Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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DVD: New Entertainment World (Kleine Hartbox, Cover A)



Die Mühle der versteinerten Frauen (Italien, Frankreich 1960, Originaltitel: Il mulino delle donne di pietra)

Massenmord statt Mehl? Tod in Technicolor!

Hans van Harnim (Pierre Brice) soll Aufzeichnungen über eine ungewöhnliche Mühle anfertigen. In diesem alten Bauwerk befinden sich zahlreiche Statuen, die Ausstellung zieht immer wieder zahlreiche Besucher in die Mühle. Zwar begrüßt Mühleneigentümer Professor Gregorius Wahl (Herbert A.E. Böhme) den Neuankömmling nicht allzu herzlich, aber immerhin kann Hans sich sofort an die Arbeit machen. Liselotte (Dany Carrel) hofft auf baldige Vermählung mit ihrem Hans, ergo passt die wunderschöne Tochter Professor Wahls nicht in ihren Plan, denn offenbar zeigt sich Hans zunehmend von Elfie (Scilla Gabel) fasziniert. Tatsächlich kommen sich Hans und Elfie näher, drohendes Unheil nimmt den jungen Mann gefangen, er stürzt in einen Taumel zwischen Realität und Wahn. Welche Rolle spielt der eifersüchtige Dr. Bolem (Wolfgang Preiss), der unverhohlen um Elfies Zuneigung buhlt? Wer kann der Mühle ihr schreckliches Geheimnis entreißen, dem tödlichen Treiben endgültig Einhalt gebieten ...???

Regisseur Giorgio Ferroni beeindruckte mich nachhaltig mit dem meisterlichen Gruselstreifen "La notte dei diavoli" (Night of the devils, 1972). Zu Beginn der sechziger Jahre inszenierte er mit "Die Mühle der versteinerten Frauen" einen ebenfalls bemerkenswerten Film, von Pier Ludovico Pavoni wunderschön fotographiert. Langsam dreht sich die Spirale auf, nimmt der ruhige Erzählfluss mich mehr und mehr gefangen. In der zweiten Hälfte ziehen Tempo und Spannung deutlich an, überdies entfaltet sich die herrliche Gothic Horror Atmosphäre nun vollständig. Prächtige Ausstattung und Kulissen sorgen für Begeisterung, darüber soll aber nicht das starke Ensemble vergessen werden!

Freilich denkt beim Namen Pierre Brice jeder Leser sofort an dessen Paraderolle Winnetou, oft wird der Franzose auf seine Darbietungen im Karl May Kosmos reduziert. Schade, denn hier stellt er durchaus eindrucksvoll unter Beweis, dass er auch abseits der Pseudo-Prärie zu überzeugen vermag. Brice zeigt uns Hans van Harnim als sympathischen Jungspund, meistert auch schwierige Momente ohne Fehl und Tadel. Herbert A.E. Böhme übertreibt bei seiner Darstellung des Professor Wahl hemmungslos, seine Auftritte verleihen dem Treiben einen Hauch Theaterbühne. Wolfgang Preiss gibt den kantig-kühlen Gehilfen, heissblütig beim Anblick der von ihm verehrten Elfie. Pünktlich zum Finale bricht der Mad Scientist hervor, remember Dr. Mabuse? Großartig die Auseinandersetzung zwischen Wahl und Bolem, gezeichnet von gegenseitiger Verachtung, Zorn und blankem Hass! Gothic Horror, da dürfen schöne Frauen nicht fehlen! Welche Dame setzt sich hier in der Disziplin Schönste der Schönen durch? Ich bin noch unentschlossen, tendiere zu Liana Orfei (in einer Nebenrolle zu sehen). Beeindruckend Scilla Gabel, viel mehr als lediglich hübsches Beiwerk, sie zeigt uns Elfie nicht nur als leidendes Schätzchen, packt mich vor allem mit erschreckend psychotischen und kaltherzigen Auswüchsen. Für Dany Carrel bleibt dementgegen nur der Part des braven Liebchens, obschon gefesselt zu reizvollen Einblicken gezwungen.

