Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von jogiwan »

Le Couteau sous la gorge

01.jpg
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Originaltitel: Le Couteau sous la gorge

Herstellungsland: Frankreich / 1986

Regie: Claude Mulot

Darsteller: Florence Guérin, Alexandre Sterling, Brigitte Lahaie, Natasha Delange, Jean-Pierre Maurin

Story:

Das Model Catherine arbeitet mir ihrer Wohnungskollegin Florence für ein Magazin, dass mit sehr provokanten Erotik-Fotos auf sich aufmerksam macht und gerne die Befindlichkeiten der breiten Bevölkerung empfindlich stört. Dazu verfügt die junge Frau aber auch über eine sehr ausgeprägte Fantasie, in der sie sich allerlei Gefahrenmomente zusammen fantasiert. Als Catherine daher eines Tages nach einem längeren Auslandsaufenthalt von einem Fremden zuerst am Telefon und dann in ihrer Wohnung bedroht wird, glaubt ihr zuerst niemand bzw. kümmert es ihr Umfeld nur wenig. Nur Nicolas, der freundliche neue Nachbar im Apartmentkomplex kümmert sich um das verängstigte Model, doch als der erste Mord geschieht, gerät auch er ins Visier des gewaltbereiten Killers.
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jogiwan
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Re: Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von jogiwan »

Giallo-esker Thriller aus französischer Produktion und erhöhten Erotik-Anteil, der von Regisseur Claude Mulot aber dennoch etwas seltsam inszeniert wurde. So wirkt das ganze Ambiente, die Locations, die Settings und sogar das Wetter sehr trostlos und trist und auch bei den Figuren sucht man etwaige Sympathieträger eher vergeblich. Schon der Auftakt wirkt auf den Zuschauer eher befremdlich und das Menschenbild, welches hier präsentiert wird, ist auch definitiv nicht das Beste. Mit Ruhm hat sich bei diesem billig produzierten Schmierlappen auch niemand bekleckert und dennoch ist die Sichtung für Leutchen wie uns natürlich schon durchaus lohnend. Wo die Italiener beim Giallo den Sex, die Dekadenz und Lebensfreude feiern, wird bei „Le Couteau sous la gorge“ ein fast schon bedrückend erscheinendes Feuerwerk der Tristesse und Frauenfeindlichkeit abgefackelt, dass in sehr knappen 80 Minuten aber dennoch genügend Schauwerte besitzt, um den geneigten Fan filmischer Obskuritäten passabel zu unterhalten.
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jogiwan
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Re: Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von jogiwan »

Ich frage mich nur, warum man für das Cover der französischen Blu-Ray nicht das alte Plakat genommen hat... :???:

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Blap
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Re: Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von Blap »

Meine Neugier ist geweckt! Englische UT sind offenbar vorhanden. Kannst du einen Shop empfehlen?
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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Adalmar
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Re: Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von Adalmar »

Würde mich auch interessieren! Aktuell kann ich nur die DVD finden ...
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jogiwan
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Re: Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von jogiwan »

Adalmar hat geschrieben: Di 5. Jan 2021, 13:29 Würde mich auch interessieren! Aktuell kann ich nur die DVD finden ...
Ich hab die direkt bei LE CHAT QUI FUME bestellt. Die internationalen Sachen im Programm sind wohl nicht interessant - die französischen Filme hingegen schon. Ich hoffe, dass aus der Ecke noch mehr kommt.

https://lechatquifume.myshopify.com/collections/bluray
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Maulwurf
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Re: Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von Maulwurf »

Ein Fotomodell, welches gerne Geschichten über einen angeblich stattgefundenen Vergewaltigungsversuch erfindet, fürchtet sich vor einem Mörder der in ihrer Umgebung einigermaßen aufräumt. Ein wunderschön fotografierter Spät-Giallo, der sich durch seine eisige Kälte und den bösen Grundton gehörig von den italienischen Artgenossen unterscheidet. Zwar ist die Geschichte recht schlicht gehalten, und der erfahrene Krimiseher weiß bald wie der Hase läuft, aber wie so oft bei Gialli ist hier der Weg das Ziel. Und dieser Weg ist ein bitterer und kalter Weg – Nicht nur, dass die Geschichte im Winter angesiedelt ist, es gibt eigentlich auch kaum einen Charakter der hier als Sympathieträger fungieren kann. Alle Figuren sind entweder Arschlöcher oder tot. Oder tote Arschlöcher … Sicher kein Meisterwerk der Thrillerkunst, aber spannend und gut anzuschauen.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Maulwurf
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Re: Le Couteau sous la gorge - Claude Mulot (1986)

