Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Shortbus

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jogiwan hat geschrieben: So 25. Apr 2021, 07:42
jogiwan hat geschrieben: Mo 2. Mai 2016, 07:37 Halbwegs anspruchsvolle Filme mit authentischen Sex-Szenen gibt es ja mittlerweile gar nicht so wenig und das europäische Arthouse-Publikum gibt sich in diesem Punkt ja ohnehin offen und frei von falschen Vorurteilen. Das es aber einen amerikanischer Streifen benötigt um Sex unbefangen, leidenschaftlich und positiv einzufangen, hätte ich persönlich ja nicht gedacht, aber im Gegensatz zu Ulrich Seidl & Konsorten ist John Cameron Mitchell ein sehr optimistischer Film mit traurigen und lustigen Momenten gelungen, der doch sehr explizit daherkommt und sich dennoch nicht nur auf seine sexuellen Momente verlässt. Schon der Auftakt lässt nichts offen und ehe man sich versieht, sieht man die vorerst noch unbekannten Figuren in sehr eindeutigen Momenten und sich die Personen dennoch als interessant, lebendig, menschlich und durchaus problembehaftet offenbaren. In einem Club namens „Shortbus“ für sexuelle Offenheit und gesellschaftliche Außenseiter treffen sie alles aufeinander und haben eine gute Zeit und bekämpfen so ihre ganz persönlichen Dämonen. Zwar löst Sex sicher nicht alle Probleme der Welt, aber ein bisschen knattern hat ja noch nie geschadet und miteinander zu schlafen heißt ja auch sich näher zu kommen und das hat gerade in Zeiten, in der die Gesellschaft immer mehr auseinander zu driften scheint, ja auch noch nie geschadet.
Gestern wieder geguckt ist der Streifen immer noch super, auch wenn er vielleicht manchmal einen Ticken zu sehr in Richtung "First World Problems" und "Gutmenschen-Utopie" tendiert. Der Club ist hier ja quasi der Sehnsuchtsort für alle Menschen mit unerfüllten Sehnsüchten, die für einen kurzen Moment aus ihrem Leben, ihren Rollen und Beziehungen ausbrechen möchten. Trotzdem ein schöner, lustiger, trauriger und dennoch optimistischer Film, der mit seinen Themen erfrischend unverklemmt umgeht.
Ein optimistischer Film, der zeigt, dass es im Leben nicht immer einfach ist, aber man genau in der Zeit statt Trübsal auch etwas anderes blasen kann.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

My Big Fat Gay Wedding / Schwule Mütter ohne Nerven

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jogiwan hat geschrieben: Di 13. Nov 2012, 08:13 Im Gegensatz zu anderen Werken mit schwuler Thematik hat Regisseur Manuel Gómez Pereira mit "Reinas" a.k.a. "Schwule Mütter ohne Nerven" einen astreinen Gute-Laune-Film geschaffen, der bewußt schwer an den spanischen Regisseur Pedro Almodóvar in seiner mittleren Schaffensperiode erinnert und auch noch drei seiner Musen (Carmen Maura, Marisa Paredes und Veronica Forqué), Lluis Homar ("Zerissene Umarmungen"), sowie eine Handvoll begabter Nachwuchsschauspieler bietet. Humorvoll, aber nicht zu platt- tiefgründig, aber nie zu dramatisch und zu jeder Sekunde siner 106 Minuten schrill, spaßig und schwer unterhaltsam ergeben den perfekten Film für jeden Freund des spanischen Kinos und die es noch werden wollen.
Lustig, sommerlich und herrlich überzeichnet, auch wenn es hier im Grund ja weniger um die schwulen Paare, sondern deren Umfeld insbesondere den Müttern geht. Die sind natürlich durch das Ereignis wie "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" und überdrehte Verwicklungen bleiben nicht aus. Als Fan von Almodovar geht das als seichte Hommage auch durchaus in Ordnung, auch wenn etwas weniger Überdrehtheit und "Zufälle" sicher nicht geschadet hätten.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