Vielleicht kommt "Die Mühle der versteinerten Frauen" auf den ersten Blick etwas unscheinbar daher. Lässt man sich allerdings wirklich auf den Film ein, winkt ein prächtiges Gothic Grusel Erlebnis als prächtige Belohnung. Stilsicher gewählte Kulissen/Ausstattung, grandiose Kameraarbeit, punktgenaue Inszenierung und ein starkes Ensemble, wohlige Gruselschauer runden das feurige Finale ab. Ein Film für Einsteiger oder Fortgeschrittene? Ein Werk für aufmerksame Einsteiger und erfahrene Genießer!

NEW präsentiert uns eine brauchbare DVD, diverse Sprachoptionen und eine überschaubare Dosis Bonusmaterial stehen zur Verfügung. Ursprünglich wurden drei unterschiedliche Motive ausgeliefert, verteilt auf zwei kleine und eine große Hartbox. Wer sich nach einer anderen Ausgabe umschauen möchte, sollte auf dem internationalen Markt Alternativen (ohne deutsche Synchronisation) finden.

7/10 (gut)


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"Hier sind die Damen schon öfter in Ohnmacht gefallen. Das kenne ich."
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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DVD: Motion Picture (kleine Hartbox #6)



Der Mann auf dem Dach (Schweden 1976, Originaltitel: Mannen på taket)

Grauer Alltag?

Mord im Krankenhaus! Nyman, ein älterer Polizist, wird auf bestialische Art getötet, das Krankenzimmer gleicht einem Schlachthaus. Kommissar Martin Beck (Carl-Gustaf Lindstedt) übernimmt die Ermittlungen, allem Anschein nach war das Mordopfer im Kreis der Kollegen alles andere als unumstritten. Während Beck und seine Mitarbeiter dem Täter auf die Spur kommen, bahnt sich in Stockholm bereits die nächste Katastrophe an ...

Längst haben Kriminalfilme aus Skandinavien den Markt überflutet, oft sind deutsche TV-Sender an der Produktion beteiligt. Lange vor dieser Welle entstand Bo Widerbergs "Der Mann auf dem Dach", Widerberg zeichnet für Regie und Drehbuch verantwortlich. Während zum Auftakt noch mit bedeutungsschwangeren Elementen gearbeitet wird, wir sehen die Sil­hou­et­te einer Person, hören eine Uhr ticken, betrachten schmucklose Opening credits, baut der Film später auf einen nüchternen -fast dokumentarisch anmutenden- Stil. Zuvor gipfeln die ersten Minuten jedoch in einer harschen Gewaltszene, deren Spannungsaufbau und Entladung jedem Horrorstreifen bestens zu Gesicht stehen würde. Nach knapp fünf Minuten stürzen wir in den Feierabend des Protagonisten, Beck versucht sich am Bau eines Schiffsmodells. Auffällig der nahezu vollständige Verzicht auf Bilder von Landschaften und/oder Städten zur Erzeugung von Atmosphäre, stets bleibt die Kamera nah an den Akteuren, irgendwo zwischen pseudo-dokumentarisch und sanft-voyeuristisch. Mutig und konsequent, fraglos eine gute Entscheidung, noch hat der harte Alltag Beck und dessen Umfeld nicht vollständig ausgebrannt, jedoch tiefe Spuren hinterlassen, bleibt unauslöschbar eingebrannt.

Carl-Gustaf Lindstedt verhilft Beck nicht nur zu einem Gesicht mit Charakter, er beherrscht feine Zwischentöne und legt den Ermittler nie als Übermensch an. Sehr gut gefällt mir Håkan Serner als Einar Rönn, hinter der müden Fassade steckt ein cleverer Ermittler mit Humor, Lindstedt und Serner haben gemeinsam großartige Szenen. Sven Wollter und Thomas Hellberg hinterlassen auf der Zielgeraden ihre Duftmarken. Wollter eilt Beck zu Hilfe, begibt sich als Lennart Kollberg in Lebensgefahr. Hellberg sehen wir als vorlauten Polizisten Gunvald Larsson, der unter Druck zunehmend präzise und klug agiert. Gewissermaßen Gegenpol zu Einsatzleiter Malm (Torgny Anderberg), welcher in erster Linie Disziplin einfordert, mit der brenzligen Situation immer weniger klarkommt, schliesslich als Häufchen Elend durchs Bild stolpert.

