Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

17.07.2021
WD*42 Festival
Sommerhaven am Hansator, Bremen

Endlich kann ich hier mal wieder ein paar Zeilen hinterlassen. Zwar habe ich es auch im Seuchen-Jahr 2020 2x auf ein Konzert geschafft, beide Konzerten standen bei mir allerdings unter einem schlechten Stern. Beim erste kündigten sich gesundheitliche Probleme an, beim zweiten hatte ich noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Deshalb gab es hier auch keine Texte dazu.

Interessanterweise fiel mir in 2020/21 auf, dass ich Konzerte noch mehr vermisst habe als Kino. Klar, kein Kino tat auch weh, aber beim Thema Konzerte war der Schmerz noch heftiger. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt wieder los geht! Und ich es jetzt in den letzten 14 Tagen ganze 3x auf ganz unterschiedliche Konzerte geschafft habe.

Wobei das erste hier dreifach problematisch war. Zunächst schreckte mich die Ankündigung des Festivals, wo es hieß: "Mit WD*42 startet die Musikszene Bremen ein Projekt mit Fokus auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Musikbranche. Wir entwickeln mit verschiedenen Kooperationspartnern vielfältige Angebote durch viele Stufen der Professionalität. Ziel ist Empowerment, Vernetzung und Sichtbarmachung von Mädchen* und Frauen* in Musikkultur und -wirtschaft. Die Angebote richten sich an alle, die sich mit dem weiblichen Geschlecht identifizieren, unabhängig von Alter und Herkunft. Wir schreiben das (*), um Menschen in vielfältigen Lebensrealitäten anzusprechen, denn wir möchten die Geschlechter nicht starr binär unterscheiden. Das WD*42 Festival ist der erste hörbare und sichtbare Auftakt des Projekts." Da befürchtete ich eine eher dogmatische und spaßbefreite Veranstaltung mit erhobenen Zeigefinger. Mir selber ist es ja völlig egal, ob da ein Mann oder eine Frau auf der Bühne steht. Wichtig ist die Musik. Leider weiß ich aber, dass es tatsächlich so ist, dass die Linie-Ups diverser Festivals zu 90% mit Typen besetzt werden. Was ich extrem schade finde, denn was ich an Musik mag ist Abwechslung und ja, Diversität. Dann zu sagen "Männer raus" finde ich dann auch wieder engstirnig. Ich möchte Veranstaltungen wo eben NICHT auf das Geschlecht der Künstler gestarrt wird (no pun intendent), sondern alle Spaß haben und sich an der Musik erfreuen. Schwieriges Thema. Aber warum das hier jetzt egal war, darauf komme ich gleich.

Der zweite Punkt, weshalb ich fast nicht hingegangen wäre: Gleichzeitig fand das Buio Omega statt, und für mich wäre dies die einzige Möglichkeit in diesem Jahr gewesen, dort endlich zum ersten Mal hinzufahren. Nachdem mir KarlAbundZu aber das WD*42 sehr schmackhaft gemacht hat, rangen zwei Seelen in meiner Brust. Das Buio gewann knapp. Doch dann fiel der Fahrer aus, und der Weg war frei für die Musik.

Der dritte Punkte war dann eine persönliche Macke von mir. Ich HASSE es allein auf Konzerte zu gehen. Kino, Theater, Lesungen usw. alles fein. Aber Konzerte? Nein, da brauche ich Gleichgesinnte um mich herum, mit denen man sofort die Begeisterung für die Musik teilen kann. Mit denen man, bevor es losgeht, quatschen kann und danach noch ein Bier trinken. Und die auf den mühsam eroberten Platz aufpassen, während man die Getränke besorgt. Und überhaupt. Nun fiel aber meine Begleitung komplett Impfbeschwerden-bedingt aus. Auch ein hektisches Herumgefragte meinerseits im gesamten Freundes- und Verwandtenkreise brachte keine Lösung. Also: Allein oder Zuhause bleiben? Da ich mich bei der "solidarischen Bezahlung" tatsächlich sehr solidarisch gezeigt und etwas tiefer in die Tasche gegriffen habe, war es mir dann tatsächlich um das Geld zu schade und fuhr dann mit einem merkwürdigem Gefühl in der Bauchgegend los.

