Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Thank God, It's Friday

Bild

Freitagabend verwandelt sich der angesagte Club „The Zoo“ in Los Angeles als Hoffnungsort für alle Disco-Fans, die unter der Woche mit ihrem eher öden Leben zu kämpfen haben. Am Dancefloor schwingen Männlein, Weiblein und alles dazwischen die Hüften zum Beat um den Alltag zu vergessen, sich ins rechte Licht zu rücken und einen Partner zu angeln oder einfach nur die Birne mit Drogen voll zu dröhnen. Doch an diesem Abend gibt es auch noch einen Tanz-Wettbewerb, zu dem sich niemand Geringeres als „The Commodores“ angesagt haben und die Menge zusätzlich in Aufregung versetzt. Doch bis dahin gibt es große und kleine Tragödien und die Erkenntnis, dass unter der Discokugel alle Menschen gleich sind.

Was als Disco-Film angekündigt wird, entpuppt sich relativ rasch als episodenhafte Ansammlung mit augenzwinkernd dargebrachten und überzogenen Klischees, die hier in Form von unterschiedlichsten Leutchen an einem Freitagabend in einem hippen Club zusammenkommen und mit Disco-Musik unterlegt sind. Dabei spielt Musik und Tanz eher eine untergeordnete Rolle und rückt erst im Finale etwas mehr in den Fokus, wenn Donna Summer zum Micro greift und auch „The Commodores“ ihren Auftritt haben. Bis dahin gibt es hoffnungsfrohe Disco-Besucher und ihre großen und kleinen Tragödien, die unter dem Licht der Discokugel eher oberflächlich beleuchtet werden. Vom spießigen Ehepaar, dass Abwechslung sucht, über junge Teenies und ihren ersten Disco-Besuch, zweifelhaften Dating-Versuchen bis hin zu abgespacten Hippiebraut ist auch alles dabei, was man sich dabei an einem Abend so erwarten kann und nicht zu sehr polarisiert. Lustig aber, dass in dem eher harmlos präsentierten Film im Hintergrund ganz ungeniert ständig Drogen und Poppers konsumiert werden und auch kein Geheimnis daraus gemacht wird, dass hier fast alle neben dem Dancefloor natürlich auch die Matratze im Kopf haben und was zum Knattern suchen. Was in „Gottseidank, es ist Freitag“ präsentiert wird, ist aber nicht unbedingt ein Abbild der Dancefloor-Realität aus den Siebzigern, die sich ja ohnehin mehr an der Ostküste ("Saturday Night Fever") abgespielt hat, sondern eher mehr ein weichgespültes, nicht ganz wertungsfreies und massenkompatibles Panoptikum für Außenstehende, die Ende der Siebziger neugierig waren, was in diesen neuartigen Clubs so alles abgeht. Für Disco-Fans hingegen ist das alles mäßig interessant, auch wenn ich natürlich auf die deutsche Fassung inklusive Dannenberg-Synchro neugierig wäre.

Extra Ordinary

Bild

Die etwas schrullige Rose hat das Talent Geister zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren, doch nach dem unglücklichen Tod ihres Vaters – einer Kapazität auf diesem Gebiet – arbeitet sie lieber als Fahrlehrerin im hintersten Irland und ignoriert alles Paranormale auf gekonnte weise. Als sie eines Tages von dem Witwer Martin kontaktiert wird, der vom Geist seiner besitzergreifenden Frau terrorisiert wird, findet sie Gefallen an dem Mann und beschließt ihm zu helfen. Als dessen Tochter zusätzlich ins Visier eines abgehalfterten Popstars gerät, der ein jungfräuliches Opfer für einen Pakt mit dem Teufel benötigt, wird das ruhige Leben von Rose endgültig auf den Kopf gestellt. Dennoch bleibt zwischen aufkeimender Liebe und der Rettung der Welt auch noch genug Zeit, sich den eigenen Dämonen zu stellen.

Sympathische Gespensterkomödie aus irischer Produktion in Anlehnung an „Ghostbusters“ und „Der Exorzist“, der erwachsen daherkommt und auch mit seinen irischen Dorfsetting und schrulligen Charakteren punkten kann. „Extra Ordinary“ ist in seinen besten Momenten eine sehr lustige Komödie mit Wohlfühl-Charakter und dann wieder irgendwie doch nur mittelmäßig. Ich würde den Film ja eigentlich ganz toll finden wollen, aber irgendwie war er dann doch nicht so unterhaltsam, wie er hätte sein können, wenn man die Geschichte etwas entschlackt und sich mehr auf die Figuren und ihren Befindlichkeiten statt seinem CGI-Geisterbahn-Finale konzentriert hätte. Hier ist alles toll gespielt, die Geschichte ist eine originelle Mischung aus bekannten Elementen, die hier augenzwinkernd präsentiert werden und sieht zudem auch noch gut aus. So ist „Extra Ordinary“ für einen spaßigen Filmabend immer noch gut genug und macht schon Laune - gleichzeitig werde ich das Gefühl nicht los, dass hier noch mehr möglich gewesen wäre. Vielleicht wäre auch ein Serienformat hier einfach besser gewesen, als die vielen Ereignisse als Zitate-Kino in ein 90-Minuten-Korsett zu pressen.


