Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni (1968)

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jogiwan
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Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni (1968)

Beitrag von jogiwan »

Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

L'assassino ha le mane pulite.jpg
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Originaltitel: L'assassino ha le mane pulite

Italien, 1968

Regie: Vittorio Sindoni

Darsteller: Tom Drake, Femi Benussi, Virgilio Gazzolo, Ernesto Colli

In einem französischen Dorf wird der etwas exzentrische und taube Oscar (Arnaldo de Angelis) wird eines Tages bei Arbeiten an einem Bahndamm von einem herannahenden Zug überrollt. Bei dessen Testamentseröffnung unterbreitet der Notar den überraschten Kindern, dass Oscar trotz karger Lebensweise der gesamten Familie über ein stattliches Vermögen verfügte. Damit die etwas seltsame Familie aber nicht aufgrund des unerwarteten Geldsegens auseinander bricht, hat Oscar vorrausschauend in seinem Testament verfügt, dass das Geld den Kinder Simone (Femi Benussi), Rosalie (Giovanna Lenzi) und Colette (Valeria Ciangottini) erst bei Erreichen der Volljährigkeit des verkrüppelten und etwas zurückgebliebenen Adoptivsohnes Janot (Ernesto Colli) übergehen soll.

Jules (Isarco Ravaioli), der cholerische und hoch-verschuldete Ehemann von Rosalie ist erzürnt und plant das Testament anzufechten. Auch Simone bräuchte eigentlich dringend Geld, um ihren Geliebten aus der Hand seiner erpresserischen Ex-Frau freizukaufen. Und auch der Rest der Familie würde über die Reichtümer am liebsten sogleich verfügen. Der etwas seltsame Janot setzt sich zunehmend selbst unter Druck und als dessen unkenntliche Überreste auf 30 Meter verteilt am Bahndamm gefunden werden, deutet alles darauf hin, dass er seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat.

Inspektor Greville (Tom Drake) glaubt jedoch nicht so recht an einen Selbstmord und ermittelt weiter. Der Verdacht fällt zuerst auf Simones Geliebten, der jedoch selbst kurze Zeit später ein grausames Ende nimmt. Als auch noch Rosalie in der Nähe ihres Hauses ermordet wird, fällt der Verdacht der ermittelten Beamten auf deren verschuldeten Ehemann Jules, der auch allen Grund hätte, alle restlichen Erben aus dem Weg zu räumen. Simone und Colette werden von den Polizisten unter Personenschutz gestellt, doch das Morden ist zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht zu Ende...

„L´assassino ha le mani pulite“ von Regisseur Vittorio Sindoni ist eigentlich ein klassischer, wenn auch weitgehend unbekannter Giallo aus dem Jahre 1968. Die Geschichte bietet jedenfalls hübsche Frauen, jede Menge Habgier und zwielichtige Verdächtige, die auch der Reihe nach dezimiert werden. Am Ende des Streifens wird kurzerhand ein vollkommen unerwarteter Täter aus dem Ärmel gezaubert, die man selbst als geeichter Fan kaum zu erraten vermag. Die Geschichte über das todbringende Erbe ist jedenfalls recht überzeugend und hat mir auch ganz gut gefallen. Das von Regisseur Sindoni mitverfasste Drehbuch bietet jedenfalls genug Wendungen um den Zuschauer bei Laune zu halten.

Oscar ist ein reicher Witwer, der neben seinen drei leiblichen Töchtern auch noch einen behinderten und verhaltensauffälligen Jungen aus dem Heim adoptiert. Das gesamte Dorf und seine Nachkommen glauben, dass er sein ganzes Vermögen verloren hat und die Familie lebt daher mehr schlecht als recht in einem kleinen französischen Dorf in der Nähe von Lyon. Jahre später verstirbt der schwerhörige Mann unter seltsamen Umständen und als sich herausstellt, dass der Verstorbene noch immer wohlhabend war, beginnt bei den habgierigen Nachkommen eine mysteriöse Mordserie. Die Polizei steht natürlich vor einem Rätsel und der Mörder scheint ihr auch immer einen Schritt voraus.

Der ganze Streifen ist jedenfalls sehr kurzweilig geraten, auch wenn man sich angesichts des Entstehungsjahres keine Gore-Szenen erwarten kann. Die Mordszenen geschehen daher zumeist im Off oder sind auch nur ganz kurz angedeutet. Die Inszenierung ist jedenfalls sehr solide und auch sonst bietet der Streifen wenig Anlass zur Kritik. Warum man aber den damals 28jährigen Ernesto Colli mit schütteren Haupt- und Brusthaar ausgerechnet einen 15jährigen (!!!) Jungen spielen lässt, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei den restlichen Darstellern hat man hingegen alles richtig gemacht und vor allem Femi Benussi überzeugt wieder einmal in einer freizügigen Rolle.