Einlass war 16:00 Uhr, Beginn: 17:00 Uhr. Ich war 17:15 da... und recht allein auf weiter Flur. Die Gäste konnte man an zwei Händen abzählen, und es sah nicht danach aus, dass es bald losgehen würde. Also holte ich mir ein Bier. Stellte mich an einen Stehtisch und wartete, dass was passiert. Und die Minuten verrannen wie Stunden. Da wusste ich wieder, weshalb ich eigentlich nicht kommen wollte. Um 18:00 Uhr ging es dann vor noch spärlicher Kulisse los.

Kurzer Exkurs: Man kam nur mit Impfnachweis oder tagesaktuellen Corona-Test auf das Gelände. Drin dann frei bewegen ohne Maske. Quasi "wie früher".

Erster Akt war ein Singer-Songwriter-Duo. Normalerweise nicht meine Baustelle, aber die Beiden gefielen mir sehr gut. Den Namen "Zwei Haushalte" fand ich gerade vor dem Hintergrund der Corona-Auflagen im letzten Jahr sehr originell. Die Stücke waren kurze Miniaturen, nie länger als 2 Minuten und sehr abwechslungsreich. Manchmal wurde dezent mit Keyboards unterstützt. Gute Texte und eine tolle Sängerin. Wie ich erst Tage später herausfand, kannte ich die sogar, denn die unglaubliche Susanne Jahnke ist die unfassbar energiereiche Sängerin der tollen punkigen Band rausz., die ich vor einige Jahren an gleicher Stelle sah.

Danach erst einmal Pause und das Gelände füllte sich endlich. Und plötzlich eine zarte Stimme von der Bühne, die sich als Lucy Chapman (und ebenfalls Singer-Songwriterin) vorstellte. Lustigerweise war aber niemand zu sehen. Und es dauerte eine Weile bis ich begriff, dass der Sound zwar aus Richtung Bühne kam, die sehr junge Künstlerin aber hinter den Soundmischern auf einem hohen Podest saß. Frl. Chapman war maximal 15 würde ich sagen. Vielleicht jünger. Und das rührte mir gleich am Herz. Stellte ich mir doch vor, wie das sei, wenn meine Tochter da sitzen würde und ihre eigenen Songs singen. Das war alles auch sehr nett, aber leider nichts besonders. Besonders, da sich die Machart der balladenhaften Songs sehr ähnelten. Respekt für Lucy Chapman, aber mich konnte sie da nicht mitnehmen.

Danach ging es mit den fantastischen Laturb weiter. Elektro-Pop-Punk der tollen Sorte. Zwei Damen und ein Herzbube. Und eine grandiose Show. Da tummelten sich schwarz-gewandete Gestalten auf der Bühne. Ein "Gummimensch" verrenkte sich dort. Und ganz am Anfang ritt eine der Sängerinnen mit einer einer Pferdekopfmaske auf dem Kopf durch das Publikum und verteilte Glückskekse. Und es gab noch mehr zu bestaunen. Die Musik war auch toll. Wobei sich die melodiöse und voluminöse Stimme der einen Sängerin sich perfekt mit der punkig-rotzigen Attitüde der anderen verband. Es wurde mal punkig, mal new-wavig, mal poppig, dann wieder hip-hoppig. Für jeden was dabei, aber alles aus einem Guss. Irgendwann kam mir das auch etwas bekannt vor und ich erinnerte mich, dass ich auf dem Überseefestival mal eine ähnlich aufgestellte Punk-Band namens La Tent Genervt gesehen hatte, die auch super war und ein ganz ähnliches Show-Programm hatten. Und tatsächlich war die punkigere Sängerin auch Sängerin bei La Tent Genervt (und, wie ich nach Recherche rausgefunden hatte, von Beruf Clownin.. passt). Für das Publikum war der Auftritt offensichtlich der Höhepunkt des Abends und es wurde gepoggt, als ob es kein Morgen geben würde. Ein wundervoller Anblick. Die Stimmung kochte, das Grinsen wurde immer breiter, die Musik fuhr direkt in die Beine. Die Texte waren auch klasse. Demnächst erscheint wohl die crowdgefundete Platte "Am Arsch der Heide". Ich freue mich drauf.

