fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

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fritzcarraldo
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Beitrag von fritzcarraldo »

Alles Käse?
Columbo: Mord nach Termin
(USA 1990)
Regie: Patrick McGoohan
Mit Peter Falk, Patrick McGoohan.
Kleinganove Frank Staplin hat einige Informationen in petto, die Staranwalt Oscar Finch schwer belasten könnten. Dies könnte dann noch weitere Kreise ziehen, da der Abgeordnete Paul Mackey ebenfalls betroffen ist. Mackey und Finch sind in den aktuellen Präsidentschaftswahlkampf v. Gouverner Montgomery involviert. Finch geht daher zu Staplin und erschießt ihn. Er lässt es dann wie Selbstmord aussehen. Doch Columbo zweifelt sehr schnell daran.
Die Rückkehr von Patrick McGoohan als Gegenspieler Columbos und gleichzeitig Regisseur der Folge zieht sofort eine außerordentliche Qualität nach sich. Viele Fans waren der Meinung, dass McGoohans fast schon experimentelle Folge DER ALTE MANN UND DER TOD eine der schlechtesten der 70er-Ära ist, was ich mal überprüfen müsste, er sich aber mit MORD NACH TERMIN nochmal mit einer tollen Folge zurück gemeldet hat.
Genauer betrachtet hat diese Folge so einige Probleme. Manche Komik-Elemente Columbos zünden nicht wirklich. Ich nenne hier mal die Szene als Columbo ein Fax-Gerät wie Raketen-Technologie betrachtet. Und dies im Jahre 1990. Dazu der halbwegs schlampig ausgeführte Mord, bei dem ein leckerer Käse die größte Rolle spielt. Aber dies alles spielt eigentlich keine große Rolle, denn McGoohan hat die Folge nicht nur spannend inszeniert, er gibt darüberhinaus wie gewohnt einen grandiosen Gegenspieler Columbos. Es ist einfach eine Freude, ihm noch einmal dabei zuzusehen, wie er sich windet und immer neue Finten versucht. Dazu gibt es noch den Drehbuch-Clou, dass nie genannt wird, was genau Staplin denn nun gegen Finch und Mackey in der Hand hatte.
MORD NACH TERMIN ist eine wirklich gute und sehenswerte Folge der neuen Ära dank eines altbewährten Patrick McGoohan.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Beitrag von fritzcarraldo »

