Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Man who killed Hitler and then the Bigfoot

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01.jpg (38.26 KiB) 148 mal betrachtet
Dass „The Man who killed Hitler and then the Bigfoot“ nicht gerade mit dem schnellsten Erzähltempo daherkommt, wusste ich ja schon im Vorfeld, aber meinen Geschmack hat der auch so leider überhaupt nicht getroffen. Auch Helden werden alt und einsam und irgendwie gibt der Film auch nicht mehr her als diese ohnehin bekannt Botschaft, die hier unaufgeregt unter die Leute gebracht wird. Dass sich Zuschauer angesichts des Titels mehr Action erwarten mag schon sein, aber es passiert hier einfach nicht viel, außer dass sich die Höhepunkte im Leben des ruhigen und besonnenen Helden im starken Kontrast zu seinem sonstigen Leben stehen. Dazu Gewissenbisse, Alltagsroutine und abgeklärte Gespräche mit Außenstehenden. Passieren tut nicht viel und wenn, dann ist es meisten auch nicht sonderlich aufregend. Ein lustiger Titel macht nicht automatisch einen guten Film – eine kuriose Drehbuchidee und ein guter Schauspieler tragen nicht automatisch einen gesamten Film. Ich wäre fast geneigt zu behaupten, dass es sich hier um einen Film von einem alten weißen Mann für alte weiße Männer handelt und dann lese all die positiven Stimmen hier, sodass diese Behauptung ja auch wieder nicht stimmen kann. Schieben wir es also lieber auf meine Western- und Helden-Aversion :kicher:
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Fortress of Amerikkka

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01.png (161.87 KiB) 122 mal betrachtet
Der Halbindianer John kehrt nach einer mehrjährigen Gefängnisstrafe nach Tromaville zurück, wo er den Tod seines Bruders rächen möchte. Dieser wurde vom örtlichen Polizeichef hinterrücks erschossen und die einzige Zeugin mundtot gemacht. Dummerweise haben sich in der Nähe des beschaulichen Ortes aber auch eine Gruppe von durchgeknallten Söldnern namens „Fortress of Amerikkka“ niedergelassen, die alles niedermetzeln, was sich nur ansatzweise in die Nähe ihres Camps bewegt oder ihr Existenz gefährden könnte. Als sich alsbald die Leichen türmen, Johns Freundin von den Söldnern entführt wird und auch die Bevölkerung nicht länger gewillt ist, dem Treiben widerstandlos zuzuschauen, stehen die Zeichen auf Eskalation und die Hölle bricht über Tromaville herein.

Einfach nur wow: was Regisseur Eric Louzil dem Zuschauer zumutet, ist schon wirklich jenseits von Gut und Böse bzw. so konfus, dilettantisch und unterhaltsam, dass man es mit eigenen Augen gesehen haben muss. Zu Beginn erfährt der Zuschauer durch einen dramatischen Voice-Over-Kommentar, dass unser zweifelhafter Held zwischen die Fronten eines korrupten Polizeiapparats und gewaltbereiten Söldnern gerät. Dazu hat aber auch diese Figur noch allerlei dramaturgischen Ballast zu tragen und auch sonst scheint Tromaville nur von auftrainierten Knallchargen und großbrüstigen Blondinen bevölkert zu sein. Also ein riesengroßer Spaß für erwachsene Kinder mint Hang zu Krawall und Blödsinn im erhöhten Gewaltbereich, dass sich auch stets immer viel zu ernstnimmt. Die Geschichte ist Blödsinn, die darstellerischen Leistungen nicht immer optimal und jedes Mal wenn ein Durchhänger droht, fliegt irgendwas in die Luft oder jemand wird grausam exekutiert. Ganz hat sich mir das Treiben ja nicht erschlossen bzw. gibt es zwischendurch auch immer wieder seltsame Momente, die wohl der turbulenten Entstehungsgeschichte und dem niedrigen Budget geschuldet sind. Anstatt hier einzelne Dinge oder die Gesamtheit zu hinterfragen, sollte man sich auch eher zurücklehnen und staunen, was hier so alles am Bildschirm passiert. Unterm Strich bleibt ein testosteron-getränkter No-Brainer, der seine dünne Story mühelos mit brutalen Albernheiten überdecken kann. Interessant wäre auch, ob die deutsche Synchro den Wahnsinn dann noch das absolute Krönchen aufsetzen kann und über zweckdienliche Hinweise wäre ich natürlich dankbar.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