Dann Shirley Holmes. Zwei Damen aus Berlin (und ein Drummer mit Bremer Wurzeln). Power-Pop-Punk mit deutschen Texten. Toll! Die Energie der Drei sprang sofort aufs Publikum über und sofort war Bewegung vor der Bühne. Vor allem merkte man der Band sofort an, wie sehr sie es genossen nach langer Pause wieder vor Publikum zu spielen. Und diese Freude übertrug sich sofort. Es machte laut "Klick" zwischen Band und Publikum und man fühlte sich wie bei einem großen Treffen mit Freunden. Die sehr sympathischen beiden Sängerinnen (+ Gitarre und Bass... wurde auch mal getauscht) schloss man auch sofort ins Herz. Das hätte noch stundenlang gehen können, aber aus Rücksicht auf die Nachbarschaft, musste um 22:00 Uhr Schluss gemacht werden.

Also noch eine Vinyl-Scheibe von Shirley Holmes mitgenommen und dann ging es nach Hause. Leider, denn das Wetter war super, die Abendluft lau und das ganze Gelände des Sommerhaven lud eigentlich zum Verweilen ein. Aber... siehe oben. Trotz der Umstände: Hat sich musikalisch sehr gelohnt und ich habe jetzt mindestens zwei neue Lieblingsbands.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

27.07.2021
Klaus Doldinger's Passport
Seebühne, Bremen

Corona macht es möglich. Nachdem vor einigen Jahren der Versuch des Theaters Bremen eine Seebühne mit Opern-Aufführungen hinter dem Einkaufszentrum "Waterfront" zu etablieren trotz guter Kritiken kläglich gescheitert ist und dem Theater einen Haufen Schulden eingebracht hat, versucht sich nun das Einkaufszentrum selber als Veranstalter oder zumindest mit einem Veranstalter. So genau weiß ich das nicht. Das Programm ist bunt gemischt und reicht von Kurt Krömer und Helge Schneider über Element of Crime und Schiller bis zu den üblichen "Best of Classic" oder "Best of Musical"-Sachen, aber auch Till Brönner und eben Klaus Doldinger mit seiner legendären Band Passport sind dabei.

Der Eintritt war nicht gerade günstig, aber Doldinger ist natürlich auch eine große Nummer, und die Chancen, die mittlerweile 85-jährige Jazz-Legende noch einmal live erleben zu können, sind natürlich limitiert. Darum musste ich nicht zweimal nachdenken, vor allem nachdem ich meine liebe Frau überreden konnte mitzukommen. Lustigerweise bin ich über sie einst zum Jazz gekommen (den ich auch den Umweg Blues und vor allem Klassik eingeschlagen habe), mittlerweile befinden wir uns auf dem weiten Feld Jazz aber in zwei ganz unterschiedlichen Ecken. Daher ist die Schnittmenge da gar nicht so groß. Im Gegenteil.

Die Konstruktion der Seebühne ist ziemlich klasse. Vor der Bühne gibt es vielleicht so 20 Reihen mit Sitzgelegenheiten, dahinter befinden sich dann zwei große Tribünen. Sehen kann man von überall sehr gut. Hygieneregeln sind unkompliziert, die Organisation super. Alles läuft reibungslos und ohne große Aufregung ab. Die Seebühne befindet sich direkt am oder auf dem Wasser. Das Gelände gehörte früher der Werft AG Weser. Der Platz, wo die Bühne ist, war wahrscheinlich ein altes Hafenbecken für die Schiffe. Man schaut also nicht nur auf die Bühne, sondern auch direkt auf die Weser. Mit etwas Fantasie könne man denken, man befindet sich mitten auf dem Fluss. Da die Rückwand der Bühne durchsichtig ist, wird dieser Effekt noch verstärkt.

