Secret Defense - Philippe Haïm (2008)

Moderator: jogiwan

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Il Grande Silenzio
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Secret Defense - Philippe Haïm (2008)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

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Filmdaten:

Originaltitel: Secret défense
Herstellungsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Philippe Haïm
Darsteller: Gérard Lanvin, Vahina Giocante, Nicolas Duvauchelle, u. a.


Handlung:

Diane, eine junge attraktive Studentin, die ihr Leben als Edelprostituierte finanziert und auf einen Job als Übersetzerin in den Arabischen Emiraten hofft, wird vom französischen Geheimdienst als Agentin zur Terrorbekämpfung angeworben. Schon bald wird sie zur Schlüsselfigur auf der Jagd nach einem skrupellosen Terroristen. Gleichzeitig gerät der Kleinkriminelle Pierre im Knast in die Fänge eines islamistischen Terrornetzwerkes und lässt sich für den heiligen Krieg ausbilden. Wie Figuren in einem Schachspiel erfüllen beide ihre Rolle, bis der Tag kommt an dem sich ihre Wege kreuzen...

Quelle: bereitsgetestet.de


Kritik:

Die Franzosen können es also doch! Die differenzierte, hinterfragende und nicht vordergründig parteiergreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Terrorismus.

Secret Defense ist ein überaus spannender Polit-Thriller, der zwar nicht so actionlastig wie zB "Der Mann, der niemals lebte" inszeniert ist, aber trotzdem zu unterhalten weiß. Die Darsteller agieren ganz hervorragend, allen voran Vahina Giocante und tragen durch ihr Spiel zur glaubhaften Geschichte ihren wesentlichen Teil bei.

Dümmliche Schwarz-Weiß-Malerei wird dem Betrachter zum Glück erspart, die "Guten und die Bösen" sind auf beiden Seiten zu finden, wobei auch deren Werdegang differenziert betrachtet und kritisch hinterfragt wird, sodass schnell deutlich wird, dass niemand ohne Schuld bleibt.

Ein himmelweiter Unterschied besteht zu den "Brandstifterwerken" des Duos Besson/Morel. Auch wenn sich Genre und offensichtlich auch Zielgruppe unterscheiden, zeigt Haïm seinen Landsleuten, wie man spannend und unterhaltend eine Geschichte erzählt, die nicht alle muslimischen Charaktere zu bombenlegenden oder kriminellen Staatsfeinden erklärt. Natürlich bleibt eine gewisse - nicht zu aufdringliche - Einfärbung nicht außen vor.


Fazit:

Spannender Polit-Thriller, der vergleichbare Hollywood-Produktionen und erst recht die Action-Pendants aus dem eigenen Land deutlich hinter sich lässt.

Empfehlenswert!

8/10
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buxtebrawler
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Re: Secret Defense - Philippe Haïm (2008)

Beitrag von buxtebrawler »

Danke für die Vorstellung, Theo, klingt wirklich sehr interessant... Merke ich mir mal vor.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Il Grande Silenzio
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Re: Secret Defense - Philippe Haïm (2008)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

buxtebrawler hat geschrieben:Danke für die Vorstellung, Theo, klingt wirklich sehr interessant... Merke ich mir mal vor.
Gerne! :verbeug:
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Maulwurf
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Re: Secret Defense - Philippe Haïm (2008)

Beitrag von Maulwurf »

Secret Defense
Secret défense
Frankreich 2008
Regie: Philippe Haïm
Gérard Lanvin, Vahina Giocante, Nicolas Duvauchelle, Mehdi Nebbou, Rachida Brakni, Simon Abkarian, Aurélien Wiik, Katia Lewkowicz, Kamel Belghazi, Djemel Barek, Carim Messalti, Hassam Ghancy


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Secret Defense.jpg (240.62 KiB) 247 mal betrachtet
OFDB
Zwei Menschen. Diane studiert arabische Sprachen und hat gerade die letzte Prüfung vermasselt. Sie wird vom französischen Geheimdienst gepresst, und ihr erster Auftrag führt sie nach Beirut, wo sie einem Islamisten eine sogernannte Honigfalle stellen soll. Was nichts anderes heißt, als für das Vaterland die Beine breitzumachen. Pierre ist ein Drogendealer, der im Gefängnis Kontakt bekommt zu einer Gruppe von Islamisten, und allmählich extremisiert wird. Irgendwann werden sich die beiden Lebensläufe überschneiden …

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Eine düstere Welt, in der zwischenmenschliche Beziehungen nur über dienstliche Abhängigkeit oder den Tod gekennzeichnet sind. Vertrauen existiert nur, wenn jemand davon einen Nutzen hat. Jemanden zum Freund zu haben bedeutet, früher oder später ausgebeutet zu werden. Selbst für den Geheimdienst zu arbeiten heißt, dass das Vertrauen entzogen werden und der Gefallene in tiefen Kellern zu einem Geständnis gezwungen werden kann. Actionlastiger als im vergleichbaren AGENTS SECRETS – IM FADENKREUZ DES TODES wird eine Welt gezeigt, die nur aus Misstrauen und Tod besteht. In der ein falscher Schritt, eine falsche Reaktion, ein Moment Gedankenlosigkeit den eigenen Tod bedeutet. Oder den Tod anderer. Die Einsamkeit der Menschen ist überwältigend – Wenn sich Diane und Pierre irgendwann gegenüberstehen ist beider innere Leere mit Händen zu greifen, genauso wie ihre Verzweiflung und Angst. In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Das Tempo von SECRET DEFENSE ist hoch, und die Menge der auf den Zuschauer einhämmernden Informationen gigantisch. Dadurch wird auf vermutlich recht realistische Art gezeigt, wie sich ein Agent im Einsatz fühlen muss. Dauerbeschuss von Eindrücken, Gedanken, Informationen, und die Aufmerksamkeit darf keine Sekunde erlahmen. Verwirrung als Kampf gegen die eigene Existenz als Lebenszweck.

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SECRET DEFENSE ist spannend und grausam. Er lässt den Zuschauer keine Sekunde los, und doch möchte man den Kopf eigentlich viel lieber abwenden. Er zeigt auf was in den Schatten passiert. Sowohl in den Schatten in Paris wie auch in Beirut. Und er zeigt, wie einfach es ist, einen Menschen Dinge tun zu lassen, die er gar nicht tun will. Zum Beispiel einen Selbstmordanschlag zu verüben. Und bei allem trickreichen Dauerfeuerwerk und bei aller (mutmaßlichen) Übertreibung ist das die eigentliche Aussage des Films: Wozu sind wir fähig, und was braucht es, uns bis zum Äußersten zu treiben? Eine mögliche Antwort lautet Gar nicht viel, und allein für das Aufzeigen dieser Antwort innerhalb eines spannenden Thrillers kann man SECRET DEFENSE gar nicht hoch genug loben …

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