Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Prey - Beutejagd

Bild

Tierärztin Lizzy arbeitet im Zoo von Amsterdam und ärgert sich gerade über ihren untreuen Freund, als sie von der Polizei zu einem Tatort in der Nähe der Stadt gerufen wird. Dort finden sich zerfetzte Leichen und Spuren, die eindeutig auf ein sehr großes Raubtier schließen lassen. Als wenig später auch Leichenteile in der Stadt gefunden wird, ist klar, dass ein riesiger Löwe in Amsterdam sein Unwesen treibt und sich die Bevölkerung in größter Gefahr befindet. Als die Versuche der Polizei den Löwen im Vondel-Park zu fangen scheitern, informiert Lizzy einen alten Bekannten, der als Großwildjäger einen guten Ruf genießt, doch auch dieser exzentrische Mann unterschätzt die Bestie, die weiter eine blutige Spur durch die Grachtenstadt zieht.

Die liebliche Stadt Amsterdam hat ja bei Dick Maas schon einiges erleiden müssen und nach Serienkiller im Neopren-Anzug, verrücktspielenden Aufzügen, verfluchten Nikoläusen ist es dieses Mal ein ausgewachsener Löwe, der die Stadt unsicher macht. Dabei hat „Prey – Beutejagd“ auf den ersten Blick auch wieder die typische Mischung aus blutigem Horror, Augenzwinkern, schwarzen Humor und Charakteren von sympathisch bis skurril, die hier aber leider nicht so wirklich zünden will. Tierhorror geht ja eigentlich immer und ist hier auch sehr gut und blutig inszeniert, aber die Geschichte herum ist bestenfalls mittelmäßig und kommt irgendwie auch nicht vom Fleck. Alles was sich Maas abseits der Raubtier-Attacken einfallen hat lassen, ist irgendwie wenig originell oder hätte man irgendwie weglassen oder besser machen können. Dann gibt es wieder Momente, die herrlich schwarzhumorig sind, sodass man „Prey – Beutejagd“ mit eineinhalb zugedrückten Augen doch noch irgendwie empfehlen kann. Europäischer Horror ist ja dann auch immer noch besser, als vieles aus den Staaten und auch wenn der Löwe animiert ist, so gibt es bei den Opfern noc hübsch handgemachte Effekte. Insofern kann man Maas‘ Streifen schon gucken, auch wenn man sich hier kein zweites „Amsterdamned“ erwarten sollte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Lebendig skalpiert

Bild

Ein junges Apachen-Mädchen auf der Jagd gerät unfreiwillig zwischen die Fronten des amerikanischen Bürgerkriegs und rettet einen verletzten Soldaten mit Indianer-Magie vor dem sicheren Tod, der dummerweise daraufhin völlig entstellt wird und auch noch den Verstand verliert. Getrieben von dem letzten Befehl seines verstorbenen Kommandanten, versucht diese eine Flagge zu beschützen und tötet dabei alles was ihm dabei in die Quere kommt. Vom Sheriff, über die feuchtfröhlichen Besucher eines Saloons bis hin zu frommen Siedlern hat niemand eine Chance gegen die scheinbare Übermacht des barbarischen Killers, bis abermals das Indianermädchen ins Geschehen eingreift.