Dass man Mitten im alten Hafengebiet (und nahe des noch aktiven) ist, führt zu schönen Zwischenfällen, die man so gar nicht inszenieren kann. So stiegen gerade bei "Thema von Das Boot" unzählige Möwen in die Luft und umflogen in großen Scharen und laut kreischend die Bühne. Gänsehaut. Zum Konzert selber. Die aktuellen Passport bestehen aus unfassbar versierten Musikern. Profis und Vollblut-Musiker durch und durch. Die Band läuft einerseits wie eine gut geölte Maschine, und ist andererseits so gut und frei, dass man den Spaß, den die Musiker haben, jede Sekunde spüren kann. Und auch die eine oder andere Exkursion, eigenwillige und sauspannende Soli oder spontane Improvisationen in die die anderen dann einfielen waren dabei. Ohne Übertreibung: Ich habe selten eine derart perfekt funktionierende und gleichzeitig so frisch wirkende Band erlebt. Was die mit dem alten Passport-Stück "Sahara" angestellt haben, trieb mir - kein Scherz - vor Begeisterung die Tränen in die Augen. Meine Güte, war das gut.

Hervorheben möchte ich da eigentlich niemanden, die waren allesamt Ausnahme-Musiker. Der Keyboarder (der eine verwirrende äußerliche Ähnlichkeit mit unserem guten KarlAbundzu hatte) stach vielleicht etwas hervor. Nicht nur für seine wundervollen Ray-Manzarek-artigen Ausflüge, sondern auch, weil er scheinbar derjenige war, der überhaupt einen Plan hatte, was wann gespielt werden sollte. Zumindest sprach er immer wieder mit Doldinger, der manchmal einen etwas verwirrt-planlosen Eindruck machte, was den Ablauf anging ("Ataraxia" wurde von ihm so angesagt, am Ende des Stückes sprach er davon, sie hätten gerade "Sahara" gespielt, was dann später kam). Was Doldinger immer schelmisch mit "Unser Keyboarder hat sich wieder ein Lied gewünscht" kommentierte.

Zu Doldinger selber. Bei den Ansagen und kleinen Geschichten zwischendurch merkt man ihm sein hohes Alter an. Er wiederholt sich sehr oft. Oft schweift er ab, und weiß dann gar nicht mehr, wie er darauf kam. Bevor "Das Boot" gespielt wurde, erzählte er davon, wie er zu dem Film gekommen ist und wie das war, dafür die Musik zu schreiben, um dann seine Band zu fragen: "Was wollten wir jetzt spielen?". Kann natürlich Koketterie sein, wirkte aber nicht so. Auch Jahreszahlen und zeitliche Abfolgen verschwommen etwas. So meinte er, er hätte Passport gleich nach der Schule gegründet. Das war aber 1971 und da war er bereits 36. Aber sobald er sein Saxofon in der Hand hat, ist er wieder ein junger Mann. Voller Elan, Begeisterung an der Musik und einem breiten Lächeln. Man merkt, der Mann LEBT Musik. Und obwohl seine Mitmusiker wirklich super sind, ist es doch er, der der Musik seinen Stempel aufdrückt und das Erlebnis so einmalig macht. Ich bin sehr, sehr froh ihn live gesehen, nein erlebt, nein GEFÜHLT zu haben. Eines der schönsten Konzerte meines Lebens. Danke Klaus!
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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

30.07.2021
Cool Jerks/Schöne Frau mit Geld
Lila Laube, Bremen

Die Lila Laube ist quasi der Open-Air-Ableger der legendären Lila Eule im Bremer Viertel. Allerdings etwas weiter ab vom Schuss mitten in einem Kleingartengebiet und von Sportplätzen umgeben. Aber sehr gemütlich. Mehr so der Hintergarten eines größeren Lokals (Kuhirten). Nicht besonders groß, man sitzt an Tischen (die einem fest zu zugewiesen sind - Hygienekonzept eben). Bedienung eben da, es gibt Bier, Bürger und Fritten. War dort mit KarlAbundZu und dessen sympathischen Gattin verabredet. An unseren Tisch gesellten sich noch nette Menschen, die der Karl (natürlich) kannte. Ich zwar nicht, machte aber nix. Zeit zum Schnacken mit der "Vorband" war auch. Toll.