Leider ist dieser sympathische Streifen bis dato noch nicht auf DVD erschienen und die einzige Möglichkeit sich derzeit den Streifen anzusehen ist meines Wissens die deutsche VHS von dem Label Sauerland Kunststoffe GmbH & Co KG (?) die auch schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Die Sicherheitskopie davon auf DVD überzeugt jedenfalls durch eine unerwartet gute Qualität und lässt sich auch sehr gut schauen. Ob es sich bei der Fassung jedoch um eine ungekürzte Fassung handelt, lässt sich mangels Vergleichsmöglichkeiten jedoch nicht eruieren.

Und so bleibt unterm Strich ein mehr als solider Streifen, der auch in keiner gut sortierten Giallo-Sammlung fehlen sollte. Eine interessante Geschichte, die kurzweilige Inszenierung, ein schmissiger Soundtrack, die französischen Schauplätze und auch die sympathischen Darsteller heben „Tödliches Erbe“ jedenfalls aus der Masse italienischer Thriller aus der Zeit heraus und auch die haarsträubende Auflösung sorgt in Fankreisen für allerlei Erheiterung. Mir hat Sindonis früher Beitrag zum Giallo-Genre jedenfalls sehr gut gefallen und auch wenn der Streifen nicht sonderlich spektakulär ist, so ist er doch schwer unterhaltsam. 7-8/10 Punkten
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Don Vito
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von Don Vito »

Hier kann ich dem jogi nur zustimmen - netter kleiner who-dun-it Thriller. Sicherlich unspektakulär, dafür aber absolut solide Hausmannskost.
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Reinifilm
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von Reinifilm »

Dank einer Spende von Santini kam ich inzwischen auch schon in den Genuß von "Tödliches Erbe" - sehr solider Streifen, bei dem ich gut unterhalten wurde! :)
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CamperVan.Helsing
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Argh, jetzt wollte ich gestern endlich mal das SK-Tape sichten, aber zustandsbedingt war dies nicht möglich. :twisted:
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buxtebrawler
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von buxtebrawler »

ugo-piazza hat geschrieben:Argh, jetzt wollte ich gestern endlich mal das SK-Tape sichten, aber zustandsbedingt war dies nicht möglich. :twisted:
Wegen deines Zustands oder dem des Tapes?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Diese Filme sind züchisch krank!
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CamperVan.Helsing
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben:
ugo-piazza hat geschrieben:Argh, jetzt wollte ich gestern endlich mal das SK-Tape sichten, aber zustandsbedingt war dies nicht möglich. :twisted:
Wegen deines Zustands oder dem des Tapes?
:mrgreen: Dem Zustand des Tapes, leider.
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horror1966
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von horror1966 »

Tödliches Erbe
(L'Assassino ha le mane pulite)
mit Tom Drake, Femi Benussi, Virgilio Gazzolo, Ernesto Colli, Isarco Ravaioli, Andrea Fantasia, Ivo Garrani, Valeria Ciangottini, Giovanna Lenzi, Aurelio Marconi, Nicola Solari, Aldo Bruno
Regie: Vittorio Sindoni
Drehbuch: Aldo Bruno / Romario Migliorini / Vittorio Sindoni
Kamera: Ascenzio Rossi
Musik: Stefano Torossi
FSK 16
Italien / 1968

Ein unerwartetes Millionenerbe winkt drei Töchtern und einem zurückgebliebenen Adoptivsohn. Allerdings soll der Nachlass erst ausgezahlt werden, wenn der Letztere die Volljährigkeit erreicht. Diese Klausel gibt den kollektiv in Geldnöten steckenden Hinterbliebenen Zeit und Gelegenheit den Kreis anderer potentieller Erben so auszudünnen, dass am Ende vielleicht der ganze Kuchen bleibt.


Leider gibt es gerade im Sub-Genre des Giallos immer noch etliche Juwelen, die es bis zum heutigen Tag noch nicht auf eine deutschsprachige DVD geschafft haben. Durch die nun endlich erschienene Veröffentlichung der Koch Media Giallo Collection wurde dieser Zustand zumindest bei vorliegendem Werk von Vittorio Sindoni aus dem Jahre 1968 abgeändert und ich bin wirklich erstaunt, welch guter Genre-Vertreter einem bisher durch die Lappen gegangen ist. "Tödliches Erbe" ist nämlich ein in allen Belangen überzeugender Film, der wohl aber ganz eindeutig zu den eher wenig bekannten Vertretern seiner Art gehört. Zwar könnte man nun die hier behandelte Erbschafts-Thematik als alten Hut bezeichnen, da es doch etliche Krimis gibt die sich damit schon befasst haben, doch die Umsetzung des Ganzen kann sich wirklich sehen lassen und bietet dem Betrachter knapp 80 Minuten spannende-und interessante Filmkost.