Jochen Taubert, der selbsternannte Outlaw des deutschen Independent-Films präsentiert dem Zuschauer in seinem neuesten Werk eine krude Mischung aus Westernelementen in deutscher Flora und Fauna mit dem üblichen Humorverständnis, viel Improvisation und etwas handgemachten Gore, sowie viele visuelle Effekte aus dem Rechner. Da man die Handlung des blumig betitelten Streifens aufgrund der gezeigten Bilder, die in einem anderen Kontext entstanden sind ohnehin nicht so wirklich raffen würde, gibt es einem Sprecher im Off, der die wichtigsten Dinge erläutert. Mittendrin schwenkt der Film dann ohnehin in eine andere Richtung und mit den Darstellern vom Vorgängerfilm „Die Papsttochter“ gibt es eine Art Western-Historienfilm-Slasher-Crossover und weiteren Szenen die irgendwie thematisch zusammengeklöppelt wurden. Herausgekommen ist natürlich abermals kein guter oder unterhaltsamer Film und Taubert macht ja auch keinen Hehl daraus, dass er sich in seiner Nische nun einmal sehr wohlfühlt und an eine Änderung seines Konzepts nicht im Geringsten gedacht ist. Gore, Titten, Trash - Fans gibt es offensichtlich immer noch genug und der Rest besteht wohl aus unverbesserlichen Filmfans, die sich aus einem Restfetzen Neugier das Ganze ebenfalls antun und scheinbar unbelehrbar sind. Also bin in diesem Fall wohl auch ich der Dumme, der auch kein Mitleid verdient hat.

The Furies

Bild

Kayla und Maddie sind zwei junge Mädchen, die sich Gedanken über ihre schulische Zukunft machen, als ihnen die weiteren Entscheidungen unvermittelt abgenommen wird. Entführt, verschleppt und mit einem Implantat versehen findet sich verschreckte Kayla im Outback wieder und ist nun Teil eines ominösen Spiels, bei dem es um Leben und Tod geht, bei dem sich sechs junge Frauen mit einer zahlenmäßig gleichen Gruppe von maskierten Killern konfrontiert sieht. Auf der Suche nach ihrer Freundin Maddie, trifft sie auf andere weibliche Teilnehmerinnen, bei denen es mit der Solidarität nicht weit her ist und Kayla muss trotz körperlichen Handicap erkennen, dass sie zur Kämpferin werden und über sich hinauswachsen muss, wenn sie ihre Freundin retten und das grausame Spiel überleben will.

„The Furies“ wird ja momentan als neueste Splattergranate gehandelt, die aktuell natürlich auch nur im superlimitierten Mediabook erhältlich ist. Der australische Streifen sieht auch gut aus und punktet auch mit tollen Kostümen und einer kompromisslosen Härte, die teils auch detailfreudig in handgemachten Effekten präsentiert wird. Inhaltlich agiert Tony D’Aquino bei seinem Wald- und Wiesen-Slasher jedoch wesentlich bescheidener und präsentiert eher uninteressante Figuren in einem ominösen Spiel, dass auch nicht großartig näher beleuchtet wird. Herausgekommen ist ein eher unterdurchschnittliches Werk aus der Indie-Ecke, dass wohl auch nur aufgrund seiner Gore-Spitzen in bestimmten Kreisen Beachtung findet und ansonsten bei aller Liebe zum Genre doch arg mittelprächtig daherkommt. Die Hauptdarstellerin macht ihre Sache ja noch recht gut, doch statt Spannung und Mitfiebern ist bei „The Furies“ eher eine reine Nummernrevue angesagt, die außer Blut und Beuschel auch nicht viel zu bieten hat. Und ehrlich gesagt ist auch nur der erste Mord sehr herb, während man den Rest in anderen Filmen aus der Ecke auch schon mehrfach gesehen hat. So bleibt leider sehr viel Durchschnitt, Style over Substance und ein Werk, dass man sicherlich nicht unbedingt gesehen haben muss.