Bo Widerberg bleibt dem gewählten Stil treu. Das Finale ersteckt sich über rund 45 Minuten, Schusswechsel verkommen nie zum inhaltlosen Selbstzweck, sogar der dramatische Absturz eines Hubschraubers passt perfekt ins Bild. Beck will das Ruder per Einzelaktion übernehmen, landet hart und schmerzhaft auf dem Boden der Realität, hoch über den Bürgersteigen der Stadt. Sogar in den letzten Sekunden widersetzt sich Widerberg einem einfachen und eindeutigen Ausweg, lässt Gunvald Larsson den Anker der Vernunft werfen, stösst damit vermutlich die Erwartungshaltung vieler Zuschauer in den Abgrund. Seit Jahrzehnten bereichern Filme mein Leben, erfüllen meine kleine Welt mit Liebe, Lust und Leidenschaft. Wie gut es sich anfühlt, auch nach so vielen Jahren immer wieder neue Perlen zu entdecken, bisher unentdeckte Schätze zu heben. Nachdem ich in der vergangenen Nacht die Gerätschaften in den Schlaf versetzt hatte, ließen mich die Gedanken an das vorherige Filmerlebnis nicht los.

Großes Lob verdient die DVD aus dem Hause Motion Picture. "Der Mann auf dem Dach" wird in grandioser Qualität angeboten, der Ton liegt in deutscher und schwedischer Sprache vor, deutsche Untertitel auf Wunsch zuschaltbar, im Bonusbereich sind prächtige Trailer zu anderen Titel des Labels zu bewundern. Hier gibt es nicht nur eine klare Kaufempfehlung, hier herrscht unvermeidbarer Kaufzwang!

Zunächst ziehe ich dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)! Die Scheibe wird mit Sicherheit bald erneut im Player landen, ich freue ich darauf!


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"Unsere Neuen haben vor ihm große Angst gehabt."
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Vinz Clortho
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Vinz Clortho »

Blap hat geschrieben:Großes Lob verdient die DVD aus dem Hause Motion Picture. "Der Mann auf dem Dach" wird in grandioser Qualität angeboten
Das glaub' ich gern. Noch dazu in Farbe! Ist das zu fassen? :mrgreen:
Noch Sand und schon warm drauf.
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Vinz Clortho hat geschrieben: Noch dazu in Farbe! Ist das zu fassen?
Verdammt, ich sollte mir endlich ein Farbfernsehgerät anschaffen. Sehr ärgerlich.
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Im Ultrakurzformat:


• Extreme Justice (USA 1993) - Eine kleine Spezialeinheit der Polizei geht mit fragwürdigen Methoden gegen Gesetzesbrecher vor, inoffiziell von den Oberen der Stadt gewünscht und toleriert. Jeff Powers (Lou Diamond Phillips) gilt als schwieriger Bulle, daher hält ihn Dan Vaughn (Scott Glenn) für die perfekte Ergänzung der Einheit. Bald kann Jeff die menschenverachtende Vorgehensweise seiner neuen Kollegen nicht mehr ertragen ...

Hach, ich mag Lou Diamond Phillips. Zwar irgendwie immer eine Fehlbesetzung, aber ein echter Typ. Scott Glenn gewohnt zuverlässig, Yaphet Kotto mal wieder herrlich irre. Insgesamt eine sehr erfreuliche Veröffentlichung aus dem Hause filmArt, vielen Dank!

6,5/10



• Messias des Bösen (USA 1973) - Arletty (Marianna Hill) begibt sich auf die Suche nach ihrem Vater. Offenbar hat dieser in einem kleinen Nest residiert, ist nun jedoch nicht mehr auffindbar. Was geht in der kleinen Ortschaft vor, welch erschreckende Wahrheit lauert auf die junge Frau ...???

Teils liebenswert schrulliger und kantiger Horrorflick, die Sause hat sich einen tiefen Atemzug späte Sechziger gegönnt. Post-psychedelischer Stoff für aufgeschlossene Freunde etwas abseitiger Horrorunterhaltung.

6/10



• Bruce Lee - Der Unbesiegte (Taiwan 1981) - Eastern von der Stange mit Bruce Lee Clone Bruce Li. Freilich mit reichlich Fratzengeballer, dazu eine Hintergrundgeschichte im Filmgeschäft, inklusive schleimiger und schmieriger Typen, Versicherungsbetrug und Freundschaft.

Bruce Li ist in der Hauptrolle zu sehen, wird überdies als Regisseur und Produzent angegeben. Bruceploitation für Nimmersatte, die deutsche Synchronisation hat einige Brüller zu bieten, kann die Form aber nicht über die gesamte Spieldauer halten. Die DVD von Motion Picture gefällt mit stimmungsvoller Qualität, als Bonus befindet sich die stark gekürzte Videofassung an Bord.