Beitrag von Maulwurf »

(... und gleich noch mal etwas ausführlicher:)

Le couteau sous la gorge
Le couteau sous la gorge
Frankreich 1986
Regie: Claude Mulot
Florence Guérin, Alexandre Sterling, Brigitte Lahaie, Natasha Delange, Jean-Pierre Maurin, Pierre Londiche, Francis Lemonnier, Emmanuel Karsen, Malvina Germain, Caroline Fabre, Gérard Dubois, Sylvie Lotti


Le couteau sous la gorge.jpg
Le couteau sous la gorge.jpg (133.14 KiB) 263 mal betrachtet
OFDB

Wer dreimal lügt, dem glaubt man nicht. Erotikmodel Catherine rennt nun schon zum zweiten Mal diese Woche durch die Nacht zum Polizeirevier, um völlig entgeistert anzugeben dass sie gerade vergewaltigt wurde, und um mit dem Kommentar „Zweimal in einer Woche das gleiche Erlebnis ist doch wohl unwahrscheinlich, oder?“ wieder nach Hause geschickt zu werden. Catherine ist, wie es der Fotograf J.B. so nett ausdrückt, eine Mythomanin. Eine, die Geschichten erfindet und sich damit interessant machen will. Aber seit diesem nächtlichen Fotoshooting auf dem Friedhof geschehen merkwürdige Dinge. Das Telefon klingelt und niemand ist dran. Und wenn doch, dann sagt eine verzerrte Stimme hässliche Dinge. In ihre Wohnung versucht jemand einzudringen, und der nette Nachbar Nicolas, der ihr gerne hilft, wird anschließend überfallen und niedergeschlagen. Könnte das mit Catherines Ex-Lover Ludovic zusammenhängen, einem Drogensüchtigen, der Catherine zunehmend um Geld und Sex bedrängt? Oder hat J.B. vielleicht begonnen, seine schlechte Laune anders als nur mit Schlägen und Vergewaltigungen rauszulassen? Denn plötzlich geht ein Mörder um und räumt in Catherines Umfeld blutig auf. Und die Polizei ist mit dem Wohlergehen eines Diplomaten viel mehr beschäftigt als mit dem Wohlergehen einer kleinen verlogenen Fotonutte …

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Prinzipiell ist LE COUTEAU SOUS LA GORGE erst mal nichts anders als ein Giallo: Ein behandschuhter Mörder der vorwiegend auf Damen losgeht, eine Hauptfigur der niemand glaubt, der ein oder andere rote Hering (was allerdings aufgrund der überschaubaren Personenzahl recht schnell ins Leere läuft), ein Appartementkomplex in dem merkwürdige Dinge geschehen, ein inkompetenter Kommissar … Das alles eingebettet in wunderschön fotografierte Bilder und eine mysteriöse Grundkonstellation mit sexy Frauen und unsympathischen Arschlöchern. Womit sich LE COUTEAU SOUS LA GORGE allerdings gegenüber seinen italienischen Mitbewerbern abhebt, das ist diese eiskalte und bittere Stimmung. Kaum ein Charakter der nett ist oder dem man gar Vertrauen schenken könnte. Jeder hat nur seinen Vorteil im Sinne, und ist gewillt, sich diesen Vorteil durch Einsatz von Gewalt und Gemeinheiten bedingungslos zu sichern. Eine Figur wie Florence, Catherines Freundin, ist zwar grundlegend positiv konnotiert, bleibt aber so blass und in sich gekehrt, dass der Zuschauer gar nicht erst versucht, seine Sympathie für sie zu verschwenden. J.B. wiederum ist ein gewalttätiges Schwein, der sich den Sex mit seinen Models mit Gewalt einholt. Und die Managerin(?) Valérie weiß um J.B.s Neigungen, aber weil er ein guter Fotograf ist holt sie halt doch immer wieder ihn. Bezeichnend die Szene, wo Florence sich auf einem Abbruchgelände ausziehen soll (bei sichtlichen Minusgraden), und J.B. einem Landstreicher Geld gibt, damit er sich auf dem Bild mit Florence‘ Brüsten verlustiert, während Valérie daneben steht und was von Geschäften faselt. Fast wie im wirklichen Leben …