East Side Story

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01.png (203.82 KiB) 123 mal betrachtet
Diego lebt im einem Latino-Viertel von Los Angeles und hilft nach dem Tod seiner Eltern seiner Oma in ihrem mexikanischen Lokal und träumt davon selbst einmal ein Lokal zu führen. Aufgrund der Vorurteile seiner Umgebung führt der Schwule ein geheimes Leben und trifft sich mit Pablo, der ebenfalls seine Neigung im geheimen auslebt. Als der Bezirk langsam gentrifiziert wird und ausgerechnet ein schwules Paar in die Nachbarschaft zieht, ist nicht nur die mexikanische und sehr konservative Nachbarschaft hochgradig alarmiert, sondern auch Diego beginnt zu entdecken, dass er sich nicht ein Leben lang verstecken kann und geht ebenfalls in die Offensive.

Handelsübliche Komödie für die Gay-Community, der in seinen guten Momenten Vorurteile von reichen Weißen und der mexikanischen Community in Amerika, manipulatives Verhalten sowie die Gentrifizierung aufgreift und in seinen überwiegend schlechten Momenten zotig-uniwtzig und völlig vorhersehbar ist. „East Side Story“ bietet ja wieder einmal die mittlerweile standardisierte und sehr episodenhafte Geschichte über einen jungen Mann, der vor seinem Coming-Out steht und verknüpft dieses mit allerlei Vorurteilen über Mexikaner, Weiße, Schwule, Hetero-Männer und Frauen und ist dabei leider weder sonderlich witzig. Da der Film durch und durch unterdurchschnittlich ist, klatscht man die drei Hauptdarsteller halbnackt auf das Cover und suggeriert Freizügigkeit, die der Film aber eher vermissen lässt. Ein paar lustige Momente gibt es ja schon, aber der Rest ist leider ziemlich mau und wirkt auf Dauer auch eher befremdlich, wenn sich unser Hauptdarsteller sehr aggressiv in das Verhältnis seiner beiden Nachbarn drängt. Filme wie diese gibt es ja wie Sand am Meer und unterscheiden sich ja eigentlich nur durch den Background, der dieses Mal mexikanische Einwanderer betrifft. Für das Entstehungsjahr 2006 wirkt „East Side Story“ dennoch irgendwie völlig altbacken und doof.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

8 Frauen

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01.jpg (54.73 KiB) 113 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Fr 17. Mär 2017, 07:34 Mit „8 Frauen“ hat der französische Regisseur François Ozon einen Streifen geschaffen, der in vielerlei Hinsicht eigentlich ganz großartig ist. Er beginnt ganz in der Tradition verkitschter Hollywood-Romanzen mit einem Setting, dass auch ganz eindeutig als Studio-Kulisse erkennbar ist und vereint in weiterer Folge Witz und Drama in einer Geschichte, die auch von Agathe Christie stammen könnte. Und während im Verlauf des kammerspielartigen Films ein Geheimnis nach dem anderen aufgedeckt wird, dass so gar nicht zum konservativen Bild der gutbürgerlichen Familie passt, darf jede der großartigen acht Schauspielerinnen in bester Musikfilm-Tradition auch einen auf ihren Charakter zugeschnittenen Chanson zum Besten geben. Grandios ist natürlich vor allem die Besetzungsliste, die das Who-is-Who der französischen Schauspielerinnen vor der Kamera versammelt. Catherine Deneuve als ewige Diva der unterkühlten Sorte, Fanny Ardant als impulsiv-emotionales Gegenteil und Isabelle Huppert darf als hysterische Augustine ebenfalls so richtig abgehen. Zwar wirkt die Inszenierung manchmal etwas arg altbacken, aber die Geschichte selbst bleibt voller Überraschungen und so ist es auch wenig verwunderlich, dass diese kurzweilige Mischung aus Kitsch, Kommerz und Anspruch mit viel Musik auch den Nerv des Publikums getroffen hat und in den Kinos vollkommen verdient ein großer Erfolg war und seinen Regisseur nach Werken wie „Sitcom“ und „Tropfen auf heiße Steine“ auch außerhalb der LBTG-Community bekannt machte und einen ordentlichen Popularitätsschub verpasste.
Herrlich turbulenter Film voller Überraschungen, der voll und ganz auf seinen weiblichen Cast zugeschnitten ist. Ozon lässt seine Damen trotz dunkler Geheimnisse in hellem Licht erstrahlen und zitiert Bühnen- und Filmvorbilder, ohne sich in einer reinen Hommage zu ergehen. Immer mit einem Fuß im artifiziellen Kitsch landet er auch einen schmissigen Hit, der sich auch immer wieder gut gucken lässt.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Plan Sexenal