6,5/10
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Blap
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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BD: Ascot Elite



Ein Teufelskerl (Australien, Neuseeland, USA 1981, Originaltitel: Race for the Yankee Zephyr)

Action & Abenteuer im familienfreundlichen Gewand

Barney (Ken Wahl) und Gibbie (Donald Pleasence) jagen Wild per Hubschrauber. Ihr Erfolg bleibt überschaubar, Barneys Helikopter gleicht einem Schrotthaufen, Gibbie schaut gern sehr tief in die Flasche. Zufällig entdeckt der alte Suffkopp eines Tages das Wrack der Yankee Zephyr, in den Wirren des 2. Weltkriegs war die Transportmaschine verschwunden. Zu seiner Freunde stößt Gibbie auf Alkohol, vor allem befinden sich jede Menge Orden, Geld und Gold an Bord des Flugzeugs. Leider streikt Barneys Hubschrauber, mit viel Überredungskunst kann Gibbie Töchterlein Sally (Lesley Ann Warren) zur Finanzspritze bewegen. Freilich bleibt der sensationelle Fund nicht lange Geheimnis des Trios, bald heften sich Ganove Theo Brown (George Peppard) und seine freundlichen Mitarbeiter an die Fersen unserer Helden ...

David Hemmings machte sich nicht nur als Schauspieler einen Namen ("Blow Up" (1966), "Profondo rosso" (1975)), er war überdies als Regisseur und Produzent aktiv. Mit "Ein Teufelskerl" präsentiert er uns einen kurzweiligen Mix aus Abenteuer, Action und Humor. Auf wüste Gewaltausbrüche oder schlüpfrige Momente wird verzichtet, diese Marschrichtung verhilft dem Streifen zu einer moderaten Altersfreigabe. Ich möchte von "familienfreundlich" sprechen, ausnahmsweise fungiert die Bezeichnung nicht als abschreckender Stempel. Nicht nur George Peppard weckt Erinnerungen an die TV-Serie "A-Team" (1983-87), auch hier wird viel (und überwiegend folgenlos) geballert, herrlich übertrieben und nach kreativen Lösungen gesucht. Gedreht wurde inmitten der prächtigen Landschaft Neuseelands, Vincent Monton fängt schöne Bilder ein, degradiert die Schauspieler jedoch nie zu Statisten.

In den achtziger Jahren hatte Ken Wahl stattliche Bekanntheit erlangt, aus der ganz großen Karriere wurde dennoch nichts. Als Barney kommt er unverbraucht und gut gelaunt daher, Mangel an Durchblick und Können wird durch Mut und Glück kompensiert. Donald Pleasence sehe ich immer gern, nicht nur -aber auch- wegen seiner unvergessenen Darbietung des Dr. Sam Loomis, ewiger Gegenspieler von Maskenmann Michael Myers (Halloween (1978) und diverse Fortsetzungen). Diesmal gibt Pleasence keinen Neurotiker am Rande des Wahnsinns, Gilbert "Gibbie" Carson ist ein liebenswerter und schrulliger Bursche, bei Bedarf durchaus mit Schlitzohrigkeit und Durchhaltevermögen ausgestattet. So liefert sich Gibbie mit allen wichtigen Figuren kleine und grössere Auseinandersetzungen, greift im Suff zur Kettensäge, treibt Obergauner Brown zur Weißglut. George Peppard verbinden vermutlich viele Zuschauer mit seiner Paraderolle Hannibal, dem Kopf des "A-Team", tatsächlich mutet Theo Brown wie eine Art böse Ausgabe dieses Charakters an, debiles Grinsen inklusive. Ständig drangsaliert er seine Schergen, oft von wenig Erfolg gekrönt, indessen ist Rückzug keine Option. Lesley Ann Warren fällt durch ausdrucksstarke Augen auf, zunächst widerspenstig und zickig, erliegt sie nach und dem Charme ihres Begleiters und Helden Barney, angenehmerweise bleiben uns allzu schmalzige Momente erspart. In Nebenrollen ballern, prügeln und pöbeln sich kantige Herren durchs Szenario, sorgen dank zunehmender Überforderung für einige Lacher.