When the Gods fall asleep

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coffin.png (168.83 KiB) 113 mal betrachtet
Der mysteriöse Finis Hominis hat bereits in „End of Man“ gezeigt wie anfällig die Menschen für selbsternannte Erlöser und Heilsbringer sind und kehrt zurück in seine Zelle in der Nervenheilanstalt. Dort bleibt er jedoch nicht lange, da die Menschen nichts gelernt haben und weiter an ihrem Verderben arbeiten. Zuerst schlichtet er kulturelle Differenzen in den Slums, dann gebietet er satanistischen Riten auf einem Friedhof Einhalt. Bei einer Hochzeitsgesellschaft sorgt er ebenfalls für Ordnung, ehe ein dubioses und heruntergekommenes Stundenhotel und dessen Besucher aufgemischt wird. Am Ende des Tages kehrt Finis Hominis ins Sanatorium zurück und hat die Welt wieder ein Stück weit besser gemacht.

Nach „End of Man“ der Nachfolger mit dem mysteriösen Fremden im roten Umhang und Turban, dessen Treiben auch nie so wirklich klar wird. Auch in „When the Gods fall asleep“ geht es um gesellschaftliche Differenzen, menschliches Fehlverhalten und Kulturunterschiede, die mit dem Einschreiten von Finis Hominis gewaltfrei beendet werden. Jedoch tritt die Figur hier noch viel mehr in den Hintergrund und Marins lässt sich viel Zeit die heruntergekommenen Sitten, Riten und Gebräuche seines Landes zu portraitieren und lässt dabei kein gutes Haar an der brasilianischen Bevölkerung. Dabei gibt es leider auch eine Sequenz in der bei einem satanischen Ritual von völlig verrückten Menschen ein paar Hühner geopfert werden und die ist nicht nur extrem grausig, sondern auch kaum auszuhalten. Auch wenn Finis Hominis in seinem Wirken so etwas wie der absolute Gegenentwurf zu Coffin Joe darstellt, geht es offensichtlich auch nicht ohne drastische Schauwerte, auf die ich hier aber doch gerne verzichtet hätte. Ansonsten ist „When the Gods fall asleep“ wie schon der Vorgänger eine Mischung aus Mitternachtskino, Reportfilm und boshafter Satire, die jedoch auch sehr in seiner Entstehungszeit und Entstehungsort verhaftet ist und anderenorts wohl eher irritiert, als Begeisterungsstürme hervorruft.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Strange Hostel of Naked Pleasures

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coffin.png (168.83 KiB) 104 mal betrachtet
Eine mysteriöse Pension sucht über eine Stellenanzeige Personal, worauf sich an dem abgelegenen Ort auch zahlreiche hoffnungsfrohe Bewerber einfinden, die von Coffin Joe für die Neueröffnung ausgesucht werden. Wenig später finden sich in einer stürmischen Nacht auch die ersten Besucher ein und schon kurze Zeit später sind auch schon fast alle Zimmer des Hotels von den unterschiedlichsten Personen belegt. Doch der Ort. an dem die Uhren keine Zeiger haben und auch sonst nichts wie in einem normalen Beherbergungsbetrieb zu funktionieren scheint, hat seine Besucher nicht umsonst versammelt und schon wenig später entdecken die zahlreichen Hotelgäste auch das grausame Geheimnis von Coffin Joes seltsamer Pension der nackten Freuden.