Columbo: Schwanengesang
(USA 1974)
Regie: Nicholas Colasanto
Mit Peter Falk, Johnny Cash, Ida Lupino.
Tommy Brown (Johnny Cash) ist ein begnadeter Country-Sänger. Seine Konzerte sind meistens ausverkauft. Das ganze Geld fließt aber in die Kirche seiner Frau Edna (Ida Lupino). Eigentlich möchte Tommy aussteigen, aber Edna erpresst ihn, da er vor einiger zeit eine Affäre mit einer damals noch minderjährigen Sängerin Maryann hatte. Er ersinnt einen Plan, bei dem er mit beiden in seinem Sportflugzeug zurück nach L.A. fliegt, ihnen Schlafmittel einflößt, selbst per Fallschirm abspringt und das Flugzeug abstürzen lässt. Alles sieht tatsächlich nach einem Unfall aus. Doch Columbo (Peter Falk) wird von Browns Schwager gebeten, sich den Fall genauer anzusehen.
"Schwanengesang" gilt mittlerweile als Kult-Columbo-Folge und dies allein schon wegen Gaststar Johnny Cash natürlich zurecht. Die Szenen mit Falk und Cash sind schon toll. Und Cash macht seine Sache auch wirklich gut. Fast schon stoisch füllt er die Rolle des vorbestraften, aber begnadeten Country-Sängers aus, dass es eine Freude ist. Es gibt aber einige "Abers", wenn man sich die Folge mal genauer ansieht. Fangen wir mal bei der Tatdurchführung an sich an. Klar. Tommy fühlt sich in die Ecke gedrängt. Aber für die Zusehenden erschließt sich seine Planung eher nicht so. Dabei wäre es bei so einer Tat doch ein wahre Freude für die Drehbuchschreiber, noch mehr Einzelheiten einzubauen, wie z.B. in der tollen Folge "Mord in eigener Regie". Mal abgesehen davon, dass die Sache mit dem Absturz eigentlich Humbug ist, aber sogar für die Flugaufsicht ist völlig plausibel, dass Brown einfach so herausgeschleudert wurde und sich nur das Bein gebrochen hat. Egal. Dafür kann sich Columbo auf die Suche nach Browns Army-Vergangenheit machen und landet später sogar noch in einer Talarschneiderei, weil der Fallschirm ja Marke Eigenbau ist. Und hier gibt es dann auch noch eine viel zu lange, eigentlich lustig gemeinte Szene zwischen der Chefin der Schneiderei und Columbo. Hier sind wir dann zwangsläufig bei der Laufzeit. 98 Minuten sind viel zu lang. Die üblichen 70-Columbo-Minuten wären ratsam gewesen. Da dauert das Katz- und Mausspiel am Schluss auch viel zu lange. Columbo sagt dann am Schluss zu Brown, dass jemand, der so singt, eigentlich kein schlechter Mensch sein kann. Wobei ja versucht wurde, die Person Tommy Brown zwiespältiger zu gestalten. Doppelmord und Verführung Minderjähriger sind da auf jeden Fall zu nennen.
Fazit: Ich sollte mir bei Columbo nicht so viel Gedanken um die Einzelheiten machen. :wink: "Schwanengesang" ist natürlich trotzdem eine tolle Folge.
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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Beitrag von fritzcarraldo »

Elle
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61qmhjESZfS._RI_.jpg (122.98 KiB) 518 mal betrachtet
(Frankreich 2016)
Regie: Paul Verhoeven
Mit Isabelle Huppert.
Michèle (Isabelle Huppert) wird zu Hause überfallen und vergewaltigt. Danach geht sie fast ruhig zur Tagesordnung über. Am nächsten Tag berichtet sie ihren Freunden und Freundinnen beim gemeinsamen Essen davon. Zwischen Vorspeise und Hauptgang sind alle zwar ein bisschen erschüttert, lassen sich aber auch schnell von Michèle überzeugen, dass es keinen Sinn hat, zur Polizei zu gehen. Überhaupt hätte sie ein schlechtes Verhältnis zur Polizei, besonders als ihr Vater, ein Serienkiller, vor Jahrzehnten festgenommen wurde und seitdem ein Foto existiert, auf dem auch Michèle als Kind zu sehen ist und es so aussieht, als ob sie etwas mit den Morden zu tun hat. Michèle geht also weiter ihrer Arbeit als Chefin einer Videospielfirma nach, aber der Täter bedrängt und bedroht sie weiter, bis sie beschließt den Spieß umzudrehen.
Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich zwischendurch von vielen Charakteren des Films, besonders den männlichen, extrem angewidert war. Zusätzlich verstand ich zunächst viele Handlungen und scheinbare Beweggründe von Michèle überhaupt nicht. Bis mir klar wurde, dass Verhoeven (mal wieder) alles überspitzt dargestellt hat. Wirkt das Ganze wie auch schon bei Basic Instinct wie eine Hitchcock-Hommage, haut einem der Altmeister mal wieder seine ganz eigene filmische Sichtweise um die Ohren. Und ob des schwierigen Themas ist ELLE dann fast schon ironisch zu sehen. Viele Figuren um Michèle herum wirken dann auch so neben der Spur (u.a. ihr Liebhaber dargestellt v. Christian Berkel, ihr Sohn, ihre Mutter) , dass ihre Entscheidung in Bezug auf den Angreifer so zu reagieren, wie sie dann reagiert, fast schon plausibel sind. Verhoeven ist wieder einmal ein Film gelungen, der die Zusehenden auf falsche Fährten führt und die eigenen Erwartungen sprengt. Nach diversen Verhoeven Filmen hätte ich es besser wissen müssen. Aber gut, dass ich ihm erneut auf den Leim gehen durfte.
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Beitrag von fritzcarraldo »

