Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

15.12.19, 19:45, Cinemaxx Bremen
DOCTOR SLEEPS ERWACHEN (2019)
R: Mike Flanagan, D: Ewan McGregor, Rebecca Ferguson, Kyliegh Curran, Cliff Curtis, Carl Lumbly, Zahn McClarnon, Emily Alyn Lind, Bruce Greenwood, Jacob Tremblay Alex Essoe, Jocelin Donahue, Zackary Momoh, Henry Thomas; M: The Newton Brothers
Warum nennt man einen Film anders als das sehr erfolgreiche Buch, welches dem Film zugrunde liegt? Egal, kann der Film ja nichts für.
30 Jahre nach Shining, Danny spricht nicht mehr mit seinem Finger, sondern versucht das Shining mit Alkohol zu unterdrücken, nachdem er als Kind eigentlich schon einen Weg gefunden hat, die Monster aus dem Overlook einzusperren. In einer Stadt im Norden findet er einen Job, und einen guten Kumpel, und kommt so vom Alk weg und wird ein guter Pfleger in einem Altenhospiz. Eines Tages funkt ihn ein Mädchen an, dass mitkommt, wie eine Gruppe Psychic Vampires den Leuten das Steam / also die übernatürlichen Kräfte aussaugt...
Hm, vieles mittelmäßig: Ein blasser Hauptdarsteller, ein Sound, der mal passend, mal nervig ist, eine Gruppe Böslinge, die eher wie eine kleine Hippie-Sekte wirkt und sehr wenig auslöst, ein nerviger Teenager, ein Buch, dass sich nicht entscheiden kann, ob es das Buch verfilmen oder den Kubrick-Klassiker fortsetzen will. Und so passt auch einiges nicht zusammen. Schade, man hätte einen guten MOnsterkracher daraus machen können oder ein fiesen Psycho-Thriller mit Sozialkritik, aber so bleibt wenig bis auf ein paar unheimliche und fiese Szenen.
Muss man nicht.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

22.12.19, 20 Uhr, Lodderbast Hannover
MIDSOMMAR (2019), DC, OmU
R: Ari Aster, D: Florence Pugh, Jack Reynor, Will Poulter, William Jackson Harper, Vilhelm Blomgren, Liv Mjönes, Björn Andrésen, Anna Åström, Louise Peterhoff, Henrik Norlén, Hampus Hallberg, Isabelle Grill, Julia Ragnarsson, Ellora Torchia, Archie Madekwe; M: Bobby Krlic
Kurz erst zum Kino, bevor ich zum Film komme.
Das Lodderbast wurde Anfang 208 eröffnet, ein mittlerer Raum mit Sofas und Sesseln, mit kleinen 50er Tischcen, ein kleiner Tresen, eine kleine Toilette, die Decke mit hübschen Filmplakaten bekleistert. Durch die Tür und man ist sofort mittendrin. Und alles sehr nette Leute, die beiden Betreiber ebenso wie das Publikum. Anders als die Filmreihen überall machen die hier Vollprogramm mit ungewöhnlichen und schönem. Also den Mut ein richtiges Programmkino zu machen. Toll. Und war mit circa 25 Personen ausvrkauft. Wenn ihr in der Nähe seid, geht mal hin. Nur 15 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof.
Ich hatte schon länger vor, dahinzufahren und so bot der Director's Cut (3h) den Anlass, das mal auszuprobieren, in Begleitung von Fritz C.
Eine junge Studentin der Psychologie erleidet einen tragischen Verlust, und hat einen überhaupt nicht empatischen Freund. Dieser möchte mit seinen Anthropologie-Studenten-Freunden einer EInladung eines schwedischen Freundes folgen, eine Kommune in Mittelschweden zu besuchen und die Mitsommer - Festivitäten zu besuchen. Und die haben es in sich.