Freut euch auf humorige Dialoge, unblutige Action in toller Abenteuerkulisse, liebenswerte Charaktere und ans Herz gewachsene Schauspieler. Fast hätte ich nicht auf die sehr sehenswerten Hubschrauberszenen hingewiesen, die Stuntpiloten leisten erstklassige Arbeit! Für den stimmungsvollen Soundtrack sorgte der australische Komponist Brian May.

Erst seit wenigen Wochen ist "Ein Teufelskerl" in Deutschland auf DVD und BD erhältlich, Ascot Elite veröffentlichte die ungekürzte Fassung, mir liegt die BD vor. Sieht man von den ersten rund neun Minuten ab (bis zum Ende der Opening credits), bietet die Scheibe den Film in schöner Qualität an. Für die ehemals entfallenen Szenen liegt keine deutsche Synchronisation vor, an diesen Stellen wird auf den englischen Originalton umgeschaltet, leider hat Ascot keine Untertitel anfertigen lassen. Daher drängt sich der Originalton auf, keine schlechte Option, doch die deutsche Fassung möchte ich als durchaus hörenswert bezeichnen, ergo ist die im Detail lieblose Auswertung ein wenig ärgerlich. Zugegben, der geringe Preis mag karge Ausstattung rechtfertigen, ich würde allerdings gern ein paar Taler mehr ausgeben, wenn ich dafür eine sorgfältiger erstellte Scheibe in den Händen halten darf.

7/10 (gut)


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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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Im Ultrakurzformat:


• Emanuelle in America (Italien 1977) - Erneut begibt sich Journalistin und Fotografin Emanuelle (Laura Gemser) auf Reisen, entlarvt mutig und konsequent Doppelmoral und Perversion in Reihen der "Oberschicht". Ein Blick -nicht nur- in die Gemächer von Adel, Geldadel und Politik ...

Joe D'Amato setzt Laura Gemser -einmal mehr- gekonnt in Szene, schenkt dem Zuschauer zahlreiche sinnliche Momente. Für die unvermeidbare Dosis Schmuddel sorgt das Umfeld, hier und da verpasst D'Amato uns schmerzhafte Tiefschläge. Freut euch auf den prächtigen Mix aus "Gemser-Ästhetik", Knuffelschmuddel und abgründiger Fiesheit, sanft mit Humor und Träumereien abgeschmeckt. Zum Ausklang gibt es eine Prise "Post-Hippie-Love-and-Peace-Atmosphäre" zu bestaunen, der tatsächliche Schlußpunkt lässt die sanfte Blase zerplatzen. Ja, ich fahre total auf die Kombination D'Amato & Gemser ab, obschon der Vorgänger "Emanuelle in Bangkok" (Italien 1976, Originaltitel: Emanuelle nera: Orient reportage) mich noch intensiver zu packen und begeistern vermag.

In Deutschland wurde "Emanuelle in America" im Kino und auf Tape zunächst unter dem Titel "Black Emanuelle - Stunden wilder Lust" gezeigt, später ebenfalls als "Black Emanuelle in America" angeboten. Mir liegt eine DVD aus Italien vor, diese enthält die Integralfassung, inklusive kurzer HC-Einschübe (an denen Frau Gemser freilich nicht beteiligt war). Auf der Scheibe befindet sich u. a. die deutsche Synchronisation, jedoch in recht bescheidener Qualität. Weiterhin enthält das Set eine zweite DVD, ich werde mir das Bonusmaterial in den nächsten Tagen anschauen.

7/10 (gut)
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DVD: explosive media



Prime Cut - Die Professionals (USA 1972, Originaltitel: Prime Cut)

Würstchen aus Kansas

In Chicago werden die Gangsterbosse zunehmend ärgerlich! Mary Ann (Gene Hackman) schuldet dem Syndikat bereits eine halbe Million Dollar, denkt jedoch nicht daran einen einzigen Cent zu berappen. Mehr noch, er sendet den letzten Geldeintreiber per Post zurück, verarbeitet zu Mettgut und in Würstchenpelle gepresst. Nun baut man auf die Dienste von Nick Devlin (Lee Marvin), mit ein paar Helferlein macht er sich auf den Weg nach Kansas. Dort betreibt Mary Ann einen Schlachthof, verkauft überdies junge Mädchen und Drogen. Nick befreit Poppy (Sissy Spacek) aus den Fängen seines Gegenspielers, kein geeignetes Mittel zur Entspannung der Gesamtsituation. Weder Platzhirsch noch Inkassobeauftragter können nachgeben, offenbar vermag nur noch der Griff zur groben Kelle für Klärung sorgen ...