Nach seinen Ausflügen als Heilsbringer „Finis Hominis“ ist unser werter Sarg-Josef nun wieder zurück und führt nun eine seltsame Pension am Rande der Stadt, die in einer stürmischen Nacht der Zufluchtsort diverser Personen wird. Nach einem Intro, in dem Coffin Joe durch halbnackte Frauen und Trommelsounds wieder zum Leben erweckt wird und einem Monolog zu Leben und Tod im Universum von sich gegeben hat, startet der bunt ausgeleuchtete Film und präsentiert dem Zuschauer ein Panoptikum aus unterschiedlichsten Figuren, die sich in der Pension einfinden. Dabei ist das Geheimnis des Ortes auch gleich einmal zu erahnen und wird den geeichten Genre-Fan auch nicht sonderlich überraschen. Die Inszenierung wirkt im Vergleich zu früheren Werken eher etwas verhalten und dürfte wohl auch schon unter dem Einfluss staatlicher Zensur entstanden sein. Dennoch ist „A Estranha Hospedaria dos Prazeres” ein durchaus interessanter Film, der mich auch ständig an italienische Genre-Produktionen erinnert hat. Irgendwie hat mich der Ort, die Ausleuchtung und die Szenen mit dem schlagenden Herz auch ständig an „Suspiria“ mit seiner surrealen Ausrichtung und entrückter Grundstimmung erinnert. Das mag jetzt etwas weit hergeholt klingen, aber diese Stimmung findet sich auch hier massig und als Zuschauer lässt man sich von Coffin Joe ja auch gerne an die finstersten Orte entführen. Unterm Strich ein Werk mit den üblichen Ingredienzien für Fans, die mit dem Schaffen des brasilianischen Regisseurs bereits vertraut sind – als eigenständiges oder Einstiegswerk wird „A Estranha Hospedaria dos Prazeres“ hingegen weniger punkten.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Inferno Carnal

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coffin.png (168.83 KiB) 93 mal betrachtet
Jorge Madeiros ist ein begnadeter Wissenschaftler, der voll und ganz in seinen Forschungen aufgeht und darüber auch seine Frau Raquel vernachlässigt. Diese stürzt sich in eine Affäre mit Jorges Freund Oliver und gemeinsam wird der Plan entwickelt Jorge aus dem Weg zu räumen. Dazu schüttet Raquel ihren Gatten Säure ins Gesicht, während Oliver Feuer legt, worin der erblindete Forscher verbrennen soll. Doch der Plan geht schief und Jorge überlebt mit entstelltem Gesicht und geretteten Augenlicht. Während Raquel nun mit Oliver zusammenlebt, der das Geld des Paares mit beiden Händen ausgibt, unterstützt Jorge seine untreue Gattin weiter finanziell und Raquel muss erkennen, dass sie einen großen Fehler begangen hat…

Mit „Inferno Carnal“ hat Regisseur José Mojoca Marins seinen wohl Story-technisch konventionellsten und zugänglichsten Film gedreht, was im Schaffen von Coffin-Joe-Erfinder jedoch nicht bedeutet, dass dieser in irgendeiner Weise harmlos ausgefallen ist. Der Zuschauer wird hier mit einer bitterbösen Geschichte konfrontiert, die teils auch recht herb ausgefallen ist. Die Säureattacke ist ja hübsch schmoddrig und auch eine echte Operationsszene an einem Auge sorgen für wohldosierten Ekel, während es ansonsten ebenso farbenfroh wie niederträchtig zur Sache geht. Das Schöne an den Filmen von Marins ist ja die Tatsache, dass man als Zuschauer ja auf alles gefasst sein muss und auch im Falle von „Inferno Carnal“ gibt es natürlich eine hübsche Überraschung. Zwar hätte man für meinen Geschmack vielleicht im Mittelteil das Tempo etwas anziehen können und es dauert auch etwas bis der Film in Fahrt kommt, aber das Ende entschädigt ja mal wieder für so manch kleinen Durchhänger davor. Unterm Strich ein wunderbar bunter und wilder Trip in die Niederungen menschlicher Gier und Rachegelüsten, der sich perfekt in das nihilistische und misogyne Weltbild von Coffin Joe einfügt und den aufgeschlossenen Zuschauer auch knapp 45 Jahre nach Erscheinen wohl noch immer mühelos in Staunen versetzt.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Pro-Life (Masters of Horror)