Wir

Bild

Familie Wilson ist eine durchschnittliche schwarze Familie in Amerika, bestehend aus Mutter und Vater, einer Tochter in der Pubertät und einem introvertierten Jungen. Als diese eines Sommers in ihrem Ferienhaus ein paar Tage Urlaub verbringen, ist das der Beginn von seltsamen Zufällen, die sich im Umfeld der psychisch etwas angeschlagenen Mutter Adelaide ereignen. Alle Bedenken werden jedenfalls von Ehemann Gabe zerstreut, der sich auch rührend um seine Gattin sorgt. Eines Nachts erscheint eine vierköpfige Familie mit roter Bekleidung auf der Auffahrt, die den jeweiligen Familienmitgliedern zum Verwechseln ähnlich scheinen. Im Gegensatz zu den sympathischen Wilsons sind die nächtlichen Besucher jedoch aggressiv und beginnen die Familie zu terrorisieren und schon wenig später sind die Wilsons mitten in einem Überlebenskampf mit einem Gegner, der sie genau zu kennen scheint…

Mit „Get Out“ hat Jordan Peele ja schon ordentlich vorgelegt und mit „Wir“ setzt er meines Erachtens sogar noch einen drauf. Ein düsterer, surrealer Home-Invasion-Alptraum mit gesellschaftskritischer Komponente, der sein Ambiente von unbeschwerten Familienurlaub auf sehr drastische Weise kippen lässt, als eine Familie Besuch von identisch aussehenden Menschen bekommt. Dabei spielt der Film abermals geschickt mit Urängsten und Jordan Peele hat sichtlich Spaß daran, vieles was Erholung, Zerstreuung und Sicherheit verspricht mit einer bedrohlichen Atmosphäre und Doppelgänger-Mythos zu versehen. Sicherlich ist „Wir“ dabei natürlich kein Film für Leutchen, die für alles eine durchgehende Erklärung brauchen und der Film lässt auch offen, wie die Invasoren aus dem ominösen Untergrund tatsächlich zu werten sind. Sind diese unserer dunklen Seite entsprungen, oder ein personifiziertes, schlechtes Gewissen – jedenfalls ist es klar, dass unsere westliche Lebensweise auf Kosten anderer existiert und wir gut daran sind, alles Negative auszublenden und dafür lieber die Geldbörse aufzumachen, als Missstände tatsächlich zu ändern. Hier kommt jedenfalls so vieles zusammen und ergibt einen spannenden und alptraumhaften Film voller Symbolik und unbequemer Thematik, den man ebenfalls nicht so einfach vergessen wird.

Tusk

Bild

Wallace und Teddy haben gemeinsam einen Podcast im Internet, der sich mit skurrilen und interessanten Figuren beschäftigt, die von den beiden halblustigen Moderatoren teils auch vorgeführt werden. Als Wallace eines Tages nach Kanada fliegt und eine Internet-Berühmtheit zu interviewen, landet er durch eine Verkettung von eher unglücklichen Umständen im Haus von Howard Howe, der sich wenig später als psychopathischer Serienkiller entpuppt. Betäubt und unter Drogen gesetzt, ist der abgebrühte Wallace dann auch auf einmal selbst der Mittelpunkt einer grotesken Geschichte, die selbst die wildeste und menschliche Vorstellungskraft übersteigt.

Kevin Smith hat in den Neunzigern ja eine Handvoll Filme gedreht und Figuren kreiert, die es mit Slacker-Atmosphäre und Kiffer-Humor popkulturelle Spuren hinterlassen haben. Mittlerweisel macht er ja eher mit Gewichtsverlust, Werbung für Cannabis und anderen Dingen von sich reden und auch „Tusk“ entpuppt sich leider als überlanger Kiffer-Witz, der seine Pointe arg überstrapaziert und den man wohl auch nur im THC-Rauch so wirklich lustig finden wird. Im Grunde ist „Tusk“ eine Verarsche des Genre-Publikums und bedient sich an Werken wie „The Human Centipede“ oder auch „Die Haut in der ich wohne“ und überzeichnet den Body-Horror-Anteil auf groteske Weise. Soweit so gut, bietet „Tusk“ aber auch noch Momente in denen die Handlung bewusst sabotiert wird und statt Spannung gibt es auf einmal Laberlaber oder improvisierte Szenen mit einem bekannten Schauspielstar, der hier genau das bietet, was man von ihm gar nicht mehr sehen möchte und den Film und seine Story so gar nicht weiterbringen. Herausgekommen ist ein Film, der weder Fisch noch Fleisch ist und stets etwas zu bemüht auf skurril macht um auf einer Genre-Ebene krachend zu scheitern. Wer von uns hat nicht schon einmal im benebelten oder berauschten Zustand eine scheinbar grandiose Idee gehabt, die sich im nüchternen Zustand dann als völlig praxisuntauglich herausgestellt hat – „Tusk“ ist jedenfalls der Film dazu.