Sam, Bo, Olaf, Olga und die anderen.
White Fire - Der Todesdiamant
white-fire-der-todesdiamant.jpg
white-fire-der-todesdiamant.jpg (109.18 KiB) 517 mal betrachtet
(Frankreich, Türkei, Großbritannien 1984)
(Vivre pour survivre)
(Amazon Prime)
Regie: Jean-Marie Pallardy
Mit Robert Ginty, Belinda Mayne, Fred Williamson, Gordon Mitchell.
Bo (Robert Ginty) und Ingrid (Belinda Mayne) mussten als Kinder mit ansehen wie ihre Eltern getötet wurden. Sie wurden von Sam gerettet, der sie auch bei sich und seiner Frau aufnahm. Mittlerweile erwachsen betätigen sich beide als Diamantendiebe und arbeiten manchmal auch für den Minenbesitzer Olaf (Gordon Mitchell). In seiner Mine wird dann irgendwann der berühmte Diamant "White Fire" gefunden, von dem auch Ingrid erfährt. Deshalb wird sie dann auch brutal ermordet. Bo ist natürlich am Boden zerstört. Bis er auf Olga trifft. Diese sieht Ingrid sehr ähnlich. Sam und Bo kommen daher auf die Idee, Olga zu überreden, Ingrids Identität anzunehmen, um Rache zu nehmen. Dumm nur, dass Olgas Ex-Arbeitgeber (Fred THE HAMMER Williamson) eben nach Olga sucht. Daher müssen Sam, Bo und Olga nicht nur gegen ihn antreten, sondern mittlerweile ist auch noch die italienische Mafia aufgetaucht.
Wer jetzt sagt, hey, das ist ja fast der größte Mist, den man sich überhaupt ausdenken kann, der sollte sich mal den Film geben und die überaus amüsant dilettantische Ausführung genießen. Was hier geliefert wird, hat mit gewöhnlichem Filmemachen überhaupt nichts mehr zu tun! Wo fange ich denn mal an. Ja. Bo und Ingrid. Schwester und Bruder. Wobei man sagen muss, dass Bo schon sehr verliebt in Ingrid ist. In einer Szene, als sie mal wieder nackt vor ihm steht, sagt er dann auch: "Schade, dass Du meine Schwester bist". Als dann auch Olga auftaucht und diese dann nach einer endgültigen OP auf der Insel einer schönen Schönheitschirurgin, bevölkert mit halbnackten und schönen Krankenschwestern, ist es dann auch endgültig um ihn geschehen. Endlich dürfen sich Bo und Ingrid/Olga lieben! Was noch? Ach ja. Die Diamantenmine von Gordon Mitchell. Diese sieht irgendwie nach futuristischem Labor und/oder Bond-Villain-Hauptquartier aus. Die Minenarbeiter tragen dann auch entsprechende Bond-Bösewichter-Lakaien-Klamotten. Den üblichen Minenarbeiter hatte ich mir anders vorgestellt. Wenn in der Mine dann auch mal jemand "nicht spurt", gibt es dann auch gewaltmäßig mal Saures. So mit spacemäßigen Foltergeräten. Überhaupt die Gewaltdarstellungen. Da wurde exploitationartig auch mal wieder aus dem Vollem geschöpft. Ginty darf in einer Szene dann auch diverse Angreifer mit einer zufällig herumliegenden Kettensäge filetieren. Und die Mafia-Flitzpiepen benutzen auch schon mal eine Bandsäge. Und so reiht sich eine dubiose Szene an die nächste nicht zu fassende Sequenz und wenn man sich darauf einlässt, erhält man einen wahren Schatz an Absurditäten, die sich Ex-Dressman und Ex-Pornofilmer Jean-Marie Pallardy alle selbst ausgedacht hat, als er dass Drehbuch schrieb. Zu erwähnen ist auch, dass die Musik und auch der immer wiederkehrende Song von einem gewissen Jon Lord stammen. Laut Wikipedia tatsächlich der Jon Lord von Deep Purple. Wer also Fred THE HAMMER Williamson, Robert Ginty und Belinda Mayne beim Urlaub machen mit Laiendarsteller°innen zu sehen möchte, ist bei WHITE FIRE genau richtig. Also ran an den Speck!
Zuletzt geändert von fritzcarraldo am Mo 27. Sep 2021, 18:58, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag von fritzcarraldo »

