Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato (1988)

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Moderator: jogiwan

dr. freudstein
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von dr. freudstein »

Ich fand den Film auch eher etwas übern Durchschnitt, Er hat mir gut gefallen, aber der Oberburner war es nicht.
Dramaturgisch hätte er noch ne Portion mehr vertragen können. Gut, mein Liebling Pleasance war ja auch nicht mehr der Gesündeste, insofern verzeihe ich ihm das.
Aber der Film ansich darf gerne bei mir im Regal stehen bleiben und verdient irgendwann mal vor meinem Ableben eine neue Sichtung.
Dies war jetzt kein Verriß, aber einzelne Schwächen sind zu bemängeln.
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jogiwan
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von jogiwan »

Ich hab den auch als sehr mittelmäßig in Erinnerung, was nicht unbedingt schlecht sein muss. Mir war der halt auch schon viel zu Achtziger und ich glaube mich erinnern zu können, dass die Auflösung der ganzen Party gleich einmal zu erahnen ist...
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sienennenmichfrank
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von sienennenmichfrank »

Die Geschichte des Films ist doch großartig :opa: auch wenn er hier und da ein paar Längen hat, ein doch solides Ding.
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horror1966
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von horror1966 »

sienennenmichfrank hat geschrieben:Die Geschichte des Films ist doch großartig :opa: auch wenn er hier und da ein paar Längen hat, ein doch solides Ding.

Boah nee, der geht doch gar nicht, dieser Film ist ja an Langeweile kaum zu überbieten. :thdown:
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horror1966
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von horror1966 »

Off Balance - Der Tod wartet in Venedig
(Un Delitto poco comune)
mit Michael York, Edwige Fenech, Donald Pleasence, Mapi Galan, Fabio Sartor, Renato Cortesi, Antonella Ponziani, Carola Stagnaro, Daniele Brado, Caterina Boratto, Luis E. Ciannelli, Renata Del Pozzo
Regie: Ruggero Deodato
Drehbuch: Gianfranco Clerici / Vincenco Mannino
Kamera: Giorgio Di Battista
Musik: Pino Donaggio
ungeprüft
Italien / 1988

Der erfolgreiche Pianist Robert Domenici erfährt auf dem Höhepunkt seiner Karierre, daß er unter einer sehr seltenen, unheilbaren Krankheit leidet. Eine Gen-Störung, die sonst vorwiegend bei Kindern auftritt, hat zur Folge, daß er innerhalb kurzer Zeit altert. Gleichzeitig greift die Krankheit die Gehirnzellen an und führt zu Bewußtseinsveränderungen und unkontrolliertem, psychopathischem Verhalten. Domenici gibt seine Karriere auf und zieht sich vollkommen von seiner Umwelt - sogar von seiner Verlobten Helene - zurück. Als einige Verehrerinnen aus dem Umfeld Domenicis auf mysteriöse Weise ums Leben kommen, verdächtigt Inspektor Datti den Pianisten, kann ihm aber nichts nachweisen. Da erfährt Domenici, daß Helene ein Kind von ihm erwartet, daß seine Krankheit erben könnte...


Manche Filme muss man sich wirklich öfter anschauen, bis man einen gewissen Bezug zu ihnen herstellen kann und auch eine zumindest teilweise vorhandene Klasse in ihnen erkennt. Genau so verhält es sich mit diesem Spät-Giallo von Ruggerio Deodato (Cut and Run, Nackt und zerfleischt), der mit "Off Balance - Der Tod wartet in Venedig" einen Ausflug in ein für ihn eher unbekanntes Sub-Genre gewagt hat. Bei meiner ersten Sichtung vor einigen Jahren konnte mich das Werk nun wirklich nicht begeistern, was aber sicherlich auch im gewöhnungsbedürftigen Geschichts-Aufbau begründet ist, die für einen Gialli doch eher ungewöhnlich daherkommt. Baut sich doch in den meisten Fällen eine geheimnisvolle Mordserie auf und die Identität des Killers wird erst kurz vor dem Ende preisgegeben, so verhält es sich hier einmal vollkommen anders. Denn wer der ominöse Killer ist wird in dieser Story ziemlich schnell geklärt, nach spätestens einer halben Stunde liegen Motiv sowie auch die Identität des Mörders auf der Hand. Danach geht das Geschehen in eine fast vollkommen andere Richtung und serviert dem Zuschauer vielmehr ein menschliches Drama, das sich fast ausschließlich um die Hauptfigur des Filmes dreht.