Ready or not

Bild

Am Tag ihrer Hochzeit ist Grace aufgeregt, da sie als Quasi-Normalo in eine reiche, wie exzentrisch anmutende Familie einheiratet und nicht jeder von der Familie des Bräutigams damit einverstanden scheint. Diese Bedenken werden jedoch zur Seite geschoben und am Ende sind die beiden auch glücklich verheiratet. Der weitere Verlauf des Abends entwickelt sich ebenfalls nicht wie geplant, als das frisch verheiratete Paar um Mitternacht in einem Raum gerufen wird, wo die Braut als Ritual an einem Spiel teilnehmen muss. Was als Versteckspiel beginnt, wird jedoch zum Überlebenskampf auf Leben und Tod als klar wird, dass die Familie des Bräutigams ein blutiges Familiengeheimnis beherbergt und sich die Braut auf einmal mit List und Waffengewalt gegen die neue Verwandtschaft wehren muss…

Mit „Ready or Not“ ist den beiden Regisseuren Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett ein kurzweiliger Slasher mit übernatürlicher Komponente gelungen, der hübsch blutig, überzeichnet und spaßig daherkommt. Die durchaus übliche Angst vor der neuen Verwandtschaft entpuppt sich am Tag der Hochzeit für die hübsche Grace als durchaus berechtigt, als sich in der Nacht auf einmal schreckliche Familiengeheimnisse auftun und die Braut am vermeintlich schönsten Tag ihres Lebens um selbiges kämpfen muss. Dabei erinnert der Streifen teils etwas an „You’re next“ – bietet aber weitere Überraschungen, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Am besten ignoriert man ohnehin die obigen Zeilen der Inhaltsangabe und lässt sich gleich gänzlich überraschen. Zwar dürfte die Geschichte manchen etwas zu haarsträubend sein und auch die Figuren viel zu überzeichnend erscheinen, aber ich fand die ganze Sause sehr unterhaltsam und für eine 16er-Freigabe ist der Streifen ebenfalls überraschend zeigefreudig. Wer turbulente Filme mit Blut, Humor und krassen Kills mag, ist hier jedenfalls an der richtigen Adresse und auch wenn es vielleicht nicht zum Klassiker reichen wird, so ist den beiden jungen Regisseuren doch ein richtiger Crowd-Pleaser mit einer tollen Hauptdarstellerin gelungen, der im Kino sicherlich rockt, aber auch zuhause großen Spaß macht.

Contagion

Bild

Ich hab ja irgendwie noch nie einen Streifen geguckt, der irgendwie näher am Puls der Zeit war als "Contagion" am 17.03.2020 - dem zweiten Tag der Covid-19-Maßnahmen in Ösien. Jetzt hab ich den nochmal geschaut und es ist eigentlich faszinierend zu sehen, wie punktgenau über weite Teile dieser Streifen realitätsnah bleibt. Schön auch zu sehen, dass uns das letzte Drittel des Streifens vorerst erspart geblieben ist - ich hoffe inständig, das bleibt auch so.

Bloody Beach

Bild

Die Mitglieder eines Chatrooms beschließen und organisieren eines Sommertages einen Ausflug an den Strand um sich endlich persönlich kennen zu lernen. Dort angekommen ist man einander durchaus sympathisch, als man entdeckt, dass hinter dem jeweiligen Nicknames auch ganz normale Personen stecken. Die eigentlich gute Stimmung kippt jedoch, als abends nach etwas Alkohol und einigen anonymen Droh-Mails das Gespräch auf einen User namens „Sandmannz“ kommt, der von den anderen aus dem Chatroom gemobbt wurde und angeblich Selbstmord begangen haben soll. Und tatsächlich scheint ein Unbekannter den Ausflug zu nutzen, um sich an den Leuten zu rächen und geht dabei auch wenig zimperlich zur Sache.