Eigentlich vieles hier gewöhnlich: Die Personen Konstellation von der traumatisierten Frau, ihr Schluffi Freund, der obeflächliche Ami-Student (typisches unsympatisches Torture Porn Opfer) und der Streber. Dazu die paganistsichen Schweden zwischen Drogen-Hippies und Runenkult. Trotzdem schafft Ari Aster den Charakteren eine gewisse Tiefe zu verleihen. Obwohl man den EIndruck hat, dass sie kaum selbst entscheiden, sondern gelenkt werden. Und so wie die Anthropologie - Studenten hier eine Art teilnehmende Beobachtung machen, ist die Kamera auch in der Rolle des anscheinend neutrale Beobachter. Aber Obacht, auch der Beobachter wird beobachtet und dass bezieht sich nicht nur auf die Amis, sondern eben auch auf den Zuschauer, mindestens zweimal schaut ein einer der SchwedInnen direkt an.
Schön auch, dass alles mehr als angedeutet wird, was mit den Gästen so passiert. Und trotzdem bleibt es spannend.
Natürlich auch ein Film über das, was man in einer Beziehung alles falsch machen kann, und mit dem Film im Kopf ist an zu seinen Liebsten doppelt empatisch und aufmerksam.
Schon wie in Hereditary ist Aster hier sehr genau und detailverliebt, hier und da bewegt sich was, wenn die wichtige Person gerade auf einer Droge ist, wird auch schon mal das Bild manipuliert, mal mehr mal ganz wenig.
Der Sound gefiel mir auch gut.
Und obwohl kein Horror/Mystery in Sinne von übernatürlich gibt es hier stellenweise heftige Gewalt, und ein bißchen Sex, und manche Gewalt wird dann auch nicht gezeigt.
Das alles ruhig und fließend erzählt, toll und ohne Langeweile die drei Stunden über.
Verweisstichworte: The Endless vom Bild und auch ein wenig der Story, Green Hell, Wicker Man natürlich.
Ihr merkt: Ich bin noch am verarbeiten, daher hier stückig mein Bericht.
Auf jeden Fall: Empfehlung, dem Hype gerecht.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

28.12.19 15 Uhr, Cinemaxx
Letzte Kinobesuch des Jahres:
STAR WARS 9: DER AUFSTIEG SKYWALKERS im Kino, 2D
R: J. J. Abrams, D: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Adam Driver, Carrie Fisher, Ian McDiarmid, Billy Dee Williams, Richard E. Grant, Domhnall Gleeson, Mark Hamill, Joonas Suotamo, Anthony Daniels, Kelly Marie Tran, Lupita Nyong’o, Naomi Ackie, Keri Russell, Billie Lourd, Amanda Lawrence, Greg Grunberg, Dominic Monaghan, Mike Quinn, Denis Lawson, Harrison Ford; M: John WIlliams
Der Abschluss der dreifachen Trilogie, die mich ja von Legende der ersten beiden, dann den dritten im Kino über Enttäuschungen des nächsten Triples bis hin zu Versöhnung im letzten führten.
Und der letzte hat es in sich Interessante Charaktere, gute Schaupspieler, WIlliams endlich mal wieder in Form, rasant gefilmt, gut erzählt. Einziger Minuspunkt, der mir spontan einfällt, ist, dass C3PO zwischendurch schon ziemlich nervt.
Klar, handlungsmäßig nichts überraschendes, passiert eigentlich alles so, wie man sich das so denkt, und so Gut gegen Böse halt. Aber das ist gut.
Dazu die alten Kriegsbilder, Weltraumschlachten, trauriges, Chewie sieht wirklich aus ein Typ im Muppetkostüm, ziemlich viel Carrie Fisher, Lando ist zurück, ein Föhn spricht....
Direkt nach dem Kinobesuch war der bei mir im Kopf auf Platz 2 der neun Filme. Super Abschluß. Empfehlung.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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7.1.20 21:00 Uhr, Schauburg, großes Haus
Seit Jahen endlich mal wieder in die Sneak Preview geschafft, finde ich als Idee ja ganz charmant.