Der Schrei der Eule

Bild

Der erfolgreiche Konstrukteur Robert lebt mitten in einer Scheidung und hat in seiner Einsamkeit ein zweifelhaftes Hobby entwickelt. Er besucht nachts das Haus von Jenny, die er bei Alltagsarbeiten aus der Ferne beobachtet. Eines Tages wird er von Jenny entdeckt, doch anstatt die Polizei zu rufen bittet die junge Frau den Mann auf ein Gespräch zu sich ins Haus. Anfangs noch geschmeichelt drängt sich Jenny jedoch immer mehr in das Leben von Robert, der auch den Kopf für die Annäherungsversuche nicht frei hat. Später verlässt sie ihren Freund, der Robert zur Rede stellt und später spurlos verschwindet. Der Konstrukteur gerät unter Verdacht, wird offen angefeindet, doch der Alptraum ist da noch lange nicht zu Ende…

Ruhig erzählter Psychothriller über kaputte Menschen, Obsessionen und Mord, der sich um einen ambivalenten Charakter dreht, der es dem Zuschauer nicht wirklich leicht macht. Sympathieträger gibt es in „Der Schrei der Eule“ nicht und dennoch kann man gut nachvollziehen, warum der von allen Seiten bedrängte Mann, nachts Zerstreuung am scheinbar ruhigen Leben anderer Menschen sucht. Doch bald zerschlägt sich auch diese Illusion und das Stalking-Opfer wird selbst zur Täterin und setzt so eine Reihe von Ereignissen in Gang, die bald zu alptraumhaften Ereignissen führen. Regisseur Jamie Thraves inszeniert die Geschichte nach Patricia Highsmith jedoch immer betont ruhig und unaufgeregt, was zur Folge hat, dass „Der Schrei der Eule“ eher erwachsen wirkt und trotz seines Twists glaubhaft bleibt. Zudem spielt Paddy Considine seine Rolle als kaputter und ausgebrannter Konstrukteur auf der Suche nach Halt im Leben sehr gut und auch Julia Stiles passt in ihrer Rolle als ruhiges Landei mit Abgründen sehr gut. Mir ist auch keine der anderen beiden Verfilmungen bekannt, aber diese hier hat mir doch gut gefallen. Ein durchwegs spannender und schön gemachter Thriller voller interessanter Charaktere mit allerlei Problemen, der langsam aber effektiv bis zum bitteren Ende an der Eskalationsschraube dreht.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

In their Skin - Sie wollen dein Leben

Bild

Nach dem tragischen Verlust ihrer Tochter fährt Mark mit seiner Frau Mary und seinem Sohn Brendon für ein paar Tage in die Berge, wo die gutsituierte Familie ein schickes Ferienhaus besitzt. Doch schon am Tag nach der Ankunft wird frühmorgens die Ruhe durch das Erscheinen der neuen Nachbarn gestört. Aus Höflichkeit werden Bobby, Jane und deren Sohn Jared am Abend zum Essen eingeladen und auch die Aufdringlichkeit der Nachbarn dezent ignoriert. Später werden das Verhalten und die Neugier zunehmend lästig und nach einem Streit der Kinder werden die Nachbarn auch hinauskomplimentiert. Später kehren diese jedoch bewaffnet zurück, dringen ins Haus ein und nehmen die Familie als Geisel, die sich nun nicht nur mit der Trauer und brüchigen Familienfrieden, sondern auch noch mit fiesen Eindringlingen auseinandersetzen muss.