Jene "Vorband" war für mich der Hauptact. Auf die Cool Jerks freue ich mich immer. Sie waren auch der Grund, warum ich gekommen war. Denn ursprünglich war die politische Mod-Revival-Band The Movement angesagt, von denen ich mir2005 mal eine CD gekauft hatte (Revolutionary Sympathies), die ich sehr mochte - und die ich danach komplett aus den Augen verloren hatte. Ich war regelrecht überrascht, dass es die noch gibt und hatte mich ziemlich gefreut. Leider sagten die Dänen wegen Corona ihre Europatour ab. Dafür sollten Schöne Frau mit Geld spielen. Eine Ideal-Coverband aus Osnabrück für die allein ich nicht gekommen wäre. Dazu später.

Die Cool Jerks waren in allerbester Spiellaune, ballerten einem diesmal vor allem englischsprachige Stücke um die Ohren, die ich größtenteils noch gar nicht kannte. Musikalisch wie gehabt Beat, aber mit starkem Punk- und 60s-Rock-Einfluss.Das macht einfach nur Spaß, vor allem, weil die drei einfach auch immer eine super Show abliefern und mit einer Begeisterung bei der Sache sind, die sofort aufs Publikum übersprang, welches auch lautstark Zugaben einforderte.

Dann Schöne Frau mit Geld, die mit einem ziemlich Hindernis zu hadern hatten. Die standen nämlich ewig im Stau und kamen zu spät an. Was dem Publikum wahrscheinlich gar nicht aufgefallen wäre, wäre es nicht immer wieder thematisiert worden. Was auffiel war, dass die Band quasi von der Autobahn sofort auf die Bühne musste, um dort einen Soundcheck durchzuführen. Vor dem wartenden Publikum. Das dauerte jetzt aber auch nicht ewig. Aber diese ganzen Umstände merkte man der Band an, die die innerliche Anspannung erst einmal nicht ablegen konnte. Man merkte, wie die ungünstige und sicherlich extrem stressige Anreise an ihnen nagte. Eine echte Lockerheit stellte sich zunächst nicht ein. Und wie gesagt - hätte die Band ihre Verspätung nicht immer wieder angesprochen wäre es garantiert niemanden aufgefallen.

Die Band war gut. Tolle Musiker, die das Original 1:1 wiedergaben, dazu eine Sängerin, die stimmlich mit der Humpe auf einem Niveau war. Da kann man wirklich nicht meckern. Die Ideal-Lieder sind auch über jeden Verdacht erhaben. Aber irgendwie erschließt sich mir das Konzept der Cover-Band nicht. Was bringt es Musikern 1:1 die Vorbilder zu kopieren? Das kann doch nicht befriedigend sein? Für das Publikum ist das natürlich toll eine Band quasi zu erleben, die es nicht mehr gibt oder die selten und nur für teures Geld auf Tour geht. Das ist so eine Mischung aus Platten hören und aufs Konzert gehen. Okay. Aber mich musikalisch ist das doch nur ein Aufwärmen. Wenn man das alles abwandelt und was eigenes draus macht - super. Mag ich. Kann spannend sein. Aber so, war es für mich halt nur ein schönes Wieder- oder Erstmalshören (habe ich vorher nicht über die Hits hinaus nicht mit Ideal beschäftigt). Nichts besonderes.

In der Mitte gab es eine Pause in der es zu regnen anfing. Danach ging es weiter und nach der Pause empfand ich die Band auch entspannter. Es gab sogar ein selbstkomponiertes Lied, was mir besonders gefallen hat. Ich hoffe mal, die gehen noch weiter in die Richtung. Denn schlecht ist die Band weiß Gott nicht. Ich würde eher sagen :Sie verkaufen sich unter Wert. Wobei ich aber auch anmerken muss dass Schöne Frau mit Geld einige Stammfans hatte, wie man an den vielen Band-T-Shirts sehen konnte.

