Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

dr. freudstein
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von dr. freudstein »

schade, bei lovefilm derzeit nicht verfügbar (Humphrey Humbert nennt sich Umberto dort), dafür hab ich den zweiten Teil von Lamberto Bava auf die Leihliste gesetzt. Mit kaufen wird ja nichts mehr.
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buxtebrawler
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von buxtebrawler »

„Das Haus hat etwas Unheimliches an sich – eine schlechte Aura!“

Bekanntermaßen war es Ende der 1980er mit der italienischen Filmindustrie nicht mehr allzu weit her; umtriebige Regisseure wie Umberto Lenzi („Die Kröte“) drehten dennoch fleißig weiter, u.a. weil Joe D’Amato („Man-Eater“) mit seiner „Filmirage“-Produktionsschmiede die Möglichkeit bot, weitere Genre-Filme zu realisieren – wenn auch zu unfassbar niedrigen Budgets. Eine dieser Produktionen nennt sich hierzulande „Ghosthouse“, wurde 1988 in der italienischen Heimat jedoch dreisterweise als „La Casa 3“ und somit als Fortsetzung der „Tanz der Teufel“-Reihe vermarktet, womit Lenzis Film jedoch nichts zu tun hat – weder inhaltlich noch qualitativ.

Die kleine Henrietta (Kristen Fougerousse) hat anscheinend eine Katze abgestochen und wird dafür von ihren Eltern im Keller eingesperrt. Doch plötzlich verformt sich eine Glühlampe und zerspringt, woraufhin der Vater (Alain Smith) mit einer Axt erschlagen wird. Und nachdem sich auch der Spiegel verformte und in Splitter zerbarst, wird der Mutter (Susan Muller) die Kehle aufgeschlitzt. 20 Jahre später besucht Martha (Lara Wendel, „Tenebrae“) ihren Freund Paul (Greg Scott, „Mary Lou“), einen begeisterten CB-Funker. Dieser hat seltsame Hilferufe empfangen und versucht, den Absender ausfindig zu machen. Das Signal führt zu einem verlassenen Haus, an dem sich vier Freunde mit einem Wohnmobil abgesetzt haben. Die Stimme passt zu einem der Kampierer, doch der kann sich nicht erinnern, jemals einen solchen Funkspruch abgesetzt zu haben. Es dauert nicht lange und der Geist der toten Henrietta, stets mit ihrer Harlekinpuppe in den Händen, beginnt, die Anwesenden zu terrorisieren…

Der auf US-Haunted-House-Horror getrimmte Film wurde in Massachusetts angesiedelt, wo er größtenteils in den Kulissen des Italo-Kult-Horrors „Das Haus an der Friedhofmauer“ spielt, die jedoch nicht einmal halb so unheimlich wie seinerzeit unter Fulci zur Geltung gebracht werden. In taghell ausgeleuchtetem Ambiente versucht Lenzi, ein Spukfeuerwerk irgendwo zwischen „Poltergeist“ und „Amityville Horror“, Teil 127, zu zünden, was trotz einiger guter Einfälle und nett-blutiger Spezialeffekte nicht so recht gelingen will. Da geht Martha alias Lara Wendel (nachdem sie zuvor tatsächlich eine Wendeltreppe betreten hatte!) nach dem harschen, eingangs beschriebenen Prolog allein in den Keller, wo Gefäße explodieren, ein Ofen Feuer spuckt und ein Kopf in der Waschmaschine rotiert. Da erscheint Henrietta mit ihrer Puppe auf dem TV-Gerät im Wohnmobil, das daraufhin durchgeschüttelt wird, und sitzt böse guckend im Keller, woraufhin Funker Jim (Martin Jay) von einem Ventilatorenblatt getötet wird. Die Harlekinpuppe macht sich gar selbständig und greift Martha an, die junge, rothaarige Frau wird kurzerhand halbiert, einer der Herren der Schöpfung macht auf Milky Way und schwimmt sogar in Milch, der weggebrochene Fußboden sieht aus wie Schokostückchen… Nebenbei wird Donal(d) O’Brien („Lauf um dein Leben“) als verschrobener, böser alter Valkos eingeführt, der grimmig grimassieren darf, schließlich auf den aktuellen Bestatter des Örtchens losgeht und ihn bei noch lebendigem Leibe in einen Sarg sperrt. Noch weniger Sinn ergibt ein nerviger Afro-Amerikaner mit seiner albernen Scherzartikel-Skeletthand, der, nachdem er bereits anfänglich als Tramper in Erscheinung getreten war, wieder auftaucht und ebenfalls das verwunschene Haus betritt.