Ach Gottchen, wie lahm ist denn das. Eine – zugegeben – hübsch fotografierte Variante von „Funny Games“, ideal für Leutchen, die in ihrem Leben noch nie einen „Home Invasion“-Streifen gesehen haben. Die Figuren sind furchtbar, die Entwicklungen sind dämlich und so etwas wie Spannung sucht man ebenfalls vergeblich. Dafür punktet „In Their Skin“ wieder einmal auf der Skala der dämlichen Verhaltensweisen und langweilt den Zuschauer mit einem Szenario, das in dutzend anderen Filmen wesentlich stimmiger und glaubwürdiger umgesetzt wurde. Die Motivation der Eindringliche bleibt vage, der Terror aufgesetzt und auch die gebeutelte Familie, die trotz Trauer durch die Ereignisse wieder zusammengeschweißt wird, bleibt ebenfalls oberflächlich gezeichnet. Da hilft auch kein schöner Look und Selma Blair, wenn der Rest dann eher zu vernachlässigen ist und/oder so präsentiert wird, dass es keinen Hund hintern Ofen hervorlocken würde. Hier gibt es nichts, an was man sich nach ein paar Tagen erinnern würde, außer der Tatsache, dass ich sehr froh war, als endlich der Abspann über den Bildschirm flimmerte und das langweilige Filmchen endlich vorbei war.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Parasite

Bild

Es mutet nach Sichtung schon etwas seltsam an, dass ein Film wie „Parasite“ ein so großes Publikum hinter sich vereinen kann und alle Preise abräumt, obwohl er für Fans des Regisseurs gar nicht mal so originell erscheint. Bong Joon-ho bleibt ja seinem Lieblingsthema treu und präsentiert eine gesellschaftskritische Bestandsaufnahme, die hier zwischen Drama und Komödie angesiedelt ist und erst am Ende die Genre-Kurve streift. Hier ist es eine Familie, die ganz unten angekommen ist und mit allerlei Kreativität die Bediensteten eines reichen Haushalts nach und nach ersetzt um sich wie die Made im Speck zu fühlen. Doch dann lässt ein Ereignis die geschickt aufgebaute Tarnung kippen und auch sonst gibt es noch Stolz und andere Befindlichkeiten, die wohl dafür gesorgt hätten, dass der Schein wohl auch nicht allzu lange aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Dabei portraitiert der Film vor allem den Druck auf sozial Schwächere und bleibt dabei zum Glück ohne Schadenfreude, zu der der Stoff aber ausreichend Gelegenheit geboten hätte. Die reiche Familie ist zwar finanziell abgesicherter, aber erscheint auch nicht glücklicher als die arme Familie, die aber in Krisenzeiten zusammenhält und am Ende gibt es ohnehin keine Gewinner. Irgendwie hätte ich mir persönlich für „Parasite“ auch einen versöhnlicheren Schluss gewünscht und auch wenn man die Welt mit ihrem Materialismus nicht ändern kann, so wenigstens die eigene Einstellung dazu. Was bleibt ist ein interessanter Streifen, aus dem abermals jeder etwas anderes für sich mitnehmen kann und der seine bittere Botschaft auch ganz geschickt verschleiert und trotzdem wirkungsvoll in den Köpfen seines Publikums hinterlässt.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

House of Flesh Mannequins

Bild

Sebastian ist ein Einzelgänger, lebt in einem Apartmentkomplex in Los Angeles und ist auch wenn man es von außen nicht erkennen kann psychisch schwer angeschlagen. Seitdem er als Kind missbraucht wurde, interessiert er sich für die abseitigen Dinge des Lebens und fotografiert gewaltpornografische Bilder und Snuff-Videos für zwielichtige Personen. Als er eines Tages auf seine hübsche Nachbarin Sara trifft, fühlt sich diese von dem schüchtern distanzierten Mann angetan und lässt sich auch von dessen seltsamen Verhalten nicht abschrecken. Die Beiden nähern sich an und als Sara hinter das grausame Geheimnis des Nachbarn kommt muss dieser feststellen, dass auch hinter der hübschen Fassade eines jungen Mädchens allerlei Abgründe lauern können…

Hinter dem blumigen Titel verbirgt sich ein doch sehr seltsamer und sperriger Streifen, der mit seinem Inhalt vielen so überhaupt nicht zusagen dürfte. Domiziano Cristopharo taucht mit „House of Flesh Mannequin“ die Welt des Fetisch-Pornos und Snuff-Videos ein und präsentiert kaputte Figuren, die sich für noch kaputtere Sachen interessieren. Dabei überrascht vor allem die Freizügigkeit der Inszenierung, die vor erigierten Penissen, Abspritzen und herber Gewalt nicht zurückschreckt. Dabei ist das Low Budget-Werk auch sicher kein Werk für Mainstream-Konsumenten, sondern für Leute, die auch vor den dunkelsten Abgründen nicht zurückschrecken bzw. sich wertfrei und entspannt diesem Themenkreis nähern können. Das durchschnittliche und männliche Genre-Publikum reagiert ja bei Schwänzen ja noch immer alarmierter als beim wildesten Schmodder und sexuelle Gewalt ist ja auch ein Thema, bei dem bei vielen eine rote Linie überschritten wird. Trotz der expliziten Darstellung ist der Streifen aber nicht das Werk, dass man sich vielleicht erwarten würde, sondern hat auch immer wieder ruhige und surreale Momente und wirkt auch sehr ernsthaft. Die deutsche Fassung geht ja laut OFDB auch lediglich 79 Minuten, während die Fassung die mir vorliegt und fast 25 Minuten länger geht und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man diese Fassung der FSK vorlegen könnte. Dass die DVD auch noch durch ein Versehen bei mir gelandet ist, wirkt ebenfalls etwas sonderbar, weil sie eigentlich bei keinem Besseren hätte landen können – auch wenn das jetzt nicht unbedingt für mich spricht… ;)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Mutilation Man