Flucht von Alcatraz
516YX8V3NWL.jpg
516YX8V3NWL.jpg (46.42 KiB) 516 mal betrachtet
(USA 1979)
Regie: Don Siegel
Mit Clint Eastwood, Fred Ward, Patrick McGoohan.
Verfilmung der spektakulären Flucht dreier Häftlinge von der berüchtigten Gefängnisinsel Alcatraz in der Bucht vor San Francisco.
Don Siegel gehört auf jeden Fall zu meinen Lieblings-Regisseuren. Ich mag einfach seine Art, alles genau auf den Punkt zu bringen.
Oft wirkt in seiner Inszenierung nichts überflüssig. Alles gehört genau dahin, wo es sein soll.
Und eigentlich ist ESCAPE FROM ALCATRAZ meiner persönlichen Meinung nach sein Magnus Opus. Hier passt eigentlich alles. Bis auf ein paar Szenen ist alles fast schon nüchtern erzählt. Dies fördert natürlich auch noch den unmenschlichen Unterton, den der Film Alcatraz verpasst. Trotzdem schafft es Siegel ungemein, höchste Spannung aufzubauen. Gerade im letzten Drittel des Films, also der Umsetzung des Ausbruchs, kann man sich dem Film nicht mehr entziehen. Da funktioniert jede Szene und jeder Schnitt.
Da fällt mir ein, ich muss noch das Mediabook zu TOD EINES KILLERS checken. Und TERROR IN BLOCK 11 und NUR NOCH 72 STUNDEN von Siegel liegen hier auch noch rum. Falls mir nicht noch DER GROSSE COUP dazwischenkommt.
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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Beitrag von fritzcarraldo »

