Casanova 70 - Mario Monicelli (1965)

Klamauk, Satire & jede Menge Gags

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Casanova 70 - Mario Monicelli

Beitrag von jogiwan »

"Casanova 70" ist zweifelsfrei sehr gut gemacht, hat wunderbare Darsteller inklusive meiner Marisa und auch die Zeit vergeht dank turbulenter Handlung wie im Flug, nur frag ich mich am Ende, was uns Mario Monicelli mit seinem satirisch überspitzten Film eigentlich sagen will. Die märchenhafte Geschichte des umtriebigen Offiziers, der in zahlreichen Abenteuern und Eroberungen seine Männlichkeit beweisen muss, ist zwar nett erdacht, aber hinter den eher oberflächlichen Gags wird andererseits auch ein Frauenbild vermittelt, dass man wohl heutzutage nicht mehr gut finden muss und auf Dauer ist die Tatsache, dass alle hübschen Frauen wahlweise als dümmlich, naiv oder berechnend und (über)fordernd dargestellt werden, ist auf Dauer schon keine große Leistung des Autors. Irgendwie spielt Herr Matroianni ja auch immer die gleiche Rolle des charmanten und eloquenten Womanziers. Wenn man das jedoch ausblenden kann ist "Casanova 70" auch eher ein mäßig gelungenes Beispiel italienischer Komödienkunst im Spannungsfeld von Arthouse und Mainstream, aber wie gesagt muss man das heutzutage trotzdem nicht mehr gut finden.
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DrDjangoMD
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Re: Casanova 70 - Mario Monicelli

Beitrag von DrDjangoMD »

Danke für die nachvollziehbare Rezension, Jogi. Mir ging es ähnlich: Signore Monicellis Ansichten, was Beziehungen im Allgemeinen und das schöne Geschlecht im Speziellen betrifft muss man nicht unbedingt zustimmen, aber davon abgesehen, macht der Film schon sehr viel Laune. Mastroianni kann zwar auch anders (als Bad-Ass-Priester in "Todo Modo" fand ich ihn beispielsweise super), doch auch wenn er hauptsächlich den charmanten Casanova spielt, so macht er dies wenigstens sehr gut und ist immer eine Freude zu sehen. Der absolute Höhepunkt in "Casanova 70" war für mich übrigens der verrückte, sexistische, spinnenbesessene Psychiater, den uns Enrico Maria Salerno gab. :D
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jogiwan
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Re: Casanova 70 - Mario Monicelli

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Mo 24. Feb 2014, 08:23 "Casanova 70" ist zweifelsfrei sehr gut gemacht, hat wunderbare Darsteller inklusive meiner Marisa und auch die Zeit vergeht dank turbulenter Handlung wie im Flug, nur frag ich mich am Ende, was uns Mario Monicelli mit seinem satirisch überspitzten Film eigentlich sagen will. Die märchenhafte Geschichte des umtriebigen Offiziers, der in zahlreichen Abenteuern und Eroberungen seine Männlichkeit beweisen muss, ist zwar nett erdacht, aber hinter den eher oberflächlichen Gags wird andererseits auch ein Frauenbild vermittelt, dass man wohl heutzutage nicht mehr gut finden muss und auf Dauer ist die Tatsache, dass alle hübschen Frauen wahlweise als dümmlich, naiv oder berechnend und (über)fordernd dargestellt werden, ist auf Dauer schon keine große Leistung des Autors. Irgendwie spielt Herr Matroianni ja auch immer die gleiche Rolle des charmanten und eloquenten Womanziers. Wenn man das jedoch ausblenden kann ist "Casanova 70" auch eher ein mäßig gelungenes Beispiel italienischer Komödienkunst im Spannungsfeld von Arthouse und Mainstream, aber wie gesagt muss man das heutzutage trotzdem nicht mehr gut finden.
Nochmal geguckt und diese Mal hat mir die ganze Sache noch weniger gemundet. So etwas kommt raus, wenn Männer sich furchtbar gut und Frauen lediglich als hübsches Beiwerk empfinden. Was hier unter dem Deckmantel einer überzeichneten Satire serviert wird, ist aber nichts anderes als ein Vorurteil nach dem anderen, Klischees ohne Ende, latenter Rassismus und und und... Klar galte in den Sechzigern noch andere Maßstäbe aber dennoch kann man froh sein, dass man mit so etwas Eindimensionalen nicht mehr um die Ecke biegen kann. Dass "Casanova 70" dann auch noch für den Oscar nominiert war und sich die hübschesten Frauen der damaligen Zeit für so einen Murks hergeben, verwundert dann doch aber doch.
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