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01.png (150.74 KiB) 100 mal betrachtet
Mercedes und Juan sind gerade erst in ein Haus in einen Außenbezirk einer Großstadt gezogen, die von Unruhen betroffen ist. Der nächtlichen Ausgangssperre zum Trotz veranstalten die beiden eine Party mit lauter Musik, die bei ihren neuen Nachbarn nicht gerade gut ankommt. Wenig später steht die Polizei vor der Tür und Juan bemerkt einen Mann, der gegenüber von seinem Haus wartet. Als er den Mann danach zur Rede stellt, scheint dieser Mercedes zu kennen und begehrt Einlass. Die Polizei wird nochmals gerufen und ein Beamter ersucht den Mann ebenfalls zum Gehen zu bewegen. Als in der Nacht die Unruhen in die Straße von Mercedes und Juan kommen ist das der Beginn alptraumhafter Entwicklungen, die auch die Beziehung der Beiden in ihren Grundfesten erschüttert…

Aus Mexiko kommen ja in den letzten Jahren durchaus spannende Filme und auch „Plan Sexenal“, was wohl „Sechjahresplan“ bedeutet macht da keine Ausnahme. Irgendwo zwischen David Lynch und Gaspar Noe entwirft Regisseur Santiago Cendejas einen alptraumhaften Blick auf ein Pärchen in einer mexikanischen Vorstadt, deren Beziehung durch das Auftauchen eines mysteriösen Fremden empfindlich erschüttert wird. Dabei ist der Streifen zum Teil recht ruppig, verwehrt dem Genre-Publikum jedoch eine zugängliche Geschichte. Diese bleibt auch recht sperrig und es bleibt dem Zuschauer überlassen, wie er die alptraumartigen Ereignisse deuten möchte. Cendejas schafft aber eine unheimliche und beunruhigende Atmosphäre, die sich durch die ebenfalls nicht näher erklärte Revolte oder Unruhen noch verstärken. Am Ende drifte die Geschichte ja ganz ordentlich ab und richtet sich wohl eher an ein aufgeschlossenes Publikum, dass keine allumfassende Erklärung benötigt. Die wenigen Rezensionen zu diesem Streifen lassen aber darauf schließen, dass auch andere Leutchen nach der Sichtung etwas ratlos waren. Das hat sich mittlerweile gelegt und zurück bleibt das durchaus gute Gefühl, mal wieder einen spannenden, sperrigen und vor allem unkonventionellen Streifen gesehen zu haben, der Arthouse-Drama, Home Invasion und Horror miteinander zu verbinden weiß.