"It's just the beginning."
Dune
108297.jpg
108297.jpg (390.97 KiB) 496 mal betrachtet
Kino. Schauburg Bremen. Großes Haus. Original mit Untertiteln.
(USA 2021)
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Josh Brolin, Stellan Skarsgård, Sharon Duncan-Brewster, Jason Momoa, Zendaya, Dave Bautista, David Dastmalchian, Charlotte Rampling, Stephen Henderson, Chang Chen, Javier Bardem, Babs Olusanmokun, Benjamin Clementine
Musik: Hans Zimmer
Der Planet Arrakis hat das Spice, das alle wollen. Spice ist so etwas wie eine fast allumfassende Macht, welche sogar die Raumfahrt im Dune-Universum möglich macht. Ewig wurde Arrakis daher von den aggresiven Harkonnen ausgebeutet. Laut Imperium müssen diese aber nun abziehen. Ein neuer Vertrag besagt, dass das Haus Atreides nun zunächst die Oberhand auf Arrakis erhalten soll, aber anders als die Harkonnen Frieden mit den Fremen, die auf Arrakis leben, schließen soll. Leider ist dies eine Finte vom Imperium und den Harkonnen, die mit diesem Schachzug sowohl die Fremen als auch das Haus Atreides vernichten will. Beteiligt sind dabei auch die Bene Gesserit, die so etwas wie einen Hexenkult darstellen. Sie versuchen seit Jahrhunderten viele Blutlinien zu kreuzen. Auch die Mutter von Paul Atreides gehört zu den Bene Gesserit und glaubt das er der Auserwählte ist. An diesen Auserwählten glauben auch die Fremen, die in ihm den Retter sehen.
Als ich letztes Jahr schon die ersten Trailer zu DUNE sah, war ich zugegebenermaßen etwas gelangweilt. Warum weiß ich nicht mehr. Aber ich dachte, dass ich mir die Villeneuve-Verfilmung mal spare. Und dies obwohl ich seine Filme eigentlich alle mag. Prisoners ist da sicherlich an erster Stelle zu nennen, den ich wirklich sehr mag. Arrival natürlich und Sicario. Übrigens alles Filme aus sehr verschiedenen Genres, was ich sehr spannend finde. Und auch Blade Runner 2049 ist schon toll, wobei ich gerade daran immer noch einiges zu kritisieren habe. Dazu vielleicht später mehr, gerade was den Vergleich zu Dune angeht. Was alle diese Filme aus meiner Sicht eint, ist dass sie toll sind, aber oft irgendwie doch meiner Meinung nach zwar am Meisterwerk-Status kratzen, diesen aber nicht erreichen. Die Gründe dafür sind vielfältig und sind bei mir eher nur mit einem gewissen Bauchgefühl erklärbar. In erster Linie liegt es wohl daran, dass sie mich (außer Prisoners) nicht komplett "abholen". Aber ehrlich gesagt ist dies nur das übliche Klagen auf hohem Niveau.
Dies trifft auch irgendwie auf DUNE zu. Der Film nimmt mich nicht komplett mit auf seine Reise. Das war es dann aber auch mit meiner üblichen relativ negativen Gefühlsduselei. Der Rest ist tolles und episches Sci-Fi-Fantasy-Kino, welches auf jeden Fall das Zeug zum Klassiker hat. Und es war natürlich eine wirklich gute Entscheidung, DUNE im Kino zu sehen.
Episch und fast schon bedächtig erzählt, was ich persönlich für eine wirkliche Kunst halte, sieht man ständig tolle Bilder, Effekte und Schauspieler°innen. Diese langsamere Erzählweise hält Villeneuve bis zum Schluß durch, was man ihm hoch anrechnen muss. Denn ein Tempowechsel wäre ggf. fatal gewesen. Die Besetzung ist grandios, wobei ich u.a. Stellan Skarsgård und Charlotte Rampling erst gar nicht erkennen konnte. Hauptdarsteller Timothée Chalamet passt schon sehr gut als Paul Atreides und der Rest wirkt dann wie der aktuelle Musst-Have-Cast für so einen Film. Was die Effekte und noch mehr die Bauten angeht, hatte ich etwas Bedenken, dass es so wie bei Blade Runner 2049 sein könnte, als mich gerade Innenaufnahmen eher an eine Theateraufführung denn an Kino erinnerten. Zum Glück ist dies bei DUNE nicht so. Alles wirkt so wie es in einer unbekannten Welt sein soll. Mystisch, kryptisch und eben extra für den Film designt. Außer vielleicht die Dudelsäcke in zwei Szenen. Aber egal.
Hans Zimmers Score, den man hier auch fast Sounddesign nennen müsste, ist grandios und fügt sich nahtlos in das große Ganze ein. Dabei merkt man wieder deutlich, dass gerade Zimmer momentan der Beste seiner Zunft ist.
Zum Schluss noch ein Wort zu diversen Vergleichen der letzten Zeit wenn es um DUNE ging. Herr der Ringe, Game of Thrones, Star Wars usw. Herr der Ringe evtl. nur wenn es darum geht, dass Dune wohl das große Herzensprojekt von Villeneuve ist, eben genau wie Herr der Ringe bei Peter Jackson. Game of Thrones. Nun ja. Die Story von Game of Thrones empfinde ich als komplizierter. Und dies ist auch ein Verdienst der Neuverfilmung. Villeneuve schafft es tatsächlich, Ordnung ins vermeintliche Chaos zu bringen. Da wirkt vieles eher wie bei Star Wars. Das meine ich durchaus positiv. Ich fühlte mich zwischendurch eher an eben Star Wars erinnert. Nur ohne die übliche Leichtigkeit. Auch dies meine ich sogar positiv. Denn was die drei neuen Star Wars Filme nicht hinbekommen haben, schafft Villeneuve durchaus. Hier hat alles eine größere Relevanz und man ist sehr gespannt darauf, welche Parallelen zu heutigen Ereignissen gezogen werden können.
Wer sich nur halbwegs für Sci-Fi und eben den Wüstenplaneten interessiert muss für DUNE ins Kino gehen. Punkt.
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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Beitrag von fritzcarraldo »