Beim Stichwort "New Hollywood" wird vermutlich kaum der Name Michael Ritchie fallen. In den sechziger Jahren war der Regisseur für TV-Produktionen aktiv, sein kerniger Gangsterthriller "Prime Cut" fand leider kaum Beachtung. Immerhin konnte Ritchie später diverse Erfolge verbuchen, als Beispiele möchte ich "Die Bären sind los" (1976) und "Fletch - Der Troublemaker" (1985) anführen. "Prime Cut" ist kein Werk feiner Zwischentöne, zielstrebig schreitet der Plot vorwärts, alle relevanten Charaktere sind klar umrissen, Tiefgang oder Überraschungen stehen nicht auf der Speisekarte. Gewaltdarstellungen geraten nie allzu ausufernd, Stärke des Streifens ist die stets bedrohliche und aufgeladene Atmosphäre. Hier und da bleibt Raum für prächtige Bilder, in dieser Hinsicht punkten vor allem atemlose Momente im Kornfeld, in der ein fetter Hinterwäldler Marvin und Spacek per Mähdrescher ans Fell will, Alfred Hitchcock lässt grüßen. Später hauen sich die Gegenspieler inmitten malerischer Sonnenblumenfelder heißes Blei um die Ohren, wohl eine Verneigung vor dem "Sunflower State" Kansas.

Lee Marvin und Gene Hackman prallen mit aller Wucht aufeinander. Marvin zeigt uns Nick Devlin als Ganoven mit Anstand, ohne Zögerlichkeit befreit er gewissermaßen Jungfrau Poppy aus den Krallen teuflischer Bestien. Sissy Spacek dankt es ihrem Retter mit Aufmerksamkeit und Zuneigung. Allerdings bewegt sich die Beziehnung zwischen Poppy und Nick überwiegend auf einer "Vater-Tochter-Ebene", obschon der ältere Herr die Bewunderung sichtlich genießt, sich an der erfrischenden Unverdorbenheit seines Schützlings labt. Zurück zum Duell Marvin vs. Hackman. Während Nick noch immer ein großes Herz im Leib trägt, kommt Hackman als Mary Ann -was für ein Name für einen knallharten Schwerverbrecher- wie das bellende Konzentrat des Bösen daher. Unbequeme Gauner zu beseitigen mag in seinen Kreisen normal sein, hemmungsloser Menschenhandel und Drogenvertrieb sind ein anderer Sport, Sport für den Nick keinerlei Toleranz aufbringt. Folglich bieten Originalton und deutsche Synchronisation etliche Grobheiten auf, vor allem Mary Ann erweist sich Freund harscher Worte. Marvin, Hackman und Spacek spielen großartig, ich möchte einige Nebendarsteller dennoch kurz würdigen. Im Angebot habe ich Gregory Walcott, er stellt Wennie dar, Mary Anns Bruder. Weenie gibt sich nicht minder menschenverachtend, indes fehlt ihm der abgebrühte Verstand seines Bruders, dient er als Metzergeselle des Grauens dem Unheil. Angel Tompkins fällt der Part ruchloses Flittchen zu, typische Gangsterbraut, freilich war sie vor Mary Ann mit Nick Devlin zusammen, würde den Hengst gern erneut wechseln. Janit Baldwin sehen wir als Violet, Poppys beste Freundin muß als Spielplatz für Wennies Perversionen herhalten. Lee Marvins Begleiter bleiben unscheinbar, der Chef schultert das Unternehmen sowieso.

Starkes Ensemble, stimmungsvolles (und stilsicher eingefangenes) Umfeld, gut dosierte Mischung aus rohen Dialogen, Spannung, Action und Gewalt. Mich hat die gradlinige Marschrichtung nicht gestört, Michael Ritchie inszeniert punktgenau, seine Darsteller füllen ihre Schablonen mit Leben auf, geben Klischees neue Kraft.

explosive media präsentiert "Prime Cut" auf einer guten DVD, ungekürzt und in ansprechender Qualität. Im Bonusbereich findet der Filmfreund Trailer und Bildergalerie. Wenn es einen Schwachpunkt gibt, dann das etwas einfallslos gestaltete Cover. Leider ziert das Motiv nicht nur den Schuber, sondern auch Cover und Wendecover der DVD-Hülle. Ferner liegt ein Booklet mit Anmerkungen von Markus Tschiedert bei. Tschiedert schreibt kurzweilig und gehaltvoll, ich möchte daher mit einem Zitat schließen: "Dennoch ist "Prime Cut" ein knallharter Gangsterfilm mit einem stets sarkastischen Unterton, ein Zeugnis seiner Zeit, als in Hollywood für kurze Zeit eine kreative Kraft und Euphorie herrschte."