Südkoreanischer Teenie-Slasher mit Anleihen bei Filmen wie „Scream“ oder auch „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und dieses mit einer Internet-Chatroom-Thematik des Milleniums verbietet. Die im Film gezeigten Chatrooms sind ja mittlerweile auch Geschichte und irgendwie erscheint „Bloody Beach“ in diesem Punkt ja auch schon etwas angestaubt und hechelt auch sonst immer etwas zu offensichtlich seinen großen Vorbildern hinterher. Der erste Mord im Zug erinnert ja an Argentos „Sleepless“, der Heckenscherenmord an „The Burning“ und dennoch kommt die ganze Sause trotz einiger brutaler Momente nicht so wirklich in Schwung. Die deutsche DVD hat zudem keine Einblendungen bei Mails und anderen Nachrichten, die für den Handlungsverlauf jedoch sehr wichtig sind. Zum Glück lag mir dazu ja auch noch eine andere DVD vor, bei dem das aber der Fall ist und bei dem die Story dann auch etwas schlüssiger erscheint, als in der deutschen Fassung, wo man nie genau weiß, warum jetzt die Leutchen so oder so auf etwas reagieren. Insgesamt betrachtet lässt sich „Bloody Beach“ als Fan asiatischer Werke und Slasher auch aufgrund der kurzen Laufzeit schon gucken, aber wenn dann wohl nicht in der deutschen Fassung, bei der auch die Synchro nicht wirklich überzeugt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Party Monster: The Shockumentary

Bild

Michael Alig war Anfang der Neunziger der bekannteste Party-Veranstalter von Manhatten, der mit seinen Club Kids einen völlig hedonistischen Lebensstil propagierte. Mit extravaganten Kostümen, angesagten DJs, dem Fehlen von Berührungsängsten und jede Menge Sex und Drogen machte er seine Partys zu legendären Happenings, mit denen er den Puls der Zeit im Big Apple traf. Doch jede Party ist auch irgendwann zu Ende und für Michael Alig war dieser Moment gekommen, als er seinen Wohnungskollegen und Drogen-Dealer im Streit ermordete und dessen zerstückelte Leiche in den Hudson River warf.

Der Name Michael Alig taucht ja immer wieder auf, wenn man sich etwas für etwas abseitige Partykultur der Neunziger und dessen Schattenseiten beschäftigt. Seine Auftritte in Talkshows gibt es auf Youtube und eine Zeit lang waren er und seine Club Kids in den Anfangstagen der Rave-Culture auch die angesagteste Truppe im Big Apple, die mit ihren Verhaltensauffälligkeiten auch auf großes Interesse stießen. „Party Monster – The Shockumentary“ ist aber leider keine sonderlich ausgewogene Doku und beschäftigt sich eher mit plakativen Momenten seiner Karriere, sowie dem Vorführen ehemaliger Wegbegleiter, die ja alle gut von dem zweifelhaften Ruhm ihres verurteilten Weggefährten leben. Insofern beleuchtet die Doku schon einen Haufen sehr unsympathischer Figuren, denen der Mord auch eher am Allerwertesten vorbei geht. Stattdessen geht es um Sex, Drogen, noch mehr Drogen und Drogen. Dazwischen Ausschnitte von Party-Events wie Champagner-Einlauf, Drag-Contest und Drogen, sowie Drogen und noch mehr Drogen. Ja, die Neunziger waren ja schon eine wilde und unbeschwerte Zeit und „Party Monster“ versucht auch erst gar nicht hinter die Fassade des durchwegs erfolgreichen wie exzentrischen Party-Promoters zu blicken, sondern setzt dieser Zeit als einstündige Freakshow-Parade ein eher einseitig verklärtes Bild um die Sensationsgier des Publikums zu befriedigen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Party Monster

Bild

Michael Alig war Anfang der Neunziger der bekannteste Party-Veranstalter von Manhatten, der mit seinen Club Kids einen völlig hedonistischen Lebensstil propagierte. Mit extravaganten Kostümen, angesagten DJs, dem Fehlen von Berührungsängsten und jede Menge Sex und Drogen machte er seine Partys zu legendären Happenings, mit denen er den Puls der Zeit im Big Apple traf. Doch jede Party ist auch irgendwann zu Ende und für Michael Alig war dieser Moment gekommen, als er seinen Wohnungskollegen und Drogen-Dealer im Streit ermordete und dessen zerstückelte Leiche in den Hudson River warf.