Gerade dieser Aspekt löst bei vielen Fans ein Gefühl der Langeweile aus und ehrlich gesagt war das damals auch bei mir nicht anders. Aus der Sicht eines Giallo-Liebhabers auch durchaus verständlich, sollte man aber dennoch versuchen, Deodato's Film als das zu sehen was er nämlich letztendlich ist, ein durchaus gelungener Mix aus Giallo-und Drama, das aufgrund seiner Erzählweise lediglich ein wenig anders aufgebaut wurde. Ist man dazu in der Lage und kann die erste Enttäuschung unterdrücken, dann bekommt man einen im Prinzip wirklich gelungenen Beitrag zu sehen. Zwar ist der Film keineswegs im oberen Drittel anzusiedeln, doch er bietet durchgehend gute-und kurzweilige Unterhaltung. Insbesondere die ersten 30 Minuten sind dabei sogar richtig stark zu bewerten, baut sich hier doch innerhalb kürzester Zeit ein extrem guter Spannungsbogen auf und es entfaltet sich zudem eine äußerst dichte-und bedrohliche Grundstimmung. Die dabei gezeigten Morde fallen sogar ziemlich blutig aus und wurden außerdem sehr gut in Szene gesetzt.

Das dadurch die Erwartungen des Betrachters natürlich in die Höhe schnellen ist sicherlich nur zu verständlich und so kann man dann auch die Enttäuschung vieler Leute besser nachvollziehen, als Deodato nach nur 30 Minuten das Genre regelrecht auf den Kopf stellt. Hat man zwar bis zu diesem Zeitpunkt ganz bestimmt schon seine eigenen Vermutungen im Bezug auf den Täter hergestellt, so präsentiert ihn der Regisseur nun ganz offensichtlich mitten auf einem Silbertablett, was im ersten Moment ein Gefühl der Schock-Starre auslöst. Nun aber ist man selbst gefragt, sollte diesen ungewohnten Schritt ganz einfach akzeptieren und sich schlicht und ergreifend auf das folgende Geschehen einlassen. Nur so kann man diesem Werk den nötigen Respekt erweisen, den es bei genauerer Betrachtung auch durchaus verdient. In der Folgezeit wird man immer wieder mit einem Mann konfrontiert, der ohne jede Chance etwas dagegen zu unternehmen richtiggehend vor sich hin siecht und körperlich vollkommen zerfällt. Eine extrem seltene Krankheit bricht bei ihm aus und lässt ihn dabei in Windeseile altern, wobei der Verfall ziemlich gut ins Bild gerückt wurde. Seine Beweggründe für weitere Greueltaten sind ganz bestimmt nicht zu akzeptieren, dennoch entwickelt man ohne etwas dagegen tun zu können mitleid mit dem Mörder, was ganz sicher vom Regisseur auch durchaus beabsichtigt war. Es ist nämlich schon ein cleverer Schachzug von Deodato seine Geschichte so aufgebaut zu haben, was aufgrund der Kern-Thematik des Filmes auch gar nicht anders möglich war und so sieht man die Ereignisse von nun an eventuell auch aus einer ganz anderen Sichtweise.

Zuerst die brutal inszenierten Morde die fast schon zwangsweise eine Antipathie gegen den Mörder entstehen lassen den man dann ja auch recht schnell kennen lernt, um danach mit dessen grausamen Schicksal den Zuschauer in einen moralischen Konflikt zu stürzen, da man aus rein menschlicher Sicht durchaus Mitleid mit dem Mann empfindet, der im Prinzip auch nichts anderes ist als ein wehrloses Opfer. Dieser Gesichtspunkt war mir bei meiner ersten Sichtung überhaupt nicht aufgefallen, da die damalige Enttäuschung ganz einfach zu groß war. Mittlerweile kann ich mich jedoch sehr gut mit "Off Balance" anfreunden, was einerseits allein schon im Mitwirken der wie immer blendend aussehenden Edwige Fenech begründet ist, andererseits aber auch daran liegt, das der Film wirklich Qualität beinhaltet, die aber vielleicht erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist. Sicherlich wird das Werk nie zu meinen absoluten Lieblingen gehören, doch meine zur damaligen Zeit vernichtende Bewertung muss ich definitiv korrigieren.


Fazit:


Es gibt einige Filme des Sub-Genres, die durchaus nicht nach dem üblichen Strickmuster abgedreht wurden und sich in den meisten Fällen dennoch größter Beliebtheit erfreuen. Nur "Der Tod wartet in Venedig" erntet hauptsächlich schlechte Kritiken und wird mit Begriffen wie langweilig tituliert. Dabei hat der Film dies wirklich nicht verdient, auch wenn sein Regisseur mit einem vollkommen beabsichtigten Stilbruch so manch einen im ersten Moment völlig vor den Kopf schlägt. Deswegen ist gerade in vorliegendem Fall eine zweite Sichtung definitiv empfehlenswert, um dann auch zu einem möglichst objektiven Urteil zu kommen, das dem Geschehen auch gerecht wird.