Bild

Seit er in seiner Kindheit durch seinen alkoholkranken Vater die schrecklichsten Dinge erleben und erleiden musste, zieht Ivan als sogenannter „Mutilation Man“ durch das heruntergekommene Land um sich vor Zuschauern als zweifelhafte Attraktion selbst zu verstümmeln. Dabei sucht Ivan nicht nur nach einer Erklärung für das Erlittene, sondern auch um Vergebung und einem Leben ohne die quälenden Bilder, die ihn Tag und Nacht verfolgen. Als es eines Tages bei einer seiner Vorführungen zu einem Massaker kommt, kann Ivan den Kreislauf der Gewalt durchbrechen und nach einer metaphorischen Wiedergeburt bei einem Dämon des Todes trifft Ivan auf ein engelhaftes Wesen, dass ihm bei seinem Neuanfang begleitet.

Herber Experimental-Amateur-Splatter an der Grenze zur Unschaubarkeit, der den Zuschauer mit allerlei unschönen Dingen konfrontiert und dabei auch inhaltlich sehr sperrig bleibt. Eine herkömmliche Geschichte darf man sich hier jedenfalls nicht erwarten und „The Mutilation Man“ erscheint auch wie eine Passionsgeschichte der anderen Art, die uns geradewegs in die Abgründe der Menschheit führt. Dabei ist die Geschichte voller Wut, Gewalt und Aggression mit viel Mut zur Hässlichkeit in Videoclip-artige Bilder verpackt, die optisch verfremdet und mit einer enervierenden Industrial-Soundkulisse versehen wurden. Wenn man dieser Art von transgressiven Lowest-Budget-Film nicht aufgeschlossen ist, wird „The Mutilation Man“ wohl auch in den ersten Minuten bereits zur Geduldsprobe und es war wohl auch nicht das Ziel von Regisseur Andrew Copp seinen Debütfilm zu mögen. Dieser reiht sich auch eher in die Tradition von US-Filmen wie „Begotten“ oder auch „Ice from the Sun“ ein und wird deswegen auch nur einen limitierten Kreis von Zuschauern ansprechen, die sich filmischen Herausforderungen stellen mögen. Gebündelten Weltschmerz in heruntergekommenen Settings, Schmodder, Selbstverstümmelung und andere unschöne Dinge aus der Mondo-Ecke sollte man schon aushalten können, selbst wenn der Streifen am Ende zumindest für seinen Protagonisten einen Hauch von Hoffnung bereithält.

Abrakadabra

Bild

Kurz vor Eröffnung seiner Zaubershow in einem Theater wird der Magier Lorenzo mit einem Serienkiller konfrontiert, der augenscheinlich seinen Auftritt auf drastische Weise sabotieren möchte und dazu scheinbar wahllos Leute ermordet. Während die ermittelnde Polizei den Magier und sein Umfeld verdächtigt, macht sich Lorenzo selbst auf die Suche nach dem Killer und landet durch einen Hinweis am Tatort bei einem ähnlichen Ereignis aus seiner Kindheit, bei dem ein Magier bei einem missglückten Trick sein Leben lassen musste. Der Killer mordet jedoch zwischenzeitlich unvermittelt weiter und auch der abgehalfterte und einem lasterhaften Leben zugeneigte Zauberer muss erkennen, dass man dunkle Schatten aus der Vergangenheit nicht so einfach los wird.

