Spasmo - Umberto Lenzi (1974)

Bava, Argento, Martino & Co.: Schwarze Handschuhe, Skalpelle & Thrills

Moderator: jogiwan

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Santini
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Spasmo - Umberto Lenzi (1974)

Beitrag von Santini »

Spasmo.jpg
Spasmo.jpg (73.05 KiB) 673 mal betrachtet

Originaltitel: Spasmo

Herstellungsland: Italien / 1974

Regie: Umberto Lenzi

Darsteller: Robert Hoffmann, Maria Pia Conte, Suzy Kendall, Ivan Rassimov, Adolfo Lastretti, Monica Monet, Guido Alberti, Mario Erpichini, Franco Silva, Luigi Antonio Guerra, Rosita Torosh, Tom Felleghy u. A.

Story:

Als Christian gerade mit seiner neuen Freundin Barbara ein romantisches Treffen genießen will, bricht ein fremder Mann in das Badezimmer ein und bedroht Christian. Christian kann den Eindringling überwältigen und erschießt ihn mit dessen eigener Waffe. Allerdings ist der tote Körper des Angreifers plötzlich verschwunden und weitere seltsame Ereignisse tragen sich zu. Christian zweifelt langsam an seinem Verstand...



Trivia:

George A. Romero shot approximately ten minutes of Cinemascope footage inserted into the United States release of the film, depicting the killings.
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CamperVan.Helsing
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von CamperVan.Helsing »

So, hab mir den heute nach ein paar Jahren auch mal wieder gegeben, und ja, ich mag den Film ohne wenn und aber. Man mag natürlich kritisieren, dass manche Handlung unlogisch ist, wie z.B. Hoffmanns Flucht, nachdem er in Suzys Badezimmer den Lastretti niedergeschossen hat, obwohl dies ja in Notwehr geschah. Am Ende wird aber ja klar, dass es sehr wohl Sinn ergibt, dass es keinen Sinn ergibt (Ich hoffe, ihr könnt mir folgen). Sehr schön fand ich auch, dass wir mit einem Giallo zu tun haben, in dem das üblichen Gschlechterschema mal aufgebrochen wird: Suzy sucht im Turmhaus nach dem Grund des Stromausfalls und Hoffmann folgt ihr widerwillig, weil er es noch weniger erträgt, dort alleine im dunkeln zu bleiben. Schon hier sollte klar werden, dass Christian ein dunkles Geheimnis mit sich rumträgt. Gut, WAS das ist, wird erst auf den letzten Metern geklärt, nachdem man bis dahin Christian als Womanizer mit leichtem Hau halten durfte.

Schönes Ding!

Suzy: "Ich habe einen Rasierapparat in meinem Zimmer - groß, scharf und sexy!" 8-)
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sid.vicious
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von sid.vicious »

Produktionsland: Italien
Produktion: Ugo Tucci
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: Umberto Lenzi
Drehbuch: Massimo Franciosa, Umberto Lenzi
Kamera: Guglielmo Mancori
Schnitt: Eugenio Alabiso
Musik: Ennio Morricone
Länge: ca. 90 Minuten
Freigabe: ungeprüft
Darsteller: Robert Hoffmann, Suzy Kendall, Ivan Rassimov, Adolfo Lastretti, Monica Monet, Guido Alberti, Mario Erpichini, Franco Silva

Der junge Industrielle Christian Bauman wird von einem Unbekannten verfolgt. Als er diesen im Kampf tötet, ist die Leiche kurze Zeit später verschwunden. Später stellt sich heraus, dass der Unbekannte gar nicht tot ist.

Interessanter Giallo von Umberto Lenzi aus dem Jahr 1974, der sich nicht ganz an die allgemein bekannten Prinzipien des Genres hält. Der Film wird zwar zu einem unterhaltsamen Ratespiel, kann allerdings nicht ganz überzeugen. Farben und Kulissen sind vorbildlich ausgewählt worden, allerdings läuft die Story in seinem Verlauf etwas wirr aus. Die anfänglich klare Linie, die der Film aufweist, wird leider im letzten Drittel abgebrochen und driftet somit in ein durchschnittliches Gesamtbild. Des weiteren gibt es keinen schwarze Handschuhe tragenden Mörder und so gut wie keine Gore-Momente.