Nach der selbsternannten „Shockumentary“, die so schockierend ja nicht ist, nun der Spielfilm von denselben Regisseuren, der in Anlehnung daran ein paar Jahre danach entstanden ist. Meine Kritik an der Doku ist ja auch auf den Spielfilm umzulegen und „Party Monster“ bleibt stets an der Oberfläche und zeugt meines Erachtens nicht gerade von großem Interesse an seinen Figuren. Diese werden als hedonistische Freaks inszeniert, die stets im Mittelpunkt stehen wollen und alles in Kauf nehmen um entweder auf positive oder negative aufzufallen. Dabei hat der Film gute Settings und auch bei den Darstellern hat man durchaus ein glückliches Händchen bewiesen, aber das Ganze wirkt trotzdem wie eine seelenlose Freakshow, die nur dazu dient, Kostüme und Leute vorzuführen, den Mord im Drogenrausch auszuschlachten und von dem zelebrierten Partyfeeling der New Yorker Clubszene ist hier auch kaum etwas zu spüren. Noch dazu wirkt es so, als hätte man die Fakten für den Spielfilm eher verharmlost, was ebenfalls nicht wirklich nachvollziehbar bleibt. Aus der Geschichte hätte man jedenfalls viel, viel mehr machen können, als das vorliegende Werk, dass der aufsehenerregenden Geschichte und seinem Umfeld kaum gerecht wird.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Ritual

Bild

Eine Gruppe von in die Jahre gekommenen Freunden sind gerade noch mit gemeinsamen Urlaubsplänen beschäftigt, als wenige Stunden später ein schreckliches Ereignis einen von ihnen aus ihrer Mitte reißt. Um dem Verstorbenen eine Ehre zu erweisen, wird dessen Plan eine Reise nach Schweden zu machen um dort wandern zu gehen von den anderen sechs Monate später verwirklicht. Mitten in der unberührten Schönheit eines schwedischen Nationalparks brechen aber nicht nur unverarbeitete Konflikte hervor, auch sonst läuft der Trip nicht wie geplant, als man in den unberührten Wäldern auf Hinweise von Hexerei und eines Naturkultes stößt. Als sich wenig später die mysteriösen Ereignisse häufen und sich die Gruppe zunehmend verfolgt fühlt, wird das Verhältnis der Freunde auf eine tödliche Probe gestellt.

Die Konstellation Zivilisation gegen Naturreligion gab es ja auch schon in vielen Filmen und egal ob in „The Wicker Man“, „The VVitch“ oder „Midsommar“ – meist verläuft die Konfrontation ja mit drastischem Ausgang. Auch in „The Ritual“ ist das natürlich wenig anders und die vier Freunde, die in den schwedischen Wäldern auf ein schreckliches Geheimnis stoßen, haben ja zusätzlich noch weitere Probleme im Gepäck, die in der Krisensituation hervorbrechen. Dabei ist „The Ritual“ vor allem schön gefilmt und in der ersten Hälfte auch ziemlich gruselig gemacht. In der zweiten Hälfte wird dann meines Erachtens etwas zu viel gezeigt, was zwar auch noch immer solide ist, aber dem Ganzen etwas von seiner unheimlichen Note nimmt. Interessant auch die erwachsenen Figuren und die eher ruhige Erzählweise, mit der sich „The Ritual“ angenehm von anderen Horrorfilmen mit akutellem Produktionsdatum abhebt. Dazu kommen wunderbare Bilder von unberührter Natur und dichten Wäldern, die ebenfalls sehr schön eingefangen wurden und eine unheimliche Atmosphäre. Insgesamt ist der Netflix-Streifen schon gelungen und reiht sich angenehm in die Reihe dieser Filme auch wenn die Mischung und Backwood-Horror, Heidentum und Opfer-Thematik in letzter Zeit meines Erachtens in Filmen doch auch etwas überstrapaziert wurde und „The Ritual“ der Thematik trotz seiner Funktionalität nicht wirklich etwas Neues hinzufügen kann.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Miracle Mile - Nacht der Entscheidung