Die Onetti-Brüder und deren Hang den Giallo in seiner klassischen Phase nachzueifern hat uns ja bereits Filme wie „Sonno Profondo“ und „Francesca“ beschert und mit „Abrakadabra“ liegt nun das neueste Werk vor, dass optisch und soundtechnisch auch wie ein Sergio Martino-Film aus den Siebzigern daherkommt. Die Kopie ist die höchste Form der Anerkennung heißt es und auch wenn das im Fall von „Abrakadabra“ zugegeben recht toll aussieht, so fühlt sich das hier irgendwie total falsch an. Jede Szene, jede Einstellung und jedes Settings versucht mit verklärter Nostalgie eine Zeit heraufzubeschwören, die nun einmal Jahrzehnte vorbei ist und die Onetti-Brüden halten sich sklavisch an den Vorgaben, wie ein Giallo aus dieser Zeit auszusehen hat. Von satten Technicolor-Farben, über den J&B bis hin zum dumpfen Ton bei den Dialogen wird alles penibel genau nachgestellt und dennoch wirkt das Endergebnis immer wie ein seelenloses Etwas, das nur mit seinen Bildern, anstatt mit Charme und einer Geschichte zu punkten versucht. Inhaltlich ist der Streifen wie seine Vorgänger auch nur ein ziemlich laues Lüftchen und jenseits jeglicher Originalität, auch wenn man ständig bemüht ist, diesen Umstand hübsch zu überdecken. Ich brauch so etwas trotzdem nicht und bei Filmen wie „Abrakadabra“ trennt sich dann wohl nicht nur die Spreu vom Weizen, sondern auch der Retro-Hipster von Vintage-Fan und während der eine jubelt, wird sich der andere eher mit Schrecken abwenden.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Devil's Express

Bild

Der New Yorker Martial-Arts und Karate-Meister Luke fliegt mit seinem etwas zwielichtigen Schüler Rodan nach Hongkong um dort den höchsten Grad seiner Ausbildung zu erreichen. Als er nach erreichtem Ziel auf einer einsamen Insel meditiert, findet sein Schüler in einer nahen Höhle ein Amulett, dass er an sich nimmt und so einen uralten Dämon befreit, der sich wenig später wie die beiden ebenfalls auf den Weg zurück nach New York macht. Dort landet der lichtscheue Dämon in der U-Bahn, während auf den Straßen oberhalb ein Bandenkrieg zwischen chinesischen und amerikanischen Drogendealern beginnt, an dem sich Rodan an vorderster Front beteiligt. Als sich wenig später die Leichen türmen, kann auch Luke nicht mehr tatenlos zusehen und mischt sich ins Geschehen an der 135. Straße und trifft dabei auf einen dämonischen Gegner, der auch allerlei Tricks auf Lager hat.

Herrlich kruder Genre-Mix aus Martial-Arts, Blaxploitation und Monsterfilm, der nebenher auch mit viel New Yorker Zeit- und Lokalkolorit punkten kann. Die Geschichte über einen Karate-Meister und einem uralten Dämon, der es sich in der U-Bahn in Manhattan gemütlich macht ist spaßig und Regisseur Barry Rosen dreht munter drauf los, während im Hintergrund ahnungslose Passanten spazieren. Obwohl weder der Kampf-, noch der Monster-Anteil so richtig überzeugen kann, ist „Devil’s Express“ aber schon ein ziemlich lustiges Unterfangen, das trotz manch skurriler Figuren auch immer mit voller Ernsthaftigkeit präsentiert wird. Wenn man den Begriff Grindhouse wohl schlüssig in einem einzigen Film zusammenfassen kann, dann ist es wohl dieser hier. Wo sieht man schon sonst einen Karate-Monster-Bandenkrieg-Flick in dem der Held am Ende in einer goldfarbenen Velourleder-Latzglockenhose (!) einem uralten Dämon den Hintern versohlt? Hier kommt zusammen, was nicht unbedingt zusammengehört und auch wenn man „Gang Wars“ von der Action, über die Figurenzeichnung bis hin zum Schmodder sicherlich viel besser hätte machen können, so stimmt der Film genau so wie er ist und wird auch Leute begeistern, die ansonsten mit Knochenbrecher-Streifen nicht so viel anfangen können.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Cthulhu

Bild

Nach dem Tod seiner Mutter kehrt der erfolgreiche Dozent Russell in den Ort seiner Kindheit nach Oregon zurück, wo die familiären Spannungen aufgrund seiner Homosexualität trotz der Trauerstimmung auch nicht lange auf sich warten lassen. Doch mit der Ankunft in dem beschaulichen Küstenort flammen nicht nur alte Konflikte wieder auf, es geschehen auch bizarre Dinge, die sich der rational denkende Russell nicht schlüssig erklären kann. Die Menschen in seinem Umfeld reagieren seltsam, er wird von mysteriösen Figuren verfolgt und wenig später entdeckt Russell noch weiter Ungereimtheiten in dem Küstenort, die alle im Zusammenhang mit seiner Familie und seinem religiösen Vater zu stehen scheinen…