Die Lösung des Films, weißt eine mehr oder weniger gelungene Überraschung auf. Im Prinzip hätte man sich ein anderes Finale erwünscht, als das was Lenzi präsentiert. Einige Gemeinsamkeiten zu Bavas Schlusssequenz aus Hatched for Honeymoon kann man nicht gerade von der Hand weisen.

Fazit: Kein großer, aber dennoch ein unterhaltsamer Giallo.


7/10
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luca canali
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von luca canali »

Ich fand Spasmo recht gelungen, ja sehr solide sogar. Ein wirklich guter Lenzi, der sich vor anderen Gialli wirklich nicht verstecken muss... Sollte in keiner Sammlung fehlen. 7 / 10
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untot
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von untot »

Schon wegen Rassimov ein Hingucker, auch wenn dessen Rolle eher klein ist.
Ich fand den ganz unterhaltsam, ne nette Location wars noch dazu, klar ist er für nen Giallo etwas ungewöhnlich geraten, aber das macht ihn für mich nur noch interessanter, ne klare Empfehlung!

7,5/10
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horror1966
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von horror1966 »

untot hat geschrieben:Schon wegen Rassimov ein Hingucker, auch wenn dessen Rolle eher klein ist.
Ich fand den ganz unterhaltsam, ne nette Location wars noch dazu, klar ist er für nen Giallo etwas ungewöhnlich geraten, aber das macht ihn für mich nur noch interessanter, ne klare Empfehlung!

7,5/10

Ich kann mich Deiner Meinung nur in vollem Umfang anschließen. :opa: :thup:
Big Brother is watching you
dr. freudstein
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von dr. freudstein »

Den habe ich auch schon mal vor längerer Zeit gesehen und bin auch im Großen und Ganzem zufrieden gewesen. Kein Überbringer, aber hält doch die ein oder andere Überraschung parat. Einige nette Bekannte dabei wie Robert Hoffmann, Suzy Kendall etc. + Ennio Morricone Score + Umberto Lenzi und fertig ist ein leckerer Giallo :thup:
sehr gut

7/10, Überbringer ab mind. 8/10 bei mir :opa:
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Blap
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von Blap »

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Kleine Hartboxen von Eyecatcher, Links Cover A, rechts Cover B


Spasmo (Italien 1974, Originaltitel: Spasmo)

Umberto spielt mit Puppen

Christian (Robert Hoffmann) und seine Freundin entdecken am Strand einen leblosen Körper. Glücklicherweise täuscht der erste Eindruck, denn die vermeintliche Leiche erweist sich als lebendige und äussert attraktive Frau (Suzy Kendall). Plötzlich ist die junge Dame verschwunden, doch Christian trifft sie wenig später auf der Yacht des wohlhabenden Alex (Mario Erpichini) wieder. Es knistert gewaltig, in einem Motelzimmer wollen sich Christian und Barbara ihrer Leidenschaft hingeben. Als er alleine im Badezimmer beschäftigt ist, wird Christian von einem bewaffneten Eindringling bedroht, kann den Schurken aber mühsam überwältigen. Allerdings bleibt der Kampf nicht ohne Folgen, denn der unbekannte Gauner liegt mit einer Kugel im Leib tot auf dem Boden. Überstürzt flieht das frische Liebespaar, und bricht gemeinsam in das Anwesen einer Freudin Barbaras ein, die für einige Wochen auf Reisen sein soll. Christian lässt der schreckliche Vorfall keine Ruhe, zu allem Überfluss tauchen Malcolm (Guido Alberti) und Clorinda (Monica Monet) auf, die das Haus laut ihren Angaben gemietet haben. Die Situation wird immer verzwickter, Christian fühlt sich zunehmend bedrängt und verfolgt. Die Leiche des Motelgangsters scheint spurlos verschwunden, stattdessen werden lebensgrosse Frauenpuppen gefunden, auf die offenbar mit einem Messer eingestochen wurde...