Doch fing es gleich mit Skandalösem an: Es gab ein Gewinnspiel um Freikarten, bei der die wahrscheinlich schlechtesten Filme 2020, und wir sind ja in einem selbsternannten Arthouse Kino, also kamen die eventuelen Blockbuster: Und zumindest Godzilla vs KingKong, Wonder Woman 2, und Bad Boys sind zumindest interessant, ok, bei Kartoffelsalat 3 und Die Hochzeit bin ich auch nciht so gespannt, und trotz der charmanten Moderation hat das halt ein Geschmäckle. Einfach zu sagen: Bekannte Filme 2020 wäre auch gegangen, dann hätte man sich auch gerne charmant drüber lustig machen können, aber so... Außerdem hätte unsre kleine Gruppe midestens zweimal gewonnen, aber die Preise gingen entwede an die , die am schnelssten nach vorne liefen, oder halt bekannt waren...
Ich vermutete nach kleinen Tipps den Film, der dann kam:

1917 (2019) OmU
R: Sam Mendes, D: George MacKay, Dean-Charles Chapman, Gerran Howell, Michael Jibson, Justin Edwards, Benedict Cumberbatch, Andrew Scott, Richard Madden, Colin Firth, Adrian Scarborough, Mark Strong, Daniel Mays Jamie Parker; M: Thomas Newman
Erster Weltkrieg, zwei Soldaten werden durch das Niemandsland zwischen den Fronten geschickt, um eine andere Einheit vor einer Falle zu warnen, also 1600 Leben sind gefährdet, inklusive dem eines Bruders der beiden. Und los laufen sie.
Sam Mendes lies ja schon meine Stimmung sinken, hab ich doch bisher nur Mittelmäßiges und ärgerliches von ihm gesehen, aber Augen auf und durch.
Und es gab auch viel schönes: Die Erzählweise ohne sichtbare Schnitte mit einer Erzählzeit, die sehr nah an der erzählten Zeit war, ist ja schon mal rasant. Es wird das Tempo angezogen und auch wieder rausgenommen an den richtigen Stellen, wir gehen mit. Das alles folgt einer gewissen Abenteurfilmlogik. Der Krieg wird auch ordentlich wiederlich dargestellt.
Leider folgt es auch einer Old School Videospiel - Logik. Die beiden
► Text zeigen
müssen meist von a nach b, finden Sachen, die sie dann überraschend einmal brauchen, das "Schicksal" läßt sie dann auch mal an die richtige Stellung anspülen... Auch erfahren wir nur fragmentarisch etwas von den beiden, so dass sie einem auch nicht so recht Nahe kommen, was dazu führt, das an Stellen, bei denen ich ansonsten richtig geheult hätte, hier nur wartete, dass es weiter geht. Ansonsten waren die beiden Hauptdarsteller recht interessant.
Es gab ja noch ein paar Prominente Kurzauftritte: Cumberbatch, Colin Firth, Andrew Scott, aber die waren austauschbar, Namen bringen halt Zuschauer.
Also: Kann man gut weggucken, aber wahrscheinlich werde ich kein Freund mehr von Mendes Schaffen.


PS: Dem Rest meiner Gruppe gefiel es übrigens, und das ist meist andersrum...
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12.1.20, 20:30 Cinema Ostertor, Weird Xperince präsentiert:
WHY DON'T YOU JUST DIE! (2018) OmU
R: Kirill Sokolow, D: Alexander Kusnezow, Vitaliy Khaev, Evgeniya Kregzhde, Michael Gor, Elena Shevchenko, Igor Grabuzov, Aleksandr Domogarov; M: Vadim QP, Sergey Solovyov
EIn junger Mann steht mit einem Hammer vor der Tür des Vaters seiner Freundin, ein Polizist. Er will diesen umbringen, da er annimmt, dass dieser seine Tochter mißbrauchte. Er wird in die Wohnung eingelassen und das Kammerspiel beginnt. Und verläuft voller Gewalt.
Matvey will Andrei töten, Andrei wehrt sich und foltert, Olya will an das Geld, Yevgenikh will erst helfen und dann Andrei töten, Tasha kocht Tee.
Eine rasante Tour de Farce in einer Wohnung. Obwohl: Es gibt auch immer wieder ruhige Szenen zwischendurch, aber auch dann ahnt man entweder den nächsten Ausbruch, oder es gibt etwas anderes Fieses. Die blutige Gewalt wird zu meist comichaft überhöht, es spritzt halt ordentlich.