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01.jpg (24.76 KiB) 78 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Fr 27. Mai 2016, 09:31 Alles was Carpenter in „Cigarette Burns“ richtig gemacht hat, wird in „Pro-Life“ unter ähnlichen Voraussetzungen leider größtenteils in den Sand gesetzt. Passable Darsteller, eine durchaus gute Grundidee und selbstreferenzielle Zutaten wie das Monster-Design aus „The Thing“ oder der Belagerungszustand aus „Das Ende“ werden hier zu einem eher mauen Cocktail zusammengemixt, der nie so wirklich funzen mag und auch mit seinem Aufeinandertreffen sehr unterschiedlicher Glaubens- und Lebenseinstellungen langweilt. Ich muss aber auch zugeben, dass ich derartige Figuren wie die der rechtskatholischen Familie, die sich als verlängertes Sprachrohr Gottes sehen und glauben, ihre Prinzipien mit Waffengewalt durchsetzen zu müssen, auch so überhaupt nicht mag. Die restlichen Figuren bleiben farblos, das Setting der Abtreibungsklinik hat den Charme einer aufgepimpten Zahnarztpraxis und statt Atmosphäre und Grusel wird der Härtegrad in die Höhe geschraubt. Abgesehen von der Tatsache, dass das Thema Carpenter überhaupt nicht zu liegen scheint, wirkt „Pro-Life“ insgesamt auch eher wie eine lustlose Fingerübung und/oder Auftragsarbeit, die mit einem Mindestmaß an Kreativität und Herzblut erledigt wurde.
Gestern wieder mal geguckt und angesichts aktueller Ereignisse wirkt "Pro-Life" gleich noch einmal eine Ecke unsymapthischer. Nein, wahrlich keine Glanzleistung von Herrn Carpenter...
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Hallucinations of a Deranged Mind

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coffin.png (168.83 KiB) 68 mal betrachtet
Dr. Hamilton ist Psychologe an einer Klinik, der als Experte auf seinem Gebiet großes Ansehen bei seinen Kollegen genießt. Eines Tages wird er jedoch von furchtbaren Alpträumen verfolgt, in denen er nicht nur absolut groteske und furchtbare Szenen erlebt, sondern in denen er auch hilflos mitansehen muss, wie Coffin Joe seine Frau entführt um mit ihr den perfekten Nachkommen zu zeugen. Als die Alpträume immer schlimmer werden, seine Frau verzweifelt und auch seine Kollegen keine Lösung finden, kontaktieren diese mit Regisseur José Mojica Marins den Schöpfer der Kunstfigur um gemeinsam und unter Hypnose die Ursache der Halluzinationen und Alpträume herauszufinden – mit fatalen Folgen…