Liquid Sky

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03.png (174.83 KiB) 100 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Do 16. Okt 2014, 07:54 „Liquid Sky“ ist ja nicht nur eine der zahlreichen Bezeichnungen für Heroin, sondern auch der Titel eines sehr schrägen Underground-Filmchen aus dem Jahr 1982, dass von dem russisch-stämmigen Regisseur Slava Tsukerman, der Designerin Nina V. Kerova und der Kunststudentin Anne Carlisle inszeniert wurde. Dabei ist der Streifen weniger der angekündigte Sci-Fi-Film, als viel mehr ein existenzielles Low-Budget-Underground-Drama über ein Model und ein interessantes Zeitdokument der New-Wave und Punk-Szene, das sich auch einer ungewöhnlichen Bild- und Ton-Ästhetik bedient, die mich irgendwie in der Machart an den deutschen Streifen „Kalt wie Eis“ erinnert hat. Die Geschichte über Aliens, die auf der Suche nach Botenstoffen sind, die von Drogensüchtigen beim Sex ausgeschüttet ist dabei eher nebensächlich und der Streifen konzentriert sich auch eher auf die androgyne Figur der Margret, die zwischen Penthouse-Wohnung und Underground-Club vom eigenen künstlerischen Anspruch, Drogenkonsum ihres Umfelds und Gleichgültigkeit ihrer Zeit zerrieben wird. Alles hochgradig speziell und künstlerisch in Szene gesetzt dürfte „Liquid Sky“ mit minimalistischen Synthie-Score auch eher ein Publikum ansprechen, dass sich an unkonventioneller Konzept-Kunst, theatralischen Darbietungen, Neon-Optik und derartigen Zeitdokumenten aus dem Underground erfreuen kann. Ich zum Beispiel!
Gestern wieder geguckt und noch immer ist "Liquid Sky" ein sehr ungewöhnlicher Streifen voller Zeit-, Lokalkolorit und ungewöhnlicher Sci-Fi-Geschichte, die eigentlich nur als Aufhänger dient um den Zuschauer einen spannenden Ausflug in das New York Anfang der Achtzigerjahre und eine drogengeschwängerte Subkultur aus Kunst- und Performance-Art zu präsentieren. Alles hochgradig faszinierend, unkonventionell, sperrig, schrill und längst vergangen und verloren. Wenn man aber schon nicht dabei sein konnte, so bleibt zumindest dieser Film, der mich auch immer wieder aufs Neue begeistert.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Kaboom

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01.jpg (19.46 KiB) 89 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Fr 21. Okt 2011, 09:30 Ganz großartiger WTF-Film, der für einen amerikanischen Streifen auch überraschend freizügig daherkommt. Irgendwo zwischen Coming-of-Age, Sex-Klamotte, Sci-Fi-Streifen und Donny Darko überzeugt das junge Ensemble von Gregg Arakis Film mit viel Eigen-Ironie und während des Filmes wird einem schon klar, dass es hier keine sinnvolle Auflösung mehr geben kann. Der Karren wird dann in den letzten Sekunden auch vollkommen an die Wand gefahren, was aber gar nicht mal so viel ausmacht. "Kaboom" ist lustig und unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Sekunde und das Ende schlichtweg "over the Top". Genauso, als hätte Takashi Miike eine Folge von "Beverly Hills 90210" inszeniert!
Lustiger Blödsinn von Greg Araki in Form eines 80 minütigen Brainstormings an schrägen Ideen, die hier alle in "Kaboom" gepackt wurden. Sex, Fun, Soap, Mystery und ein bissl Crime im erhöhten Tempobereich, das zwar nicht über die ganze Länge gehalten werden kann, aber doch ungemein unterhaltsam daherkommt. Die Darsteller sind jung, attraktiv und sympathisch, die Stimmung aufgelockert und augenzwinkernd und am Ende wird der Film dann auch seinem Titel gerecht. Macht auch beim wiederholten Male Spaß.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

LA-LA-Land

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Nach seiner abgeschlossenen Schauspielausbildung versucht Adam wie so viele sein Glück in Los Angeles und kommt bei seiner überdrehten Freundin Allison unter, die dem jungen Mann trotz chronischer Erfolglosigkeit im Schauspiel-Business mit Rat und Tat zur Seite steht. Den hat der attraktive Mann auch nötig, da die Stadt alles andere als auf die Talente des jungen Mannes gewartet hat. Als er nach ausbleibenden Casting-Terminen das Angebot bekommt, als Assistent eines Produzenten bei einer Firma für schwule Erwachsenenfilme zu arbeiten ist das der Beginn einer aufstrebenden Karriere, die sich nicht wie erwartet entwickelt und auch durch diverse Betten geht.

