Fall of the eagles - Jess Franco (1989)

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Maulwurf
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Fall of the eagles - Jess Franco (1989)

Beitrag von Maulwurf »

Fall of the eagles
La chute des aigles
Frankreich/Belgien 1989
Regie: Jess Franco
Christopher Lee, Ramon Estevez, Mark Hamill, Alexandra Ehrlich, Daniel Grimm, Carole Keeper, Craig Hill, Teresa Gimpera, Teri Vallee, Carlos Quiroga, Laurence Lamaire, Robert Ground, Antonio Mayans, Jacques Potin, Steph Angelier, Pierre Cheremetieff, Yann Deschelles, Christine Ronsin, Daniel White


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Italo-Cinema (Gerald Kuklinski)

Herbst 1939: Die Sängerin Lillian Strauss liebt den Komponisten Karl Holbach. Doch Karl muss in den Krieg, sehr zur Freude von Lillians patriotischem Vater, und muss in Nordafrika kämpfen. Während er der Stimme seiner Geliebten im Radio lauscht fällt er einem Angriff zum Opfer und wird schwer verletzt. Lillian, die von Karl nichts mehr hört, meldet sich zur Truppenbetreuung und wird an die Ostfront versetzt. Nach wilden Erlebnissen mit Partisanen und der neuen Freundschaft zu einem homosexuellen Kommandeur trifft sie Peter Fröhlich wieder, der sie immer heimlich verehrt hat. Sie heiratet ihn auf dem Sterbebett und ist nicht mal eine Minute später eine Witwe. Mittlerweile ist Karl wieder gesund und kämpft ebenfalls an der Ostfront. Werden sich die beiden Liebenden jemals wieder treffen? Wird der Krieg irgendwann vorbei sein und alles wieder so sein wie früher? Wird Lillians Vater Walter Strauss seine Verblendung erkennen und den Glauben an das Dritte Reich verlieren? Wird das überhaupt jemals jemanden interessieren?

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Jess Franco hat mich schon oft überrascht. EL MIRÒN Y LA EXHIBICIONISTA zum Beispiel mit seinen doppelten Böden und der kunstvoll eingezogenen Metaebene war etwas vollkommen andersartiges, der freche FALO CREST fällt mir ein, der so sonnig und herzig daherkommt, oder die Video-Studie PAULA-PAULA, die sehr sinnlich mit den Möglichkeiten digitaler Bilder spielt.

Und auch dieses Mal überrascht mich Jess Franco - Allerdings im negativen Sinne! Denn eine Kriegsromanze auf technisch hohem Niveau hätte ich von ihm nie im Leben erwartet. Über lange Strecken wähnte ich mich bei der Sichtung einer Vorabendserie über das Schicksal eines jungen Paares, das vom Krieg auseinandergerissen wird. Schicksalswolken im Osten hätte man das dann nennen können, auf der Basis eines Romans von Konsalik. Absolut alles, was filmisch jemals mit Jess Franco in Verbindung gebracht wurde, fehlt hier: Zooms, Schwenks, meisterhaft geführte Wackelkamera, das Meer, nackte Frauen … Stattdessen mehr als nur ein Flair der GULDENBURGS in Verbindung mit jeder Menge Kitsch und Liebesschmonzes, und für die Actionszenen Material aus Alfredo Rizzis HIMMELFAHRTS-KOMMANDO ZUR HÖLLE (was man ja aus OASE DER ZOMBIES schon kennt) sowie aus FOLTERZUG DER GESCHÄNDETEN FRAUEN und CONVOI DES FILLES. Außer beim hanebüchenen Schluss hatte ich in keiner Sekunde das Gefühl, einen Jess Franco-Film zu sehen, sondern einer Produktion der ARD beizuwohnen. Technisch wie erwähnt auf hohem Niveau, ist die Story über weite Strecken schlicht und ergreifend uninteressant und schwülstig. Lillian, die in schwarzer Unterwäsche vor deutschen Soldaten ihr Lied singt (und dabei offenbart dass sie keine wirklich gute Sängerin ist), Lillian die in schwarzen Strapsen vor amerikanischen Soldaten ihr Lied singt (und immer noch emotionslos und schlecht singt), Herzschmerz-Szenen zwischen Liebenden vor dem Hintergrund des alles zerstörenden Krieges (der macht zum Beispiel Autos kaputt, und Häuser, aber manchmal auch Menschen) …

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Der einzige Grund sich diesen Flick anzuschauen ist Christopher Lee als Lillians Vater Walter Strauss. Ein Kriegsspekulant und überzeugter Nationalsozialist, der in seiner eigenen kleinen Welt lebt und nicht erkennt, was die Menschen um ihn herum wirklich bewegt. Über die Jahre spielt Strauss mit Karls Vater (immer wieder schön, Craig Hill zu sehen!) Billard, und selbst als der eines Abends nach seinem Fronteinsatz überraschend mit nur noch einem Arm erscheint, ist Strauss zwar fassungslos, gibt aber seine Haltung nicht auf. Lee spielt souverän, Craig Hill spielt kein Billard, und der Zuschauer spielt mit dem Gedanken diesen Unfug ganz schnell abzuschalten. Für Franco-Komplettisten interessant, ansonsten würde ich die Finger von dieser Soap-Opera lassen.

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4/10
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