Nach den vielen Filmen mit Coffin Joe war es 1978 wohl an der Zeit für eine Art Werkschau bzw. Best-of, die hier in „Hallucination of Derranged Mind“ dem Zuschauer präsentiert werden. In der Mini-Rahmenhandlung von gequälten Psychologen und Regisseur Marin verschwimmen Fiktion und Realität und der Hauptteil des Films besteht aus neu zusammengestellten Szenen aus Höllenfahrten, Alptraumsequenzen und brutalen Momenten aus dem vorangegangenen Schaffen des umtriebigen Regisseurs. Diese sind grotesk, wild, schmoddrig und teils kostengünstig, aber dennoch gut gemacht. Vieles kennt man ja bereits aus den Coffin-Joe-Filmen, teils nun auch in colorierten Versionen und dennoch machen viele unbekannte Szenen große Lust auf die Streifen, die es bislang noch nicht zu einer internationalen Auswertung geschafft haben. Andererseits werden diese Szenen auch ohne Unterlass auf den Zuschauer abgefeuert, sodass sich schon auch eine Art Übersättigung breit macht und die schockierenden Szenen losgelöst von ihren eigentlichen Filmen, können dann auch nicht ihre volle verstörende Kraft entfalten. Spannend auch die Art und Weise, wie hier die Distanz von Regisseur zu seiner Kunstfigur geschaffen wird, die sich wohl auch auf eine gewisse Art und Weise verselbstständigt hat. So ist der Streifen aber mehr eine Art FX-Präsentation und die sind im Falle von Coffin Joe ja trotz bescheidener finanzieller Mittel auch immer gut gemacht und verfehlen ihre Wirkung nicht. „Hallucination of a Derranged Mind“ ist mehr Fan-Service als herkömmlicher Film und eignet sich als Zusammenschnitt auch sehr gut für die psychedelisch-infernalische Horror-Party am Rande des Wahnsinns und darüber hinaus.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Embodiment of Evil

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coffin.png (168.83 KiB) 61 mal betrachtet
Der totgeglaubte Coffin Joe wird nach 40 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und zieht sich mit seinem Gehilfen Boris in ein Versteck in den Favelas zurück. Dort haben sich zwar die Gegend und Bewohner verändert, aber nicht die Pläne des Leichenbestatters einen männlichen Nachkommen zu zeugen. Während er Zeuge wird, wie die Bevölkerung von der korrupten Polizei eingeschüchtert wird, wird auch Coffin Joe weiterhin von den Geistern seiner Vergangenheit verfolgt. Das hindert den düsteren Leichenbestatter aber nicht an seinen Treiben und mit Gleichgesinnten und Untergebenen lässt sein seinen blutigen Satanskult wieder aufleben und schlägt dabei auch gegen seine Widersacher unerbittlich zurück.

Als Abschluss meiner Sarg-Josef-Reihe stand nun auch „Embodiment of Evil“ am Programm, den Regisseur José Mojica Marins knapp vier Jahrzehnte nach seinem letzten Coffin-Joe-Streifen nachgeschoben hat. Als Fan seiner Werke fühlt man sich aber trotz neuzeitlicher Optik aber irgendwie gleich wieder gut aufgehoben und auch wenn die surreale Komponente seiner Filme nur noch ansatzweise vorhanden ist, bietet „Embodiment of Evil“ genug Sex und Gewalt um sich gleich wieder gut aufgehoben zu fühlen. Auch wenn der diabolisch grinsende Mann mittlerweile sichtlich gereift ist, und die Monobraue und der Bart nicht mehr ganz so pechschwarz daherkommen, so hat sich doch am Wesen der Kunstfigur wenig geändert und der Mann und sein Gefolge gehen auch wenig zimperlich zur Sache, wenn es darum geht, die Polizei in Zaum zu halten, Leute einzuschüchtern und einen männlichen Nachkommen zu zeugen. Die Verweise zum früheren Schaffen sind gut in die Geschichte eingewoben, die Geschichte durchaus passabel und auch das Ende wartet wieder mit der ein- oder anderen Überraschung auf. Wie auch in der Vergangenheit muss man „Embodiment of Evil“ aber als Teil des Ganzen betrachten und als eigenständiger und/oder gekürzter Film wird dieses Spätwerkt auch nicht funzen. In der Gesamtbetrachtung macht „Embodiment of Evil“ aber durchaus Laune und fügt sich harmonisch in das Schaffen eines Mannes ein, dessen Werke und Schaffen vor allem hierzulande eigentlich viel mehr Beachtung verdient hätten.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Horror Express