Und doch hat das Tiefe: Die Charaktere sind wirklich gut ausgedacht, die Story spannend und nicht vom Reißbrett, mit erstaunlichen Wendungen. Oft wurde in den Kritiken ja der Quentin genannt, hier mal zu Recht: Das Kammerspielhafte, der Einsatz von Westernmusik, verschiedene schräge Einstellungen, die comichafte Gewalt, die verschachtelte Erzählweise mit Zwischentitel, damit hat Tarantino auch gearbeitet.
Und doch kommt etwas sehr eigenes dabei raus. Uns hat es sehr viel Spaß gemacht.
Empfehlung!
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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13.1.20 City 46, 17:30
JAM (2018) OmU
R: Sabu, D: Shô Aoyagi, Mariko Tsutsui, Keita Machida, Nobuyuki Suzuki, Hayato Onozuka, Kanta Satô; M:
Hiroshi singt Schnulzen, begeistert die älteren Frauen und wird kurz vor seinem großen Auftritt in der Stadthalle von einem Fan entführt. Takerus Freundin liegt nach einem Schuß im Koma, er versucht gute Taten zu tun, damit sie aufwacht. Tetsuo kommt aus dem Gefängnis frei und rächt sich mit einem Hammer an einem Haufen Gangster. Zwei Gangster wollen ältere Damen von ihrem Schmuck befreien.
Wir folgen verschiedenen Geschichten durch eine japanische Industriestadt, es wird bald klar, wo diese zusammenlaufen. Nur wie, und was passiert, überrascht einen doch immer wieder.
Sabu kreiiert wieder ein Haufen (jedenfalls für mich) skurile Situationen und nimmt sich für den auch Zeit, alleine wie lange die Fragestunde für Fans an den Enkasänger geht, toll. Und er interessiert sich für alle Figuren, selbst die, die irgendwie mehr am Rande der Handlung stehen, werden interessant detaileich charakterisiert und bekommen ihre Momente. Wenn man zB an Tetsuos Mutter (?) denkt. Das wird auch alles von tollen Schauspielern dargestellt, der Sound ist auch prima gebaut.
Empfehlung!
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18.1.20, Schauburg Gelsenkirchen
11 Uhr
RHAPSODIE IN BLEI (1984) 35mm
R: Hugh Wilson, D: Tom Berenger, G. W. Bailey, Marilu Henner, Fernando Rey, Andy Griffith, Sela Ward, Brant von Hoffman, Christopher Malcolm, Patrich Wayne; M: Steve Dorff

Ein singender Cowboy (Rex) kommt in die Stadt. trifft eine Trinker, legt sich mit den heimischen Halunken an...
Wilson wolte nach seinem Police Academy Hit ein Traum verwirklichen und drehte eine Singender Cowboy Hommage/Parodie. Tom Berenger in der Hauptrolle, Bailey als lustiger Sidekick,beide großartig, auch ansonsten alle in Spiellaune. Und das heißt schon was: Eine Story gibt es nur bedingt, eigentlich geht es um nix, die Leute tun was (Huch, sorry, Rex), weil sie es eben tun. Und das führt zu haufenweiser guter , lustiger Szenen. Das macht viel Spaß. Die Ausstattung mit den verschiedenen Klamotten gerade bei Rex und Patrick Wayne bunt und schön.
Leider zu wenig Songs, und ein paar dramaturgische Ansätze werden fallengelassen ohne Not: An sich ist die Anfangserzählhaltung eines Mannes, der im Jgendalter die Dinger im Kno sah und irgendwie in diese Welt tauchte, das man nach dem Genuss der Schrapnell-Wurzel sinegn muss wird dann aufgrund von Drogenwirkung fallen gelassen. Schade.
Der Todesstoß im hiesigen Kino könnte die absolute Drüber-Synchro von Andre Elsholtz gewesen sein: Ein Spruch nach dem anderen, völlig unnötige Popkulturelle Anspielungen auf alles mögliche und viele dumme Sprüche. DIe uns viel Spaß machten.