Bild

„Miracle Mile“ ist schon ein sehr seltsam anmutender Streifen, der zuerst wie eine Liebeserklärung an das Los Angeles der vergangenen Tage inklusive Art-Deco-Architektur erscheint um dieses dann im zweiten Teil des Streifens gehörig in Schutt und Asche zu legen. Was wie ein romantischer Liebesfilm beginnt, kippt ja recht unvermittelt in ein Endzeit-Szenario, als uns Protagonist irrtümlich einen Anruf entgegennimmt, der ihm verrät, dass sich nukleare Raketen auf dem Weg nach Los Angeles befinden und die Welt, so wie wir sie kennen, ungefähr noch eine Stunde weiter existieren wird um dann ins postapokalyptische Chaos zu stürzen. Leider wollte trotz der originellen Ausgangslage und der durchaus ambitionierten Herangehensweise der Funke nie so richtig überspringen und es krankt ja gleich an mehreren Dingen. Die Leutchen, die sich um vier Uhr in der Früh im Diner zusammenfinden sind natürlich ein Querschnitt der amerikanischen Gesellschaft, die üble Nachricht rasch verifiziert und trotz dem sehr knappen Zeitfenster werden natürlich prompt alle schlechten Charaktereigenschaften offenbart und Vorurteile bestätigt. Unser Titelheld hingegen versucht als Einziger einen kühlen Kopf zu bewahren um seine kürzlich erst getroffene Liebe zu retten, die ihm ebenfalls immer etwas zu bedingungslos folgt. Die Aussage des Streifens geht irgendwo im allgemeinen Chaos, der Gefühlsduselei oder in den wabbernden Synthieklängen unter und lässt mich als Zuschauer doch mit einem unbefriedigten Gefühl zurück. Sicherlich ein ungewöhnlicher Film, aber dennoch keiner, der meinen Geschmack jetzt besonders getroffen hätte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Tiger King / Großkatzen und ihre Raubtiere

Bild

In den Vereinigten Staaten leben mehr Tiger in Gefangenschaft als auf der restlichen Erde in freier Wildbahn. Joe Exotic ist einer dieser Züchter, der mit seinem Privat-Zoo Geld scheffelt und das Feindbild aller Tierschützer ist. Doch der exzentrische Joe Exotic ist nicht nur ein zweifelhafter Züchter, sondern homosexuell, Drogen zugetan und auch sonst ein sehr seltsamer Mensch, der sich seine eigene Nische geschaffen hat, die irgendwo zwischen Trailerpark-Trash, Las Vegas-Revue, Resort für gestrandete Personen und Internet-Fame angesiedelt ist. Ein Menschenschlag, wie es ihn wohl nur in den Staaten geben kann und die in der Serie mit True-Crime-Einschlag auf unterhaltsame, wie erschreckende Weise beleuchtet wird.