„Cthulhu“ ist der nicht uninteressante, aber dennoch nicht gänzlich geglückter Versuch der beliebten Monster-Geschichte von H. P. Lovecraft ein Queer-Mäntelchen umzuhängen. Hier ist es die Titelfigur, die nicht nur mit Vorurteilen, sondern auch mit anderen seltsamen Ereignissen konfrontiert ist, die darauf hindeuten, dass die eigene Familie mit einem Kult zu tun hat, bei dem es um den titelgebenden Cthulhu geht. Dabei werden die Ereignisse eher schleppend und auch etwas verworren präsentiert und obwohl sich Regisseur Dan Gildark große Mühe gibt, ein Gefühl der Bedrohlichkeit, Spannung und Paranoia zu erzeugen, so will dieses nur begrenzt gelingen. Man hat das Gefühl, dass hier überambitioniert ans Werk gegangen wird und der Anspruch der Macher doch arg im Widerspruch zum verfügbaren Budget gestanden ist. Der Monster-Anteil ist eher gering und manche Handlungselemente werden zwar aufgegriffen, aber dann scheinbar unter den Tisch gekehrt. Auf schöne Bilder der Küstenlandschaft Oregons kommen dann wieder Momente, die auch die Handlung nicht wirklich weiterbringen und das Seelenleben der Titelfigur wirkt schlecht ausgearbeitet. Auch das offene und apokalyptisch anmutende Ende hat mich nicht begeistern können und so bleibt auch ein unbefriedigendes Gefühl zurück, dass man Lovecraft auch nur als losen Aufhänger für ein eher triviales Selbstfindungsdrama mit fantastischen Elementen genommen hat, dass sich auch wesentlich vielschichtiger präsentieren möchte, als es letztendlich geworden ist.

Lucky Bastard

Bild

Rusty ist ein erfolgreicher Architekt für, der trotzdem in einem kleinen Motel wohnt und von seiner aktuellen Beziehung gelangweilt ist. Als er eines Tages in einem Liquor Store auf Denny trifft, ist es wie eine Explosion und Rusty stürzt sich Hals über Kopf und wider jeglicher Vernunft in ein sexuelles Abenteuer mit dem Unbekannten. Der ist nicht nur Stricher mit Porno-Vergangenheit, sondern auch noch HIV-Positiv und Chrystal-Meth abhängig. Doch selbst als Denny ihm das Geld aus der Tasche klaut ist Rusty immer noch fasziniert von dem Draufgänger, der sein Leben ohne Limit zu genießen scheint.

Wenn man nix positives sagen kann, sollte man ja eigentlich die Klappe halten und insofern müsste ich eigentlich an dieser Stelle meinen kleinen Text schon wieder beenden. „Lucky Bastard“ ist leider nur ein sehr schlechtes Drama aus der Queer-Schiene mit langweiliger Geschichte, furchtbaren Charakteren und billiger Inszenierung, das auf allen Ebenen völlig entbehrlich ist und den Zuschauer vor Rätsel stellt. Warum sich Rusty in ein Abenteuer mit Denny stürzt bleibt vage, genauso wie die Tatsache, dass er seinem Abenteuer vom Drogen-Konsum bis hin zum Diebstahl alles durchgehen lässt. Dass die Geilheit die Vernunft aushebelt, soll ja immer wieder mal vorkommen, aber das Verhältnis der beiden unterschiedlichen Menschen bleibt trotzdem auf der emotionalen Ebene immer völlig unglaubwürdig und ist gespickt mit Nebenhandlungssträngen, die ebenfalls allesamt sehr konstruiert und unnötig daherkommen. Schlechte Erfahrungen macht wohl jeder im Leben, aber daraus muss man ja nicht gleich einen neunzigminütigen Streifen machen, mit dem man dann andere Leute quält. „Lucky Bastard“ ist schlecht gespielt, uninteressant gemacht, völlig lahm und mühelos einer der schlechtesten Filme, die ich in den letzten Monaten gesehen habe. Avoid!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Ravenous

Bild

Ich habe „Ravenous“ ja vor vielen Jahren schon mal gesehen und hatte den eher mittelprächtig in Erinnerung, was wohl auch am Western-lastigen Setting und Figuren liegt, welches mir nun einmal nicht besonders liegt. Auf eine Neusichtung hatte ich dennoch Lust, auch wenn sich hier der durchschnittliche Eindruck gefestigt hat und irgendwie sind mir die Figuren in der Geschichte dann doch zu kaputt und zu überzogen, als das man mit ihnen in irgendeiner Weise mitfiebern möchte. Auch die Sache mit dem traumatisierten Kriegshelden wider Willen, dem abgelegenen Stützpunkt und der Indianer-Mythologie wird immer nur so kurz angerissen, wie es für die Handlung unbedingt notwendig ist, anstatt mehr in die Tiefe zu gehen und den Figuren auch mehr Raum zu lassen. So ist „Ravenous“ ja eher ein groteskes und schwarzhumoriges Ereignis mit Western- und Ethno-Mythologie-Einschlag, dass zwar schon irgendwie originell daherkommt, aber meines Erachtens doch auch viel von seinem Potential und Figuren verschenkt. Durchaus toll gespielt, hübsch blutig und mit tollen Landschaften wollte der Funke einfach neuerlich nicht so wirklich überspringen…
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Bloody Reunion