Los Angeles ist ja der Hoffnungsort für allerlei aufstrebende Schauspieler und -innen, die dann feststellen müssen, dass sich ohne Kontakte und anderen Dinge die Karrierepläne eher in Luft auflösen, als umzusetzen sind. Auch der junge Adam kommt voller Ambitionen nach L.A. und versucht dort sein Glück um dann ernüchternd festzustellen, dass eine Karriere als Schauspieler trotz vollem Körpereinsatz eher aussichtslos erscheint. Seine Chance als Erwachsenendarsteller durchzustarten, bleibt ebenfalls ungenutzt und so bleibt noch der Weg als Escort um sich einen Fuß in die Tür von Hollywoods Prominenz zu verschaffen. Alles recht leicht und humorvoll umschifft Regisseur Casper Andreas dezent dramatische Gefilde und hat mit der Figur der Allison auch einen humorvollen Sidekick für seinen Hauptdarsteller zur Stelle, mit dem sich alle Schicksalsschläge auch gut meistern lassen. Herausgekommen ist ein Film über das Scheitern von Träumen mit augenzwinkerndem Unterton und leicht märchenhaften Zügen, der sich gut gucken lässt, aber mit seinem handelsüblichen Themenmix auch nicht sonderlich nachhaltig erscheint.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Dunkle Gabe - In The Blood

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01.jpg (34.05 KiB) 63 mal betrachtet
Student Cassidy hat sein letztes Jahr am College und kümmert sich um seine Schwester Jessica, die ihr erste Jahr am Campus hat und verdrängt mehr schlecht als recht seine Homosexualität, die immer mehr sein Gefühlsleben bestimmt. Als mehrere Studentinnen vergewaltigt werden und Cassidy beginnt seltsame Visionen zu haben, ist das der Beginn alptraumhafter Ereignisse. Von seiner schrillen Tante erfährt Cassidy, dass er die Gabe des zweiten Gesichts hat und als er beginnt seine Schwester in kurzen Visionen blutüberströmt zu sehen, ahnt der junge Student dass seine Schwester, das nächste Opfer des Killers werden könnte.

Filme über Schwule sind ja üblicherweise seichte Komödien oder handfeste Dramen und ich bin über jeden Film froh, der nicht diese Schiene fährt. „Die Dunkle Gabe – In the Blood“ geht in Richtung Thriller mit übernatürlicher Komponente und präsentiert einen jungen Studenten, der zwischen seiner verdrängten Homosexualität und der Gabe der Hellseherei gebeutelt wird. Dabei entbehrt das Drehbuch nicht einer gewissen Komik, wenn man Visionen nur dann hat, wenn auch der Hormonspiegel entsprechend befeuert wird. Der Streifen möchte aber natürlich Ernst bleiben und stellt sich somit selbst ein Bein, wenn es zuweilen doch etwas lächerlich wird. Ansonsten bleibt der Streifen aber relativ zahm und leider wirkt auch nicht jeder Darsteller so toll, wie man es eben von derartigen Indie-Produktionen gewohnt ist. Das Ende wirkt aber etwas abrupt und wenn man nicht genau aufpasst, kann man die wahre Identität des Killers auch leicht übersehen. Insgesamt ein durchwachsenes, aber durchaus passables Genre-Kino mit Gay-Komponente, dass zumindest versucht, dem schwulen Auge nicht immer dasselbe zu präsentieren.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Morgan