Feine Auflockerung eines tatsächlich selten gezeigten gesehenen Film für Freunde des schrägen deutschen. Und: EIne gute Hommage/Parodie des Western von Gestern und Italowestern, ihr Warzenschweine.
Freude.

13 Uhr
Das Engelsgesicht – Drei Nächte des Grauens (1982) 35mm
R: Philippe Mora, D: Paul Clemens, Ronny Cox, Bibi Besch, Don Gordon, R. G. Armstrong, Katherine Moffat, L. Q. Jones, Logan Ramsey, John Dennis Johnston, Ron Soble, Luke Askew, Meshach Taylor, Boyce Holleman; M: Les Baxter
Eine Frau wird auf ihrer Hochzeitsreise in the middle of nowhere vergewaltigt. 17 Jahre später entwickelt der Sohn, der aus diesem Verbrechen entstand, merkwürdige Krankheiten. Die Familie macht sich auf der Suche in die Vergangenheit und trifft auf Hinterwäldler und dunkle Geheimnisse.
Huch, was ein Bastard. Und ein ganz anderer Ton als der o.g., wirklich gemein und grimmig. Hier haben wir Slasher, Menschmonster, Splatter, Körperhorror ala früher Cronenberg, spekulative Vergewaltigung, Backwoodshorror.
Gute Schauspieler an der Backwoodsfront, fiese Charaktere halt. Und vorne Ronny Cox, der anscheinend auch ein paar der Countrysongs sang, die im Hintergrund liefen. Sound allerdings von Les Baxter, unheimlich und einem Manfredini nicht unähnlich. Hat mich beeindruckt und mitgenommen. Und vieles wird gar nicht erklärt, dei Verwandlung, die Zikaden zB. Doch ist das überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil. Dadurch zieht er einen noch tiefer rein. Props wohl auch an den bekannten Drehbuchautor Tom Holland.
Wahrscheinlich ging der Film 1982 bei der Flut an Blut-Horror unter, und komischerweise ein wenig unter, hebt sich der aber doch eher ab, läßt sich aber auch nicht recht kategorisieren.
Der Regisseur bekam ja auch mal eine Hommage beim FIlmfest Oldenburg, war da auch anwesend.
Beeindruckendes Werk.
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23.1.20, 16:40, Cinemaxx Bremen
KNIVES OUT - Mord ist Familiensache (2019)
R: Rian Johnson, D: Daniel Craig, Ana de Armas, Chris Evans, Christopher Plummer, Keith Stanfield, Noah Segan, Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Toni Collette, Katherine Langford, Michael Shannon, Riki Lindhome, Jaeden Martell, K. Callan, Edi Patterson, Marlene Forte, Shyrley Rodriguez, Frank Oz, M. Emmet Walsh; M: Nathan Johnson

Kommt her im Gewand eines klassischen Whodunit-Krimis a la Poirot/Marple. Und so wohl fühlte ich mich auch. Stimmt aber auch nicht ganz, nicht auf den exzentrischen Detektiv wird das Hauptaugenmerk geworfen, sondern auf die Pflegerin und Freundin des Opfers. Zu Handlung sage ich mal besser nix.
Das alles ist wunderbar geschrieben, mit Heimeligen, mit Überraschendem, die Story weiß genau, wann sie uns mit ins Boot holt und wann sie uns austrickst, und ist in ihrer Entwicklung auch wirklich ungewöhnlich garniert mit Bekanntem. Und auch schön gespielt, der Cast ist auch erlesen: Ana de Armas in der Hauptrolle, die mochte :knutsch: ich in Blade Runner 2049, Daniel Craig, zu den ich ansonsten ein eher zwiespältiges Verhältnis habe, zeigt hier sein Talent als Komödiant. Seine Exzentrik ist hübsch unübertrieben, seine Texte wirklich nett drüber, und er schwankt zwischen unbewußter Arroganz und Unbeholfenheit, toll. Leider zu wenig Screenzeit bekommen die immer guten Don Johnson, Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Toni Colette. Aber Christopher Plummer brilliert in seinen Szenen. Und auch Chris Evans sah ich noch nie so gut. Schönes Wieder sehen mit Frank Oz, K. Callan, M. Emmet Walsh.