Ein letztes Wort: Zuhause habe ich mir endlich diese 3er Box mit drei von vier Ideal-CDs bestellt.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Das, was Arkschi sagt.
Kurz ein Wort zu den Versuchen, Live-Konzerte zu Coronabedingungen durchzuführen.
So wie hier hatte es ja eher etwas vom Stadtfest, man saß halt (was andererseits im höheren Alter durchaus schätzenswert ist, gerade mit auch guter Sicht daz), oder ein STrassenfest. Das machte Laune, aber war nicht so richtig Konzert. Da gefiel mir das Konzept, obwohl ähnlich, am Hansator besser.
Schöner Abend.

PS: Vier CDs? EIgentlich gab es doch nur drei Langplayer, oder? Ideal, Der Ernst des Lebens und BiNuu.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

@ Arkadin und karl

Ich freue mich immer, wenn ich eure Berichte über Konzerte in Bremen lese. :thup:

Zu The Movement die Bemerkung, dass ich 2005 auf dem "Record Release" der "Revolutionary Sympathies" im Molotow in HH war und daher die Vinyl-Erstauflage besitze, in weiß, mit Label-Flyer, Aufnäher. Promo-Poster, Eintrittskarte etc. War ein schönes Konzert, mir allerdings etwas zu The Jam-lastig, wie die Band als solches auch.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

karlAbundzu hat geschrieben: Mi 18. Aug 2021, 15:37 PS: Vier CDs? EIgentlich gab es doch nur drei Langplayer, oder? Ideal, Der Ernst des Lebens und BiNuu.
In der Box ist leider statt der "BiNuu", die es scheinbar als CD nur einmal in einer Sampler-Box gab, die "Zugabe" mit Live-Aufnahmen und zwei Remixen.
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 18. Aug 2021, 20:06 War ein schönes Konzert, mir allerdings etwas zu The Jam-lastig, wie die Band als solches auch.
Bin sehr großer The Jam und auch Weller-Fan. Von daher passt das bei mir. :D
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von jogiwan »

Im Park nebenan gab es am Wochenende ein dreitägiges Afrika-Fest bei strahlendem Sonnenschein, milden Abenden, viel Musik und bester Stimmung. Das erste Konzert ein langem und gleich ein totales Highlight mit Musik, mit der ich sonst wohl nicht in Berührung gekommen wäre.



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McBrewer
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

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240808214_10157861045540194_3400238985654026957_n.jpg (785.03 KiB) 690 mal betrachtet
Am Wochenende war ich recht kurzentschlossen zu meinem wohl einzigen Festival in Brandenburg unterwegs; den UNDEFEATED FEST, die abgespeckte Version des kultigen PROTZEN Festivals.
Das erste mal überhaupt das ich dort zu einer Musikveranstaltung war. Sehr klein, keine 400 Leute auf einem gut Fußballfeld großen Areal.
Wenig bis keine "Festivaltouristen", dafür recht sympathische & Friedliche Underground Musikliebhaber.
Hauptgrund für meine anreise war ganz klar die Dresdner Hellrocker von GORILLA MONSOON mal wieder auf der Stage live zu sehen.
Aber ich wurde am Freitag Nachmittag sehr von der Musikalischen Präsenz von VICTIM aus Weimar überzeugt, die feinen 80s Old-School Thrashmetal zockten.
Die Death Metaller HARMONY DIES kannte ich noch von ihren unzähligen Gigs auf der kleinen Bühne beim Metal-Club Harz in Ilsenburg/Heizhaus, aber seit ihren Revival vor einigen Jahren mit der Berliner Szenegröße Chris"Keksgrinder"Carl am Mikro verstärkt.
Ausserdem gab es ein wiedersehen von POSTMORTEN, die ich das letzte mal vor über 20 Jahren einmal erleben durfte.
Nach einer kalten Nacht im Zelt und einem Nahrhaften Frühstück am Morgen gab es dann am Nachmittag groovenden HardCore von PROTECTION OF HATE bevor die ersehnten "Affen" aus Sachsen die Bühne enterten & einen Gig ablieferten, der keine Wünsche offen lies.
Als Headliner fungierten die Niederländer BODYFARM , die mir bis dito unbekannt waren, aber mit ihrem sauber gespielten Death-Metal sehr überzeugten.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