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01.jpg (17.88 KiB) 53 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Fr 15. Nov 2013, 08:31 Kleiner und feiner, schwuler Indie-Film, der eine interessante Geschichte präsentiert, in dem ein professioneller Sportler nach einem Unfall sein Leben als Querschnittgelähmter wieder neu ordnen muss und mit Hilfe einer neuen Liebe einerseits die Lebensfreude wieder erlangt, aber so auch wieder in eine neue Abhängigkeit gerät. "Morgan" erzählt seine Geschichte aus der Sicht des Betroffenen und verzichtet größtenteils auf falsche Sentimentalitäten, während in der zweite Hälfte eher dramatischere Töne angeschlagen werden. Dabei werden auch Dinge wie Sex mit Behinderung, Barrierefreiheit und finanzielle Sorgen angesprochen, die den ehemaligen Sportler zu seinem Schicksal zusätzlich belasten. Dennoch ist "Morgan" ein sehr schöner, unspektakulärer und dennoch sehr berührender Film, der positiv bleibt und versucht die Situation der Betroffenen näher zu bringen, die im Alltag noch immer alles andere als einfach ist.
Auch hier würde ich meine Eindrücke wieder so unterschreiben. Schon allein der Gedanke an den Rollstuhl lässt ja viele völlig erschaudern und dennoch ist das Leben trotz Einschränkungen nicht zu Ende und muss irgendwie doch weitergehen. Der ehemalige Profisportler, der sich im Leben wie neu zurechtfinden muss, ist zudem noch schwul, was in der oberflächlichen Welt erschwerend dazu kommt. Dennoch findet er einen liebevollen, fast schon überfürsorglichen Partner, was neuerlich zu Problemen führt. Alles aber mit positiven Grundton und vielleicht auch einen Ticken zu unspektakulär. Dennoch ein durchaus schöner und optimistischer Film.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt

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jogiwan hat geschrieben: Di 27. Nov 2018, 07:11 Rosa von Praunheim hat sich mit „Nicht der Homosexuelle…“ ja nicht sehr viele Freunde gemacht und der Streifen über das Leben von Schwulen in der Großstadt bietet Stereotype und Klischees ohne Ende, die dann noch einmal hübsch überzeichnet und mit einem bissigen Kommentar versehen werden. Getreu dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ hat sich der schwule, deutsche Mann Anfang der Siebziger nach der Liberalisierung eines Gesetzes ja ganz bequem gemacht und vögelt lieber durch die Gegend und pflegt einen unreflektierten Körper- und Jugendkult, als sich über seine eigene Lage Gedanken zu machen um diese gesellschaftlich zu verbessern. Erst im letzten Abschnitt bekommt „Nicht der Homosexuelle…“ ja dezent die Kurve und portraitiert politisch aktive Männer, die nicht mehr bereit sind, ein Leben im gesellschaftlichen Abseits zu verbringen und bereit sind, für ihre Ideale und ihre Recht aufzustehen. Damit es aber soweit kommt, muss man den Schwulen wohl zuerst einen Arschtritt verpassen, was Rosa von Praunheim mit diesen doch sehr polarisierenden Werk auch sehr eindrucksvoll gelungen ist. Auch das Bonusmaterial der DVD ist sehr interessant und zeigt neben der Podiumsdiskussion in der ARD, die eher einem Tribunal gleicht auch eine Diskussion mit New Yorker Aktivisten, die von dem bewusst überzeichneten Werk ja so gar nicht angetan waren und die mehrfach an der Kippe zum Abbruch steht. Rückblickend natürlich ein sehr wichtiger Film, der viel für die Akzeptanz homosexueller Menschen bewirkt hat, auch wenn Rosa von Praunheim einen Weg wählt, der nicht vielen gefällt.

Lustig überspitzter und auf Krawall gebürsteter Film über schwule Lebenskultur und all seinen Fallstricken. Klar sollte man sich von so etwas nicht provozieren lassen, aber ganz so unrecht hat Herr Praunheim leider doch nicht, auch wenn man das nicht gerne hört. Am Kult um Jugend, Schönheit und Statussymbolen hat sich ja eigentlich nicht viel getan und auch die Verlogenheit, fehlende Selbstreflektion und der Hang zur Übertreibung in allen Facetten ist ja auch noch immer omnipräsent. Andererseits hat der Film unglaublich viel bewegt und kann daher auch nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ja, ich mag den sogar sehr.
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