Ein erwartetet tolles Deliria-Wochenende im wunderschönen Freiburg mit infernalischen Höllenpennälerzombiekannibalenhundespinnen!

Inferno
Argentos Filme kann man eigentlich wahrscheinlich nicht wirklich zu Hause schauen. Im Kino entfaltet sich die wahre Schönheit und der echte Geist seiner Filme. Dafür sind sie gemacht und hier wird es noch deutlicher. Danke dafür, dass ich INFERNO auf 35mm sehen durfte. Ein Genuss!

Höllenhunde des Secret Service
"Eurospy" ist auch nicht wirklich so meins. Filme dieses Genres, die so wirklich "abgehen"? Da fallen mir nicht viele ein. Egal. Trotzdem landen die Höllenhunde irgendwo im Mittelfeld. In seiner Gesamtheit natürlich völlig abstrus und deswegen absolut unterhaltsam mit ein bis zwei Szenen für die Ewigkeit. Zu nennen wäre da als Beispiel das Ablenkungsmanöver "Waterloo" mit den Schaufensterpuppen. Eine Autofahrt am Lago Maggiore gehört bei mir persönlich nicht dazu, auch wenn ein Zuschauer während der Vorführung genau bei dieser Szene gefühlt 5 Minuten durchgelacht hat. Jedem seinen Humor.

Zombies unter Kannibalen
Das Wort "abstrus", welches ich eben für die Höllenhunde benutzte, macht hier schon keinen Sinn mehr. Wie auch vieles (alles?!) in diesem Film keinen Sinn macht. Ich sage ja immer, dass wenn man in die einem vorgesetzte Filmwelt eintaucht, dann irgendwann die vorgegebenen Dinge sinnstiftend werden. Aber auch dies geschieht hier nicht. Man landet IMMER in irgendeiner Sackgasse. Sackgasse Südseeinsel sozusagen. Es wird ein Sammelsurium an Unsinnigkeiten präsentiert, dass es eine Freude ist. Wer möchte schon immer alles erklärt bekommen. Wobei der Film dies ja vorgeblich versucht. Sachverhalte werden erklärt, weisen aber auch hier in die besagte Sackgasse oder sind sowieso schon klar. Ein Meilenstein von einem Film!

Sweet Sixteen - Süße Sechzehn
Die Sexklamotten der 70er und 80er waren ja nie so mein Fall. Das wird sich sicher auch nicht mit Sweet Sixteen ändern. Trotzdem natürlich interessant den vorliegenden Film im Kino auf 35mm zu sehen. Über die ganzen Vorgehensweisen und Streiche usw. der Charaktere kann man sich natürlich lustig machen, damit der Film einigermaßen unterhaltsam wird, aber insgesamt ist das alles schon sehr grenzwertig und auch unlustig schlecht gemacht. In Erinnerung bleiben natürlich ein bis anderthalb lustige Szenen (u.a. "Sind sie Kommunist?") und der J&B Konsum beim Wurstfabrikantenvater am Gartenpool. Wohlsein.