Ein schwuler, exaltierter Zoo-Besitzer mit Hang zu Drogen, Waffen, Politik und jungen Männern, der irgendwann den Boden unter den Füßen verliert und seine Freunde und Widersacher, die in Punkto Zurechnungsfähigkeit kaum weniger verpeilt sind liefern sich einen jahrelangen Kleinkrieg, der dann in Tierquälerei, feindlicher Übernahme und einem Auftragsmord gipfeln. „Tiger King“ ist ja wohl eine der größten Überraschungen des Jahres und entwickelte sich mitten in der Covid-Krise zur meistgesehenen Dokumentation aller Zeiten, obwohl diese vom dokumentarischen Standpunkt eigentlich alles andere als gelungen ist. Die Darstellung von amerikanischen Zoo-Besitzern, Tierschützern, Tierzüchtern und sonstigen Leuten aus unteren Schichten und kriminellen Background ist ja alles andere als neutral oder zurückhaltend und als Zuschauer wird man permanent mit sehr reißerischen Elementen manipuliert. Herausgekommen ist eine soapige, völlig jenseitige und herrlich unterhaltsame Doku-Fiktion, die dem Zuschauer permanent haarsträubende Ereignisse und Personen präsentiert und bei der man nicht weiß, ob man lachen, weinen oder sich fürchten soll. Noch dazu, wenn man hinterher erfährt, dass es eigentlich noch viel wilder zugegangen sein soll. Von humorvoll bis schockierend ist hier auch wirklich die ganze Bandbreite dabei und was harmlos beginnt, gipfelt in der fünften Folge in einem ziemlich herben Moment, der mich auch völlig unvorbereitet erwischt hat. Es muss einem aber bewusst sein, dass es hier um die Menschen und nicht um die Tiere oder den Tierschutz geht, der in den Folgen nie wirklich thematisiert wird. Großkatzen gehören in die Freiheit und nicht hinter Gittern, damit mit ihnen auf zweifelhafte Weise Profit gemacht wird. Doch anstatt das zu thematisieren, ist „Tiger King“ eher die White-Trash-Freakshow ohne Gewinner, die einem wirklich fassungslos macht. Das Leben schreibt nicht nur die besten Geschichten, sondern offenbar auch die Unglaublichsten.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Friedhof der Kuscheltiere

Bild

Das Buch war ja seinerzeit mein erstes Buch von Stephen King und maßgeblich dafür verantwortlich, dass ich eine Zeit lang viele seiner Bücher gelesen hab. Den Film fand ich auch immer gut, auch wenn dieser meines Erachtens nie mit der Atmosphäre des Buches mithalten konnte. Aber da war auch viel jugendliche und pubertäre Fantasie dabei, die man ohnehin nie in die für mich richtigen Bilder hätte fassen können. Mit vielen Jahren Abstand und ohne Fanbrille ist „Friedhof der Kuscheltiere“ zwar immer noch okay, aber leider auch nicht mehr. Irgendwie wirkt er in manchen Szenen ja doch bemüht und gefühlsduselig und die fast schon bemühte Gegenüberstellung zwischen Heile-Welt-Familien-Idyll und Bedrohung durch den Tod hätte es auch nicht gebraucht. Das Buch habe ich jedenfalls wesentlich roher, sexueller und weniger glattgebügelt in Erinnerung und auch die Beweggründe des Mannes waren wesentlich nachvollziehbarer als im Film. Auf der anderen Seite gibt es schon tolle Momente und das Finale hat es auch nach alle den Jahren noch immer ins sich. Man möchte dem Film ja nicht unrecht tun, aber gewonnen hat er über die Jahre aber nicht so wirklich.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Friedhof der Kuscheltiere 2

Bild

Nach dem schrecklichen Tod seiner Mutter auf einem Horrorfilm-Set zieht der junge Jeff mit seinem geschiedenen Vater nach Ludlow aufs Land um dort seinen tragischen Verlust zu arbeiten. Dort angekommen findet Jeff aufgrund seiner turbulenten Vergangenheit jedoch kaum Anschluss und nur der dickliche Nachbarsjunge Drew, der unter seinem Stiefvater leidet, hält zu ihm und erzählt ihm auch die Geschichte des ominösen Indianer-Friedhofs, vom dem die Toten auferstehen sollen. Als Drews Hund von seinem Stiefvater im Streit erschossen wird, planen die beiden Jungs die urbanen Legenden auf die Probe zu stellen und setzen so Ereignisse in Gang, die den beschaulichen Ort Ludlow schon bald in seinen Grundfesten erschüttern werden…