Dieser Früh-Giallo setzt dabei nicht auf reißerisch ins Bild gesetzte Morde, so das man im Bezug auf Härte und blutige Passagen keine großen Erwartungen hegen sollte. Vielmehr präsentiert sich eine äußerst atmosphärische Geschichte, die ihre Stärken aus der gelungenen Dramaturgie ihrer Geschehnisse bezieht und die Suche nach dem Mörder nach einem simplen Ausschluss-Verfahren gestaltet. So ist es dann zwar nicht sonderlich schwer auf die Identität des Killers zu kommen, denn es werden immer wieder kleine Puzzle-Teilchen serviert, die einen schon recht frühzeitig auf die richtige Spur bringen können. Dennoch bietet die endgültige Auflösung doch noch einen kleinen Überraschungsmoment, den man nicht zwangsläufig vorhersehen konnte. Bis dahin jedoch wird man mit etlichen Verdächtigen konfrontiert, denn in dieser Geschichte bietet sich fast jeder Charakter als Tatverdächtiger an. Verbale Äußerungen und etliche Verhaltensweisen sollen den Zuschauer dabei fast regelmäßig auf falsche Fährten locken und in manchen Fällen gelingt das auch recht gut.

Sindoni versteht es dabei sehr gekonnt, einige Figuren zu offensichtlich in den Kreis der Verdächtigen zu rücken, um anderen wiederum eher subtil ein Motiv unterzujubeln. Für einen selbst bedeutet das ein herrliches Verwirrspiel und es fällt ziemlich schwer, sich eine festgelegte Meinung zu bilden, da immer wieder neue Verdachtsmomente in den Vordergrund rücken, die auf andere Personen hindeuten. Die Darsteller agieren dabei sehr gut und sind ein wesentlicher Bestandteil dafür, das dieses ineinander verschachtelte Rätse-Spiel auch funktioniert. Allerdings hätte man sich doch in der Rolle des minderjährigen Adoptivsohns einen rein optisch gesehen glaubwürdigeren Schauspieler wie Ernesto Colli gewünscht, der zur damaligen Zeit immerhin schon 28 Jahre alt war, was man ihm in diesem Film auch sehr deutlich ansieht. Das ist letztendlich aber nur ein kleiner doch sehr auffälliger Makel, denn das Schauspiel an sich gibt im Prinzip keinerlei Grund zur Beanstandung. Das kann man jedoch auch ganz generell auf die gesamte Inszenierung beziehen und auch wenn sich mit "Tödliches Erbe" vielleicht nicht eine der absoluten Genre-Größen präsentiert, so beinhaltet dieses Werk doch eine ganze Menge Klasse und Niveau, so das es umso erstaunlicher erscheint, das es sich um einen ziemlich unbekannten Vertreter seiner Art handelt.

Dieser Zustand wird sich durch die Veröffentlichung auf DVD hoffentlich ändern, denn dann würde dieser unterhaltsamen Geschichte endlich der Zuspruch zuteil, die sie meiner Meinung nach auf jeden Fall verdient hätte. Ohne größere Härten und literweise Kunstblut hat Vittorio Sindoni hier einen klassischen Giallo geschaffen, der mit den minimalistischsten Mitteln die maximale Wirkung erzielt. Das typische 60er Jahre Ambiente nimmt einen dabei mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit und insbesondere ältere Semester dürften hier nostalgische Gefühle entwickeln. Ganz besonders die Kleidung der damaligen zeit sorgt durch ihre Farbzusammenstellung manchmal für regelrechte Augenschmerzen, über die Inneneinrichtung von Wohnungen wollen wir gar nicht erst reden. Auch die Darstellung eines Tanz-Clubs und die teilweise skurril anmutenden Tanz-Bewegungen einiger Statisten sorgen für ein unglaublich authentisches Flair der damaligen Zeit, so das man insgesamt gesehen zu einem absolut überzeugenden Gesamteindruck gelangen sollte.


Fazit:


Mit "Tödliches Erbe" erschien nun endlich ein eher unbekannter Genre-Beitrag auf DVD, den man sich unbedingt anschauen sollte. Sicherlich nicht zu den absoluten Top-Giallos zu zählen, serviert einem der Film eine wunderbar umgesetzte Geschichte, die sämtliche Zutaten für ein spannendes Film-Erlebnis beinhaltet. Mich persönlich hat dieses Werk jedenfalls bestens unterhalten, so das ich ohne Weiteres eine dicke Empfehlung aussprechen kann.


8/10
Big Brother is watching you
untot
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von untot »

Der Film hat zweifelsohne seine Qualitäten, mir hat er gut gefallen, wenn ich ihn auch für den Schwächsten aus der Koch-Giallo Box halte, was natürlich keineswegs bedeutet das er schlecht wäre.
Er ist spannend und kurzweilig und das Ende ist echt überraschend, ich bin wirklich erst ziemlich spät darauf gekommen was Sache ist.