Das Auge der Spinne
J&B ist natürlich der Brückenschlag zum letzten Films des Wochenendes. Ich glaube ich habe noch nie einen Film gesehen, in dem solche Mengen den Schlund hinuntergespült werden! Überall steht eine Pulle mit dem gelbroten Gesöff herum. Einmal wird dann auch ein ca. 5-facher eingeschenkt.
Der Film an sich entpuppt sich als eher gemächlich gefilmtes Gangsterdrama. Ein absoluter Atmosphärefilm! Und die hat mich wirklich abgeholt. Das Ende ab dem Showdown mit dem groß aufspielenden Klaus Kinski ist dann schon groß. Hat mir sehr gefallen. Kein Film, dem ich jetzt entgegen gefiebert habe, aber ein guter Abschluss.
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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Beitrag von fritzcarraldo »

"So weit. Und nicht weiter!"
Columbo: Waffen des Bösen
(The Conspirators)
(USA 1978)
Regie: Leo Penn
Mit Peter Falk, Clive Revill.
Der irische Dichter Joe Devlin (Clive Revill) kauft in den USA im großen Stil Waffen für die Sinn Fein. Einer dieser Waffendeals geht schief und Devlin bringt den Waffenschieber um, was so dann Inspektor Columbo (Peter Falk) auf den Plan ruft.
"Waffen des Bösen" ist der letzte Fall Columbos der 70er Ära, bevor er mehr als 10 Jahre Pause einlegte, und man hat schon das Gefühl, dass alle Beteiligten sich noch einmal so richtig ins Zeug legen wollten. Daher schießt dieser Fall auch an manchen Stellen auch etwas über das berühmte Ziel hinaus. Aber unterhaltsam ist das Ganze alle mal. Der Inspektor ist nach dem bekannten Aufgalopp mit der üblichen Vorstellung des Täters gefühlt fast schneller als sonst präsent und auch ohne dass wir ihn bei der Tatort-Inspektion bewundern dürfen. Dies kommt dann sporadisch später. Auch dass der Dichter Devlin ein signiertes Buch am Tatort vergaß und dieser Umstand ihn jetzt im Prinzip schon sichtbar und klar für Columbo und die Zusehenden als Mörder entlarvt, gibt der Folge nur mehr Zeit sich um die ständigen Treffen von Devlin und Falk zu kümmern. Dabei wird getrunken, gedartet, philosophiert und um die Wette gelimerickt. Columbo darf dabei von stickenden Gewichthebern witzeln und scheint auch sonst den fast schon international größeren Fall regelrecht zu genießen. Wie schon angedeutet wirkt dies immer mal wieder etwas kritisch überdimensioniert, für mich war das aber schon sehr unterhaltsam, zeigt es doch nur wie schön die 70er Folgen waren, selbst wenn einiges dann doch aus dem Ruder läuft.
Und man lernt dabei noch so einiges dazu. Z.B. dass Sinn Fein übersetzt so in etwa "wir selbst" heißt. Und meine Recherche hat darüberhinaus ergeben, dass Clive Revell die Stimme vom Star Wars Imperator war. Zumindest so lange bis Lucas ihn für die neuen Fassungen wegrationalisiert hat.
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253932725_2324772574324646_5432909950412561865_n.jpg (95.7 KiB) 377 mal betrachtet
So. Info für das Filmtagebuch. Aus Zeitgründen ab sofort nur noch Kinobesuche.
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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Beitrag von fritzcarraldo »