Die Ausstattung ist übrigens auch sehr groß: Der tote Krimiautor hatte ein Faible für skurriles und englisches, passend zum Sujet schön zwischen den alten englischen Krimis und heutiger Technik/Mediennutzung.
EIn wenig irritierend fand ich, dass in den häufigen "Einer sitzt"-Großaufnahmen der Kopf angeschnitten war. Der Ton im frisch renovierten Kino war anfangs auch nicht so dolle.... Ansonsten der Soundtrack wohlig Old School.
Empfehlung.
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27.1.20, 18:30, Schauburg, kleines Haus
Jojo Rabbit (2019) OmU
R: Taika Waititi, D: Roman Griffin Davis, Scarlett Johansson: Rosie Betzler, Thomasin McKenzie, Taika Waititi, Rebel Wilson, Sam Rockwell, Alfie Allen, Stephen Merchant, Luke Brandon Field, Joe Weintraub, Archie Yates, Sam Haygarth, Brian Caspe, Gabriel Andrews, Billy Rayner; M: Michael Giacchino
Ein 10jähriger Junge und überzeugter Nazi verursacht einen Handgranatenunfall bei militärischen Übungen der HJ. Dadurch muss er entstellt und gehbehindert zu Hause bleiben und hilft beim HJ-Hauptquartier. Ihm zur Seite steht sein imaginärer Freund: Hitler. Und seine Mutter, die allerdings ganz andere politische Ansichten hat. Zu Hause entdeckt er dann hinter einer Wand eine jüdische Jugendliche.
Oha, hier haben wir wieder einiges: Im Gewand einer Komödie kommt hier eine Kriegsgroteske daher, die vom Schenkelklopf und Wortwitz (der an der einen und anderen Stelle nur im Englischen funktioniert) über anarchischen MonthyPythonhaften bis zum Absurden reicht. Aber nicht nur. Es ist tatsächlich auch eine Tragödie und Coming of Ager eines Jungen in den letzten Zügen des deutschen Reiches.
Da haben wir einiges af derHabenseite: Den Cast zum Beispiel, vorne mal die Kinder: Roman Davies als Jojo toll und nervig in den richtigen Momenten, Archie Yates als sein dicker Kumpel ohne die üblichen Dicken Kumpel Klischees super, hat viel zu wenig Screentime, Thomasin McKenzie die toughe, künstlerische Jüdin. Scarlett Johansson gibt die freiheitsliebende, freche Mutter und Sam Rockwell den Soldat aus Leidenschaft und selbstlosen Humanisten, wie er uns so durch seine facettenreiche Rolle führt, ist mal wieder brillant.
Oder sind das einfach sehr gut ausgedachte und erzählte Figuren? Bestimmt genauso ein Verdienst von Regie und Autor, den Leuten zu Folgen macht richtig Spaß. Und hört bei den gesamten Nebenrollen nicht auf: Alles gute Figuren und die Darsteller*innen prima Komödianten!
Die Bauten und Kostüme sind auch spannend: Das ist hier kein Realismus: Alles ist so ein wenig daneben, gemahnt an Kulisse und Theater, ebenso wie die Rollen: Die Kids und die Jüdin sind eher aus den 60er70er80er zurück gefallen. Passend auch dazu die Songs: Deutsch gesungenes von den Beatles und Roy Orbinson, Tom Waits, und als ich noch zu meiner Begleitung flsterte: O, die tanzen ja wie in einer 80er Disco, setzt Bowies Helden ein.
Klingt jetzt doch wie eine Komödie, stimmt ja auch, hat aber auch immer wieder harte Stellen, zwei zogen mir die Füße unter dem Boden weg, und am Ende zieht auch der Krieg blutig und todbringend in die Stadt. Hier aber bleibt auch die Groteske drin.
Toller Wurf wieder mal von Taika Waititi und seinem Team.