7,5/10 (gut bis sehr gut) Klarer Kauftipp!


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"Weißt Du was Chicago ist? Chicago ist 'ne alte kranke Sau! Sie vegetiert nur noch so vor sich hin und erstickt im eigenen Mist!"
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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• Geschichten aus der Gruft (Großbritannien, USA 1972) - Zu "Tales from the Crypt" habe ich bereits einen kleinen Beitrag geschrieben, damals nach Sichtung der DVD aus Großbritannien. Inzwischen wurde der Film von Anolis für den deutschsprachigen Markt ausgewertet, das Set enthält eine DVD und eine BD. Zu beachten ist die unterschiedliche Ausstattung der beiligenden Scheiben, bei mir war vergangene Nacht die BD im Player, mit deren Qualität ich durchaus zufrieden bin. Fans haben nun offiziellen Zugriff auf die deutschen Fassungen (TV-Synchro nur auf DVD), diverse Extras -inklusive Booklet- sorgen für zusätzliche Freude. Empfehlung!

An meiner Begeisterung für Cushing, Collins und Co. hat sich nichts geändert, erneut ziehe ich dicke 8/10 (sehr gut)!



• Auf den Schwingen des Todes (USA 1986) - Mickey Rourke als IRA-Terrorist der austeigen will, Bob Hoskins möchte das verlorene Schäfchen retten, Liam Neeson soll den alten Kameraden auf Kurs bringen, Alan Bates gibt den schmierigen Ganoven. Starkes Ensemble, der vorhersehbare Plot hat mich bei diesem Streifen noch nie gestört. Mehr Drama als Thriller oder gar Action, erwartet bitte keine atemlose Spannung oder wüstes Geballer. Koch Media hält den Streifen auf DVD und BD bereit. Ich habe zur BD gegriffen, solide Qualität zum fairen Preis.

8/10 (sehr gut)
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Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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DVD: Sony Pictures (USA)



Relentless (USA 1989, Originaltitel: Relentless)

Wie der Vater, so der Sohn?

Sam Dietz (Leo Rossi) siedelte vor einigen Jahren von New York nach Los Angeles um. Inzwischen hat er den Aufstieg vom Streifendienst zur Mordkommission geschafft, wird dem erfahrenen Kollegen Bill Malloy (Robert Loggia) zugeteilt. Zu diesem Zeitpunkt nimmt eine unheimliche Mordserie ihren Anfang. Ein junger Bursche namens Arthur "Buck" Taylor (Judd Nelson) kontaktiert seine Opfer zuvor per Telefon, lässt am Tatort jeweils eine Seite aus dem Telefonbuch von Los Angeles zurück, inklusive spöttischer Bermerkungen über die Polizei. Dietz und Malloy haben bald nicht nur ihren Vorgesetzten und die sensationsgierige Presse am Hals. Ständig geraten sie sich untereinander in die Haare, Dietz sprüht vor Energie, Malloy kann nicht viel mit den Methoden des ungestümen Neulings anfangen ...