Die inneren und äußeren Dämonen
A Dark Song
A_Dark_Song.jpg
A_Dark_Song.jpg (16.89 KiB) 342 mal betrachtet
Cinema/Bremen. Weird Xperience.
(GB/Irland 2016)
Regie: Liam Gavin
Mit Steve Oram,
Catherine Walker.
Sophia versucht den Tod ihres Sohnes zu verarbeiten. Sie möchte hierzu einen Schutzengel mit Hilfe eines uralten Rituals ins Diesseits herbeirufen. Sie hat zwar schon ein altes und abgelegenes Haus in Wales gemietet, kann die langwierige Prozedur aber nicht alleine durchführen. Sie heuert dazu den Experten Joseph an.
Es ist schon beeindruckend was dieser Low Budget Film zu bieten hat. Dieses 2-Personen-Stück zum Thema rituelle Beschwörung mit psychologischem Einschlag entwickelt seinen ganz eigenen Sog. Es fängt schon damit an, dass Regisseur Gavin vieles einfach voraussetzt. Keine große Erklärung zum Ritual und schon gar nicht, wieso und warum Joseph anscheinend einer der großen Experten auf seinem Gebiet ist. Und wie Sophia ihn gefunden hat, erfährt man auch nicht. Letztendlich ist dies auch egal. Was mit Sophia los ist, ist dann nicht unbedingt egal, auch weil sich ihre ganze eigene Story im Laufe des Films ändert und eben dies wichtig für das Ritual ist. Beeindruckend sind auf jeden Fall die Leistungen von Steve Oram und Catherine Walker, die hier eine teilweise grenzüberschreitende Tour-de-Force hinlegen. Dazu ein ganz eigenes Sounddesign, passend zur dunklen Stimmung im Haus.
Ich gebe zu, dass Geister, Dämonen und Haunted-House-Filme an sich oft nicht so meins sind, aber hier wird schon ein anderer Ansatz geboten, was A Dark Song sehr interessant macht. Das hatte ich zuletzt bei "Der Babadook".
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Re: fritzcarraldos 5-Punkte-Pressur-Film-Explosionstechnik

Beitrag von fritzcarraldo »

"Hyper-Horror-Wochenende" im City 46.
(Kommunalkino Bremen)
Vicious Fun
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258864281_1243055946215490_748303906816339878_n.jpg (111.62 KiB) 317 mal betrachtet
(Kanada 2020)
Regie: Cody Calahan
Mit Evan Marsh, Amber Goldfarb.
Es gibt sie ja immer wieder. Diese Filme, die die 80er Retro-Filme oder gar Serien zitieren oder was auch immer. Ich gebe ja zu, dass das alles nicht so meins ist. Dann doch gleich lieber die Sachen von damals schauen. Summer of 84 oder Turbo Kid bieten zwar einige nette Ideen, die ich auch gut finde, sie wirken aber dann doch eher wie besser gemachte Nerdfilme. Und selbst so eine Serie wie Stranger Things ging mir irgendwann nur noch auf den Senkel. Da würde ich mir sogar eher die beiden erstgenannten nochmal ansehen.
Bei Vicious Fun habe ich dann doch mal wieder eine Ausnahme gemacht. Ich stellte mir danach vor wie die Beteiligten des Films genau wie der Nerd-Protagonist und der Horror-Regisseur am Anfang zusammen saßen und eben diese EINE Idee hatten. 80er Nerd verirrt sich eine Selbsthilfegruppe für Serial Killer. Ja. Hört sich ganz gut an. Da hätte auch so einiges schief gehen können. Zum Glück lief dann das meiste ganz rund. Die Story um diese Serial Killer und dem besagen Nerd ist ganz solide. Die Figuren nerven eigentlich fast gar nicht und die Gags sitzen auch weitergehend und sind auch einigermaßen charmant. Dazu ist der Gore-Gehalt für so einen vermeintlichen Halloween-Knaller relativ hoch. Die Settings wechseln regelmäßig alle 15 Minuten vom China Restaurant über das Polizei-Revier bis zum Krankenhaus. Erste Längen gibt es dann im Polzei-Revier als dann die typischen 80er Bullen und ihre Verschrobenheiten immer wieder und wieder vorgeführt werden und man dann doch bemerkt, dass das eigentlich schon die ganze Zeit so war.
Aber alles in allem war das für einen spaßigen Samstagabend schon so okay.
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