Umberto Lenzi war in nahezu allen wichtigen Genres des italienischen Kinos aktiv, fügte diesen oft sehr unterhaltsame Beiträge hinzu. Einige seiner Polizei- und Gangsterfilme sind legendär, er inszenierte Sandalenfilme, Western, wüste Kannibalensausen, Horror und weitere Stoffe. Ebenso gehen diverse Gialli auf sein Konto, zu denen auch der hier kurz vorgestellte "Spasmo" zählt. Zieht man die Grenzen des Genres sehr eng, mag sich "Spasmo" für manchen Zuschauer nicht mehr wie ein Giallo anfühlen. Meiner Meinung nach zählt der Film jedoch eindeutig zur schönsten und faszinierendsten Spielart des Italokinos. Doch ich will nicht um eine Zuordnung dieses starken Werkes ringen, wenden wir uns lieber den relevanten Aspekten zu.

Zunächst ein paar Worte zum sehr ansprechend aufspielenden Ensemble. Robert Hoffmann erinnert mich hier recht deutlich an Alain Delon, was mit Sicherheit alles andere als einen herabwürdigenden Vergleich darstellt. Hoffmann bringt die gnadenlos zupackende Verzweiflung seines Charakters glaubwürdig rüber, pendelt ohne Pause zwischen Leid, Lust und Wahn. Suzy Kendall ist jedem Giallo-Fan ein Begriff, immerhin wirkt sie im Klassiker wie "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1969) von Dario Argento mit. Nicht zu vergessen "Torso" (I corpi presentano tracce di violenza carnale, 1973), einer der erstklassigen Gialli von Sergio Martino. Die Rolle der Barbara ist interessant angelegt, sie wirkt verletzlich und geheimnisvoll zugleich. Welches Spiel treibt sie mit ihrem neuen Lover, treibt sie überhaupt ein Spiel? Noch mysteriöser mutet Monica Monet an, die den Zuschauer mit ihren heißkalten Blicken unruhig auf dem Sofa hin und her rutschen lässt. Guido Alberti kennt man aus vielen Streifen, auf den ersten Blick mutet er wie der Sugar Daddy der lieblichen Monica Monet an, doch in "Spasmo" täuscht oft nicht nur der erste Blick falsche Tatsachen vor. Mario Erpichini spielt den verlassenen Liebhaber, der Suzy Kendall hinterher hechelt, Adolfo Lastretti sehen wir als Killer mit Charakterfratze, sein Auftauchen ist stets ein kleines Freudenfest. Gewissermaßen als Sahnehäubchen gibt es Ivan Rassimov obendrauf, der -einmal mehr- den zerknirscht-verschlagenen Typen mit dem stechenden Blick gibt. Ein vorfreffliche Besetzung, die für gute Darbietungen garantiert, ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Gesichtern bietet.

Die Kamera von Guglielmo Mancori fängt sehr schöne Bilder ein, stilvoll und anmutig, ganz wie man es von einem Film dieser Art erwartet. Schon allein das idyllisch am Meer gelegene Anwesen -in dem Hoffmann, Kendall, Alberti und Monet zusammentreffen- ist eine wohlige Augenweide. Dazu tauchen immer wieder diese unheimlichen Puppen auf, die mir wohlige Gruselschauer verpassen. Ennio Morricone liefert ein stimmungsvollen Soundtrack ab, der Meister gibt sich erwartungsgemäß keine Blöße. Schon häufiger habe ich Beiträge zu diesem Film gelesen, die sich auf angebliche Logiklöcher und sonstige Unnachvollziehbarkeiten beziehen. Zugegeben, mich stört mangelnde Logik nicht, aber "Spasmo" bietet in dieser Hinsicht keine ernsthaften Angriffspunkte. Letztlich ist die Story gut durchdacht, mutet die Auflösung konsequent und durchaus glaubwürdig an. Leider verbietet die grosse Spoilergefahr weitere Erläuterungen, daher rate ich zum Selbstversuch, der Streifen ist auf jeden Fall eine Sichtung wert. Eher mittelprächtig ist die deutsche Synchronisation geraten, ich möchte sie zwar nicht als Ausfall bezeichnen, allerdings zählt sie leider nicht zu den Sternstunden ihres Fachs.