6,5/10
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Il Grande Racket
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von Il Grande Racket »

Joa, 'ne Unterhaltungsgranate war der jetzt nicht gerade. Ich meine, wie der Film seine Geschichte aufzäumt, ist schon ganz okay. Aber Deodato gibt einem nicht viel, dass einen bei der Stange hält. Die Kills sind ganz okay, aber nicht sehr spannend dahergereicht. So zieht sich die erste Hälfte ziemlich, erst nachdem der Film gefühlt drei Stunden läuft, und Yorks Verfall besser sichtbar wird, kommt das ganze etwas in Schwung. Die Telefonate mit Datti reißen den Streifen ein bisschen raus. Allerdings bleibt der Film auch in der zweiten Hälfte frei von Überraschungen, man kann sich an zwei Fingern ausrechnen, wie die Chose endet. 5/10
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Lobbykiller
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von Lobbykiller »

Der Tod wartet in Venedig (ITA 1988) R: Ruggero Deodato
-> Empfand ich trotz 80er Ästhetik besser als seinen Ruf, sowohl stilistisch als auch vom Plot her. Auch verleihen die hier bereits sichtlich gealterten Donald Pleasance und Edwige Fenech dem Plot einen sinnbildlichen Unterton. Der für 1988 logischerweise groovelose aber nyce Score von Pino Donaggio ist als LP auf Intermezzo und als CD auf Digitmovies erhältlich.
(4/5)
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Adalmar
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von Adalmar »

Hat mir seinerzeit ziemlich gut gefallen! Für einen Giallo aus den 80ern durchaus ansprechend. Jeder Giallo mit Edwige Fenech ist sowieso Pflicht.
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Il Grande Racket
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato

Beitrag von Il Grande Racket »

Il Grande Racket hat geschrieben: Sa 5. Mär 2016, 00:38 Joa, 'ne Unterhaltungsgranate war der jetzt nicht gerade. Ich meine, wie der Film seine Geschichte aufzäumt, ist schon ganz okay. Aber Deodato gibt einem nicht viel, dass einen bei der Stange hält. Die Kills sind ganz okay, aber nicht sehr spannend dahergereicht. So zieht sich die erste Hälfte ziemlich, erst nachdem der Film gefühlt drei Stunden läuft, und Yorks Verfall besser sichtbar wird, kommt das ganze etwas in Schwung. Die Telefonate mit Datti reißen den Streifen ein bisschen raus. Allerdings bleibt der Film auch in der zweiten Hälfte frei von Überraschungen, man kann sich an zwei Fingern ausrechnen, wie die Chose endet. 5/10
Ach ja, den habe ich vor ein paar Monaten nochmal gesehen, dieses Mal auf Englsch. Und hier hat er mir weit besser gefallen, die Sprachfassung scheint weit besser, ich konnte die Kontrahenten nun endlich richtig ernst nehmen. Gibt ne deutliche Aufwertung von mir. 6,5/10
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jogiwan
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Re: Der Tod wartet in Venedig - Ruggero Deodato (1988)

Beitrag von jogiwan »

Dem erfolgreichen Pianisten Robert Domenici liegen die Damen zu Füßen und der knapp Dreißigjährige steht vor dem Beginn einer vielversprechenden Karriere. Doch Robert trägt eine Krankheit in sich, die seinen Körper und auch seinen Geist altern lässt und den smarten jungen Mann auch vor Mord nicht zurückschrecken lässt. Als eine junge Ärztin und auch Roberts Freundin ermordet werden, fällt der Verdacht aber zuerst auf jemand anderen und der Pianist verlässt die Stadt um ein paar Wochen bei seiner Mutter in Venedig zu leben. Dort verfällt sein Körper zunehmend und während der ermittelnde Inspektor Datti weiter nach einem jungen, agilen Mann forscht, hat dieser bereits die Gestalt eines alternden Mannes, was Robert jedoch nicht vor weiteren Morden zurückhält.

„Der Tod wartet in Venedig“ eilt ja nicht unbedingt ein guter Ruf voraus, was ja daran liegt, dass der Streifen leider tatsächlich nicht sonderlich spannend ist. Hier geht es ja nur auf den ersten Blick um eine Mordreihe, sondern viel mehr um einen jungen Mann, der in der Blüte seines Lebens auf einmal von einem Schicksalsschlag getroffen wird und daraufhin die Kontrolle über sein Leben verliert. Die Auflösung des Mörders erfolgt ja auch schon in der ersten Halbzeit und der Rest des Streifens jagt Inspektor Datti nach dem jungen Pianisten und Mörder, der jedoch bereits die Gestalt eines Greises hat. Venedig steht hier wohl auch sinnbildlich für den körperlichen und mentalen Verfall des Protagonisten, was jedoch nicht so wirklich genutzt wird und auch wenn der Pianist zweimal im Verlauf des Streifens die Lagunenstadt besucht, so werden die Locations nicht wirklich optimal genutzt. „Der Tod wartet in Venedig“ wirkt auch etwas zu sprunghaft erzählt und versucht etwas zu bemüht den Spagat zwischen Drama und Thriller. Donald Pleasance wirkt auch wieder viel zu tollpatschig, als dass ich ihm den Inspektor abnehmen würde und auch sonst gibt es ein paar Sachen wie die entbehrlich wirkende Samurai-Sache, die man sicherlich hätte besser machen können. Auf der anderen Seite haben wir Edwige Fenech und auch manch anderes bekannte Gesicht und ich würde mit dem Streifen auch mittlerweile nicht mehr so hart ins Gericht gehen. Wenn man bedenkt, was zu der Entstehungszeit sonst so alles in Italien entstanden ist, ist „Off Balance“ ja auch gar nicht mal so schlecht.
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