Selbst die Hauptdarstellerin Catherine ist als sogenannte Mythomanin erstmal keine reine Sympathiefigur, wissen wir doch auch nicht, ob die Geschichte mit den drei Männern, die sie vergewaltigen wollten, wahr ist oder erfunden. Ob Catherine krank ist, ob sie nach Aufmerksamkeit heischt, oder ob das vielleicht doch stimmt was sie da phantasiert. Oder wie sind Catherines Träume zu verstehen?

Einzig Nicolas ist nett. Nicolas schaut gut aus, Nicolas ist da wenn man ihn braucht, und Nicolas scheint auch kein halbverrückter Psychopath zu sein. Umso schlimmer, dass Nicolas auf der persönlichen Abschussliste des völlig durchgeknallten Ex-Lovers Ludovic steht, denn Catherine gehört ja ihm ihm ihm, und sonst niemandem …

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Man merkt schon, LE COUTEAU SOUS LA GORGE ist rein menschlich gesehen allerunterste Schiene. Das Ganze ist im Winter angesiedelt, der sein bitterkaltes Lied passend zur Stimmung singt, und der damit die sowieso schon frostige Atmosphäre gleich nochmal um ein paar Grade herunterkühlt. Claude Mulots letzter Film ist weit weg von aller Fleischeslust und von aller (vermeintlichen) Wärme die er sonst so oft inszeniert hat. Hier regieren Zynismus und Hass, sind Gier und Gewalt die vorherrschenden Merkmale. Als ob er seinen nahen Tod spürte (Mulot ist noch im gleichen Jahr ertrunken), oder als ob er nach den menschelnden 70ern, in denen die Masse seiner Regiearbeiten stattfand, in den kühlen und durchgestylten 80ern seinen persönlichen Kommentar dazu abgeben wollte, dass ein so talentierter Regisseur fast sein gesamtes berufliches Leben mit dem Dreh von Hardcore-Filmen fristen musste.

Aber das ist natürlich Spekulation. Fakt ist, dass LE COUTEAU SOUS LA GORGE kein überwältigender Film ist, denn dafür geht ihm tatsächlich die Leidenschaft ab. Es fehlen die Doppelbödigkeit und der Rausch, der die italienischen Gialli so unwiderstehlich gemacht hat, und ihm fehlt auch die Bosheit der Handlung der Gialli aus den 80er-Jahren, die er lieber durch Gemeinheiten der Charakter untereinander ersetzt. Ein paar Mal die nackte Florence Guérin, Brigitte Lahaie bis auf eine kurze Szene in der Badewanne durchgehend angezogen, und die Geschichte zwar etwas sprunghaft erzählt, aber im Wesentlichen immer straight forward – Wieso ist da trotzdem das Gefühl, dass der Film so ausgesprochen sleazig ist? Dass man sich bei aller gezeigten klinischen Reinheit hinterher waschen möchte, den Schmutz runterrubbeln mag? Kommt dieser Schmutz aus den gezeigten Abgründen der dargestellten „Menschen“?

Nein, ein Meisterwerk ist LE COUTEAU SOUS LA GORGE sicher nicht, aber als böser und kalter Thriller, der geistig flache Menschen in eine graue Umgebung setzt und untersucht, wieviel Bosheit dabei entstehen kann, als ein solcher Film taugt er sehr wohl. Aber man muss sich als Zuschauer halt klar darüber sein, dass die warme italienische Sonne dem kalten Pariser Winter Platz gemacht hat, der mit seiner Eiseskälte alles und jeden durchdringt, und dass menschliche Gefühle nicht nur Liebe und Leidenschaft sein können, sondern auch Hass, Ignoranz, und die Sehnsucht nach dem Tod. Anderer Menschen …

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