Mir liegt der Film als DVD von Eyecatcher vor. Die Scheibe bietet eine recht anständige Bildqualität, jedoch muss man leider auf den italienischen Originalton verzichten. Immerhin steht befindet sich die englische Fassung an Bord, zu deren Qualität ich noch keine Angaben machen kann (bei der nächsten Sichtung werde ich daher die englische Variante antesten). Im Bonusbereich kann man dem Spasmo-Soundtrack lauschen, ferner gibt es einen Trailer zum Film, sowie Trailer zu elf weiteren Flicks aus dem Sortiment des Labels. Wie üblich wurden die DVDs in Hartboxen ausgeliefert, ursprünglich standen zwei unterschiedliche Motive zur Auswahl (siehe oben). Inzwischen befindet sich eine Neuauflage auf dem Markt, bei denen ein Amaray als Verpackung dient.

Wer dem Giallo zugeneigt ist, sollte sich "Spasmo" auf jeden Fall in die Sammlung stellen. Für Einsteiger mag der Film nicht allererste Wahl sein, doch es gilt: Nur Mut, immer ran!

Momentan pegelt sich meine Zuneigung bei 7,5/10 (gut bis sehr gut) ein, wie so oft bei Knuffeln aus dem Stiefelland der Hinweis: Der Wohlfühlbonus sprengt jegliches Punkteraster!

Lieblingszitat:

"Mein lieber Freund, du hast gegen mich keine Chancen. Ich sorg' dafür, dass dir das Bumsen vergeht!"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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kinski
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von kinski »

SPASMO hat grundsätzlich schon mal ein großes Problem: der Film ist einfach stinkenlangweilig! Und als wäre das nicht schon genug, hat man sich ausgerechnet Robert Hoffmann als Hauptdarsteller ausgesucht. Wie man den lieben Herrn Hoffmann auch nur ansatzweise als guten Schauspieler bezeichnen soll, erschließt sich mir bis heute nicht (und ich hab ihn nun wirklich in einigen Filmen gesehen). Hoffmann trägt während der gesamten 90 Minuten seine ewige Leichenbittermiene zur Schau ... egal ob er gerade in erotischer, in mörderischer oder in debiler Stimmung ist.
Der Film selber hat eine nette, aber für das Giallo-Genre nicht untypische oder besonders innovative Story. Mal abgesehen davon, dass einem auf dem Cover der deutschen DVD eh bereits fast der gesamte Plot verraten wird, ist die Geschichte auch so schon ziemlich vorhersehbar und bleibt durchweg ohne Überraschungen. Dummerweise bleibt bei SPASMO auch die Spannung auf der Strecke. Da auch noch die genretypischen Meuchelszenen fehlen, ist SPASMO für mich vom Giallo ungefähr so weit entfernt wie Uwe Boll von einem Oscar für die beste Regie.

Einzig und allein Suzy Kendall kann einigermaßen überzeugen und ihre Erfahrung aus anderen Giallo ("Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" & "Torso") in die Wagschale werfen. Die schwache Story und die erneut schwache Regie von Umberto Lenzi - der bereits "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" höchst langweilig inszeniert hatte, es ein Jahr später bei "Labyrinth des Schreckens" nicht besser machen sollte und in seinem Regieleben eh nur mit Extremfilmen wie "Lebendig gefressen" oder "Mondo Cannibale" überzeugen konnte - zerstören dann letztendlich jeden guten Ansatz.
Fazit : Eine gute Darstellerin, eine insgesamt nette Optik und ein cooles Plakatmotiv sind leider alles, was an SPASMO interessant ist. Vor der eingangs erwähnten Dauerlangeweile kann mich das allerdings nicht retten. Mir bleibt letztendlich nur die Hoffnung, dass SPASMO - wie so viele andere Filme zuvor - beim zweiten Angucken doch noch zündet.

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Adalmar
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Re: Spasmo - Umberto Lenzi

Beitrag von Adalmar »

kinski hat geschrieben:und in seinem Regieleben eh nur mit Extremfilmen wie "Lebendig gefressen" oder "Mondo Cannibale" überzeugen konnte
Pardon, nicht dass ich dich hier gleich zu Beginn deines Forenlebens ständig attackieren wollte, aber kennst du "Die Viper", "Der Berserker", "Camorra - Ein Bulle räumt auf" ...?
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