Spontan ging es die Tage zu einer Kabarettistischen Lesung von Ilja "Disco" Richter der zu Gast in unserer Gegend war.
Zuallererst kenne ich Ilja vorrangig ja aus den gefühlten zig Pauker & Co. Filmen, später dann als markante Synchronstimme u.a. Monster AG oder Mystery Men.
Mit dem wenigen Background im Gepäck ging ich also unbedarft zum Veranstaltungsort, drückte merklich den Altersdurchschnitt nach unten.
Zu hören & sehen gab es ein recht abwechslungsreiches aus Lesung, Musik & Kabarett. Wer die alten Disco Folgen kennt, in denen Ilja auch immer Szenenweise Musiksketche brachte. Ähnlich war dann diese Veranstaltung aufgebaut. Handlungsmäßig ging es um den großen deutschen Schriftsteller Karl May und insbesondere natürlich den Winnetou Romanen & das wirken auf die deutsche Geschichte bis in die Gegenwart.
Da wurde einem auch schon die ganze Intellektuelle Bandbreite von Richters Humor bewusst. So gab es zum Schluss auch verdienten Applaus & eine Ankündigung zum signieren seines (neuen?) Buches .
Dieses Angebot ließ ich mir natürlich nicht entgehen & reihte mich artig mit Abstand in die nicht all zulange Schlange ein.
Hörbar kommentierte er erfreut jeden Widmungwunsch, sehr oft das beworbene Buch, kurz vor mir gar ein Bild des "Mike" Monsters aus Monster AG (dem er einst seine Stimme lieh) von einer jungen Frau, worüber er gleich zu berichten wusste, das seine Kinder zum erscheinen des Filmes lauf verlauten ließen, das ja Ihr Papa dort mitspielte (natürlich nur hörbar)
Als ich dann an der Reihe war , bat ich ihn, das zu signieren, das mich auch mit meiner Kindheit und ihm in Verbindung brachte: ein altes Filmplakat von Musik, Musik – da wackelt die Penne von Franz Antel.
Schlagartig wurde es gefühlt 30 Grad kälter im Raum & Ilja presste die Lippen zusammen. "Wenn es den sein muß..." hörte ich Ihn zischen.
Ich versuchte die angespannte Situation noch erklärend zu retten, das die 70iger Jahre Filme von einst ja u.a. meine Graue Kindheit durch das Kunterbunte Treiben sehr viel Spaß & Freude erlebte. "Jeder hat halt andere Erinnerungen an die Zeit..." erhielt ich ohne weiteren Kommentar zurück, er unterschrieb & ich suchte dann schnell das Weite.
Will meinen, eine sehr ernüchternde Erfahrung für mich :-|
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von jogiwan »

McBrewer hat geschrieben: Fr 4. Feb 2022, 19:21
Als ich dann an der Reihe war , bat ich ihn, das zu signieren, das mich auch mit meiner Kindheit und ihm in Verbindung brachte: ein altes Filmplakat von Musik, Musik – da wackelt die Penne von Franz Antel.
Schlagartig wurde es gefühlt 30 Grad kälter im Raum & Ilja presste die Lippen zusammen. "Wenn es den sein muß..." hörte ich Ihn zischen.
Ich versuchte die angespannte Situation noch erklärend zu retten, das die 70iger Jahre Filme von einst ja u.a. meine Graue Kindheit durch das Kunterbunte Treiben sehr viel Spaß & Freude erlebte. "Jeder hat halt andere Erinnerungen an die Zeit..." erhielt ich ohne weiteren Kommentar zurück, er unterschrieb & ich suchte dann schnell das Weite.
Will meinen, eine sehr ernüchternde Erfahrung für mich :-|
Schade, das liest sich jetzt nicht gerade sehr sympathisch... Lass dir deine positiven Erinnerung ja nicht madig machen! :troest:
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