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01.jpg (126.41 KiB) 39 mal betrachtet
Wunderbarer Streifen mit herrlich haarsträubender Geschichte und einem Cast, dass einem die Ohren schlackern. Der Film hält sich ja auch nicht mit Kleinigkeiten auf, sondern startet gleich mal Vollgas und stellt in seinem Verlauf auch gleich mal ein paar universelle Dinge in Frage. Auch wenn das Ambiente des Transsibirischen Zuges etwas bieder wirkt, so sind es die Geschichte und Effekte ja mal gar nicht und wenn man als Zuschauer glaubt, dass man das Geschehen sowieso nicht mehr toppen kann, kommt auf einmal Telly Savalas ins Spiel. Man will ja nichts verraten, aber was hier so abgeht, sollte man wirklich mit eigenen Augen gesehen haben. Die Ernsthaftigkeit britischen Hammer-Horrors trifft auf spanisches Genre-Kino, dass zu dieser Zeit ja mit allerlei kruden Filmen und ungewöhnlichen Geschichten aufwarten konnte und vereint die besten Teile aus beidem. Alles, aber auch alles absolut sympathisch, überraschend und vor allem bis zum Ende mit ganz, ganz großen Wohlfühlfaktor. Von mir aus, hätte der Streifen auch ruhig noch etwas länger dauern können - so sind es "nur" 87 Minuten im Höllenexpress ohne Wiederkehr, die man sich aber keinesfalls entgehen lassen sollte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Door II - Tokyo Diary

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01.png (133.48 KiB) 25 mal betrachtet
Ai ist zwanzig Jahre und lebt in Toyko, wo sie als Call-Girl arbeitet, die sich ihre Einsätze sinngemäß von einem Telefondienst vermitteln lässt. Sie liebt den Nervenkitzel, lernt die unterschiedlichsten Männer kennen und hat dabei auch keinerlei Berührungsängste, was ihre sexuellen Dienste anbelangt. Als sie auf den Kunsthändler Mamiya trifft, ist sie von dem Mann fasziniert, der jedoch durchaus ungewöhnliche Dienste von ihr verlangt und auch sonst ist das Leben als Prostituierte alles andere als ungefährlich. Doch Ai ist stark, neugierig und aufgeschlossen und lässt sich ihre Tätigkeit auch von Rückschlägen nicht vermiesen.

Mit „Door“ hat Regisseur Banmei Takahashi ja einen durchaus spannenden und brutalen Home-Invasion-Slasher geschaffen, der mich vor kurzen doch ziemlich begeistert hat. Wer mit „Door 2“ nun ein ähnliches Kaliber erwartet, wird aber wohl schon in den ersten Minuten enttäuscht werden, da der vermeintliche Nachfolger außer dem Titel und einer weiblichen Perspektive auf seltsame Männer kaum etwas mit seinem Vorgänger gemein hat. „Door 2“ geht auch in die Richtung Pink-Film und präsentiert uns den Alltag einer Prostituierten und ihre durchaus skurrilen Begegnungen mit Männern. Diese werden im Verlauf des Streifens auch immer wilder und gipfeln in der Mitte bei einem Dreier mit einem Sadisten mit Schere. Dennoch kommt der Film nie wirklich in Fahrt und japanische Streifen und Erotik-Dramen wie diese gibt es wohl auch wie Sand am Meer, sodass mich „Door 2“ auch nicht sonderlich begeistert hat. Zwar ist der Einblick in das Leben eines Call-Girls durchaus ansprechend gefilmt und auch gut gespielt, aber die Höhepunkte sexuelle wie schmoddrig sind rar gesät und irgendwie Herausragendes sucht man ebenfalls vergeblich. So ist „Door 2“ das typische Frühneunziger Erotik-Drama mit selbstbewusster Titelfigur und vielen seltsamen Männerfiguren, welches episodenhaft und mittelprächtig ausgefallen ist.
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