Regisseur William "Bill" Lustig machte in den achtziger Jahren mit drei Werken auf sich aufmerksam. 1980 inszenierte er den erschreckenden "Maniac" mit Joe Spinell in der Hauptrolle, 1982 folgte mit "Vigilante" ein rüder Reißer zum Thema Selbstjustiz, 1988 bekam es Tom Atkins in "Maniac Cop" mit einem untoten Schlachtmeister in Uniform zu tun. Alle Filme nutzten New York als düsteres Spielfeld, waren auf ihre Weise kantige und unbequeme Liebeserklärungen an Lustigs Heimatstadt. "Relentless" transportiert uns an die Westküste der USA. Freilich baut Lustig zahlreiche Anspielungen zur Thematik Ost- vs. Westküste ein, nicht grundlos verschlug es Hauptfigur Sam Dietz aus dem Big Apple nach Los Angeles, perfekte Vorlage für spitze Zungen. Hat die Nähe zu Hollywood Spuren in Lustigs Arbeit hinterlassen? Ja, denn von der finsteren Räudigkeit seiner New York Filme ist -zumindest vordergründig- nicht viel geblieben, tatsächlich fühlt sich "Relentless" massentauglicher an. Dennoch kommt der Flick nicht als zahnlose Nettigkeit daher, zeigt uns recht offensiv die Bluttaten des wahnsinnigen Killers, ohne sich dabei in wüsten Metzeleien zu verlieren. Zugegeben, die Spannung bleibt überschaubar, immerhin kennen wir den Killer und dessen Motive, doch stets packt den Zuschauer unterschwellige Bedrohung im Nacken, aufgebrochen (und gleichzeitig verstärkt) durch die Reibereien zwischen den Ermittlern.

Leo Rossi und Robert Loggia ergänzen sich großartig, liefern kernige Wortgefechte, ich habe mehrfach lauthals gelacht. Kaum haben sich die Bullen Dietz und Malloy aufeinander eingestellt, grätscht das Drehbuch mit einem schmerzhaften Eingriff dazwischen, keine Gnade, kein Kuschelkurs. Sam Dietz lebt ein Leben abseits üblicher "Filmpolizistenklischees", seine Frau ist warmherzig und humorvoll, der gemeinsame Sohn wächst im liebevollen Elternhaus auf. Meg Foster -die Dame mit den unglaublichen Augen- sehen wir als Carol Dietz, Anker und Kraftspender des gestressten Ermittlers. Mir gefällt die Darstellung des Familienlebens sehr gut, Lustig baut nicht auf Kitsch, zeigt uns eine echte Familie mit Ecken und Kanten. Wundervolle Momente sind der Lohn, mein Favorit ist Carols "Blumentherapie" für ihren angespannten Ehemann, herrlich! Judd Nelson überzeugt als psychotischer Killer, kurze Flashbacks klären uns über seinen Antrieb auf. Während der Taten sehen wir Buck als präzise und trainierte Killermaschine, abseits davon pendelt er zwischen gepeinigt, gehetzt und hilflos, teils nahezu zerbrechlich. Kurz möchte ich Ron Taylor huldigen, mehrfach platzt dem Vorgesetzten von Dietz und Malloy der Kragen, lange lebe das cholerische Element im Film!

William Lustig funktioniert auch abseits des Spielfeldes New York, hier und da mit Zugeständnissen, insgesamt jedoch mit packender Atmosphäre und großartigem Ensemble auftrumpfend. So erweist sich die vorhersehbare Story nicht als Hemmschuh, es bereitet Freude den Charakteren zu folgen, sich auf die stetig zuspitzende Situation einzulassen. Schnell wachsen Dietz und Famlie ans Herz, gleiches gilt für den knarzigen Malloy, folglich treffen uns Verluste umso härter. Egal ob New York oder Los Angeles, William Lustig besitzt ein verdammt gutes Gespür für Schauplätze, Charaktere und Atmosphäre. Lustig belohnt sich mit einem Cameo, ganz in der Tradition des unvergessenen Großmeisters Alfred Hitchcock. Auch der starke Score aus der Feder von Jay Chattaway soll nicht unerwähnt bleiben, großes Kino für die Ohren!

In Deutschland wurde "Relentless" unter dem Titel "Der Sunset-Killer" vermarktet. Mir gefiel der Streifen bereits zu VHS-Zeiten, leider wartete ich viele Jahre vergeblich auf eine DVD oder BD, daher war nun der Griff zur Scheibe aus den USA nötig. Auf dem Silberling sehen wird den Film in solider Qualität, der Bonusbereich gibt ledliglich diverse Trailer zum Labelprogramm her. Leo Rossi spielte Sam Dietz insgesamt viermal, leider nur zum Auftakt unter der Regie William Lustigs. Ich werde mir die weiteren Werke beschaffen, Kurzkommentare folgen ...

Ich mag den Streifen nach wie vor sehr, ziehe dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)! Dicke Empfehlung für die US-DVD!


Lieblingszitat:

"All that stuff you just figured out so brilliantly is bullshit. That's okay, because most of what we do is bullshit. But the bullshit that you just dumped on us is useless bullshit."
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