemmungslose Kreatur, die jeden, der mit ihr in Berührung kommt, in den Untergang zieht, und die einzige aufrechte Figur ist ausgerechnet die Nachtclubbesitzerin Ruby, die im raffiniert geträgerten schwarzen Kleid sehr sexy rüberkommt – Judith Anderson so ganz und völlig anders als sieben Jahre später als Mrs. Danvers in Hitchcocks REBECCA.

A propos Hitchcock: Die Gangster wollen Bailey mit Hilfe einer Billardkugel erledigen, in der eine Bombe versteckt ist. Also startet Bailey sein tägliches Spiel, und die letzte Kugel auf dem Tisch wird natürlich die 8 sein – Die Kugel mit der Bombe. Eine extrem spannende und bis zum allerletzten ausgedehnte Szene, die Hitchcocks Auffassung von Spannung vollauf bestätigt: Wir wissen dass eine Bombe explodieren wird, aber nicht wann. Wahrlich nervenzerfetzend!

Dass der Film 40 Jahre lang verboten war wundert letzten Endes nicht. Die Dialoge sind wie erwähnt stellenweise sehr unverblümt, Elaine sucht sich ihr Schicksal als geschlagenes und getretenes Opfer selbst und bereitwillig aus, und Bailey als Hauptfigur ist nun auch kein reines Unschuldslamm, gibt er doch klare Ratschläge, wie das Gesetz so mehr oder weniger umgangen werden kann. Die Polizei hat zwar den ein oder anderen Auftritt, kommt aber nicht wirklich in die Gänge in Bezug auf die Verbrechensbekämpfung, und scheint dem Lotterleben in San Francisco fast etwas machtlos gegenüber zu stehen. So bestechen die Cops zwar einen Taxifahrer der Bailey und Ruby zu Drury bringt, damit die Polizei dann weiß wo der Mann steckt. Aber Bailey ist auch nicht auf den Kopf gefallen, und mit einer Mischung aus viel Geld und sehr überzeugenden Drohungen dreht er den Taxifahrer mühelos um. Nein, die Vertreter von Recht und Ordnung kommen hier, bis rauf zum Bürgermeister, nicht wirklich gut weg.

Umso angenehmer wäre es, den Film wenigstens einmal mit ordentlichen Untertiteln sehen zu können, um die Dialoge zu verstehen, und um die Zusammenhänge besser einordnen zu können. Bis dahin bleibt die Erkenntnis, einen Pre-Code-Film aus dem hintersten Eck des Giftschranks genossen haben zu dürfen, und sich darüber zu freuen, auch wenn man nicht wirklich alles mitbekommen hat.

6/10
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