7/10
Bild
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Arkadin
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von Arkadin »

Aus meiner Review der Koch Media Giallo Collection:

In einem französischen Dorf wird der Bahnarbeiter Oscar (Arnaldo de Angelis) eines Tages von einem Zug überfahren und getötet. Zur Überraschung aller stellt sich kurz danach heraus, dass Oscar über ein ordentliches Vermögen verfügte. Allerdings bekommen seine Töchter Simone (Femi Benussi), Rosalie (Giovanna Lenzi) und Colette (Valeria Ciangottini) das Geld erst, wenn der verkrüppelte und geistig leicht zurückgebliebene Adoptivsohn Janot (Ernesto Colli) seine Volljährigkeit erreicht hat. So lange können die Töchter nicht warten, denn sie alle drücken schwere Geldprobleme. Und so landet Janot kurze Zeit später ebenfalls unter einem Zug. Und er soll nicht das letzte Opfer des geheimnisvollen Killers bleiben…

Obwohl ich mich schon lange Jahre für das Genre des Giallos interessiere, muss ich zugeben, dass mir „Tödliches Erbe“, dessen blumiger italienischer Titel „Der Mörder hat saubere Hände“ bedeutet, bisher vollkommen unbekannt war. Vielleicht liegt es daran, dass der Regisseur Vittorio Sindoni eher für Komödien und TV-Ware bekannt ist, und in der Besetzung, bis auf eine junge Femi Bussini, keiner der großen Namen auftaucht. Zwar spielt mit dem US-Schauspieler Tom Drake ein „Star“ aus Übersee die Hauptrolle, doch ein so großer Name ist der TV-Schauspieler Drake nun auch nicht, dass man allein aufgrund seines Mitwirkens auf den Film gestoßen wäre. Tatsächlich sollte dies auch sein einziger Film in Italien bleiben. Selbst der Komponist der grandiosen und ins Ohr gehenden Musik, Stefano Torossi, ist eher ein Unbekannter.

Obwohl bereits 1968 gedreht, also noch vor der Hochphase des Giallos, könnte er auch mühelos zu den vielen Filmen gehören, die nach dem großen Knall mit Dario Argentos „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ die Kinos überschwemmten. Er nimmt schon alle Elemente vorweg, die in den 70ern standardmäßig zu einem Giallo gehörten: Die sexy Damen; die vertrackte Geschichte, um einen geheimnisvollen Mörder, der die Besetzungsliste Stück für Stück dezimiert und vor allem die Konzentration auf die Morde, die die inszenatorischen Höhepunkte des Filmes darstellen. Allein in der Umsetzung sind diese noch nicht so explizit, wie in den Nachfolgern ein paar Jahre später. Die Kamera zeigt keine blutige Details, sondern wendet sich schon mal diskret ab.

Dies bedeutet aber nicht, dass der Film nicht einige kleinere Härten aufweisen würde. Der Anblick der mit weißen Laken bedeckten Leichenteile an der Bahnstrecke ist schon nicht ohne. Grandios fehlbesetzt ist Ernesto Colli in der Rolle des minderjährigen Janot. Diese Figur, die laut Drehbuch noch drei Jahre auf ihre Volljährigkeit warten muss, von einem eindeutig sehr viel älteren Schauspieler mit schüttendem Haar und faltigem Gesicht spielen zu lassen, ist eine noch gewagtere Castingentscheidung, als die den kleinwüchsigen – aber sehr erwachsenen – Peter Bark in „Rückkehr der Zombies“ als kleinen Jungen zu besetzen. Aber davon abgesehen, macht Colli seine Sache recht gut. Die Geschichte ist spannend erzählt und über die haarsträubende letzte Wendung kann man gnädig hinwegschauen. Solch ein an den Haaren herbeigezogenes Finale sollte ja kurze Zeit später zum Giallo gehören, wie die Sahne auf den Kuchen.

Screenshots und mehr über die "Koch Media Giallo Collection": http://www.filmforum-bremen.de/2013/03/ ... on-teil-1/
Früher war mehr Lametta
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sergio petroni
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Re: Tödliches Erbe - Vittorio Sindoni

Beitrag von sergio petroni »

Schön finde ich den Satz auf der Rückseite des gelben Kleinplakats zum Film.

-Zitat-
"L'assassino ha le mane pulite" ist freilich vor der DELIRIENDEN Hochzeit des Giallo entstanden.
-Zitat Ende-

Hatte da jemand aus dem Forum seine Finger im Spiel? Wohl eher nicht, sonst wäre
das nicht falsch geschrieben worden! :kicher:
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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