PS: Da ich die beiden Filme jetzt kurz hintereinander sah: Während Jojo Rabbit trotz (oder wegen) dem Verzicht auf Naturalismus oder Hyperealismus gibt er ein ganz klares Statement gegen den Krieg, der ja lebensbedrohlich und wenn ich überlege doch auch grotesk ist. 1917 hingegen ist eher ein Abenteuerfilm im Kriegsgewand, und auch wenn dort die Schrecken des Krieges ekliger dargestellt werden, kann man ihn sogar als Statement für einiges lesen, was Krieg hervorbringt und in seiner Abenteuerhaltung mit "Opa erzählt vom Krieg"-Attitude zumindest nicht grundsätzlich pazifistisch ist. Nur so Gedanken. Wie ich Otto Dix zur Charakterisierung des Krieges näher finde als Frontfotos.
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02.02.2020 (Palindromtag!!!) 17:30, City 46, großes Saal
QUEEN & SLIM (2019) OmU
R: Melina Matsoukas, D: -Daniel Kaluuya, Jodie Turner-Smith, Bokeem Woodbine, Benito Martinez, Sturgill Simpson, Flea, Chloë Sevigny, Indya Moore, Kenneth Kynt Bryan, Bertrand E. Boyd II; M: Devonté Hynes
Ein Tindertreff zwischen zwei Schwarzne, der nicht funktioniert. Auf dem Weg nach Hause werden die beiden von einem weißen Polizisten angehalten, dieser zwischen Paranoia und Übereifrigkeit schießt sie an, im Gerangel erschießt er den Cop. Einzige Lösung: DIe Flucht, erst zum Verwandten verstecken, dann zu Freunden von Freunden usw. Geplantes Endziel: Kuba. Gleichzeitig geht das Video des Polizeieinsatzes steil durch die Medien.
Einerseits ein Roadmovie, Ernest und Angela fahren auf ihrer Flucht den gesamten Osten durch: Ohio, Louisana, Florida. Und hier eher Thelma und Louise als Bonnie und Clyde: Verbrecher ja wieder Willens. Und dann eine Geschichte über die Bilder und wie diese ihr eigenes Leben führen: Das Video macht die beiden zu Symbolfiguren des Kampfes gegen rassistischer Polizeigewalt. Und selbst die Personen, die diese auf ihrem Weg kennenlernen, ändern ihr Bild nicht, die Macht des Bildes ist hier stärker als die authentische Erfahrung. Aus Angela und Ernest weden Queen und Slim, am stärksten durch das beinahe ikonische Foto, mit Kleidung und Frisuren, die ihrer Flucht und nicht ihrem persönlichen Geschmack geschuldet sind.
Und nebenbei erzählt der Film noch viel mehr, aber nicht im Vordergrund, sondern immer nur so angeschupst und dadurch total passend. Also die Facetten des schwarzen Lebens in den USA; dann auch eine Liebesgeschichte. Vor der hatte ich Angst, dachte ich doch zu Beginn, oje, wenn die beiden sich kriegen, so wie die sind, dann ist das bestimmt peinlich gewollt. Von wegen: Das ist wunderbar passend und nachvollziehbar erzählt.
Auch die Mediengschichte ist facettenreich: Die Stimmen, die denen fanatisch folgen, werden eben so gezeigt, wie kritische Stimmen, und auch einige dazwischen.
Gefilmt ist das brillant und melancholisch. USA immer das Land der gemachten Bilder, kaum wird es weit und Westernhaft, gibt es menschliches und allzuweißes zu sehen.
Erzählerisch und vom Script, seht ihr ja schon oben, alles richtig gemacht.
Die Schauspieler auch super: Daniel Kaluuya, bekannt aus Get Out und Black Panther, und Jodie Turner-Smith, mir bisher unbekannt, haben die richtige Mage zusammen. In weiteren Rollen sehen wir (von mir durchweg nicht erkannt): Flea, Chloë Sevigny, Sturgill Simpson. Auffällig noch Bokeem Woodbine und Bertrand E. Boyd II, die vordergründig Abziehbildcharaktere haben, diese aber so defizil spielen (und die halt auch gena so geschrieben sind) und eben auch biegen, toll.
Soundtrack natürlich mit aller möglicher Musik, die man so erwartet und die auch schön ausgesucht ist.
Empfehlung.
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