Das war es im Groben und auf die Handvoll guter Szenen folgen immer wieder schlechte Kostüme und unfassbar miese Ideen, die leider auch keinen sonderlich unterhaltsamen Trash-Faktor aufweisen, die „Ghosthouse“ aus seiner über Weite Strecken einschläfernden Lethargie wecken könnte. Dies schafft auch der Soundtrack nicht, der mit einem wabernden Synthie-Teppich beginnt, in der filmischen Gegenwart zu fröhlicher unbeschwerter Musik umschwenkt und mit Betreten des Hauses wieder den Waberizer auspackt. Als atmosphärisch zuträglich erweist sich immerhin die seltsame Kindermelodie, die immer wieder zum Einsatz kommt. Die Charakterzeichnungen hingegen bleiben stets oberflächlich und sind so derart uninteressant und langweilig, ja, geradezu lustlos konzipiert worden, dass ich weder einen Bezug zu ihnen aufbauen konnte, noch von ihren Dialogen, ihrem Verhalten oder ihrem Schauspiel unterhalten wurde – mit Ausnahme der O’Brienschen Kurzauftritte, versteht sich. Das hölzern aufspielende Ensemble bleibt vollkommen austauschbar, selbst Lara Wendel bleibt blass – und trägt zu allem Überfluss im Epilog eine unheimlich geschmacklose Fransen-Jeansjacke spazieren. Die Hintergründe der Ereignisse – (Achtung, Spoiler!) Henriettas Vater stahl als Bestatter kleine Dinge von Verstorbenen, u.a. jene Harlekinpuppe – ist nun auch nicht gerade der große überraschende Aha-Effekt und erklärt die Vorgänge, die das schluderig wirkende Drehbuch bereithält, lediglich unzureichend.

Unterm Strich bleibt leider nur ein weitestgehend ineffektiver Möchtegern-Italo-Grusler im schlimmen End-‘80er-Billig-Look, der meine Aufmerksamkeitsspanne trotz wohlwollender Herangehensweise nicht aufrechterhalten konnte und nie so richtig aufregend, dafür aber immer schlechter wurde. Nicht, dass die Italiener nicht noch viel schlechter gekonnt hätten, aber „Ghosthouse“ ist schon ein klares Beispiel für unterdurchschnittliche Genrekost, die lediglich für Komplettisten von leidlichem Interesse sein dürfte.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von Captain Blitz »

Klingt schon mal super. :D Seit gestern habe ich die kleine, remasterte Hartbox von X-Rated, ich bin gespannt. ;)
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buxtebrawler
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von buxtebrawler »

Captain Blitz hat geschrieben:Klingt schon mal super. :D
Äh... findest du? :-?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von Captain Blitz »

buxtebrawler hat geschrieben:
Captain Blitz hat geschrieben:Klingt schon mal super. :D
Äh... findest du? :-?
Ja, etwa nicht? ;) Im Ernst, klingt schrecklich, aber die Sammlung, Du verstehst? ;)
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von jogiwan »

„Ghosthouse“ ist wahrlich kein guter Film, der in seinem Entstehungsland auch noch dreist als Nachfolger der beiden „Tanz der Teufel“-Filme vermarktet wurde. Mit Raimis Streifen hat Lenzis Beitrag aus der Achtzigerjahre-Horrorkiste aber wenig gemeinsam, sondern erinnert in einigen Szenen eher an Hoopers „Poltergeist“ und bietet lahmen Grusel der übernatürlichen Art in einem leer stehenden Haus mit düsterem Geheimnis. Ein zufällig mitgeschnittener Funkspruch bringt ein paar Amateurfunker zu dem verfluchten Ort, die dann aufgrund ihrer Naivität und Tollpatschigkeit der Reihe nach einem Geist bzw. einem bösen Clown zum Opfer fallen. Klingt doof und ist es auch und die ganze Sause kommt auch nie so richtig in die Puschen. Die Figuren sind außerdem eher nervig gezeichnet, als das man mit ihnen mitfiebern möchte und was dem Streifen an Spannung fehlt, versucht er mit etwas Schmodder wieder wett zu machen. Auch das funzt nur begrenzt und wenn Lara Wendel in der Schlussszene auch noch die hässlichste Bolero-Jeansjacke mit Schulterpolstern und Lederfransen aller Zeiten tragen darf, keimt im Zuschauer wohl endgültig der Verdacht, dass man die mühsam überstandenen 90 Minuten auch irgendwie besser hätte verbringen können.

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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von Reinifilm »

ICH WILL DIESE JACKE!!! :mrgreen:
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von jogiwan »

Reinifilm hat geschrieben:ICH WILL DIESE JACKE!!! :mrgreen:
Lederfransen könnte ich mir noch vorstellen, aber von Schulterpolstern, werter Reini, würde ich bei dir eher abraten! ;)
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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von jogiwan »

demnächst in Ha-Dä und im Mediabook:

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Re: Ghosthouse - Umberto Lenzi (1988)

Beitrag von jogiwan »

ein weiterer Neuzugang im Club 16:
Ghosthouse - Italo-Film von FSK neugeprüft

Der italienische Horrorfilm Ghosthouse (Original: La Casa 3 - Ghosthouse, 1988) war als deutsche VHS von 1989 bis 2014 indiziert. Neben einer gekürzten FSK 18 und stärker zensierten 16er-Fassung, gab es ihn uncut von X-Rated auf DVD und seit letztem Jahr auch auf Blu-ray in Deutschland.

Nun wurde der Titel der FSK vorgelegt und bekam uncut eine Freigabe ab 16 Jahren.
quelle: schnittberichte.com
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