Bild

Um ihrer ehemaligen und schwer kranken Klassenlehrerin eine Freude zu bereiten, organisieren ehemalige Schüler ein kleines Treffen in einem abgelegenen Haus, in dem Miss Park mittlerweile zurückgezogen lebt. Doch nach der Ankunft wird rasch klar, dass die anwesenden Ex-Schüler alles andere als positive Erinnerungen an ihre ehemalige Lehrerin haben und es dauert auch nicht lange bis in der alkoholseligen Runde die ersten schwerwiegenden Vorwürfe auftauchen. Doch während die Stimmung kippt, mischt sich ein weiterer Besucher unter die Gäste, der es mit unbarmherziger Brutalität auf die ehemaligen Schüler und Lehrerin abgesehen hat und mit seiner Maske an ein weiteres und unrühmliches Kapitel aus dem Leben der verhassten Lehrerin erinnert.

Südkoreanischer Slasher mit oberem Härtegrad und dezenten psychosexuellem Giallo-Einschlag, der seine drastischen Momente eigentlich gar nicht notwendig hätte und diese wohl als Zugeständnis zur damals grassierenden Torture-Porn-Welle zu werten sind. Ansonsten ist „Bloody Reunion“ ein leicht überdurchschnittlicher Whodunnit-Streifen mit origineller Ausgangslage über eine Gruppe von Schülern, die sich nach vielen Jahren zu einem Klassentreffen versammelt. Was unbeschwert beginnt, kippt relativ rasch als klar wird, dass die ehemalige Lehrerin alles andere als gütig und beliebt war, sondern die Pädagogin mit ihrem Verhalten auch verantwortlich für das verpfuschte Leben ihrer ehemaligen Schützlinge ist. Motive und Verdächtige gibt es jedenfalls genug und dennoch dauert es knapp vierzig Minuten bis es mit dem Morden los geht. Die krude Auflösung hat man sich dabei wohl von einem Streifen von Sion Sono ausgeborgt, der kurze Zeit vorher in Japan veröffentlicht wurde und auch sonst wirkt „Bloody Reunion“ immer wie ein Mix aus Versatzstücken, die auch in anderen Filmen bereits gut funktioniert haben. Dennoch ist der südkoreanische Streifen in der ungekürzten Fassung ein durchaus solides Vergnügen, das Slasher-Fans mit seiner haarsträubenden Auflösung durchaus gefallen sollte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38392
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Amadeus

Bild

Antonio Salieri ist Hofkompositeur beim Kaiser in Wien und hört von einem musikalischen Genie namens Mozart, der die außergewöhnlichsten Kompositionen schreibt. Als sich die Beiden treffen ist das der Beginn einer besonderen Beziehung zwischen großer Bewunderung und tiefem Neid, da der jugendliche Kollege Salieri in allen Belangen überlegen ist. Doch Mozart fehlt zum musikalischen Genie die kaufmännische Gabe und so ist es für Salieri ein Leichtes, Mozart mit falschen Versprechungen, Intrigen zu Hofe und listigen Täuschungen unter Kontrolle zu halten. Doch während Mozart auch in Armut ein besonderes Werk nach dem anderen vollendet steigt in dem Konkurrenten der Plan den musikalischen Nebenbuhler mit seinem übergroßen Talent endgültig aus dem Weg zu räumen…

Milos Formans Oscar-gekröntes Biopic über Wolfgang Amadeus Mozart, die aus der Sichtweise seines musikalischen Mitbewerbers Antonio Salieri erzählt wird war ja seinerzeit ein wirtschaftlich mutiges Unterfangen, das auch fulminant funktioniert hat. Der Kostümfilm mit viel Musik ist trotz seiner Laufzeit von knapp drei Stunden auch ein recht kurzweiliges Werk mit viel Musik, dass sich der interessanten Beziehung der beiden Komponisten widmet, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Salieri mit Gottesfurcht und Disziplin komponiert, ist Mozart das kindisch anmutende Genie, dem jede Note bereits vorgegeben scheint. Dabei nimmt es der Streifen nach einem Theaterstück mitunter nicht ganz so genau mit den historischen Fakten, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Technisch ist der Streifen sehr hübsch ausgestattet und irritiert lediglich ein wenig mit dem Wiener Dialekt der deutschen Synchronisation, der in Kombination mit den amerikanischen Schauspielern manchmal etwas komisch anmutet. Ansonsten eine durchwegs positive Überraschung, die ich mir so nicht erwartet hätte und mit universellen Themen und viel Musik auch für Leutchen gedacht ist, die sich in ihrem täglichen Leben nicht mit klassischen Werken auseinandersetzen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Antworten