Nach dem passablen ersten Teil nun der Nachfolger, der mich leider so gar nicht überzeugt hat. Die Figuren sind furchtbar, die Geschichte großer Mist und die Ereignisse noch weniger nachvollziehbar, als im Vorgänger. Dort wurden aus Verzweiflung noch geliebte Menschen wieder zum Leben erwecket, während es im zweiten Teil Menschen sind, die man ohnehin schon lieber früher als später losgeworden wäre und die dann noch schlimmere Dinge als zu Lebzeiten tun. Dazwischen gibt es lose Verweise zum Vorgänger und noch ein paar andere Dinge, die man getrost in die Tonne kloppen hätte können. Der Mix aus Horror, Kleinstadt- und Coming-of-Age-Drama ist weder spannend, noch packend, sondern immer nur lahm, langweilig und kaum nachvollziehbar. Die Geschichte auf diese völlig seltsame Art und Weise fortzuführen hätte man sich jedenfalls getrost sparen können und in der Historie der entbehrlichen Sequels rangiert ein Film wie „Friedhof der Kuscheltiere 2“ dann auch ganz oben auf meiner Liste. Da helfen auch keine netten Effekte und durchaus sympathische Darsteller, wenn die gegen das schlechte Drehbuch nicht einmal einen Hauch einer Chance haben.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38389
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Don’t F**k with Cats - Die Jagd nach einem Internet-Killer

Bild

Als im Internet ein verstörendes Video hochgeladen wird, in dem ein junger Mann zwei Katzen auf grausame Weise tötet, ist diesem die Aufmerksamkeit der Community gewiss. Rasch bildet sich eine Facebook-Gruppe, die es sich zum Ziel macht, dem Killer zu enttarnen. Dazu nutzt man die Schwarmintelligenz der User und die Möglichkeiten den Internets. Doch der Kerl bleibt ein Phantom bis er ein weiteres Video postet, dass dem vorigen um nichts nachsteht. Wieder bildet sich ein Shitstorm und der Versuch ihn zu fassen. Obwohl ihnen die Behörden nur wenig Gehör schenken, finden die User, wer so ein Video postet, wird früher oder später auch einen Menschen töten – sie sollen recht behalten…

Die nächste verstörende True-Crime-Doku auf Netflix, die man immer wieder empfohlen bekommt. Nur wusste ich nicht, dass es hier im Grunde um einen aufsehenerregenden Mordfall geht, der mir auch noch ziemlich im Bewusstsein ist. Das Geheimnis darüber wird auch erst am Ende der ersten Folge aufgelöst und daher will ich das hier auch gar nicht spoilern. Es geht aber neben dem Kriminalfall vor allem auch um das Verhalten der Menschen im Internet und die nur schlecht widerlegbare Tatsache, dass die Aufmerksamkeit der Nutzer den Täter erst vielleicht zu seinen Taten angestachelt haben könnten. Ein narzisstischer Soziopath bekommt im Netz die Aufmerksamkeit, die ihm im täglichen Leben verwehrt bleibt und nutzt verstörende Videos, Photoshop und Fake-Profile um seinen „Fame“ zu pushen. Als das Interesse wieder abflaut, greift er zu drastischeren Mitteln und schafft sein Ziel auf sehr zweifelhafte Weise. Den meisten hier dürfte das Verbrechen, dass weltweit Schlagzeilen machte ja auch bekannt sein, aber die Doku beleuchtet Menschen, die dem Killer im Vorfeld und im guten Glauben das Handwerk legen wollten und von der Suche nach Gerechtigkeit bis zum virtuellen Lynchmob ist es leider auch nicht weit. Auch seltsam die Tatsache, dass der Mord am wehrlosen Menschen eher schulterzuckend zur Kenntnis genommen wird, während die im Off gezeigten Katzenvideos hochemotional kommentiert werden und Tränen fließen. Nach „Dont f**k with Cats“ ist es vielleicht durchaus angebracht auch sein eigenen Internet-Verhalten und Weltbild genauer zu beleuchten und zu hinterfragen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Antworten